28.06.19 Wellen. Warten. Wiederkehr

Manchmal wiederholen sich denkwürdige Begegnungen. So auch heute im Schifffahrtsmuseum anlässlich der - übrigens wirklich sehenswerten -  Ausstellung zeitgenössischer Färingischer Künstler. Sie ist erstmals Teil einer gemeinsamen Präsentation mit dem Museumsberg Flensburg unter dem selben Titel. Die Ausstellung auf dem Museumsberg wurde am 23.06.19 eröffnet, das Flensburger Schifffahrtsmuseum öffnet am Sonntag, dem 30. Juni um 11:30 Uhr seine Pforten.

Zur Sondersausstellung "Kunst der Färöer / Wellen. Warten. Wiederkehr" im Flensburger Schifffahrtsmuseum 


Gezeigt werden im Obergeschoss des Flensburger Schiffahrtsmuseums Werke hierzulande leider noch weithin unbekannter Künstler aus den Bereichen Ölmalerei, Druckgrafik, Installation und Fotografie von Mitte des letzten Jahrhunderts bis in die aktuelle Gegenwart. Sie hätten verdient, schon früher beachtet zu werden. Wir empfanden sie als besonders bemerkenswert, weil sie auf eine besondere Weise frisch und vom gängigen Mainstream der Bildenden Kunst unberührt erscheinen.
Frisch und ünberührt - das wird auch daran liegen, dass der auf dem Kontinent seit Jahrhunderten aktive Austausch von Sichtweisen und Konzepten bis zu den 1920-er Jahren an den abgelegenen Färöer-Inseln im Nordatlantik vorbei ging. Kunst und Kultur war bis dahin hauptsächlich Gegenstand mündlicher Überlieferung, der Musik und des Tanzes. Erst dann wird, zunächst zögernd, der Einfluss skandinavischer Kunst wirksam. Entsprechend stark ist der Einfluss der expressiven Farb- und Formwelten, wie wir sie beispielsweise bei Edvard Munch oder Emil Nolde schätzen. 
Das Spektrum der druckgafischen Arbeiten umfasst sowohl formal-ästhetische Werke als auch unterschwellig düstere Bilder, die jedoch bei uns ganz spontan die Erinnerung an einen Besuch der Inseln wachriefen. Also, wie gesagt, wir fanden den Besuch heute sehr anregend. Unter anderem auch wegen eines kleinen Gedichtes, von Ingolf Rasmussen, Bruder der Künstlerin Jona Rasmussen. Er ist Seemann von Beruf und schreibt, wie anders? in färingischer Sprache. In der Ausstellung ist aber freundlicherweise eine gute Übersetzung ins englische zu lesen. Dichtende Seeleute - in der relativ kleinen Bevölkerung ist künstlerische Tätigkeit sehr weit verbreitet. Vermutlich auch dies Folge des abgeschiedenen Lebens über die Jahrhunderte hinweg. Da bekommen Abschied, Warten und Wiederkehr eine ganz eigene Bedeutung.

Zum Schluss noch zur anfangs bemerkten denkwürdigen Begegnung. Auch sie gibt vielleicht ein bisschen Eindruck von der Besonderheit dieser wunderbaren Inselgruppe, weit draußen im Nordatlantik: Als wir vor mehr als dreissig Jahren auf einer Segelreise von Island nach Skagen in Torshavn auf den Färöern Zwischenstation machten, besuchten wir auch den kleinen Ort  Kirkjubøur auf der Westseite der Insel Streymoy. Dort wollten wir zum Einen die Ruine des Magnusdoms aus dem 13. Jahrhundert sehen, den ein Bischoff erbauen liess, was ihm schlecht bekam, weil er die Kosten des sakralen Gemäuers seinen Gläubigen aufladen wollte. Der zweite Grund war, dass wir die Bekanntschaft des Tróndur Patursson machen wollten, der die Reise des irischen Mönchs St. Brendan (im 6. Jhdt) nachvollzogen hat. Er war Mitglied der der Besatzung des kleinen Curragh BRENDAN, mit dem der Indisch-Britische Forschungsreisende Tim Severin nachweisen wollte, dass die legendäre Reise historisch möglich gewesen wäre. Das aus Weidenzweigen und Lederhäuten gebaute Boot startete 1976 in Irland und erreichte nicht nur die Färöer, sondern kam über Island und Grönland bis nach Neufundland. Nun erfahren wir heute, das derselbe Tróndur Patursson zu den Künstlern gehört, die mit ihren Werken auf dem Museumsberg Flensburg vertreten sind. Diese Ausstellung haben wir also jetzt auch noch auf unserem privaten kleinen Kulturkalender.


