27.04.15 HIORTEN gesunken

HJORTEN
Foto: Blekinge Sjövärnskåren


Vor drei Tagen, am 24. April, ist der Nachbau des historischen Postschiffs HIORTEN (sk.=Hirsch) im Hafen von Karlskrona mittags auf Grund gegangen.  Eine Ursache für die Havarie ist derzeit nicht bekannt. Das Schiff wurde von 1995 bis 1999 als Gemeinschaftsarbeit des Schiffsbau- und Schifffahrtsmuseums in Rostock und den Gemeinden Karlskrona und Rostock gebaut. Es gehört der Blekinge Sjövärnskår, einer Schwedischen Seefahrtsschule. Sie setzte die HIORTEN zuletzt als Schulschiff ein. 

Die Konstruktionszeichnung von 1691
aus dem Schwedischen Reichsarchiv
(„Hiorten ritning“ von Francis John Sheldon,
a 17th Century Swedish Government employed
shipbuilder -
Swedish Government Archive
(Riksarkivet) via the journal Teknisk Tidskrift
1934-08-18 and Project Runeberg,
www.runeberg.org.
Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons


Die originale Galeasse HIORTEN wurde 1692 für den Postdienst zwischen Ystad, Wittow auf Rügen und Rostock im damals schwedischen Pommern gebaut. Auf einer der ersten Postlinien der Ostsee transportierte sie zehn Jahre lang Personen und Güter. Die Besatzung bestand seinerzeit aus vier Mann: Dem Schiffsführer, zwei Bootsmänner und einem Schiffsjungen.
Die Bauzeit fiel in die Zeit des schwedischen Königs Karl XI., Sohn der schwedischen Königin Hedwig Eleonora von Schleswig Gottorf.
Der jetzt gesunkene Nachbau ist Flaggschiff der nach ihr benannten Horten-Regatta. Sie findet jährlich zwischen Rostock und Karlskrona statt.



27.04.15 Morganas Zauber

In diesem April scheint die Zeit langsamer zu vergehen als in den Jahren zuvor. Liegt es am Wetter? Es ist oft sonnig, aber, wie es sich für einen April gehört, gibt es gelegentlich auch Regentage. Doch trotz teils emsiger Tätigkeit an zwei bis drei Schiffen im Museumshafen wirkt die Szenerie ruhiger als in anderen Jahren, stiller, fast ein wenig verschlafen. Das mag auch daran liegen, dass zur Zeit nur wenige Schiffe im Museumshafen liegen. Die abwesenden sind großenteils auf der Werft und für RYVAR hat schon die Saison begonnen.
DAGMAR AAEN, das rote Expeditionsschiff  von Arved Fuchs, ist für allgemeine Wartungsarbeiten auf der Werft. Auch hat sie an Backbord ein neues Davit bekommen. Das alte brach letztes Jahr im Sturm beim Kap Reykjanes,  als das Beiboot hart auf die Wellen aufschlug. Der Rügenwalder Kutter AURORA von ALTONA ist ebenfalls dort. Einige Planken am Rumpf werden getauscht. Auch der Snurrewadenkutter CHARLOTTE liegt, nun schon seit Monaten, in Egernsund aber es ist nicht zu erkennen, warum. MEJSEN, die Danske Jagt, ist noch in Ribe (Dänemark), zu umfangreichen Wartungsarbeiten während der Wintermonate. Heute ist auch FULVIA af ANHOLT abgereist, vermutlich zu den anderen Schiffen auf der Werft.
Auch am Steg der Lüttfischer im Museumshafen herrscht noch die Ruhe der Vor-Saison.
Gestern hatte sich sogar der Wind zur Ruhe begeben. Die leicht bewegten Spiegelbilder der Riggs auf dem glatten Wasser lassen die Schiffe wie von der Fee Morgana verzaubert wirken.
Man könnte auch von der Ruhe vor dem Sturm sprechen, denn bekanntlich beginnt am 14. Mai die Rum-Regatta. Dann ist der Hafen wieder voll und der übliche Trubel des internationalen Treffens historischer segelnder Berufsfahrzeuge (Museumshafen Flensburg e.V.) hat das Regiment am Bohlwerk übernommen.
Also genießen wir die stillen Tage noch ein wenig.

25.04.15 RAKEL's venner gründen Verein


RAKEL als segelndes Fischereifahrzeug
Foto: Rakels venner


Am 13. Mai um 18.00 Uhr treffen sich die Freunde des historischen Fischereiseglers RAKEL in Egernsund auf dem Gelände von C.J. Skibs- og Bådebyggeri ApS in Egernsund. Bei dem Treffen soll ein Förderverein gegründet werden, um das alte Schiff wieder in Fahrt zu bringen.

RAKEL wurde 1896 von Colin Archer auf der Werft in Larvik entworfen und gebaut. Es entspricht in etwa den legendären Rettungskuttern, die der norwegische Schiffbauer für die norwegische Gesellschaft zur Förderung des Fischfangs baute. Sie ist jedoch mit ca. 18 Metern vier Meter länger als zum Beispiel die nur drei Jahre vorher gebaute RS1 und ebenfalls sehr robust gebaut.
RAKEL ca. 1981
Foto: Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung
Das Leben der RAKEL ähnelt in Vielem dem anderer Traditionssegler. In ihrer Jahrzehnte währenden Zeit als Fischereifahrzeug wurde sie mehrfach den sich wandelnden wirtschaftlichen Bedingungen angepasst. Den neuen technischen Möglichkeiten folgend, wurde sie motorisiert, wobei die Motoren mehrfach gegen stärkere ausgetauscht wurden. Im Gegenzug wurde die Segelfläche entsprechend verkleinert, aus einem Segler mit Hilfsmaschine wurde im Lauf der Jahre ein Motorfahrzeug mit Hilfsbesegelung, bis sie schließlich als reines Küstenmotorschiff fuhr.
Da war ihre Zeit in der Fischerei schon zuende. Sie fuhr auf Robbenjagd in der Arktis und Klippfisch nach Afrika. Selbst als Eisbrecher wurde das Schiff eingesetzt, das war im Namsos-Fjord in Nordnorwegen. Schließlich fuhr sie unter  der  Bezeichnung  NT362V in Norwegen als Motorfrachtschiff.
RAKEL als Traditionsschiff  ca. 1984

