29.06.13 Tourismus und Kultur

Heute stand im Flensburger Tageblatt unter der Überschrift "Traditionsschiffe vorerst gerettet, Ramsauer gibt zwei Jahre Bestandsschutz", dass die Proteste einzelner Traditionsschiffer gegen die Auslegung der Sportseeschifferscheinverordnung durch die BG Verkehr (ex See-Berufsgenossenschaft) zu einem Moratorium von zwei Jahren führen soll. In dieser Zeit soll ein Expertengremium eingerichtet werden, das gemeinsam mit der BG Verkehr über die Zulassung von Traditionsschiffen entscheiden soll. Ob danach die jetzt durch die aktuelle Praxis gefährdeten Zulassungen verlängert werden, steht aber noch in den Sternen. Deswegen scheint zunächst einmal jeder Jubel verfrüht. Denn die Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen den Sachkennern auf der Traditionsschiff-Seite und der Exekutive sind nicht besonders gut. Schließlich hat es schon früher solche Gremien gegeben wie z.Bsp eine Historische Kommission. Nur konnte man sich nicht einigen, was schützenswert sein soll.  Und außerdem gibt es den Text der Sportseeschifferscheinverordnung, die dem Entscheidungsspielraum sehr eng begrenzt. Solange dieser Text nicht durch einen anderen, im Sinne der Protestanten geeigneteren ersetzt wird, kann sich nicht viel ändern, Expertengremium hin oder Kommission her. Es bleibt abzuwarten, wie die Sache ausgeht. 

In dem Artikel steht auch, dass Politiker im Land der Entscheidung des Ministers zustimmen. Hurra, könnte man jubeln, in Bayern weiss man um den Wert der traditioneller Seemannschaft und der Pflege des maritimen Erbes. Aber einen Satz weiter ist schon zu lesen, dass es hierum mitnichten geht. "Die Traditionsschifffahrt ist ein wichtiger Faktor für die touristische Attraktivität der Häfen an Nord- und Ostsee", wird ein Politiker der FDP zitiert. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Aspekt nicht an erster Stelle steht, wenn der politische Prozess in Gang gesetzt wird. Dem Druck realer oder vorgegebener wirtschaftlicher Interessen könnte kein Argument für den Schutz des kulturellen Erbes standhalten. Die Leidtragenden dieser Entwicklung wären Traditionsschiffer, die ernsthaft nach den bislang gültigen Bestimmungene ihre "historische Wasserfahrzeuge oder deren Nachbauten" bei "deren Restaurierung (Anm.: nicht Nachempfindung) und Betrieb entsprechend den Regeln und Fertigkeiten traditioneller Seemannschaft" einsetzen. 
Wohin eine solche Entwicklung führen kann, ist in allen Häfen der Ostsee zu besichtigen: Manche "Traditionsschiffe" aus Holland. Schön anzusehen wie Disneyland und luxuriös wie ein  segelnder Gasthof. 
Wer dann einen Ausflugsdampfer in Fahrt hält und alle Vorgaben der Personenschifffahrt erfüllt, ist gut beraten zwei Masten auf das Oberdeck zu setzen und ein paar Segel dran zu hängen. Das könnte die Betriebskosten beträchtlich senken.  

Einen Überblick über einen Teil der Hamburger Traditionsschiffsflotte bietet der Sender NDR auf seiner Internetseite.  

Falls es interssiert: Hier ist der Brief der Gemeinsamen Kommission für Historische Wasserfahrzeuge e.V. (GSHW, der Dachverband der Traditionsschiffe in Fahrt) an den Deutschen Bundestag vom 08.06.2013. Er hat vermutlich zu der Entscheidung über das Moratorium beigetragen. 

29.06.13 Größter Traditionssegler auf der Kieler Woche

GÖTHGEBORG 2005
beim Start zu einer Reise nach China
(Foto: Wikipedia)
Heute nimmt der Welt größter Traditionssegler aus Holz, die schwedische GÖTHEBORG, an der Parade der Kieler Woche teil. Der NDR zeigt auf seiner Internetseite eindrucksvolle Bilder und eine kurze Video-Sequenz über das mehr als 40 Meter lange Schiff , die Replik eines schwedischen Ostindienseglers.
Das historische Schiff wurde 1740 gebaut und sank 1745 nach seiner dritten Reise nach China im Hafen von Göteborg. Das Wrack wurde 1984 wieder entdeckt und in den Jahren 1995 bis 2003 nachgebaut. Die meiste Zeit wurde benötigt, um Fragen der Rekonstruktion zu klären.
Während das Schiff in seiner äußeren Erscheinung dem Original sehr ähnlich ist (Das Deck ist 10 cm höher, weil die Menschen heute größer sind), ist das Schiff innen mit modernen Einrichtungen versehen (Quelle: Wikipedia). 

Und hier ist  nun der Fernseh- Bericht im NDR über die Windjammerparade mit der GÖTHEBORG

27.06.13 Mit Dagmar zum Franz-Joseph-Land


Mittlerweile zeichnet sich die nächste Reise der DAGMAR AAEN unter der Führung von Arved Fuchs ab. Sie wird ihn, wie schon im Jahr 1991 zum Franz-Josef-Land führen, einer Inselgruppe zwischen Spitzbergen und dem Nordpol. DAGMAR AAEN war damals das erste westliche Schiff, dem ein Besuch erlaubt wurde. Damals entdeckte er auf der Wilczek Insel eine Flasche mit einer Originalnachricht einer Expedition die damals schon 118 Jahre zurücklag. Sie ist unter dem Namen Prayer-Weyprecht-Expedition oder auch TEGETTHOFF-Expedition bekannt, dem Namen des Forschungsschiffes. Die Nachricht wird mittlerweile im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven verwahrt. Ende des 19. Jahrhunderts trieb die Hoffnung, nördlich von Spitzbergen könne eisfreies Wasser neue Seewege eröffnen, Forscher und ihre Geldgeber an. Es gab eine Theorie vom eisfreien Nordpolarmeer, ihr sollte nachgegangen werden. Die Expedition  scheiterte jedoch, weil das Eis eine Weiterfahrt genau so unmöglich machte, wie eine Rückkehr zum Kontinent.

DAGMAR AAEN auf der Flensburger Förde (2012)
Was damals Hoffnung war, bereitet heute Sorge, weil sich das Eis aus diesem Gebiet nun schon seit Jahren zurückzieht, wie Arved Fuchs beispielsweise 2007 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtete. Über seine nächste Reise schreibt er mit Bezug auf die extrem schwierigen Eisverhältnisse bei seinem ersten Besuch in einer Presseinformation:
"Mittlerweile hat sich die Situation drastisch verändert. Nicht nur Franz-Josef-Land, sondern die gesamte Nordostpassage entlang der sibirischen Küste ist im Sommer nahezu eisfrei". Auf der Reise will er den extremen Rückgang des Eises dokumentieren und Eisdickenmessungen durchführen.
In Absprache mit der russischen Nationalparkverwaltung will er außerdem historische Punkte ansteuern, die heutzutage leichter zugänglich sind als zu Beginn der 90er Jahre. Es gibt noch immer zahlreiche Depots und Basislager, die bis heute nicht wiederentdeckt worden sind. Die historischen Stätten sollen mit Hilfe eines Mitarbeiters des Nationalparks dokumentiert werden.

Passend zu der Expedition strahlt der Fernsehsender 3SAT am 22.07.13 "Die Eisfalle/ Die arktische Odyssee der Tegetthoff" aus, eine Dokumetation über die Österreichisch-Ungarische Expedition Ende des vorletzten Jahrhunderts.

