31.12.16 Zum Neuen Jahr

Hafenmelder beim Hafen melden

Und wieder ist ein Jahr vergangen, das vierte der HAFENMELDUNGEN, mit wunderbaren Erlebnissen auf dem Wasser und an Land. (Von jenen bar jeden Wunders wollen wir jetzt einmal schweigen). 
Wunderbar waren die Tage unter Segeln auf der Förde, wunderbar die vielen kleinen und großen gelungenen Arbeiten am Boot, wunderbar auch, Menschen zu begegnen, die unsere Begeisterung für traditionelle Segelboote teilen. Und die sich für dafür einsetzen, dass die Tradition der Bootsbauer und Fischer, Seeleute und Handwerker im kommenden Jahr weiter ein bisschen vor der dem Vergessen bewahrt wird. Als Technik, so wie heute auch, eine Frage von Werkstoff, Erfahrung, Geduld und Ausdauer war. Nur viel direkter zu erleben.

Was hat sich in den letzten zwölf Monaten am Bohlwerk getan?


Der neue alte Historische Krahn steht weithin sichtbar an seinem angestammten Platz, die große Krahnaktion war ein ebenso großer Erfolg. Doch nicht alle Projekte können gelingen und wenn, nicht immer schnell. Und so werden wir weiter abwarten müssen, ob das große Projekt zur Jugendarbeit des Museumshafens ebenso erfolgreich wird. Zu wünschen wäre es, zumal die Schiffe im Museumshafen auch in diesem Jahr weniger wurden. Und dazu fiel seit Ewigkeiten sogar der Grogtörn aus. Wie es scheint, ist für Manchen ein Jahr ohne Grogtörn besser zu verkraften als ein Törn ohne Grog im Jahr. 

Das Jahr 2016 war nach Zahlen gerechnet wieder das erfolgreichste seit Bestehen der HAFENMELDUNGEN. So wollen wir weiterhin Ihnen unseren Lesern interessante Berichte, Tipps aber auch Skurriles und Lustiges bieten. Wie gewohnt immer frei nach eigener Betrachtung, ohne finanzielle Absichten aber mit einer klaren Werbebotschaft für traditionelle Segelschiffe.

Auch wenn der Vorrat langsam knapp wird, hier noch einmal ein Gedicht zum Anlass von dem unvergessenen Joachim Ringelnatz:

In der Neujahrsnacht

Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um.


Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe.


Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küsst Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.




20.12.16 Schaffen wir das ?

Normalerweise schreiben wir nur über Maritimes ,aber heute machen wir eine Ausnahme auf Grund der schrecklichen aktuellen Ereignisse .

Wir haben in Hilfsbereitschaft unsere Herzen geöffnet, aber der Verstand blieb außen vor.

Wir sind voll Anteilnahme für die Hinterbliebenen der Opfer und wünschen allen Verletzten gute
Genesung und ein Überwinden des Schocks.

Aus aktuellem Anlass haben wir unsere Weihnachtsgrüsse für unsere Leser geändert möchten aber unseren treuen Lesern in aller Welt doch einen Weihnachtsgruß schicken.Danke, daß Ihr die letzten Jahre den Hafenmeldungen so treu gefolgt seid!



20.12.16 Mein Wunschzettel


Jetzt sind es noch 4 Tage bis zur Bescherung.Obwohl Wunschzettel im allgemeinen eine intime Komunikation mit dem weißbärtigen Mann im rotem Kittel sind möchte ich ausnahmsweise mal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.Jeder Schiffsbesitzer wird über ein solches Weihnachtsgeschenk begeistert sein.Wenn's der Weihnachtsmann nicht schleppen kann kann man ja mal beim historischen Hafen nachfragen.Der Entwurf ist wahrscheinlich mit Fördermitteln zu finananzieren. Die Zugkraft
im touristischen Umfeld ist sicher garantiert. Platz für ein maritimes Caffee ist ja auch dabei.
Die Abbildungen sind auf jeden Fall historisch (gefunden auf tumblr ,Autor unbekannt)








18.12.16 Windjammers: The Last Grain Races

4.Advent, Kekse, Marzipanbrot,Teepunsch, Grog, Kaffee vielleicht auch Pharisäer oder Tote Tante
Das sind die Höhepunkte eines solchen Tages .Wer nach dem mit der Familie durchlebten Nachmittag
das Gefühl hat mehr Süßes und Vorweihnachtliches geht heute nicht ,die letzten Krümel von Stollen
und den schon mal getesteten Schockoladenweihnachtsmännern (sind jedes Jahr dasselbe)zusammen
gefegt hat, greift zum Fernsehprogramm .Same as every day: Nichts,was lohnt.
Sonntagabend ist die Tageszeitung ausgelesen, das Rätsel gelöst, da biete ich einen kleinen youtube
Fund als Flucht aus dem Vorweihnachtsrummel.Viel Spaß!

14.12.16 Überraschung!


Foto: Mickael Eymann
In den letzten Jahren haben wir uns daran gewöhnt, große Feste schon Monate im voraus anzukündigen. Ab Februar sind die Regale der Lebensmitteldiscounter voller bunter Ostereier, ab Sommer klinget "Jinglebell" aus allen Lautsprechern. Wir haben ehrlich versucht, uns von modischen Strömngen frei zu halten. Nun geben geben wir uns geschlagen. Der Festtagsstress ist ja auch viel geringer, wenn man dieselbe Menge Adrenalin auf viele Tage verteilt. Deshalb erklären wir jetzt die Vor-Rumregatta-Zeit für eröffnet und verkünden ganz kurz:

NUR NOCH 162 TAGE BIS ZUR RUMREGATTA!

10.12.16 Über Los- und andere Kiele


Zur Zeit sind die Teilnehmer der Vendee Globe beim Rennen der Einhandsegler rund um die Welt unterwegs. Die Yachten der Teilnehmer sind nach dem höchsten Standard der Ingenieurskunst entworfen, gebaut und ausgerüstet. Bestimmt doch schließlich Platz und Sieg der Teilnehmer auch über das Rennomme der Sponsoren.
Da fällt schon auf, dass ein Teilnehmer in arge Bedrängnis geriet, nachdem seiner Yacht bei den Crozetinseln  der Kiel abriss. Ursache der Havarie war vermutlich Treibgut im Wasser. Glücklicherweise hat der Extremsportler die Havarie unbeschadet überstanden. Aber er musste das Rennen abbrechen.

Zu der Erleichterung darüber, dass der Segler mittlerweile in Sicherheit ist, gesellt sich unmittelbar der Gedanke "Was passiert eigentlich, wenn du mit deinem Langkieler auf ein schweres Treibgut im Wasser aufrennst"?


