27.02.15 Basteln am Terminkalender

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Die Termine der Freunde des Kartonmodellbaus nehmen im Veranstaltungskalender des Flensburger Schifffahrtsmuseums einen großen Raum ein. Die meisten werden für Freunde und Besucher ausgerichtet. Dann kann sich jeder, auch Kinder, davon überzeugen, wieviel Freude das herstellen und besitzen der kleinen Wunderwerke bereitet. Dabei stimmt das Vorurteil schon längst nicht mehr, dass Kartonmodelle nichts für ernsthafte Modellbauer sind und dass neben Schiffen und Flugzeugen keine Vorlagen angeboten werden.
Tatsächlich gibt es Modellbaubögen für alle Schwierigkeitsgrade und von allen denkbaren Objekten: Vögel gehören dazu, wie auch Bauwerke und ganze Dioramen.
Die Termine werden von einer Gruppe Enthusiasten sorgfältig vorbereitet und dann auch noch ausgeführt. Heute ging es um die Vorbereitung der nächsten Veranstaltungen, aber vorher berichtete jeder über den Fortschritt der Arbeit an seinen Modellen. Da gab es Exemplare in einer Präzision, die nichts zu wünschen übrig lässt. Dabei wurden die Tricks und Kniffe weitergegeben, die man kennen muss, wenn man ein gutes Ergebnis anstrebt. Aber auch weniger detaillierte Modelle werden ausführlich vorgestellt und gewürdigt.
Wer Interesse am Kartonmodellbau hat, wird gerne als Gast aufgenommen, ein Besuch verpflichtet zu nichts. Termine der Veranstaltungen sind auf der Übersicht in den HAFENMELDUNGEN zu finden. Der nächste ist der Tag des Kartonmodellbaus am 08. März im Schifffahrtsmuseum.

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27.02.15 FRIEDAs leere Hülle

Damit FRIEDAs Kiel ausgebaut werden kann*), musste das Schiff insgesamt leichter werden. Motor und die Treibstofftanks tragen ein Gutteil dazu bei. Wer jetzt von oben in den Rumpf blickt, fühlt sich an eine abgenagte Weihnachtsgans erinnert. Wo früher das kleine Deckshaus über dem Motor trohnte, klafft jetzt ein großes Loch und unten kann man zwischen den Spanten die Streben des Slipwagens sehen. Weiter oben, unterhalb der Seitendecks sind zwischen den Spanten die Planken zu erkennen. Wie die helle Farbe verrät, sind sie noch ziemlich neu. In der Tat: Sie sind erst vor ein paar Jahren bei einer umfassenden Reparatur ausgetauscht worden. Jetzt ist der Rumpf nur noch eine leere Hülle.
Derweil steht das demontierte Deckshaus seitab auf dem Werftplatz. Es wird als Muster für ein neu zu bauendes Dach über der Maschine und der Schlupfkoje im Heck gebraucht. Die alte Niedergangstreppe führt jetzt ins Nirgendwo; anscheinend soll sie erhalten werden.
Das alte Deckshaus von Frieda wurde komplett abgehoben
Alte Planken sind nicht immer Kandidaten für einen Austausch; es kommt bei jeder auf ihren aktuellen Zustand an und was erhalten werden kann, bleibt an seinem Platz. Für Spanten und Decksbalken, Balkweger, Bodenwrangen und die vielen anderen tragenden Teile gilt dasselbe.
Große Reparaturen an alten Schiffen erfordern immer Kompromisse. Der verständige Eigner will originale Substanz erhalten. Aber häufig ist es günstiger, ganze Partien am Rumpf komplett zu entfernen und durch neue Teile zu ersetzen. Dummerweise kann auch bei sorgfältiger Prüfung nicht immer zuverlässig abgeschätzt werden, wie tief in die alte Struktur eingegriffen werden muss. Es ist gut, über dieses Risiko mit der Werft zu sprechen, und zwar vor dem Auftrag. Zumindest sollten gemeinsame Besprechungen über den Baufortschritt vereinbart werden. Dabei sollten die verbleibenden Risiken ebenfalls besprochen werden. Für manchen kommt vielleicht auch der Tag, an dem Arbeiten zurückgestellt werden müssen, weil das Budget zu Ende geht. Wer diese Möglichkeit nicht von Anfang an bedenkt, steht vor einem großen Problem, wenn die Arbeit ungeplant eingestellt werden muss, wie am Beispiel der RAKEL zu sehen ist.  



