31.03.15 RAKELs Venner

RAKEL in besseren Tagen als segelndes Berufsfahrzeug
Quelle: Rakel's venner in Facebook

Traditionsschiffe in restaurierfähigem Zustand werden langsam knapp. Zum einen, weil sie bereits restauriert wurden, zum anderen, weil es schlichtweg immer weniger lohnende Objekte gibt. Wenn diese Schiffe dazu auch noch eine unzweifelhaft historische Substanz haben sollen, wird der Kreis der Kandidaten noch kleiner. Als reparieren nicht mehr half und eine umfassende Restauration nicht länger herausgeschoben werden konnte, wurden viele Schiffe aus den ehemals riesigen Flotten von Berufsseglern aufgegeben, verrotteten in abgelegenen Hafenecken und wurden schließlich abgewrackt. So überlebten nur Wenige von den einst Vielen, die früher das Bild der Seehäfen Europas prägten.
Auch der RAKEL, stand dieses Schicksal bevor, als sie im Juni 2013 altersschwach auf der Nordsee beinahe sank (Wir berichteten). Sie ist das letzte erhaltene Fischereibegleitfahrzeug aus der Hand von Colin Archer, dem legendären Schiffskonstrukteur aus Norwegen. Schiffe, die er entwarf, hatten wegen ihrer Seetüchtigkeit und Schnelligkeit bereits zu seiner Zeit einen legendären Ruf. Unzählige Boote wurden nach seinen Konstruktionsprinzipien bis in die jüngste Zeit nachgebaut.
RAKEL, um die es hier geht, hat eine bewegte Geschichte durchlebt. Sie wurde von Colin Archer als segelndes Fischereifahrzeug für das Nordmeer  entworfen und 1896 in Aalesund, Norwegen, gebaut. Ihren ersten Motor erhielt sie später. Dem allgemeinen Fortschritt der Motorisierung folgend, wurde er mehrmals durch stärkere Motoren ersetzt. Im Gegenzug schrumpfte die Segelfläche, bis die Ketsch vorerst zu einem reinen Küsten-Motorfahrzeug mutierte. Als ihre Zeit in der Fischerei zuende ging, wurde sie zur Robbenjagd in Grönland eingesetzt, fuhr danach als Fracht- und dann wieder als Fischereifahrzeug, war auch Eisbrecher im Namsos Fjord. Irgendwann fuhr sie auch Klippfisch nach Afrika. Dann fuhr sie wieder in der Fischerei, es ging auf Kabeljau und wurde schließlich wurde sie aufgelegt. 1981 gelangte sie schließlich an einen deutschen Schiffsliebhaber aus Bremerhafen. Ihr Zustand war mittlerweile schlecht. Vier Jahre lang wurde sie nach Plänen aus dem Seefahrtsmuseum in Oslo restauriert. Dann war sie wieder ganz die Alte. Das Rigg als Ketsch mit Pfahlmasten, im Maschinenraum wuchtete bis 1991 ein Brunsvoll Diesel mit stattlichen 10 Litern Hubraum. 
Sie segelte mit Gästen auf der Nord- und Ostsee, besuchte Norwegen, Schweden, Schottland und die Karibik und war auf maritimen Veranstaltungen gerne gesehen. Zum Leidwesen anderer Regattateilnehmer bekam sie oft eine der begehrten Trophäen, so auch hier in Flensburg auf zahlreichen Rum-Regatten.
Dann begann ihr Stern zu sinken. Schließlich kam es zu der Beinahe-Katastrophe in der Nordsee.
Nun wechselte sie wieder den Eigner. In neuen Händen sollte die letzte ihrer Art auf der Werft von Christian Johnson in Egernsund, Dänemark, gründlich restauriert werden - allein, RAKELs Besitzer konnte die Finanzierung nicht durchhalten. So wartete das alte Schiff, in Teilen handwerklich aufwendig wiederhergestellt, auf ein rettendes Schicksal.
Seit einem Jahr voller Ungewissheit treibt Jens Christian Bol Mikkelsen, ein dänischer Enthusiast, seine Idee zur Rettung der RAKEL voran. Mittlerweile ist die Idee zum Plan geworden. Er hat das Schiff gekauft und sucht Mitglieder für einen neu zu gründenden Verein, "Rakel's venner". Der soll das Schiff wieder in Fahrt bringen.
Hierfür sucht Jens Christian auf Facebook Helfer, die mit Rat und Tat (Geld ist auch willkommen) an der Rettung der RAKEL mitwirken möchten. Mangelnde Dänischkenntnisse sind kein Hindernis, Jens Christian hat lange in Deutschland gelebt und gearbeitet und spricht fließend deutsch.

