Das Schiff macht neugierig und zwar auf unterschiedliche Weise. Haben wir nicht hier in den
HAFENMELDUNGEN vor ein paar Tagen sinniert, ob es nicht sinnvoll wäre, alte Segelschiffe in ihrer ursprünglichen Bestimmung zu nutzen? Also nichts wie hin und sehen, ob wir ein Foto schießen können. Wir können. Nach ein paar Blitzen erscheint Torben Hass, der Eigner und Kapitän des schmucken Schiffes und schon sind wir in ein interessantes Gespräch eingetaucht. Es dreht sich - wen wundert's - um das Schiff, das ungewöhnliche Betriebskonzept und die Pläne für den Aufenthalt in Flensburg.
UNDINE ist nicht nur das einzige segelnde, sondern auch das kleinste Seefrachtschiff Deutschlands. Mit 37 Metern Lüa und 5,80 Metern Breite vermisst es bescheidene 96 BRZ und kann 60 Tonnen Ladung transportieren. Für sie wurde das Internationale Freibordzeugnis und die Zulassung für weltweite Fahrt ausgestellt. Dennoch soll sie zunächst im Liniendienst von Hamburg und Büsum nach Sylt segeln und dabei Fracht und Personen transportieren. Und damit sind wir schon beim Grund für den Aufenthalt in Flensburg: Das Logis für die maximal acht Passagiere soll komfortabler und insgesamt aufgefrischt werden. Dann gibt es nicht nur zünftige Kojen, sondern auch fließend heißes und kaltes Wasser, Toilette und Dusche. Das kann ganz nett werden, soviel ist jetzt schon zu sehen. Ganz pfiffig erscheint auch der Gedanke, Firmenkunden nicht nur die Ladung auf die Pier zu stellen, sondern auch ein Gütesiegel mitzuliefern "Guaranteed Handsailed" mit den Daten der jeweiligen Reise. Das kann bei den Kunden der Kunden guten Eindruck machen und ist nicht von Wettbewerbern zu kopieren: UNDINE ist ja schließlich das einzige segelnde Frachtschiff weit und breit.
Torben Hass macht das nicht als Liebhaberei. Er ist überzeugt, dass Frachtsegler auch heutzutage gewinnbringend fahren können. Und mit steigenden Treibstoffpreisen können die Chancen gegenüber LKW und Motorschiffen nur noch größer werden.
Jedoch müssen Seeleute und Nautiker von heute umlernen und die Seefahrt unter Segeln neu lernen. Torben Hass hat mit seiner HAMBURG-SYLT LINIE jetzt schon mal einen Anfang gemacht. Hier ein
Video-Beitrag vom 29. November 2012 der online-Ausgabe des HAMBURGER ABENDBLATT dazu.
Auf die Frage, ob er denn tatsächlich in dem schwierigen Gewässer zwischen Hamburg und Sylt (fast) ohne Maschine zurechtkommt, sagt er ja. Mit 420 qm Segelfläche hat UNDINE die nötige Antriebsleistung. Der Motor ist mit seinen 120 PS nur Hilfsantrieb. Auch Hafenmanöver kann man schließlich traditionell mit Hilfe des Ankers fahren. Deswegen fehlt an UNDINE auch der
Stampfstock unter dem Klüverbaum. Somit kann das Wasserstag angehoben werden. Das ist unverzichtbar bei Ankermanövern unter Segeln.
Beim wegfahren ein wehmütiger Gedanke: Start- und Zielhafen hätte ja auch Flensburg sein können. Er ist ja sogar der einzige
ISPS-Hafen weit und breit und hat genügend große Kaiflächen für den Umschlag. Doch hierzulande stehen die Zeichen eher ungünstig dafür.