27.06.19 Flensburger Frachter versenkt

Am 23. Juni ging die ADELE HAGENAH, Baunummer 606 der FSG, jetzt unter dem Namen VOICI BERNARDETTE, in Fort Pierce, Florida, USA, auf ihre letzte Reise.

ADELE HAGENAH
Foto: www.shipsnostalgia.com
Ihre Karriere als Kauffahrteischiff für Theodor Hagenah, Dornbusch begann 1965 unter deutscher Flagge in Flensburg. Sie war hauptsächlich in Nord- und Ostsee eingesetzt, zuletzt im Dienste der Reederei Maritime Experts, Ems. Zuletzt wurde sie als Museums- oder Ausbildungsschiff angeboten. Aber anscheinend konnte sich dann doch niemand hierzulande für sie begeistern. So wurde sie schließlich im Jahr 2014, nun hieß sie HANNELORE, nach Bolivien ausgeflaggt. Danach kam sie auf die schiefe Bahn und wechselte sie ihre Namen vermutlich öfter als ihren Unterwasseranstrich. Ihre letzte Reise begann in Cap Haitien, Haiti. Schließlich wurde sie von der US Coast Guard aufgebracht, mit  eineTonne Kokain an Bord im Straßenverkaufswert von 35 Mio. US$. Nun liegt sie als künstliches Riff als Attraktion für den Wassersport-Tourismus auf 100 Fuß Tiefe. 


24.06.19 Treffpunkt

Die Zeitung Bild hat Fotos von der Stelle am Rumpf des Lotsenschoners Nr. 5 ELBE veröffentlicht, wo der Wulstbug des Container Feeders den Bug des Traditionsseglers traf.

Aus dem begleitenden Text geht nicht hervor, ob die Kupferplanken (üblicherweise zwei bis drei Millimeter dickes Kupferblech) bei dem Aufprall abgerissen, oder nachträglich abgelöst wurden. Die Falten im Blech geben immerhin einen Eindruck davon, wie tief der Holzrumpf der ELBE bei dem Aufprall eingedrückt wurde. Unter dem Blech sind die Holzplanken sichtbar. Das linke Bild wurde vermutlich aufgenommen, während der Rumpf aus dem Wasser gezogen wurde. Deswegen konnte das bis zur Höhe der Wasserlinie eingedrungene Wasser noch nicht vollständig abfließen und läuft jetzt noch aus den undicht gewordenen Plankennähten heraus.

Auf dem rechten Foto ist zu sehen, dass der Aufprall dicht hinter dem Bug und knapp über dem Kiel oder in Höhe des Kiels liegt. Weil der Rumpf an dieser Stelle noch sehr schlank ist, hatte der Wulstbug nur einen kurzen "Bremsweg" bis er den Kiel traf. Der hat dadurch wahrscheinlich einen großen Teil der Stoßenergie unmittelbar aufgefangen und in den übrigen Rumpf übertragen worden. Den Rest wurde von den Planken selbst und den benachbarten Spanten nebst Bodenwrangen aufgefangen und dann an den Kiel weitergegeben. Schließlich wurde der gesamte Rumpf quer gegen das Wasser gedrückt und dadurch abgebremst.

Was die Bilder nicht zeigen, sind Schäden an den übrigen Teilen des historischen Seglers. Sofern sie nicht unter der ungeheuren Wucht beim Aufprall zerbrachen, haben sie die Kraft elastisch aufgefangen und an die mit ihnen verbundenen Bauteile weitergegeben. Sind dabei Verbindungselemente (Bolzen, Nägel) dauerhaft verformt worden, müssen sie ebenfalls ausgetauscht werden.

Insgesamt wird ein erheblicher Aufwand allein durch die notwendige, detaillierte Untersuchung des gesamten Schiffes entstehen. Sie soll durch sachverständige Fachleute von der Werft in Hvide Sande unterstützt werden, wo der Lotsenschoner erst vor kurzem anch einer umfassenden Restauration abgeliefert wurde. Auf Anhieb fällt kaum ein einzelner Bereich ein, den man dabei unbesehen ausschließen kann. Schließlich sind nicht allein der Rumpf und das gesamte Rigg betroffen, sondern auch die komplette technische Ausrüstung und last but not least die teilweise historische Inneneinrichtung.

Fotos (2) Bild.de










21.06.19 Schoner ELBE angekommen

Heute morgen wurde der Lotsenschoner Nr. 5 ELBE von der Schwingemüdung, wo das 135 Jahre alte Schiff nach der Kollisiion am 08. d.M. an der Hafenmole sank und gehoben wurde, zur Peters Werft in Wewelsfleth geschleppt. 