Im Jahr 1981 kaufte ein Privatmann das Schiff, um es es als Freizeitfahrzeug zu nutzen. Zu dieser Zeit konnten solche Schiffe als Sportschiff gefahren werden; nahm man Gäste mit, zahlten  diese einen  "Beitrag zur Schiffskasse". Auch darin ist das Schicksal der RAKEL typisch für viele erhaltene historische Küstensegler. Die Idee war, mit zahlenden Gästen zu reisen und von dem Einkommen und mit viel Eigenleistung das Schiff zu erhalten.
Der neue Eigner baute das Schiff wieder auf seinen ursprüngliche Zustand als Segelschiff zurück, im ehemaligen Frachtraum logierten jetzt die Gäste. Nun machte RAKEL viele Reisen auf der Nord- und Ostsee und besuchte auch die Karibik. Sie war, wie eine zunehmende Zahl anderer Traditionssegler auch, Gast vieler maritimer Veranstaltungen. Sie alle wurden über die Zeit zu einer wichtigen Größe im Tourismus der Küstenländer und bildeten ein neues Marktsegment in der Personenschifffahrt.
So gerieten sie in Konflikt mit der gewerblichen Personenschiffahrt, die bis heute erheblich höhere Anforderungen der Berufsgenossenschaften an Ausrüstung der Schiffe und Ausbildung der Besatzung zu erfüllen hat. Die Eigentümer klagten über die neuen Wettbewerber, die zu Lasten der Sicherheit ihnen Teile des Einkommens streitig machten.
Das führte schließlich zu speziellen Regelungen für die Traditionsschiffahrt, zu denen auch regelmäßige Prüfungen durch Sachverständige gehören, um den vorgeschriebenen Sicherheitsstandard zu gewährleisten.
RAKEL wird Mitte 2014 restauriert. Der neue Vorsteven und etliche Spanten
wurden bis dahin ersetzt.
Eine solche Prüfung hatte auch RAKEL ein Jahr zuvor erfolgreich bestanden, als sie am 21. Juli 2013, eine Reise von Bremerhaven nach Helgoland antrat. Auf dieser Reise nahm sie mehr Wasser, als die Pumpen schaffen konnten und musste Hilfe rufen. Das war faktisch ihr vorläufiges Ende als Traditionssegler. Das Schiff wechselte den Besitzer. Der wollte es fachmännisch in einen seetüchtigen Zustand versetzen lassen, brach jedoch das Projekt ab und überließ schließlich RAKEL Jens Christian Bol Mikkelsen, der nun den Verein "Rakel's venner" gründen will und dafür Mitstreiter sucht. Einen Aufruf samt vorläufigem Projektplan haben wir am 14.04. in den HAFENMELDUNGEN veröffentlicht.
Dem Verein möge gelingen, was 1981 schon einmal gelang. Wir wünschen dem Projekt viel Erfolg und hoffen, dass sich auch einige Besucher der Rum-Regatta, die am 14. Mai in Flensburg beginnt, für den Verein begeistern können. Jede Hand, jede dänische Krone und jeder Euro hilft, das letzte originale Fischereifahrzeug von Colin Archer zu retten!

21.04.15 Gutes Kraut

Der April verwöhnt uns in diesem Jahr mit wunderbar sonnigen Tagen. Und weil das Schiff noch nicht segelklar ist, zieht es uns wieder einmal an das Fördeufer zu einem ausgedehnten Spaziergang. Einer unserer Lieblingsplätze ist der Wald am Quellental in Glücksburg. Der Strand ist zwar steinig und eignet sich nur in der Nähe des Yachthafens zum Baden aber bei neun Grad Wassertemperatur ist das keine unzumutbare Einschränkung. Wie oft, sind wir auch heute nahezu alleine unterwegs.

Schon am Parkplatz leuchten vom Waldboden zwischen großen alten Buchen und Erlen die kleinen gelbe Blüten des Scharbockskrauts über dunkelgrünen Blättern. Die unscheinbare Pflanze war einst für Seeleute lebenswichtig. Wie vielen Menschen es das Leben rettete, hat niemand gezählt. Aber seine heilende Wirkung war so wichtig, dass es einer schrecklichen Mangelkrankheit den Namen gab und auch später dem wichtigsten Heilmittel zu ihrer Behandlung. Skorbut kann mit gutem Grund die Geissel der Seeleute genannt werden und der Name der kleinen Pflanze ist Scharbockskraut.
Skorbut hat unzählige Seeleute das Leben gekostet, und der Leidensweg bis zum Tod war lang und schrecklich. Man sagt, das mehr Seeleute an Skorbut starben, als an jeder anderen Ursache. Auf manchen Schiffen kam von langen Reisen die Hälfte der Besatzung nicht zurück. Aber nicht nur Seeleute litten und starben an Skorbut, sondern alle Menschen, die monatelang auf frisches Obst und Gemüse verzichten mußten. Oder eben auch auf das Scharbockskraut.
Durch Versuche und Überlieferung waren auch einige andere Nahrungsmittel bekannt, die gegen Skorbut wirken. Zwiebeln gehören genau so dazu wie Kartoffeln, die aber erst im 16. Jhd. nach Europa kamen. Auch Sauerkraut ist ein wirksames Mittel. Weil es auf deutschen Schiffen zum Speiseplan aufgeklärter Reeder gehörte, wurden deutsche Seeleute "Krauts" genannt. Und weil bei der englischen Marine aus dem selben Grund Limonensaft zur täglichen Nahrung gehörte, nannte man die Matrosen "Limeys".
Warum Scharbockskraut, Zitrone und andere Planzen Symptome des Vitamin-C-Mangels lindern, war bis 1928 nicht bekannt. Erst dann wurde das Vitamin C entdeckt. Sein chemischer Name ist Askorbinsäure, was auch mit "Nicht-Skorbut"-Säure übersetzt werden kann.

Wer jetzt aber das Scharbockskraut auf seinen Speiseplan nehmen möchte, sollte damit bis zum nächsten Frühjahr warten. Die junge Blätter können nämlich nur vor der ersten Blüte verzehrt werden, danach sind sie giftig, reizen die Schleimhäute und verursachen Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Außerdem kann das Scharbockskraut mit anderen Hahnenfußgewächsen verwechselt werden. Die sind großenteils noch giftiger. Also freuen wir uns an den hübschen Frühlingsblüten und lassen das kleine Kraut ungepflückt.

20.04.15 Nur segeln ist leiser

Haste Töne - RYVAR als Flüsterwunder
Heute musste man sehr aufmerksam sein, um das Ablegemanöver des roten Loggers RYVAR aus dem Museumshafen nicht zu verpassen. Das war nicht immer so. Bisher konnte man gerne auch in eine andere Richtung gucken, ein Buch lesen oder die Mails checken und doch wusste man sofort, wenn das große Schiff seinen Dieselmotor in Gang setzte. Letzte Woche war es sogar für Stocktaube  nicht zu überhören, wenn die 400 Pferdestärken losgallopierten. Aber da fehlte noch der Schalldämpfer in der Auspuffleitung.
Heute war das jedoch ganz anders. Wer's nicht glaubt: Hier ist als Beweis dieses Foto. Es zeigt den Traditionssegler kurz nach dem Ablegen und gibt die Szene nicht nur visuell, sondern auch auditiv wieder. Denn auch wenn man sich beim Betrachten stark auf seinen Hörsinn konzentriert, ist nichts zu hören. Oder anders herum gesagt: Wer jetzt ein Motorgeräusch bemerkt, sollte die Fenster schließen oder seinen HNO-Arzt aufsuchen. Die Lärmquelle könnte ein LKW auf der Straße oder aber Tinnitus sein. RYVAR scheidet jedenfalls als Ursache aus, dem neuen Schalldämpfer zum Dank.