27.06.13 RYVARS Reise zum Sognefjord

Josdedalsbreen
(Foto: Wikipedia Commons)
In den Aktuellen Schiffsmeldungen haben wir die Stationen von RYVARs Reise zum Jodstedaalsbreen am Sognefjord, dem größten europäischen Festlandsgletscher verfolgt. Er hat mehrere Auslassgletscher, darunter der Bøyabreen, der sich nun schon seit einhundert Jahren zurückzieht.
Zehn Jugendliche aus acht Ländern in Afrika und Europa hatten sich mit Arbeiten über die Auswirkung der Klimaänderung als Teilnehmer der ICE-climate-education qualifiziert. Sie hatten folgende Themen zur Auswahl:
  • The present situation of people living in the Pacific threatened by the rising sea level
  • Effects of climate change on land degradation and desertification
  • The impact of global warming on the marine food web
Die Arbeiten - durchaus lesenswert - sind auf der Internetseite von Arved Fuchs nachzulesen. Sie können bei dem Porträtfoto eines jeden Teilnehmers aufgerufen werden.Was noch fehlte, waren Informationen über die eigentliche Reise. Diese können nun - ebenfalls auf der Internetseite von Arved Fuchs - nachgelesen werden. Hierbei stehen persönliche Eindrücke dieser besonderen Reise im Vordergrund.Mittlerweile sind alle wieder von Bergen aus zurück nach zu Hause abgeflogen.RYVAR ist braucht noch ein bisschen länger auf ihrem Weg nach Flensburg. Es ist 17:00 Uhr; soeben hat der alte Frachtsegler Egersund in Norwegen erreicht.

26.06.13 Flensburg macht Dampf

Freunde von Schmieröl, Kolben und Dampf können aufatmen. Nur noch 14 Tage sind es, bis im Flensburger Hafen und rund herum das zwanzigste "Dampf Rundum" startet. Ab dem 12 Juli treffen sich drei Tage lang dampfgetriebene Schiffe aller Größenklassen, Lokomotiven und Lokomobile. 
Das Flensburger Tageblatt informiert heute in dem Artikel "In 14 Tagen kommen die Dampfer" darüber, was es alles zu sehen gibt. 
Parallel zu dem Treffen der "Großen" kommen im Flensburger Schifffahrtsmuseum auch die Freunde der kleinen Welt der Modelle auf ihre Kosten. Wie bereits im letzten Jahr wird auch ein Marinehafen aus der Zeit von Willem zwo, Deutscher Kaiser vor 100 Jahren, zu sehen sein. 



Wer sich vorher schon einmal ein bisschen freuen möchte: Der Beitrag "Kaiseres kleine Welt" in den HAFENMELDUNGEN über die Modellausstellung im letzten Jahr steht immer noch in der Spitzengruppe der meist gelesenen.

26.06.13 Sommergästesegeln

Was gibt es Schöneres als mit einem alten, einem historischen Schiff aus dem Museumshafen für ein paar Stunden raus auf die Förde zu fahren, die Segel hochzuziehen und sich Wind und Wellen und - nicht ganz unwichtig - einer erfahrenen Schiffsführung zu überlassen? 

Hierfür bietet der Historische Hafen das Programm "Sommergästesegeln" an. Seit ein paar Jahren kommen anschließend zufriedene Gäste zurück von einem neuen Erlebnis, von dem Große und Bald-Auch-So-Große Seefahrer zuhause erzählen können.

Auch in diesem Jahr sind Fahrten abwechselnd BODIL, FULVIA af ANHOLT und PIROLA geplant. 
 
Anmeldungen über den Historischen HAFEN FLENSBURG sind für folgende Termine möglich:
 
Abfahrt: 14:00 im Museumshafen, oder direkt an der Schiffbrücke
Dauer:
ca. drei Stunden
Erkennungszeichen:

SGS-Flagge am Großmast











Preise:

Erwachsene: 29,- €
Kinder ab 12 J*.: 15 € 

Familienticket**: 69,- 
*Kinder unter 12 J. segeln umsonst mit 
**2 Erwachsene & 2 Kinder (ab 12 J.)
 
Termine:
(zur Buchung bitte hier anklicken)
 
 
 
 
 

25.06.13 Existenziell

So viel medialer Furor um Traditionsschiffe war schon lange nicht mehr, wie in diesen Tagen. 

Dunkle Wolken über Traditionsschiffen
(Foto: rho spuerbar)
Am 04.06.13 beginnt das Deutschlandradio mit einem Bericht "Traditionsseglern droht das Aus". Gestern folgen die Kieler Nachrichten-Online mit dem Aufmacher "Vielen Traditionsschiffen droht das Aus",
am 22.05. schreibt die Eckernförder Zeitung "Traditionsschiffe in stürmischer See" und das Flensburger Tageblatt titelt am 24.06.13, jedoch differenzierter: "Segler LOVIS/ Streit um historischen Wert der Traditionsschiffe". Emotionaler berichten am 25.06. die Stadtzeitung Lübeck "Traditionsschiffe tragen Trauer/ Wut im Museumshafen: Berufsgenossenschaft bremst Segler aus" und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) fragt "Wickeln Bürokraten Traditionsschifffahrt ab?"

Dem Tenor nach müssen wir fürchten, dass Veranstaltungen wie die Rum-Regatta Vergangenheit sind, weil die Traditionsschiffe nicht mehr segeln dürfen.
 
Diese und ähnliche Klage ist seit Einführung der Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe zu hören. Anfangs stand die Finanzierung der Maßnahmen im Mittelpunkt, mit denen die Anforderung an Sicherheit und Befähigung der Schiffe und Mannschaften gewährleistet werden sollen. Diese gehen z.T weit über das hinaus, was für den Betrieb von Sportschiffen gefordert wird. Heute ist dagegen die Anforderung an die Historizität der Schiffe Kern der Proteste. Während die frühen Klagen mit Geld für die Anschaffung von Geräten und Zeit für Ausbildung der Mannschaft zu heilen waren, geht die Auseinandersetzung heute an den Kern der Bedeutung "Traditionsschiff", das ja nicht einfach ein altes Schiff ist, oder ein altertümlich aussehendes Schiff nach Geschmack und Bedarf des Eigners.
In der Tat: Die entscheidenden Begriffe und ihre Anwendungen müssen interpretiert werden. Zum Beispiel die Frage "Was ist ein historisches Wasserfahrzeug"? Wer befindet über das "öffentliche, insbesondere kulturelle Interesse" an der Erhaltung und der öffentlichen Präsentation? Wer hat hierbei die Deutungshoheit?  
Unglücklicherweise mussten hierzu bereits Gerichte bemüht werden. An deren Spruch gibt es jetzt nichts mehr zu deuteln und die Traditionsschiffer müssen mit dem Ergebnis leben.

