30.09.13 Stopp dem steigenden Meeresspiegel


Am Wochenende legte der Weltklimarat (IPCC) seinen Bericht vor. Der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zufolge sind die Forscher verunsichert, denn was bisher noch als Effekt möglicher statistisch normaler Schwankungen betrachtet wurde, scheint jetzt mit großer Sicherheit Vorbote einer sich anbahnenden Klimakatastrophe zu sein. Der Wasserstand der Meere wird bis zum Ende des Jahrhunderts schlimmstenfalls um bis zu 80 Zentimeter ansteigen.

Silvoll zu den Stegen
der Klassischen Yachten
Um sich das einmal vor Augen zu führen: Das Bohlwerk, Heimat des Museumshafen Flensburg, wäre ständig unter Wasser und die dort vertäuten Schiffe könnten nur noch mithilfe der Lüttfischer erreicht werden. Wer zu den Klassischen Jachten an der Hafenspitze will, müsste sich eines Commuter-Bootes von Robbe&Berking bedienen. Das ist zwar alles machbar, aber besser, so haben sich Aktivisten aus dem Museumshafen gedacht, ist es, den Anfängen zu wehren, womit sie ihre gern verheimlichte Nähe zu den Klassikern der europäischen Literatur offenbaren. War es nicht der römische Dichter Ovid, der den Rat gab "principiis obsta"?

So sind die Warnungen des IPCC auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Deckspumpe der BODIL wurde schon mal eingesetzt, um dem Anstieg der Wassermassen im Hafen ein knatterndes "Bis hierhin und nicht weiter!" entgegenzusetzen. Und nun pumpt sie und pumpt Wasser aus dem Hafen heraus und sichert die Liegeplätzer der alten Schiffe. Dumm nur, dass dabei wieder das Kohlendioxid entsteht, dem wir den Klimawandel verdanken. Aber dafür wird sich auch noch eine Lösung finden. Vielleicht streng historisch durch den Einsatz von Ösfässern, wie es auf der Kongelig Classic demonstriert wurde.

P.S. am nächsten Morgen. Der Versuch war erfolgreich. Der Wasserstand ist - trotz Ostwind (!) - nur geringfügig gestiegen.

30.09.13 DAGMAR AAEN kehrt zurück

Viele kennen sie, viele vermissen sie: DAGMAR AAEN, das Schiff des Bad
Bramstedter Arved Fuchs, Mitglied im Verein Museumshafen Flensburg. 
Am 28. Dezember 2012 hat sie ihren Liegeplatz am Bohlwerk verlassen und ist zu den Lofoten, einem Küstengebiet in Nord-Norwegen gefahren um dort die Bedingungen der Fischerei einst und jetzt vergleichend zu studieren. Anschließend ist sie nach Tromsø gereist um dort zu überwintern. Ab Juni hat sie an der I.C.E CLIMATE Expedition teilgenommen, zu der auch RYVAR aus dem Museumshafen weitere Teilnehmer brachte.
Ein ganz wesentlicher Teil der Reise sollte dann zum Franz-Joseph-Land führen. Das liegt abgeschieden mitten in der Arktischen See. Arved hatte dort vor vielen Jahren erstmals die Überbleibsel der Tegetthoff-Expedition besichtigt und dokumentiert. Jetzt sollte festgestellt werden, ob und wie sich die Fundstätten erhalten haben.
Leider musste dieses Vorhaben nach einer schikanösen Behinderung durch russischen Behörden in Murmansk aufgegeben werden.
Auf der Rückreise konnte dann immerhin statt dessen Spitzbergen umrundet werden und die Veränderung des Polareises wissenschaftlich dokumentiert werden.
Nun kommt Arved mit seiner DAGMAR AAEN zurück. Er plant, morgen um 11.30 Uhr am Bohlwerk anzulegen.
Er wird viel zu erzählen haben, einiges konnten wir in den HAFENMELDUNGEN bereits mitteilen. Wenn wir Neues erfahren, werden wir berichten.

