31.12.16 Zum Neuen Jahr

Hafenmelder beim Hafen melden

Und wieder ist ein Jahr vergangen, das vierte der HAFENMELDUNGEN, mit wunderbaren Erlebnissen auf dem Wasser und an Land. (Von jenen bar jeden Wunders wollen wir jetzt einmal schweigen). 
Wunderbar waren die Tage unter Segeln auf der Förde, wunderbar die vielen kleinen und großen gelungenen Arbeiten am Boot, wunderbar auch, Menschen zu begegnen, die unsere Begeisterung für traditionelle Segelboote teilen. Und die sich für dafür einsetzen, dass die Tradition der Bootsbauer und Fischer, Seeleute und Handwerker im kommenden Jahr weiter ein bisschen vor der dem Vergessen bewahrt wird. Als Technik, so wie heute auch, eine Frage von Werkstoff, Erfahrung, Geduld und Ausdauer war. Nur viel direkter zu erleben.

Was hat sich in den letzten zwölf Monaten am Bohlwerk getan?


Der neue alte Historische Krahn steht weithin sichtbar an seinem angestammten Platz, die große Krahnaktion war ein ebenso großer Erfolg. Doch nicht alle Projekte können gelingen und wenn, nicht immer schnell. Und so werden wir weiter abwarten müssen, ob das große Projekt zur Jugendarbeit des Museumshafens ebenso erfolgreich wird. Zu wünschen wäre es, zumal die Schiffe im Museumshafen auch in diesem Jahr weniger wurden. Und dazu fiel seit Ewigkeiten sogar der Grogtörn aus. Wie es scheint, ist für Manchen ein Jahr ohne Grogtörn besser zu verkraften als ein Törn ohne Grog im Jahr. 

Das Jahr 2016 war nach Zahlen gerechnet wieder das erfolgreichste seit Bestehen der HAFENMELDUNGEN. So wollen wir weiterhin Ihnen unseren Lesern interessante Berichte, Tipps aber auch Skurriles und Lustiges bieten. Wie gewohnt immer frei nach eigener Betrachtung, ohne finanzielle Absichten aber mit einer klaren Werbebotschaft für traditionelle Segelschiffe.

Auch wenn der Vorrat langsam knapp wird, hier noch einmal ein Gedicht zum Anlass von dem unvergessenen Joachim Ringelnatz:

In der Neujahrsnacht

Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um.


Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe.


Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küsst Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.




20.12.16 Schaffen wir das ?

Normalerweise schreiben wir nur über Maritimes ,aber heute machen wir eine Ausnahme auf Grund der schrecklichen aktuellen Ereignisse .

Wir haben in Hilfsbereitschaft unsere Herzen geöffnet, aber der Verstand blieb außen vor.

Wir sind voll Anteilnahme für die Hinterbliebenen der Opfer und wünschen allen Verletzten gute
Genesung und ein Überwinden des Schocks.

Aus aktuellem Anlass haben wir unsere Weihnachtsgrüsse für unsere Leser geändert möchten aber unseren treuen Lesern in aller Welt doch einen Weihnachtsgruß schicken.Danke, daß Ihr die letzten Jahre den Hafenmeldungen so treu gefolgt seid!



20.12.16 Mein Wunschzettel


Jetzt sind es noch 4 Tage bis zur Bescherung.Obwohl Wunschzettel im allgemeinen eine intime Komunikation mit dem weißbärtigen Mann im rotem Kittel sind möchte ich ausnahmsweise mal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.Jeder Schiffsbesitzer wird über ein solches Weihnachtsgeschenk begeistert sein.Wenn's der Weihnachtsmann nicht schleppen kann kann man ja mal beim historischen Hafen nachfragen.Der Entwurf ist wahrscheinlich mit Fördermitteln zu finananzieren. Die Zugkraft
im touristischen Umfeld ist sicher garantiert. Platz für ein maritimes Caffee ist ja auch dabei.
Die Abbildungen sind auf jeden Fall historisch (gefunden auf tumblr ,Autor unbekannt)