Abgesehen davon, dass bei dem Unglück im Indischen Ozean ein ausgewachsener Sturm mit acht
bis neun Beaufort und fünf bis sechs Meter hohen Wellen herrschte und die Rennyacht sicherlich schneller war, als Langkieler jemals sein werden: Es gibt einige Fälle, von denen wir in den HAFENMELDUNGEN bei früheren Gelegenheiten berichteten wenn Traditionssegler durch treibende Gegenstände verloren gingen oder schwer beschädigt wurden. Beispielsweise sank der Kutter OLGA im Jahr 2013 und die Ketsch RAKEL wurde ein Jahr danach leckgeschlagen. In beiden Fällen könnten treibende Objekte eine Kollision verursacht haben wobei Planken leck gesprungen sind.
Der Entwurf von Colin Archer aus dem Jahr 1899 war offensichtlich
von der Kurve einer Parabel inspiriert. WIEBKE BOHLEN hat sowohl
einen Ballastkiel (sechs Tonnen) als auch Innenballast (eine Tonne)
aus Blei.
FRIEDA wurde mit Pallhölzern und Keilen angehoben, um den
Kiel ausbauen zu können.
Denn wo sich die moderne Regattayacht den Kiel abreisst, wenn sie vierkant aufrennt, rammt sich der Langkieler eher wie ein Motorboot auf das halb getauchte Hindernis oder rutscht vielleicht sogar darüber hinweg. Das ist um so eher wahrscheinlich, je runder der Vorsteven ausgeformt ist. 

Ob neuzeitlich oder traditionell gebaut: Es ist ein schwerer Schock für das ganze Boot. Auch die Crew wird das nicht mit einem Achselzucken abtun. Nur mit Glück bleibt es bei ein paar Schrammen oder Prellungen. Denn Boot und Inhalt folgen dem Energierhaltungssatz und bewegen sich solange in die selbe Richtung, bis ihre Bewegungsenergie durch Reibung oder Verformung aufgebraucht ist. Bei einem modernen Kurzkieler reisst dann schon mal der Kiel ab und kurz danach auch das Ruder. Bei einem Langkieler werden Totholz und Kielsohle zerspant, während  wenn sich alle Planken, Spanten, Stringer und Weger elastisch verformen wenn sie aneinander reiben. Auch das Rigg leistet einen Teil der Impulsumwandlung indem es nach oben und vorne beschleunigt und dabei an Wanten und Stagen zerrt. Schlimmstenfalls gibt es Bruch, Planken bersten und der Mast bricht.

Wie im Schlussverkauf: "Alles muss raus"
Hier wird der Loskiel zwischen den Auflagen in Stückenausgebaut.
Der Kiel ist noch an seinem Platz. Auch die Bodenwrangen sind
noch an Ort und Stelle.  Aber nicht mehr lange.

Wer sich dieses Drama bildlich und in Zeitlupe vorstellt, wird den  Wunsch verstehen, "immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel" zu haben. Der Kiel trägt nämlich in diesem Ablauf die Hauptlast. Während seine Oberfläche durch die Reibung am Hindernis  zerfasert, zerren Steven, Kielbolzen, Balkweger, Spanten und Mast ihn weiter in die bisherige Richtung. Selbst wenn das Boot die Havarie übersteht, ist der Besuch einer Werft eine der nächsten Stationen auf der Reise. So ist es auch einer renommierten traditionellen deutschen Kreuzeryacht geschehen, deren Ballastkiel im Herbst nach einer heftigen Grundberührung beschädigt wurde. Dazu brauchte sie nicht einmal bis zum südlichen Indischen Ozean reisen. Sie hatte die Havarie gleich hier vor der Haustüre. 

Traditionelle Kielyachten unterscheiden sich von traditionellen Arbeitsbooten auch und besonders durch den Kiel. Sie haben zumeist unter dem eigentlichen Kielbalken ein zusätzliches Gewicht angebolzt. Dieser "Außenballast"  richtet das Boot auf, wenn es sich unter dem Druck von Wind und Wellen überlegt. Klassische Arbeitsboote dagegen tragen ihren Ballast zumeist innen über dem Kiel, zumal ihnen ihr fülliger Rumpf ein zusätzliches aufrichtendes Moment spendiert.

Dieser Eisenschrott war bis dahin der Innenballast eines Traditions-
seglers.
Neben der Aufgabe das Schiff aufzurichten, hat der Kiel eine weitere wichtige Funktion. Während der seitliche Winddruck das Boot quer durchs Wasser schiebt, strömt es um den Rumpf herum. Dadurch fährt ein segelndes Boot immer auch etwas quer zur Richtung, in die der Rumpf weist. Dieser Effekt, Abdrift genannt, ist um so größer, je kleiner die so genannte Lateralfläche ist. Diese kann man durch die Kielfläche vergrößern. Deshalb haben Bootsbauer schon früh begonnen, Balken unter dem eigentlichen Kiel zu befestigen. Sie werden gemeinhin "Loskiel" oder Totholz genannt. Ohne sie wäre mancher Weg durchs Wasser erheblich länger.

Der Ballast der Kielyachten besteht häufig aus Gußeisen, bei manchen auch aus Blei.
Das Totholz umfasst den Ballastkiel vorne und achtern. Hinter
der Zarge des Slipwagens ist eine Ecke des Bleiballastes zu
sehen, wenn man genau hinsieht. 
Wegen des ca. 60% höheren Gewichts hat ein vergleichbarer Bleiballast eine kleinere Oberfläche und daher weniger Strömungswiderstand im Wasser. Innenballast aus Blei benötigt weniger Platz als Gusseisen und kann außerdem nicht rosten. Es verträgt sich auch mit Eichenholz besser als Gusseisen oder Stahl. Früher fuhren Arbeitssegler einen Innenballast aus Felsbrocken- Diese mussten sorgfältig gestaut und verschalkt werden. Später hat man es sich einfach gemacht und den Kielraum mit Zement ausgegossen. Wer losen Innenballast im Schiff fährt, kann ihn zur Kontrolle hochnehmen und beginnende Schäden erkennen und folgerichtig auch beseitigen. Bei Beton bleibt nur die Kontrolle von außen, wenn auf der Helling das Bilgewasser tagelang durch die Plankenfugen sickert. Das geht gut solange es gut geht, aber irgendwann nimmt der Kiel übel und beginnt zu rotten. Man sagt dann "der Rumpf zieht Wasser" und baut eine zusätzliche Lenzpumpe ein.

Früher oder später kommt dann der Tag, an dem der Kiel getauscht werden muss, um das Boot zu erhalten. Mittlerweile sind meist auch schon der Vor- und Achtersteven, die Kniehölzer und Bodenwrangen angegriffen. Auch einzelne oder mehrere Spanten können im Kielbereich nach neuem Holz verlangen. Wie umfangreich der Schaden ist, lässt sich im voraus meist nicht genau sagen. Das volle Ausmaß sieht man erst, wenn alle defekten Hölzer sichtbar und ausgebaut sind. Nur um die Planken muss man sich glücklicherweise keine besonderen Gedanken machen. Sie überleben die folgende Reparatur ohnehin nur als handliches Kleinholz.