Assistiert von zwei Schleppern nähert sich Lotsenschoner Nr.5 ELBE der Peters Werft
Foto: NDR.de



















Der Lotsenschoner ELBE hat heute nach einer Schleppfahrt von etwa 20 Seemeilen an einer Mole der Peters Werft festgemacht. Sie soll dort von Mitarbeitern der selben Werft im dänischen Hvide Sande repariert werden, die auch ihre kurz vor der Havarie abgeschlossene Restauration des Traditionsseglersd erfolgreich durchgeführt hat.

Im Dock der Peters Werft liegt auch die Viermastbark PEKING. Auf dem Foto sind ihre Masten zu erkennen, die hoch über die Werftgebäude ragen. Sie wird am Montag ausgedockt. Wenn ihre Restauration im nächsten Frühjahr abgeschlossen ist, soll sie als schwimmendes Denkmal im neu entstehenden Deutschen Hafenmuseum einen Dauerliegeplatz einnehmen. In Fahrt soll sie jedoch nicht mehr gehen.

20.06.19 Neues von Nr. 5 ELBE

Lotsenschoner Nr.5 ELBE kommt schon bald wieder in Bewegung.
Nachdem das schwer havarierte Schiff gehoben wurde, war schnell klar, dass es wieder repariert werden soll. Unklar war noch die Werft und der Transport dorthin. Nun ist auch das entschieden. 



Noch liegt die "No. 5 Elbe" an der Hafenspundwand in Stadersand, bald soll sie nach Wewelsfleth geschleppt werden.
© picture alliance/dpa Foto: Bodo Marks




















In den Hamburg- Nachrichten des NDR wurde heute bekannt, dass der Traditionssegler der Stiftung Hamburg Maritim zu einer Werft nach Wewelsfleth geschleppt werden soll. Bild berichtet ergänzend, dass es sich um die Peters Werft handelt, die auch den Viermaster PEKING nach seiner Rückkehr aus New York wieder instand setzt. Auch dieses Maritime Denkmal ist ein Schiff der Stiftung Hamburg Maritim.
Nachdem Taucher den Rumpf der ELBE von außen abdichten konnten, gab das Wasser- und Schifffahrtsamt grünes Licht für den Transport. Bedingung laut Bild: Die gelben Hebesäcke müssen an Bord sein. Der Plan sieht vor, den Lotsenschoner Nr. 5 ELBE am Freitag auf die Helling zu nehmen. Die Alternative, nämlich den Rumpf per Kran aus dem Wasser zu heben, wurde dem Vernehmen nach ausgeschlossen. Das Gewicht von Wasser und Schlamm im Rumpf stehe dem entgegen; die Gefahr dass der Rumpf unter diesem Gewicht auseinanderbricht sei zu groß. 

Auch die PEKING kommt dieser Tage wieder in Bewegung. Bis sie wieder nach Hamburg kommt, muss sie jedoch bis zum Mai 2020 warten, heisst es in dem selben Artikel der Bildzeitung.

17.06.19 Lotsenschoner Nr. 5 ELBE schwimmt wieder

Um Mitternacht wurde der historische Lotsenschoner wieder an die Oberfläche der Schwinge gehoben. Damit wurde der erste wichtige Schritt der Bergung und Rettung des Traditionschiffes aus dem Jahr 1883 erfolgreich abgeschlossen.

Foto: NDR. Für den Bericht Bild anklicken
Nun liegt der Rumpf vertäut an einer Spundwand in der Mündung des Schwinge, einem Seitenfluss der Elbe. Dorthin wurde sie kurz nach dem Zusammenstoß am 08. Juni mit einem Cargo-Feeder geschleppt und kontrolliert auf Grund gesetzt (wir berichteten). Eine spanische Spezialfirma hatte vor der nächtlichen Aktion aufblasbare Hebesäcke an dem gesunkenen Schiff befestigt. Weil der Rumpf auf der bei der Kollision betroffenen Seite lag und die dort vermutete Leckstelle nicht untersucht werden konnte, erschien dies als die schonendere Weg gegenüber dem Heben per Lastkran. Denn schon unmittelbar nach dem Unglück stand für den Eigner, die Stiftung Hamburg Maritim fest, dass das Schiff wieder repariert werden soll. In einem nächsten Schritt wird es deswegen zu einer Werft transportiert.
Das Unglück geschah während einer Ausflugsfahrt mit Gästen bei guter Sicht, als der Lotsenschoner auf der Rückfahrt nach Hamburg stromaufwärts kreuzte während sich das Frachtschiff AUSTROSPINTER in Talfahrt näherte. An Bord befanden sich 24 Gäste, darunter auch Kinder und 19 Besatzngsmitglieder. Der Kapitän (82) war Elblotse im Ruhestand. Das Schiff war erst wenige Tage zuvor nach einer Generalüberholung wieder in Dienst gestellt worden.  Ein Video, das die Annäherung aus der Sicht des Lotsenschoners zeigt, führte zu teils heftigen Kommentaren in den sozialen Medien.
Glücklicherweise kamen "nur" acht Personen zu Schaden,  zwei mussten im Krankenhaus behandelt werden, alle sind inzwischen wieder entlassen. Zufällig waren Retter der Freiwilligen Feuerwehr Stade zufällig in der Nähe, als der Zusammenstoß geschah. Durch ihren Einsatz konnte größere Personenschäden verhindert und der sinkende Segler gesichert werden.
Für eine abschließende Bewertung der Umstände, die zu dem Unfall führten, muss die Untersuchung der zuständigen Stellen, darunter die BSU abgewartet werden. Das Ergebnis kann möglicherweise richtungsweisend für die Zukunft der Traditionsschifffahrt sein.