18.12.16 Windjammers: The Last Grain Races

4.Advent, Kekse, Marzipanbrot,Teepunsch, Grog, Kaffee vielleicht auch Pharisäer oder Tote Tante
Das sind die Höhepunkte eines solchen Tages .Wer nach dem mit der Familie durchlebten Nachmittag
das Gefühl hat mehr Süßes und Vorweihnachtliches geht heute nicht ,die letzten Krümel von Stollen
und den schon mal getesteten Schockoladenweihnachtsmännern (sind jedes Jahr dasselbe)zusammen
gefegt hat, greift zum Fernsehprogramm .Same as every day: Nichts,was lohnt.
Sonntagabend ist die Tageszeitung ausgelesen, das Rätsel gelöst, da biete ich einen kleinen youtube
Fund als Flucht aus dem Vorweihnachtsrummel.Viel Spaß!

14.12.16 Überraschung!


Foto: Mickael Eymann
In den letzten Jahren haben wir uns daran gewöhnt, große Feste schon Monate im voraus anzukündigen. Ab Februar sind die Regale der Lebensmitteldiscounter voller bunter Ostereier, ab Sommer klinget "Jinglebell" aus allen Lautsprechern. Wir haben ehrlich versucht, uns von modischen Strömngen frei zu halten. Nun geben geben wir uns geschlagen. Der Festtagsstress ist ja auch viel geringer, wenn man dieselbe Menge Adrenalin auf viele Tage verteilt. Deshalb erklären wir jetzt die Vor-Rumregatta-Zeit für eröffnet und verkünden ganz kurz:

NUR NOCH 162 TAGE BIS ZUR RUMREGATTA!

10.12.16 Über Los- und andere Kiele


Zur Zeit sind die Teilnehmer der Vendee Globe beim Rennen der Einhandsegler rund um die Welt unterwegs. Die Yachten der Teilnehmer sind nach dem höchsten Standard der Ingenieurskunst entworfen, gebaut und ausgerüstet. Bestimmt doch schließlich Platz und Sieg der Teilnehmer auch über das Rennomme der Sponsoren.
Da fällt schon auf, dass ein Teilnehmer in arge Bedrängnis geriet, nachdem seiner Yacht bei den Crozetinseln  der Kiel abriss. Ursache der Havarie war vermutlich Treibgut im Wasser. Glücklicherweise hat der Extremsportler die Havarie unbeschadet überstanden. Aber er musste das Rennen abbrechen.

Zu der Erleichterung darüber, dass der Segler mittlerweile in Sicherheit ist, gesellt sich unmittelbar der Gedanke "Was passiert eigentlich, wenn du mit deinem Langkieler auf ein schweres Treibgut im Wasser aufrennst"?


Abgesehen davon, dass bei dem Unglück im Indischen Ozean ein ausgewachsener Sturm mit acht
bis neun Beaufort und fünf bis sechs Meter hohen Wellen herrschte und die Rennyacht sicherlich schneller war, als Langkieler jemals sein werden: Es gibt einige Fälle, von denen wir in den HAFENMELDUNGEN bei früheren Gelegenheiten berichteten wenn Traditionssegler durch treibende Gegenstände verloren gingen oder schwer beschädigt wurden. Beispielsweise sank der Kutter OLGA im Jahr 2013 und die Ketsch RAKEL wurde ein Jahr danach leckgeschlagen. In beiden Fällen könnten treibende Objekte eine Kollision verursacht haben wobei Planken leck gesprungen sind.
Der Entwurf von Colin Archer aus dem Jahr 1899 war offensichtlich
von der Kurve einer Parabel inspiriert. WIEBKE BOHLEN hat sowohl
einen Ballastkiel (sechs Tonnen) als auch Innenballast (eine Tonne)
aus Blei.
FRIEDA wurde mit Pallhölzern und Keilen angehoben, um den
Kiel ausbauen zu können.
Denn wo sich die moderne Regattayacht den Kiel abreisst, wenn sie vierkant aufrennt, rammt sich der Langkieler eher wie ein Motorboot auf das halb getauchte Hindernis oder rutscht vielleicht sogar darüber hinweg. Das ist um so eher wahrscheinlich, je runder der Vorsteven ausgeformt ist. 