Hierbei geht es an die Substanz. Die meisten Schiffe sind von Privatleuten in der Freizeit mit eigenen Mitteln schwimmfähig gemacht worden. Viele schöne alte Schiffe konnten bei Beginn der Arbeiten nur "Wrack" genannt werden. Dies geschah meist in einer Zeit, als die Richtlinien noch nicht einmal angedacht waren. Als dann die ersten Interessenvertretungen der Traditionsschiffer gegründet wurden, hat kaum jemand daran gedacht, deren Aufgaben und Ergebnisse zu legitimieren. Schließlich war man bis dato ganz auf sich alleine gestellt und hatte im übrigen auch keine Zeit für abstrakte Überlegungen. Die Fragen der Betroffenen und die Notwendigkeit der Interessenvertreter, diejenigen zu überzeugen, in deren Namen sie sprachen kamen erst viel später. Es sind die Fragen, die jetzt auch noch in den Pressemitteilungen nachhallen. Aber lautstarker Auftritt in der Presse wird nicht zu befriedigenden Antworten führen. Auch keine Gerichtsverfahren. Die augenblickliche Situation kam schließlich erst dadurch zustande, dass ein Eigner, so scheint es, partout mit dem Kopf durch die Wand wollte
Übrig bleiben gescheiterte Träume und gekränkte Ideale. Mancher Traditionsschiffseigner ist nun zudem in einem Alter, das er keinen neuen Anfang mehr wagt. Für ihn ist das Problem existenziell.
Die Qualität eines Problems wird oft auch von der Quantität bestimmt. Deshalb lohnt ein Blick auf die Zahlen. Unter Deutscher Flagge fahren derzeit ungefähr 160 Traditionsschiffe. Von ihnen sind gegenwärtig 10 Prozent davon bedroht, dass ihre Zulassung als Traditionsschiff nicht verlängert wird. Bei allem Verständnis für die Sorge vor Präzedenzfällen: Vielleicht kann man auch mal über ein Regelwerk für Ausnahmen nachdenken. 
Dies und eine konstruktive Zusammenarbeit der Beteiligten und Betroffenen auf der Grundlage realistischer Erwartungen könnte zur Entspannung beitragen. Einen Versuch wäre es allemal wert.

P.S: Sollte der Eindruck einstanden sein, die Situation der Traditionsschiffer sei einmalig - sie ist es nicht. Ein Blick an Land fällt oft auf das sogenannte "H-Kennzeichen" alter Autos. Wer in für sein altes Auto weniger Steuern und ggfs. auch Versicherungen zahlen möchte, muss die Originalität im Detail nachweisen und kommt leichter zu einer Ausnahmegenehmigungen beim TÜV, wenn es beispielsweise um Bremsen und Beleuchtung geht.
Wer das nicht möchte, andere Motoren einbaut, aus Limousinen Cabriolets macht - egal wie professionell - verliert in der Regel seine Betriebserlaubnis und muss das gute Stück in der Garage lassen.
Für H-Kennzeichen wie für die Zulassung als Traditionsschiff gilt: Dieses Prädikat ist immer auch ein gutes Argument bei einem Verkauf.

24.06.13 RAGNA und die Gruft

RAGNA im Flensburger Hafen (Der Drachenkopf ist demontiert)
Wir haben immer wieder über RAGNA berichtet, dem Nachbau eines der drei Gokstadt-Boote. Nun ist es schon eine Weile aus Flensburg verschwunden. Wer wissen will wo das Wikingerboot zur Zeit ist: Sie ist bis zum September in einer Ausstellung über die  Wikingerhöhle von Groix (La tombe Viking de Groix) auf der gleichnahmigen Insel südlich von Lorient ausgestellt. Die Ausstellung befasst sich mit der Zeit der Winkinger im Nordwesten Frankreichs.
Auf der Ile de Groix wurde im Jahr 1906 in einer Höhle ein Wikingergrab entdeckt. Darin die Reste eines Schiffes, einer Frau und von Walrossknochen. Grabbeigaben wurden nicht gefunden. Man vermutet, dass dies Zeugnisse von Bestattungsriten sind, wie sie auch aus Haithabu und Oseberg nachzuweisen sind.

Frühere Beiträge zu RAGNA:

05.05.13 RAGNAS Dichtung
13.04.13 Frühlingserwachen 
23.06.12 Auch RAGNA 
21.04.12 Die Wikinger waren wieder da
17.04.12 Zur weiteren Vollständigkeit 
15.04.12 Nachtrag zur Vollständigkeit 
14.04.12 Wikingerboot ahoi

24.03.13 Experimentelle Schiffsarchäologie

Im Museumshafen ist wegen der Kieler Woche nicht so besonders viel los. Und weil gestern zusätzlich immer wieder Regenschauern über Stadt und Förde hinweg zogen, keine neuen Bücher lockten und neu geplante Zeichnungen noch ein wenig Zeit brauchten, lag es nahe, den Fernsehabend auszudehnen und in Arte einen weiteren Beitrag für Schiffsarchäologen anzusehen.

Bild: WIKIPEDIA
Man ist der Frage nachgegangen, ob die Ägypter vor ca. 3500 Jahren, zur Zeit Hatschepsut, in der Lage waren, seegehende Schiffe zu bauen.  Diese wären technische Voraussetzung für die überlieferte Geschichte der Expedition nach Punt gewesen, dem sagenhaften Goldland, von dem Bilder aus ihrem Totentempel überliefert sind. Ein Relief im Tempel von Luxor zeigt sogar eine realitätsnahe Darstellung eines Segel- und Ruderschiffes.
In der Dokumentation aus dem Jahr 2009 "Wie die alten Ägypter übers Meer fuhren" wird gezeigt, das Konstruktion und Handwerk im 2. Jahrtausend v. Chr. ein seegängiges Schiff nach der alten Zeichnung hätte hervorbringen können. Das dieses etwa zwanzig Meter lange Schiff tatsächlich Menschen und Material über das Rote Meer transportieren kann, zeigte die anschließende Jungfern- und Probefahrt.
Was noch zu entdecken übrig bleibt: Wo hat das sagenhafte Punt gelegen? Es bleibt also noch viel zu erforschen.

Wer die Fernsehausstrahlung verpasst hat:
In Arte + 7 kann die Dokumentation eine Woche lang vom PC aus aufgerufen werden, 
weitere Ausstrahlungstermine sind
Dienstag, 25. Juni 2013, 08:55
Mittwoch, 10. Juli 2013, 08:55

P.S: Uns hat besonders der Teil der Dokumentation begeistert, in dem gezeigt wird, wie mit einfachsten Werkzeugen historischer Schiffsbau betrieben wird, mit Dechsel, Handbohrer und Senklot, ohne Maschinenwerkzeug und moderne Klebstoffe.

23.06.13 HERMANN MARWEDE

Welche Schiffe sind es, die bei Seenot helfen, wie vor zwei Tagen der Colin Archer RAKEL? Die DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) kann derzeit eine Flotte von ca. sechzig Schiffen einsetzen, darunter die HERMANN MARWEDE. Über dieses Schiff informiert der NDR (Norddeutsche Rundfunk) auf einer Internetseite. Anlass war das zehnjährige Dienstjubiläum des weltweit größten Rettungsschiffes - Just an dem Tag, als RAKEL Hilfe brauchte.


Die Hilfe der Seenotretter setzt außer der Bereitschaft vieler, ihre Zeit und Gesundheit für Menschen in Not einzusetzen, auch eine moderne Infrastruktur voraus. Die DGzRS finanziert dies nahezu ausschließlich aus Spenden von Bürgerinnen, Bürgern, Firmen und Organisationen.
Wer Hilfe zum Retten geben möchte: Hier ist die Internetseite der Seenotretter.

Foto: DGzRS

23.06.13 La Lune - ein archäologisches Abenteuer

Freunde der maritimen Archäologie kommen an diesem Wochende auf ihre Kosten.
Gestern Abend zeigte Arte zwei Filme über die VASA, das große Kriegsschiff des Schwedischen Königs Gustav II Adolph aus dem Jahr 1628 und heute Abend einen Film über die Entdeckung des Wracks der LA LUNE, ein Flaggschiff des Französichen Sonnenkönigs aus dem Jahr 1664.
Der Film wird um 20.15 Uhr ausgesendet.