13.06.19 Neues von Lotsenschoner Nr.5 ELBE

Der havarierte Traditionssegler soll am Wochenende gehoben und womöglich schon Anfang der Woche nach Hamburg verbracht werden.

Näheres hier in der Pressemitteilung der Stiftung Hamburg Maritim von heute.

13.06.19 25-ste R&B Sterling Cup gestartet

Bei schönstem Sommerwetter gingen heute die Teilnehmer des Robbe&Berking Sterling Cup auf die Bahn. Die Teilnehmer: das sind die nach der Meterformel gebauten Regattayachten. Heute waren die 12-er und die 5,5-er gefordert.


Vorweg ein kurzer Blick zurück in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg:
Zu Beginn des Yachtsports waren die Regeln für Platz und Sieg sehr einfach: Booten der Majestät gebührte der erste Platz, alle anderen wurden nach ihrem gesellschaftlichen Rang gewertet. Das konnte bei internationalen Wettfahrten  schnell zu diplomatischen Verwicklungen führen. Also machte man sich international daran, eine mehr rational begründete Basis für die Bewertung der Teilnehmer zu suchen. Das führte 1908 zu der als international anerkannten "Vermessungsformel" so genannte "Meterklasse"
Von da an zählte in der Meterklasse allein die Reihenfolge an der Ziellinie über Platz und Sieg.

Im letzten Jahr waren wir auf dem Wasser und dicht am Geschehen als Zuschauer dabei, Jetzt konnten wir das Rennen mehr aus der Ferne von der Uferpromenade beim Glücksburger Yachthafen beobachten. Glücklicherweise tragen die Teilnehmer nicht nur ihr markantes Klassenzeichen mit der unterstrichenen Ziffer im Segel (12 oder 5.5), sondern auch ihre eigene Kennung (bspw. G4 für die SPINX). Das schafft ein  wenig Übersicht und lässt in dem scheinbaren Durcheinander eine gemeinsame Choreografie erkennen. Vor dem Wind unter Spinnaker aufrecht segelnd, hoch am Wind weit überliegend. Und Wind gab es anscheinend gerade genug um die großen Segelboote mit schäumendem Bugwasser über die Förde zu jagen. 


Beim zweiten Durchgang war auch die nagelneue JENETTA mit dabei. Es sah aus, als tanzten sie alle miteinander einen Reigen. Majestätisch, unnahbar, still entrückt. 

Hier also ein paar Eindrücke von heute. 








































10.06.19 Tanz der Jollen

Achtung! Suchtgefahr!
Heute weht der Wind mäßig bis frisch aus Nordost und treibt Wellen geradewegs auf den Steg der Lüttfischer hin und lässt die Jollen tanzen. 




Wer beim Betrachten des kleinen Videos in sich hineinfühlt wird vielleicht bemerken, wie der eigene Körper beginnt, die schwankenden Bewegungen aufzunehmen um sie mit Armen, Beinen und Bauch auszugleichen. Diesen Effekt hat der englische Naturforscher William Benjamin Carpenter bereits im Jahr 1852 beschrieben. Er wird gezielt eingesetzt, um Probanden in den tiefentspannten Wachzustand zu versetzten, der für die Hypnose kennzeichnend ist. Das erklärt, warum manche Menschen beim Anblick von Booten alles um sich herum vergessen. Noch mehr: sie nehmen die Bilder für posthypnotische Befehle, denen sie immer wieder folgen müssen, selbst wenn sie lange schon wieder aus der Trance erwacht sind. Man könnte schon von einer Suchtform sprechen. Wir schlagen hierfür den wissenschaftlichen Begriff "naviculam stupore mentis" vor. Zugleich bitten wir auf wohlgemeinte Vorschläge zur Verleihung des Nobelpreises zu verzichten. Danke!

