24.09.17 Schiffe oben und unten

Vorgestern ist der Herbst im Kalender, heute ist es auch im Wetter angekommen. Über Nacht hat Dunst den gestrigen Sonnenschein verdrängt. Die Wolken hängen tief über der Förde und der Stadt. Aber der Wind hat aufgefrischt, gute Voraussetzung für einen kleinen munteren Schlag zurück zum Heimathafen. An der Schiffbrücke liegt der historische Dreimastschoner AMPHRITITE, der vor 130 eine luxuriöse Rennyacht war. In seiner Nähe bergen wir unsere Segel und dieseln die wenigen Meter zum Liegeplatz. Kaum sind die Leinen fest, hören wir über uns das Brummen, das wir noch von gestern im Ohr haben. Aber es braucht einen Augenblick und eine Lücke in der unteren Wolkenschicht, bis wir das Luftschiff wieder sehen. Es fährt heute niedriger als bei der letzten Begegnung auf der Förde. Das liegt vermutlich daran, dass die Passagiere an Bord auch etwas von Stadt und Land sehen wollen. Als Fahrtensegler können wir das gut nachvollziehen. Während über uns ZEPPELIN, der technisch "Pralluftschiff"genannt wird, majestätisch ruhig seine Runde dreht, herrscht auf dem Hafenwasser ungewohnte Betriebsamkeit. Dutzende Segeljachten kommen in den Hafen, drehen eine oder zwei Runden und segeln wieder hinaus: Heute ist "Absegeln" einiger Segelvereine auf dem Programm. Aber auch der Bornholmer Lachskutter VAAR, ein schönes traditionelles Boot aus Flensburg, macht einen Ausflug. Der mäßige Ostwind bietet beste Voraussetzung für's Paradesegeln wie aus dem Bilderbuch.

23.09.17 Mal wieder ankern

Bei schwachem Wind fahren
wir die Segel bauchig
Wer kennt das nicht? Egal, was man sich vornimmt, immer kommt es anders als man denkt. Mal ist der Wind komplett weg, mal lockert sich eine Plombe im Zahn. Im  Ergebnis läuft es immer auf dasselbe hinaus: Das Boot bleibt im Hafen und man versucht die Zeit anderweitig zu nutzen. Aber heute muss es unbedingt wieder einmal sein. Auch wenn hoch an (schwachem) Wind zu segeln nicht der ideale Kurs für eine schwere Gaffelketsch ist - Es gibt auch andere Freuden. Beispielsweise, als segelnde Erinnerung an die maritime Tradition eine gute Figur zu machen. Bei dem schwachen Wind unseres ersten Segeltags im Herbst kommt es besonders darauf an das Revier zu kennen, einen guten Kurs zu wählen und die Segel bestmöglich zu trimmen. Das macht jeden Ausflug spannend. Nach dem Tag auf der Förde ist klar, dass wir in allen Punkten besser werden können.
Heute ist ein besonderer Tag. Flensburg, Geburtsstadt des Luftschiffs- Pioniers Hugo Eckener, hat Besuch eines Luftschiffs mit dem traditionsreichen Namen ZEPPELIN. Leise brummend dreht es seine Kreise. Die Vorstellung, einmal sein eigenes Boot segelnd von oben betrachten zu können, beflügelt die Fantasie.
Die Förde ist als Segelrevier sehr angenehm. Der Wasserstand ist weitgehend stabil, große Wellen sind selten, der Grund ist nahezu eben, sandig oder tonig und sauber. In ein paar Ecken gibt es Steine, die muss man eben meiden.
Bei der Windvorhersage NE bis E kommt in der Inneren Förde als Ankerplatz für uns eigentlich nur die Meierwik infrage. Alternativen liegen allesamt jenseits der Enge von Holnis. Wir wollen unseren Nachmittagskaffee vor Anker liegend einnehmen, also ist unser Anker-
platz schon vor uns ausgewählt.
Segelschiff auf der Förde und 
Luftschiff darüber
Wie üblich, steuern wir ihn unter Segeln an. Doch dort, wo wir unseren Anker gerne fallen lassen möchten, liegen bereist andere Segler. So bleibt für uns nur eine Stelle, wo der Grund etwas steiler abfällt. Also lassen wir erst die Segel fallen und dann den Anker. Die letzten Meter legen wir mit dem Motor zurück. Unser Anker fällt, wird eingefahren und dann ist Ruhe im Schiff. Sacht geschaukelt blinzeln wir in die noch wärmende Nachmittagssonne, genießen den Cappuchino und das Gebäck.
Am Ufer, unter dem bewaldeten Hangufer sehen wir einzelne Spaziergänger, hören von ferne Hunde bellen. Die noch weiß scheinende Sonne sinkt jetzt schon früher als vor zwei Wochen, verabschiedet sich bald rot leuchtend hinter einer dunklem Hochnebel. Das grüne Feuer auf der Ansteuerungstonne vor dem Hafen beginnt zu blinken. Die sanften Wellen spiegeln das leuchtende Feuerwerk am Himmel in blankem Kupferton und tiefem Violett. Es wird kühl, wir verziehen uns unter Deck. Zum Abend gibt es Pasta und Zuckererbsen. Bald ist tiefe Nacht. Nur hin und wieder knackt die Ankerkette. Der Wind dreht ein wenig.