Dazu schreibt der Sender:
Im November des Jahres 1664 erleidet der Dreimaster "La Lune" vor
© ARTE France / © Grand Angle Production
der Hafenstadt Toulon Schiffbruch. An Bord befinden sich neben der Besatzung auch Mitglieder des französischen Hochadels. Das Schiff war auf dem Rückweg von einer Expedition an die nordafrikanische Berberküste. Der Sonnenkönig und sein Gefolge nutzen ihren Einfluss, um das Unglück zu vertuschen, und die Katastrophe sowie das Schiff selbst geraten schnell in Vergessenheit. Doch 1993 wird das in 90 Meter Tiefe liegende Wrack wiederentdeckt. Als handle es sich um ein "Unterwasser-Pompeji", steht nun die Erkundung der "La Lune" im Mittelpunkt einer außergewöhnlichen archäologischen Untersuchung. In Zusammenarbeit mit der französischen Marine leitet Michel L'Hour, Direktor der renommierten Abteilung für archäologische Unterwasseruntersuchungen (DRASSM), diesen archäologisch und medientechnisch beeindruckenden Tauchgang zu dem weltweit einzigartigen Wrack. Der Dokumentarfilm entführt den Zuschauer auf gleich zwei Abenteuerreisen. Er zeichnet zum einen ein historisches Bild der ersten Jahre der Regentschaft Ludwigs des XIV. und dokumentiert zum anderen ein spannendes archäologisches Forschungsunternehmen, bei dem neueste technische Instrumente zum Einsatz kommen.

Auch dieser Film kann in den folgenden sieben Tagen auf arte +7 mit dem PC abgespielt werden.

22.06.13 Das Abenteuer der VASA

Wer nach dem Lesen der HAFENMELDUNGEN noch aufnahmefähig
Bild: Arte
für Maritimes aus alter Zeit ist und im Empfangsbereich des Fernsehsenders ARTE lebt, bekommt hier einen Tipp zur Gestaltung des Abends:

Stockholm 1628 Das Abenteuer der VASA


Wer die Sendung verpasst hat, kann sie noch bis zum 29. Juni 2013 auf ARTE +7 im Internet ansehen.

Teil 1
Teil 2

Die Dokumentation besteht aus zwei Teilen. Während der erste Teil den historischen Hintergrund liefert, befasst sich der zweite Teil mit der Bergung des nahezu vollständig erhaltenen Wracks.


Weitere Ausstrahlungstermine im Fernsehen:
Sonntag, 23. Juni 2013, 10:50
Sonntag, 30. Juni 2013, 15:30
Dienstag, 09. Juli 2013, 17:35

22.06.13 Helft helfen!

Die Havarie der RAKEL (wir berichteten) zeigt wieder einmal, wie wichtig die Seenotrettung für die Sicherheit auf See ist. Egal, wie gut ein Schiff ausgerüstet und wie sorgfältig, fähig und umsichtig die Schiffsführung und Besatzung agieren: Auf See sind wir alle in Gottes Hand. Da ist es gut zu wissen, dass Hilferufe gehört werden und das erfahrene Helfer schnellstmöglich zur Stelle sind, wenn alles eigene Bemühen versagt.

Die DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) hat die Aufgabe übernommen, vor den deutschen Küsten diese Hilfe zu leisten. Das tut sie erfolgreich, wie nicht nur die Havarie der Rakel zeigt. Seit Gründung der gemeinnützigen Organisation im Jahr 1865 finanziert sie sich aus privaten Zuwendungen, davon ca. 75 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Steuergelder erhält sie nicht.
Sie unterhält 54 Rettungsstationen und beschäftigt 185 fest angestellte und 800 freiwillige Mitarbeiter (alle Angaben: WIKIPEDIA). Bekannt sind ihre Seenot-Rettungskreuzer und -boote. Auf der Flensburger Förde ist die Werner Kuntze und ihre Besatzung unterwegs. Insgesamt setzt die DGzRS 60 Schiffe ein und lässt weitere bauen, um Schiffbrüchigen auf die bestmögliche Weise beizustehen.

Foto: DGzRS
Dies alles ist setzt die fortgesetzte Unterstützung freiwilliger Spender voraus.

Deshalb auch an dieser Stelle: Bitte, helft helfen!

Hier könnt ihr erfahren, wie


P.S. Die HAFENMELDUNGEN sind über ihre Betreiber seit Jahren Mitglied im Förderverein der Seenotretter.


22.06.13 RAKEL in Seenot

RAKEL in Helgoland
Foto: DGzRS
Heute morgen berichtet der Sender RSH und die DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) liefert Fakten über einen starken Wassereinbruch südlich von Helgoland auf dem Traditionssegler RAKEL. Das Schiff wurde gestern Nachmittag von der Seenotrettung  und anderen Schiffen nach Helgoland geleitet. Zwei der elf Besatzungsmitglieder sollen verletzt worden sein. Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte stürmischer Wind mit acht Beaufort, so die Meldung.

Die Colin Archer Ketsch RAKEL, gebaut 1896, ist regelmäßig Gast der Rum Regatta in Flensburg.

Hier auch ein Bericht der SHZ über die Havarie.

Am 30.06.13 erschien ein weiterer Bericht in der Nordseezeitung

21.06.13 CHARLOTTE: Noch mehr Bilder

Heute bekamen wir (Herzlichen Dank, Hännes!) noch zwei sehr schöne Bilder von CHARLOTTE. Die Fotos wurden aus Richtung Lüttfischerhafen "geschossen" und zeigen das Schiff, wie es unmittelbar nach dem zu-Wasser-lassen vor den Pontons der Museumswerft liegt. Sie wurde bereits in Fahrtrichtung gedreht und wartet darauf, an ihren Liegeplatz am Bohlwerk verholt zu werden. Sie wirkt in dem diffusen Licht des trüben Morgens, als müsse sie sich erst wieder an ihr angestammtes Element gewöhnen. Oder fürchtet sie, im Hafenwasser ihre makellose Maling zu beschmutzen? Schiffe können nicht erzählen, Bilder schon.
Hännes, der mit seiner Sjekte segelt, wenn er gerade mal nicht fotografiert oder was anderes Schönes tut, ist Fotograf. Seine Bilder aus Norwegen und von den Aran-Inseln passen zum Thema Hafen und Traditionsschiffe und damit auch in die HAFENMELDUNGEN. Wer neugierig geworden ist, kann sie hier mit einem "Klick" aufrufen.

Fotos: Hans-Hermann Heyer

21.06.13 Nun raucht sie wieder

Gestern berichtete das Flensburger Tageblatt unter dem Titel "Alexandras Schlot
 qualmt wieder" von der erfolgreiche Abschlussprüfung nach der Reparatur des Dampfdoms am Kessel des Flensburger Museumsschiffes "Salondampfer Alexandra". Heute morgen, pünktlich um 10.00 Uhr MESZ schiebt sich das maritime Fossil langsam rückwärts von seinem Liegeplatz an der Dampferbrücke in den Flensburger Hafen. Auch wer nicht hinsieht, kann es riechen: ALEXANDRA ist wieder in Fahrt. Die Freude hätte nur noch durch das zum Sommeranfang passende Wetter gesteigert werden können. Doch soll der Mensch in seinen Wünschen nicht maßlos werden. Und manchmal sind Bilder bei trübem Wetter auch sehr malerisch.