Hier waren früher an der Rumpfaussenseite die Treibstofftanks und dazwischen der Motor. Sie mussten der Schlankheitskur vor der Reparatur weichen.

Hier war die "Navi" und ein Unterschlupf für Rudergänger oder Schiffer. Deutlich unterscheiden sich die alten Holzteile durch die dunkle Farbe von jüngeren, hellen. Die Farbe sagt jedoch nichts über die Festigkeit aus. Die
muss deparat geprüft werden. 


27.02.15 Arche verschleppt - schon wieder

Blieb alleine zurück. Ihr Pendant
kam in Flensburg abhanden.
Foto: Flensburger Tageblatt
(Ausschnitt)
Manchen, der heute an der Schiffbrücke entlanggeht, kann das Gefühl beschleichen, dass alles ganz anders aussieht, als in den letzten Wochen. Und in der Tat: Es sieht anders aus. Wo gestern noch die Aussicht an einer haushohen Bretterwand endete, ist heute nichts als Hafen, Hafen und noch einmal Hafen zu sehen. Des Rätsels Lösung: Die Arche ist weg. Am Morgen hat sie mit Schlepperhilfe die Reise nach Middelfahrt, ihrer nächsten Station, angetreten. Die Internetseite der ARCHE NOAH nennt diesen Ortswechsel eine Verschleppung. Aber, aber, wird jeder sagen, der die kleine alte Stadt kennt. So schlimm ist es dort garnicht, zumal im Vergleich zu dem Aufenthalt in Flensburg. Immerhin wurde sie hier bestohlen. Langfinger haben eine Giraffe mitgehen lassen, am hellen Tag direkt vor dem Eingang in die schwimmende Ausstellung. Vielleicht hat das afrikanische Steppentier aber auch nur Gefallen an Flensburg gefunden und ist einfach ausgebüxt.  
Jetzt also Middelfahrt. Dort, wo der kleine Belt besonders eng ist wird sie nun während der nächsten sieben Wochen große und kleine Besucher anlocken. Anschließend geht es nach Kopenhagen und Norwegen, war aus der Zeitung zu erfahren.

25.02.15 FRIEDA hat Rücken

Der Loskiel wurde bereits zu großen Teilen entfernt. Jetzt steht das Schiff nur noch auf den nicht
ausgebauten Resten unter dem eigentlichen Kiel. Um den ebenfalls auszubauen, muss der gesamte  Rumpf
angehoben werden. Dazu wurden Stapel aus Holzklötzen zu beiden Seiten errichtet, als Unterlage für Keile,
die den Rumpf stützen werden, sobald das Schiff angehoben ist.



Ganz schön schmerzhaft, wenn man Rücken hat. Ein morsches Rückgrat zieht den ganzen Körper herunter. Das ist bei Menschen so und auch bei Schiffen. Unterschiedlich ist nur, wo es schmerzt. Sind es die Bandscheiben, quält der Ischiasnerv, ist es der Kiel, schmerzt der Blick auf das Bankkonto.
Der Kiel des Snurrewadenkutters FRIEDA ist so morsch, dass er eigentlich nur noch aus Torf besteht. Er kann den Rumpf nicht mehr stützen, und das Schiff zieht zunehmend viel Wasser. Das kommt von den Spalten zwischen den Planken. So war es im letzten Sommer, als ein Nothafen angelaufen werden musste, weil der Wasserstand in der Bilge unaufhörlich stieg. Das Leck konnte durch Kalfatern nicht mehr geschlossen werden. Seitdem hatte die alte Dame ein Pflaster aus Bleiblech an der Kielplanke. Aber Bleiblech kuriert keinen Rumpf und kann einem "weichen" Schiff  nicht seine alte Festigkeit zurückgeben. Um das zu erreichen, muss der Kiel ausgetauscht werden.
Diese Transplanation bekommt man selten zu sehen. Sie ist etwa so anspruchsvoll wie wenn man unter einem Haus das komplette Fundament austauscht. Dabei kann die gesamte Statik durcheinander kommen und der Rumpf seine Form verlieren. Die Folge: weitere Lecks an den übrigen Planken und überlastete Verbände.
Um den Kiel auszubauen, muss der Rumpf angehoben werden ohne seine Geometrie zu ändern. Wenn schon ein gesunder Schiffsrumpf keinen punktuellen Druck verträgt, ein Rumpf ohne Kiel verlöre seine Form und Festigkeit. Also muss er in den besonders kritischen Bereichen auf möglichst großer Fläche unterstützt werden. Ideal wäre ein äußeres Gerüst, ähnlich einer negativen Form. Die müsste jedoch für jedes Schiff individuell angepasst werden.
Für FRIEDA wurde eine andere Lösung gefunden.
Wer mit offenen Augen über eine traditionelle Holzschiff-Werft geht, sieht  Holzkeile in allen möglichen Größen. Keile gehören vermutlich zu den ältesten Werkzeugen, die sich Menschen geschaffen haben. Schon die Steinquader der Pyramiden wurden mit Hilfe von Keilen angehoben. Und jetzt also der alte Kutter FRIEDA. Werden sie zwischen den Stapel aus Holzquadern und den Rumpf getrieben, heben sie den Rumpf an. Jeder Schlag mit einem Hammer auf den Keil, wird im Verhältnis der Steigung des Keiles übersetzt. Ursache dafür ist das Prinzip der "Schiefen Ebene".

