30.01.18 Fundstücke

Ein Hauch von Vor-Frühling in der Luft, Sonnenschein  über Flensburg. Starkwind und Regenschauern machen heute Pause. Ideal für einen Hafenspaziergang.

Auf  Bohlwerk und der Schiffbrücke-Pier werden Polizeitaucher fündig. Was da nicht alles im Wasser landet! Geldkassetten, ein  kleiner Safe, ein Handwagen, ein Fahrrad, eine Nationale am Flaggenstock ... Kein Wunder, denn wohin mit Überzähligem? Für gebrauchte Taschentücher oder leere Zigarettenpackungen gibt's am Hafen genügend viele Abfallbehälter. Dabei könnte man sowas leicht zuhause in den Müll werfen. Aber wenn man plötzlich, sagen wir mal,  ein Fahrrad zuviel hat? Passt in keinen Papierkorb. Wie praktisch ist dann ein Hafenbecken. Schließlich will man keinen Müll hinterlassen. Und die Polizeitaucher freuen sich immer wieder über eine Übung, sowas hält fit.

Ist das schon Kunst, oder kann das noch weg?
Nichts bleibt unbeobachtet.











JONNY - schon wieder brauchbar.
RYVAR  - bald wieder brauchbar!












Manche Boote warten unter Winterplanen auf das Frühjahr. Teils voll, teils spärlich, andere nur minimal verschleiert.
WIEBKE BOHLEN im Shador
PIROLA, DAGMA AAEN, BODIL unverschleiert










OLINE mit Burka
FULVIA mit Nikab














Der Harniskai ist für die besondere Ästhetik einer Hafenlandschaft immer eine gute Fundgrube.
Ein Schwimmkran aus Holland, davor Schlepper
DELFI aus Finnland
Schüttgutgut auf der "Europawiese" 












Plakattext passend zu GRETEL gefunden:
"Für reine Lebensfreude, Baulust, Wohnart, Lifestyle" 
MISTRAL mit Burka
















21.01.18 Solche und Solche

Im Schwabenland, wo ein entschiedenes Einerseits und Andererseits genetisch verwurzelt ist sagt man "Es gibt Solche und Solche" und meint, dass Menschen unterschiedlich sind. Wie heute hier in Flensburg:

Es war wieder einmal so weit. Nach langer, ungläubig beobachteter Abstinenz vom Spass der dumpfesten Sorte, hat sich in der Nacht ein Passant wieder einmal klammheimlich an der Fantasie freuen können, dass ein Bootseigner Schwierigkeiten bekommt, wenn man ihm den Stecker aus der Stromversorgung zieht. Was sich diese Dumpfbacke dabei gedacht hat ist ja eigentlich egal. Ob es  die Vorstellung war, die Heizung könnte ausfallen? Oder die Batterien würden nicht geladen? Wir wissen es nicht und wollen es auch nicht wissen.
Diesmal hat es ein Boot im Museumshafen getroffen, das zur Zeit mit immensem Aufwand an Zeit, Engagement und Geld - ja, auch davon - von einem ziemlichen Wrack in einen schmucken Traditionssegler zurück verwandelt wird. GRETA, der Elbfischer, Vereinsschiff des Museumshafens und der Freunde der GRETA "hängt" am Landstrom, wie man so sagt. Und zwar weil die alte Dame (bitte Diskretion, nicht weitersagen) ein wenig inkontinent ist. In zuverlässiger Regelmässigkeit lässt sie aus ihrer Backbordseite ein Strählchen reinsten Hafenwassers zurück ins Becken aus dem es stammt. Aber anders als bei Menschen ist dieser Kreislauf nicht dem Druck einer Blase geschuldet, die sich selbsttätig entleert wenn sie nicht daran gehindert wird, sondern der Förderleistung einer elektrisch betriebenen Kreiselpumpe. Mit anderen Worten: Wer einem Boot den Landstrom kappt, riskiert mutwillig seinen Untergang - mit allen Neben- und Begleiterscheinungen, wie hoher Sachschaden für Bergung und Umweltschadens-Beseitigung, von den Wasserschäden im Schiff mal ganz zu schweigen. Das ist kein Spass, sondern einfach kriminell!


