18.08.13 Tolle Jolle


Ein Schlauchboot ist ungemein praktisch und wer eines hat, mag nicht mehr darauf verzichten. Was kann man damit nicht alles anstellen! Man kann Bier holen, Leute vom Ankerplatz an Land bringen, den Anker klarieren, die Bordwand anmalen. Bei dem Gedicht "Kuttel Daddeldu und Fürst Wittgenstein" taucht vor dem geistigen Auge der knorrige Salzbuckel auf, stehend in einem Schlauchboot: "Daddeldu malte im Hafen mit Teer/ Und Mennig den Gaffelschoner Claire." Es gibt zahllose Gelegenheiten, bei denen man zufrieden sagt: Zum Glück haben wir das Schlauchboot! Nur Eines kann ein Schlauchboot nicht: den Besitzer ästhetisch befriedigen. Das fängt schon mit der Farbe an (zumeist hellgrau) und hört mit der Form noch lange nicht auf. Nein, eine Zierde ist es nicht, das praktische Schlauchboot.

So ist es kein Wunder, wenn die Gedanken immer wieder einem schönen Holzboot nachhängen, einem Dinghi zum Schleppen geeignet, oder vielleicht sogar eines zum Segeln? Oder einen nordischen Prahm, weil das Schiff ja auch aus dem Norden kommt? Aber wer schön sein will, muss leiden. Das Leid mit schönen Holzbooten ist, das sie sorgfältige Behandlung und Pflege brauchen. Diese Erkenntnis reisst den Freund traditioneller Schiffe aus seinen Träumen. Hat er nicht schon mit seinem großen Schiff genug zu tun? Außerdem müsste er sich erst einmal auf die Suche machen. Und mit einem Gefühl entsagungsvoller Erleichterung macht er sich seufzend an seine übliche Beschäftigung.
Das neue Beiboot von BODIL
Doch es kommt der Moment, wenn alle rationalen Schutzwälle brechen. Dann liegt das begehrte Objekt der Begierde direkt vor ihm. Blitzend bricht das Licht auf den Planken, das Auge genießt den harmonischen Schwung der Linien. Beim Anblick der Kraft und Eleganz höchster Handwerkskunst krampft das Herz in süßem Schmerz. "Halb zog es ihn, halb sank er hin" dann war es schon gescheh'n und er ist stolzer Besitzer eines wunderschönen Holzbootes. 

Jaja, so spielt das Leben. Nun hat es die Eigner von BODIL erwischt. Auf der Haikutter-Regatta kam der Moment, aus dem es kein Entrinnen gibt. Wat mutt, dat mutt, pflegt man dann zu sagen und so kam der Museumshafen zu einem Neuzugang. Jetzt wurde dem neuen Familienmitglied die Gegend gezeigt. Und die Nachbarn sollten es natürlich auch sehen: das neueste Schiff im Hafen. Einen Namen hat es schon, aber der bleibt bis zu Taufe geheim. Nicht geheim blieben die Eigenschaften "Läuft wunderbar" ist eine, "kann vier Mann tragen" eine andere. Da kann man nur sagen: Glückwunsch und allzeit gute Fahrt!