Ob neuzeitlich oder traditionell gebaut: Es ist ein schwerer Schock für das ganze Boot. Auch die Crew wird das nicht mit einem Achselzucken abtun. Nur mit Glück bleibt es bei ein paar Schrammen oder Prellungen. Denn Boot und Inhalt folgen dem Energierhaltungssatz und bewegen sich solange in die selbe Richtung, bis ihre Bewegungsenergie durch Reibung oder Verformung aufgebraucht ist. Bei einem modernen Kurzkieler reisst dann schon mal der Kiel ab und kurz danach auch das Ruder. Bei einem Langkieler werden Totholz und Kielsohle zerspant, während  wenn sich alle Planken, Spanten, Stringer und Weger elastisch verformen wenn sie aneinander reiben. Auch das Rigg leistet einen Teil der Impulsumwandlung indem es nach oben und vorne beschleunigt und dabei an Wanten und Stagen zerrt. Schlimmstenfalls gibt es Bruch, Planken bersten und der Mast bricht.

Wie im Schlussverkauf: "Alles muss raus"
Hier wird der Loskiel zwischen den Auflagen in Stückenausgebaut.
Der Kiel ist noch an seinem Platz. Auch die Bodenwrangen sind
noch an Ort und Stelle.  Aber nicht mehr lange.

Wer sich dieses Drama bildlich und in Zeitlupe vorstellt, wird den  Wunsch verstehen, "immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel" zu haben. Der Kiel trägt nämlich in diesem Ablauf die Hauptlast. Während seine Oberfläche durch die Reibung am Hindernis  zerfasert, zerren Steven, Kielbolzen, Balkweger, Spanten und Mast ihn weiter in die bisherige Richtung. Selbst wenn das Boot die Havarie übersteht, ist der Besuch einer Werft eine der nächsten Stationen auf der Reise. So ist es auch einer renommierten traditionellen deutschen Kreuzeryacht geschehen, deren Ballastkiel im Herbst nach einer heftigen Grundberührung beschädigt wurde. Dazu brauchte sie nicht einmal bis zum südlichen Indischen Ozean reisen. Sie hatte die Havarie gleich hier vor der Haustüre. 

Traditionelle Kielyachten unterscheiden sich von traditionellen Arbeitsbooten auch und besonders durch den Kiel. Sie haben zumeist unter dem eigentlichen Kielbalken ein zusätzliches Gewicht angebolzt. Dieser "Außenballast"  richtet das Boot auf, wenn es sich unter dem Druck von Wind und Wellen überlegt. Klassische Arbeitsboote dagegen tragen ihren Ballast zumeist innen über dem Kiel, zumal ihnen ihr fülliger Rumpf ein zusätzliches aufrichtendes Moment spendiert.

Dieser Eisenschrott war bis dahin der Innenballast eines Traditions-
seglers.
Neben der Aufgabe das Schiff aufzurichten, hat der Kiel eine weitere wichtige Funktion. Während der seitliche Winddruck das Boot quer durchs Wasser schiebt, strömt es um den Rumpf herum. Dadurch fährt ein segelndes Boot immer auch etwas quer zur Richtung, in die der Rumpf weist. Dieser Effekt, Abdrift genannt, ist um so größer, je kleiner die so genannte Lateralfläche ist. Diese kann man durch die Kielfläche vergrößern. Deshalb haben Bootsbauer schon früh begonnen, Balken unter dem eigentlichen Kiel zu befestigen. Sie werden gemeinhin "Loskiel" oder Totholz genannt. Ohne sie wäre mancher Weg durchs Wasser erheblich länger.

