Während
BODIL auf der Werft umfangreich saniert wird, geht der Streit zwischen der Interessenvertretung der Traditionsschiffer und der Politik in die nächste Runde. Arbeiten wie sie jetzt an BODIL notwendig sind fordern Eigner von Traditionsschiffen immer wieder heraus. Sie sind nicht Folgen von liebloser oder unsachbemäßer Behandlung. Holz ist nun mal ein vergängliches Material. Sie haben aber auch nichts mit der Neufassung und Verschärfung der Traditionsschiff-Richtlinie zu tun. Erstens deshalb, weil sie noch immer nicht in Kraft ist, zweitens, wird sie den Eignern zusätzlichen Aufwand abfordern. Die sollen das alles auf auf ihre Kappe nehmen, um das Schiff und damit maritime Kultur lebendig zu erhalten. Sozusagen als privater Sponsor eines Kulturgutes. Wer sich unter einem Sponsor bisher jemanden aus der Riege Reich und Prächtig vorgestellt hat, muss sein aber sein Bild gründlich korrigieren. Eigner von Traditionsschiffen sind froh, wenn sie ein Jahr mit der berühmten "Schwarzen Null" abschließen können.
Um ein Traditionsschiff zu unterhalten, reicht das Taschengeld eines bundesdeutschen Handwerkers oder Angestellten bei weitem nicht aus. Wollte der Eigner kostendeckende Einkünfte mit zahlenden Passagieren auf Gästefahrten erwirtschaften, müsste er an vielem Tagen mit Gästen fahren. In dieser Zeit könnte er in keinem normalen Beruf arbeiten, zumal er sich ebenfalls auch um die Wartung, Reparatur, Werbung, Betreuung der Gäste, Proviantierung kümmern müsste. Das alles ist ihm jedoch im Rahmen der jetzt schon bestehenden Traditionschiffs-Verordnung nicht gestattet, Der Eigner-Sponsor kann den Gegenwert seiner Arbeit für den Erhalt des Schiffes nicht einmal von seiner Einkommensteuer absetzen, wie es einem Finanz-Sponsor erlaubt ist. Das gültige Konzept setzt gemeinnütziges Handeln voraus. Man möchte nicht wissen, wie viele Teile der Einkommen von Lebenspartnern und, falls vorhanden, auch Vermögen solange in Traditionschiffe fließen, bis alle Reserven erschöpft sind. Es sind einige Fälle bekannt, in denen der Reparatur Lebensgemeinschaften und Erbschaften zum Opfer gebracht wurden. Oder in denen die Schiffe so endeten wie einst RAKEL und jetzt
NINIVE.
Dass Kultur Geld kostet ist bekannt. Man muss dafür auch nicht gleich an die Elb-Philharmonie denken. Jede Eintrittskarte für ein Museum, eine Theateraufführung oder den Konzertbesuch ist vom Staat subventioniert. Kostendeckender Eintritt würde die ohnehin oft magere Nachfrage vollends zusammenbrechen lassen. Kultur wäre dann nur noch Vermögenden Liebhabern zugänglich.
Wenn es der Bundesrepublik tatsächlich Ernst ist mit dem Ziel. die maritime Kultur zu pflegen, muss sie auch hier grundsätzlich andere Wege gehen. Wenn es um Vermarktung von Massenveranstaltungen an der Küste geht, sollten die Nutznießer dieser Spektakel endlich ihren Teil übernehmen und für die schöne Kulisse der alten Schiffe angemessen bezahlen. Bis dahin sind die Krokodilstränen der Politiker und Tourismus-Vermarkter aus den Nordstaaten nichts als Heuchelei.