30.03.15 Rätsel

Reif für die Notaufnahme
















Hilfsbereite Menschen gibt es überall. Von einer besonderen Spezies berichtet heute das Flensburger Tageblatt:
"In Frankreich hat ein Betrunkener versucht, ein Schlauchboot per Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. Eine Polizeistreife in der Bretagne wurde in der Nacht zum Sonntag auf einen Mann aufmerksam, der eifrig in das Ventil des Schlauchbootes pustete. Der 22-Jährige erklärte, dass die Person nicht ansprechbar sei und gerettet werden müsse. Für ihn endete die Nacht in der Ausnüchterungszelle."
Das aus der Bretagne Berichtete hätte durchaus auch von hier berichtet werden können, wenn die Polizei am Bohlwerk nächtens Streife ginge. An einem Schlauchboot in lebensbedrohtem Zustand und auch an den anderen Voraussetzungen war hier jedenfalls monatelang kein Mangel. Just seit diesem Wochenende ist das Schlauchboot weg und wir fragen uns:
  • Ist es dasselbe Schlauchboot, von dem aus Frankreich berichtet wurde und wie kam es dahin?
  • Oder gibt es etwa in Flensburg einen Samariter und die Presse hat es nicht mitbekommen?
Wir werden es nicht erfahren.

25.03.15 Transplantation gelungen

Was lange währt, wird endlich gut. Gute drei Monate gingen ins Land, bis RYVAR wieder in Fahrt gehen konnte. Heute, am späten Nachmittag, war es soweit. Der alte Logger drehte eine Testrunde im Hafen, angetrieben von einer neuen Antriebsmaschine. Die alte war nach vielen Fahrten in die Jahre gekommen, hatte immer treu gedient, war immer auf Knopfdruck angesprungen und hatte den 180 Tonnen schweren Segler gegen grobe Seen und Stürme zuverlässig in sichere Häfen geschoben. Zugegeben, sie war ein wenig durstig, wenn auch für einen alten Diesel nicht zu sehr. Aber der Unterhalt eines Traditionsschiffes verschlingt viel Geld und da zählt schlussendlich jede Möglichkeit, Betriebskosten niedrig zu halten. So kam,
Etwa 400 PS schenkte sich der Skipper zu Weihnachten.
was kommen musste. Eine Neue kreuzte den Weg des Schippers. Sie lockte mit unwiderstehlichen Reizen: Fast neu, sparsam trotz höherer Leistung und das zu einem günstigen Preis. Eine Gelegenheit, ein Schnäppchen, dass er sich nicht entgehen lassen durfte.
Die alte Maschine ist schon demontiert. Das
orangefarbene Getriebe kann weiter verwendet werden.
Foto: Saskia Adam
Schon immer waren Schipper auf ihren eigenen Schiffen nicht nur gute See- sondern auch gute Kaufleute. Bald war klar, der Kaufpreis könnte rasch eingefahren werden. So gingen die Gedanken nicht lange um das "Ob", sondern sehr schnell um das "Wie" die Maschine ausgetauscht werden
So stand eine Woche vor Weihnachten eine neue Maschine auf dem Bohlwerk.
Schiffe sind, anders als zum Beispiel LKW, keine Serienprodukte mit weitgehend einheitlichen Schnittstellen zwischen den Baugruppen, die einen Wechsel erleichtern. Deshalb traf es sich gut, dass wesentliche Anschlüsse mit nur geringen Änderungen übernommen werden könnten.
Die alte Maschine hat ausgedient.
Für den Austausch waren an der alten Maschine zuvor alle Anschlüsse und Aggregate abgebaut und eine ausreichend große Öffnung ins Deck geschnitten. So konnte noch am selben Abend die alte Maschine für die Nachfolgerin Platz machen.
Damit begann eines dieser Projekte, bei denen die Arbeitsliste mit jedem Tag länger wird, weil sich zu den erwarteten Aufgaben ständig neue hinzugesellen. Doch während das Arbeitspensum wuchs, stand der Termin für die erste Fahrt in der neuen Saison fest. "Kommste heut nicht, kommste morgen" wäre in dem Fall die falsche Einstellung gewesen. Gegen Ende des Projektes blieb da nur der lakonische Rat, die Nacht dazu zu nehmen, wenn der Tag zu kurz ist.
"Ab heute ist Schluss mit Nachtschichten", konnte der Schipper am späten Nachmittag vermelden. Da standen die Gäste der ersten Fahrt mit neuem Motor schon vor dem Liegeplatz der alten RYVAR mit dem jungen Herzen.
Wir wünschen allzeit "Gute Reise".