08.06.19 Feuer auf LIBELLE

Das historische Personen-Motorschiff LIBELLE liegt seit einigen Tagen für Reparaturarbeiten zwischen den Pontons der Museumswerft im Flensburger Hafen. Immer wieder drangen seitdem Arbeitsgeräusche nach außen. 


Foto: Karsten Sörensen, Flensburger Tageblatt




















Wie das Flensburger Tageblatt von gestern in seiner online-Ausgabe berichtet, wurde am Freitag die Feuerwehr gerufen, weil Rauch aus dem Maschinenraum quoll. Ursache waren demnach ein  Feuer als Folge von Schweißarbeiten.
LIBELLE ist das erste Motorschiff, das - zusammen mit ihrem Schwesterschiff FORELLE - 1934 von der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) gebaut und für die Personenschifffahrt auf der Förde eingesetzt wurde. Während LIBELLE gelegentlich für Gästefahrten eingesetzt wird, liegt FORELLE in Damp als Hafendekoration an Land.

P.S.
09.06.19 Berichtigung: FORELLE liegt in Klaipeda im Hafen. Den Hinweis haben wr von Günter Lange; dafür herzlichen Dank! Das Schiff in Damp ist der Dampfer ALBATROS. Wir bitten um Nachsicht!

08.06.19 Schockierende Fotos der Kollision

Die Freiwillige Feuerwehr Hansestadt Stade hat den Zusammenstoß des Lotsenschoners Nr.5 ELBE mit dem Containerfrachter fotografiert und ins Netz gestellt. Ein Wunder, dass nicht mehr Menschen zu Schaden gekommen sind.

Fotos (2): Daniel Beneke
Freiwillige Feuerwehr Hansestadt Stade
















Nach dem, was die Fotos zeigen, hätte der Zusammenstoß auf der Elbe bei Stade der Besatzung des historischen Segelschiffs noch erheblich höheren Schaden zufügen können. Nur zufällig waren Einsatzkräfte der DLRG und der Freiwilligen Feuerwehr in der Nähe, als das Unglück geschah. Ein Facebook-Beitrag der Retter informiert:
"Wir sind seit mehreren Stunden auf der Elbe im Einsatz. Der ursprüngliche Einsatzgrund für die Feuerwehr Stade war ein auf Stack gelaufener Segler, wo jedoch kein Eingriff der Feuerwehr notwendig war. Durch die Besatzung unseres Hilfeleistungs- und Löschbootes "Henry Köpcke" wurde kurz vor Einrücken jedoch die Kollision eines Containerschiffs mit einem Segelschiff beobachtet. Unverzüglich wurde durch die Besatzung der "Henry Köpcke" mit Hilfe der DLRG, die ebenfalls vor Ort war, Rettungsmaßnahmen eingeleitet".

08.06.19 Lotsenschoner Nr. 5 ELBE gesunken

Heute 14:30 Uhr ist der letzte erhaltene Lotsenschoner aus Holz auf der Elbe bei einer Gästefahrt mit 43 Personen an Bord mit dem 140 Meter langen Container Feeder ASTROSPRINTER kollidiert und gesunken. Der Containerfrachter setzte zunächst seine Fahrt fort. Die Wasserschutzpolizei ermittelt. Zum Glück war zufällig ein Seenotrettungsschiff in der Nähe und konnte dem alten Schoner und seiner Besatzung assistieren. Fünf Menschen sollen verlezt worden sein, darunter eine Frau schwer.





Die DLRG hat den Lotsenschoner "No. 5 Elbe" nach Stadersand geschleppt. Fotos(2): Beneke
Bild: Tageblatt.de





























Lotsenschoner Nr.5 ELBE, 1883 von H.C. Stülcken auf Steinwerder gebaut ist der letzte erhaltene seegehende Lotsenschoner Hamburgs und gehört heute der Stiftung Hamburg maritim. Das Schiff wurde erst in diesem Jahr aufwendig saniert und kam Ende Mai von dem Werftaufenthalt in Hvide Sande zurück nach Hamburg.

Der historische Segler war auf einer Gästefahrt unterwegs, als er mit dem Containerfrachter kollidierte. Die Ursachen sind derzeit (18:00 Uhr) noch nicht ermittelt. Die Polizei hat in Brunsbüttel die Ermittlungen an Bord aufgenommen, wurde  berichtet.