Aber, wie gesagt, es gibt Solche und Solche. Die zweite Sorte hat uns heute den Glauben an die Menschen zurück gegeben. Das ging so: Beim Hafenspaziergang am Vormittag sahen wir eine junge Frau bäuchlings auf dem Bohlwerk liegen. Das macht ja niemand frewillig, dachten wir uns und fragten, ob Hilfe willkommen sei. Ja, sagte sie unglücklich, die Handtasche sei ins Wasser gefallen, mit wertvollem Inhalt.
Nachmittags begegneten wir der der jungen Frau noch einmal, diesmal strahlte sie übers ganze Gesicht. Kein Wunder, hat sie doch an einem Tag soviel Glück gehabt, wie andere nicht in ein paar Wochen: Zuhause angekommen, habe sie einen Anruf von der Polizei erhalten, ihre Tasche sei abgegeben worden, erzählte sie Ein Stehpaddler hatte das gute Stück entdeckt, im Hafen treibend, und gleich zur Wache gebracht.


17.01.18 Die Toppstenge

Großmast ohne Backen, Kalben und
Saling, aber mit Stag und Wanten
und Eseshaupt.  Der Masttopp
weist nach links oben 
Toppstenge  mit Eselshaupt (o.)
Scheibengatt (u.))  und Schloss.
Der Stengenfuß weist nach links unten
RYVARs Großmast wurde seit unserem Besuch am 14. Januar abgenagt wie der Eisbeinknochen  während eines bayrischen Festmals. Die Saling und die Mastbacken samt Kalben wurden abgebaut und werden jetzt wohl beim Bau des neuen  Mastes als Vorlage für neu anzufertigende Teile benötigt.
An Deck der RYVAR liegt auf Böcken,  die Toppstenge. Wenn ihr Holz gesund ist, wird sie vermutlich wieder auf den neuen Untermast montiert. 


Das geschieht vielleicht an Land, noch bevor der Mast wieder gesetzt wird. Falls nicht: Es gibt eine sehr detaillierte Beschreibung aus dem Jahr 1924. Sie ist in dem "Handbuch der praktischen Seemannschaft auf traditionellen Segelschiffen"¹) zu finden und würde an dieser Stelle ca. 30 Zeilen füllen. Das Buch steht unter Urheberrecht, wir können an dieser Stelle deshalb leider den Text nicht wiedergeben. Das Buch ist eine wahre Fundgrube für alle, die in die Welt der Führung und Technik traditioneller (Groß-)Segelschiffe tiefer eintauchen möchten. Die Beschreibung erklärt im Detail, wie die Stenge am stehenden Mast mit Bordmitteln gesetzt werden kann. Das mussten Matrosen damals ohne große Erklärungen beherrschen. Das Buch wurde in einer Zeit geschrieben, als es kaum noch erfahrene Vollmatrosen für Segelschiffe gab. Und das Wissen nicht mehr in der Praxis weitergegeben werden konnte. Damit ist es auch noch heute topaktuell, wo doch mittlerweile auch die Gelegenheitssegler auszusterben drohen.

Der Klappentext informiert:

"Aus der Praxis- für die Praxis" war der Grundgedanke, den der Autor, ein Praktiker und erfahrener Segelschiffsführer, in seinem Buch verwirklichte. In Forme eines Kochbuchs für den Gebrauch an Bord, illustriert mit 545 Zeichnungen, wird praktisch jede Sparte der Arbeit an Bord klassisch geriggter Segelschiffe - ob es nun eine Bark oder ein kleines Schiff betrifft- behandelt. Der zusammengefasste Wissensschatz aus den Zeiten des professionellen Segelns (1924) wird hier in verständlicher Form dargelegt, zum Beispiel in den Kapiteln"Aufriggen von Schiffen", "Manöver unter Segeln" oder Anfertigung von Rah- und Baumsegeln".   

__________________________________ 

¹) Handbuch der praktischen Seemannschaft auf traditionellen Segelschiffen von Jens Kusk Jensen,
(Titel der Originalausgabe von 1924 "Haandbog i praktisk Sømandskab") 

Aus dem dänischen von Sabine Reese. Alte Schiffe Verlag, Rolf Kelling-Eischeid, Kiel
ISBN 3-924381-42-9