Der Ballast der Kielyachten besteht häufig aus Gußeisen, bei manchen auch aus Blei.
Das Totholz umfasst den Ballastkiel vorne und achtern. Hinter
der Zarge des Slipwagens ist eine Ecke des Bleiballastes zu
sehen, wenn man genau hinsieht. 
Wegen des ca. 60% höheren Gewichts hat ein vergleichbarer Bleiballast eine kleinere Oberfläche und daher weniger Strömungswiderstand im Wasser. Innenballast aus Blei benötigt weniger Platz als Gusseisen und kann außerdem nicht rosten. Es verträgt sich auch mit Eichenholz besser als Gusseisen oder Stahl. Früher fuhren Arbeitssegler einen Innenballast aus Felsbrocken- Diese mussten sorgfältig gestaut und verschalkt werden. Später hat man es sich einfach gemacht und den Kielraum mit Zement ausgegossen. Wer losen Innenballast im Schiff fährt, kann ihn zur Kontrolle hochnehmen und beginnende Schäden erkennen und folgerichtig auch beseitigen. Bei Beton bleibt nur die Kontrolle von außen, wenn auf der Helling das Bilgewasser tagelang durch die Plankenfugen sickert. Das geht gut solange es gut geht, aber irgendwann nimmt der Kiel übel und beginnt zu rotten. Man sagt dann "der Rumpf zieht Wasser" und baut eine zusätzliche Lenzpumpe ein.

Früher oder später kommt dann der Tag, an dem der Kiel getauscht werden muss, um das Boot zu erhalten. Mittlerweile sind meist auch schon der Vor- und Achtersteven, die Kniehölzer und Bodenwrangen angegriffen. Auch einzelne oder mehrere Spanten können im Kielbereich nach neuem Holz verlangen. Wie umfangreich der Schaden ist, lässt sich im voraus meist nicht genau sagen. Das volle Ausmaß sieht man erst, wenn alle defekten Hölzer sichtbar und ausgebaut sind. Nur um die Planken muss man sich glücklicherweise keine besonderen Gedanken machen. Sie überleben die folgende Reparatur ohnehin nur als handliches Kleinholz.

Man muss sein Boot schon sehr mögen, um ein solches Projekt zu beginnen. Wer noch auf der Suche nach einem schönen traditionellen Arbeitsboot oder einer konventionell gebauten Kielyacht ist, sollte deshalb auch den Kielbereich des Objekts der Begierde besonders genau ansehen und im Zweifelsfall dem Angebotspreis in Gedanken gleich den Aufwand für eine derartige Reparatur hinzufügen.

05.12.16 Von Pfahlmasten und Vollpfosten

In letzter Zeit wird das Wort "Intelligenz" allen möglichen Lebensbereichen zugeschrieben. Man spricht von intelligenten Rechnersystemen und von intelligenten Problemlösungen. Journalisten, Werbetexter, und natürlich auch Politiker können auf das Wort nicht verzichten und schreiben es allen möglichen Begriffen zu. Wer das Schicksal erleidet, dass ihm dieses Adelsprädikat komplett abgesprochen wird, ist arm dran. Folgerichtig hat das DFB-Sportgericht vor fünf Jahren den Bundesligaspieler Arjen Robben zu 15.000 Euro Geldstrafe verdonnert und ihn für zwei Spiele  gesperrt, weil er einen Schiedsrichter "Vollpfosten" nannte. Das Wort ist, so befand das Gericht, eine Beleidigung. Das kann zutreffen, denn bei dem Begriff "vermutet (man) eine Bezugnahme auf die intellektuellen Fähigkeiten des Bezeichneten, die nicht größer seien als die eines stehenden Holzstücks" (WIKIPEDIA).

Womit wir beim Thema angekommen sind.

