30.10.16 Abgesegelt

Morgen soll der Oktober 2016 seinen Spitzenplatz als der trübste seit Beginn der Wetterstatistik weiter festigen. Dabei sind jetzt eigentlich die schönsten Tage auf der Förde. Es ist noch nicht zu kalt, der Wind ist mäßig und sogar die Sonne scheint noch ein paar Stunden. Wessen Uhr heute, nach der nächtlichen Zeitumstellung, noch auf "Sommerzeit" tickt und früh aufbricht, kann bei Sonnenschein ablegen und bei noch hellem Sonnenlicht wieder zurück sein. So eine Chance werden wir in diesem Jahr nicht mehr bekommen. Also stellen wir die Uhr nicht um, verzichten auf die "geschenkte Stunde Schlaf" (sie macht den Unsinn der Zeitumstellung ohnehin nicht zu einem Geschenk) und segeln ein letztes Mal in diesem Jahr.
Das Wetter ist herbstlich-ruhig. Das Hoch mit dem Namen Quinn beschert Sonnenschein und schwachen Wind. Die Luft ist ein wenig dunstig, wie oft an sonnigen Herbsttagen. Die Ufer scheinen in dem weißen Licht zu schwimmen und die kleinen Wellen funkeln im Glanz der niedrig stehende Sonne. Am Morgen ist es im Flensburger Hafen noch leise. Doch auf der Förde ist es mittags richtig still. Nur von ferne klingen Kirchenglocken. Morgen ist Reformationstag.


Im Gegensatz zu uns hat der Wind beschlossen, eine Stunde länger zu schlafen. Wir warten bis er aufwacht und freuen uns über erste Katzenpfötchen auf dem spiegelglatten Wasser. Doch bald schon füllt der Wind die Segel und verwöhnt uns mit einer freundlichen Brise. "Einmal noch nach Bombay" sang einst Hans Albers. Wir kommen heute noch nach Sönderhav bei den Ochseninseln.


P.S. Leider konnten wir gestern ein kleines Video nicht zum Laufen bringen; Blogger kann kein AVI Format verarbeiten. Aber Facebook wohl. Wer also den Standfotos ein wenig Leben einhauchen möchte, sollte einfach auch mal hier reinschnuppern. Und zur Entschädigung für enttäuschte Leser haben wir hier jetzt die Fotos eingefügt.
Nochmals, herzliches Bedauern und schauen Sie bald wieder mal vorbei!

28.10.16 Termine, Termine!

Die Seite "Terminübersicht 2016" zeigt neue Veranstaltungen des Flensburger Schifffahrtsmuseums im November 2016.
Einfach mal reinschauen!

27.10.16 Winterfest

Die Hütte der Lüttfischer ist ideal, um an kleinen Booten
zu arbeiten. Hier wird BIBO, das Beiboot der BODIL aufge-
arbeitet. Rechts und links trocknen derweil die Rettungs-
westen der Kleinen.
Die Buttjolle MINNA ROEDER auf ihrer letzen Reise in
diesem Jahr. Auf der Ostseite des Hafens wartet der Kran
Bis jetzt konnte man den nahenden Winter ignorieren. stiegen die Tagestemperatur zu Beginn des Monats noch noch über 20°C, freuen wir uns jetzt bereits über die Hälfte und bald werden die ersten Nachtfröste das Bohlwerk morgens mit Raureif überzogen haben. Wir hatten es ja geahnt: Der nächste Winter kommt bestimmt und nun wird es langsam Zeit, die Boote darauf vorzubereiten.
Die größeren bleiben ganzjährig im Wasser, die kleineren kommen an Land. So auch die Lüttfischer aus dem Museumshafen. Direkt beim Bohlwerk gibt es an Land keinen Winterplatz für die alten Fischerboote, geschweige denn einen Schuppen, der genügend groß ist und in dem auch im Winter gearbeitet werden kann. Wer keinen Bootsanhänger für den PKW sein eigen nennt, muss an die Steinpier verholen und seinen schwimmenden Untersatz von einem Kran auf den LKW heben lassen, der ihn zu seinem Winterlager fährt.
Auf FULVIA wird die Feuchtigkeit mit Wärme bekämpft.
Der Brennholz-Vorrat wird bald schrumpfen.
GRETA unter ihrer Winterplane

