23.08.13 Segeln im Spätsommer

BONN kommt zu einer Stippvisite nach Flensburg
Ein paar Tage weg von zuhause, weg von Telefon, Internet. Eine kleine Auszeit von der Welt. Es mußte wieder einmal sein. Wunderbar, wenn das Schiff sozusagen direkt vor der Haustüre liegt und jederzeit für eine kürzere oder längere Reise vorbereitet ist. Diesmal sollte es wieder eine Kurzreise werden, denn willkommener Besuch hatte sich angesagt. Der Wind sollte aus West wehen und das ist hier auf der Förde die perfekte Richtung, wenn der sportliche Ehrgeiz nicht mehr so ausgeprägt ist, wie früher. Denn beim Segeln einfach so die Gegend ansehen, die Wolken oder auch andere Schiffe, ist auch ein Vergnügen. Zumal wenn der Wind nur schwach weht und keine Manöver anstehen. 
Schon kurz hinter der Hafenausfahrt werden wir mit dem Anblick von MISTRAL verwöhnt, einer Schonerjacht von L. Francis Herreshoff. Leider hat man es eilig und so rauscht sie unter Maschine an uns vorbei. Später werden wir sehen, wie sie ihre Segel setzt und aus der Förde segelt. 
LINA liegt im Hørup Hav vor Anker. So sieht Romantik aus ...

Während dessen kommt ein großes Marineschiff entgegen. Es ist der Einsatzgruppenversorger BONN der Bundesmarine. Ein paar Stunden später werden wir sie noch einmal sehen, da strebt sie schon wieder Richtung Kalkgrund. Man muss hoffen, dass es einen wichtigen Grund für die Strebsamkeit gibt. Denn um dem Kommandanten ein paar frische Pflaumen zu kaufen, dafür dürfte der Treibstoffverbrauch zu hoch sein. 
Vor Holnis Enge spielt eine Schule Schweinswale. Die sollen immer weniger werden, schreibt der NABU Schleswig Holstein und man könne mit ein wenig Glück noch einzelne Exemplare sichten. Da haben wir vermutlich eher mehr als wenig Glück, denn wir sehen beim segeln häufig kleine Gruppen dieser heimischen Delphine. Sie sollen unter anderem durch Stellnetzfischerei gefährdet sein, die traditionell in Dänemark betrieben wird. Direkt am Ausgang der Inneren Flensburger Förde, bei Sandager, ist eine alte alte Anlage. Sie wird neuerdings erweitert. 
... und so auch. Bald geht der Vollmond auf
Wir sehen Wildgänse in ihrer bekannten Formation fliegen - einem großen Winkel. Sie sind schon
von weitem durch ihre rauhen Schreihe zu hören. "Wildgänse rauschen durch die Nacht, mit schrillem Schrei nach Norden." Unsere Gänse scheinen eher nach Süden zu fliegen. Es wird wohl schon bald Herbst - mitten im August.

Dieser Sommer ist schon merkwürdig. Erst ist er zu kalt, dann zu nass. danach sehr heiß, gemessen an den Erwartungen und nun schon Herbst. Ist es nicht um so schöner, diesen Tag auf dem Wasser genießen zu können? 
Nach sieben Stunden sind wir im Hørup Hav angekommen. Der Wind hat durchgehalten und wir segeln bis zum Ankerplatz. Der Anker fällt auf fünf Metern Tiefe. Außer zwei modernen Jachten in einiger Entfernung sehen wir noch den Toppsegel-Schoner LINA im Abenddunst vor Anker liegen. Bald versinkt die Sonne. Am Himmel scheint ein prachtvoller Vollmond. Leise schlagen kleine Wellen gegen den Rumpf. Hin und wieder knackt die Ankerkette. Stille.