18.04.15 Dampferserie (2): Eisbrecher STETTIN

Unter diesem Titel werden bis zum 12. Flensburger Dampf-Rundum, Europas größtem Dampfertreffen teilnehmende Schiffe, groß und klein, in lockerer Folge vorgestellt.
 

Das Treffen finden in diesem Jahr vom 10. bis zum 12. Juli statt.





Wir setzen die Vorstellung fort mit einem der "großen" Teilnehmer, dem Dampf-Eisbrecher STETTIN.  

Das Schiff wurde 1932 von den Stettiner Oderwerken gebaut und von der Stettiner Dampfschiffs-Gesellschaft J.F. Braeunlich bereedert. Der Antrieb durch eine Dampfmaschine bot in einem Eisbrecher gegenüber den damals schon weit verbreiteten Dieselmotoren den Vorteil, dass sie sehr schnell von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt umgesteuert werden kann. 
Zusätzlich zu ihrer Eignung in der Eisfahrt war die STETTIN als Schlepper und als Bergungsschiff einsetzbar. Dazu ist sie mit einem Schlepphaken ausgerüstet. Sie hat neben der Hauptmaschine u.a. eine Seilwinde, eine Pumpe, die bis zu 500 Tonnen Wasser saugen kann um ggfs. Havaristen über Wasser zu halten.
Die umfangreiche Dampfmaschinerie fordert  den Heizern vor den Kesseln eine Menge ab. Unter Volllast gefahren verbrennt STETTIN pro Stunde bis zu zwei Tonnen Kohle, die von Hand bei sengender Hitze im Kesselraum bewegt werden müssen. Dafür kann sie dann aber auch ihre Höchstgeschwindigkeit von ca. 26 km/h (= 14,2 kn) erreichen. Ein sportlicher Radler ist zwar schneller - aber es ihm mehr Freude macht?

Hier noch paar technische Daten:

Rumpflänge: 57,75 m
Breite: 13,43m
Tiefgang:   5,40m
Verdrängung:  1138t
Leistung:  2000PS an der Schraube bzw. 2200 PSi 

Der Dampf-Eisbrecher gehört als liegendes Museumsschiff zum Bestand des Museumshafen Övelgönne e.V.. Er ist seit 1982 als technisches Kulturdenkmal anerkannt und wird durch ehrenamtliches Personal, Werften und ABM-Kräfte in Fahrt gehalten. Seine Dreizylinder Expansionsdampfmaschine treibt eine Schraube von 4,20 Metern Durchmesser an. Damit kann der Dampf-Eisbrecher bei langsamer Fahrt eine Eisschicht von einem halben Meter Dicke brechen. Das war seine Aufgabe während seiner Dienstzeit von 1933 bis 1981.
Neben der Hauptmaschine gibt es an Bord 15 Hilfsmaschinen für die unterschiedlichsten Zwecke, alle dampfgetrieben. Die Maschinenanlage kann während der Hafenzeiten besichtigt werden. 
 

(Quelle: Museumshafen Övelgönne)

Bisher wurden vorgestellt:

Pinasse MATHILDA

18.04.15 HERMIONE sticht in See

Die HAFENMELDUNGEN berichten immer wieder über Rekonstruktionen und Nachbauten von historischen Schiffen. Heute ist ein ganz besonderes Schiff, die Leichte Fregatte L'HERMIONE, auf dem Weg nach Nordamerika in See gestochen, 235 Jahre nach der originalen Vorlage. Das war im Jahr 1780. In demselben Jahr wurde auch die originale Schnaubrigg FORENING zu Wasser gelassen, deren Modell in der Flensburger Museumswerft auf die Vollendung wartet.


Video: Youtube, © Communauté d'agglomération de Rochefort / AMP

Es ist die Zeit der amerikanischen Unabhängigkeitskriege, als die überseeische Kolonie begann, sich aus der Fessel ihrer Kolonialmächte im fernen England und Frankreich zu lösen. Dieser Krieg fand in einer Zeit statt, als die europäischen Großmächte England, Frankreich und Spanien um die Vorherrschaft auf dem nordamerikanischen Kontinent rangen. Während England schon durch das Ende des spanischen Erfolgekrieges Vorteile gewann und den sogenannten Siebenjährigen Krieg für sich entscheiden konnte, verlor Frankreich nahezu alle Kolonien in Nordamerika. Gleichzeitig war der Sieg der Engländer Ursache für die amerikanische Revolution. Die Kriege sollten durch hohe Steuern und Abgaben der Siedler finanziert werden - was denen natürlich nicht passte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund, sagte sich die französiche Regierung und versuchte, bei den Aufständischen unter George Washington wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. Was auch gelang, aber letztlich nur den Revolutionären nützte. 

HERMIONE folgt dem Kurs des erst 23 Jahre jungen Generalmajors Marquis deLa Fayette, der 1780 in nur 38 Tagen den Atlantik überquerte, um die Amerikaner im Auftrag Frankreichs in ihrem Freiheitskampf gegen die Engländer zu unterstützen. Die von ihm verstärkten Truppen George Washingtons konnten schließlich Yorktown stürmen, nachdem französiche Kriegsschiffe unter Admiral de Grasse die englischen Verbände in der Seeschlacht vor der Cheasapeake Bay vernichtend geschlagen hatten. Damit war der Sieg der amerikanischen "Insurgenten" (Aufständische, Aufrührer) für die Kolonialmacht England nicht mehr zu korrigieren. Frankreich jedoch ging letztlich leer aus und verlor alle Kolonien auf dem nordamerikanischen Kontinent. Die Grande Nation hat den Verlust lange nicht verwunden. Noch vor einigen Jahrzehnten betrachteten sie die ehemalige Kolonie Québec als überseeischen Teil des französischen Territoriums, in der Kanadischen Provinz Québec spricht man offiziell französisch und gibt es bis heute separatistische Tendenzen. Nun soll die Fregatte L'HERMIONE als Friedensbotschafterin an das Ziel ihrer historischen Reise zurückkehren. Bei Ihrer Abreise gestern wurde sie deswegen von Staatspräsident Hollande persönlich verabschiedet.

Der Bau der HERMIONE kostete 24 Millionen Euro. Während das Original in nur elf Monaten gebaut wurde, hat es bei der Replik mehr als zwanzigmal so lange gedauert.