Seit letzter Woche liegt ein veritabler Baumstamm auf dem Bohlwerk. Er ist der Rest einer stattlichen Douglasie, die zusammen mit den Bäumen für den Historischen Krahn gefällt wurden und der nun seinen vorläufigen Lagerplatz auf der hölzernen Anlegebrücke im Historischen Hafen gefunden hat. Dort soll er bis zum nächsten Frühjahr liegen, bis er zum Hauptmast von RYVAR, dem roten Logger im Museumshafen bearbeitet wird.
Wer als Passant vor diesem Trumm von Baumstamm steht und einen Blick über die Schulter auf den Großmast der RYVAR wirft, wird sich möglicherweise wundern, warum man keinen schlankeren Baumstamm gewählt hat. Schließlich wird es eine Menge Kleinholz und Späne zu hobeln geben, bis der Mast fertig ist. Aber Bäume haben nun mal ihr eigenes Maß und wer eine bestimmte Stammlänge sucht, bekommt auch einen entsprechenden Durchmesser. Die Maße für den neuen sind schließlich durch den vorhandenen Mast vorgegeben.

RYVAR hat einen geteilten Großmast. Dabei trägt der so genannte Untermast ab dem Eselshaupt zur Verlängerung eine Stenge. Während am Untermast das Gaffelsegel, das Focksegel und der Klüver befestigt sind, kann an der Stenge das Toppsegel (über dem Gaffelsegel) und vorne der "Flieger" befestigt werden.
Alles zusammen wirken mit starker Kraft aus wechselnden Richtungen auf den Untermast. Der muss so stark sein, dass er sein eigenes Gewicht plus einen Teil der nach unten gerichteten Kräfte der Segel (Fallen und Vorlieken) und der so genannten Verstagung aufnehmen kann. Zur Seite wird er durch die (seitlichen) Wanten und nach vorne durch die Stagen gestützt. Nach hinten wirken die Achterwanten und das Segel samt Schot, sofern es gesetzt ist. Dazu kommt die Wirkung der Stagen, Wanten und Pardunen an der Stenge. Das klingt kompliziert und ist es auch, wenn man die beim Segeln tatsächlich auftretenden Kräfte genau berechnet. Das konnte man vor 100 Jahren, als RYVAR gebaut wurde noch nicht genügend genau. Aber es gab die Erfahrungen aus dreitausend Jahren Holzschiffsbau. Die Bootsbauer damals waren auch schon intelligent und haben vorsichtshalber alle Bauteile nach Erfahrungswerten mit gesundem Holz etwas stärker ausgelegt.
Intelligent waren auch die Schipper, wenn sie ihre Masten auf rotte Stellen geprüft haben - woran auch der Historische Krahn von 1726 am Bohlwerk erinnert. Hier wurden neue und reparierte Masten in den Rumpf gesetzt und alte gebrauchte für die Kontrolle, Pflege und Reparatur gezogen.

Ohne dies wären schon damals Schipper und Masten nichts Anderes gewesen als - Vollpfosten.

Mancher wird sich beim Blick über die Schulter auf RYVAR fragen, warum auf dem Bohlwerk nur ein Baumstamm liegt, schließlich hat der Logger ja zwei Masten? Nun, der hintere Mast ist bei diesem Schiff aus Stahl und ein Rohr, das zugleich auch als Auspuff der Schiffsmaschine dient. Die war ursprünglich nicht vorgesehen und wurde erst elf Jahre später eingebaut. Der Holzmast wurde erst vor etwa 15 Jahren durch das dem heutige Stahlrohr ersetzt. Historische Vorbilder für Holzmasten als Auspuff fehlen naturgemäß. Hohle Mastkonstruktionen aus Holz gibt es jedoch schon sehr lange auf Jachten, aber dort werden sie nicht als Auspuff benutzt. Man macht sie hohl, um Gewicht zu sparen und ihre Biegsamkeit zu kontrollieren. Ganz schön intelligent, sind ja auch Hohl- und keine Vollpfosten.
Früheste Nachweise für Besanmasten aus Stahl, die zugleich auch Auspuff sind, stammen aus den 20-er Jahren und sind beispielsweise auch von von Colin Archer Rettungsbooten belegt. Der erste Rettungskutter dieser Art war die RS36 ANDREAS AARÖ, gebaut 1930 in Moen.)