26.09.13 Treffen der Internationalen Gilde der Knotenmacher

Knoten gehören zu den ältesten Kulturtechniken der Menschen. Schon vor 100000 Jahren  haben sie die Kunst entwickelt, ihr Leben mit Knoten einfacher und auch schöner zu gestalten. Immer wenn Dinge miteinander verbunden werden mussten, um ein Werkzeug, eine Waffe, ein Gebäude oder Schiff zu bauen, haben sie Leinen aus Pflanzenfasern, Tierhaut, Haaren oder Därmen zu Schnüren geflochten  und die Teile damit zusammengefügt. Viel später erst wurden Leinen im heutigen Sinne geschlagen. Die ältesten Abbildungen reichen nicht weiter als bis knapp 3000 Jahre zurück. Die Anwendungen und die Art der verwendeten Knoten sind ebenfalls kaum überliefert, denn das durchweg organische Material hat die Zeit meist nicht überstanden. Lediglich der "Ötzi" - was täten wir ohne ihn - lässt Rückschlüsse auf Knoten in der Zeit von vor 5200 Jahren zu.

Knoten waren seit  je selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Lebens. Wer morgens seine Schuhe schnürt oder im Winter den Schal um den Hals bindet, gibt diese Technik an seine Kinder weiter. Jedoch das Wissen von der Knotenkunst droht verschwinden, wie vieles vergessen wurde, nachdem es durch modernere Techniken überflüssig wurde. So wie der Knoten in vielen Bereichen durch die Sicherheitsnadel, den Reiss- und den Klettverschluß ersetzt wurde. 
Kleine Knotenschule

Diesem Verlust will die International Guild of Knot Tyers (gegründet 1982) entgegen wirken. So treffen sich die Knotenexperten aus vielen Ländern in lockerer Folge. In diesem Jahr hat die deutsche Sektion zum 14. Treffen eingeladen und Flensburg ist vom 04. bis 06. Oktober Treffpunkt der Knotenfreunde. Sogar aus den USA wird Besuch erwartet.
Die internationale Besetzung der Veranstaltung verspricht den Besuchern eine beeindruckende Vielfalt traditioneller seemännischer Handarbeiten sowie ein breites Angebot an kunstvoll gefertigtem „Fancy Work“, das sind dekorative Arbeiten aus Tauwerk. Darüber hinaus wird beim Knotenmachertreffen das Spleißen von Tauwerk vorgeführt.
Mitmachen und ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht. Insbesondere Kinder können sich unter fachkundiger Anleitung an echten Seemannsknoten aus dicken Enden1) versuchen oder sich kleine Schlüsselanhänger und Figuren aus bunten Tauenden fertigen. Sie können ihr eigenes Tau „auf der Reeperbahn“ schlagen. Wer selber spleißen können möchte, soll es hier lernen können, auch in modernem Tauwerk.

Einer der Höhepunkte ist die „Six Knot Challenge“ (am Samstag, den 5. Oktober um 14.30 Uhr). Bei diesem Wettbewerb werden sechs Seemannsknoten in kürzester Zeit geschlagen. Der schnellste Teilnehmer gewinnt. Der im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnete Weltrekord – aufgestellt von einem IGKT-Mitglied – liegt derzeit bei 8,1 Sekunden. Da lohnt es sich, vorher ein bisschen zu üben. Im Wettbewerb sollen folgende Knoten zu schlagen sein: Pahlstek, Achtknoten, Kreuzknoten, Rundtörn und zwei halbe Schläge, Webeleinenstek, Schotstek. 

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1) In der Seemannssprache wird jedes Tau, Seil oder Garn unabhängig von seiner Beschaffenheit allgemein als "Ende" bezeichnet. Was wir in der Umgangssprache "Ende" nennen, heißt bei Seeleuten korrekt "Tampen". Also, für Seeleute gilt: Jedes Ende hat zwei Tampen. 

Anmerkung: Einen kurzen Überblick über den Knoten und seine Geschichte gibt das Hamburger Abendblatt in seinem Artikel "Knoten-Welt" vom 07. Mai 2002 
Lesenswert ist auch der Bericht über Knoten in WIKIPEDIA


25.09.13 Neue Termine





Erstmals kündigen wir in den HAFENMELDUNGEN eine auswärtige Veranstaltung für traditionelle Segelschiffe an: Die Kohl-Regatta in Heiligenhafen. Sie wird seit Jahren vom Museumschiff-Verein Heiligenhafen e.V. ausgerichtet. Die Einzelheiten finden Sie auf der Seite "Termine" hier in den HAFENMELDUNGEN.