21.03.15 Knautschzone


Was man sieht: Die Verschanzung, die Leibhölzer, der Vorsteven und der Scheergang wurden oder werden teilweise erneuert. Die Schäden im Rumpf und am Selbstvertrauen der am Unfall beteiligten Schiffsführer sind hier nicht
zu sehen.
Wir wissen nicht, wie es im Einzelnen zu dem Unfall kam, weswegen einer der stäbigen dänischen Fischkutter auf der Werft einen Teil des zerstörten Vorschiffs reparieren lassen musste. Dem Vernehmen nach ist er mit einem Berufskollegen zusammengestoßen. Es muss ganz ordentlich gekracht haben, als das passierte.
Man darf sich solche Unfälle nicht so spannend vorstellen, wie es manchmal im Kino zu sehen ist, wenn schnelle Motortboote betroffen sind. Die Dramatik der Unfälle mit schweren Schiffen zeigt sich oftmals besonders in der unerbittlichen Langsamkeit, mit der sie geschehen. Man sieht, was kommt, erlebt jede Sekunde der nahenden Zerstörung, kann vielleicht sogar noch versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Allein, alles wirkt zu spät und es kommt, was abzusehen ist. Die Auswirkungen sind meist beträchtlich, weil die großen bewegten Massen eine enorm zerstörerische Kraft entfalten.

Gestern konnte ein Unbekannter einen Unfall dieser Art mit seiner Kamera festhalten, als er in der Schleuse des Nord-Ostseekanals zufällig in die richtige Richtung blickte und geistesgegenwärtig auf den Auslöser drückte. Da schob sich ein Frachter mit einer Verdrängung von ca. 8500 Tonnen langsam aber unerbittlich in das Schleusentor. Man hört noch die Ankerkette rasseln um das Schiff in einem Notmanöver abzustoppen - vergebens.




gefunden bei: segelreporter


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Scheergang: Die oberste Planke im Rumpf eines traditionellen Holzschiffes

20.03.15 FRIEDAs neuer Kiel

Millimeterarbeit: Der neue Vorsteven wird eingepasst
Nachdem der verrottete Kiel und ein Teil des Vorstevens entfernt wurden, hat der Snurrewadenkutter FRIEDA aus dem Jahr 1918 wieder ein neues, starkes Rückgrad bekommen. Seit fast einem Monat berichten die HAFENMELDUNGEN über wesentliche Stadien der Reparatur:

25.02.15 FRIEDA hat Rücken
27.02.15 FRIEDAs leere Hülle
10.03.15 FRIEDA kiellos
12.03.15 FRIEDA Gut Holz
Der neue Kiel (helles Holz) und Vorsteven (grau grundiert).
Darüber die in der Sponung geöffneten Planken.



 

Jetzt sind die neuen Ersatzteile an ihrem vorbestimmten Platz. Hell leuchtet das Eichenholz des neuen Kiels. Seine Oberfläche ist noch nicht für die folgenden Anstriche vorbehandelt - im Gegensatz zu Vorsteven und Stevenknie. In einem nächsten Abschnitt der Reparatur werden die unteren Planken wieder am Vorsteven befestigt. Sie wurden gelöst, um die neuen Teile einbauen zu können. Diese sind oben breiter und waren deswegen nicht von innen zu montieren. Dann formen die Planken wieder den Rumpf, wie vorgesehen.





Die alten Bodenwrangen, bevor der neue
Kiel eingesetzt wurden fotografiert.
 
Nun steht der letzte, aufwendige Abschnitt der Reparatur bevor. Denn die unteren Enden der Spanten und die Bodenwrangen 1), mit denen das Spantengerüst am neuen Kiel befestigt ist, müssen ebenfalls ersetzt werden. FRIEDA wird im Rahmen der Reparatur einen zusätzlichen  Außenballast unter dem Kiel erhalten. Dafür müssen die Bodenwrangen besonders kräftig ausgeführt werden. Das Schiff ohne neue Bauteile in diesem Bereich zusammenzubauen, würde den Erfolg der Reparatur langfristig gefährden. 