In der Werfthalle wartet der künftige Kiel darauf, bearbeitet zu werden. Im Hintergrund der Kutter ANEMOR

Draußen ist schon der künftige Ballastkiel abgelegt. Er soll die Stabilität verbessern und den Innenballast
ersetzen. Das sorgt für Platz und Übersicht in der Bilge.





25.02.15 Künstler auf See

Früher war vieles anders, manches besser. Segeln und Schifffahrt im allgemeinen war ein Thema in Literatur, Film und Schlager. Schiffe waren darin oft mehr als nur Staffage und Handlungsort. Man denke nur an "Die Schatzinsel" und, nicht zu vergessen: "Die Meuterei auf der Bounty". Einer unserer Lieblinge ist "Sturmfahrt nach Alaska" mit den unvergessenen Gregory Peck und Anthony Quinn und darin speziell das Rennen der Dory-Schooner PILGRIM und SANTA ISABEL bei acht Beaufort. Die Handlungen sind ohne Schiffe nicht denkbar. Andere Schauspieler und Sänger sind auch als Schiffsliebhaber in Erinnerung geblieben wie beispielsweise Humphrey Bogart mit seiner Segelyacht SANTANA und Freddy Quinn mit seinen Yachten. Auf ihren Schiffen verbrachten sie ihre freie Zeit.
Die See und das Leben auf und an ihr spielt in der Unterhaltung heute keine besondere Rolle mehr, von der Band "Santiano" einmal abgesehen. Die Begeisterung für Schiffe wird heute eher über "events" vermittelt. In Flensburg sind das in diesem Jahr beispielsweise die Rumregatta und das Dampf-Rundum.



Heute kam eine Nachricht über das Internet; sie erinnert an John Steinbeck, den großen amerikanischen Schriftsteller und Nobelpreisträger. Auch er war dem Meer eng verbunden. Sein Schiff, mit dem er eine Reise an der amerikanischen Ostküste in einem journalisten Bericht dokumentierte, soll restauriert werden und den Tourismus in Port Townsend beflügeln. Dort gibt es ein maritimes Zentrum für Bootsbau, zugehöriges Gewerbe und Handwerk und seit 39 Jahren gibt es hier jährlich ein großes Fest der Holzboote

Hier die Nachricht:

Kutter "The Western Flyer"
(Bild: Skip Bold)

Restaurierung des Wracks von Steinbeck-Schiff gesichert
Kutter "The Western Flyer"
(Bild: Skip Bold
(25.02.15) In Port Townsend steht die zwei Millionen Dollar teure Reparatur des Kutters "The Western Flyer" in den Startlöchern, auf der der Autor John Steinbeck 1951 das Buch "The Log of the Sea of Cortez” (Anm.: dt. "Logbuch des Lebens") schrieb. Es ist die Chronik einer 6000 Meilen-Reise des Schriftstellers mit seinem Freund, dem Biologen Don Ricketts, im Jahr 1940 von Monterey nach Mexiko.
Der Holzkutter wurde 1937 in Tacoma erbaut und in Alaska und vor Mexiko und Kalifornien im Einsatz. Nach der Steinbeck-Reise war er wieder im Fischereigeschäft im Nordwestpazifik vor den Küste von British Columbia und Alaska tätig. 1970 wurde es in “Gemini” umbenannt, ging durch verschiedene Hände und landete 1997 in Swinomish. Der letzte Besitzer, ein irischer Migrant, der in Key West wohnt, hatte es 2010 erworben mit dem Plan, es zu restaurieren, um es dann nach Salinas zu bringen. Eine gesprungene Planke wurde dem Schiff dann aber zum Verhängnis: Am 24.9.2012 sank die “Western Flyer” im Swinomish Channel unterhalb der Twin Bridges im Puget Sound. Nach zwei Wochen wurde sie geborgen, sank kurz darauf erneut auf dem La Connor Channel und wurde im Januar 2013 von einem großen Kran nach Port Townsend transportiert. Am 5.7. wurde das Wrack dort an Land gesetzt.
Das Schiff steht derzeit auf dem Gelände der örtlichen Werft aufgepallt und trägt, verfallen und schlamm- und algenverkrustet, deutlich die Spuren zweier Untergänge.
Der kalifornische Geschäftsmann John Gregg will das Schiff aber als Ganzes erhalten und mit den besten Holzbauern der Welt binnen zwei Jahren rekonstruieren. Schon jetzt ist das alte Schiff Pilgerort für Steinbeck-Fans. Entsprechend hofft man in Port Townsend auf einen zunehmenden Steinbeck-Tourismus, bis das Schiff nach Monterey verlegt wird.
Quelle:Tim Schwabedissen
PS. Sieht man sich die Seite von Port Townsend mal etwas genauer an, insbesondere das Northwest Maritime Center (NWMC), kann man nur sagen "Donnerwetter und Hut ab, das ist allerhand für einen Ort mit nicht einmal 9000 Einwohnern!"