Man muss sein Boot schon sehr mögen, um ein solches Projekt zu beginnen. Wer noch auf der Suche nach einem schönen traditionellen Arbeitsboot oder einer konventionell gebauten Kielyacht ist, sollte deshalb auch den Kielbereich des Objekts der Begierde besonders genau ansehen und im Zweifelsfall dem Angebotspreis in Gedanken gleich den Aufwand für eine derartige Reparatur hinzufügen.

05.12.16 Von Pfahlmasten und Vollpfosten

In letzter Zeit wird das Wort "Intelligenz" allen möglichen Lebensbereichen zugeschrieben. Man spricht von intelligenten Rechnersystemen und von intelligenten Problemlösungen. Journalisten, Werbetexter, und natürlich auch Politiker können auf das Wort nicht verzichten und schreiben es allen möglichen Begriffen zu. Wer das Schicksal erleidet, dass ihm dieses Adelsprädikat komplett abgesprochen wird, ist arm dran. Folgerichtig hat das DFB-Sportgericht vor fünf Jahren den Bundesligaspieler Arjen Robben zu 15.000 Euro Geldstrafe verdonnert und ihn für zwei Spiele  gesperrt, weil er einen Schiedsrichter "Vollpfosten" nannte. Das Wort ist, so befand das Gericht, eine Beleidigung. Das kann zutreffen, denn bei dem Begriff "vermutet (man) eine Bezugnahme auf die intellektuellen Fähigkeiten des Bezeichneten, die nicht größer seien als die eines stehenden Holzstücks" (WIKIPEDIA).

Womit wir beim Thema angekommen sind.

Seit letzter Woche liegt ein veritabler Baumstamm auf dem Bohlwerk. Er ist der Rest einer stattlichen Douglasie, die zusammen mit den Bäumen für den Historischen Krahn gefällt wurden und der nun seinen vorläufigen Lagerplatz auf der hölzernen Anlegebrücke im Historischen Hafen gefunden hat. Dort soll er bis zum nächsten Frühjahr liegen, bis er zum Hauptmast von RYVAR, dem roten Logger im Museumshafen bearbeitet wird.
Wer als Passant vor diesem Trumm von Baumstamm steht und einen Blick über die Schulter auf den Großmast der RYVAR wirft, wird sich möglicherweise wundern, warum man keinen schlankeren Baumstamm gewählt hat. Schließlich wird es eine Menge Kleinholz und Späne zu hobeln geben, bis der Mast fertig ist. Aber Bäume haben nun mal ihr eigenes Maß und wer eine bestimmte Stammlänge sucht, bekommt auch einen entsprechenden Durchmesser. Die Maße für den neuen sind schließlich durch den vorhandenen Mast vorgegeben.

RYVAR hat einen geteilten Großmast. Dabei trägt der so genannte Untermast ab dem Eselshaupt zur Verlängerung eine Stenge. Während am Untermast das Gaffelsegel, das Focksegel und der Klüver befestigt sind, kann an der Stenge das Toppsegel (über dem Gaffelsegel) und vorne der "Flieger" befestigt werden.
Alles zusammen wirken mit starker Kraft aus wechselnden Richtungen auf den Untermast. Der muss so stark sein, dass er sein eigenes Gewicht plus einen Teil der nach unten gerichteten Kräfte der Segel (Fallen und Vorlieken) und der so genannten Verstagung aufnehmen kann. Zur Seite wird er durch die (seitlichen) Wanten und nach vorne durch die Stagen gestützt. Nach hinten wirken die Achterwanten und das Segel samt Schot, sofern es gesetzt ist. Dazu kommt die Wirkung der Stagen, Wanten und Pardunen an der Stenge. Das klingt kompliziert und ist es auch, wenn man die beim Segeln tatsächlich auftretenden Kräfte genau berechnet. Das konnte man vor 100 Jahren, als RYVAR gebaut wurde noch nicht genügend genau. Aber es gab die Erfahrungen aus dreitausend Jahren Holzschiffsbau. Die Bootsbauer damals waren auch schon intelligent und haben vorsichtshalber alle Bauteile nach Erfahrungswerten mit gesundem Holz etwas stärker ausgelegt.
Intelligent waren auch die Schipper, wenn sie ihre Masten auf rotte Stellen geprüft haben - woran auch der Historische Krahn von 1726 am Bohlwerk erinnert. Hier wurden neue und reparierte Masten in den Rumpf gesetzt und alte gebrauchte für die Kontrolle, Pflege und Reparatur gezogen.

Ohne dies wären schon damals Schipper und Masten nichts Anderes gewesen als - Vollpfosten.

Mancher wird sich beim Blick über die Schulter auf RYVAR fragen, warum auf dem Bohlwerk nur ein Baumstamm liegt, schließlich hat der Logger ja zwei Masten? Nun, der hintere Mast ist bei diesem Schiff aus Stahl und ein Rohr, das zugleich auch als Auspuff der Schiffsmaschine dient. Die war ursprünglich nicht vorgesehen und wurde erst elf Jahre später eingebaut. Der Holzmast wurde erst vor etwa 15 Jahren durch das dem heutige Stahlrohr ersetzt. Historische Vorbilder für Holzmasten als Auspuff fehlen naturgemäß. Hohle Mastkonstruktionen aus Holz gibt es jedoch schon sehr lange auf Jachten, aber dort werden sie nicht als Auspuff benutzt. Man macht sie hohl, um Gewicht zu sparen und ihre Biegsamkeit zu kontrollieren. Ganz schön intelligent, sind ja auch Hohl- und keine Vollpfosten.
Früheste Nachweise für Besanmasten aus Stahl, die zugleich auch Auspuff sind, stammen aus den 20-er Jahren und sind beispielsweise auch von von Colin Archer Rettungsbooten belegt. Der erste Rettungskutter dieser Art war die RS36 ANDREAS AARÖ, gebaut 1930 in Moen.)


RYVARs neuer Großmast im Rohzustand. Im Vordergrund der Flaggenstock von Mejsen. Das graue Rohr rechts unten ist Teil der Zeltkonstruktion für die Winterplane.

02.12.16 Schöner Wohnen


Hotel Hafen Flensburg. Der Gebäudekomplex umfasst die links zu sehende Häuserzeile und die Gebäude
an der Schiffbrücke, einschließlich der kleinen ganz rechts im Bild. Die Straße links ist der Fahrweg zur Tief-
garage. Der Eingang zum Hotel ist in dem dunklen Teil der Fassadenfront, dem einzigen neuen in der Reihe


























Gestern wurde das neue "Hotel Hafen Flensburg" eröffnet. Damit verschwand ein Schandfleck in der pittoresken Altstadt zwischen Schiffbrücke und Norderstraße. Dabei war es einst die erste Adresse der Stadt, nachdem der dänische König Friedrich II 1853 nebst Gemahlin dort höchstselbst nächtigte. Aber die Zeiten änderten sich, und mit der Zeit ging das Etablissement den Bach runter. Wo anderswo die "Gute Stube" einer Stadt zu finden ist, beherbergten die Mauern des ehemaligen Hotels "Kaysers Hof" schließlich ein Bordell und dann ein zwielichtiges Etablissement namens "Sunny". Nachts ließ dröhndende Musik die Fenster zittern, frühmorgens stritten sich vor den Pforten die letzten Zecher. Das Gebäude verrottete seit zwanzig Jahren. Die klassizistische Fassade bröckelnd, die Fenster zugenagelt stand es schließlich leer. Auch die noch älteren Nachbargebäude an der Schiffbrücke verfielen. Pläne wurden entwickelt und verworfen, aber nichts geschah.
Gleichzeitig wurden im Oluf-Samson-Gang, dem Rest des ehemaligen Rotlichtviertels der Stadt, die frei gewordenen historischen Handwerkerhäuser schick restauriert, während sich die letzen gewerbetreibenden Damen zur Ruhe legten. Für Durchreisende und Anwohner wurde das Bild der Hafenzeile jedoch weiterhin von der desolaten Ruinensammlung an der Schiffbrücke geprägt.