17.04.15 Der frühe Vogel

Logger PIROLA auf der Museumswerft

Logger RYVAR am 24. März

Wenn die englische Volksweisheit vom frühen Vogel stimmt, der bekanntlich den Wurm fängt, dann fällt in diesem Frühjahr die Entscheidung schwer, welches Schiff am Bohlwerk die Nase vorn hat. PIROLA könnte in diesem Jahr den Preis für einen frühen Stat gewinnen. Immerhin widmete sie sich schon im März auf der Museumswerft der Pflege ihres "Unterleibs".Da hatten viele andere Schipper noch die Hände fröstelnd in den Jackentaschen stecken. Mittlerweile ist der Rumpf strahlend weiß, die Rundhölzer glänzen und das Netzt unter dem Klüverbaum ist auch schon erneuert.
Gelegentlich kann man sehen, dass einzelne Segel gesetzt werden.



Oder ist es RYVAR, die einfach seit dem letzten Herbst weitergemacht hat? Sie bekam ja eine neue Antriebsmaschine. Diese Arbeit war vermutlich doch etwas aufwendiger, als ursprünglich gedacht, denn erst jetzt ist der Schalldämpfer dran, der den Umbau letztlich komplettieren soll. Ohne ihn geht es nicht, wie kürzlich eine kurze Hörprobe bewies. Da hatte sie schon die Vorsaison eröffnet und reiste in die Geltinger Bucht. Mittlerweile strahlt sie wieder in leuchtendem rot-weiss mit ihrer Mannschaft um die Wette.





Mittlerweile kam das erste Traditionsschiff als Gast in den Historischen Hafen: HENDRIKA BARTELDS. Als sie abreiste, wehte der Wind frisch aus West. Das ist an dieser Stelle genau ablandig. Die Chance für ein Ablegemanöver unter Segeln ließ sie sich nicht entgehen. Und so glitt der Dreimast-Toppsegelschoner ganz leise am Museumshafen vorbei. Sie war schon entschwunden, als die Kamera schussbereit war. Schade, das hätte ein schönes Bild gegeben.

Postsegler FULVIA (Mitte). Links im Bild der Bug MARIE, dem nun bald
zwanzig Jahre laufenden Umbauprojekt im Hafen der Museumswerft.




FULVIA, mit 117 Jahren das älteste Schiff im Museumshafen, darf wegen ihres fortgeschrittenen Alters  ein wenig länger im Winterschlaf verharren. Zumal das Wetter für Außenarbeiten in den letzten Tagen nicht immer gerade förderlich war. Außerdem soll sie vor der Rum-Regatta ohnehin noch mal schnell auf die Werft. Aber, so ist zu hoffen, nicht aus ernstem Grund.





Mittlerweile ändert sich das Wetter und in das wechselhafte Geschehen am Himmel mischen sich bereits Tage, die den nahenden Sommer vorwegnehmen. Auch wenn der frische Wind noch etwas kühl ist: bei Temperaturen zwischen ach und zwölf Grad geht die Arbeit leichter von der Hand als im Sommer. Wer bei der Arbeit friert, muss einfach schneller schaffen. Im Sommer geht das verständlicherweise nicht.


Am 05. April war für Kreuzeryacht WIEBKE BOHLEN 
der Winterschlaf zuende


Die Colin Archer Kreuzeryacht WIEBKE Bohlen ist dabei nicht wirklich als Konkurrentin im Rennen. Erstens ist das Schiff kleiner und zweitens wurden wichtige Arbeiten schon im letzten Herbst erledigt. Beispielsweise wurden die Masten renoviert und das Unterwasserschiff gemalt. Über Deck wurden noch unter der Winterplane Rundhölzer und Sülls geschliffen und lackiert. Nun strahlt sie "obenrum wieder in vertrautem Glanz. In den nächsten Tagen soll der Rumpf drankommen, während "oben" die Segel angeschlagen werden.

14.04.15 Termine, Termine!

Das Flensburger Schiffergelag von 1580 bietet Gästen den Besuch einer Vortragsreihe unter dem Titel "Schiffsantriebeund die Seefahrt unter Segel, vor den Dampfkesseln und unter Wasser" an. Der erste findet bereits morgen um 17.00 Uhr  statt. Diesen und Termine der beiden anderen Vorträge sowie weiterer Veranstaltungen sind in der Seite "Terminübersicht 2015" zu finden.

14.04.15 Rettet RAKEL!

RAKEL (re.) in diesen Tagen auf der Werft von Christian Johnson in Egernsund, DK. Wesentliche Arbeiten wurden bereits fachgerecht erledigt, Aber das Restaurierungsprojekt¹) musste abgebrochen werden. Nun soll RAKEL mit neuen Helfern und neuem Schwung wieder in Fahrt gebracht werden
Alte Schiffe brauchen Freunde zum Überleben. So soll auch für RAKEL, das 119 Jahre alte, letzte erhaltene, originale Fischereifahrzeug seiner Größe von Colin Archer, ein Unterstützungsverein gegründet werden. Initiator ist Jens Christian Bol Mikkelsen. Wir trafen ihn vor einiger Zeit, auf der Werft von Christian Johnson. Dort hat er die Restaurierung¹) des Slettskonnert MARTHA begleitet. MARTHA ist ist mittlerweile wieder flott. Nun soll für die Restaurierung der RAKEL der Verein "RAKEL's venner" (Rakels Freunde) gegründet werden. Wir wünschen Jens und seinen - hoffentlich an Zahl und auch sonst wie reichen - Mitstreitern von Herzen gutes Gelingen!
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¹) die HAFENMELDUNGEN berichteten in verschiedenen Beiträgen
Zu seiner Initiative gibt Jens folgende Informationen:
Jens Christian Bol Mikkelsen
Jens Christian Bol Mikkelsen13. April 23:34




119 Jahre Colin Archer Segelschiff Rakel

Rettung eines maritimen Weltkulturerbes

Der zu gründende Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht die Rakel zu restaurieren und wieder zum Segeln zu bringen.

Die Rakel (Baujahr 1896) ist das letzte noch existierende von sechs Fischereifahrzeugen dieser Größe, das von Colin Archer und seiner Werft im norwegischen Larvik gefertigt wurde. Sie ist durch ihre Einzigartigkeit und Authentizität somit vielleicht Weltkulturerbe.

Die Segelschiffe von Colin Archer zeichnen sich seit jeher durch exzellente Segeleigenschaften aus. Sie wurden als Rettungskreuzer eingesetzt und haben eine legendäre Seefestigkeit.

Zweck des Vereins ist es, die Rakel zu Restaurieren, zu bewahren, zu Pflegen und aktiv zu Segeln.
In großem Ausmaß sollen Jugendliche, insbesondere aus der Umgebung von Thy und Mors an diese Arbeit mit herangezogen werden, ebenso wird „das graue Gold“ benötigt mit Ihren Erfahrungen und Expertisen zum Anlernen aller Interessierten beizutragen.