23.09.13 Noahs Arche ist da

Heute Abend, im Schutze der Dunkelheit, kam das bislang größte Holzschiff
ARCHE NOAH wird  um 19:30 Uhr angelegt
nach Flensburg: die Replik der Arche Noah aus der Bibel, jedoch im Maßstab 1:2. Das ist sehr praktisch, denn in der Originalgröße hätte sie nicht an diesem Platz festmachen können. Dann wäre sie nämlich 140 Meter lang und bummelig 25 Meter hoch. Und um genau zu sein; Sie ist nicht das ganze Schiff; alles was unter Wasser zu sein pflegt, wurde ihr nicht gegeben. Der Rumpf, soweit er über Wasser zu sehen gewesen sein soll, steht auf einem Ponton. Eine maritime Dame ohne Unterleib sozusagen. Sie kommt mit der Hilfe von zwei Schleppern, die sie an die Pier drücken, bis die Leinen fest sind. Eine Handvoll Zuschauer betrachten das Manöver. Ob sie im hellen Tageslicht ebenso groß aussehen wird, wie sie jetzt wirkt? Und wie man so viele Tiere hätte unterbringen wollen, dazu das ganze Futter!
Ein Besuch von so einem "Schiff" ist nicht alltäglich und so ist die Leitung des Historischen Hafens vollzählig vorhanden.
Einen Monat lang soll sie hier bleiben und Besuchern die biblische Geschichte anschaulich nahebringen. Sie sei konfessionell nicht festgelegt, so hört und liest man. Festgelegt sind jedoch die Eintrittspreise. Sie sollen moderat sein und weniger kosten als eine Buchung beim Sommergästesegeln. Dieser Vergleich hinkt natürlich, wie es Vergleichen zu eigen ist. Denn erstens ist jetzt kein Sommer und segeln kann die Arche ebenfalls nicht.
Warten wir's also ab. Im Tageslicht sieht manches anders aus als im Dunkel eines Herbstabends. In anderen Städten soll die Arche ein großer Publikumsmagnet gewesen sein. Vielleicht findet sie hier auch so viel Anklang wie anderenorts.
Einen Monat lang soll sie hier bleiben. Danach soll sie nach Lübeck verlegt werden, passend zum Weihnachtsmarkt. 

22.09.13 Boot gesucht?

Bald ist Weihnachten, ALDI und LIDL bringen schon seit Tagen einschlägiges Gebäck und Getränk, manchenorts blinken schon Rentiere in schrillem Blau und Rosa in der Auslage. Zeit, sich um Geschenke zu kümmern. Soll es etwas aus dem maritimen Bereich sein, aber nicht zu teuer - schließlich soll es ja von Herzen kommen - wird man bei ebay Kleinanzeigen fündig. Hier ein Vorschlag für den Gabentisch. Er sollte aber schon ein bisschen länger und sehr stabil gebaut sein. Eine Wanne von rund fünfundzwanzig Metern Länge täte es auch.

(Zeichnung: Wiebke Kühn)

22.09.13 Begegnung mit MYTILUS

Gestern sahen wir sie erst auf der Förde, später lag sie neben uns im Museumshafen: MYTILUS, das Schiff für Pfadfinder(innen) vieler Schattierungen. Das Schiff und seine Crews kommen oft zur Rum Regatta und den vorgelagerten Veranstltungen für Traditionssegler. Sie wird immer engagiert gesegelt und belegt daher meist einen der vorderen Plätze. MYTILUS war das erste Traditionsschiff, das wir auf der Flensburger Förde sahen, als wir erstmals nach Flensburg segelten. Das war bei Holnis Enge und sie sah prachtvoll aus mit ihren damals neuen Segeln. Eine geografisch entfernte Freundin hat Beziehungen zu dem Schiff und dem Verein und so ist sie uns zumindest einigermaßen vertraut. Wir waren natürlich neugierig, sie nah zu sehen. Sicherlich gehört sie zu den gut geführten Schiffen in der Szene.
Anscheinend gab einen Crewwechsel und wir konnten eine besondere Bordkultur erleben, als sich die jungen Gäste auf dem Bohlwerk mit einem schönen Gesang zur Guitarre verabschiedeten. So etwas hört man hierzulande leider nur selten. Um so schöner war das Ständchen, das wir mithören durften. Insgesamt muss die Stimmung an Bord der "Miesmuschel" sehr gut gewesen sein, denn als die Abreisenden sich schließlich auf den Weg machten, hörten wir noch von ferne die Melodie von dem schönen, alten schottischen Lied "Auld Long Syne" auf Trompete geblasen. Danke für das Erlebnis.
Heute war eine neue Crew an Bord. Eifrig wurde geübt, wie Leinen aufgeschossen und belegt werden. Die Vorfreude aufs Segeln war allen anzumerken. Wir wünschen einen schönen Törn!