Schnell nimmt der schwarze Rumpf Fahrt auf, gleitet am Museumshafen vorbei zum Hafen-Ausgang und ist bald den Blicken entzogen. Wir wünschen dem Schiff und seiner Besatzung gute Fahrt und glückliche Heimkehr.

Eine glückliche Heimkehr gab es auch für CHARLOTTE. Naçh ihrer ausführlichen Ganzkörperkosmetik hat sie wieder ihren Liegeplatz am Bohlwerk eingenommen. Sie raucht natürlich nicht, ist aber auch sehr schön anzusehen.

21.06.13 CHARLOTTE wieder in ihrem Element

Heute morgen endete für den Snurrewadenkutter (dt.: Haikutter) CHARLOTTE der Aufenthalt auf der Museumswerft in Flensburg. Das Schiff wurde von seinen neuen Eignern in rund zwei Monaten von Grund auf saniert und sieht jetzt wieder aus "wie neu".  Auch an Deck und in den Innenräumen ist wohl eine Menge passiert. CHARLOTTE wird auch nach dem Eignerwechsel dem Museumshafen erhalten bleiben. Wir wünschen dem Schiff und seiner Besatzung stets guten Wind, allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

19.06.13 Mein Heimathafen

Ergänzend zu der aktuellen Ausstellung im Flensburger Schifffahrtsmuseum "Menschen am Hafen" erhielten wir folgenden Aufruf, den wir hiermit gerne an die Leserinnen und Leser der HAFENMELDUNGEN weiterleiten: 

Fotoaufruf und Fotoseminar zur Ausstellung „Menschen am Hafen“

Wasser, Möwen, alte Segler, schnittige Yachten und große „Pötte“, Kraftwerk, Werft, Schloss und Alsion, alte Speicher, modernes Wohnen, verwunschene Winkel – die Häfen unserer Region sind reich an Motiven. Zur Ausstellung „Menschen am Hafen“ starten das Flensburger Schifffahrtsmuseum und das Museum Sønderjylland - Kulturhistorie Aabenraa einen Fotoaufruf unter dem Motto „Mein Heimathafen“. Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste der Region Sønderjylland-Schleswig sind dazu aufgerufen, die Häfen in Apenrade, Flensburg und Sonderburg mit der eigenen Kamera zu erkunden.

Teilnahmebedingungen sind ganz einfach: Einzusenden sind bis zu drei Fotos an schifffahrtsmuseum@flensburg.de oder abenraa@museum sonderjylland.dk.
Anzugeben sind Name und Adresse der Fotografin bzw. des Fotografen sowie ein kurzer Kommentar zu den Bildern.
Die Fotos werden in einer Online-Ausstellung präsentiert unter
www.facebook.com/maritimeartproject.

Einsendeschluss ist der 5. August 2013.

Die drei schönsten, überraschendsten und dokumentarisch wertvollsten Bilder werden im Rahmen der Kongelig Classic 1855 am 1. September in Flensburg von einer fachkundigen
Jury prämiert. Die Sieger erhalten einen Sachpreis.

Wer zuvor seine fotohandwerklichen Fertigkeiten verbessern möchte, kann am Samstag, 27. Juli von 9 bis 13 Uhr an einem Fotoseminar zum Thema „Hafen“ teilnehmen.
Die Teilnehmenden erkunden unter der fachlichen Anleitung und Begleitung des Flensburger Berufsfotografen Thomas Raake mit der eigenen Fotokamera den Flensburger Hafen und seine Schiffe. Vom Detail bis hin Hafenpanorama gibt es zahlreiche Fotomotive zu entdecken. Nach einer kurzen Einführung im Museum geht es raus an den Hafen zum Fotografieren. Zum Abschluss werden einzelne Bildergebnisse gemeinsam besprochen.

Teilnahme: 29,- Euro.
Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt.
Anmeldung unter Tel. 0461 - 85 29 70 oder
schifffahrtsmuseum@flensburg.de

19.06.13 Wie's die Anderen machen

Oft werden Gaffelsegler gefragt, ob das nicht schwierig (schwer, mühselig,
Segel setzen auf KLEM VIII
(Bild: Dr. Kai-Uwe Nielsen)
umständlich, teuer) ist, so ein altmodisches Schiff zu segeln? Dann schauen wir auf unsere hornigen Hände, denken daran, wie unsere Muskeln unter der unsäglichen Qual weinen, wenn die Segel vorgeheisst werden müssen. Ach, ja, seufzen wir und machen uns mit gesenktem Kopf an unsere mühevolle Arbeit. Das Kopf-senken ist neben einer von Kummer gebrochenen Stimme besonders wirkungsvoll. Zum Einen, weil unsere segelnden Ahnen auch immer von Gram gebeugt ihr karges Leben fristeten und wir als Mitglieder eines Traditionsvereins quasi zum Gram verpflichtet sind, zum anderen, weil wir das Grienen sonst nicht länger unterdrücken können.
Was die Leute alles glauben! Ein Gaffelrigg ist zwar anders (zum Glück) aber deswegen doch nicht schwierig. 
Schwierig (teuer, mühselig, umständlich) erscheint uns hingegen die Methode zu sein, wie sie bei Klem VIII, einer neuen Swan-Yacht in Flensburg beobachtet wurde. Hier musste ein großer Hydraulik-Kran bemüht werden, um das Groß-Segel anzuschlagen. Das machen bei uns zwei Rentner mit links! Das es sogar eine Rentnerin alleine schafft, haben wir schon einmal berichtet. Zugegeben: unsere Segel sind kleiner, aber bei großen geht das auch genau so. Wie überhaupt die Regel gilt: Wir machen nichts, was zur Not nicht auch eine alte Frau alleine kann; das hat sich seit Jahren bewährt.

19.06.13 Trauriger Fund

Gestern erfuhren wir aus zuverlässiger Quelle, dass an der Nordertor-Pier ein toter Schweinswal gefunden wurde. Er konnte zu der Zeit wegen ungünstiger Windverhältnisse noch nicht geborgen werden. Auch deswegen ist seine Todesursache nicht bekannt. Gleichfalls ist nicht bekannt, ob es einer der beiden Schweinswale ist, die am 7. Juni abends im Hafen gesehen wurden (wir berichteten). Der Kadaver wird geborgen, sobald die Umstände es erlauben.

18.06.13 Menschen am Hafen ...

... heisst die aktuelle Ausstellung des Flensburger Schifffahrtsmuseums, die heute Abend eröffnet wurde. Sie ist vom 19. Juni bis 8. September 2013 geöffnet.

Dr. Thomas Overdiek vom Flensburger Schiffahrtsmuseum (links) vor Fotografien von Wolfgang Borm (rechts)
Häfen waren stets pulsierende Tore zur Welt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sie sich jedoch aufgrund technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen stark gewandelt. Zwar werden nach wie traditionell Güter umgeschlagen, doch mehr und mehr wandeln sich Häfen zu Wohn- und der Freizeitorten.  Der klassische gewerbliche Hafen in der Stadt wird zur Ausnahme. Auch in Flensburg ist dieser Wandel an vielen Beispielen zu erkennen.