Vergangen, vorbei. Jetzt gibt es am Hafen wieder ein Ensemble, das zur historisch gewachsenen Stadtlandschaft passt. In dem Karree am Hafen ist hinter historischen Fassaden ist ein modernes Hotel mit 69 Betten entstanden, dazu einige Stadtwohnungen. Die Gäste und Bewohner können sich über die Nähe zum Historischen Hafen mit seinen alten Schiffen und über die Nähe zur Einkaufsmeile der Stadt freuen. Und eine Tiefgarage gibt es auch. Wie man in der Zeitung lesen konnte, ist die Nachfrage schon jetzt für die Investoren recht erfreulich.

Es ist Weihnachtszeit, die Zeit der offenen und erfüllten Wünsche. Wir wünschen uns in aller Bescheidenheit, das Ensemble möge vollständig, samt Umgebung, zu einem Schmuckstück werden. Ohne den starken Durchgangsverkehr auf der Schiffbrücke und ohne den geschichtsvergessenen, fantasielosen Parkplatz auf dem Kai. Der Wunsch muss ja nicht schon in dieser Weihnacht erfüllt werden. Aber zwanzig Jahre möchten wir nicht noch einmal warten müssen.  Schließlich wird man nicht jünger.

30.11.16 Zum zweiten Advent






















Das wäre vielleicht was für den zweiten Adventssonntag: Nachmittags bei sonnigem Wetter spazieren gehen und anschließend, wenn's schon dunkel und kalt ist, ins Schifffahrtsmuseum um sich literarisch und adventlich zu verwöhnen. Hier die Einladung:

"Letters to Stories" im Schifffahrtsmuseum
Am Sonntag, 4. Dezember, um 19.30 Uhr lädt der Freundeskreis der Stadtbibliothek Flensburg zu einer winterlichen Lesung in das Flensburger Schifffahrtsmuseum ein.

"Letters to Stories" - die freie Lesung - verwöhnt die Zuhörenden wie gewohnt in gemütlicher Atmosphäre mit einem abwechslungsreichen Programm aus Prosa und Lyrik, Lieblingsgeschichten, eigenen Werken und Weihnachtsgebäck.

Wer etwas vortragen möchte, kann sich unter der Telefon-Nr. 0461/21796 anmelden.

(Eintritt: 3,50 Euro)

27.11.16 Herbstbilder


Sank die Temperatur in der Nacht zu Freitag noch unter null, Samstag mittags erreicht das Quecksilber die zehn Grad-Marke. Liegt  am Freitag Morgen schneeweißer Reif auf dem Bohlwerk, lastet am Sonnabend dichter Nebel überm Hafen. Kein Hauch bewegt die Luft. Wo vor wenigen Wochen Dutzende auf Fischbrötchen warteten, eilen jetzt Wenige vorbei.
Am Freitag weht kein Hauch, kein Boot schreibt seine Spur in den Wasserspiegel. Die Schiffe schweben über ihren Bildern. Tags drauf versinkt die Welt in feuchtem Grau. Reale Bilder und Reflexe, beide sind wie ausgelöscht. Schon heute verwöhnt uns die Sonne wieder. Es ist kühl, der Wind weht in den Hafen, mittags schwappt Wasser überm Jollensteg. Von unten schimmern die Planken, oben tanzt der Himmel auf den Wellen.





















25.11.16 "Schiffe Sehen" im Schifffahrtsmuseum

Am Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet das Schifffahrtsmuseum die Ausstellung mit dem viel versprechenden Titel "Schiffe Sehen". Er verspricht nicht zuviel.

Wir hatten heute Gelegenheit vorab einen Blick in das zweite Obergeschoss zu werfen, wo die Fotografien von Wolfgang Jonas mit den Ölbildern von Tobias Emskötter in einem Dialog zum Thema "Schiffe und wie wir sie sehen" vorgestellt werden.

Erfreulicherweise enttäuscht die Ausstellung die naheliegende Vermutung, dass dem Ort "Museum" entsprechend historische Segel- oder Motorschiffe, als Bild oder Modell mehr oder minder naturalistisch abgebildet, gezeigt werden.

Statt dessen konnten wir eine Ausstellung erleben, in der die den neuzeitlichen Schiffen eigentümliche Ästhetik im Mittelpunkt steht. Die Bilder provozieren die Frage, was wir an ihnen als "schön" erkennen. Die schnörkellose, sachliche Sichtweise geht bis an die Grenze der Erkennbarkeit dessen, was ein Schiff ausmacht.

Reizvoller Kontrast zur sachlich-kühlen Ästhetik: Die auf
Leinwand gemalten Motive im Stil Delfter Kacheln lassen
über das Bild der Schiffe in der Geselschaft einst und
jetzt nachdenken.
Dabei werden wir nicht einmal aufgefordert, die Gesetzmäßigkeiten der Hydrodynamik am Beispiel von Schiffsrümpfen zu ergründen, denn der davon betroffene Teil der Rümpfe, bleibt auch auf den ausgestellten Bildern unter der Wasserobefläche verborgen. Nur ein Aspekt, der folgerichtig mit dem Wort "Schnittstellen" bezeichnet wird, weist darauf hin, dass zu dem "Über" auch ein "Unter" gehört. Die darin zusammengefassten Fotografien heben exemplarisch die Wellen am Bug hervor, die der Rumpf erzeugt, wenn er das Wasser durchschneidet. Die Grenzen zwischen Wasser, Luft und Schiffskörper - Schnittstellen auch sie - forden zu weiteren Assoziationen auf.

Andere Bilder abstrahieren das Thema bis zum Extrem. Rümpfe, von Licht und Schatten modelliert, durch Konturen der Spanten unter der Blechplanken sichtbar gemacht. Die erst auf den zweiten Blick erkennbaren Reparaturstellen in der Oberfläche regen die Fantasie an und lassen Spuren von Rammings oder Umbauten vermuten.

Reizvoll auch die Beziehung von Architektur an Land und der überkommenen Erwartung, wie Schiffe auszusehen haben. Waren doch (Passagier-)Schiffe für Le Corbusier einst - im Kontrast zu der vergangenheitsorientierten Enge des Hauses an Land "... der erste Schritt in Richtung einer im neuen Geist geordneten Welt". Schiffe von heute weisen eher in die entgegengesetzte Richtung: Als Zweckbauten von Land auf einem Schiffrumpf montiert.

