05.08.13 Auf der Kreuz

Gestern war das Abschlussrennen der Klassischen Jachten auf der Inneren Flensburger Förde. Das wollten wir uns gerne von Nahem ansehen. Die Sonne schien, der Wind kam mäßig bis frisch aus SW bis W und der Himmel war voller Hochsommerwolken. Bei Temperaturen über 24°C ein Tag, wie gemacht für entspanntes Segeln.
Warum denn gleich in die Luft gehen?
OLINE
Bald war WIEBKE BOHLEN bereit zum Auslaufen. Obwohl der große Klüver raumschots ideal für eine schnelle Fahrt ist, haben wir uns für den normalen entschieden. Schließlich wollten wir ja nicht die Förde verlassen, sondern auch wieder zurück kreuzen. Und Segel wechseln, unter Umständen in der quirligen Nähe einer großen Regatta, das wollten wir uns und den Regattafreunden ersparen. Aber das Topsegel musste her. Bei der Windrichtung bringt es doch deutlich mehr Geschwindigkeit, obwohl es, ohne Spiere gefahren, nur ein paar Quadratmeter zusätzlich sind. Die dafür aber an der richtigen Stelle. Nämlich ganz oben, wo der Wind stärker weht und aus günstigerer Richtung. Deshalb lassen wir es den ganzen Tag lang stehen, auch hoch am Wind.  Nun kreuzen wir vor dem Wind in Richtung der Ochseninseln. Äolus war unentschlossen und wechselte Richtung und Stärke, als wollte er unsere Aufmerksamkeit testen. Bald kam BIRKA auf, die Birkholm unserer Freunde. Wir hatten sie einige Wochen nicht gesehen. Jetzt segelten wir Seite an Seite und erzählten Neuig- und Nettigkeiten.
AURORA von ALTONA
Bald kamen wir "den Inseln" wie sie
hier kurz genannt werden. Mit drohemdem Grollen nähert sich eine startendes Wasserflugzeug. Bei der Richtung wird es sehr knapp vor uns vorbeiziehen. Wir sehen schon die Schlagzeile "Wasserflugzeug versenkt Klassische Yacht" oder so ähnlich vor unserem geistigen Auge. Bald schon gewinnt das Ding Höhe und zieht knapp vor uns vorbei. Eine Weile überlegen wir noch, welche Regel der KVR in diesem Fall gegolten hätte. Aber über Ausweichregeln gegenüber tief fliegenden Flugzeugen schweigt das Werk.
Bald passieren wir die alte Quatze OLINE, die derzeit Gast im Museumshafen ist. Wir wollen weiter, näher an das Regattafeld. Als die rote Wendetonne in Sicht kommt, nähert sich ein schnelles Schlauchboot. Aber es will uns nicht verscheuchen, sondern nur mal sehen wer da kommt. Im dichten Pulk kommen 6er Meterklasse Yachten auf die Tonne zu. Da bleiben wir lieber auf sicherem Abstand und verzichten damit auf schöne Fotos. Das traumhafte Bild können wir nur im Kopf mitnehmen. Strahlender Sonnenschein, frischer Wind und die herrlichen Yachten.
WIEBKE BOHLEN und VAAR (rechts)
Foto: Thomas Kähler
Ihre Manöver: ein Balett nach geheimnisvoller Chorografie. Dicht vor uns die kleineren und im Hintergrund die "großen", die 12er. Wir erkennen HETI und CINTRA an ihrem Gaffelrigg. Von den anderen können wir nur SPHINX unterscheiden. Sie hat als einzige einen dunkelblauen Rumpf.
Wir sahen, was wir sehen wollten und gingen mit einer Halse auf Gegenkurs.
Wer mehr über die Regatta lesen möchte: Hier ein Bericht aus dem Flensburger Tageblatt. Der erste Schlag führte Richtung Glücksburg. Einige Yachten um uns herum nehmen sich Zeit uns zu fotografieren. Nett, dass man uns zu den Schönen rechnet. Zu den Schnellen rechnet man uns sicherlich eher nicht. Gegen fünfzehn Uhr haben wir OLINE wieder erreicht. Auch sie kreuzt mittlerweile in Richtung Flensburg. Diesmal sind wir nahe genug dran und können ein paar Fotos machen.
AURORA, der Rügenwalder Kutter von 1934 aus dem Museumshafen kommt hinter den Ochseninseln hervor. Sie wird uns bald erreichen. Auch auf der Kreuz haben wir gegen sie keine Chance. Das hat, wie vieles im Leben mehrere Gründe. Der wichtigste ist vielleicht, das uns jeder Ehrgeiz abgeht, schneller zu sein. Statt dessen genießen wir den schönen Tag und die schönen Bilder und freuen uns darüber, wieder fit genug für's Kreuzen zu sein.
Tom macht das wie ein Alter
In der Hafeneinfahrt gesellt sich VAAR zu uns, der Bornholmer Lachskutter von 1957. Ein schönes Schiff, und schnell ist sie auch. Ein Freund macht ein Foto, wie wir in den Hafen einlaufen. AURORA ist nicht mit drauf. Aber alle drei unter Segeln, hoch am Wind, bis hinter den Museumshafen. Das hat bestimmt gut ausgesehen. Schiffe in Fahrt sind ja sowieso attraktiver als an Festmachern dümpelnd. Aber Segler in Fahrt: gibt es ein schöneres Bild?
Der Hafen ist groß genug, dass die Segel geborgen werden können, ohne vorher festzumachen, zumal jetzt wieder wenig los ist auf dem Wasser. Wir warten, bis AURORA ihren Liegeplatz angefahren hat. An der Pinne: Tom, der Sohn der Familie. Er manövriert wie ein alter. Eine tolle Leistung. Bravo, Tom!