Nun also Gerd. Gänzlich unerwartet lesen wir seine Todesnachricht in der Zeitung.
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Gerd |
Vor nahezu zwanzig Jahren sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Es war auf der 20. Apfelfahrt, der die er so sehr liebte. Fast so sehr wie die Rumregatta. Aber das wussten wir damals noch nicht. Wir waren erst ein paar Tage zuvor nach Flensburg gekommen um einen Gastplatz im Museumshafen an dem damals nagelneuen Bohlwerk einzunehmen. Das dritte Bohlwerk des Vereins, wie er uns später erzählte. Erzählen, das konnte er. Als Schiffshistoriker und "Archivarius" des Vereins saugte er Daten, Informationen mit einer Intensität auf, die man sonst nur einem Schwarzen Loch der Astronomen zuschreibt.
Er stieg an Bord mit einem einzigen Schritt. "Her mit den Informationen, ich muss alles Wissen. Wo gebaut, wie lang, wie breit! Und jetzt brauch ich 'nen Kaffee, aber mit Zucker" und schon saß er unter Deck und streckte die Beine aus. So war er.
Trotz seiner Körpergöße musste man ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er in der Nähe war. Mit lauten Begrüßungen und Frozzeleien kündigte er sich an, hatte alles und Alle im Blick und kannte in der Szene Gott und die Welt und unglaublich viele Schiffe. Kein Wunder, war er doch Mr. Rumregatta, Herr und Herrscher der Teilnehmerlisten und Regattaergebnisse. Was er sagte war so etwas wie Gesetz. Protest wurde mit dem Entzug der Flasche Begrüßungsrum geahndet. Und wenn es ganz arg wurde, hatte er noch den Stilbruchpreis in petto.
Keine Lütfischerregatta ohne Gerd. Er liebte seine Rolle als Dompteur und Regisseur der Jollen und Smakken. Und dann seine Auftritte als Hökerer auf dem Apfelmarkt! Mit Hut, schwarzer Weste, grüner Schürze und roten Hosen. "Heeer mit dem Geld!. Mann Leute, glaubt ihr denn ihr seid zum Spaß hier?" Wenn Gerd Besucher zu Schmalzbroten überreden wollte, blieb kein Frage offen.
Ach ja Gerd. Egal wie, er wird uns fehlen.