Der nächste Arbeitsabschnitt beginnt
mit einem prüfenden Blick.

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 1) Bodenwrange, die (floor timber) Querverband in der Bilge, verbindet die gegenüberliegenden Spanten der beiden Schiffsseiten sowohl miteinander als auch mit dem Kiel. 

19.03.15 Netzwerk

Jib boom with new net
Schräg angelegt. PIROLA hat den Klüverbaum in eine handige Position gebracht. So kann
das Klüvernetz sicher angeschlagen werden - ohne zirkusreife Kletterei.

Heute wird das Klüvernetz unter dem Klüverbaum von PIROLA befestigt. Es wird von den Klüverwanten seitlich gespannt. Sie stehen üblicherweise unter starker Spannung. Damit eignen sie sich gut, um das Klüvernetz anzuschlagen. Da passt es gut, dass der Platz unter dem Historischen Krahn (kein Schreibfehler, das alte Gerüst schreibt sich wirklich so) frei ist. Denn jeder Versuch, das Netz von Bord aus befestigen, setzt ein ausgeprägtes akrobatisches Talent voraus. Und Akrobaten, das zeigt jeder Zirkusbesuch, werden durch ein Netz gesichert, das hier ja erst angeschlagen wird. Im Sommer könnte man ein Bad im Hafen riskieren. Jetzt, bei ca. drei Grad Wassertemperatur, wäre das keine wirklich gute Idee.


Fixing the new net under jib boom
Nachmittags. Die Steuerbordseite ist bereits befestigt.

Making the knots
Masche für Masche. Ein gestecktes Takling, darüber einen Webeleinenstek. Nächste Masche

Am späten Nachmittag ist Netz akkurat befestigt. Oft sieht man Netze mit größeren Maschen. Damit wäre diese Arbeit schneller zu erledigen gewesen. Der Vorteil der kleineren Maschen zeigt sich beim praktischen Einsatz. Man kann auf ihnen sicherer stehen und an den Vorsegeln arbeiten.

16.03.15 Frühlingserwachen

Früher ein häufiger Anblick: Schiffer, die am Hafen an
Netzen arbeiten. Waren es einst Fangnetze für die
Fischerei, ist es hier ein Klüvernetz für PIROLA.
Der Frühling naht mit Riesenschritten. Für Meteorologen hat er sogar schon vor 16 Tagen begonnen, für Astronomen und damit für Nautiker wird er spätestens am 20. März um 23 Uhr 45 ausbrechen. Der Traditionsschiffer erwacht aus dem Winterschlaf, wenn er an seinem Schiff arbeiten kann, ohne sich die Finger oder andere Körperteile abzufrieren. Tausend Handgriffe warten auf ihre Erledigung. Solange es für die allfälligen Lackierarbeiten noch zu kalt und die Luft noch zu feucht ist, können zumindest Arbeiten am Rigg erledigt werden. Hier wird PIROLA ein neues Klüvernetz angepasst. Sicher ist sicher, denn die Maschen sind vielleicht einmal der letzte Halt vor dem Sturz vom Klüverbaum ins Wasser.
Die deutsche Sprache ist schon kurios. Während man mit einem Fischernetz Fische fängt, soll ein Klüvernetz notfalls einen Menschen fangen, wenn er vom Klüverbaum stürzt.
Klüvernetze sind auf allen Schiffen sinnvoll, deren Vorsegel ohne Rackring gefahren werden. Um Klüver, Außenklüver, Flieger und Jager sie zu bergen und zu sichern, muss jemand auf den Klüverbaum klettern. Ohne Netz und bei ruhigem Wetter ist das nur eine prickelnde Mutprobe, die auf Fotos sehr gut wirkt. Bei grobem Wetter ist das aber garnicht prickelnd und wird schnell zu einer lebensgefährlichen Aktion.
Jedoch bietet das Klüvernetz auch sehr angenehme Möglichkeiten. Bei Sonnenschein und warmem Wind ist es ein wunderbarer Platz, um den Tag zu genießen. Alleine über den Wellen schwebend, wie in einer Hängematte dösen und über Gott und die Welt nachdenken.