In der Ausstellung geht es um das Hafenleben heute. Der Fotograf und freie Journalist Wolfgang Borm  hat sich mit dem Thema „Menschen am Hafen“ auseinandergesetzt und einen dokumentarischen Querschnitt erstellt. In seiner zwischen 2011 und 2013 entstandenen Fotoserie entstand ein Gesellschaftsbild des aktuellen Hafentreibens in Flensburg, Apenrade und Sonderburg. Das Ergebnis ist eine vielschichtige Arbeit mit Portraits, Arbeitssituationen und Momentaufnahmen. Die rund 50 farbigen Porträtbilder zeigen Schiffsmakler, Ausrüster und Festmacher, sie geben Bilder von  Fischern, Kapitänen und Reedereimitarbeitern bis zu Freizeitskippern, Anwohnern und Anglern.

Die Menschen sind nicht nur porträtiert, sondern in ihrem jeweiligen Umfeld mit präzisem Blick für Details festgehalten. Das Büro des Hafenkapitäns, der Führerstand des Kranführers oder der Laden der Fischverkäuferin eröffnen Einblicke in die heutigen Arbeits- und Lebenswelten am Wasser. Die Bilder regen zum vergleichenden Schauen an. Unwillkürlich entdeckt man Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Hafenstädten. Die vielfältige Nutzung des Flensburger Hafens ist ebenso erkennbar wie der industrielle Charakter des Apenrader Hafens oder die visionären Entwicklungen im Sonderburger Hafen. Viele Bilder zeigen die Kontinuität von Traditionen auf, wie etwa im Fortbestand der Kleinfischerei. Andere Bilder erzählen vom Wandel, wie der Blick aus dem Alsion auf den Alsensund. Einige Bilder sind wiederum bereits jetzt von historischem Wert. So wurde etwa der kleine Küstenfrachter RIA, der jahrelang den Flensburger Hafen anlief, kurz nach dem Fototermin außer Dienst gestellt. Dem Apenrader Südhafen wiederum stehen die einschneidenden Veränderungen noch bevor. Kurze Kommentare über den persönlichen Bezug des Porträtierten zum Hafen ergänzen die Bilder.
Die Ausstellung „Menschen am Hafen“ ist Teil des INTERREG 4A-Projekts „Kongelig Classic 1855“, in dessen Rahmen das Flensburger Schifffahrtsmuseum und das Museum Sønderjylland - Kulturhistorie Aabenraa unter dem Motto „Maritime Art Dialogue“ künstlerische Auseinandersetzungen mit der maritimen Welt fördern.

Insgesamt steht Wolfgang Borm mit seiner ebenso dokumentarischen wie subtil inszenierten Fotoreportage „Menschen am Hafen“ in der Tradition der vergleichenden Sozialporträts, wie sie August Sander (1876–1964) in seinem bedeutenden Mappenwerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ prototypisch entwickelt hat und u. a. von Herlinde Koelbl (*1939) in ihrer berühmten Arbeit über „Das deutsche Wohnzimmer“ (1980) weitergeführt worden sind. Weitere Arbeiten widmen sich den Themen "Armut" und "Kioske".

18.06.13 Mast- und Schotbruch!


Wie oft ruft man einem Segler diesen fragwürdigen Gruß zu, um ihm alles Gute zu wünschen. Doch wie heißt es in dem Schlager aus dem Jahr 1984 von Klaus Lage "tausendmal ist nix passiert"? Und dann hat's Zoom gemacht! Allerdings war der Anlass für den Schlagertext mit Sicherheit vergnüglicher als
das, was FULVIA, dem alten Post- und Passagiersegler aus dem Flensburger Museumshafen am letzten Wochenende passierte.
In dieser Zeit überquerten
einige Wetterfronten mit starken Böen und schweren Regenschauern die Förde.
Sie haben wohl das alte Schiff überrascht und den Besan in einer Böe mit brachialer Gewalt halsen lassen. Das hält kein modernes Schiff aus und ein altes auch nicht. Zur Information: Auch moderne Fahrtenjachten gerieten am Wochenende in arge Bedrängnis. Sie mussten sich teils von der Seenotrettung helfen lassen. Auf FULVIA konnte die Crew die Situation selber beherrschen, obwohl der Mast brach und stückweise von oben kam. Zum Glück entstand kein weiterer Schaden, sieht man von einem zerissenen Besansegel einmal ab. Die Besatzung nahm's teils gelassen, teils als Bereicherung einer Förderundfahrt. Nun ist das teure Holz bereits gekappt und ein neuer Mast wird bald seinen  Platz einnehmen.
Bis dahin ist der alte Mast auf Augenhöhe und bietet außer einem ungewöhnlichen Anblick auch Anlass zu Gesprächen über Abenteuer auf See. Wir haben vor Jahren BLUE SIRIUS auf einer Werft auf Aerö angetroffen; ihr Mast war ebenfalls mit der Kettensäge verkürzt worden. Als wir uns erkundigten erzählte uns der nette Bootsbauer, dass in Dänemark die Masten immer so gezogen werden. Damals haben wir es noch nicht geglaubt.

18.06.13 Rum segeln

Als der Artikel "rumsegeln" entstand, war die Tageszeitung noch nicht gelesen in der über den Besuch der ALEXANDER von HUMBOLD 2 berichtet wird. Seit dem können wir jetzt zuversichtlich auf eine gute Gelegenheit für einen Artikel mit dem Titel "Rum segeln" warten. Denn, wie in dem Zeitungsbericht geschildert wird, gibt es eine Idee, dass die neue Dreimastbark der Deutschen Stiftung Sail Training (DSST) ein Fass Rum von Johannsen, der ältesten Flensburger Rum-Destille, über den Äquator und zurück nach Flensburg schafft. Dieser "Linienrum" wäre dann die Flensburger Antwort auf den dänischen Linienaquavit.
ALEXANDER von HUMBOLD 2, nach Flensburg einlaufend
Nun müssen jedoch noch vorausgehende Überlegungen abgeschlossen werden.
Dazu gehört die Auswahl der geeigneten Rumsorte. Und ein Termin für die Übernahme des delikaten Getränks muss auch noch festgelegt werden. Denn dazu soll der Großsegler noch einmal nach Flensburg kommen. Das sind aber auch Fragen! Vielleicht wäre es geschickter jetzt, solange das grüne Segelschiff noch in Flensburg liegt, ein Fass mit gutem Rum an Bord zu bringen. Wenn dann später eine bessere Qualität infrage kommt, könnte man es ja immer noch austauschen. Sonst ist mit dem Segelschiff auch die Chance auf einen werbewirksamen Gag verstrichen. Für Johannsen, aber auch für Flensburg.

PS.: Jenseits von Duden.
Bei der Duden Online-Textprüfung wurde das Wort "rumsegeln" nicht akzeptiert. Bei dem Versuch, es mal mit "herumsegeln" zu probieren kam als Antwort die Frage, ob vielleicht "herumflegeln" gemeint sei. Das ist natürlich nicht der Fall. Also bleiben wir bei rumsegeln.Es gibt auch Deutsch jenseits von Duden.