22.09.13 Qual der Wahl

MYTILUS auf Gegenkurs, ...
SEUTE DEERN segelt voraus ...
Nein, nein, was jetzt kommt, hat nichts mit Angela und Peer zu tun. Wir standen vor der Wahl, ob wir unsere Leinen für einen oder mehrere Tage loswerfen. Um es kurz zu machen: Wir waren gestern nur ein paar Stunden "draußen".

In Flensburg kann man sich ziemlich spontan entschließen, ob die Reise länger dauert, oder ob man sich nur ein paar Stunden auf dem Wasser austoben möchte. Um ehrlich zu sein, von Toben. kann man bei drei Beaufort nicht reden, aber Freude am Segeln zu haben, muss ja nicht unbedingt Segeln am Limit heißen.
Wir geniessen die herbstliche Stimmung, wenn das Licht dramatisch unter Wolken auf bleigrauem Wasser glitzert.
... ALBATROS kommt entgegen.
Jetzt sind nur noch wenige Jachten unterwegs, und ein Motorboot, das aber versucht, mit seinem Lärm die vielen abwesenden zu ersetzen. Glücklicherweise ist es sehr schnell und genau so schnell sind wir wieder mit dem Glucksen und Murmeln unseres Kielwassers alleine. Der Wind steht günstig für die Gaffelketsch, backstags geht es nach Norden. Ein helles Gaffelsegel kommt bei Holnis in Sicht. Immer wieder die spannende Frage: Wer erkennt das Schiff zuerst? Das Rigg hat traditionelle Proportionen. Ist das VAAR? Dann müsste der Rumpf aber hell sein.
Bald erkennen wir einen weißen Bugkeil, wie ihn traditionell nur die Elbsegler fahren. Es ist MYTILUS.
So vergeht die Zeit. Bald kommen die Ochseninseln nahe.
Viele Optis versammeln sich an der Startlinie (Ausschnitt)
Emanzipation 2013 am Bohlwerk
Vor Glücksburg segeln Kinder in Optis eine Regatta. Dutzende kleiner Segel streben eifrig zur Wendetonne und zurück. Schlauchboote begleiten sie in gebührendem Abstand, wie Hirtenhunde eine Herde Lämmer. Vielleicht interessiert sich der eine oder die andere der Eleven später einmal für Segelschiffe, mit denen der Jachtsport begann? Im Museumshafen kümmern sich die Lüttfischer, wie zum Beispiel auf MINNA RÖDER um die Jugendarbeit. 

Seit einer Weile segelt SEUTE  DEERN auf unserem Kurs. Mal ist sie dicht vor uns, mal sind wir knapp hinter ihr. Aber wir sind bekanntlich frei von Ehrgeiz, was das betrifft und so bummeln wir ganz entspannt gen Holnis.
Bald kommt einlaufend ALBATROS in Sicht. Tatsächlich kreuzt sie gegen den Wind aus SW bis W. Interessant sind ihre Wenden anzusehen: Das Marssegel bleibt in der Wende stehen, bis der Wind von vorn einfällt und den Bug auf den neuen Kurs drückt - ganz schön clever. So geht es im Zickzack nach Süden, bis sie es sich noch mal überlegt und wieder nach Norden strebt. Vielleicht hat die Crew gemault und gefragt, was sie denn so bald wieder im Hafen soll. Recht hat sie! Die beiden Schiffe des DJS (Deutsches Jugendwerk zur See) sind oft in Flensburg. Ihr Angebot richtet sich, so scheint's, an jung gebliebene, denn die meisten Menschen an Bord sind grauhaarig und somit schon der ersten Blüte junger Jahre entwachsen.

Nun kommt für uns die Viertelstunde der Entscheidung: Wollen oder wollen wir nicht weiter? Wir wollen heute nicht. Also Schoten dicht, "Klar zur Wende - Ree" und nun kreuzen auch wir auf den Hafen zu. Obwohl, wie gesagt, frei von Ehrgeiz - ist eines uns wichtig: bis tief in den Hafen hinein zu segeln. Meist freuen sich daran ein paar Stadtbummler am Hafen. Das größte Interesse gilt jedoch den Anlegemanövern, wenn wir rückwärts in unsere Box einfahren. Aber auch diesmal müssen wir die Zuschauer enttäuschen. Wir kommen glatt hinein. Man kann ja auch nicht allen Katastrophenbegierden gerecht werden.

Auf dem Bohlwerk sind viele Menschen unterwegs. Eine Gruppe junger und älterer Leute fällt auf. Sie tragen blaue Hemden. "Knabenkapelle Auerbach" steht darauf. Immerhin war ein Teil der Knaben über fünfzig und ein anderer Teil waren Mädchen. Die alten Schiffe scheinen nicht alle zu interessieren - Was solls? Bei uns kann jeder gucken wohin er oder sie will.