Alle Boote über etwa zehn Meter Rumpflänge bleiben hierzulande auch während des kalten Monate im Wasser. Das bedeutet lange Wochen mit viel Regen oder Schnee auf dem Deck. Darunter schlägt sich die feuchte Raumluft an den kalten Deckplanken nieder und die gemütliche Koje mutiert zur klammen Tropfsteinhöhle. Kein Wunder, dass Heizen und Lüften die Strategie der Wahl ist, wenn es um das Überwintern geht.   Wer nicht gerade an einem
Schwimmsteg oder Ponton festgemacht hat, sollte sich Gedanke darüber machen, wie das Boot bei hohen und niedrigen Wasserständen sicher betreten werden kann. Das Verlassen ist mindestens ebenso wichtig. Vor ein par Jahren blieben wir in der Neujahrsnacht an Bord. Während wier schliefen sank der Wasserstand sehr tief,
PIROLA bekommt zumindest einen Schutz für die Segel.
Sie wird oft auch im Winter gesegelt.
wir konnten das eisglatte Bohlwerk nicht mehr erreichen. Erst ein zufällig am Neujahrsnachmittag vorbeikommender Nachbar befreite uns aus der misslichen Lage.

WIEBKE BOHLEN ist auch beim Lüften  no-go-area für Ratten.
Noch einmal segeln, dann kommt auch ihre Winterplane drauf.
Eine Plane über dem Deck kann das Boot wirkungsvoll schützen - wenn die Zeltflächen steil genug sind. Flache Planen haben sich in der Praxis nicht bewährt, weil das Wasser nicht abläuft bzw. der Schnee darauf liegen bleibt. Planen dürfen auch keine Pfützen möglich machen. Das Regen- oder Schmelzwasser darin wird bei Frost gefrieren und Eis ist erheblich schwerer als Schnee. Sicherheitshalber sollte die Konstruktion deshalb auf der gesamten Fläche für eine massive Eislast vorbereitet sein. Es macht nämlich überhaupt keinen Spaß nach einer Frostnacht das Gewicht von der Plane zu bekommen. Eine Pfütze von etwa einem Meter Länge und 20 cm Breite und Tiefe wiegt schon 40 Kilo. Gut konstruiert, hält ein Planenzelt das Deck weitgehend trocken und schafft ein zusätzliches isolierendes Luftpolster.

Doch wie könnte es anders sein: Nichts ist vollkommen. Deshalb wird auch die beste Plane auf ihrer Unterseite von Schwitzwasser nass. Es wird von der Plane ablaufen, wenn sie steil genug ist und am Rand abtropfen. Es ist sinnvoll, das Wasser außerhalb der Deckfläche abtropfen zu lassen. Wer noch mehr tun will um dauerhaft Freude an seiner Plane zu haben, sollte sie sorgfältig spannen und zumindest anfangs sorgfältig auf guten Sitz kontrollieren.

Überflüssig zu erwähnen, dass der Schutz gegen Regen, Frost und Schnee nur ein Teil der Vorbereitung für den Winter ist. Lüften ist ebenfalls sehr wichtig, um die Räume unter Deck trocken zu halten. Auf WIEBKE BOHLEN wird unliebsamer Besuch von Nagetieren mit Lochblechen vor den "Bullaugen" abgewehrt. Die Ratten, während des Jahres schon ein großes Problem, werden ziemlich agressiv sobald Bens Fischbrötchenhütte als Nahrungsquelle ausfällt. Die Bleche haben sich auch bei Schlagregen bewährt, sodass kein Tropfen nach innen gelangt. Die Lüftung ist recht wirkungsvoll, denn sie lassen Luft auf weit mehr als der Hälfte der lichten Fläche frei hinein und hinaus strömen.