Nun ist genug gelobt, nur eines noch zum Schluss: Auch das Buch zur Ausstellung hat uns gut gefallen.

Die Ausstellung ist bis zum 17. April 2017 geöffnet. 

Zum Thema: siehe auch die Ankündigung des Schifffahrtsmusueums in der Seite Termine 2016 in den HAFENMELDUNGEN

23.11.16 Zwölf Colin Archer für 130 Nkr

Ist jemand traurig, weil das günstige Angebot der Norwegischen Staatsbank von heute erst ab dem nächsten Jahr verfügbar ist und deshalb noch immer nichts für den Gabentisch des oder der Liebsten am kommenden Weihnachtsfest gefunden wurde? Hier kommt die passende Geschenkidee und zwar für dieses Jahr:

Der Colin Archer Club SSCA hat einen Monatskalender für 2017 mit zwölf neuen Bildern aus einem Foto-Wettbewerb herausgebracht. Sie können Seite für Seite hier in den HAFENMELDUNGEN betrachtet werden.

Bestellen kann man ihn unter der E-Mail-Anschrift "kalender@ssca.no"


23.11.16 Colin Archer für 55,11 Euro

Segelschiffe von Colin Archer gelten als besonders seetüchtig und werden von  ihren Liebhabern entsprechend heiß begehrt. Kein Wunder, dass einerseits die Preise für Originale davon laufen, andererseits aber auch viele mehr oder minder fragwürdige Kopien in Umlauf sind. Hier kommt eine gute Nachricht für alle, die ein Original besitzen möchten, aber Sorge tragen, auf eine Fälschung hereinzufallen.

Die Norwegische Staatsbank wird im Jahr 2017 den Seenot-Rettungskutter RS14 STAVANGER in Umlauf bringen. Er ziert dann die Frontseite der neuen 500 NKR Banknote. Deren Kurs steht derzeit bei 0,11 Euro. Eine Anschaffung könnte lohnen, der Kurs der Norwegischen Krone ist in den letzten fünf Jahren immerhin um 15 Prozent gestiegen. Hinzu kommt, dass auch in Norwegen Falschmünzerei hart bestraft wird. Damit ist das Risiko auf einer minderwertigen Kopie sitzenzubleiben vermutlich sehr gering. Das ist doch was als Geschenkidee, wenn auch nicht schon für das nächste Weihnachtsfest. 


Die neue 500 nkr Banknote. Sie soll 2017 in Umlauf gebracht werden

22.11.16 Schwestern für Afrika

Das Schifffahrtsmuseum lädt im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe "World Café" ein:
SiSTERS - Frauen für Afrika
Am kommenden Donnerstag, 24. November um 19 Uhr präsentiert Pia Duitsmann vom Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V. das Projekt "SiSTERS - Frauen für Afrika". Das entwicklungspolitische Bildungsprojekt richtet sich speziell an Frauen mit afrikanischen Wurzeln und an Schleswig-Holsteinerinnen mit Interesse am Engagement für diesen Kontinent. Verbindendes Element ist ein partnerschaftliches Engagement für eine nachhaltige Entwicklung hier vor Ort in Deutschland und in afrikanischen Ländern. Ungefähr 20 aktive Frauen treffen sich regelmäßig, um Perspektiven für bürgerschaftliches Engagement in afrikanischen Ländern und in Schleswig-Holstein authentisch und interkulturell zu entwickeln. Am Abend im Schifffahrtsmuseum wird Pia Duitsmann aufzeigen, wie das koloniale Erbe und die Stufen der globalen Entwicklungen noch heute miteinander zusammenhängen. Die Teilnahme an dem Abend ist frei! 

Zu der Veranstaltungsreihe "World Café" informiert das Schifffahrtsmuseum Flensburg in seiner aktuellen Terminübersicht:

Der Zucker- und Rumhandel mit den Dänisch-Westindischen Inseln bescherte Flensburg im 18. und 19. Jahrhundert großen Wohlstand. Am anderen Ende der Handelskette führte der Hunger nach dem Luxusgut Zucker zur Verschleppung und Versklavung Tausender Menschen von der westafrikanischen Küste in die Karibik zur Arbeit auf den Zuckerrohr-Plantagen. Heute ist dieser Teil der Flensburger Geschichte vor allem in nostalgischen Erinnerungen an die Hochzeit der hiesigen Rumproduktion lebendig. Doch welche weiteren Spuren hat die koloniale Vergangenheit hinterlassen? Welche Bedeutung hat diese Zeit für uns heute? Wie gehen wir mit unserem kolonialen Erbe in der Zukunft um? Über diese und andere Fragen wollen Imani Tafari-Ama (Kuratorin am Flensburger Schifffahrtsmuseum) und Nicole Gifhorn (Bildungsreferentin für Globales Lernen beim entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V.) mit Ihnen im Rahmen des World Cafés im Schifffahrtsmuseum ins Gespräch kommen!

17.11.16 Mother's little helpers (6): Mastringleine

Die Distanzleine ist zusammen
mit den Korallen aufgefädelt und
verbindet die Mastringe
Die dunkle Jahreszeit lädt ein, über die kommende Segelsaison nachzudenken und ein paar Änderungen zu planen, die das Segeln mit Gaffel geriggten Booten erleichtern können.
Die meisten Gaffelsegel werden noch mit den schönen, aber leider ebenso empfindlichen wie teuren Mastringen aus Holz beim Mast gehalten. Immer wieder kommt es vor, dass sie beim Segelsetzen ineinander verhaken. Wenn jetzt der kraftstrozende stolze Herr Kapitän seiner Holden zeigen will, wie schnell er das Segel hochreissen kann, verkündet ein leises Knacken über dem Lümmellager, dass wieder einer der Holzreifen zu Bruch gegangen ist. Das ist ebenso schlecht für das Image als versierter Segler wie auch für das Konto. Es bestätigt aber die Erkenntnis: "Wer angeben will, muss auch ausgeben können".
   
Diese wahrhaft schön-teuren Mastringe neigen nämlich dazu, sich miteinander zu verhaken wenn das Gaffelsegel gefiert wird. Denn dann kommt das Vorliek lose und während das Segel sich in sanften Buchten über den Baum hängt, rutschen die Mastringe ineinander. Wird das Segel anschließend wieder gesetzt, sind sie hoffnungslos ineinander verkeilt und schon nimmt das Missgeschick seinen Lauf.

Der Webleinenstek sitzt dem
Vorliek gegenüber.

Die Fotos zeigen ein Modell
der WIEBKE BOHLEN
von Adi Born
Die Fotos zeigen zwei Hilfen, mit denen wir in über 20 Jahen gute Erfahrungen gemacht haben. In dieser Zeit haben haben sich die Mastringe nicht (so oft) verhakt und sind heil gebleiben. Tatsächlich haben wir nur einen gebrochen aber unter den Umständen damals war das noch der kleinste Schaden.

