Der eine kommt, der andere geht. RYVAR kehrt zurück
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Häfen sind so was wie Bahnhöfe zur See. Dort kommen und gehen Züge, hier sind es Boote und Schiffe. Als wir bei bei gerade mal zehn Grad Lufttemperatur ablegen, fegen die ersten Böen über den Hafen und machten schon den Start unter Segeln etwas sportlich. Denn der Wind kommt im Hafen aus Nordwest, das heißt, wir kreuzen bis in die Förde. Nur sollte dafür auch schon das Klüversegel stehen. Das geht aber bei einem Kurs "hoch am Wind" nicht so besonders gut, weil dieser Wind im Hafen alle zehn Meter aus einer anderen Richtung kommt. Also drehen wir erst einmal eine "Ehrenrunde", bis alle Segel gesetzt sind.
Unterdessen kommt RYVAR von einer mehrtägigen Reise zurück. Unter Segeln, wie es sich für ein Schiff aus einem Museumshafen gehört. Denn vor 102 Jahren, als der Frachtsegler gebaut wurde, hatte er noch keine Maschine. Die wurde erst neun Jahre später eingebaut. Vor dem Bohlwerk fällt auf der großen Ketsch der Klüver, während er auf unserer halb so großen Ketsch gesetzt wird.
Als das Video entstand, war der Wind noch moderat. Später nahm er kräftig zu.
Aber schließlich bleibt es dann bei einer Wende in der Ronshoved-Bucht. Das ist um dreizehn Uhr. Bis wir wieder vor der Hafeneinfahrt ankommen, ist es gerade mal 65 Minuten später. Dazwischen bringenSturmböen unser "altes Mädchen" zur Raserei. Segler auf modernen Segelbooten mögen über diese Euphorie nachsichtig lächeln. Aber wenn die Logge sieben Knoten zeigt, ist das für unsere Verhältnisse schon richtig schnell. Hätte der Wetterbericht uns heute gleich die volle Wahrheit über die Windstärke zugemutet, wären wir auch gesegelt Aber dann eher mit je einem Reff im Groß und Besan. Dann machen wir zwar mit weniger Lage, aber dafür mehr Geschwindigkeit gesegelt. Nun ja, man kann nicht alles haben. So ist es eben beim traditionelle Segeln mit kleiner Crew. Zwar kann man auch unterwegs die Segelfläche kürzen, dank Smeereep*) ist das kein Problem. Sogar Segelwechsel sind möglich. Allerdings bringt das beim Segeln auf kurze Distanz nicht allzu viel Gewinn, denn diese Manöver kosten natürlich auch Zeit.
ALF POLLAK vor der Sonwik
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Während wir auf dem Weg nach Norden noch fotografieren und ein kleines Video filmen konnten, haben wir jetzt andere Prioritäten. Mittlerweile kommt der Flensburger Hafen nahe. Eine riesige weiße Fähre versperrt die Sicht auf das Werftgebäude. Einer der Neubauten der Werft navigiert, von zwei Schleppern unterstützt, im engen Fahrwasser vor der Marineschule. Für uns bleibt Platz in Lee des turmhohen Schiffes. Von der Brücke sehen ein paar Leute auf uns herunter. Einer antwortet auf unser Winken. Was mögen sie jetzt wohl denken?
Hinter der Flensburger Werft weht nur noch eine schwache Briese. Unsere Spritztour ist zu Ende.
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*) Wir sparen noch mehr Zeit beim Reffen, weil wir komplett auf Reffbändel verzichten und das überschüssige Segeltuch in "Faulenzer" fallen lassen