24.10.16 Goldener Oktober

BODIL hängt die Wäsche auf.
Das braune Topsegel und der weiße Klüver sollen wieder in die Segellast - trocken, versteht sich









Heute trug der Oktober sein beliebtes Beiwort "golden" zu Recht. Schon vor Sonnenaufgang verspricht der wolkenlose Himmel einen freundlichen Herbsttag. Kein Morgennebel verschluckt das Tageslicht wie in den letzten Tagen. Dazu weht eine schwache Brise aus Ost. Das Bohlwerk und die Schiffe nass vom Tau, lassen ebenfalls einen sonnigen Tag erwarten. Wer kann, bereitet sein Schiff auf den nahenden Winter vor. Heute sind Idealbedingungen um die Segel zu trocknen. In den letzten Tagen hat der Dauerregen die Segel mit Wasser gesättigt. Wer kann, nutzt das ideale Wetter, um das teure Tuch vorm Einwintern komplett trocken zu bekommen. 
Viel mehr kann man trotz des schönen Wetters nicht mehr machen, um seinem Schiff über den Winter zu helfen. Wer dennoch sein Pensum nicht ganz abgearbeitet hat, verbringt den Vormittag damit, den Arbeitsplatz im Freien zu trocknen. Mittags kann ein bisschen geschliffen werden. Malen wird zum Wettlauf gegen die Zeit. Am frühen Nachmittag sollte der Pinsel wieder gut versorgt unter Deck sein.
Wer jetzt noch nicht fertig geworden ist: Morgen soll die Sonne acht Stunden lang scheinen. An den Folgetagen wird sie sich rar machen und der Wind wird zunehmen, verrät der Wetterfrosch.

17.10.16 Angepasst

Die neuen Festmacherdalben im Museumshafen sind heute vermutlich endgültig fertiggestellt worden. Ähnlich den traditionellen weißen Mastspitzen der alten Segler,  bekamen sie als krönenden Abschluß eine weiße Mütze aufgesetzt. Das Ende einer langen Aktion.

Eigentlich stellt man sich das ja ganz einfach vor: Neue Dalben einrammen, alte Dalben rausziehen. Das kann man auch gerne zeitlich etwas strecken, über einen Monat und mindestens drei Projektstufen hinweg. Klingt fast nach Elbphilharmanie oder Stuttgart 2000.
Hoffentlich wird es nicht auch so teuer. Zudem die "Neuen" genau so einfühlsam ihrer Umgebung angepasst sind.


PIROLAs Masttoppen
Vor mehr als einem Monat wurde neben einige der hölzernen Dalben auf der Wasserseite  jeweils ein rostiges Stahlrohr in den schlammigen Hafengrund gerammt. Daraufhin entschwand die schwimmende Pfahlramme und hinterließ außer den rostigen Rohren auch noch ein paar Fragen. Einige Wochen später kamen die Arbeiter zurück und befestigten Fanghaken für die Festmacherleinen an den Rohren. Als wir gestern von einer dreiwöchigen Abwesenheit wieder unseren Liegeplatz anliefen, waren tatsächlich schon die alten Holzpfähle gezogen! Heute kam dann der vorläufige Abschluss des komplexen Tauschmanövers: Die neu montierten Fanghaken wurden wieder entfernt, die Stahlrohre bekamen einen schwarzen Überzieher aus Kunststoff und die Fanghaken wurden wieder angebracht.

 
Tempi passati: Emma Polly Poller
Nun hat die Moderne den musealen Teil des Flensburger Hafens erreicht. Wohin die vertrauten grün-verspakten massiven Holzstämme aus Douglasie auf deren vermoderten Köpfen Grasbüschel sprießen und Enten ihren Nachwuchs brüten? Dahin, alle dahin. Verdrängt von kruder Zweckmässigkeit. Das Herz des Betrachters kann sich nicht mehr an der possierlichen Brutpflege wärmen. Doch immerhin bekamen die utilitären Festmacher ein neckisches weißes Mützchen aufgesetzt, auf dass kein landender Vogel ins endlos tiefe dunkle Rohr stürze.
 
Dalben als Design-Zitat. "Das formale Echo  schlanker Holzmasten als gestalterische Grenzziehung am Rand der Ferne" oder so ähnlich. Irgend etwas wird man sich schließlich dabei gedacht haben. Nehmen wir mal an.