17.09.13 Nachtrag zu OLGA von SKAGEN

Die Nachricht über den Untergang der OLGA von SKAGEN bewegt immer noch viele Leser. Hier ein Bericht über das Schicksal des Haikutters im Flensborg Avis, der Zeitung für die dänische Minderheit in Sydslesvig vom 05. September unter der Überschrift OLGA af SKAGEN er sunket. Sie fiel leider erst heute beim Stöbern im Internet auf (Übersetzung aus dem Dänischen von HAFENMELDUNGEN).

"Flensburg.  Zwei Segler und ihr Hund kamen Donnerstag Nacht an Bord des Kutters OLGA von SKAGEN,  beheimatet im Museumshafen Flensburg, in Seenot.
Schiff und Besatzung waren auf dem Weg nach Norwegen, als das alte Schiff nördlich von Skagen sank. Die näheren Umstände des Verlustes sind nicht bekannt.
Glücklicherweise wurde die Besatzung gerettet als das Schiff unterging, sagte Frank Petry vom Museumshafen, wo OLGA ihren ständigen Liegeplatz am Bohlwerk hatte.
Auskünften der SOK (Seerettung in Dänemark) zufolge gab die Mannschaft kurz vor 23 Uhr Alarm und worauf sofort ein Hubschrauber entsandt wurde. Als das Schiff auf großer Tiefe sank, stieg die Besatzung in das Rettungsfloß. Ein Schiff in der Nähe kam hinzu, sammelte die Schiffbrüchigen auf und brachte sie nach Hirtshals. Alle waren wohlauf, sagte der wachthabende Offizier.

OLGA war ein alter Fischkutter, 1919 auf einer Werft in Skagen gebaut und wurde in den 1980-ern zu einem Freizeitfahrzeug umgerüstet."
Weiteren unbestätigten Informationen zufolge soll OLGA auf 350 Metern Tiefe liegen. Eine Bergung ist daher nicht wahrscheinlich.  

17.09.13 Ältestes Schiff kommt nach Flensburg

ARCHE NOAH (hier als Nachbau im Maßstab 1:2) kommt nach Flensburg

Flensburg ist die Heimat einiger ältester Schiffe. Jedes Jahr kommt mindestens noch ein älteres hinzu, zumindest besuchsweise. Zugegeben, nicht alle sind Originale, manche nur originell. Die Museumswerft baut gerade ein Versuchsmodell der FORENING, einer Schnaubrigg aus dem Jahr 1771. Deren Original hat dermalen Weingeist in Rum verpackt nach Flensburg geholt und somit der hiesigen Wirtschaft zu einem Betätigungsfeld verholfen, auf dem die Stadt es zu Glanz und Größe brachte.

Nun hat sich ein Schiff angekündigt, dessen Vorlage so alt ist, dass es in dieser Hinsicht nicht so leicht zu übertreffen sein wird. Es ist auch ein Nachbau, im Maßstab 1:2. Sein Zweck ist ebenfalls dem Geist gewidmet, wenn auch mit anderem Schwerpunkt: Es soll den Bezug zum Heiligen Geist festigen. Allerdings sind Zweifel erlaubt, ob Flensburg hierdurch zu neuer Größe emporsteigen wird. Sein Ursprung liegt ca. 5000 Jahre in der Vergangenheit: Es ist Noahs Arche. Für vorlagengetreue Nachbildung hat die Bibel durch detaillierte Angaben gesorgt: im Buch 1 Mose 6 (Gottes Sorge um Noach). Als sie fertig war, kam der große Regen. Hier in Flensburg hat der Himmel schon seit einigen Tagen seine Schleusen geöffnet. Somit scheint alles zu stimmen.

Aller Freude über die frohe Botschaft, deren wir teilhaftig werden, sei ein kleiner Wermuttropfen hinzugefügt: Das Schiff kommt am 24. September und bleibt voraussichtlich bis zum Sonntag nach der Apfelfahrt, dem 20. Oktober. Nun können wir wählen, was uns mehr betrübt: Die späte Ankunft oder die Vorfreude auf vier Wochen Dauerregen.

Es bleibt nachzutragen, dass die Arche Noah auch das Interesse von Schiffshistorikern und Schiffbauingenieuren geweckt hat. So sollen ihre Maße mit denen moderner Containerschiffe weitgehend übereinstimmen. Die formal-ästhetische Kontinuität über die Jahrtausende hinweg wird durch einen Vergleich mit dem Schiffbau im ausgehenden 18. Jhd (n. Chr.) deutlich. Historischer kann es im Historischen Hafen doch nicht mehr zugehen!