22.09.17 Schon wieder





Daran möchte man sich gerne gewöhnen. Vor ein paar Tagen verließ das Heckschiff SIGANDOR ihren Liegeplatz unter Segeln. Heute kam IDE MIN aus Amsterdam, die bis 1990 Motorschlepper war unter Segeln bis zur Hafenspitze, machte einen Aufschiesser und barg die Segel. Zwar blieben noch ein paar Meter bis zum Liegeplatz an der Schiffbrücke, aber der Schoner von 40 Metern Länge über alles hatte schließlich den Hafen auch nicht nicht alleine für sich.

19.09.17 Sommerende

Um 12:00 bei den Ochseninseln
Noch einmal im Sommer segeln, auch wenn diese Jahreszeit im Jahr 2017 ihrem Namen keine Ehre gemacht hat. Kommentar in Facebook "Der Herbst kommt"; Replik: "War der denn weg?" Doch der nahende Herbst bringt auch Gutes: Wenig Betrieb auf dem Wasser und manchmal viel Wind. Heute sollte er aus West wehen, kam aber zunächst aus Südwest. Erst zum Nachmittag rettete er das berufliche Ansehen des Meterologen, der die Vorhersage ins Netz gestellt hatte. Das sparte dann ein paar Wenden beim zurück kreuzen. Dafür begann er den Tag mit gemächlichen zwei Beaufort im Hafen, und steigerte sich, mit neckischen Drehern garniert, bis auf geschätzte fünf Windstärken mit Regenböen von sechs bis sieben. Nachmittags, bei der Rückkehr zum Hafen legte er sich wieder zur Ruhe und besprengte uns mit einem leichten Regenschauer.
Insgesamt ein sehr schöner Ausflug auf die Förde, mit teils dramatisch aussehenden dunklen Wolken und wandernden Schauerböen. Dann wieder Streifen mit gleißendem Sonnenlicht auf dem Wasser.
Die Stadt empfängt uns sonst häufig mit ihren typischen Geräuschen von Sirenen, Verkehr, Menschen auf den Kais - heute war kaum ein Laut zu hören und kaum ein Mensch an Land. Nur vom Harniskai grüßte Harry. Er kam eigens von seinem "Piratennest" um uns mit einem Horn anzutröten. Nun gibt es also auch hier eine Schiffsbegrüßungsstelle; eine nette Idee!
Auch der Museumshafen liegt wie verwaist, selbst an Ben's Fischhütte ist kaum ein Mensch zu sehen. Bei ALEXANDRAs Liegeplatz bergen wir die Segel. Das war's zum Thema Segeln im Sommer 2017. Wir freuen uns auf einen schönen Herbst.