17.10.16 Wieder zurück

Der Rumpf ist komplett mit V4A-Holzschrauben verbunden:
Der Bauherr und erste Eigner in Norwegen war Importeur
von Edelstahl- Verbindungselementen. Hier wird ein Holz-
stopfen eingesetzt, der das Bohrloch verschließt.
Die Plankennähte sind sehr eng gebaut, dennoch werden
sie traditionell kalfatert und anschließend versiegelt.
Leider nicht zur Apfelfahrt, doch besser spät als nie, ist WIEBKE BOHLEN zurück von der Werft und hat am Bohlwerk festgemacht. Noch etwas schmuddelig, mit Sperrholzplatten an Deck. Die sollten die Teakplanken während der Weftzeit schützen. Unter Deck sieht es schon wieder etwas zivilisierter aus als während der letzten zwei Wochen, als Werkzeuge, Farben, Pinsel, Vorräte, in einem geordenten Chaos auf dem Boden, der Back und allen möglichen und unmöglichen Plätzen wie hingespuckt herumlagen.


Zum guten Schluss wird die Planke bündig zum Rumpf
abgerichtet.
Jetzt muss nur ein Teil der Inneneinrichtung wieder montiert werden. Sie waren den Arbeiten am Rumpf im Wege. Die Bolzen der Püttinge beispielsweise können nur von innen gelöst werden. Glücklicherweise wurde die Inneneinrichtung schon so entworfen, dass diese Muttern einfach zu erreichen sind. Außer in der Pantry. Da gibt es einen Schrank, der für diesen Zweck einfach komplett ausgebaut werden kann. Er liegt noch im Vorschiff.



Es bleibt Zeit für einen Blick in die Runde; vor unserer
Baustelle wird ein hölzener Fischkutter verlängert und
mit einem Spiegelheck versehen. Das macht die Arbeit
an Deck leichter. Und das bei einer um über 80 Prozent
reduzierten Fangquote (für Dänemark)!
Aber der neue Scheergang sitzt wie angegossen und die Bootsbauer sind - berechtigt - stolz wie Bolle. Wie vom Holzhändler versprochen, ist das Lerchenholz ganz hell, fein gemasert, astfrei. Doch alles hat seinen Preis. Das Kapitel Plankenreparatur können wir erst abschließen, wenn die noch originale vordere Planke im Scheergang ebenfalls bis aufs rohe Holz geschliffen und lackiert ist. Außerdem müssen Scheuerleisten teilweise neu angebracht und gemalt werden.



Den letzten beißen die Hunde, sagt man. Uns beisst diesmal der Wetterfrosch.
Während der Werftzeit hatten die Bootsbauer absoluten Vorrang, wir passten uns an und arbeiteten dort, wo es den Ablauf nicht störte. Das ist wohl typisch für Arbeiten an einem Boot. Die Wegezeiten sind erheblich. Mal muss von innen, mal von außen gearbeitet werden, mal in der Werkstatt, mal am Boot. Wir sind täglich ein paar dutzende Mal die vier Meter lange Leiter rauf- und wieder runtergeklettert und auf schwankenden Planken in luftiger Höhe um den Rumpf herumgelaufen. Aber dennoch sind wir nicht komplett fertig geworden. Das Wetter war einfach zu schlecht. Nun hoffen wir auf "ein paar südlichere Tage", um mit dem Boot wetterfest in den Winter zu gehen. Und last, but not least, vorher auch noch zu segeln.



Goldener Oktober, doch nicht in diesem Jahr. Die letzten Tage waren regnerisch, zum Teil wehten stürmische Böen über die Fördelandschaft. Als wir heute morgen die Werft verließen (die Helling wurde für den nächsten Auftrag benötigt) war es windig, diesig und feucht.  Dennoch verspricht der Wetterfrosch unverdrossen für morgen Vormittag "meist sonnig". Wir werden sehen.