15.09.13 Seemannsknoten, Fancy Work und Knotenkunst

Das Flensburger Schifffahrtsmuseum kündigt an:




"Vom 4. bis 6. Oktober treffen sich rund 40 Knotenmacher aus Deutschland, Dänemark, England, Schweden, Frankreich, den Niederlanden und USA zum Halbjahrestreffen der Internationalen Gilde der Knotenmacher (IGKT) im Flensburger Schifffahrtsmuseum. Die Knoten-Freunde werden seemännische Handarbeiten und kunstvoll gefertigtes „Fancy Work“ präsentieren und ihr traditionelles Handwerk auf vielfältige Weise vorführen.







Tauwerk und Knoten einmal ganz anders zu entdecken gibt es bereits vorweg ab dem 21. September in der Ausstellung
„Spinnweben, Sommerfäden und Distelstiele“, einer Installation der Flensburger Künstlerin Inga Momsen, erweitert um seemännische Werkzeuge und Tauwerksarbeiten in Erinnerung an Joseph Conrads berühmtes Buch „Der Spiegel der See“. Inga Momsen verwendet als Ausgangsmaterial ihrer Installation eine ausrangierte Festmachertrosse der Flensburger Werft. Die Farbe des Materials ist ihre Palette, dessen Struktur ihre Modelliermasse und ihr Pinsel. Auf diese Weise entsteht ein Spiel aus Malerei und Plastik, Licht und Schatten, zweiter und dritter Dimension. Die Arbeit wird bewusst als Eingriff in den Raum konzipiert. Sie greift auf, unterbricht und verändert die Sichtachsen. Der Besucher wird hierdurch in die Arbeit mit einbezogen. Er könnte gefangen werden im Netz der Geschichte, das den Raum gleichzeitig teilt und verbindet. Um in den hinteren Teil der Ausstellung zu gelangen, muss man sich auf die Arbeit einlassen, hindurch- und eventuell hineinschlüpfen. Die Arbeit ist so vor allem als Ereignis im Raum, denn als Skulptur oder Objekt zu begreifen.
Mit ihrer Installation im Schifffahrtsmuseum anlässlich des Knotenmachertreffens bindet Inga Momsen ihre Arbeit an die Herkunft ihres Materials wieder zurück. Eine besondere Reibung entsteht durch die Präsentation traditioneller Werkzeuge und Knotenarbeiten, die von Gerd Heinrich und Karl Bareuther, beides Mitglieder der IGKT und Organisatoren des Treffens, ausgewählt wurden. Eine gemeinsame Klammer finden Momsen, Heinrich und Bareuther in den ebenso poetischen wie genauen Beschreibungen der Segelschifffahrt in Joseph Conrads Klassiker „Der Spiegel der See“ (1906). Hier heißt es in Demut vor der Naturgewalt des Meeres: „Denn was ist das Aufgebot der stärksten Taue, der höchsten Spieren und des festesten Tuches
gegen den mächtigen Atem des Unendlichen? Nichts als Distelstiele, Spinnweben und Sommerfäden.“ Die Installation ist vom 21. September bis 6. Oktober 2013 im Schifffahrtsmuseum zu sehen."

11.09.13 Dicker Pott

RHEIN
Foto: Klaus Gaeth, Hamburg
Immer wieder mal kommen Schiffe der Bundesmarine in den Museumshafen. Heute kam gleich ein ganzer Verband: Der Tender RHEIN und zwei Minenräumboote geben der Stadt die Ehre: SEEHUND 4 und SEEHUND 7.
SEEHUNDFoto: Klaus Gaeth, Hamburg
Die RHEIN hat als Schiff der Bundesmarine gleich mehrere historische Bezüge zu Flensburg: Zum Einen beherbergte Flensburg bis zum vorigen Jahr das Flottenkommando, seit mehr als einhundert Jahren ist die Marineschule Mürwik (in Flensburg) und last but  not least wurde der Tender RHEIN von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft gebaut und auf den Tag genau vor zwanzig Jahren fertiggestellt. Bei so viel Historie ist es nur recht und billig, dass die Schiffe im Historischen Hafen festgemacht haben. Herzlich willkommen!