Eine dünne Leine, die von der Korallenleine nach unten führt und alle Mastringe waagrecht hält, gehört dazu. Wir nennen sie Mastringleine. Beim Segelsetzen und -bergen ist wichtig, dass die Gaffel möglichst waagrecht rauf- und runtergleitet. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil in dieser Stellung die Reibung zwischen Gaffel und Mast besonders gering ist und auch die Ringe nur wenig am Mast reiben. Das schont die Lackierung und damit das Holz. Die Leine wird mit Webeleinensteks an den Mastringen befestigt. Dadurch kann ihr Abstand, wenn nötig, angepasst werden.

Eine Auflage für die Mastringe lässt die Holzreifen ebenfalls waagrecht aufeinander liegen, wenn sie mit dem Vorliek unten angekommen sind. Dadurch werden sie schön einzeln nacheinander nach oben gezogen, wenn die Gaffel vorgeheißt wird. Dennoch lohnt es, sich vorher zu vergewissern, dass tatsächlich Alles ordentlich bereit liegt. Aber das macht man ja ohnehin immer oder, ehrlich gesagt, meist. An dänischen Gaffelseglern sehen wir manchmal ähnliche Auflagen für Mastringe. Die meisten sind an den Mast geschraubt und tragen eine zusätzliche Scheibe, die den Mast umschließt. Wir sind ohne die diese Scheibe gut zurecht gekommen und brauchten keine Löcher in den Mast bohren. Sie sind oft eine Ursache für Rott. Da unsere Auflagen angetakelt sind, können sie leicht entfernt werden, zum Besispiel, um sie über den Winter zu schleifen und neu anzumalen.


In Höhe des Lümmellagers sind Auflagen für die
Mastringe angebracht. Eine Kneifleine sorgt für
sicheren Sitz. Hier ein Blick auf den Großmast.
Und so liegen die Mastringe auf, wenn das Segel
gefiert ist.
Die Aufnahme entstand, als das Segel
bereits abgeschlagen war.

16.11.16 Termine, Termine!

Die Termine für den Dezember sind jetzt auf dem aktuellen Stand. Insbesondere im Flensburger Schifffahrtsmuseum wird einiges geboten und der Nikolaus kommt auch wieder mal vorbei.

08.11.16 Eingepackt

Die Konstruktion besteht aus Dachlatten, die mit Schrauben
und Flügelmuttern verbunden sind. Die Knotenbretter zwischen
Baum und Gaffel sind mit dickem Schaumstoff gepolstert.

Schon meldet sich der Winter mit sinkenden Temperaturen. Am Montag sickert fahles Licht durch rasch ziehenden Wolken, bis dichte Regenschauer den freiwilligen Aufenthalt im Freien zur Charakterprüfung macht. Aber jammern ist auch diesmal wirkungslos; das Boot muss eingepackt werden, soll es den Winter gut überstehen. Anders als viele moderne oder kleinere Jachten bleibt es bis zum  nächsten Frühjahr im Wasser. Noch vor ein paar Jahren waren Schnee und Schmutz die hauptsächlichen Feinde für das schützende Deck, im letzten Winter war es der nicht enden wollende Regen.
Eine schützende Plane soll das Deck halbwegs sauber und trocken halten. Das isolierende Luftpolster darunter verhindert über lange Wochen, dass Kondenswasser die gemütliche Kajüte zu einer feucht-kalten Tropfsteinhöhle macht.
Heizen wäre eine Alternative, aber wie so vieles im Leben, gibt es keinen wirklichen Vorteil, sondern nur die Wahl zwischen Nachteilen. Ein Nachteil der wirksamen Heizung besteht darin, dass sie von langer
Der Baum ruht auf einer Baumstütze. Die Dachbalken ruhen
auf den Relingstützen, die ihrerseits unmittelbar auf den
Leibhölzern stehen. Das Gerüst hat schon vier Winter über-
standen.
Hand überlegt werden muss. Und zwar am Besten von der Einrichtungsplanung an. Denn was nützt der kuschelige Platz am Ofen oder bei der Heizung, wenn sich die feucht-warme Luft auf Armlänge Abstand an der Bordwand oder unter den Luken in Reif verwandelt?  Und Mangel an Luftfeuchtigkeit gibt es auf keinem Holzschiff. Wer es nicht glaubt, fasse einmal nach einer kalten Nacht unter die Leibhölzer oder zwischen Balkweger und Bordwand. Dort schlägt sich die Feuchtigkeit besonders gerne nieder.

Häufig wird versucht, den Innenraum gegen die Kälte zu isolieren. Doch lassen sich Naturgesetze nicht austricksen. Die Feuchtigkeit, die sich nicht an kalten Flächen niederschlägt, bleibt in der Luft und sucht sich einen anderen Ort, der kälter ist als die Luft selbst. Dazu kommt, dass dieser Ort auch zwischen Isolierung und der Bordwand liegen kann. Dann ist der Dämmstoff binnen Kurzem selber feucht und damit wirkungslos. Das Problem ist aus der Bauphysik der
Das Zeltgerüst während der Montage. Kommt ein kriischer
Passant, tröstet ein Zitat von Leon Battista D'Alberti:
"Nichts ist gleichzeitig im Werden und perfekt." Wohl wahr.
Häuser bekannt, weswegen diese vorzugsweise von außen gedämmt werden. Das scheidet jedoch aus nachvollziehbarem Grund bei einem Boot im Wasser aus.
Wer also ans Heizen denkt, muss deshalb auch ans Lüften denken. Das ist - frei nach Fontane - ein weites Feld und man kann sich ewig damit beschäftigen, wenn es einen nicht vorher in den Wahnsinn treibt.
Gegen das Kondenswasser hilft nicht viel Anderes, als das Boot innen so oft wie möglich abzutrocknen, mit trockener Luft, mit einem Lappen oder was auch immer. Lüfter nützen auch nur, wenn sie die feuchte Luft aus den Problembereichen nach außen schaffen. Außer bei sehr hoher Luftfeuchtiigkeit außen und wenn es im Frühling außen wärmer ist als im Boot, denn dann sollten die Luken dicht sein. Am besten hilft das Lüften bei frostkalter trockener Luft. Eine Plane wird das Problem also nicht alleine lösen, kann es aber erheblich mindern. Denn schon wenn das (dichte!) Holzdeck außen weitgehend trocken bleibt, sinkt die Luftfeuchtigkeit im Rumpf und das Luftpolster unter der Plane gibt so etwas wie eine Außenisolierung ab.
Kurz und gut, unser Boot kommt unter eine Plane, die so viel Wasser wie möglich vom Holzdeck fernhält. Abplanen beginnt damit, dass wir ein Zeltgerüst an Deck aufstellen. Es soll kräftig genug sein, um auch die Schneelast tragen zu können. Bei der Dachneigung von 45° bei uns kommen zwischen den Masten 700 kg zusammen *). Entsprechend stabil muss auch die Plane sein. Und eine Sicherheitsreserve wäre auch nicht schlecht. Es könnte ja auch mal wieder ganz viel Schnee geben.