14.01.18 Die Saling

Zwar kann man die Holzmasten der traditionellen Segelboote am Bohlwerk schon von Weitem sehen. Etwas schwieriger ist es, sie von Nahem zu betrachten. Heute werfen wir einen Blick auf die Saling.
Saling der RYVAR, teilweise demontiert.
Das Eselshaupt ist in dieser Ansicht
durch die Mastbacken verborgen. Es
sitzt - wenn montiert - auf dem
Masttopp.
(Anm.: Die rechte Seite zeigt zum Bug)
Seit ein paar Wochen liegt der "alte" hölzerne Großmast der RYVAR auf dem Bohlwerk. An seiner Stelle lag zuvor der über 22 Meter lange Stamm einer Douglasie, aus der zurzeit in Arnis ein neuer Mast als Ersatz entsteht. Genau genommen, ist es der sogenannte Untermast, denn RYVAR fährt zusätzlich eine Großmaststenge. Sie gibt die Möglichkeit, die Segelfläche durch ein Großtoppsegel und zusätzliche Vorsegel zu vergrößern. Untermast und Stenge werden bei der Saling miteinander verbunden.
So wie der Mast, zwar ohne Großtoppstenge aber mit den Wanten und Stagen, vor uns liegt, ist die so genannte "Saling " gut zu erkennen. Sie ist teilweise zerlegt.
Die Stenge kann herunter genommen ("gestrichen") und auch wieder gesetzt werden um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Sie wird oberhalb der Saling mit einem Beschlag, dem sogenannten "Eselshaupt", am Masttopp 
geführt. Bei RYVAR besteht er aus einer Stahlkonstruktion, die den Topp des Untermastes fest umschließt.  Durch eine zweite Öffnung wird die Stenge geführt und damit dicht beim Untermast
Aus Wolfram zu Mondfeld:
Schiffsmodelle,
ISBN 3-572-01464-6
(Anm.: Die rechte Seite zeigt
zum Bug)
gehalten. Um die Stenge seitlich zu stützen, führen von ihrem aus Topp aus Wanten zu beiden Seiten des Rumpfes. 
Sie werden durch die "Quersalinge" gespreizt und bieten dadurch eine bessere Stütze. Die Quersalinge liegen auf den Längssalingen auf und diese wiederum auf den Mastbacken. Diese sind durch den Mast hindurch verbolzt. Für einen guten Formschluss ist der Mast an dieser Stelle rechteckig, meist quadratisch ausgeführt.
Die Mastbacken werden beim Segeln stark belastet, einerseits durch den Zug der Unterwanten, andererseits durch das Gewicht der Stenge. In deren Fuß ist ein rechteckiger Durchgang, durch den das Stengenschloss geführt ist. Das ist ein genau passender Holzriegel der auf der Saling aufliegt und somit das Gewicht der Stenge plus Zugkraft der Oberwanten stützt. Von dieser Funktion hat die "Saling" ihren Namen, er leitet sich vom niederdeutschen "sadel" ab, wie auch der in seiner ursprünglichen Bedeutung bekannte "Sattel"¹). Abschließend der Hinweis auf ein weiteres Bauteil, auf dem die Wanten aufliegen: Die Kalben schützen als Verschleißteile die Oberkante der Mastbacken. 

Auch wenn sie ebenfalls "Saling" genannt werden, von ihrem Ursprung haben sie an modernen Yachten nur noch eine Funktion übernommen: Den Mast (jetzt ohne Stenge) gegen seitlichen Zug zu stützen.

Kleinere traditionelle Boote wie z.Bsp. WIEBKE BOHLEN haben keine Saling. Dort stehen die Masttoppen unverstagt. Aber die Wanten werden ebenfalls über Mastbacken und Kalben geführt - wie bei RYVAR.

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¹) siehe auch: Gustav Goedel: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Seemannnssprache. Demnach bezieht sich der Name auch darauf, dass der Saling die "Mars" (Mastkorb), als Träger der Stengewanten "aufgesattelt"ist. Die RYVAR hat keine Mars und keine Stengewanten. Deren Funktion wird von den Oberwanten erfüllt. 

08.01.18 Vom Stamm zum Mast


Auch Masten aus Vollholz halten nicht ewig. Wer Schäden vermeiden oder herauszögern will, muss sie regelmäßig inspizieren. Dennoch kommt irgendwann der Tag, an dem weder gesundbeten oder reparieren hilft. Dann wird ein neuer Mast fällig. Heute haben wir gesehen, wie aus dem gut gelagerten Stamm einer Douglasie der Großmast des Loggers RYVAR aus dem Museumshafen Flensburg entsteht.




Wer im vergangenen Jahr auf dem Bohlwerk spazieren ging, sah dort den veritablen Stamm einer Douglasie liegen. Über 22 Meter war das Trumm lang. Kinder liebten es, darauf zu balanzieren und Gäste von Bens Fischhütte nahmen gerne auf ihm Platz, wenn sie die Brötchen aßen.
Als der Mast des Loggers RYVAR gezogen wurde, sprach sich bald herum. dass der beliebte Stamm-Sitz einen neuen Großmast für den Traditionssegler abgeben solle. Dann reiste RYVAR ab zur Werft nach Arnis, zur Routinewartung. Den künftigen Großmast nahm sie mit auf die Reise. Der alte liegt seit dem an seinem Platz auf dem Bohlwerk.