18.09.17 Von oben gesehen


Es ist mal wieder an der Zeit. Und weil heute ohnehin nur Flautensegeln infrage kommt, bietet sich ein kleiner Ausflug in höhere Sphären an. Um die sportliche Herausforderung aber nicht gleich beim ersten Mal nach langer Zeit zu übertreiben, soll heute zunächst der Besanmast von oben bis unten nachgesehen werden. Ist die Lackierung noch heil - oder muss sie ausgebessert werden? Gibt es irgendwelche Beschädigungen? Sind die Bolzen der Schäkel fest angezogen und gesichert? Das Klaufall kann bei dieser Gelegenheit auch gleich ausgetauscht werden.
Alle Werkzeuge sind mit Sorgleinen am Gurt befestigt. Alles, was gelöst wird, ebenfalls. Ein loser Textilgurt als Schlaufe um den Mast gebunden, bremst bei einem unbeabsichtigten Absturz.
Wer in den Mast steigt, sollte aber auch mal seine Kamera mitnehmen. Von oben zeigt sich der Hafen und das eigene Boot aus einem ganz anderen Blickwinkel. Obwohl nur wenige Meter entfernt, erscheint das Deck weit weg und damit auch die beste "Bootsfrau von allen" (frei nach E. Kishon). Sie sichert die holende Part der Talje, an der sich der Mann im Mast selber hochzieht. Mann vertraut sich nicht jedem oder jeder an.
Da oben kann es ziemlich eng werden, besonders dort, wo die Wanten an den Kälbern enden. Auch ganz oben, wenn die abgewandte Seite des Masts besichtigt werden soll. Aber mit Geduld und ein wenig Beharrlichkeit ist das bald erledigt. Das Programm endet mit der Diagnose: Alle Schäkel sind gesichert, das Laufende Gut ist in Ordnung, am Stehenden Gut sind keine Beschädigungen zu erkennen. An fünf Stellen muss die Lackierung ausgebessert werden. Das kommt in den nächsten Tagen dran.
Jetzt noch ein paar Fotos auf das eigene Boot und auf die Nachbarlieger im Museumshafen. Nun verlässt der rote Logger RYVAR seinen Liegeplatz, aber die Kamera ist bereits verstaut. Also geht's wieder abwärts "Bitte fieren!"


Blick nach Steuerbord: FORTUNA, GRETA,
THOR, BETTY und, dahinter verborgen:
FREYA und MEJSEN
Blick nach Backbord:' ANNY, PIROLA, DAGMAR
AAEN, BODIL, und, oberhalb des Bildes: FULVIA

17.09.17 Lehrfilm im Hafenkino

Im Flensburger Hafen können selbst große Schiffe unter Segeln manövrieren. Weht der Wind nicht gerade aus Ost, können sie von der Schiffbrücke aus ablegen - manchmal sogar ohne den Motor zu bemühen. Heute segelte die 35 Meter lange SIGANDOR, Baujahr 1909, schon wenige Meter nach dem Ablegen von ihrem Liegeplatz an der Schiffbrücke in Richtung Hafenausfahrt. Ob sie ohne Motorhilfe ablegte, konnten wir nicht beobachten. Aber wenn ja, hätte sie es folgendermaßen machen können:
Zuerst geht das Großsegel hoch, dann die Fock. Da der Wind beim Ablegen von vorne kommt, wird die Achterleine "auf Slip" nach vorne geführt und alle anderen Leinen losgeworfen. Die Großsschot ist dichtgeholt, dann wird die Fock back genommen und schon dreht das Schiff langsam nach Lee. Ist es soweit abgeklappt, dass auch ein kleiner Winddreher nicht weiter stört, geht die Fock über, die Fockschot wird  dicht genommen und die Großschot etwas gefiert. Der Rest des Manövers ergibt sich nun von selbst. Achtung: Bevor das Schiff  auf das Ruder reagiert treibt es nach Lee. SIGANDOR ist zu einem Ausflug auf die Förde aufgebrochen. Später kehrte sie wieder zu ihrem Liegeplatz zurück. Der Besan wird bei dem Ablegen nicht benötigt, er würde die Drehung nach Lee behindern.

16.09.17 Showtime am Hafen

Heute war an der Schiffbrücke Hochbetrieb. Alle Parkplätze gesperrt und viele Besucher an der Hafenkante.
Auf der Schiffbrücke präsentierten Sicherheitskräfte von diesseits und jenseits der Grenze ihre beeindruckenden Geräte: Drehleitern, Löschfahrzeuge, Polizei- und Rettungswagen. Sogar ein Wasserwerfer war gekommen. Viele Aktionen wurden zur Demonstration gezeigt. Die Drehleiter wurde bis zum Anschlag ausgefahren - um Selfies zu machen, wenn man seine Augen trauen durfte. Nur der Wasserwerfer der Polizei kam aus nahe liegenden Gründen während unseres Besuchs nicht zum Einsatz. Und in der Luft kreiste ein Hubschrauber.


Auch hoher Besuch war gekommen, zumindest was die Masthöhe betrifft: ALEXANDER von HUMBOLDT II, die grüne Dreimastbark aus dem Jahr 2011 gab sich nach drei und einviertel Jahren Abwesenheit die Ehre einer kurzen Visite in Flensburg. Sie hatte die Stadt zuletzt Mitte Juni 2014 besucht und ein Fass Rum für eine Reise rund um den Atlantik übernommen. Der edle Stoff ist schon länger wieder zurück, vermutlich schon längst genossen.




