Wenn jetzt, mitten im Winter, manche Traditionsschiffe aus Holz am Rumpf lange Rostfahnen zeigen, liegt das nicht an mangelnder Pflege. Der Rost stammt oft von den Bootsbaunägeln, mit denen die Planken an den Spanten befestigt sind. Alte Holzboote ohne Rostspuren sind dagegen meist erst frisch gemalt (im Winter eher selten) oder ohne Eisennägel zusammengefügt worden.
Bei traditionell gebauten Booten, besonders bei den "kleineren" nimmt man statt Eisennägeln meist solche aus Holz. Diese bewährten Verbindungselemente wurden schon vor mehr als siebentausend Jahren verwendet. Vielleicht ist die Geschichte der Holznägel sogar noch älter als die bekannten Funde. Bis heute werden Holznägel im Handwerk eingesetzt. Traditionelle Schreiner- und Zimmermannsarbeiten kommen immer noch nicht "ohne" aus und im Baumarkt gibt es reichhaltige Angebote von Holzdübeln, der modernen Variante des uralten Verbindungselements.
Ob traditionell oder museal - für den Bootsbau eignen sich diese modernen Vertreter jedoch nicht. Das liegt sowohl an der Holzsorte als auch an der Form.
Holznägel für den Rumpf sollen idealerweise aus dem selben Holz sein wie die zu verbindenden Teile, also Planken und Spanten. Sollten die Planken aus weicherem Holz sein, sind die Nägel aus demselben Holz.
Das Video des Hardanger Fartøyvernsenter in Norwegen zeigt recht gut, wie das Boot mit Holznägeln zusammengefügt wird. Es ist dasselbe von dem wir
schon früher berichteten.
Interessant ist zu sehen, dass ein Ende des Nagels aufgespalten wird, um dort einen Keil einzutreiben. Dadurch wird der Schaft sehr fest in seine Umgebung eingepresst. Soll der Holznagel in eine Sackbohrung eingetrieben werden, lässt man den Keil überstehen, er wird dann mit dem Nagel bis auf den Grund der Bohrung getrieben.
Andere Techniken, die auch im Internet geschildert werden, beschreiben eckig geformte Querschnitte der Nägel. Beim Eintreiben werden Nagel und seine Umgebung verquetscht. Das sorgt ebenfalls für einen festen Sitz.
Sollte jetzt jemand unruhig geworden sein und dringend etwas was für sein Boot tun wollen: Der Winter ist ideal, um sich einen Vorrat an Holznägeln anzuschaffen. Lagern sollten sie dann an einem trockenen Ort.
Wie würden wir Holznägel selber machen? Dazu eignen sich astfreie, gerade gewachsene Hölzer von derselben Art, wie die zu verbindenden Teile. Auch wenn das Rohmaterial vermutlich ein gesägtes Kantholz oder Brett ist - der Rohling für den Nagel wird nicht gesägt, gedrechselt, geschliffen - er wird gespaltet. Dadurch bekommt man Nägel, in denen die Holzfasern parallel verlaufen. Damit ist auch bereits geklärt, dass der fertige Nagel zylindrisch oder quaderförmig wird. Solche Nägel halten besser als kegel- oder pyramidenförmige, wenn sie später einmal trocknen.
Beim Zusammenbau sollten alle Teile etwa gleich trocken sein, damit die Verbindung sicher hält.
Wenn man schon mal dabei ist und Holznägel beschafft: Es gibt auch Spezialanbieter, die ihre Ware im Internet anpreisen.