25.02.14 Haischoner gesichtet


Vor einiger Zeit gab es im Museumshafen eine heftige Diskussion darüber, welches Rigg ein sogenannter "Haikutter" haben darf und welches nicht. Anlass war LINA, die damals einen Liegeplatz im Museumshafen Flensburg begehrte. LINA hatte damals bereits ihr heutiges Aussehen mit dem Rigg eines Schoners und dem Rumpf eines Snurrewadenkutters, der volkstümlich auch "Haikutter" genannt wird. Schnell bildeten sich Lager, deren Credo entweder "Haikutter waren immer als Ketsch geriggt" lautete, beziehungsweise "Wieso, ist doch ein schönes, traditionelles Schiff". Es war so, wie es oft ist, wenn Meinungen nicht zusammenpassen. Die Frage war brisant, weil sie Ausschlag geben sollte dafür, ob LINA dauerhaft im Museumshafen liegen dürfe. Mittlerweile ist die Frage für den Museumshafen entschieden und LINA ist Mitglied im Verein.

Haikutter aus Esbjerg in seiner aktiven Zeit als
Fischereifahrzeug. Wie nahezu alle anderen, eindeutig als
Ketsch geriggt. Im Gegensatz zu den meisten jetzt noch
fahrenden Haikuttern jedoch mit einem Steuerhaus über
der Maschine.
Foto: Fischerei- und Seefahrtsmuseum Esbjerg
Bevor es dazu kam, sollte die Frage jedoch schiffshistorisch ergründet werden und so kam es zu einer Reise zum Fischerei- und Seefahrtsmuseum in Esbjerg. Dort gibt es ein Archiv mit Bildern und Informationen von über 700 dänischen Fischereifahrzeugen; es ist nach Kopenhagen das zweitgrößte Archiv auf diesem Gebiet. Haikutter mit Schonerrigg waren darin nicht zu finden (wir berichteten). Das Schiffshistorische Archiv Flensburg dokumentierte derzeit insgesamt drei Schiffe dieser Art, eines davon unsere LINA. Nur wenige haben heute noch ihr typisches Ruderhaus.

Heute sahen wir ein viertes Exemplar dieser seltenen Gattung. Im Egernsund, gegenüber von Gråsten, liegt SANDRA aus Middelfahrt in Dänemark. Auffallend ist das Deck mit niedrigen Aufbauten, die noch eine Anmutung des früheren Aussehens als Fischereifahrzeug vermitteln. Außerdem zeigen die Planken der Verschanzung ungewohnte Fasen. Die Bauweise der Schanz im Heck ist ebenfalls nicht oft gewählt worden.

SANDRA aus Middelfahrt.

18.02.15 "Dat swarte peerd"

Das Flensburger Schifffahrtsmuseum erinnert an die plattdeutsche Lesung 
am Dienstag, dem 24. Februar, um 19.30 Uhr im Schifffahrtsmuseum:

Flensburgs neue Ehrenbürgerin Renate Delfs liest aus einem ihrer Lieblingsbücher, "Dat swarte Peerd", von Alex Eckener. 

