Das Bürgerforum "Hafenquartier" veranstaltete heute,
wie angekündigt, ein Nachbarschaftsfest in der Norderstraße. Schon am frühen Morgen sind die Aktivisten auf den Beinen, schleppen Tische und Bänke auf die Bürgersteige, bereiten Kaffeetafeln vor und installieren Kocher für Tee- und Kaffewasser. Verlängerungsleitungen schlängeln sich auf dem Boden und im Ko-Labor stehen Tüten mit Brötchen bereit, gespendet von der ansässigen Bäckerei neben der Dänischen Bibliothek. Der Morgen ist noch dunstig, aber schon tasten die ersten Sonnenstrahlen über die Giebel der alten Häuser am Hang zum Schlossberg. Mancher vertraut auf Petrus' Wohlwollen,
andere haben Gartenschirme und Plastikplanen parat, falls es regnet. Wer Glück hat, kann seinen Tisch im überdachten Torweg zu einem der zahlreichen Kaufmannshöfe aufstellen. Ohne lange Planung kommen Nachbarn hinzu und steuern bei, was sie mitgebracht haben: Bestecke, Tassen, Aufschnitt, Marmelade, knusprige Knäckebrote mit Körnern. Bald ist der Tisch zu
klein, da kommt noch eine extravagante Rarität aus Hürup (in Angeln,
nahe Flensburg) dazu. Kaum zu glauben, aber es sind frisch gepflückte
reife Feigen, saftig, fruchtig und sehr lecker. "Wo hast du denn die
her?" kommt gleich die erstaunte Frage. "Die wachsen am Haus meines
Vaters" erfahren wir. Schon beginnt ein Gespräch über ungewöhnliche
Orte, an denen unvermutete Pflanzen wachsen und als das Thema erschöpft
ist, geht das Gespräch dennoch weiter. Ein paar Meter rntfernt erklingen
irische Weisen, auf einer Drehleier gespielt. Von weiter weg
mischen
sich andere Klänge dazu. Bald kommen die ersten Neugierigen, was denn
hier los sei? fragen sie, vielleicht ein Straßenfest? Ein altes Paar
erzählt dass es im Quartier aufgewachsen ist. "Da hinten habe ich mein
Geschäft gehabt" erfahren wir und auch, wie sehr sich die Zeiten
geändert haben. "Aber die Norderstraße ist sich gleich geblieben",
stellen beide fest. Sie würden - jetzt im Umland wohnend - jederzeit
wieder hier wohnen wollen.
Das Sonnenlicht erlischt auf den den Giebeln und der Himmel wird
dunkel. Feine Regentröpfen sprühen auf das Pflaster, Böen wirbeln Papier
auf und lassen Sonnenschirme flattern. Jetzt fallen dicke Tropfen,
höchste Zeit, Brötchen, Aufschnitt, kurzweg alles an einen trockenen Ort
zu schleppen. Nebenan wird ein Flohmarkt schnell in einem Laden
verstaut. Kaum sind Bücher, Puppen und alles was nicht nass werden darf
im Trockenen, schon glänzen die Giebel
wieder goldem im Sonnenlicht.
Also Kommando zurück, Tische Bänke und Stühle abwischen und neu
dekorieren. Das wiederholt sich heute noch ein paar mal.
Nun
kommen noch mehr Menschen in die Straße, drängen sich unter den
Spanndrähten mit den vielen Schuhen daran. An einigen Plätzen sitzen
Gruppen entspannt vertraut zusammen. Dazwischen wundern sich Passanten
"Ist das ein Volksfest?" Was wird denn hier geboten?" Die mitgebrachten
Milchtüte und das Paket Kaffe wird studiert. "Was kostet der Kaffe" -
"Was er ihnen wert ist" - "Ach". Der Kaffee bleibt unberührt.
Eine Familie kommt und schmiert dem Kind ein Brötchen. So war es gedacht und so soll es sein.
Hier
spielt eine junge Frau Guitarre und singt dazu mit klarer Stimme Songs
aus den "Siebzigern". Kindergruppen proben Hula-Hoop und jetzt machen auch
ältere mit. Dazwischen kommt Jule, vorsichtig auf ihrem grasgrünen
Motorrad steuernd. Mit knallroter Clownsnase kutschiert sie Kinder mit
großem gelben Schutzhelm auf dem Kopf über das Kopfsteinpflaster. Die
Straße ist heute für den regulären Autoverkehr gesperrt. Und tatsächlich
begehrt kaum ein Auto Durchfahrt und fast alle parkenden Wagen sind
verschwunden.
Kurze Umfrage unter den Besuchern der Straße.
Einstimmiges Ergebnis: Das sollten wir wieder machen! Nur von Nachbarn
für Nachbarn. Kompliment an die Organisatoren!
Das Hafenquartier hat noch viel vor und wird noch viel erreichen.