12.10.16 Schöne Technik

Die Bandsäge ist die Werkzeugmaschine der Bootsbauer schlechthin. Schon von weitem hört man sie "singen". Während sie sich durch dicke Planken frisst und alte Eichen in Sägespäne verwandelt bringt jeder Zahn ihr endloses Band zum Schwingen und erzeugt dabei das typische Geräusch der Holzwerft. Ihr Klang ist weich und melodisch und nicht zu verwechseln mit dem grellen Kreischen der Kreissäge, ihrer jüngeren Schwester. Wenn die traditionellen Holzwerften ihre Arbeit einstellen, wird auch ihr Gesang verstummen. Auch ein anderes Geräusch wird dann nicht mehr zu hören sein. Es entsteht, wenn die hunderte Sägezähne geschärft werden, was regelmäßig notwendig wird. Noch vor sechzig Jahren wurde das Schärfen Lehrlingen aufgetragen. Sie saßen dann Stunden- und Tagelang mit einer Feile in der Hand und gaben jedem Zahn scharfe Kanten in der vorgegebenen Form. Die Wirkung dieser monotonen Tätigkeit auf junge Seelen lässt sich mit der Rezitation der ersten Zeilen von Rilkes Cornet vergleichen: "Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag". Damals ging ein Lehrling mit 80 DM im Monat nach Hause. Heute werden die "Azubis" vermutlich für so etwas nicht mehr eingesetzt. Ihre Zeit wäre zu teuer. An ihre Stelle trat die Feilmaschine. Auf der Werft von Chr. Johnsson ist tatsächlich noch ein museales Exemplar im Einsatz. Das musss man einfach mal gesehen haben!


P.S.: WIr hätten gerne die Maschine in Arbeit gezeigt, aber dem Titel zum Trotz gibt es auch eine weniger schöne Technik, bei der zwei Anbieter von Standardprogrammen das Datenformat des Anderen nicht verarbeiten können (oder wollen?) Also gibt es hier nur ein Standbild der Vorrichtung. Dahinter verbirgt sich ein Link auf das Video. Also einfach auf das Bild klicken!


Vorrichtung zum Schärfen eines Sägebandes. Die Dreikantfeile bewegt sich horizontal, nach ein paar Bewegungen wird der Feilschlitten zurückgezogen und das Sägeband um einen Zahn nach unten bewegt. Dann beginnt der nächste Durchgang.

12.10.16 Grüße aus Fernost

Heute traf wieder einmal eine Mail von Uwe Grünberg ein, der einst das Flunderboot FZ 110 FORTUNA aus Flensburg nach Bodstedt entführte und ihm zu einem neuen Leben verhalf. Uwe schreibt:
"es gibt ein kurzes Video von Volker Gries, von der 23. Althäger Fischerregatta (Althagen = Ortsteil von Ahrenshoop). Dort ist "Fortuna" als zuerst startendes Boot auf Halbwindkurs zu sehen.
Der Hafen selbst liegt sehr geschützt. Draußen auf dem Bodden war indessen Wind 6 mit Böen 7-8. Im Laufe der Regatta baute sich eine ziemliche Welle auf. Die Entscheidung, noch vor der ersten Kreuz die Segelfläche zu reduzieren, hat sich als richtig bewiesen. Zuerst wurde der Klüver herunter genommen. Daraufhin wurde das Boot jedoch stark luvgierig, so dass er wieder gesetzt und stattdessen der Besan geborgen wurde. Danach lag "Fortuna" wieder gut im Ruder. Auch mit nur drei Segeln (Klüver, Fock, Groß) stand das Wasser bei den starken Böen mehrfach an der Süllkante oder schwappte über. Während der Regatta kollidierten zwei Fahrzeuge. Ein Boot sank, nachdem es kurz hintereinander zwei Wellen von achtern eingeschenkt bekam..."
Dazu sandte er den Link auf das Youtube Video:



Video: Volker Gries in Youtube


Ist es nicht herrlich anzusehen, wie lebhaft die Zeesen und das Flunderboot  losstürmen? Nun, ja, Böen von sieben bis acht Beaufort Windstärke sind ja auch nicht wenig. Wieviel das ist, können wir eventuell schon übermorgen herausfinden. Der Wetterbericht für die Apfelfahrt am kommenden Freitag kündigt Ostwind von fünf mit Böen von acht Beaufort an. Dabei soll es trocken und heiter bis wolkig sein. Wir werden sehen.