Projektbeschreibung:

Ich fand Rakel in einem desolaten Zustand nach Beginn von Restaurationsarbeiten und habe sie für einen Euro erworben.

Der frühere Eigentümer musste aus persönlichen Gründen sein Vorhaben zur Restaurierung aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt waren schon 2/3 der Spanten ausgetauscht sowie der Vordersteven und das Kielschwein erneuert, die Rakel ist somit wieder auf dem Weg der Besserung.

Allerdings sind noch erhebliche Arbeiten zu leisten um das Schiff an seinen endgültigen Werftplatz verholen zu können.

Die Zielgruppe sind alle Personen, die Interesse haben, dieses Unikat von Schiff zu bewahren, beim restaurieren zu helfen und natürlich dann auch mit diesem einzigartigen Schiff zu segeln.

Die Belohnung aller Mühen wird es sein, später mit dem Schiff in der Nord- und Ostsee Sommertörns zu segeln und sich bei verschiedenen Veranstaltungen mit anderen Traditionsseglern zu treffen und auszutauschen.

Hier ins groben Zügen die wichtigsten Rahmendaten für den weiteren Baufortschritt und eine erste Kostenschätzung :

1. In 2015 soll die äußere Beplankung unter der Wasserlinie, und wenn erforderlich auch die notwendigen Spanten fertig gemacht werden. Der vorhandene Motor soll wieder eingesetzt werden, so dass die Rakel aus eigener Kraft die Fahrt zu Ihrem neuen Heimathafen im Limfjord bewältigen kann.
Kapitalbedarf ca 150.000,00 Dkr (ca 20.000 €)

2. In der Werft in Vildsund sollen 2015 – 2016 die restlichen äußeren Arbeiten durchgeführt werden. Die Reihenfolge bestimmt der praktische Ablauf, folgendes ist dabei geplant:
neue Diesel- und Wassertanks,
Schotten,
Wegerung und Beplankung,
evtl. neue Spanten achtern.

Kapitalbedarf hier ca. 450.000,00 Dkr. ( ca. 60.000,00 €)

3. in 2016 - 2017 sollen dann die Arbeiten am DSeck vorangetrieben werden
das komplette Deck
Lukenzargen,
Luken
Deckshausdächer
soweit notwendig,
sowie Kombüse fertiggestellt werden.

Hier wird mit ca 300.000,00 Dkr ( ca 40.000 €) kalkuliert

4. Masten setzen , sie sind vorhanden und im gutem Zustand
Das gesamte Rigg wird kontrolliert,
Blöcke, Schäkel und Tauwerk wird nach Bedarf erneuert,
Die Segel werden überprüft und ggf, erneuert.
Elektrik und elektronische Ausrüstung wird installiert

Kapitalbedarf ca. 250.000,00 Dkr. (ca 33.500,00 € )

5. Letzte Phase Innenausbau
Messe einbauen
Innenausbau
Kabinen für 5-8 Personen ?
WC und Sanitärbereich
Staubereiche und Gatten

Bedarf von ca, 200.000 Dkr. (ca 27.000,00 €)

Finnazierungsübersicht


Arbeiten
Kosten
Phase 1
Rumpf und Übertführung
20.000,00€

Phase 2
Tanks, Rumpf und Wegerung
60.000,00€

Phase 3
Decksarbeiten,Kombüse
40.000,00€

Phase 4
Masten und Rigg,Elektrik
33.500,00€

Phase 5
Innenausbau
27.000,00€

Die komplette Finanzierung soll aus Spenden, Fondsmitteln oder Veranstaltungen um die Rakel gedeckt werden, die Mitgliedsbeiträge sollen später den täglichen Bedarf an Instandhaltungsarbeiten decken, Spenden sind jederzeit sehr gern gesehen.

Dieses kann alles nur realisiert werden, wenn es viele Freiwillige gibt, die auch tatkräftig mitarbeiten.
Ich werde daher bald möglichst eine Gründungsversammlung einberufen und den Verein um die Rakel aufbauen.

Ich erwarte, dass die Rakel im Frühjahr 2018 (vielleicht noch ohne fertigen Innenausbau) segelklar sein wird.

Jens Christian Mikkelsen

Lunden 12
DK- 7990 Øster Assels
mobil +45 42766657
jcbmikkelsen@gmail.com

Marketing und Sponsoring


Für die Kapitalbeschaffung müssen alle Möglichkeiten geprüft werden

direkt
Mitgliedschaft
Fördermitgliedschaft
Anteilsscheine mit Rabatt auf Fahrten
indirekt
Sponsoren aus dem Gewerbklichen Bereich
Marine und Sportboot Industrie
Marineausstatter

Merchandise
Seesäcke aus Rakel Segeltuch
Rakel T-Shirt
Rakel Tassen
Aus den alten Spanten sofern vorhanden
Holzwürfel mit Messingschild
100,€ für 110 Jahre Co0llin Archer Segelschiffe

Workshop
Schiffbau gestern und heute
Segelschiffbau für Traditionssegler(mit Werft Unterstpützung)
Tageskurse

13.04.15 Dampferserie (1): Pinasse MATHILDA

Unter diesem Titel werden bis zum 12. Flensburger Dampf-Rundum, Europas größtem Dampfertreffen teilnehmende Schiffe, groß und klein, in lockerer Folge vorgestellt.
Das Treffen finden in diesem Jahr vom 10. bis 12. Juli statt.



Dampfpinasse MATHILDA
Foto: http://www.dampfpinasse-mathilda.eu

Wir beginnen die Vorstellung mit einem der "kleinen" Teilnehmer, der Pinasse MATHILDA.  

Dieser Schiffstyp ist in seiner ursprünglichen Form ein Fischereifahrzeug unter Segeln oder Rudern von der französischen südlichen Biskayaküste. Ab dem 19. Jhd. hatten viele Kriegsschiffe und andere große Einheiten Pinassen mit Dampfantrieb, andere wurden als Hafen- oder Wachboote eingesetzt. Heute wird dieser Schiffstyp in Deutschland auch "Barkasse" genannt. 

Rumpflänge:  12,0m
Breite:    2,9m
Tiefgang:    0,8m
Verdrängung:    6,5to
Leistung:     29PS

MATHILDA gehört seit 2006 zum Bestand des Museumshafen Övelgönne e.V..  Ihre 2-Zylinder Expansionsdampfmaschine von 1912, Fabrikat Philips und einem Wasserrohrkessel von Alex Ritchie, Essex, stammen von der Kapitänspinasse des australischen Leichten Kreuzers HMAS MELBOURNE, der 1912 in Dienst gestellt wurde. Nach seiner Ausmusterung, kam die Maschine der Pinasse über eine Farm in England schließlich dank des Engagements eines deutschen Unternehmers zu einer neuen Verwendug als Schiffsantrieb, diesmal im Rumpf der MATHILDA. Er ließ den Rumpf in Finnland 1996 nach Originalplänen bauen.