Nun kam der moderne Traditionssegler nochmal vorbei, vielleicht einfach deshalb, weil es hier so schön ist. Oder war es doch nur "event-hopping" und den "Blaulichttagen" geschuldet, die an diesem Wochenende hier stattfinden? Warum auch immer sie kam, und ein Schiff ihrer imposanten Größe macht eine Menge her. Sie ließ sogar den gleich langen Kreuzer BAYREUTH BP21 der Küstenwache optisch schrumpfen. Den auch nicht gerade kleinen Zollkreuzer SCHLESWIG HOLSTEIN sowieso.



Also ein Augenschmaus für große und kleine Seh- und Seeleute. Die nahmen das Angebot "Open Ship" gerne an und sammelten sich vor den Gangways, kletterten treppauf - treppab an Deck und ließen die Blicke an Masten und Wanten hochwandern, verweilten an den Salingen um sich vorzustellen, wie man da von einer Etage zur anderen kommt, bei schwankendem Schiff und brausendem Sturm. Für die Crews war der Tag sicherlich eine große Herausforderung die sie souverän und mit freundlicher Geduld meisterten.



BODIL setzt Segel
Einen Beitrag zur Unterhaltung lieferte auch der blaue Haikutter
BODIL mit den braunen Segeln aus dem Museumshafen. Hinter der Kulisse der an der Kaikante festgemachten Schiffe zeigte der Traditionssegler aus dem Jahr 1924 wie einst jede Reise unter Segeln begann. Unter dem langsam vorgeheissten Großsegel treibend dazu das Vierkant-Toppsegel gesetzt, drehte der alte Fischer vor den Wind und nahm Kurs auf die Hafenausfahrt. Die Schau war vermutlich im Veranstaltungsprogramm nicht geplant, gehörte aber unbedingt dazu.

15.09.17 Kiellos bei den Ochseninseln

Sie sind berühmt für ihre Seetüchtigkeit, die Folkeboote. 
Gestern wurde bekannt, dass am Montag, dem 11. September nachmittags, einer dieser wackeren Langkielsegler auf der Inneren Flensburger Förde gekentert ist. Die Mannschaft und der ebenfalls ins Wasser gesprungene Helfer der DGzRS überstand die Kenterung nass, aber ansonsten unbeschadet, heisst es. Das Seenotrettungsboot WERNER KUNTZE der DGzRS in Langballigau nahm die Havaristen an Bord, richtete das traditionelle Segelboot auf und schleppte es nach Kollund Mole. Dort wurde es gelenzt und anschließend in Fahrensodde an Land gesetzt. Es stellte sich heraus, dass der unter dem Boot befestigte Ballastkiel fehlte (Siehe Facebook- Eintrag von Vincent Regenhardt)

Das lässt  vermuten, dass die Kielbolzen brachen. Ohne die 1040 kg Außenballast war die Kenterung nicht zu vermeiden. Die deutsche Folkebootvereinigung empfiehlt daher, die Kielbolzen zu kontrollieren. Das ist nicht einfach. Wer es ganz genau wissen will, muss sie lösen und den Rumpf vom Kiel abheben. Einen ersten Hinweis auf mögliche Probleme an dieser Stelle kann ein genauer Blick auf die Nahtstelle zwischen Rumpf und  Ballastkiel geben, wenn das Boot frisch aus dem Wasser geholt wurde. Man sieht immer wieder Boote, bei denen aus der Fuge oft tagelang Wasser sickert. Das kann ein Zeichen für lockere Kielbolzen sein. Zusammen mit Seewasser beginnen sie zu rosten und können schließlich brechen.  