RYVARs neuer Großmast im Rohzustand. Im Vordergrund der Flaggenstock von Mejsen. Das graue Rohr rechts unten ist Teil der Zeltkonstruktion für die Winterplane.

02.12.16 Schöner Wohnen


Hotel Hafen Flensburg. Der Gebäudekomplex umfasst die links zu sehende Häuserzeile und die Gebäude
an der Schiffbrücke, einschließlich der kleinen ganz rechts im Bild. Die Straße links ist der Fahrweg zur Tief-
garage. Der Eingang zum Hotel ist in dem dunklen Teil der Fassadenfront, dem einzigen neuen in der Reihe


























Gestern wurde das neue "Hotel Hafen Flensburg" eröffnet. Damit verschwand ein Schandfleck in der pittoresken Altstadt zwischen Schiffbrücke und Norderstraße. Dabei war es einst die erste Adresse der Stadt, nachdem der dänische König Friedrich II 1853 nebst Gemahlin dort höchstselbst nächtigte. Aber die Zeiten änderten sich, und mit der Zeit ging das Etablissement den Bach runter. Wo anderswo die "Gute Stube" einer Stadt zu finden ist, beherbergten die Mauern des ehemaligen Hotels "Kaysers Hof" schließlich ein Bordell und dann ein zwielichtiges Etablissement namens "Sunny". Nachts ließ dröhndende Musik die Fenster zittern, frühmorgens stritten sich vor den Pforten die letzten Zecher. Das Gebäude verrottete seit zwanzig Jahren. Die klassizistische Fassade bröckelnd, die Fenster zugenagelt stand es schließlich leer. Auch die noch älteren Nachbargebäude an der Schiffbrücke verfielen. Pläne wurden entwickelt und verworfen, aber nichts geschah.
Gleichzeitig wurden im Oluf-Samson-Gang, dem Rest des ehemaligen Rotlichtviertels der Stadt, die frei gewordenen historischen Handwerkerhäuser schick restauriert, während sich die letzen gewerbetreibenden Damen zur Ruhe legten. Für Durchreisende und Anwohner wurde das Bild der Hafenzeile jedoch weiterhin von der desolaten Ruinensammlung an der Schiffbrücke geprägt.

Vergangen, vorbei. Jetzt gibt es am Hafen wieder ein Ensemble, das zur historisch gewachsenen Stadtlandschaft passt. In dem Karree am Hafen ist hinter historischen Fassaden ist ein modernes Hotel mit 69 Betten entstanden, dazu einige Stadtwohnungen. Die Gäste und Bewohner können sich über die Nähe zum Historischen Hafen mit seinen alten Schiffen und über die Nähe zur Einkaufsmeile der Stadt freuen. Und eine Tiefgarage gibt es auch. Wie man in der Zeitung lesen konnte, ist die Nachfrage schon jetzt für die Investoren recht erfreulich.

Es ist Weihnachtszeit, die Zeit der offenen und erfüllten Wünsche. Wir wünschen uns in aller Bescheidenheit, das Ensemble möge vollständig, samt Umgebung, zu einem Schmuckstück werden. Ohne den starken Durchgangsverkehr auf der Schiffbrücke und ohne den geschichtsvergessenen, fantasielosen Parkplatz auf dem Kai. Der Wunsch muss ja nicht schon in dieser Weihnacht erfüllt werden. Aber zwanzig Jahre möchten wir nicht noch einmal warten müssen.  Schließlich wird man nicht jünger.