14.03.15 Apfelfahrt auf GESINE

Die ersten warmen Tage haben am Bohlwerk die alljährlichen Frühjahrsaktivitäten ausgelöst - der Sommer kommt wieder in greifbare Nähe. Die Einladungen zur Rumregatta sind schon eingetrudelt, es wird von optimistischen Skippern schon an den Spieren rumgelackt, was am nächsten Tag als “Schuß in den Ofen “ bezeichnet wird. Die Sonnenseite ist ja schön glänzend aber die andere Seite – alles matt, da muß alles wieder angeschliffen und neu gemalt werden…
So kam die Einladung auf GESINE recht: Filmabend über die Apfelfahrt. Sich zurücklehnen und an schönen Bildern freuen ist auch was Feines. Der Filmclub des “Senioren Net Flensburg” hat von der Apfelplantage, dem Transport im Pferdewagen mit den prächtigen Kaltblütern und natürlich als Höhepunkt der Segeltour auf PIROLA beladen mit Äpfeln zurück zum Museumshafen alles gefilmt. Das war noch besser als die echte Apfelfahrt, denn es war trocken. Der abgesoffene Apfelmarkt am Sonntag hat den Aktiven doch eine Menge Durchhaltevermögen abverlangt…


Auf GESINE
Die Filmgruppe











Wo die Äpfel herkommen

Reise mit den Kaltblütern













Roland von PIROLA
Einfahrt in die Box mit Apfelfracht













Sturmfahrt auf dem Apfelmarkt
Maronis bekommen extra Zuwendung













Alle Bilder: Sabine Aust, direkt von der Leinwand, was auf GESINE erlaubt ist.

12.03.15 FRIEDA: Gut Holz

Einst FRIEDAs Kiel - jetzt Sondermüll
Der untere Teil des orstevens und das Stevenknie sind
dem Kiel in den Müllcontainer gefolgt
Das war einmal das Rückgrad eines
Traditionsseglers. In handliche Stücke zersägt, wartet der alte Kiel jetzt auf den Transport zum Sondermüll. Er war in die Jahre gekommen und konnte den Rumpf nicht mehr stützen. Jetzt wurde er ausgebaut.












Seinen Platz und seine Aufgabe wird ein neuer Eichenbalken von etwa 10 Metern Länge einnehmen. Und weil man schon einmal dabei ist, soll der untere Teil des Vorsteven samt Stevenknie ebenfalls getauscht werden. Mit dieser Aktion wird der Rumpf des alten Fischkutters seine ursprüngliche Festigkeit zurückbekommen.

Das wird bald der neue Kiel sein.
Hier wuchten zwei Mann das schwere Trumm auf die Seite
um die zweite Sponung ausstemmen zu können.









Derweil entsteht in der Werfthalle, aus einem veritablen Eichenstamm gesägt, der neue Kiel. Auf einer Seite ist bereits die Sponung für die Kielplanke vorbereitet. Nun kommt die andere Seite dran. Zunächst ist die Sponung auf beiden Seiten gleich geformt. Dann soll der Kiel provisorisch eingebaut werden, um den an jedem Spant unterschiedlichen Form der Schmiege zu übertragen. Erst dann gibt es für den Kiel ein "Vorne" und "Hinten".

Früherer Beitrag zu FRIEDAs Kiel

10.03.13 FRIEDA kiellos


Schon vor ein paar Tagen war der Loskiel des alten Snurrewadenkutters FRIEDA weitgehend ausgebaut worden. Nur ein paar Stücke blieben als Stütze für den Rumpf zurück und erinnerten daran, dass er einmal dem Rumpf Festigkeit gab und dem Segler ein paar Grad mehr Höhe am Wind.
Heute wurde der gesamte Kiel des Snurrewadenkutters FRIEDA entfernt.
Zuvor wurde der Rumpf mit breitflächigen Pallen abgestützt. Die Keile dieser Stützkonstruktion wurden dann vorsichtig eingeschlagen um die verbliebenen Stücke des Loskiels vom Gewicht des ehemaligen Fischkutters zu entlasten. Jetzt konnte der eigentliche Kiel in Stücke gesägt werden. Nur die Kielbolzen hielten bis zuletzt Reste des Kiels unter den Bodenwrangen fest. Dort musste das Holz mit Spaltkeilen und wuchtigen Hammerschlägen zerbrochen werden um Platz für den neuen Kiel zu schaffen. Übrig blieb der leere Rumpf, ohne Rückgrat, nur von den Pallen gestützt. In der Werfthalle wartet bereits der neue Kielbalken darauf, für den Einbau vorbereitet zu werden.
Wer eine solche Reparatur macht, steht immer wieder vor weit reichenden Fragen und Entscheidungen. Eine Entscheidung, FRIEDA betreffend harrt noch ihrer Antwort. Soll der untere Teil des Vorstevens den Platz im Müllcontainer mit den Resten des Kiels teilen? Oder anders gefragt: Wie lange hält das alte Holz und der Geldbeutel des Auftraggebers noch durch? Dazu flimmerte neulich ein passender Spruch über den Bildschirm: "Optimismus ist oft Folge fehlender Informationen". Wie wahr!