18.06.13 Rumsegeln

Gestern wollten wir einfach nur mal so rumsegeln. Die Wettervorhersage passte beinahe: West Stärke drei. Ein bisschen mehr hätte es gerne sein können, auch für die Crew in reiferen Jahren. Aber man kann nicht alles haben. Doch schon im Hafen zeichnete sich ab: Statt rumsegeln würden wir mehr oder minder rum gucken können. Diese Gelegenheit haben wir dann auch genutzt. Als Segler ist man schließlich gewohnt, sich den Bedingungen anzupassen und daraus das Beste zu machen. Das hat mal jemand so zusammengefasst: "Segeln ist die Kunst, auf Umwegen zum Ziel zu kommen".
Noch im Hafen, bei der FSG (Flensburger Schiffbau Gesellschaft) sehen wir uns den Fortschritt an dem Neubau einer Fähre an. Das Deckhaus, vor zwei Wochen aufgesetzt, ist mittlerweile fest verschweisst. Brandspuren im sonst makellosen Lack lassen noch die Trennungslinien erkennen. Wir finden die angehängten Arbeitsbühnen sehr malerisch. Aber sie werden wohl nicht mehr lange zu sehen sein. Vermutlich haben sie ausgedient, sobald der Lack ausgebessert ist.
Kaum haben wir den Hafen verlassen, verlässt uns auch der Wind und in knapp zwei Stunden schleichen wir bis querab Glücksburg. Wir mögen es, so zu segeln, wie unsere Ahnen: Nur mit Wind geht es geschwind. Hätten wir gewusst, wie schwach der Wind tatsächlich sein wird, hätten wir auch die ganz leichten Segel
nehmen können. Aber die tragen nur bis drei bft, ohne Schaden zu nehmen und mit Böen muss man immer rechnen.  Dennoch möchten wir auch heute den Motor möglichst nur als Ballast fahren, müssen aber nachmittags wieder zurück sein. Wir halsen bei geschätzt 0,5 bft, die mittlerweile aus Süd "blasen". Das dauert eine ganze Weile und wir können dabei einem schönen klassischen Schärenkreuzer zusehen, der auch  auf Wind wartet. In der Flaute sind alle Segler gleich schnell. Wir "machen" immer noch 0,3 kn über Grund. Behauptet das GPS.
ACTIV, der Großsegler aus dem Museumshafen, kommt auf dem Weg Richtung Förde vorbei. Sie fährt, wen wundert's unter Maschine. Bald ist ihre Silhouettenur noch klein und verschwommen bei Holnis zu sehen. Auch ohne Wind ist der Tag auf dem Wasser sehr schön: Keine Wasserflugzeuge, Jet Skies, Motorboote oder rastlose Angler. Nur ein paar Segler und viel Ruhe.
ALEXANDER von HUMBOLD 2
Was ist mit ACTIV? Als wir nach einer Weile nach Norden sehen, scheint sie sich wieder zu nähern, doch irgenwie sieht sie anders aus. Langsam kommt sie näher und es ist - ALEXANDER von HUMBOLD 2. Auch unter Maschine, wie auch sonst. Auf der Groß-Rah ordnen ein paar Jungs das aufgetuchte Segel. In der Zeitung stand, sie wird nachmittags im Flensburger Hafen erwartet, um "ihre Tante zu besuchen". Gemeint ist wohl ALEXANDRA. Die Verwandschaft ist, um des hübschen Vergleichs willen, natürlich frei erfunden.
Bald sehen wir ein: Auch wir kommen nun überhaupt nicht mehr vom Fleck. Wollen wir pünktlich zurück sein, müssen wir unseren Motor starten. Gesagt, getan. Für die Strecke der letzten vier Stunden unter Segeln benötigen nun nur noch 45 Minuten mit Motor. Das ist zwar effizient, aber rumsegeln war schöner.
Ein schwacher Trost für uns kommt zum Schluss. Der Schärenkreuzer hat schließlich auch die Segel geborgen und seinen Motor bemüht. Schade auch für ihn.

16.06.13 Wale in Sicht

Einer der beiden Schweinswale, die am 7. Juni d.J. im Hafen jagten
(Foto: A. Unnützer)
Heute bekamen wir schließlich das in dem Beitrag vom 08.06.13 "Wale und ihre Schützer" versprochene Foto der Schweinswale im Flensburger Hafen. Das heisst, es wurde nur einer fotografiert, aber gesehen wurden zwei. So ist das nun mal bei Schnappschüssen. Bei den hier gesichteten Exemplaren könnte es sich wegen der Rückenflosse um Gewöhnliche Schweinswale (phocoena phocoena) handeln.
Heute in allen europäischen  Staaten verboten, wurden sie  früher als Nahrung gejagt. Durch Fischerei (Beifang) und Umwelteinflüsse (Lärm, Chemikalien) sind sie heute aber immer noch in ihrem Bestand bedroht.
Dass sie im Flensburger Hafen zu sehen sind, ist daher aus zwei Gründen erfreulich: Zum einen, dass es sie überhaupt noch gibt, zum anderen, weil sie ihrer Nahrung folgen: Grundel, kleine Dorsche, Krebse und Krabben. So tot wie befürchtet, ist das Hafenwasser hier also doch nicht.
Es kann aber genau so gut sein, dass die kleinen Meeressäuger aus purer Verzweiflung den Weg in den Hafen suchten, weil ihre Futterfische der allgemeinen Überfischung zum Opfer fielen. 
Wer die kleinen Wale schützen möchte, sollte sich aber auch gegen die Lärmbelästigung durch Motorboote, Baustellen und Explosionen im Wasser einsetzen. Außerdem gegen Fischereimethoden, bei denen Schweinswale als Beifang getötet werden, indem sie sich in den Netzen verfangen und ertrinken.

Einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Schweinswale kann jede und jeder, Seglerin und Segler leisten, indem gesichtete Tiere gemeldet werden. So entsteht ein Bild der Bestände über Raum und Zeit - eine wichtige Voraussetzung für Entscheidungen über Schutzmaßnahmen und ihre Bewertung.

Informationen über Sichtungen lebender und toter Schweinswale (letztere nur von der Küste Mecklenburg-Vorpommerns) nimmt das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund entgegen:

sichtungen@meeresmuseum.de 

Jedenfalls trägt eine Mail an einen seriösen Walschützer mehr zum Walschutz bei, als noch so viel Geld in dubiosen Sammelbüchsen.  

11.06.13 Termine, Termine

Die Seite "Termine" wurde heute mit den neuesten Angeboten des Flensburger Schifffahrtsmuseums aktualisiert.

09.06.13 Ein Sommertag am Bohlwerk

BODIL zur Stippvisite am und Sonnenfreunde auf dem Bohlwerk
Endlich Sommer! und das schöne Wetter ist - nach einer ganzen Woche voller Sonne und ohne Regen - keine Ausnahme! Eine nahezu südliche Heiterkeit und Gelassenheit prägt die Stimmung. Heute kommt das Jahrestreffen der dänischen Minderheit in Flensburg dazu, bei dem die dänisch-stämmigen Einwohner ihre Zusammen- gehörigkeit feiern. Viele festlich gekleidete Besucher auf dem Bohlwerk und Blasmusik vom Flensborghus nahebei. Dazu Traditionssegler und klassische Jachten, segelnd im Hafen.

SPHINX zeigt sich wieder




Als Platzhirsch zeigt SPHINX, die 12Mr Rennjacht von Jahr 1939, dass ihre Winterzeit in der Halle der Yachtwerft Robbe&Berking Classics für dieses Jahr vorüber ist.

Vorüber auch die Tage ohne Schiffs- bewegungen in denen meist die selben Schiffe zu sehen waren, wenn man mal von der Rum-Regatta absieht. Denn anders als in der Metapher vom "sicheren Hafen" oder vom "Hafen der Ehe"  ist ein wirklicher Hafen doch erst durch das Kommen und Abreisen vieler Schiffe interessant. Oder?