14.09.17 Nach dem Sturm

WIEBKE BOHLEN hat noch eine Handbreit Wasser unterm Kiel


Das Sturmtief Sebastian zog mit seinen stürmischen bis orkanartigen Böen aus Südwest bereits gestern abend weiter auf die Ostsee und hinterließ heftige Böen, die im Lauf der Nacht schwächer und seltener wurden. Nachmittags machte es schon die Zentrale Ostsee unsicher. Also ist in Flensburg erst einmal Entwarnung angesagt.
Wie alle starken Westwindlagen hinterließ das Wetterspektakel ein Phänomen, das wir hier regelmäßig nach Weststürmen beobachten können. Bereits am späten Abend war der Wasserstand im Hafen um einen halben Meter gesunken, sodass man die Boote und Schiffe im Museumshafen aus ungewohnter Perspektive zu sehen bekam. Am frühen Morgen, gegen 4:30 Uhr, hatten die Festmacherleinen einzelner Boote bereits keine Reserve mehr und begannen steif zu werden. Im Lüttfischerhafen war das Wasser komplett abgelaufen und die wenigen Jollen dort lagen auf dem Trockenen. Glücklicherweise stieg der Wasserstand von da ab wieder und die Leinen waren wieder entlastet. "Gut vertäut, nie gereut" sagt der Volksmund. Vormittags verließen die Segelschiffe den Hafen wieder, die vor Sebastian hierhin geflüchtet waren. Im Laufe des Tages ließ der Regen nach und nachmittags wurde der Himmel etwas heller. Sogar die Sonne wagte einen kurzen Blick auf die Stadt.
Zu den üblichen Folgen eines niedrigen Wasserstandes gehört, dass einen oder zwei Tage später das Wasser im Hafen stark ansteigt und die Schiffbrücke und andere niedrig gelegenen Orte rund um den Hafen überflutet. Wer also jetzt, bei steigendem Wasserspiegel seine Festmacherleinen wieder kürzen will sollte das bedenken. Sonst kann er oder sie bald sein Boot nur watend erreichen um die Leinen wieder zu entlasten. In diesem Sinne ist also erstmal keine Entwarnung angesagt.
Wer nicht selber nach dem Wasserstand sehen möchte, kann sich auch im Internet aktuell informieren. Der Pegelstand wird beim Anleger der Wasserschutz-Polizei gemessen. Der durchschnittliche Wert im Hafen ist 502 cm.


... und der Jollensteg

Das Bohlwerk heute Morgen...









FORTUNA nicht ganz auf der Höhe



MEJSEN af RIBE weit unten





GRETA im Tiefgeschoss



13.09.17 Sebastian macht Wind

Das Sturmtief Sebastian fegt mit starken Regenschauern und Sturm über uns hinweg. Schon gestern kamen die ersten Starkwind- und Sturmwarnungen und mit ihnen einige Traditionssegler, die Flensburg als Fluchthafen ausgesucht haben:

VEGESACK BV2  Logger aus Bremen
ABEL TASMAN  Schoner aus Kampen (NL)
IDE MIN  Schoner aus Amsterdam (NL)
HENDRIKA BARTELDS  Dreimast-Toppsegelschoner aus Harlingen (NL)
STORTEMELK Schoner aus Amsterdam (NL)
ELEGANT Klipperketsch aus Harlingen (NL)
JANTJE Brigantine aus Harlingen (NL)

Jetzt liegen sie hier sicher, während mit dem Sturm aus Südwest die Böen beständig zunehmen. Zwar trifft das Wetter im hohen Norden Deutschlands die Nordseeküste Frieslands besonders hart. Von Husum werden Böen von 122 km/h (12 Bft) berichtet. Die Ostseite Schleswig Holsteins wird durch die Jütische Halbinsel geschützt. Aber auch am nahe gelegenen Kegnaes Leuchtfeuer beim Osteingang der Sonderburger Bucht toben schwere Sturmböen von 10 bis 11 bft. Bei der vorherrschenden Windrichtung schützen die Steilhänge in Flensburgs Westen den Hafen besonders gut. "Nur" neun Beaufort fegen über das
Hafenwasser. Besonders die quer zur Windrichtung liegenden Segler im Museumshafen mit hohen Masten legen sich unter der Wucht der Windstöße merklich auf die Seite.

Vorsorglich kam in Flensburg der Aufruf, das Haus zwischen 14 und 20 Uhr nicht zu verlassen. Dennoch ist um diese Zeit der Autoverkehr auf der Schiffbrücke auf der Westseite des Hafens unvermindert stark. Aber nur wenige Fußgänger sind unterwegs. In weniger als zehn Minuten sind wir, auf der Suche nach Hafenbildern, nass bis auf die Knochen. Es ist wirklich kein Wetter um sich draußen wohl zu fühlen.

10.09.17 ALEXANDRA auf Schiet

Foto: Holger Petersen /shz

















Wer ist da noch nicht auf Grund gelaufen? Der halbe Museumshafen hat da schon fest gesessen; selbst das rote Expeditionsschiff von Arved Fuchs ist da schon aufgelaufen. Die Passage rund um die Ochseninseln hat es in sich. Gestern um 17:30 Uhr hat es den Salondampfer ALEXANDRA erwischt. Die Fahrrinne ist sehr eng und die Sände reichen bis nahe heran. Bei langsamer Fahrt, so der Kapitän des einzigen seegehenden Passagierdampfschiffs Deutschlands, rutschte das 113 Jahre alte Schiff so sanft auf Grund, dass er es zunächst nicht bemerkte. Bei leichter Strömung fuhr es sich jedoch so sehr fest, dass es sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte. Glücklicherweise waren die Seenotretter zufällig in der Nähe und so konnten der Rettungskreuzer NIS RANDERS und das Rettungsboot ONKEL WILLI schon etwa binnen einer halben Stunde zur Stelle. Mit gemeinsamer Kraft von ALEXANDRA und NIS RANDERS  war der alte Dampfer um 19:15 Uhr wieder frei und mit ihm die 13 Mann Besatzung und 21 Passagiere.
Soweit bekannt, nahm der Museumsdampfer keinen Schaden. Das werden geplante weitere Untersuchungen hoffentlich bestätigen. Heute, am Tag des Offenen Denkmals hieß es jedenfalls "open ship". Viele Besucher folgten der Einladung.