Hier geht's zu einem früheren Beitrag zu FRIEDAs Kiel

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08.03.15 Alles aus Papier


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Das Motto des heutigen Kartonmodelltages wurde an einem der Tische groß gezeigt ,auch wenn es noch Messer, Nadeln , Kleber , Pinzetten dazu braucht sind alle Modelle aus Papier.Es ist fast nicht zu glauben .was alles mit Geduld aus diesem Material entstehen kann .Da verwandeln die Aktiven mit Cutter , Brille (mit zusätzlicher Lupe) ,Kleber und im Verhältnis riesigen Händen die filigran bedruckten Bögen in maßstabsgerechte Modelle, 1:100, 1:200 sind besonders gefragt. Das heißt bei 1:100  ein Zentimeter ist im wirklichen Original 1 Meter lang. So sind die kleinen Figuren auf der Fähre wie bunte Perlen ,wenn sie noch nicht angebracht sind.

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Wer bei dem Bilderbuchwetter den Weg in Schifffahrtsmuseum gefunden hat , konnte die Welt im Kleinen entdecken und auch selbst  den Modellbau ausprobieren. Da hat wohl der eine oder andere ein neues Hobby gefunden. Die Verlage waren mit Bögen aller Motive und Schwierigkeitsgrade da . Und wenn es beim Basteln schwierig wird - es gibt den regelmäßigen Stammtisch
da hilft jeder gerne weiter.

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SAM_6969SAM_6970
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04.03.15 PIROLAs Unterwäsche