Der Maler, Grafiker und Bruder des weltbekannten Luftschiffkapitäns Hugo Eckener hat mit den in diesem Buch versammelten "Lögengeschicht" dem legendären Gastwirt Lauritz Thamsen und seinem 1903 in Bongsiel gründeten Gasthof "Dat swarte Peerd" ein literarisches Denkmal gesetzt. Viele berühmte Künstler wie zum Beispiel Emil Nolde waren bei ihm zu Gast und bezahlten ihre Zeche nicht selten mit ihren Bildern. Thomas Raake wird zu der plattdeutschen Lesung eine Auswahl von Eckeners wunderbaren Illustrationen großformatig präsentieren. 

Eintritt: 5,- Euro, erm. 3,- Euro. 
Vorverkauf im Schifffahrtsmuseum (Tel.: 0461/852970)
 

18.02.15 Winter auf der Werft

Wie die Zeit vergeht! Fast sechs Wochen sind seit unserem letzten Besuch auf der Werft von Christian Johnson in Egernsund vergangen. Weil das Wetter endlich auch mal wieder etwas freundlicher ist, wollen wir nachsehen, ob es etwas Neues zu berichten gibt.
Der Besuch hat sich von daher gelohnt und wegen der schönen Aussicht auf die friedliche Förde auf dem Weg nach Dänemark sowieso. Sie läd zum segeln ein, bei Sonnenlicht und mäßigem Westwind. Leider ist das eigene Schiff noch eingewintert und sechs Grad sind auch nicht wirklich angenehm warm.

Wie beim letzten Besuch freuten wir uns, dass auf der Werft "der Laden brummt". Auch auf traditionelle Holzschiffe spezialisierte Bootsbauer müssen im Training bleiben, um ihre Aufgaben gut zu beherrschen. Heute können wir uns wieder freuen.
„Lepelboor“ (Löffelbohrer)
von Rasbak - Eigenes Werk.
Lizenziert unter CC BY-SA 3.0
über Wikimedia Commons -
Der Marstalschoner MARTHA aus Veijle liegt zwar immer noch auf der Helling. Aber mittlerweile ist der Spiegel fertig geplankt und eine obere Rumpfplanke wird mit Setzschlägen passgenau zwischen ihre Nachbarinnen eingefügt. Als nächstes werden die Bohrungen für die Nägel gesetzt. Während oben auf der Stellage kräftig mit schwerem Hammer gearbeitet wird, geht es unten am Achtersteven ruhiger zu: Der Durchgang für das Wellenlager der Schiffsschraube wird gebohrt: Von Hand und durch die an dieser Stelle gut einen Meter fünfzig dicke Konstruktion aus Eichenholz.  Entsprechend lang ist der Schaft für den Löffelbohrer. Gedreht wird er von Hand an einem Rad und geführt durch ein Lager, das am Achtersteven befestigt ist. "Wie wird der Bohrerschaft ausgerichtet?" wollen wir wissen. Der Bootsbauer Palle zeigt auf eine Markierung auf der Planke "In der Höhe war der Mittelpunkt der alten Bohrung". Aha, "Und wie habt ihr die Richtung bestimmt ?" "Wir haben den Winkel der alten Welle mit einer Wasserwaage gemessen". Da wäre man zur Not selber drauf gekommen- Ist man aber nicht.  Währenddessen macht der Bohrer leise schabend helle Späne aus Eichenholz.

Der Loskiel wird Stück für Stück von den Kielbolzen
gestemmt.
Nebenan liegt immer noch FRIEDA von HADERSLEBEN S90 auf ihrer Helling. Gerade jetzt wird der Loskiel *) stückweise entfernt. Zwei präzise Schnitte mit der Kettensäge neben jeden Kielbolzen, dann wird das alte Holz auseinandergestemmt, bis die Kielbolzen frei nach unten ragen. Ausgespart werden nur die Stellen, die auf den Trägern des Slipwagens aufliegen. In vierzehn Tagen wird auch der Kielbalken ausgebaut, erfahren wir. "Es muss sein, der alte ist verrottet. Innen ist nur noch Torf", sagt der Bootsbauer Peter. Wir sehen hin und glauben ihm. 
Etwas seitab liegt eines der beiden Deckshäuser des Snurewadenkutters auf dem Boden. Offensichtlich macht neue Eigner keine halben Sachen. 

Ex Lotsenversetzboot KAMPEN
Üblicherweise sehen wir auf dieser Werft Holzschiffe und -boote jeder Größe. Metallschiffe sind zumeist aus Aluminium hergestellt. Heute steht ausnahmsweise ein Stahlschiff. Es ist das (ex) Lotsenversetzboot KAMPEN mit Heimathafen Emden. Es war von 1956 bis 2011 bei der Emder Lotsenbrüderschaft in Dienst. Nun ist es seit Ende 2014 in neuen Händen. Ob es vielleicht bald in einem Museumshafen zuhause sein wird? Es hätte sicherlich das Zeug dazu.