Das "quadratische Brett" als Lehre für den Querschnitt.
Es stört nicht, dass der Stamm etwas dünner ist, denn
die Ecken des Quaders oder Balkens fallen später
ohnehin weg. Hier sind auch noch die Spuren der
Sägeschnitte zu erkennen.
Heute konnten wir sehen, wie die Verwandlung des Baumstamms beginnt. Genau genommen, fing sie schon  an, als der Stamm in der Werfthalle, sorgfältig unterstützt, zum Trocknen abgelegt wurde. Außerdem wurde auf beiden Enden der Mittelpunkt markiert und darauf ein quadratisches Brett genagelt,  dessen Ecken den Umfang gerade berührten - mit der oberen Kante waagrecht ausgerichtet. Das Brett markiert den Querschnitt, des Mastes nach dem ersten Bearbeitungsschritt. Sein künftiger Durchmesser wird einmal nur wenig geringer als die Kantenlänge des Quadrates sein. Was von der Schnittfläche des Stammes außerhalb der Quadrate zu sehen ist, soll nun in einem ersten Arbeitsschritt abgetragen werden. Dabei wird aus dem naturgewachsen "runden" Stamm ein 22 Meter langer Quader mit quadratischem Querschnitt.
Um sich diese Arbeit zu erleichtern und um einen möglichst idealen Quader zu
bekommen, werden gerade Hilfslinien auf den rohen Stamm gezeichnet, welche die oberen Ecken der Quadrate über die ganze Länge verbinden. Alles Holz oberhalb der beiden Linien muss nun abgetragen werden. Hierzu gibt es unterschiedliche Methoden. Wir konnten heute sehen, wie es mit einer Kettensäge und einer langstieligen Axt gemacht wird. Die Axt erinnert in der Form an Streitäxte der Wikinger; sie waren auch geniale Bootsbauer. Die hier verwendete Axt ist jedenfalls scharf wie ein Rasiermesser.
Zunächst kommt die Kettensäge dran. Mit ihr wird der Stamm von oben her quer eingesägt und zwar nur bis kurz oberhalb der Markierungslinien. Dann wir das Holz oberhalb der Einschnitte mit der Axt waagrecht abgeschlagen. Die Sägeschnitte unterteilen die Späne in handliche Längen. Ziel der Aktion ist eine ebene Fläche, von der aus die nächsten Seiten vermessen werden können.


So lange haben wir nicht gewartet. Für bloßes Zusehen war es in der Halle zu kühl. Ist ja schließlich auch ein Arbeitsplatz. Vielleicht haben wir später Gelegenheit, auch die  weiteren Schritte zu beobachten.

07.01.18 Erster Sonnentag

Wer hat nicht auf ihn gewartet? Auf ihn, der Licht in die dunklen Tage bringt? Heute ist er uns erschienen, der erste Sonnentag im Jahr. Einen Tag, so wunderschön wie diesen hätten wir auch mit Schnee willkommen geheißen. Aber der Raureif nach der ersten Frostnacht in diesem Winter war auch nicht schlecht - für den Anfang. Es ist ja nicht so, dass wir grundsätzlich gegen der Winter eingestellt sind. Aber wenn er schon nicht vermieden werden kann, soll er sich doch mindestens von seiner besten Seite zeigen. Das tat er heute und es hat uns wohlgetan. Das blendend weiße Licht nach der mondhellen Frostnacht zog die Menschen in Scharen ins Freie, Helle. Auch uns. Wozu die Zeit mit Auto fahren verplempern, wenn man einen so schönen Hafen vor der Türe hat? Hier also ein paar Eindrücke auf dem Fußweg vom Bohlwerk bis zum Yachting Heritage Centre von Robbe & Berking.


Die Schiffe im Hafen schweben in strahlendem
Blau, spiegeln sich im makellos glatten Wasser
Gefroren hat es heuer ... Erste Eiskristalle malen
reizvolle Muster in die Spiegelbilder


Rost schillert wie ein Regenbogens 
Raureif verdampft im Sonnenlicht








Im Museumshafen (v. l.) MEJSEN, BETTY,
GRETA, FORTUNA, WIEBKE BOHLEN,
PIROLA, DAGMAR AAEN
"Wie ein Narwal mit dem Horne schießt fort er,
durch der Wellen Dampf" (A. v. Droste-Hülshoff)


