(Quelle: Volldampf e.K und WIKIPEDIA)

12.04.15 Markt der Kulturen



Bunt, exotisch und fair ging es an diesem Wochende im Flensburger Schifffahrtsmuseum zu. "Batikstoffe aus Südafrika, Gebrauchskeramik aus Marokko, Recyclingperlen aus Ghana, handgewebte Seidenstoffe aus Usbekistan, Silbermetalllampen aus Ägypten, modernes indisches Design aus Jute und Papier" hatte das Schifffahrtsmuseum angekündigt  und hinzugefügt: "Die Produktionskette ist immer nachvollziehbar. Alle Waren kommen aus kleinen Betrieben, in denen die Mitarbeiter ihr Auskommen finden." 

Während an diesem frischen Frühlingstag der Fischmarkt Besucher ans Bohlwerk und auf die Schiffbrücke lockten, drängten sich in dem ehemaligen Zollpackhaus viele Freunde von Angeboten aus fernen Ländern. Es bot ein Bild wie von in einem Basar. Der unvergessene Joseph Ringelnatz kommt mit seiner Ode an Segelschiffe in den Sinn, in der besingt, wie sie wertvolle Dinge "fürsorglich von Land zu Land" tragen. 
Das obere Stockwerk ist gefüllt mit seidenweichen Wollstoffen aus Afrika, in den magischen Farbkombinationen und Mustern dieses Kontinents. Auch Kleider, Umhänge, Bänder Schals aus Madagaskar und Bukina Faso. "Ich fahre in jedem Jahr mehrmals nach Afrika und bringe den Frauen Nähmaschinen; damit können sie arbeiten und etwas unabhängiger werden" sagte eine Anbieterin und wies auf ihre Angebote. Darunter auch ganz bezaubernde kleine Schmuckstücke aus den Resten von Getränkedosen. Wie arm müssen  Menschen sein, wenn sie damit ihr Auskommen verdienen und dennoch so vital und kreativ, dass so schöne Kunstwerke entstehen. Der Platz reicht nicht, um alle Eindrücke zu schildern. Ein Blick auf die Besucher - vorwiegend Frauen - zeigte, wie sehr sie der Markt der Kulturen in seinen Bann zieht.


Währendessen bot das Museumscafé den Besuchern kulinarische Erfrischungen zur Stärkung an und eine südamerikanische Gruppe spielte sanft schwingende Sambarhytmen. Ach ja, man sollte einfach mal wieder verreisen.



10.04.15 Flensburg voll Dampf

10. bis 12. Juli in Flensburg. Diesen Termin sollte jeder Freund maritimer Historie in seinen Kalender  schreiben.

Foto: Volldampf e.K.

Turnusgemäß steht in diesem Jahr der Hafen und die Förde wieder unter dem Zeichen des Flensburger Dampf-Rundum, das zwölfte Mal inzwischen. Die Veranstaltung, ursprünglich für den Erhalt des Salondampfers ALEXANDRA erfunden, ist mittlerweile die größte ihrer Art in Europa. Nirgends sonst treffen sich so viele große, kleine und ganz kleine Dampfschiffe wie hier im höchsten Norden Deutschlands. Sie alle folgend der Einladung des Vereins Drei Tage lang beleben sie die Kaiplätze an der Schiffbrücke und bieten ein Bild, das einst Normalität am Hafen war, jetzt aber seinesgleichen sucht. Auch die Klangkulisse ist komplett anders, als bei anderen maritimen Veranstaltungen. Während Motorschiffe und viele Traditionssegler ihre Fahrtbereitschaft mit dem mehr oder minder kernigen Ton ihrer Schiffsmaschinen kundtun, ist es bei den Dampfschiffen eher ein leises Zischen und Fauchen. Wenn die verschiedenen Schiffshörner, Typhone und Dampfsirenen nicht wären, könnte man von einer stillen Veranstaltung sprechen. Es wird getutet, was der Kesseldruck hergibt. Einfach so, aus Spaß an der Freude, aber auch in Sinne der sogenannten "Kollosionsverhütung". Einmal lang: "Achtung! Jetzt komme ich!" dieses Signal, als Warnung beim Ablegen, wird diesmal häufiger zu hören sein. Denn zum Einen rechnen die Organisatoren mit noch mehr teilnehmenden Schiffen als zuvor. Zum anderen sollen in jeder Stunde drei Schiffe zu Gästefahrten ablegen und - natürlich - auch wieder ankommen. Das heisst, alle zehn Minuten wird was los sein an der Hafenkante.

Das legendäre Dampferrennen wird es auch wieder geben - same procedure as ever since es die Veranstaltung gibt. Was antwortete Kapitän Weyhausen, Urgestein der Dampferszene und Gründungsvater des Dampf Rundum auf die Frage, ob das Konzept weiterhin bestehe? "Warum was Neues machen, wenn das Alte gut war!" Recht hat der Mann und so möge das Dampf Rundum weiterhin erfolgreich sein. Dennoch gibt es Änderungen, wenn auch nur sehr konservative. Auf dem Wasser werden keine Motorschiffe teilnehmen, mit einer Ausnahme: Das ehemalige Feuerschiff ELBE 3 wird mit seinem signalroten Rumpf gut sichtbar die Bahn des Dampferrennens markieren.
Anders sieht es an Land aus. Zwar werden auf der "Dampfermeile", dem Markt auf der Schiffbrücke, die Sehleute wie gewohnt gastronomisch und kulinarisch unterhalten. Das Schifffahrtsmuseum hat wiederum zwei Tage lang kostenlos geöffnet und bietet Modellschauen zum Thema "Dampf" an. Darunter als Besuchermagnet die große lebendige Hafenszenerie der IG Kaiserliche Marine. Anders als in früheren Veranstaltungen werden jedoch diesmal keine Lokomobile, Straßenwalzen und Dampfschlepper über die Straßen rollen. Man hört, es werde versucht, einen Schnellzug mit einer Lokomotive der Baureihe 01 präsentieren. Mal sehen ob das klappt. Schön wär`s ja.

Bei aller Freude über ein schönes maritimes Wochenende sollen die Macher
Noch ist ALEXANDRA unter Dampf. Der Kessel ist jedoch
in die Jahre gekommen und muss dringend erneuert
werden.
der Veranstaltung mit ihren Sorgen nicht ausgeblendet werden. Die kann man mit dem Sprichwort beschreiben "Ein Schiff ist ein Loch im Wasser, das ständig mit Geld gefüllt werden muss". Dampfschiffe sind so gesehen besonders große Löcher. ALEXANDRA hat gerade das Problem, dass der Dampfkessel ausgetauscht werden muss. Schlappe 500 Tausend soll das kosten. Um im Bild zu bleiben: das ist 'ne Menge Kohle. Apropos: Die gibts auch nicht geschenkt. Und so kommt es dazu, dass alle Fahrten mit Gästen zusammegenommen nicht einmal ihre Vollkosten decken. Jetzt wurde das Vereinsbüro aufgegeben und eine Dampf-Tombola ist geplant, um die alte Dame ALEXANDRA flott zu halten.