08.06.19 Mit Fischen auf Augenhöhe

Bescheiden aber exklusiv: In Flensburg gibt es eines von den nur zwei Tauchermuseen in Deutschland. Aus einer privaten Sammlung entstanden, vermittelt es eine umfangreichen und sehr informativen Einblick über tausende Jahre leben und arbeiten unter Wasser

Ganz unscheinbar in einer Baracke beim Yachthafen der Seglervereinigung Flensburg empfängt das Tauchermuseum interessierte Besucher. Tauchen - das ist Leben und Arbeiten in einer für Menschen lebensfeidlichen Umgebung. Die ist aber auf 70 Prozent der Erdoberfläche verbreitet, nämlich überall, wo es Wasser an der Oberfläche gibt. Schon früh folgten Menschen dem Ruf der Tiefe um an Schätze, Lebensmittel oder Werkstoffe zu gelangen. Archäologische Funde zeigen, dass sie schon vor mehreren tausend Jahren tauchend Wertstoffe und Nahrungsmittel zu gewinnen suchten. Anfangs hieß das tief einatmen und nach unten schwimmen, so lange der Vorrat in den Lungen reicht. Tauchen im heutigen Sinn und mit Hilfe von technischen Geräten hat dagegen eine sehr kurze Geschichte. Den ohne gehörigen Aufwand kommt man  nicht an den lebensnotwendigen Sauerstoff der Atemluft. Ohne Technik ist auch Ausatmen gegen den Wasserdruck nur in sehr geringer Tiefe möglich. Tauchen in größere Tiefen fordert sorgfältige Vorbereitung. Luftversorgung, Zeitplanung, Orientierung, Dekompression, alles muss bis ins Kleinste vorbedacht und abgesichert werden. Die technische Entwicklung wird in dem Tauchmuseum vom 4. Jhd. v. Chr. bis in die jüngste Zeit nachgezeichnet und an vielen Exponaten sichtbar. Sie stammen aus der privaten Sammlung der Gründer Peter und Gerda Kopsch, die früher selber eine Tauchschule betrieben. Andere kamen seit der Gründung des Museums vor drei Jahren hinzu.
Es ist ein Museum ohne hemmende Schranken und wir bekamen Informationen in einer solchen Fülle, dass es gleich beim ersten Mal für mindestens drei Besuche gereicht hätte. Dabei erfahren wir viel für uns Neues.
An den Zoologen und Meeresforscher Hans Hass erinnerten wir uns noch sehr gut. Er wird in dem Museum u.a. für seine bahnbrechende technischen Entwicklung  des modernen Tauchgerätes, des Tauchcomuters und der Unterwasserfotografie gewürdigt. Ohne diese Entwicklungen wäre das moderne Forschungstauchen und den Tauchtourismus nicht denkbar.
Á propos Sporttauchen in der Flensburger Förde. Wir erfahren auch, dass man in der Inneren Förde wenig Fische und andere Lebewesen sehen kann. Wer darauf aus ist, sollte in der äußeren Förde nach Eindrücken und Bildern suchen.

Und was hat uns sonst noch bei dem Besuch im Tauchmuseum beeindruckt? Teil der Ausstellung ist ein alter Anzug, wie ihn früher die Helmtaucher trugen. Mit kugelrundem Helm aus Kupfer mit Atemventilen und kreisrunden Fenstern. Die ganze Ausrüstung wiegt so bummelig 80 Kilo. Und mit den zugehörigen Bleischuhen und Brust- und Rückengewichten entsprechend viele Kilogramm mehr. Diesen Helm konnten wir aufsetzen und damit einen winzig kleinen Eindruck von dem harten Arbeitsalltag der Taucher bekommen. Respekt, Respekt! Auch wenn der Helm nur wenige Minuten den Kopf umschließt wird deutlich klar: das ist nichts für Leute mit Raumangst! Wer es selbst mal ausprobieren möchte? Einfach fragen!

Das Tauchermuseum ist ganzjährig geöffnet:

Mai bis Oktober 15:00 bis 19:00 Uhr
November bis April 15:30 bis 18:30 Uhr

oder nach Anmeldung und Absprache, ratsam für Gruppen!
Telefon 0461-63552

07.06.19 JENETTA vor der Ziellinie

Heute hat die Wiederherstellung der 12mR-Yacht JENETTA auf der Werft von Robbe&Berking einen entscheidenden Meilenstein erreicht: Der fast 22 Meter hohe Mast wurde in den Rumpf der legendären schnellen und schönen Regattayacht gesetzt.

Höchste Konzentration im Industriehafen, als JENETTA ihren Mast gesetzt bekommt
























"Ist das nicht ein prächtiges Stück Holz?" Oliver Berking kann seine Freude und auch den Stolz nicht verbergen, als er auf den neuen Mast der JENETTA zeigt. Der wurde gerade eben von einem Kran in den Rumpf gesetzt. Die ersten Stagen halten ihn schon in Position, einigen Wanten warten noch darauf, befestigt zu werden. Es ist ein schöner Tag heute, sommerlich frisch, heiter und leicht bewölkt. Hier im Industriehafen nahe bei der Robbe & Berking Yachtmanufaktur weht der Wind nur mäßig. Ideal für einen ersten Probeschlag mit dem makellosen Neubau. Aber der muss noch ein bisschen warten.

