24.08.13 Wer dem Wind vertraut

Eine kräftige Bodenprobe am Bügelanker

Mittwoch
Wir sehen BODIL ,,,
Ursprünglich wollten wir den Tag vor Anker verbringen. Aber der Wetterbericht sagt für den Folgetag Schwachwind und Windstille vorher. Nur heute soll noch einmal Westwind geben, wenn auch nur mäßig stark. Nach dem Frühstück wehen tatsächlich geschätzte drei Beaufort aus Südwest und die ersten Wellen klopfen gegen den Rumpf. Vor die Wahl gestellt, einen Tag mit brauchbarem Wind zu verbummeln oder heute so weit wie möglich in Richtung Ziel zu segeln, fällt die Wahl nicht schwer. Wir setzen Groß und Besan und gehen Anker auf. Im Hørup Hav ist der Ankergrund reiner Ton und so kommt der Haken mit einer veritablen Bodenprobe hoch. Genug Material um eine römische Amphore zu formen. Aber uns steht  der Sinn nach segeln und nicht nach antiken Vorratsgefäßen. Also wird der graue Ton mühsam abgekratzt und mit zwanzig Pützen Wasser weggespült, während wir langsam zum Ausgang des Haffs segeln. 
Dort ist der Anker wieder klar, die Vorsegel werden vorgeheisst. Dicht bei sind einige moderne Jachten und zwei Jugendkutter. Die Jachten nutzen mehr oder minder diskret ihre Maschine, um höher an den Wind gehen zu können. Die Kutter kreuzen tapfer gegen den jetzt launischen und schwachen Wind. Wir versuchen es auch, geben aber nach einer Stunde auf. Schließlich sind es noch 30 Meilen bis Flensburg und bei 1,5 Knoten auf der Kreuz kann daraus eine Reise von zwei Tagen Dauer werden. Also stützen auch wir unseren Kurs ein wenig und werden nach ein paar Meilen mit einem Hauch Wind belohnt. Kaum verstummt die Maschine, schläft er wieder ein. BODIL kommt uns in großer Entfernung entgegen. Sie segelt in Richtung Kalkgrund. Schließlich schleichen wir tief in die Geltinger Bucht und hoffen eine Winddrehung zu erwischen wenn wir, dann von Süden kommend, wieder in die Flensburger Förde einlaufen. Das klappt tatsächlich.
Bei Kragesand verläßt uns das Glück schon wieder. Eine Strömung scheint uns in die Sonderburger Bucht zu schieben.  Irgendwann kriegen wir dann doch die Kurve. Nun ist schon Nachmittag und wir kreuzen langsam in Richtung Westen. 

... und ACTIV
Irgendwann kommt ACTIV von hinten auf - unter Maschine. Unser Ex-Kanzler hätte gesagt "weil es vernünftig ist". Doch unsere Vernunft heißt: Segeln. Während ACTIV bei Bockholm vor Anker geht, verlässt uns wieder einmal der Wind. Er dreht um Holnis und kommt uns nun aus Nordwest schwach entgegen. Mittlerweile sind wir zehn Stunden unterwegs. Als Segler musst du Opportunist sein, um dein Ziel zu erreichen. Unser Ziel heißt jetzt: Ankern vor Sonnenuntergang. Also Segel bergen und mit Maschine gegenan bis zum Ankerplatz in der Stranderød Bugt. Als der Anker ins Wasser fällt, verschwindet die Sonne hinter dem hohen Ufer. Im Logbuch steht später in der Rubrik "Besonderes": Der Wind war echt bescheiden. 
Dennoch war die Entscheidung, den Ankertag zu opfern, richtig. Denn der Donnerstag bringt absolute Windstille.