Am Schlengel der Werft liegt ein Holzkutter. In diesem Winter gab es nur wenige Tage lang Eis. Es hat dennoch gereicht, den Holzrumpf anzusägen. Das ist ein Schaden, der besonders durch dünne Eisschollen entsteht, wenn sie mit den Wellen langsam aber wirkungsvoll gegen den Rumpf drücken und mit jeder Bewegung Holz abtragen oder die Kalfaterung aus den Plankenfugen in der Wasserlinie ziehen. Nun hängt das Schiff an der Lenzpumpe, bis die Helling wieder frei ist.

Auf RAKEL hat sich seit dem letzten Besuch nichts geändert. Eine Gruppierung aus Dänemark hat sich gefunden, die das letzte originale existierende Fischereibegleitfahrzeug aus der Werft von Colin Archer übernehmen und wiederherstellen will. Nun ist der aktuelle Eigentümer schon seit Monaten nicht mehr auffindbar. Ein Jammer, denn anscheinend kann er das Schiff nicht halten und die abgebrochene Restaurierung fortsetzen. Aber das Schiff kann in diesem Zustand nicht überleben. 
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*) Loskiel, der, (engl. false keel, shoe of a keel). Profilierte, auswechselbare Holzplanke unter dem eingebauten Kiel, den Bootsrumpf bei Grund- oder Bodenberührung vor Beschädigungen schützen soll...
Quelle: Schult, Seglerlexikon, Delius Klasing ISBN 3-87412-060-0  

10.02.15 Traumjob

Heute war es schon ein bisschen wie Frühling. Mittags verwöhnen uns angenehme neun Grad und aus Nordwest weht ein milder Wind. Da kann man schon ins Träumen kommen. Zufällig fällt im Internet eine Nachricht auf, die vielleicht hilft, ungewöhnliche Träume zu verwirklichen. Auf der Seite "Thornews" wird ein ungewöhnliches Angebot kolportiert:


The Viking ship “Lofotr” needs a new captain the coming summer. (Photo: Lofotr Viking Museum)
Have you ever dreamed of being Høvedsmann (Captain) on a Viking ship? This summer, you have the opportunity to apply for the position at the Lofotr Viking Museum in the Lofoten archipelago, Northern Norway – if you have the right qualifications.
There are two Viking ships at the museum. “Lofotr” is a full-scale reconstruction of the Gokstad ship dating back to the 800s. Like the original, “Lofotr” is an excellent seagoing ship which has won several regattas.
The Viking museum which is located on the beautiful Vestvågøy island is searching for two captains the coming summer.
Jetzt sollte man aber nicht zu lange träumen: Die Bewerbungsfrist läuft am 16. Februar ab.


07.02.15 Fisch am Hafen


Manche Besucher aus dem Binnenland wundern sich, dass es nicht immer ganz einfach ist, an der Ostsee fangfrischen Fisch zu bekommen. Das war nicht immer so.
Noch vor ein paar Jahrzehnten gab es in nahezu jedem Hafen aktive Berufsfischer. Wer nicht auf der Mole saß und Netze flickte, war mit seinem Boot auf dem Wasser. Zurückgekommen, verkaufte er Fische direkt vom Kutter. Da brachte wahrscheinlich mehr als der reguläre Verkauf an die Genossenschaft und war immer noch günstiger als im Fachgeschäft. Vor allen Dingen war der Fisch unnachahmlich frisch und es gab ihn in heute hierzulande nicht mehr anzutreffenden Mengen.

Mitte der 80-er Jahre segelten wir im Herbst von den Shetlands nach Skagen und hatten uns schon in den letzten Ruderwachen ausgemalt, wie gut uns gebratenene Scholle oder Dorsch schmecken werden. Kaum war das Schiff versorgt, machten wir uns auf Nahrungssuche. An mehreren Stellen an der Hafenkante wurde Fisch angelandet; von großen Trawlern aber auch von kleineren Fischerbooten. Eines ist in Erinnerung geblieben. Ein offener Holzkutter von etwa zehn oder zwölf Metern Länge lag am Kai, darin zwei Männer in Wathosen. Sie standen bis zum Bauch in noch zappelndem Fisch. Den schaufelten sie mit "Kohleschaufeln" auf ein Förderband, das vom Boot an Land reichte, wo die silbrige, quirlende Flut lebender Markrelen in bereitstehende Kästen sortiert wurde. Beifang flog in ein separates Fass.