10.09.17 GRETAs Mast steht


























An anderen Tagen rätseln Besucher mit dem Kopf im Nacken an dem alten Wahrzeichen des Museumshafens über Sinn und Zweck der Konstruktion, heute erklärte sie sich von selbst. Man könnte frei nach B. Brecht sagen "Hier stehen sie und seh'n betroffen, der Mast ist drin und keine Frage offen".




Die zahlreichen Besucher auf dem Bohlwerk am Nachmittag kamen nicht wie üblich ausschließlich wegen eines Fisch-Brötchens, sondern tatsächlich wegen eines Fisch-Kutters. Sie kamen wegen GRETA, einer 113 Jahre alten Elbfischerjolle. Mit Hilfe des ebenfalls restaurierten "Historischen Krahns" auf dem Bohlwerk sollte das alte Boot wieder bemastet werden, ein weiterer wichtiger Schritt, um noch in diesem Sommer mit dem Traditionssegler in See zu stechen. Während der vergangenen Monate wurde der Rumpf einen entscheidenden Schritt weiter saniert und die Rundhölzer aufgearbeitet. Und wie eigens zu diesem Ereignis bestellt, schien ab mittags auch noch die Sonne und der mäßige Südwestwind bot zudem gute Voraussetzungen für die etwas kniffelige Arbeit. Schließlich muss der etwa zehn Meter lange Mast, an dem Kran hängend, in das enge Mastloch eingefädelt werden - möglichst ohne Schrammen am Holz und Quetschungen an den Händen. Heftige Böen und kabbeliges Wasser im Hafen sind da eher unwillkommen. Aber alles lief wie am Schnürchen, sogar die Wanten und Stagen passten auf Anhieb wie geplant und schon nach zwei Stunden war die Aktion beendet.



Wie beim Krahn, geht die Bedeutung von GRETA weit über die jeweilige Gebrauchsfunktion hinaus. "Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe der Flamme" wird Thomas Morus immer wieder gerne zitiert, wenn es um die wichtigste Zukunfts-Aufgabe des Traditionsvereins geht. Leider wurden im Verein Museumshafen Flensburg e.V. seit einigen Jahren die Flammenträger immer weniger. Alte Aktive Mitglieder schieden aus oder verstarben, neue Mitglieder waren rar - Ein Problem, das der Museumsheafen mit vielen anderen Vereinen teilt. GRETA ist, mit den Worten der Lokalzeitung das "Generationenprojekt" des Museumshafens und hat in kurzer Zeit über einen Förderverein schon 70 neue, vorwiegend junge Mitglieder an den Museumshafen gebunden. Weitere sind herzlich willkommen.



Darüber hinaus begeistert das Projekt immer wieder großzügige Unterstützer, Privatpersonen und Unternehmer als Sponsoren, die mit ihrem Beitrag helfen, den Verein bei den Kosten zu entlasten. Erst heute hat der Verein "Flensburger Firmen für Region und Mensch (FFRM)" einen Beitrag für die Sicherheitsausrüstung übergeben.




07.09.17 Wieder zurück

Drüber hui und drunter jetzt auch
Das Ruder liegt "hart backbord" um die Propellernabe
abzuschmieren.
Eins, zwei, drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit. Dieser Erkenntnis, von Wilhelm Busch zu Papier gebracht, ist nichts hinzuzufügen. Kaum ist der Frühling vergangen, der keiner war, schon liegt der Sommer hinter uns, der auch nur so genannt wurde, um ihn vom Herbst zu unterscheiden. Zeit für unseren jährlichen Werftbesuch, der aber nun tatsächlich stattfand und uns - kaum zu glauben - nahezu eine Woche lang mit bestem Spätsommerwetter verwöhnte. Entsprechend gut gingen die allfälligen Arbeiten voran: Den Rumpf unter der Wasserlinie reinigen und neu anmalen, Zinkanoden wechseln und schließlich den Propeller von Seepocken befreien und abschmieren.