PIROLA hoch und trocken bereit zur Unterwäsche
Kaum zu glauben, besonders Schiffe, die das ganze Jahr lang ihren Bauch im Wasser haben, müssen von Zeit zu Zeit "untenrum" gewaschen werden. Dei Wäsche ist nicht so oft wie bei uns Menschen fällig, aber einmal pro Jahr sollte es schon sein. Heute ist es bei PIROLA wieder soweit. Trotz giftiger Unterwasserfarbe wachsen
Organismen auf der Oberfläche, Algen Muscheln, das ganze Programm mariner Pioniere. Hat sich erst einmal eine genügend dicke Schicht gebildet, wachsen weitere auf den schon vorhandenen Siedlern. Sie vergrößern den Widerstand, den das Schiff dem strömenden Wasser bietet. Es wird langsamer und braucht fürs Weiterkommen mehr Energie. Starker Bewuchs auf der Schiffschraube kann sogar den Antrieb zunichte machen. Soweit soll es nicht kommen und deshalb heisst es immer wieder mal "auf zur Unterwäsche".
"Auf" gilt heutzutage wörtlich; tatsächlich wird das Schiff aus dem Wasser und an Land gezogen. Da steht es dann "hoch und trocken", wie die Seeleute sagen. Geht es um die Unterwäsche, sollte der Belag jedoch abgewaschen sein, bevor der Rumpf trocknet. Der Bewuchs haftet ohnehin sehr fest, angetrocknet hafter er noch stärker. Ganz dicker Bewuchs wird zuerst mit einem Schaber abgekratzt. Das kann im Einzelfall ziemlich anstrengend sein. Wer sein Schiff nur alle Jubeljahre reinigt, sollte gute Freunde haben, denn die Arbeit muss erledigt sein, bevor alles getrocknet ist. Nach dem Kratzen kam früher der Schrubber zum Einsatz, heute ist es meist der Hochdruckreiniger. Während man mit dem Schrubber nicht viel falsch machen kann, sollte der scharfe Wasserstrahl des Hochdruckreinigers bei Holzschiffen mit Sinn und Verstand eingesetzt werden. Sonst schadet man dem Rumpf mehr als unvermeidbar. Die Plankennähte sind besonders gefährdet. Bleibt der Wasserstrahl zu lange auf der Versiegelung, kann sie beschädigt werden. Ist das passiert, hilft nur noch eine Reparatur. Im schlimmsten Fall müssen die Planken-Nähte und -Stöße vor dem Anstrich mit Unterwasserfarbe neu kalfatert und versiegelt werden.
PIROLA ist aus Stahl gebaut, da gibt es dieses Risiko glücklicherweise nicht.
Kielholen: Das ganze Schiff wurde auf die Seite
gelegt um am Unterwaaserschiff zu arbeiten.
(Quelle: HAFENBLATT 37, Flensburg)
Viele Schiffseigner reinigen die Antriebsschraube mit besonderer Hingabe. Sie wienern und polieren als hätten sie die wertvollsten Stücke der Reichskleinodien vor sich. Sie hoffen, den Bewuchs auf dem "Quirl" dadurch hemmen oder gar vermeiden zu können. Vergebliche Mühe, bald wird das gute Stück wieder von neuem besiedelt werden, besonders, wenn es im Wasser oft dem Tageslicht ausgesetzt ist.
Früher, als die "Schiffe aus Holz und die Männer aus Eisen" waren, ließ man
PIROLAs Antriebsschraube
Schiffe in Gezeitengewässern trocken fallen und nutzte die wenigen Stunden mit Niedrigwasser, um den Rumpf zu reinigen und notfalls zu reparieren. Wo es keine oder nur geringe Gezeiten gibt, wurden Schiffe "kielgeholt". Das war eine aufwendige Prozedur. Die Schiffe wurden gegen das Ufer abgepallt und dann mit starken Taljen, sogenannte Gien, an ihren Masten auf die Seite gelegt. Zuvor musste natürlich innen alles gesichert und notfalls versteift werden. Im Schifffahrtsmuseum Flensburg kann der Besucher heute Modelle sehen, die zeigen, wie das früher war. Tatsächlich soll es eine Stelle im Bereich des heutigen Bohlwerks für das Kielholen gegeben haben.
So gesehen ist PIROLA auf der Museumswerft schon am richtigen Ort.
Jetzt ist der größte Teil der Algen, Muscheln, und Seepocken schon abgewaschen. Auch heute wird die Gelegenheit genutzt, den Rumpf sorgfältig zu untersuchen. Eine unangenehme Entdeckung: Viele der Opferanoden sind vollständig aufgebraucht. Dabei wurden sie erst vor einem Jahr neu angebracht! Ein beträchtlicher finanzieller Schaden.  Zusätzlich bleibt die beunruhigende Frage "Wie konnte das passieren?" Denn erstens nutzen sich die Opferanoden nicht so schnell ab und wenn, dann nicht nur auf einer Seite des Rumpfes.
Bis das sorgfältig geklärt ist, bleibt nur eine - naheliegende - Vermutung: Das Schiff hat möglicherweise einmal mit der betroffenen Seite nahe bei einem großen Objekt aus Metall gelegen, das elektrisch unsachgemäß angeschlossen war. Zu dem kann sich ein Stromkreis aufgebaut haben, der die Opferanoden aufgefressen hat.
Soweit die schlechte Nachricht. Eine gute Nachricht zum Schluss: Die Opferanoden haben haben sich ihrer Bestimmung gemäß für das Schiff geopfert. Der Rumpf und die Antriebsschraube scheinen unversehrt zu sein.

01.03.15 Schrecken der Leere

Man hätte es nicht erwartet. Solange ARCHE NOAH das Ausstellungs... (ja was denn eigentlich? Schiff kann man es schließlich nicht nennen, eher Prahm oder so) im Hafen festgemacht hatte, dominierte sie mit ihrer schieren Masse das Hafenbild und versperrte die Aussicht auf Alt-Flensburg. Nun ist sie weg, der Blick ist wieder frei - aber, kaum zu glauben, irgendwas fehlt. Nun, das Gefühl des horror vacui (Schrecken der Leere) wird wieder schwinden und vertraute Bilder von Traditionsschiffen und Jachten werden die Blicke fesseln, so wie seit dem 12. Januar  BELUGA II. Sie kommt oft im frühen Jahr nach Flensburg und absolviert hier Ausbildungsfahrten für Schlauchbootführer. Das machen die harten Eleven der Umweltschützer bei jedem Wetter. Heute sollte es eigentlich eher kalt, regnerisch und vielleicht sogar schneeig werden, aber nun war es lediglich meist trüb. Bleibt zu hoffen, dass die Ausbildung darunter nicht allzusehr leidet. Wir hoffen derweil auf weitere Besserung. Schließlich hat für Meteorologen heute der Frühling begonnen.