11.10.16 Gut gekocht

Hier soll die neue Planke hin.
Noch stehen Schraubenköpfe vor. Sie werden vor der Montage
entfernt. Die Kissen in den Spantenfächern sollen verhindern,
dass Schmutz in den Rumpf fällt.
Die heiße Planke soll auf die oberste, noch montierte
Planke angeschlgen werden.
Gestern schien endlich wieder einmal die Sonne und der böige Wind hatte nachgelassen. Sogar die Temperatur war erträglich. Beste Voraussetzug, um die Lackierung im Wasserpass der WIEBKE BOHLEN auszubessern. Allerdings wird daraus nichts, denn das Boot muss kurzzeitig wieder ins Wasser, weil ein Fischkutter den Platz der M/S LAERKE einnehmen soll. Als WIEBKE BOHLEN nach dem Stühlerücken wieder auf ihrem Platz steht, ist der Feierabend nicht mehr weit und der Sonnenschein ist einem milden Nieselregen gewichen. Aber, so erfahren wir, morgen wird die neue Planke "gekocht" und vorgebogen.

Heute morgen. Der Himmel ist bedeckt, aber es ist trocken. Der Wind weht mäßig aus Nordost. "Man sollte die Außenheizung anstellen", meint ein Arbeiter, als wir auf der Werft ankommen. Das wäre nicht schlecht, denn das Thermometer zeigt nur sieben Grad. Doch heute kann man auch bei der Arbeit warm werden.
Jetzt schnell die Schraubzwingen aufgesetzt. Pro Spant
je eine. Die grüne Folie verhindert, dass Regen in den
Rumpf dringt.
Wie in einem Dampfkochtopf wird die über sieben Meter lange Planke in einer langen Kiste auf einhundert Grad erhitzt. Erst dann kann sie an den Rumpf gebogen werden. Das dauert etwa zwei Stunden: eine um das Wasser zu erhitzen und eine weitere, um die Planke durchzukochen.
Dann geht alles ganz schnell. Auf dem Gerüst warten schon zwei Mann mit mehreren Schraubzwingen. Die dampfend heiße Planke wird von zwei weiteren Männern aus der Dampfkiste gezogen, im Dauerlauf zum Boot getragen und zum Gerüst heraufgereicht. Da muss jeder Handgriff sitzen, denn die Planke brennt in den Händen. Sie ist schwer und schwankt wie eine lange Feder. Rasch wird sie von den oben Wartenden angenommen, während ihre Kollegen schnell auf das Gerüst klettern, um mit ihnen gemeinsam das heiße Brett an den Rumpf zu drücken. Rasch werden die Schraubzwingen aufgesetzt. Geschafft! In dieser Position soll die Planke jetzt auskühlen. Danach hat sie annähernd ihre endgültige Form.

Währenddessen ist der Wasserpass wieder weiß gemalt. Das Wort "Lackierung" wäre heute etwas hoch gestapelt. Es ist aber auch nur die erste von zwei Lagen. Die folgende Malerei soll aufgebracht werden, wenn das Boot wieder im Wasser schwimmt.
Jetzt kann es noch einmal gereinigt werden. Das bedeutet Staubsaugen, denn in allen Ecken und Winkeln haben sich Sägespäne angesammelt. Keine Ahnung, wo die alle herkommen, denn Staubsaugen ist mittlerweile tägliche Routine geworden.

Kaum sind wir damit fertig, fällt ein leichter Landregen von der Sorte, die älteren englischen Ladies zu ihrer glatten Haut verhilft. Bei uns vertieft er heute die Stirnfalten.
Das war's. Wir packen zusammen.