09.09.13 Werfttage

Wir hatten uns schon vor Monaten angemeldet: Der jährliche Werfttermin ist ein Fixpunkt im Kalender der WIEBKE BOHLEN. Jeder hat für sein Schiff einen eigenen Rhythmus für die Inspektion und Pflege des Schiffes unterhalb der Wasserlinie. Besonders seit der Teredo Navalis, auch Terror der Meere sich hier immer weiter verbreitet, können Holzschiffe Opfer dieser Bohrmuschel werden. Sie gehören, so scheint es, neben Holzdalben zu den Lieblingsspeisen dieser Spezies, der schon Kolumbus neun seiner Schiffe opfern musste. Seit den antiken Römern werden ihretwegen Holzschiffe gerne mit Kupferplatten beschlagen. Leider bleiben dabei immer noch kleine ungeschützte Stellen übrig, die weiterhin mit Unterwasserschutzfarbe gestrichen werden müssen. Und unser Propeller muss auch gereinigt werden. Er ist anscheinend bei den Seepocken als Siedlungsgebiet besonders beliebt. Besonders bei langen Zeiten ohne Maschinenantrieb wachsen die lieben Tierchen aus der Familie der Krebse mit
AKELA aus Kopenhagen, Baujahr 1951
WIEBKE Bohlen steht auf dem Steert
wahrer Wonne. Zusammen mit Algen und Miesmuscheln bilden sie ein vielfältiges Biotop. Alle Versuche, diesem Treiben mithilfe der Farbenchemie ein Ende zu bereiten, sind bisher gescheitert. Auch die verschiedenen "Geheimtipps", die gerne an der Hafenkante weitergegeben werden helfen nicht in der Sache. Sie sind meist nur Anlass zur allgemeinen Heiterkeit, wenn sie wieder einmal von Gutgläubigen befolgt werden. Schlussendlich müssen die traditionellen Verstellpropeller regelmäßig geschmiert werden. Das geht in diesem Fall über eine Gewindebohrung in der Propellernabe. Sie ist natürlich mit einem Verschlussstopfen gesichert, bevor das Schiff wieder zu Wasser gelassen wird.
Als wir bei der Werft ankommen, liegt dort eine klassische Jacht aus Kopenhagen: AKELA. Ihre Kielbolzen müssen nachgezogen werden. Und das Rigg ist nach der Kongelig Classik etwas durcheinander. Da war gab es  vielleicht doch ein bisschen viel Wind für das alte Mädchen.
Im Stau auf der Slipbahn
Nun sollen wir aufgeslippt werden. Unsere WIEBKE BOHLEN, Nachbau einer Kreuzerjacht von Colin Archer aus dem Jahr 1902, hat einen ungewöhnlichen Lateralplan. Der Vorsteven reicht bis hinter den Großmast. Deshalb muss die erste Unterstützung durch den Slipwagen etwa in Schiffsmitte sein. Das ist so weit hinten, dass wir seit über zwölf Jahren auf der Werft immer wieder Überzeugungsarbeit leisten müssen. Den Klüverbaum haben wir für eine bessere Gewichtsverteilung eingezogen.  Zur Sicherheit müssen sich zusätzlich alle Mann an Bord beim Besanmast aufhalten, damit unser gutes Stück nicht auf die Nase fällt. Erst wenn sie aus dem Wasser ist, kann der Bug weiter vorne zusätzlich unterstützt werden.
Man beachte die Treppe: Mit Trittstufen und Handläufen.
Durchaus auch für ältere Semester geeignet
Langsam ruckt der Slipwagen an, Schiff und wir mit ihm. Früher war die Verständigung mit dem Mann an der Winsch rein optisch durch Handzeichen oder akustisch durch Zuruf. Heute geht er neben dem Schiff an Land und bedient die Winde mit einer Fernbedienung. Und weil das wie gesagt sehr langsam geht, wird auch nebenbei das eine oder andere Telefongespräch mit dem Handy erledigt, das er in der anderen Hand hält. Wir überlegen, was wohl passiert, wenn er versehentlich versucht mit der Fernbedienung zu telefonieren.
Aber das hat er wohl gut im Griff und wir nähern uns dem Kutter, der vor uns, weiter oben auf der Slipbahn umgebaut wird.
Wir erkundigen uns, ob vielleicht schon einmal Schiffe auf diese Weise gerammt wurden, und malen uns Titelzeilen in der Zeitung aus: "Egernsund - Jacht rammt Fischkutter auf dem Land" (Annie Proulx lässt grüßen). Das ist, so erfahren wir, auf einer anderen Werft schon einmal passiert. Der Mann an der Winde parliert mit einem Besucher und verliert ein bisschen die Übersicht. Damals soll das Schiff weiter oben auf der Slipbahn ein paar Meter weit mitgeschoben worden sein. Peinlich, peinlich. Sollte es nicht so gewesen sein, ist es zumindest nett erfunden und verkürzt uns die Wartezeit.
Wartezeit hatten wir dann nicht mehr. Aber am Sonntag waren wir schon fertig, und das Wetter hat durchgehalten. Erst bei der Rückfahrt nach Flensburg fällt dichter Regen aus tief hängenden Wolken. Aber das macht uns nicht mehr viel aus. Wir sind ohnehin reif für die Dusche.