JENETTA, von Alfred Mylne nach der 12 Meter Formel  entworfen und 1939 für Sir William Burton fertiggestellt, ist nach ihrer Rumpflänge die größte in der Geschichte dieser Regattayachten.Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatte sie nur wenig Gelegenheit, ihre Qualität als Rennyacht zu beweisen, aber in den wenigen Regatten segelte sie wichtigen Wettbewerbern auf und davon (sail24.com). Ihr Schickal in den Jahren danach ist nicht bekannt. Der bekannte Teil der Geschichte beginnt 2009 damit, dass ihre traurigen Reste aus dem Pitt Lake bei Vancouver von Oliver Berking nach Flensburg verbracht wurden. Die lagen einige Jahre vor dem Werftgebäude. Ab dem  Frühjahr 2018 wurde JENETTA wieder hergestellt. Von der originalen Yacht blieb letztlich nur der Kiel erhalten und damit ihr Platz im Yachtregister. Jetzt kommt das Projekt zu seinem Abschluß.

06.06.19 Sterling Cup in einer Woche

Immer wieder wird geklagt, der Regattasport leide darunter, dass Zuschauer zu weit weg nichts zu sehen bekämen. In genau einer Woche beginnt der Robbe & Berking Sterling Cup, die alljährliche Regatta der schnellen Schönen Rennjachten nach der Meterformel auf der Flensburger Förde. Am Ufer gibt es zahlreiche gute Aussichtsplätze.

Auch wenn wir kein Boot besaßen, das nach der Meterformel gebaut war, die Regatta als Zaungäste zu begleiten war immer ein Glanzlicht in unserem jährlichen Segelkalender. Vom Ufer der Inneren Förde aus kann man selbst mit einem Glas mittlerer Qualität berauschende Eindrücke von den Regatten sammeln. Und die Taktik der Segler ist aus größerer Entfernung vermutlich besser zu erraten als es jedem Teilnehmer mitten im Feld möglich ist.

13. bis 18. Juni  Robbe & Berking Sterling Cup 2019

Hier ein Eindruck von der Meisterschaft der 12-er im letzten Jahr

© Werner Kühn
























02.06.19 Zieldurchgang der 40. Rumregatta

Hier nun die erste Übersicht der Zieldurchgänge bei der 40. Rum Regatta. Sie zeigt die Zeiten  aller Teilnehmer die in den ersten ca. 90 Minuten die Linie überquerten. Die übrigen sollen auch noch kommen, aber das kann noch ein paar Tage dauern. 

Bei der Gelegenheit auch mal einen herzlichen Dank an die Crew an der Start- und Ziellinie! Einige Teilnehmer haben exakt die selbe Zeit benötigt, da muss man schon teuflisch gut aufpassen und die Boote gut erkennen können, zumal bei der unernsten Geschwaderfahrt keine Startnummern gezeigt werden!

P.S. Die Jollen waren wieder einmal mkit bei den Ersten an der Ziellinie. Das liegt erstens daran, dass sie natürlich ganz hervorragend und schnell gesegelt wurden. Dass sie auf einer kürzeren Bahn segelten, hat allerdings auch ein wenig dazu beigetragen.

01.06.19 Von außen gesehen

Vierzig Jahre Rum Regatta, die Hälfte davon selbst mitgemacht. Mit Beginn unserer "bootlosen" Zeit wechselt die Perspektive vom Teilnehmer zum Zuschauer. Noch ungewohnt, aber reizvoll.

Der erste Eindruck von der Rumregatta von Land her gesehen ist durchaus angenehm: Lange ausschlafen, gemütlich in der gewohnten Umgebung frühstücken, Zeitung lesen. Dann gemächlich zum Quellental nach Glücksburg fahren und am Strand spazieren gehen. Hier liegt die Förde in ihrer ganzen Schönheit vor uns. Flensburg ist zwar hinter dem Huk von Schausende verborgen, aber gegenüber haben wir die Ochseninseln und ganz rechts Holnis Enge. Es ist diesig heute morgen und ein frischer Südwest setzt unter rasch ziehenden Wolken Schaumkämme auf die graugrünen Wellen.


