Zur Sondersausstellung "Kunst der Färöer / Wellen. Warten. Wiederkehr" im Flensburger Schifffahrtsmuseum
Frisch und ünberührt - das wird auch daran liegen, dass der auf dem Kontinent seit Jahrhunderten aktive Austausch von Sichtweisen und Konzepten bis zu den 1920-er Jahren an den abgelegenen Färöer-Inseln im Nordatlantik vorbei ging. Kunst und Kultur war bis dahin hauptsächlich Gegenstand mündlicher Überlieferung, der Musik und des Tanzes. Erst dann wird, zunächst zögernd, der Einfluss skandinavischer Kunst wirksam. Entsprechend stark ist der Einfluss der expressiven Farb- und Formwelten, wie wir sie beispielsweise bei Edvard Munch oder Emil Nolde schätzen.
Das Spektrum der druckgafischen Arbeiten umfasst sowohl formal-ästhetische Werke als auch unterschwellig düstere Bilder, die jedoch bei uns ganz spontan die Erinnerung an einen Besuch der Inseln wachriefen. Also, wie gesagt, wir fanden den Besuch heute sehr anregend. Unter anderem auch wegen eines kleinen Gedichtes, von Ingolf Rasmussen, Bruder der Künstlerin Jona Rasmussen. Er ist Seemann von Beruf und schreibt, wie anders? in färingischer Sprache. In der Ausstellung ist aber freundlicherweise eine gute Übersetzung ins englische zu lesen. Dichtende Seeleute - in der relativ kleinen Bevölkerung ist künstlerische Tätigkeit sehr weit verbreitet. Vermutlich auch dies Folge des abgeschiedenen Lebens über die Jahrhunderte hinweg. Da bekommen Abschied, Warten und Wiederkehr eine ganz eigene Bedeutung.
Zum Schluss noch zur anfangs bemerkten denkwürdigen Begegnung. Auch sie gibt vielleicht ein bisschen Eindruck von der Besonderheit dieser wunderbaren Inselgruppe, weit draußen im Nordatlantik: Als wir vor mehr als dreissig Jahren auf einer Segelreise von Island nach Skagen in Torshavn auf den Färöern Zwischenstation machten, besuchten wir auch den kleinen Ort Kirkjubøur auf der Westseite der Insel Streymoy. Dort wollten wir zum Einen die Ruine des Magnusdoms aus dem 13. Jahrhundert sehen, den ein Bischoff erbauen liess, was ihm schlecht bekam, weil er die Kosten des sakralen Gemäuers seinen Gläubigen aufladen wollte. Der zweite Grund war, dass wir die Bekanntschaft des Tróndur Patursson machen wollten, der die Reise des irischen Mönchs St. Brendan (im 6. Jhdt) nachvollzogen hat. Er war Mitglied der der Besatzung des kleinen Curragh BRENDAN, mit dem der Indisch-Britische Forschungsreisende Tim Severin nachweisen wollte, dass die legendäre Reise historisch möglich gewesen wäre. Das aus Weidenzweigen und Lederhäuten gebaute Boot startete 1976 in Irland und erreichte nicht nur die Färöer, sondern kam über Island und Grönland bis nach Neufundland. Nun erfahren wir heute, das derselbe Tróndur Patursson zu den Künstlern gehört, die mit ihren Werken auf dem Museumsberg Flensburg vertreten sind. Diese Ausstellung haben wir also jetzt auch noch auf unserem privaten kleinen Kulturkalender.