Nun, bis dahin ist hoffentlich noch ein wenig Zeit. Die brauchen wir auch, um das Gerüst aufzustellen. Schließlich müssen wir die Montage vermutlich immer wieder mal wegen Regen und anderer Arbeiten unterbrechen.

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*) Siehe Schneelastberechnung

07.11.16 Zur letzten Reise

Wolfgang Weyhausen
Wolfgang Weyhausen wird uns immer als "der Kapitän" des Salondampfers ALEXANDRA in Erinnerung bleiben, auch wenn andere nach ihm das Kommando übernommen haben. Wenn die Dampfsirene des schwimmenden Flensburger Wahrzeichens über Hafen oder Förde heulte, dachten wir: "Wolfgang spielt wieder mal mit der Sirene". Der Ton zauberte ein Lächeln auf viele Gesichter und wir gönnten ihm und uns diese kindliche Freude. Als er sein Kommando vor 14 Monaten übergab, ahnten wir nicht, wie bald sein letzter Abschied bevorstand. Heute lasen wir in der Zeitung von seinem Tod. Uns bleibt nur, ihm ein letztes Mal "Gute Reise und Farewell!" nachzurufen und "Danke für das Lächeln". 

04.11.16 Problem gelöst

Falls Sie traurig sind, weil das Video im Post "12.10.16 Schöne Technik" nicht aufzurufen ist: Versuchen Sie es doch bitte einfach noch einmal. 

Das Problem hat uns nicht ruhen lassen. Jetzt geht es mit einem Umweg über Facebook. Das ist hoffentlich kein Problem für Sie, oder?  In dem Post müssen Sie einfach nur auf das Bild klicken und schon geht's los.

03.11.16 Abgeschlagen

Als Segler eines handlackierten Bootes kann man die Beziehung zu Möwen bestenfalls "distanziert" nennen. Ihre Verdauung ist einfach zu rege. Sie lieben exponierte Sitzplätze, beispielsweise auf dem Klüverbaum. Während der Liegezeiten im Sommer spannen wir gerne unseren Toppnant dicht darüber. Darauf traut sich der Flattermann nicht zu landen. Versucht er's doch, endet das in einem furiosen Salto Mortale. Über den Winter ziehen wir allerdings den Klüverbaum lieber komplett ein und legen ihn auf das Seitendeck. Dort kann er an wärmeren Tagen unter der Winterplane geschliffen und lackiert werden. Denn vor der nächsten Saison im Frühjahr gibt es noch genügend andere Beschäftigung.

Um das gute Rundholz dorthin zu bekommen, muss zunächst der Nockbeschlag abgenommen werden. Das geht allerdings nur, wenn man oder frau sich mit einem kräftigen Hammer bewaffnet halbwegs außenbords hängt. Es hat sich bewährt, den Nockbeschlag¹) zu sichern, damit das gute Stücks ich nicht ins kalte Hafenwasser verabschiedet. Bei uns übernimmt das der bereits erwähnte Toppnant. Nun kann das Vorgeschirr sicher an Deck abgeschäkelt werden. Wasserstagtalje und Klüvergeien kommen ins Winterlager. Wenn etwas repariert werden muss, landet diese Aufgabe glech auf der Liste mit den Winterarbeiten.

Schlussendlich kann der Klüverbaum auf das Seitendeck genommen werden, da stört er am wenigsten.
Zum Schluss noch ein Blick über das Boot. Dabei haben wir ein paar Stellen gesehen, die noch vor dem Winter mit Farbe versorgt werden müssen. Dabei geht es nun nicht mehr um die Ästhetik, sondern nur noch um den Schutz während der langen feuchten Jahreszeit, in der die Sonne zu schwach ist, um das Deck zu trocknen.

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¹) An dem Hammer hat man ebenfalls länger Freude, wenn er mit einem Sorgbändsel gesichert ist, dasselbe gilt für den oder die jenseits des Vorstevens Werkenden. Hier sollte es aber schon ein passender Sicherheitsgurt mit passender sein.

03.11.16 Letzte Schwalbe

Noch ein schöner Herbsttag im Hafen. Eine schwache Brise aus Süd, mittags noch über 10°C und die Sonne kämpft sich durch Cirrostratuswolken und lässt die Stadt in winterlich - weißem Licht leuchten. In der Nacht gab es schon den ersten Frost und die nächsten Tage sollen ebefalls kühler werden.
Eine einzelne klassische Segelyacht kreuzt einem Vogel gleich im Hafen. Die erste Schwalbe macht noch keinen Sommer, sagt man im Frühjahr. Wir hoffen, dass diese letzte Schwalbe noch keinen Winter macht.

Letzte Schwalbe?

02.11.16 Abgeriggt

Der November meint es bislang gut mit uns. Auch wenn es schon kühler ist als vor drei Tagen: Heute verwöhnte uns die Sonne mehrere Stunden lang. Beste Voraussetzung, um die Segel abzuschlagen. Die Vorsegel liegen schon seit unserem letzten Ausflug in der Segellast. Das Großsegel war vorgestern dran, heute hat dem Besan die letzte Stunde an der frischen Luft geschlagen.
Früher fand man in Häfen freie Flächen, wo die Segel zusammengelegt werden konnten. Auch im Museumshafen gibt es Platz, aber leider auch Möven, Hunde, Radfahrer. Kurz und gut, wir freuen uns über die breiten Seitendecks der WIEBKE BOHLEN. Sie geben exakt das Packmaß für die Segel vor, die wir zwischen Waschbord und Kabinensüll zusammenlegen. Das geht zu zweit im Handumdrehen, aber wenn eine(r) fotografiert, geht es auch alleine.

Das Besansegel liegt auf dem
Seitendeck...

... wird auf dem Kajütdeck
ausgebreitet und im Zickzack...
Bahn für Bahn zusammengelegt
... passend für den Segelsack
zusammengelegt ...
... auf Vollständigkeit geprüft...
... und für den Winterschlaf zusammengepackt.

30.10.16 Abgesegelt

Morgen soll der Oktober 2016 seinen Spitzenplatz als der trübste seit Beginn der Wetterstatistik weiter festigen. Dabei sind jetzt eigentlich die schönsten Tage auf der Förde. Es ist noch nicht zu kalt, der Wind ist mäßig und sogar die Sonne scheint noch ein paar Stunden. Wessen Uhr heute, nach der nächtlichen Zeitumstellung, noch auf "Sommerzeit" tickt und früh aufbricht, kann bei Sonnenschein ablegen und bei noch hellem Sonnenlicht wieder zurück sein. So eine Chance werden wir in diesem Jahr nicht mehr bekommen. Also stellen wir die Uhr nicht um, verzichten auf die "geschenkte Stunde Schlaf" (sie macht den Unsinn der Zeitumstellung ohnehin nicht zu einem Geschenk) und segeln ein letztes Mal in diesem Jahr.
Das Wetter ist herbstlich-ruhig. Das Hoch mit dem Namen Quinn beschert Sonnenschein und schwachen Wind. Die Luft ist ein wenig dunstig, wie oft an sonnigen Herbsttagen. Die Ufer scheinen in dem weißen Licht zu schwimmen und die kleinen Wellen funkeln im Glanz der niedrig stehende Sonne. Am Morgen ist es im Flensburger Hafen noch leise. Doch auf der Förde ist es mittags richtig still. Nur von ferne klingen Kirchenglocken. Morgen ist Reformationstag.