Das Abschmieren ist eine Besonderheit des historischen Verstellpropellers, mit dem unser Boot gesegnet ist. Das ist frei von Ironie gemeint, denn in Kombination mit dem Wendegetriebe können wir in vielen Fällen vorwärts und vor allen Dingen auch rückwärts anlegen, wo andere Boote ohne Bug- oder sonstwo-Strahlruder nur schwierig hin zu manövrieren sind. Das ist nur einer seiner Vorzüge, den wir sehr häufig und gerne nutzen. Aber die gute alte Technik braucht vor allem eines: jährliches Abschmieren, bis das Fett aus den Fugen der hydraulisch schwenkbaren Propellerblätter herausquillt. Sehr viele Fischkutter des letzten Jahrhunderts hatten solche Verstellpropeller und die Fischer wussten ihn zu schätzen. Heute noch werden Propeller dieser Art in Hundested hergestellt, auch für moderne Schiffe. Aber das nur nebenbei. Eigentlich geht es ja um die Werftarbeiten. 

In diesem Jahr wurde auch ein Bodenventil neu eingesetzt. Diesmal dasjenige für die Seewasserkühlung. Den Borddurchgang haben wir gleichzeitig getauscht. Wir erneuern diese Teilen lieber vorbeugend. So viel Wasser wie durch ein Leck solcher Größe ins Boot hineinströmt, schafft kaum eine normale Lenzpumpe wieder heraus. Vielleicht  könnte die Seewasserpumpe des Motors die Menge bewältigen, aber der Impeller hält dem Schmutz aus der ansonsten sauberen Bilge vermutlich nicht lange stand. Wie das so ist: Die Nebenarbeiten dauern oft am längsten. In unserem Fall musste für die Montagearbeit erst einmal in der engen Bilge Platz geschaffen werden. 

Auch über der Wasserlinie gab es zu tun, obwohl wir selbst kleine Schäden in der Lackierung beseitigen, sobald wir sie entdecken. Das hält den Aufwand für die Bootspflege gering und das Boot sieht zumeist gut gepflegt aus. Das Meiste erledigen wir im Hafen, oder am Ankerplatz vom Schlauchboot aus. Nur der Wasserpass kommt dabei zu kurz. Auf der Werft haben wir das nachgeholt und nun kann der Rumpf den kommenden Winter gut überstehen. 

Bei gutem Wetter und wegen fehlender Ablenkung durch andere attraktive oder vermeintlich dringendere Tätigkeiten können wir die Tage auf der Werft sehr gut nutzen. Dabei hilft auch, dass wir  im allgemeinen nur alleine oder zu zweit arbeiten. Wir schaffen einfach mehr, als wenn mehrere Helfer dazu kommen. Sie benötigen doch viel zusätzliche Aufmerksamkeit zu Lasten der Arbeitsmenge. Und an einem kleinen Boot können ohnehin nur wenige Leute gleichzeitig arbeiten ohne sich gegenseitig zu behindern. Vom verfügbaren Werkzeug mal ganz zu schweigen.

Das Boot wurde am Freitagmorgen aufgeslippt. Deswegen reisten wir schon donnerstags an. Samstag wurde das Unterwasserschiff gereinigt und der Propeller gereinigt und abgeschmiert. Samstag und Sonntag konnten wir in aller Ruhe den Lack ausbessern. Montags wurde die Unterwasserfarbe aufgetragen und die Zinkanoden erneuert. Am Dienstag sollte der Borddurchgang samt Bodenventil getauscht werden,
das klappte aber erst einen Tag später. Das störte aber nicht wirklich, denn für den Weg zurück unter Segeln fehlte der Wind und der Mittwoch bescherte uns Wolkenbrüche. Also kamen wir heute zurück nach Flensburg. Da wurde auf der FSG der Neubau einer Fähre zu Wasser
gelassen. Das ist natürlich eine komplett andere Hausnummer, verglichen mit unserem kleinen Boot. Drei veritable Schlepper waren in Aktion und die Wasserschutzpolizei zur Absicherung. Bei uns genügten zwei Rentner. Dass die Sicherung durch die Polizei notwendig ist blieb uns nicht verborgen. Der Schraubenstrom der Schlepper gab uns ein Gefühl wie im Auto auf einer vereisten Passstraße.

Nun ist es auch schön, wieder hier zu sein. Vom Harniskai winkte uns Harry aus seinem "Piratennest" zu und die Schiffe im jetzt wieder gefüllten Museumshafen sehen wir ohnehin immer wieder gerne. 