"Same Procedure as every year": Die Rumregatta startet um elf Uhr, die Linie geht von Wassersleben quer über die Förde Richtung Sonwik. Schon eine Stunde vorher kreuzen dort etliche Jagten, Haikutter, Zollkreuzer, Lotsboote, Tjalken. Schillers Ballade fällt ein - wer zählt die Boote, nennt die Namen?  Dann formiert sich das Feld quer über die Förde zu einer langen Linie zahlloser Segel. Kein Schuss zu hören, nur Rauschen der Buchen hinter und der Wellen vor uns. Jetzt setzt sich die Reihe in Bewegung, einzelne größere Boote werden erkennbar.

Wie oft, ein kleiner Wettstreit, den richtigen Namen zu raten. Rigg, Segel- und Rumpffarbe helfen beim Erkennen, Roter Rumpf? Das ist vermutlich RYVAR oder LILLA DAN. Spitzer? Das kann nur FULVIA sein. Nur ROLLO hat einen roten Lotsenstreifen im Topsegel. FRIGG segelt unter dänischer Flagge mit der Nationale im Achterliek des Besan. SEBBE ALS, das Wikingerboot mit dem gestreiften Rahsegel ist ohnehin nicht zu verwechseln. Nur KNIPDUL, das Kaschubenboot aus Polen, hat ein grellrotes Segel. Das Nordlandboot KJAERINGA gibt es ohnehin nur einmal bei dieser Regatta.

Die meisten Boote sind zwei bis drei Seemeilen von uns entfernt, viel dichter ran kommt man weder von der West- noch von der Ostseite der Förde. Die Perspektive verschiebt ständig die Position der Teilnehmer zueinander. Wer eben noch weit abgefallen hinterher zu segeln schien, scheint bald gleichauf  Richtung Tonne 12 am Eingang zu Holnis Enge. Dort ist die
traditionelle Wendemarke der "unernsten" Geschwaderfahrt, die aber von einigen todernst auf Platz und Sieg gesegelt wird. Denn nur wer als zweiter über die Linie geht, bekommt den begehrten Preis: Eine Flasche Flensburger Rum in der Dreiliter-Klasse. Der Erste wird verulkt, der Rest darf zugucken.
Nun sind die meisten der großen Boote aus dem Blick verschwunden. Groß ist nicht gleich schnell. Dreimast Brahmsegelschoner FYLLA, der größte Teilnehmer der 40. Rum Regatta segelt majestätisch im hinteren Drittel. Aber Majestäten sollen sich ohnehin nur würdevoll bewegen, alles andere schadet dem Ansehen.

Jetzt taucht ein Schwarm kleiner Jollen auf. Wer gestern die Regatta der Kleinen im ruhigen Hafen segelte, wird jetzt durch eine ruppige Windsee gefordert. Aber das können diese offenen Boote erstaunlich gut ab. Selbst die kleinsten der kleinen alten, teilweise von noch älteren Crews gesegelt tauchen hinter der Großen Ochseninsel auf und kreuzen hoch am Wind in Richtung Flensburg. Da! Wo eben noch ein Segel zu sehen war, treibt jetzt nur noch ein dunkler Fleck auf dem Wasser. Da ist wohl ein Boot gekentert. Aber zwei Boote der Seenotretter kommen zu Hilfe. Keine zwei Minuten haben sie (gefühlt) dafür gebraucht.
Bald kommen die "Großen" zurück. Jetzt kreuzen sie in langen Schägen gegen den immer noch kräftigen Südwest. Bald sind die Ersten nahe. Wo das Wasser tief genug ist kommen sie auch nahe an das Ufer.

Wir brechen auf, nutzen die neue Freiheit ohne Boot. Noch während der laufenden Regattaund steuern wir ein neues Ziel an. Heute wird die NordArt in Büdelsdorf eröffnet. Aber so ganz sind wir  noch  nicht weg vom Wassersport. Im Park der Villa Ahlmann, wo die großen Skupturen ausgestellt sind, fesselt ein Werk von Rudolf Burda unseren Blick. "Da eine Schiffschraube!" Für uns naheliegend, für den Künstler eher nicht. Doch immerhin Anlass für ein Gespräch über sein Werk. Schließlich ist sein Thema "Reflektionen" und die beschäftigen uns gerade ganz intensiv. Wir sollen ihm mal schreiben, sagt er. Das machen wir. Der Kontakt zu einer ganz anderen Welt wird uns helfen, nicht mehr in allem und jedem etwas Maritimes zu sehen.

PS. 02. Juni
Mittlerweile ist WIEBKE BOHLEN nach drei Tagen Reise im Wikinghafen Roskilde  angekommen, ihrer neuen Heimat. Damit ist für uns ein Lebensabschnitt endgültig zuende gegangen. Farewell, und Danke, dass wir dich segeln durften!

Foto: Facebook