Im Gegensatz zu uns hat der Wind beschlossen, eine Stunde länger zu schlafen. Wir warten bis er aufwacht und freuen uns über erste Katzenpfötchen auf dem spiegelglatten Wasser. Doch bald schon füllt der Wind die Segel und verwöhnt uns mit einer freundlichen Brise. "Einmal noch nach Bombay" sang einst Hans Albers. Wir kommen heute noch nach Sönderhav bei den Ochseninseln.


P.S. Leider konnten wir gestern ein kleines Video nicht zum Laufen bringen; Blogger kann kein AVI Format verarbeiten. Aber Facebook wohl. Wer also den Standfotos ein wenig Leben einhauchen möchte, sollte einfach auch mal hier reinschnuppern. Und zur Entschädigung für enttäuschte Leser haben wir hier jetzt die Fotos eingefügt.
Nochmals, herzliches Bedauern und schauen Sie bald wieder mal vorbei!

28.10.16 Termine, Termine!

Die Seite "Terminübersicht 2016" zeigt neue Veranstaltungen des Flensburger Schifffahrtsmuseums im November 2016.
Einfach mal reinschauen!

27.10.16 Winterfest

Die Hütte der Lüttfischer ist ideal, um an kleinen Booten
zu arbeiten. Hier wird BIBO, das Beiboot der BODIL aufge-
arbeitet. Rechts und links trocknen derweil die Rettungs-
westen der Kleinen.
Die Buttjolle MINNA ROEDER auf ihrer letzen Reise in
diesem Jahr. Auf der Ostseite des Hafens wartet der Kran
Bis jetzt konnte man den nahenden Winter ignorieren. stiegen die Tagestemperatur zu Beginn des Monats noch noch über 20°C, freuen wir uns jetzt bereits über die Hälfte und bald werden die ersten Nachtfröste das Bohlwerk morgens mit Raureif überzogen haben. Wir hatten es ja geahnt: Der nächste Winter kommt bestimmt und nun wird es langsam Zeit, die Boote darauf vorzubereiten.
Die größeren bleiben ganzjährig im Wasser, die kleineren kommen an Land. So auch die Lüttfischer aus dem Museumshafen. Direkt beim Bohlwerk gibt es an Land keinen Winterplatz für die alten Fischerboote, geschweige denn einen Schuppen, der genügend groß ist und in dem auch im Winter gearbeitet werden kann. Wer keinen Bootsanhänger für den PKW sein eigen nennt, muss an die Steinpier verholen und seinen schwimmenden Untersatz von einem Kran auf den LKW heben lassen, der ihn zu seinem Winterlager fährt.
Auf FULVIA wird die Feuchtigkeit mit Wärme bekämpft.
Der Brennholz-Vorrat wird bald schrumpfen.
GRETA unter ihrer Winterplane

Alle Boote über etwa zehn Meter Rumpflänge bleiben hierzulande auch während des kalten Monate im Wasser. Das bedeutet lange Wochen mit viel Regen oder Schnee auf dem Deck. Darunter schlägt sich die feuchte Raumluft an den kalten Deckplanken nieder und die gemütliche Koje mutiert zur klammen Tropfsteinhöhle. Kein Wunder, dass Heizen und Lüften die Strategie der Wahl ist, wenn es um das Überwintern geht.   Wer nicht gerade an einem
Schwimmsteg oder Ponton festgemacht hat, sollte sich Gedanke darüber machen, wie das Boot bei hohen und niedrigen Wasserständen sicher betreten werden kann. Das Verlassen ist mindestens ebenso wichtig. Vor ein par Jahren blieben wir in der Neujahrsnacht an Bord. Während wier schliefen sank der Wasserstand sehr tief,
PIROLA bekommt zumindest einen Schutz für die Segel.
Sie wird oft auch im Winter gesegelt.
wir konnten das eisglatte Bohlwerk nicht mehr erreichen. Erst ein zufällig am Neujahrsnachmittag vorbeikommender Nachbar befreite uns aus der misslichen Lage.

WIEBKE BOHLEN ist auch beim Lüften  no-go-area für Ratten.
Noch einmal segeln, dann kommt auch ihre Winterplane drauf.
Eine Plane über dem Deck kann das Boot wirkungsvoll schützen - wenn die Zeltflächen steil genug sind. Flache Planen haben sich in der Praxis nicht bewährt, weil das Wasser nicht abläuft bzw. der Schnee darauf liegen bleibt. Planen dürfen auch keine Pfützen möglich machen. Das Regen- oder Schmelzwasser darin wird bei Frost gefrieren und Eis ist erheblich schwerer als Schnee. Sicherheitshalber sollte die Konstruktion deshalb auf der gesamten Fläche für eine massive Eislast vorbereitet sein. Es macht nämlich überhaupt keinen Spaß nach einer Frostnacht das Gewicht von der Plane zu bekommen. Eine Pfütze von etwa einem Meter Länge und 20 cm Breite und Tiefe wiegt schon 40 Kilo. Gut konstruiert, hält ein Planenzelt das Deck weitgehend trocken und schafft ein zusätzliches isolierendes Luftpolster.

Doch wie könnte es anders sein: Nichts ist vollkommen. Deshalb wird auch die beste Plane auf ihrer Unterseite von Schwitzwasser nass. Es wird von der Plane ablaufen, wenn sie steil genug ist und am Rand abtropfen. Es ist sinnvoll, das Wasser außerhalb der Deckfläche abtropfen zu lassen. Wer noch mehr tun will um dauerhaft Freude an seiner Plane zu haben, sollte sie sorgfältig spannen und zumindest anfangs sorgfältig auf guten Sitz kontrollieren.

Überflüssig zu erwähnen, dass der Schutz gegen Regen, Frost und Schnee nur ein Teil der Vorbereitung für den Winter ist. Lüften ist ebenfalls sehr wichtig, um die Räume unter Deck trocken zu halten. Auf WIEBKE BOHLEN wird unliebsamer Besuch von Nagetieren mit Lochblechen vor den "Bullaugen" abgewehrt. Die Ratten, während des Jahres schon ein großes Problem, werden ziemlich agressiv sobald Bens Fischbrötchenhütte als Nahrungsquelle ausfällt. Die Bleche haben sich auch bei Schlagregen bewährt, sodass kein Tropfen nach innen gelangt. Die Lüftung ist recht wirkungsvoll, denn sie lassen Luft auf weit mehr als der Hälfte der lichten Fläche frei hinein und hinaus strömen.