10.10.16 Werftzeit

Ein Vorteil von Booten aus Holz ist, dass sie weder rosten noch Osmose bekommen. Zudem sehen sie einfach umwerfend schön aus. Vor der Helling der Werft in Egernsund wartet ein kleines Beltboot gut geschützt an langen Leinen auf das Ende des steifen Nordostwindes, der das Wasser im Nybøl Nor zu kabbeligen Wellen aufpeitscht.
Auf dem großen Slipwagen liegt der Kutter M/S LAERKE aus Egernsund und lässt sich oben und untenrum neu anmalen.
MS LAERKE
Auf dem Platz neben der Helling wartet ANTILOPE seit Mai auf einige neue Spanten und Planken. Der Zweimaster wurde 1925 gebaut und wie das bei sehr alten Schiffen so ist bergen Reparaturen manchmal große Überraschungen. Der neue Eigner aus Island wird das wohl bestätigen können. Wie dichtete Friedrich Schiller "Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich nicht eine bess're findet" oder so ähnlich.
ANTILOPE
Die Plankenmasse sind je Spant in einer Art Polardiagramm
notiert und können mit einem Innentaster übernommen
werden.
WIEBKE BOHLEN  ist mit weniger Aufwand zufrieden. Aber auch der ist groß genug. Der hintere Teil vom Schergang, das ist die oberste Planke, soll auf Steuerbord erneuert werden. Das Holz ist bei der Colin Archer Kreuzeryacht klar lackiert. Schon längst hätte sie wieder im Wasser sein sollen. Aber die Beschaffung der nordischen Kiefer zog sich hin. Zu wenig Nachfrage, deshalb ist keine fein gemaserte und gut gelagerte Planke zu bekommen. Glücklicherweies gibt es Lärche aus Dänemark von einer besonders hellen Sorte. Die wird gut zum klar lackierten Schergang vorne passen. Der ist ja nach wie vor aus Kiefer.

Wie schon früher berichtet, wird für Schiffbau geeignetes Holz langsam zum Engpass. Ganz nebenbei erzählte ein Bootsbauer, dass auch nicht mehr alle Sorten der speziellen Bootbaunägel zu bekommen sind!


Die neue Planke der WIEBKE BOHLEN. Noch mit Aufmaß
zugeschnitten, wartet sie darauf, "gekocht" zu werden.
Wir demontieren alles, was der Reparatur im Wege ist: Scheuerleisten, Wanten, Püttinge, Namenschilder, Innenausbauten, Ladegerät..., legen Laufbretter aufs Deck.
Mittlerweile hat ein LKW die über sieben Meter lange neue Planke gebracht und vor der Werfthalle abgelegt. Dort, wo sie am Rumpf hin soll, liegt mittlerweile ein Haufen kleiner Holzstücke. Das war die defekte Planke. Ihre Reste landen im Abfallcontainer. Trotz großer Sorgfalt fallen viele Späne ins Boot; der Staubsauger wird zum wichtigsten Gerät an Bord. Im Rumpf klafft jetzt eine sieben Meter lange und bis zu 25 cm breite Öffnung. Die wird über Nacht mit einer Folie notdürftig gesichert.

In der Nacht pfeift ein kräftiger Sturm mit schweren Schauerböen über das Nybøl Nor. Das Regenwasser drückt durch die provisorische Abdeckung und füllt die Bilge. Morgens springen die Lenzpumpen an. Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass unser Boot die Nacht "hoch und trocken" überstanden hat. 




Inzwischen wurde die neue rohe Planke auf die notwendige Dicke gehobelt. Das sind in unserem Fall beachtliche 42 mm. Stehende Ringe, fein gemasert, keine Äste. Jetzt können die Spantenabstände markiert und auf das neue Holz übertragen werden. Eine Schablone aus dünnem Holz mit im Spantabstand aufgenagelten Leisten kopiert die Form. Die Enden der Leisten markieren Punkte für die Kontur der Planke. Sie ist wellig gebogen, weil der Rumpf dreidimensional gekrümmt ist. Jetzt wird die Kontur auf die rohe Planke übertragen. Da sie mehr als doppelt so breit ist, kann der günstigste Verlauf der Maserung ausgesucht werden. Sobald die Kontur an der gewünschten Stelle markiert ist, wird die neue Planke auf der Bandsäge ausgeschnitten. Nun liegt sie da und wartet darauf, gekocht zu werden.
Wir nutzen die Zeit, um das Freibord zu schleifen, während die Werft noch ein paar Arbeiten erledigt. Das Wetter ist kühl und der Wind ist jetzt unser ständiger Begleiter. Am Sonntag wollen wir den Decklack auftragen. Da beginnt es zu regnen. "Nimm' doch Wasserfarbe" rät ein mitfühlender Besucher. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