04.09.13 OLGA von SKAGEN gesunken

OLGA von Skagen
Foto: Tallship Fan
Leider mussten wir heute aus  zuverlässiger Quelle erfahren, dass der Haikutter OLGA von SKAGEN aus dem Museumshafen Flensburg gestern kurz vor Mitternacht im Skagerak gesunken ist. An Bord sollen sich zwei Segler und ein Hund befunden haben. Sie konnten von einem Bulk-Carrier übernommen werden und sollen inzwischen unversehrt in Hirtshals angekommen sein. Das ehemalige Fischereifahrzeug war auf der Fahrt von Skagen nach Larvik.
Die Ursache für den Unfall ist nicht bekannt.
OLGA wurde vom jetzigen Eigner vor wenigen Jahren mit beträchtlichem Aufwand restauriert. Wir wünschen ihm und seinem Mitsegler, dass sie den Unfall und seine Folgen bald überwunden haben. 

02.09.13 Auch das war die Kongelig Classic


Heute berichtete das Flensburger Tageblatt unter den Titel "Schiffbrücke in Feierlaune" über die grenzüberschreitende Veranstaltung, die in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfand. Leider geht der Artikel nicht auf den für Flensburg wesentlichen Aspekt der Veranstaltung ein: wie das Ganze von den Flensburgern und den Besuchern der Stadt aufgenommen wurde. Immerhin ist das Spektakel mit öffentlichem Geld gefördert worden. Jedoch - was kann man von einer Nachricht auf Seite zwei des Lokalteils erwarten? Vielleicht ging der Artikel dem Verfasser so am Allerwertesten vorbei wie der Hula Hoop Reifen im Bild des Artikels.



Foto: Flensburger Tageblatt
Für an Schiffen Interessierte Besucher boten sich jedenfalls einige sehr schöne Bilder und viele Schiffe waren sehenswert. Leider gab es für die Besucher am Hafen keine Informationen über den Ablauf der Veranstaltung in Flensburg. Vielleicht war GESINE als Treffpunkt der Segler dafür vorgesehen. Nur kam sie erst, als viele Besucher ratlos wieder gegangen waren.
Der Schirmherr der Veranstaltung in Flensburg, der Oberbürgermeister Simon Faber, ließ sich zur Begrüßungsansprache vertreten, so war zu hören. Dabei ist ihm das deutsch - dänische Zusammenleben immer eine Herzensangelegenheit gewesen. So weit, so schlecht. Nur dass sein Vertreter dann auch noch eine halbe Stunde zu spät gekommen sein soll, wäre, wenn es so war, kein kleiner Lapsus mehr, sondern eine Missachtung der Gäste. 
Auch der verantwortliche Projektleiter, Martin Schulz von der Historischer Hafen Flensburg gGmbH, sieht Verbesserungspotenzial, allerdings auf dem Wasser. Er sagt laut Flensburger Tageblatt:  
„Da müssen wir grundsätzlich etwas ändern. Für die Yachties ist Regatta der Normalfall – für die Traditionsschipper aber total ungewohnt.“ Die Folge: Statt laut Wettfahrtanleitung einzelne Tonnen abzusegeln, setzte sich der große Pulk einfach – wie von der Rumregatta gewohnt – Richtung Flensburg in Bewegung. „Ich glaube, 90 Prozent der Schiffe waren auf falschem Kurs. Aber egal. Hauptsache, es hat Spaß gemacht.“
Vielleicht sollte man es auch einfach dabei belassen. Großsegler und Folkeboote an derselben Wendetonne, das kann nicht ewig gut gehen. Und dann könnte darunter die Hauptsache, dass es Spaß macht, deutlich leiden.

Früherer Post zum Thema:

31.08.13 Das Regattafeld ist angekommen
11.08.13 Kongelig Classic ante portas
09.02.13 Kongelig Classic: Blick zurück und nach vorn