08.06.13 Wale und ihre Schützer

Heute lief BELUGA II, das Einsatzschiff der Umweltorganisation Greenpeace in den Flensburger Hafen ein. Gestern Abend, gegen zwanzig Uhr, wurden hier zwei Schweinswale gesichtet. Sie schwammen in ihren typischen Wellenbewegungen vor dem Gästehafen auf der Ostseite. Wir haben ein Foto versprochen bekommen und werden es, sobald möglich, hier einfügen.

Schon früher war Flensburg Ziel für Wale, so zum Beispiel am 20. September im letzten Jahr, als ein Belugawal gesichtet wurde. Und ein paar Jahre zuvor, 2006 und 2007, hatte sich sogar ein Finnwal in den Hafen gewagt.
BELUGA, heute im Flensburger Hafen
Insbesondere der Schweinswal kann in der Ostsee häufiger mal gesichtet werden. Sein Bestand soll aber stark bedroht sein und so ist es eine große Freude, ihn zu sehen.
Greenpeace setzt sich seit Jahren manchmal spektakulär und meist erfolgreich für den Schutz der Wale ein. Die Schiffe der Organisation kann man leicht an dem Regenbogen erkennen, mit dem der Rumpf bemalt ist.
Leider gibt es aber auch Menschen die im Kielwasser seriöser Organisationen segeln wollen und lediglich vorgeben, sich für den Schutz der bedrohten Meeressäuger einzusetzen. Über einen besonders krassen Fall berichtete das Flensburger Tageblatt vor vier Tagen unter dem Titel "'Regenbogenkrieger' wegen Betrugs verurteilt". Also auch auf diesem Gebiet heisst es Augen auf und sorgsam prüfen, wen man mit seinen sauer ersparten Groschen unterstützen möchte.

Hier weitere Beiträge der HAFENMELDUNGEN zum Thema:

16.06.13 Wale in Sicht
13.04.12 Regenbogen und oder Krieger

08.06.13 Mit RYVAR zu den Gletschern Norwegens

Auch in diesem Jahr fährt der rote ehemalige Heringslogger RYVAR von 2016 aus dem Museumshafen Flensburg mit Teilnehmern der ICE CLIMATE EXPEDITION in geplant vier Tagen nach Bergen, wo sie an Bord von Arved Fuchs begrüßt werden. Anschließend werden die jungen Leute weiter nach Norden zum Sognefjord fahren um das Programm der  diesjährigen Expedition zu absolvieren. Nach Abschluß der Unternehmung wird RYVAR sie wieder zurück bringen.
Während RYVAR heute Abend das Kattegatt erreicht hat, liegt DAGMAR AAEN, das Expeditionsschiff von Arved Fuchs, noch an seinem Winter-Liegeplatz bei der Insel Håkøya bei Tromsö in Norwegen.
Wir wünschen den Teilnehmern der Reise viele interessante Eindrücke und Erfahrungen und eine gesunde Rückkehr!

07.06.13 Emma, Polly, Poller

Dalben mit Polly oder Emma
Vor etwas mehr als einem Jahr berührte das Schicksal von Emma, der Entendame und Polly, ihrer kleinen Tochter, das Gemüt der Menschen am Bohlwerk. Ben hatte sie unter seine Fittiche genommen und ihnen Obhut und Fürsorge geboten. Eine Familie hätten sie sein können, Sogar von Adoption war die Rede. Aber wie die Natur so ist: Sie geht ihre eigenen Wege und nimmt auf menschliche Gefühle keine Rücksicht. Vielleicht wurde den Beiden auch nur der mediale Rummel zu viel, den die HAFENMELDUNGEN losgetreten hatten.

Nun wurde ein kleines Entenglück in unmittelbarer Nähe zu Bens Fischhütte gesichtet, geschützt vor den neugierigen Blicken der Passanten. Romatisch, wie auf Gemälden des neunzehnten Jahrhunderts kuschelt eine Entenmutter  in dem verrotteten Kopf eines Dalbens unmittelbar vor der Fischhütte auf ihrem Gelege. Ist es die Nähe zum Ort des Glückes vom vorigen Jahr, weshalb gerade dieser Platz gewählt wurde um, preisgegeben der sengenden Sonne und den unsäglichen Regenmassen der vergangenen Tage, den schutzbedürftigen Nachwuchs aufzuziehen? Das wäre doch wirklich romantisch! Polly zurück zum Ort ihres Glücks und Ben wäre sozusagen beinahe Opa.
Apropos Romantik. Sie ist für Viele eng verbunden mit dem morbiden Charme von Vergänglichkeit und Verfall. Wäre die Aufgabe der Poller Polly und Artgenossen ein Asyl zu bieten, könnte man zufrieden feststellen: Aufgabe erfüllt, Note eins, setzen. Leider ist das nicht so.

Die Dalben und Poller haben den Zweck, Schiffe daran festzumachen und, wenn nötig, sie bei der Einfahrt zu den Liegeplätzen zu leiten. Dann muss am auch schon mal mit sanfter Gewalt daran vorbeischrammen. Denn die Langkieler sind unter Maschine bei Rückwärtsfahrt schwierig bis fast nicht steuerbar.
Einige Poller des Museumshafens sehen so aus, als könnten sie diese Aufgabe nicht mehr lange erfüllen. Manche in Bohlwerksnähe wackeln, dass man sich fragt ob sie noch lange aus eigener Kraft stehen bleiben. Gespräche mit dem Eigentümer des Bohlwerks samt Pollern und Dalben sollen im Gange sein aber von konkreten Ergebnissen ist noch nichts zu hören. Bald sind die Küken von Emma oder Polly flügge. Dann steht der Sanierung zumindest gefühlsmäßig nichts mehr entgegen.

05.06.13 Ansegeln

Heute war der Tag der Tage, das Wetter sonnig und der Wind hatte nachgelassen. Was kann man  sich für das Ansegeln Besseres wünschen? Also Leinen los und raus. Aber, wie gesagt, der Wind ist schwach. So bleibt genügend Zeit nach links und rechts zu schauen. Schon vor der Hafenausfahrt gibt es was zu sehen: Auf dem Harniskai steht ein kleiner alter Hafenschlepper, proper im Lack und wartet darauf, wieder zu Wasser gelassen zu werden. Direkt darunter liegt PROVIDENTIA, der alte Ewer, der in einer beispiellosen Aktion von Schülerinnen und Schülern der Ostseeschule in Stand gesetzt wird.
Heute wird das schöne Wetter genutzt, um mit Hingabe das Schandeck zu lackieren.
Auf der anderen Hafenseite bekommt der jüngste Neubau der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) von SAMSON aus Grenaa, dem Kraftprotz von Krahn, das Brückenhaus aufgesetzt. Er ist nebenbei gesagt der Liebling der besseren Hälfte der Hafenmelder. Sie sagt er sieht aus wie ein Spielzeug.
Endlich auf der Förde, überholt uns die schöne REILA, ein Seekreuzer aus dem Hafen für Klassische Yachten in Flensburg. Bei dem schwachen Wind haben wir mit unserem schweren Dickschiff keine Chance. Wir freuen uns gemeinsam über das schöne Wetter.

Auf dem Rückweg erinnert uns eine Begegnung an das Lied von Reinhard Mey "Über den Wolken". Hätten wir uns über den Abschied der Bodeneffekt-Fahrzeuge von Flensburg gegrämt, wären wir jetzt vollauf entschädigt. Lauter als das Wasserflugzeug wäre auch kein Produkt von Highship Industries geflogen. Aber dafür konnten wir den spektakulären Start des Wasserflugzeugs an diesem Nachmittag gleich mehrmals geniessen.