Foto: Sportpiraten |
Strahlender Sonnenschein, sommerliche 24 Grad auf dem Thermometer und ein leichter Hauch in der Luft. Herz, was willst Du mehr! Petrus meint es gut mit dem neuen Hafenfest "Flensburg AHØJ". Das Konzept, der Kieler Woche und der Hanse Sail Rostock eine eigenständige Alternative gegenüber zu stellen, scheint aufzugehen. Am zweiten Tag haben die Flaneure an der Hafenkante ausreichend Platz zum Bummeln und auch, um mal die Beine auszustrecken. Auf dem Wasser sind auch Schiffe, ja. Ihre Zahl ist überschaubar. Das aber gibt Gelegenheit, sich die Wenigen etwas genauer anzusehen. Uns interessierten besonders die beiden historisch ältesten Gäste: Das Wikingerboot SIGYN aus Haithabu und das Germanenboot NYDAM TVEIR aus dem frühen 4. Jhdt. n.Chr.. Beeindruckend auch das Kümo SAMKA aus dem Jahr 1956. Sie alle kommen eher selten mal nach Flensburg und kommen im Gewimmel der übrigen Gäste der Rumregatta nicht wirklich gut zur Geltung. Anders heute. Wer neugierig ist und ehrliches Interesse mitbringt, bekommt ausführliche Antwort auf alle Fragen. Das haben wir beispielsweise anlässlich eines Besuchs bei der NYDAM TVEIR so erlebt. Genau so interessant fanden wir den Besuch bei den Wikingern aus Schleswig. Sehr lehrreich, was wir über die verschiedenen originalgetreu nachgebauten Helme der alten Recken aus der Zeit zu Ende des ersten Jahrtausends erfuhren. Es gab runde Helme und auch solche, die oben spitz sind. Diese wurden von der Palastwache in Konstatinopel getragen, allesamt Waräger. Diese Wikinger aus Schweden waren sozusagen die GSG9 der oströmischen Kaiser, also die Jungs für die harten Fälle.
Begeistern auch die Sportpiraten, die sich verwegen mit ihren bmx-Rädern über eine Schanze in das Hafenbecken katapultieren. Den zahlreichen Zuschauern hat es sichtbar gut gefallen. Und den tollkühnen Radlern (und Radlerinnen?) vermutlich auch.
Andere Angebote auf dem Markt fanden wir nicht so besonders flensburgisch: Grillfleisch, Crêpes und Getränke gehören einfach zu einer großen Veranstaltung. Aber schließlich hat der Mensch nicht nur kulturelle Bedürfnisse.
Am späten Abend, um 23 Uhr, wurde eine Lichtshow geboten. Mehrere Segelboote und auch ein Kutter vom Fischereiverein fuhren als Wasserbalett in der Hafenspitze. Allesamt mit hohen, spitzen weißen Kegeln an Deck, die ihnen eine Anmutung von Stagsegeln gaben. Teils wurden die Kegel, teils Scheinwerfer längs der Relings mit wechselnd farbigem Licht ein und ausgeschaltet. Das sollte aber, meinen wir, noch einmal geübt werden. Denn die Scheinwerfer empfanden wir als viel zu grell. Attraktiv hingegen wirkte auf uns der größte Teilnehmer im Korso der Lichtshow, der Seenotkreuzer NIS RANDERS aus Maasholm. Seine Löschkanone warf große Gischtfontänen, die ebenfalls von Deck aus angestrahlt wurden.
Die stärksten Eindruck machte auf uns die Abenddämmerung. Sie strahlte bis um Mitternacht satt orange über den Horizont im Norden. Aber sie war nicht direkt Teil der Veranstaltung aber auf jeden Fall Teil des wunderbaren flensburger Sommers.
Gibt's auch etwas, das geändert werden sollte? Ja, da haben wir eine dringende Bitte: Schaltet die Lautsprecher ab! Laut machen auch die anderen. Der für uns unerträgliche Lärm verdirbt die Freude an der Musik und letztlich auch an einem Marktbummel. Die Rumregatta beweist seit nunmehr bald 40 Jahren, dass Flensburg auch leise attraktiv ist.
NYDAM TVEIR |
Stand-up-paddling als Teamsport |