Als wir zwanzig Jahre später wiederum in Skagen anlandeten, war der Hafen von Jachten übervoll. Also wies uns der Hafenmeister einen Platz im Nordbecken an, das gewöhnlich für die Fischerei reserviert war. Schon bald stach uns ein penetranter Gestank von vergammelndem Fisch in die Nase. Dort lagen zahlreiche Trawler, die ihren Fang löschten. Aber nicht mehr mit Schaufel und Förderband, sondern mit einer Pumpe, die durch einen dicken, zuckenden Schlauch den Fisch aus dem Schiff direkt in Lastwagen spuckte. Blutiges Seewasser lief in breiten Strömen in das Hafenbecken. Es war zentimerdick mit Tranöl bedeckt. Der "Gammelfisch", den die Kutter in den Hafen brachten, war als Fischmehl für Fisch- und Hühnerfarmen vorgesehen. Eigentlich wollten wir noch die Ausstellung der Skagenmaler besuchen, an die wir uns erinnerten. Aber, wie gesagt, es stank uns  und wir reisten am nächsten Tag ab.

Mittlerweile ist der Fischfangang stärker reglementiert worden - gegen den Protest der Fischer in Europa. Aber die Bestände waren durch den Raubbau so weit geplündert, dass bereits das Ende der Fischerei in der Ostsee vorhergesagt wurde. Viele Kutter sind inzwischen abgewrackt, in Greena hatte eine Abwrackwerft jahrelang Hochkonjunktur.

Die Wirtschaft der Hafenstädte hat sich weitgehend auf Tourismus umgestellt. Fischerboote stehen als Blumenkübel an Land  und die Netze dekorieren den Hafenkiosk. Hobbyangler säumen den Hafen.

Wer heute fangfrischen Fisch sucht, wird in Flensburg beim Fischereiverein fündig. Dort gibt es ein kleines Museum. Es informiert über die Küstenfischerei, die einmal war. An der Hafenspitze liegt auch immer wieder mal ein kleiner Kutter und verkauft Fisch.
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Wenn Fischer in den 1920-er Jahren, ihr Boot anlandeten, packten alle mit an.
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Der Fang wurden ebenfalls gemeinsam sortiert.
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Ganz Niendorf kaufte in den 1950-er Jahren direkt vom Kutter.
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Davon gab es zahlreiche, selbst in diesem kleinen Hafen

05.02.15 Freie Bahn für Yachtmuseum

Oliver Berkings Projekt für ein Yachtsportmuseum in Flensburg hat eine entscheidenden Hürde genommen. Wie berichtet, sollte der Umwelt-und Planungsausschuss der Stadt Flensburg über das Vorhaben entscheiden, neben die vorhandenen Werfthallen der Robbe & Berking Classics zwei weitere Gebäude zu errichten. Eines soll unmittelbar der Werft verfügbar sein und unter anderem die derzeit provisorisch in Containern untergebrachten Büroräume aufnehmen. Das andere soll die weltweit größte Sammlung von Yachtliteratur aufnehmen, dazu ein Yachtmuseum und das Restaurant, das gegenwärtig in dem ehemaligen Bürotrakt der Yachtwerft Gäste bekocht.
 
Am Dienstag hat sich der Ausschuss mit nur einer Stimme Enthaltung für das Projekt entschieden. Er wollte sich zuvor ein Bild von der Stimmung der Bürger machen und forderte deswegen zu einem Votum auf. Das führte zu dem überwältigenden Ergebnis von 100% Zustimmung aller Stimmen. Allerdings haben nur zwei Bürger die Möglichkeit zur Mitbestimmung genutzt. (Schade eigentlich. In Zeiten von Sozialen Netzwerken und dem immer lauter werdenden Rufen nach Bürgerbeteiligung bei politischen Entscheidungen hätte man mehr erwarten können.)

Hier wartet schon ein weiteres Stück Yachtsportgeschichte auf seine
Wiederauferstehung: Reste
JENETTA , einst einer der schnellsten 12er
Egal wie, das Museum kann gebaut werden. Wer sich die Yachtwerft ansieht, kann davon ausgehen, das auch dieses Projekt sehr professionell vorangetrieben wird. Flensburg wird ein weiteres international sichtbares Alleinstellungsmerkmal bekommen und das Interesse der Yachtliebhaber an der Stadt und der Förde wecken. Und weil die Förde jetzt auch noch Fjord und Firth genannt wird, werden sogar Menschen mit skandinavischer und englischer Muttersprache den Weg hierher finden. Einfach toll!