01.09.17 Alle Jahre wieder


Der Hochdruckreiniger ist das Gerät der Wahl, wenn der Rumpf unterhalb der Wasserlinie gereinigt werden soll. Wohl dem, der kräftige Arme hat. Der Rückstoß ist gut zu spüren. Jedoch aufgepasst! Es geht nur darum, den Bewuchs wegzublasen. Die Farbe und erst recht das Holz soll da bleiben, wo es ist. Die Fugen zwischen den Planken dürfen nicht beschädigt werden.

Einmal pro Jahr sollte ein Holzschiff seinem Element entrückt und auf Land gesetzt werden, um auch den Teil des Rumpfes zu inspizieren, zu reinigen und zu schützen, der sich sonst nur Tauchern zeigt oder anderen Booten, die bei Starkwind in Luv passieren. Denn hoch am Wind entblößt sich alles, was sonst unter der Wasserlinie verborgen ist - zumindest teilweise. Und da zeigen sich die Folgen der wuchernden Urgewalt von Meeresfauna und -flora. Ihr Siedlungsdrang entfaltet sich in drei Phasen. Es beginnt mit einem grünen Schleim; er wächst vorzugsweise auf den glatten Oberflächen von Planken, Steven, Kiel, Ruder und Schiffsschraube. Phase zwei der Siedlungsstrategie, ist an den Seepocken zu erkennen, den so genannten sesshaften Rankenfüsslern der Gruppe der Krebse. Schon als es noch keine Schiffe gab, siedelten diese Hartschalentierchen unter anderem auch auf Buckelwalen. Kein Wunder, dass sie sich auch auf Holzschiffen wohlfühlen. Sie bevorzugen Flächen. die dem Sonnenlicht zugewandt sind und bilden den Haftgrund für nachfolgende Siedler, als da sind Seepocken und noch mehr Seepocken. Dazu kommen dann auch noch Entenmuscheln, die ebenfalls Rankenfüssler aus der Gruppe der Krebse sind. Wer bis dahin nur zugesehen hat, wird in der Folge Seetang, Algen und sonst noch alles wiederfinden, was sich unter der Wasseroberfläche aufhält. Apropos aufhält: Als Naturfreund (wer ist das nicht?) könnte am das Resultat mit einer gewissen Nachsicht behandeln, wenn es nicht dem ursprünglichen Zweck des segelns zuwider liefe: nämlich dem Vorankommen. Mit der wachsenden Besiedelung wächst der Strömungswiderstand und das macht die Hoffnung auf erste Plätze in der Regatta-Wertung zunichte. Im Konflikt zwischen Siedlungsdruck der Lebewesen und dem Leistungsdruck der Segler, sind die Prioritäten somit klar vergeben.
Wie vieles in der Natur verläuft auch diese Entwicklung in Jahreszyklen. Im Herbst besamen sich die Seepocken, ihre Larven schlüpfen im Frühjahr. Da ist es folgerichtig, das Schiff noch vor dem Winter von dem unerwünschten Bewuchs zu reinigen. Dazu kommt, dass die Slipanlagen im letzten Jahres-Drittel weniger ausgelastet und die unerwünschten Krebschen sich ohnehin erst im Frühjahr stärker verbreiten. Damit ist der Themenkreis "sachliche Zusammenhänge" auch schon erschöpft, zumindest in diesem Beitrag. 

Das Leben besteht zum Glück nicht nur aus Kausalketten. Wir hatten nach diesem schrecklich verregneten "Sommer" heute das unvorstellbare Erlebnis, unser Boot morgens bei schönstem Wetter aus dem Wasser ziehen zu können, bei milden 20 Grad zu reinigen um dann in nahezu meditativer Ruhe und Entspannung den Propeller wieder auf Hochglanz zu bringen. Dabei schienen noch gestern die Wetterbedingungen eher ungemütlich. Regenschauern und schlechte Sicht ließen an Ende November statt an den letzten Tag im August denken. Heute nun dieses wunderbare Wetter! Und das in einer Gegend, in der die dänische Königsfamilie Urlaub macht: In Gråsten, am Nybøl Nor, wo es heute noch nahezu so aussieht, wie es die Ekensundmaler Ende des 19. Jahrhunderts auf ihren Ölbildern hinterlassen haben. 


Auf der Werft gibt es immer was zu gucken. Hier WIEBKE BOHLEN (li.) und ein kleiner Fischkutter von 1948 aus Holz. Weiter hinten liegen MISTRAL und CARMELAN, ANNY von Glückstadt ist am Morgen abgereist.