Falls jemand zufällig einen geeigneten Dampfkessel übrig hat oder mit einer Spende helfen möchte: Jede Hilfe ist willkommen. Hier ein Link auf die Seite des Fördervereins ALEXANDRA. Da kann man sich informieren oder auch als künftiges Mitglied melden.

Wir planen, in den HAFENMELDUNGEN in lockerer Folge Teilnehmer des 12. Flensburger Dampf-Rundum vorzustellen.

10.04.15 Handel im Schifffahrtsmuseum

Rum, Gewürze, Seide, Perlen, Stoffe und exotische Mitbringsel waren die Schätze, die Seeleute von ihren langen Reisen mit in die heimischen Stuben nach Flensburg oder aufs Land nach Angeln mitbrachten. Zur Freude der Beschenkten und zum Staunen der Nachbarn. 



So findet sich in mancher Familie Seltsames, so gar nicht in den herben Norden (nicht der echte, der ist weiter weg) Passendes. Die bestickte Decke auf dem Tisch der guten Stube aus dem fernen Indien hat Hinnerk mitgebracht, als er in Bombay war, die schöne Schale mit dem Silberrand war im Seesack von Heiko von seiner Reise mit Klippfisch nach Afrika …So oder ähnlich sind dieGeschichten, die dazu erzählt werden.



An diesem Wochenende hat jeder die Möglichkeit, selber einzutauchen in die Welt der Basare. 



Die Händler aus aller Welt haben ihre Stände im Schifffahrtsmuseum aufgebaut. Es gibt Kunsthandwerk aus aller Herren Länder, Antikes und Neues aus kleinen Manufakturen, die den Handwerkern den Unterhalt bieten und uns qualitativ hochwertige Dinge zum Kauf. Alles liebevoll ausgesucht und überwältigend farbig präsentiert. Da ist es schwer zu wiederstehen. Ganz im Vertrauen, ich hab' es auch nicht geschafft. Eine Kette hat den Besitzer gewechselt und Geschichten haben mich gefesselt, aber die sollte man sich von den Händlern selber erzählen lassen. 
 



Und das Schifffahrtsmuseum gibt sich mit Halben Eintritt zufrieden !!! 




Und es gibt Musik aus Senegal mit Saliou Cissokho am Samstag und mit Fuego del Norte aus Südamerika am Sonntag. 



Das Museumscafe hat auf Couscous, Maiscrepes, Baclava, Minzetee und andere Köstlichkeiten umgestellt, im Obergeschoß ist Teeverkostung.



Wenn man am Wochenende keine Gelegenheit hat mal schnell um die Welt zu reisen, im Schifffahrtsmuseum ist von Guatemala bis Usbekistan über Marokko, Ghana, Indien, China alles versammelt.

05.04.15 Ölbohrinsel auf 10 Grad!

Was wie eine Geheimsprache klingt wird für jeden sichtbar, der den Schiffssimulator im Flensburger Schifffahrtsmuseum besucht.  Wenn das nichts für künftige Kapitäne ist: Das Ruder des Containerfrachters fest in der Hand eines kleinen Jungen oder
Mädchens und gefühlte 10000 Tonnen Verdrängung unter den Füßen.
Auf der großen Leinwand des Simulators wird gezeigt, wohin die Reise geht. Heute führt sie in die Flensburger Förde. Während der junge Steuermann anscheinend voll und ganz in seinem Kopfkino aufgeht, konzentriert sich die kleine Schiffsführerin auf die Karte, um den  sicheren Kurs abzusetzen.
"Wie kommt der Dampf in den Kessel?" Fragen ist erwünscht und auf jede gibt es eine erhellende Antwort. Obwohl das Ostersonntagswetter besonders frühlingshaft lockt, haben sich einige Familien und Gruppen mit Kindern in der Maschinenhalle des Schifffahrtsmuseums zum Technik-Sonntag eingefunden. Und doch bleibt Zeit für geduldige Erklärungen zu den Geräten und Maschinen in der Halle. 
Wie jeden ersten Sonntag im Monat lädt die technische Crew nachmittags ein zu spannenden Einblicken in den Alltag auf der Brücke und im Maschinenraum. Besonders die Funktion der alten Mechanik erschließt sich  schon mit wenig Hilfestellung durch bloßes Hinsehen.





























Und falls Hinsehen und Zuhören nicht ausreicht: Besucher dürfen alles Anfassen, denn Begreifen wird hier wortwörtlich verstanden.

Im Museum glänzen die Maschinen und Geräte frisch und neu, egal wie alt sie sind und verbreiten in der Halle den Geruch nach alter Technik, von Schmieröl, Konservierungsöl und Lack, der süchtig machen kann.

Man fragt sich immer mal, ob es heute noch solche technischen Raritäten gibt, wie zum Beispiel Glühkopfmotoren. Einst haben sie die akustische Landschaft der Hafenstädte bestimmt. Namen wie Hundestedt, Bolinder und Brunvoll zierten Typenschilder der Motoren von Hafenschleppern, Fischkuttern und Dienstfahrzeugen bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch so wie Schiffe, die sie antrieben inzwischen abgewrackt sind, so wurden auch die Maschinen verschrottet. Man sollte meinen, dass die letzten Vertreter ihrer Zunft hoch in Ehren gehalten werden und keine Restaurationsobjekte mehr übrig geblieben sind. Doch weit gefehlt. Nur ein paar Meter von der Maschinenhalle entfernt, in der Museumswerft wartet ein "Dornröschen" auf seinen Prinz. Im Märchen von den Gebrüdern Grimm schlummert es in einem rosenbekränzten Schloss, im wahren Leben geht es rauer zu. Fragt sich nur, ob der rettende Kuss in diesem Fall nicht schon zu spät kommt. Es wäre jammerschade.



03.04.15 Kapitänsweg renoviert



So sehen die neuen Tafeln aus - ein vertrauter Anblick.
Der neu eingeführte QR-Code ist immer unten rechts und daher
auch für sehbehinderte Menschen und Menschen im Rollstuhl
leicht abzurufen
Nach gründlicher Vorarbeit kann der "Kapitänsweg" jetzt mit neuen
Informationstafeln auch sehbehinderte Besucher über Flensburgs reiche Geschichte als Hafen- und Handelsstadt informieren. Aus dieser Zeit sind viele große und kleine Bauwerke überkommen, die dabei eine wichtige Rolle spielten. Um deren Funktion Besuchern der Stadt nahe zu bringen, wurde schon vor Jahren mit dem "Kapitänsweg" ein Konzept realisiert, das Leben und Arbeiten in Flensburg im 19. Jhd. nachvollziehbar macht. 