Ewer PROVIDENTIA (vo.) und Haikutter BODIL
SUNTHORICE und JÜRGENSBY





Im Winterschlaf








CERBERUS, Besanewer in statu nascendi 












Im Wartestand: GRETEL wartet auf den Prinz 
im Schador

04.01.18 Arche Noah auf Drift

ARCHE NOAH alias ARK van NOACH
2015 zu Besuch in Flensburg  
Gelegentlich hatten wir in Flensburg Besuch mit alttestametarischem Bezug, zuletzt vor zwei Jahren. Unübersehbar mit mit ihren 70 Metern Länge und einem Freibord von 13 Metern lag der Nachbau der biblischen ARCHE NOAH an der Schiffbrücke und lockte zahlreiche Besucher an Bord. Dort gab es nacherfundene Szenen aus der Zeit von 6000 Jahren v. Chr. zu bestaunen. Aber anstatt auf dem kürzesten Weg zum Berg Ararat zu driften, wie es im Buch Genesis 6,14  zu lesen ist, tourte sie seither entlang nordeuropäischen Küsten. Seit Ende November 2017 liegt sie in der niederländischen Hafenstadt Urk und beschert den Besuchern einen erfreulichen Blick in die biblische Geschichte und ihrem Betreiber einen vermutlich ebenso erfreulichen Blick in seine Kontoauszüge. Bis gestern.

Gestern zog das Sturmtief Burglind mit Orkanböen und schweren Regenschauern über den Englischen Kanal und die niederländische Nordseeküste. Es traf gestern auch den kleinen Fischerhafen und verhalf dem riesigen Nachbau des alttestamentlichen Rettungsbootes zu einer realistische Darstellung eines  biblischen Unwetters. Der Winddruck von zehn bft auf die etwa 900 qm Seitenfläche war so groß, dass die stählernen Poller, vergleichbar denen auf der Schiffbrücke, aus ihren Fundamenten gerissen wurden, woraufhin das vor-sintflutliche Bauwerk zur gegenüber liegenden Hafenseite trieb. Das hat bei den zehn Sportbooten, die dort einen vermeintlich sicheren Platz eingenommen hatten, offensichtlich großen Eindruck gemacht. Die Eigner sprachen von einem Millionenschaden. Der Sprecher der Gemeinde geht bei einigen Booten von einem augescheinlichen Totolverlust aus.  Zuvor war die ARCHE NOAH mit dem 37 Meter langen Fahrgastschiff DE ZUIDERZEE, das im Sommer auf der Route Urk-Enkhuizen verkehrt, kollidiert und hatte dessen Rumpf auf ganzer Länge eingebeult und schwer beschädigt.

Sollte das biblische Gefährt wieder einmal nach Flensburg kommen, wäre ein Bittgebet um Ostwind sicherlich eine gute Vorsorgemaßnahme.
Letztlich ist der Unfall in Urk aber glimpflich verlaufen. Es wurden keine der sieben Personen an Bord verletzt. Auch nicht eine Schlange und ein Kaninchen, die sich ebenfalls an Bord befanden. 



01.01.18 So fing 2018 an

























Das neue Jahr ist da. Es hat gut angefangen und begann pünktlich mit Schlag zwölf Uhr.  Da die bürgerlichen Tugenden seit der Studentenbewegung vor 50 Jahren erheblich an Bedeutung verloren haben war das nicht selbstverständlich.

Auch was die Erfüllung von Wünschen betrifft, war das Ergebnis bisher nicht übel. Einer wurde bereits erfüllt.
Denn es sollte zum Jahreswechsel regnen. Bei Regen, erwarteten wir weniger Leute am Bohlwerk um dort Raketen abzufeuern. Mit den Wenigen hofften wir dann entspannt reden zu können damit sie ein paar Schritte bis zur Schiffbrücke gehen, wo in dieser Nacht keine Schiffe lagen. Zurück von der Bootswache, waren unsere Kleider tropfnass und Alle, die mit Feuerwerk bepackt aufs Bohlwerk kamen, hatten Verständnis für unsere Bitte und trollten sich.

Der zweite Wunsch, kein Feuerwerk bei den Schiffen, schien damit eigentlich auch erfüllt. Wenn, ja wenn nicht Bootsleute selbst die Gelegenheit genutzt hätten, ihre alten Signalraketen zwischen den Schiffen abzufeuern. Mehr als ein halbes Dutzend haben wir im Museumshafen gezählt. Eine landete brennend dicht neben einem anderen Boot.

Da muss das neue Jahr aber noch gründlich nachbessern. Damit am Ende Solidarität, "Tugend der Arbeiterklasse", auch am Bohlwerk wieder zuhause ist.