04.02.15 SUTJE an Land

SUTJE vor einer ungewissen Reise
Seit heute steht der kleine Schoner SUTJE auf der so genannten "Europa-
Wiese" auf einem Lastwagen und wartet auf das, was kommt. Kommen wird vermutlich demnächst ein Sachverständiger, wenn er nicht schon da war. Er soll die Ursache des Untergangs erforschen. Schließlich hängt davon die Antwort auf die Frage ab, wer für den Schaden aufkommen muß. Der wird nicht ganz gering sein, denn außer den Kosten für den Sachverständigen kommen mindestens noch die Bergungskosten und die Kosten für die Beseitigung des Umweltschadens hinzu. Nach Informationen in der Flensburger Nachrichten von heute hat alleine die Bergung sechs Mann, darunter drei Taucher und einen Schwimmkran mindestens sieben Stunden lang beschäftigt. Weiterhin wurde ein Portalkran am Flensburger Hafen benutzt und der LKW, auf dem das desolate Schiff abgestellt wurde, beide sind wohl auch nicht ganz umsonst. Strafen für Umweltverschmutzung und Kosten für den Einsatz der Feuerwehr, Polizei und sonst noch wem sind sicherlich auch noch angefallen. Wohl dem, der in einem solchen Fall eine gültige Kaskoversicherung für sein Schiff im Rücken hat.
Gibt es diese nicht, bleibt der Schaden zunächst einmal beim jeweiligen Hafenbetreiber. Aber selbst wenn es eine zahlende Versicherung gibt: Deren übrige Mitglieder müssen dann die Kosten gemeinschaftlich tragen. "There is no free lunch", pflegen Amerikaner in ihrer manchmal unübertrefflich lakonischen Art zu sagen. Ist immer nur die Frage, wer bestellt, und wer zahlt.

03.02.15 SUTJE taucht auf

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Der kleine Zweimaster SUTJE, der in der Nacht zum 30.01. 2015 im Flensburger Yachthafen sank, ist wieder aufgetaucht. Heute Morgen rückt ein Bergekommando der Flensburger Hafen GmbH mit einem Schwimmkran und Tauchern an, um den Schoner zu bergen. Bei mäßigem bis frischem Nordwind und Temperaturen um den Gefrierpunkt keine wirklich verlockende Aktion. Aber die Zeit drängt. Vom Hafenmeister erfahren wir, dass der Grund aus etwa einer etwa drei Meter dicken Schlammschicht besteht. Ist ein Schiff erst einmal in diesen “Mudd”, eingesunken, wird die Bergung erheblich aufwändiger. Dazu stehen weitere Frosttage und –nächte bevor, in denen das Hafenwasser gefrieren kann. Also, um es kurz zu sagen: Warten hat keinen Zweck.
Vom Kranhaken über der Untergangsstelle baumeln schon die Hebezeugketten, als der Taucher zwei Hebegurte unter dem Rumpf hindurchzieht. Das dauerte eine ganze Weile, vielleicht steckt der Rumpfes schon teilweise im Schlamm. Als das Zeichen: “Hiev an!” gegeben wird, ist Mittag schon vorbei. Die Ketten straffen sich Millimeter um Millimeter und nach einer Weile stellen sich die Masten auf. Sie stachen bis dahin nach achtern geneigt aus dem Wasser. Dann werden endlich erste Teile des Rumpfes sichtbar: eine GPS Antenne, dann die Gaffeln mit den Segeln, schließlich das Deckshaus, die Reeling und dann der Bug. Als der Klüverbaum unter die Steganlage zu geraten droht, wird der Schwimmkran mit der unter Wasser schwebenden Last neu justiert.
Der Steg ist voller Zuschauer. Darunter ein paar Hafenbummler, die immer da sind, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. Aber auch ein ganzer Zug einer Feuerwehrschule. Sie nutzt die Gelegenheit zu einer praxisnahen Unterrrichtsstunde. Uns kriecht schon die Kälte in Fingerspitzen und Füße, als das Deck über der Waseroberfläche erscheint. Nun können zwei Pumpen in den Rumpf gesenkt werden, die das Wasser wieder dahin bringen, wohin es gehört: in den Hafen. Inzwischen sind die Feuerwehreleven schon wieder weg, die nächste Unterrichtsstunde ruft.
Uns ist kalt. Auf dem Rückweg riechen wir den typischen dumpfen Geruch von altem Öl mit Seewasser.