28.01.15 VIKING adé, es lebe VIKING

Salondampfer ALEXANDRA, letzte ihrer Generation von
Ausflugschiffen
Einst war Flensburg Ausgangspunkt einer lebhaften Personenschiffahrt auf der Förde. Zahlreiche Ausflugsdampfer belebten Anfang des 20sten Jahrhunderts die Aussicht auf das Wasser und die Uferlandschaft. Sie waren Treffpunkt der hierzulande berühmten Petuh-Tanten, die einen deutsch-dänischen Mischdialekt sprachen, den heute nur noch wenige beherrschen und verstehen, aber fast alle lustig finden.
Übrig geblieben ist aus dieser Zeit der "Salondampfer" ALEXANDRA, ein
Ausflugschiff LIBELLE bei einer Inspektion im Jahr 2012
auf der Museumswerft in Flensburg
Dampfschiff, wie man es sich vorstellt. Es ist mittlerweile als schwimmendes Denkmal (Nr. 5177 im Verzeichnis der Kulturdenkmale Schleswig-Holsteins) ausgezeichnet worden.
Auf der der Ostseite des Hafens schwimmt auch noch LIBELLE, Im Jahr 1934 das erste mit einem Verbrennungsmotor angetriebene Ausflugsschiff auf der Förde.
Autsch! Dieser Anblick tut weh: Flensburgs Linienschiff an seinem letzten Bestimmungsort in Grenå.
VIKINGs trauriges Ende
(Foto: Bendt Nielsen - sh:z)
Man soll bekanntlich niemals nie sagen. Doch die Auszeichnung "Denkmal" wird das Ausflugschiff der Fördereederei VIKING, eine ihrer späteren Nachfolgerinnen nie erhalten. Das Schiff wurde in diesen Tagen von der dänischen Abwrackwerft Fornaes geschreddert *). Noch im letzten Jahr pflügte sie unermüdlich die Förde auf ihrer Standardroute Ochseninseln rund nach Glücksburg. Wieviele Touristen auf ihr Seebeine bekamen, ist nicht bekannt, aber das Sonnendeck war bei gutem Wetter meist voller Menschen. Nun ist sie für immer dahin auf dem Weg alles Irdischen. Nur ihr Stahl wird, in Form neuer Schiffsplanken und Spanten, vielleicht einmal wieder über die Meere fahren.
FGS Wappen von Boizenburg
WAPPEN von BOIZENBURG wird VIKING ersetzen
(Foto: Schiffspotter)
Dieses Ende hatte wohl kaum jemand vorausgesehen, zumal VIKING ausgerechnet auf der Rückreise von einem Routine- Werfttermin war und dem Schiff außerdem noch im letzten Jahr im Rahmen der vorgeschriebenen amtlichen Untersuchung die sog. "Schwimmfähigkeit" bestätigt wurde. Als nun dennoch Wasser durch die Stahlhülle drang, entschied sich die Werft kurzfristig, VIKING abwracken zu lassen und für die kommende Saison eine Nachfolgerin zu beschaffen. Sie heißt jetzt noch WAPPEN von BOIZENBURG und hat bislang den Nord-Ostseekanal und die Treene befahren. Künftig soll auch sie VIKING heißen. Wir wünschen ihr gute Fahrt.

Der Wassereinbruch auf der alten VIKING erinnert wegen seiner Begleitumstände an die Havarie der RAKEL. Das letzte originale Fischereifahrzeug des legendären Colin Archer erlitt im Jahr 2013 ebenfalls einen Wassereinbruch. Das Schiff war ebenfalls kurz zuvor im Rahmen der für Traditionsschiffe vorgeschriebenen Untersuchungen duch Gutachter als seetauglich eingestuft worden. Die Prüfungen sind dennoch unverzichtbar aber letzendlich werden Schiffe von der See geprüft.


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*) Auch wer Schiffsausrüstung sucht, kann dort manchmal fündig werden. Die Werft hat ein großes Angebot gebrauchter Teile und Geräte