Die Stationen des Kapiänswegs
Besucher folgen 14 Sationen der Besorgungsgänge eines fiktiven "Kapitän Petersen", die er nach der Rückkehr von einer Segelschiffsreise unternehmen musste. Sind auch die Person und die Handlung frei erfunden, so
sind die die genannten Fakten historisch belegt durch Quellen im Stadtarchiv und durch Schilderungen von zeitgenössischen Fahrensleuten. An jeder Station wird die Besonderheit des Ortes und seine Bedeutung für die Schifffahrt früherer Zeiten auf großen Tafeln und in einer kleinen Broschüre erläutert. 


Die Tafeln haben in den Jahren durch Umwelteinflüsse und leider auch durch Vandalismus sehr gelitten und mussten dringend erneuert werden. Mittlerweile entstanden auch neue Mittel und Verfahren, wodurch die Tafeln einerseits haltbarer werden, als bisher.  Andererseits können die Informationen nun auch  Menschen mit Sehbehinderungen zugänglich gemacht werden. 

Alle Tafeln haben jetzt einen QR-Code, über den die Informationen zum jeweiligen Ort mit einem für Internet und Barcode geeigneten Mobiltelefon individuell aufgerufen werden können und zwar auf deutsch und dänisch. Hierdurch bekommen Menschen im Rollstuhl und Sehbehinderte ebenfalls Zugang zu den Informationen.

Finanziert wurde diese umfangreiche Maßnahme durch private Sponsoren aus der Wirtschaft und vom Verschönerungsverein.

01.04.15 Die Plankengang

Auf der Backbordseite wurden alte Planken entfernt. Sie
sollen ersetzt werden. Die Stütze mittschiffs fixiert einen
Keil, an dem die neue Planke ausgerichtet werden soll.
Sie kocht derweil noch im Dampfkasten, damit sie besser
gebogen werden kann
Eine neue Planke, gut 80 Grad heiß, wurde im Laufschritt
zum Schiff getragen. Noch hängt sie, der Schwerkraft

folgend, "über Kopf". Eine erste Planke ist schon in
"Trockenposition" unter ihrem künftigen Platz fixiert.
Wie viele ältere Damen, sorgt sich AURORA von ALTONA aus dem Museumshafen Flensburg um ihr Äußeres. Auch wenn sie bei den Rum-Regaten oft den begehrten zweiten Platz und mit ihm die große Buddel Rum gewonnen hat: Mit den Jahren hat ihre Haut gelitten und so unterzieht sie sich schon seit längerem einer gründlichen Verjüngungskur. Bald sind alle ihrer alten Planken fachgerecht durch neue ersetzt worden. Diesmal sind es auf Backbord fünf und auf Steuerbord drei.

Sie wurden sorgfältig von den Spanten gelöst und gewähren nun einen ungewöhnlichen Blick in das Innere der Anatomie des Rumpfes.
Die Fotos zeigen die linke Schiffseite vom Heck aus betrachtet. Deutlich ist die kraftvoll geschwungene Form des alten Fischkutters zu erkennen wie sie durch die Spanten vorgegeben wird. Lange vor der heute im Flugzeug- und Karosseriedesign üblichen Flächen-Modellierung mit komplexen mathematischen Formeln haben Bootsbauer mit einfachen Mitteln ideale Linien für Schiffskörper entworfen. Das Ziel: Schnelle und zweckmäßige Rümpfe, handwerklich aus gewachsenen Planken gebaut. Das Ergebnis sind zeitlos harmonische Linien. Manche sagen, Schiffe seien schwimmende Kompromisse und wir meinen, traditionelle Holzschiffe gehören zu den die schönsten Kompromissen, die je geschlossen wurden.

Jetzt wird die zweite neue Planke ebenfalls unter ihrem
künftigen Platz in der "Trockenposition" mit Schraub-
zwingen befestigt.
Derweil drücken zwei weitere Bootsbauer das freie Ende
gegen den Rumpf. Der Anschlag in der Schiffmitte gibt
die genaue Lage vor.
Es reizt uns, zu sehen, wie die Arbeit vonstatten geht. In den HAFENMELDUNGEN berichten wir deshalb immer wieder über das alte Handwerk der traditionellen Bootsbauer*). Auch deshalb werden wir auf der Werft von der "Plankengang" mit dem freundlich gemeinten Ruf "Achtung, Werkspionage!" begrüßt.

Für jede neue Planke wird zuerst aus minderwertigem Holz eine individuelle Schablone mit passgerechten Maßen angefertigt. Sie gibt die Maße vor, nach denen die neue Planke aus gelagerten Holz gesägt wird.

Diese Planke wird in einem Dampfkasten "gekocht". Das kann man wörtlich nehmen, denn das Verfahren hat mit einem Dampfkochtopf vieles gemeinsam. Dadurch wird das feste Holz geschmeidig und kann gebogen werden, ohne zu brechen. Jetzt muss es schnell gehen, denn das Holz wird wieder fest, sobald es wieder kalt ist. Es ist übrigens ein Gerücht, dass Planken immer nur im Winter getauscht werden, damit sich die "Werfties" an dem heißen Holz die Finger wärmen können. Obwohl nicht mehr Winter, ist es heute besonders kalt, es regnet in kräftigen Schauern, mit nassem Schnee durchsetzt.

Da wird es nicht lange dauern, bis die Planken wieder abgenommen und weiterbearbeitet werden können. Ein wesentlicher Schritt ist dabei, die Schmiege anzupassen. Noch sind die Kanten der Planken rechtwinklig, so wie sie aus der Bandsäge kamen. Damit sie bündig mit den anderen Planken zusammengefügt werden können, müssen sie dem dort durch die Spantenkrümmung vorgegebenen Winkel, der Schmiege, angepasst werden. Ganz zum Schluss wird auf eine der beiden aneinanderstoßenden Kanten eine Fase, die Kalfatfuge, gehobelt. Erst dann wird die Planke endgültig angeschlagen.
Wer die Fotos genau betrachtet, wird in den dunklen Spanten helle Punkte erkennen. Sie stammen von Holzdübeln, welche die alten Löcher ausfüllen, die von den Nägeln stammen, mit denen die alten Planken befestigt waren.

Während wir zusehen geht die Arbeit zügig voran. In sechs Wochen ist Rum-Regatta in Flensburg. Dann soll AURORA wieder Zweite werden.

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*) zum Beispiel hier in den HAFENMELDUNGEN "Wintersport mit BODIL"