07.10.16 Wenn ...


Also, eins vorneweg: Schlauchboote und Traditionsschiffe - die beiden passen prima zusammen. Schließlich sind Boote mit aufblasbaren Schwimmkörpern schon von einem steinzeitlichen Stamm bekannt, und vor 150 Jahren wurde der Atlantik mit einem Schlauchboot überquert. Sie sind ja auch einfach praktisch. Zum Beispiel entfällt das Schleifen und Lackieren, das Beibooten aus Holz zu ihrem nostalgischen Charme verhilft. Weswegen diese ihre Tage meist an Davits hängend oder auf dem Deck liegend verbringen. Wenn aber ein schwimmender Untersatz vonnöten ist, nutzen Schiffer oder sin Fru lieber die aufblasbare Alternative. Besonders, wenn der schwimmende Untersatz schon längsseits liegt. Und wenn er startklar ist.


Ist das ein Geschenk oder kann das weg?

Ohne Frage

Ohne Seepocken

03.10.16 Yachtzentrum eröfnnet

NORNA, 6mR Yacht von Johan Anker
Heute um 10.00 Uhr öffnete  das jüngste Zentrum für Yachtgeschichte seine Pforten für die Öffentlichkeit. Das Robbe & Berking Yachting Heritage Centre lud zum Kennenlernen ein, und  wir waren nicht die Einzigen dort.

Das Gebäude passt zur unspektakulär wirkenden Umgebung von alten Silos und Lagerhäusern am Harniskai. Postmodern, eine Architektur,  von der Wikipedia schreibt, dass sie Tradition nicht als etwas sieht, das überwunden werden muss, sondern als eine Sammlung von Möglichkeiten. Das könnte zum Thema des Zentrums passen.


Zahlreiche Besucher warten bereits mit uns, als die Glastüren geöffnet werden. Wir betreten das Foyer. In seiner Mitte eine klassische Yacht mit royaler
IMY IDUNA
Gemälse: Hans Bohrdt
Geschichte: NORNA, die 1927 für den norwegischen König Olav gebaute 6 mR-Yacht, 12m Meter lang und von Johan Anker entworfen: eine perfekte Symbiose von Funktion und Ästhetik.
Sie ist das Zentrum der Ausstellung mit dem Titel "Royal Yachting".  In gebührendem Abstand sehen wir an Wänden und in Vitrinen, historische Gemälde, Yachtrisse und Yachtmodelle. Beachtenswert fanden wir die Gemälde von Hans Bohrdt, den Kaiser Wilhelm II besonders schätzte. "Die Exponate, allesamt Zeugen ihrer Zeit, vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute und damit mit einem der
faszinierendsten Kapitel der Europäischen Yachtsportgeschichte. Leihgaben vieler Europäischer Königsfamilien, königlicher Yachtclubs aus ganz Europa, befreundeter Museen und privater Sammler wurden hier zusammengeführt. Viele der Exponate aus diesem goldenen Zeitalter des Yachtsports sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen", erzählt die Presseinformation.

Der große Raum - insgesamt sollen es 1500 qm sein - wird im ersten Obergeschoß von einer umlaufenden Galerie gesäumt. Hier ist eine der
international bedeutendsten Sammlungen an antiquarischer Yachtsportliteratur untergebracht. Den Kern der Bibliothek bildet die Christmann Sammlung
Insgesamt sind hier etwa 8500 Bände zusammengeführt, einschließlich dem eigenen Bestand der Yachtwerft Robbe & Berking Classics und Schenkungen.
Wer Literatur zu einem bestimmten Thema sucht, kann sich auch direkt im Bestandsregister erkundigen. Wir haben es versucht, sind fündig geworden und werden wohl noch öfter darin stöbern.

Auf der anderen Seite der Galerie hat der Lieblingsitaliener vieler Flensburger hoffentlich endlich einen dauerhaften Platz gefunden, für den Sommer sogar mit Sonnenterasse.

Wer sich über das Robbe & Berking Yachting Heritage Centre informieren möchte: einfach HIER klicken.