15.12.19 Sieben Jahre und 700 Meilen

Nach sieben Jahren Vorbereitung hat der historischen Kutterewer PROVIDENTIA eine neue Aufgabe übernommen. In diesem Jahr startete unter dem Titel "Seegang" die erste Reise in die Westliche und Südliche Ostsee. An Bord: 14 Jugendliche, zwei Lehrkräfte und zwei Mann Stammbesatzung. Nach 25 Tage und knapp 700 Seemeilen kamen alle wohlbehalten und prallvoll neuer Eindrücke zurück.


1995
Als wir vor einem guten Vierteljahrhundert den alten Hochsee-Ewer HF42 PROVIDENTIA zum ersten Mal sahen, machte seine wuchtigen Erscheinung großen Eindruck auf uns "Landratten". Knapp 30 Meter lang und fast sechs Meter Breit. So etwa musste der Ewer in dem Roman "Seefahrt ist not!" von Gorch Fock, alias Johann Wilhelm Kinau ausgesehen haben, den wir als Schüler oft gelesen haben, und der uns nachts regelmäßig abends mit Möwengeschrei in den Ohren und dem Geruch von Tang und Seewasser in der Nase Traumbilder von Schiffen und See bescherte. Kaum vorstellbar, dass ein solches Schiff untergehen könnte! 
2001
2012
Nun, in dem Zustand der HF42 PROVIDENTIA Mitte der neunziger Jahre war der Gedanke an Untergang und Verlust nicht ganz abwegig. Dem Schiff von 1895 hatten Alter, seine wechselvolle Geschichte und mangelnde Pflege ihre Spuren hinterlassen. Nun lag es am Kai einer Werft in Egernsund und sollte restauriert werden. Aber die Jahre vergingen. Mal wurde an dem Schiff gearbeitet, dann lag es wieder lange Zeit ohne sichtbare Besserung. Einmal schien es richtig voran zu gehen, dann lag es wieder still am Kai der Werft. Mittlerweile hatte ein neues Jahrtausend begonnen und das Schiff zweimal seinen Eigner gewechselt. Vor sieben Jahren wurde sie von der Ostseeschule in Flensburg übernommen. Jetzt ging es endlich wieder voran. Gruppen von jungen Schülerinnen und Schülern räumten Müll aus dem alten Rumpf darunter allein 12 Tonnen Eisenballast.  "Hat PROVIDENTIA wieder eine Chance?" fragten wir uns damals. Schließlich ging es mit einigen alten ehemaligen Gebrauchsseglern zu Ende. Die meist privaten Eigner kamen mit der notwendigen Pflege nicht nach, gelegentliche Fahrten mit zahlenden Gästen ließen zu wenig übrig für den laufenden Unterhalt.
Aber mit PROVIDENTIA ging es wieder voran. Die Ostseeschule in Flensburg, die den Wassersport
2016
in ihrem Konzept festgeschrieben hat, hatte den Segler übernommen. Um den Erhalt des Schiffes abzusichern, wurde ein Förderverein gegründet. Schon im Dezember wurden auf der Egernsunder Werft die Arbeiten am Rumpf abgeschlossen und das Schiff zu weiteren Instandsetzung nach Flensburg verholt. Bei einer Feierstunde in der Werfthalle der Robbe&Berking Yachtmanufaktur erläuterte Ulrich Dehn, Geschäftsführer der Ostseeschule, welche Rolle das Schiff im Konzept der Schule spielen sollte: als Notwe
ndigkeit "den Unterricht für Schülerinnen und Schüler im siebten bis neunten Jahr durch Aufgaben zu ergänzen, in denen das Gelernte in einer vorgegebenen Sinnstellung angewendet werden kann. Er ziele darauf ab dass die Mädchen und Jungen, die an dem Schiff praktisch gearbeitet haben, noch vor Ende ihrer Schulzeit auf dem Schiff segeln können. Im Konzept der Ostseeschule sei Wassersport festgeschrieben, da habe der Gedanke an ein eigenes Schiff nahegelegen. ein Schiff das die Jugendlichen aufbauen und in Stand halten und auf dem sie auch auf reisen gehen". 
Seitdem wurde der historische Hochseefischer, der letzte seiner besonderen Art, durch die Jugendlichen der Ostseeschule gemeinsam mit erwachsenen Fachleuten wieder für ihre neue Aufgabe seetüchtig gemacht. Eine riesige Zahl an Helfern, Spendern und Sponsoren hat mit ihrer Unterstützung geholfen, diese Mammutaufgabe zu bewältigen. Sie lag die meiste Zeit am Harniskai und der Fortschritt war für Jedermann öffentlich sichtbar. Derweil nahm auch das pädagogische Programm Fahrt auf, wie das Flensburger Tageblatt im Juli 2017 berichtete. Seit diesem Jahr ist PROVIDENTIA offiziell als Traditionsschiff zugelassen.  

Schließlich wurden es sieben Jahre, bis der Kutterwewer PROVIDEDNTIA HF42 zu seiner ersten lange Sommerreise im Rahmen des Konzepts der Ostseeschule aufbrechen konnte.  Dazu schreibt die Ostseeschule:

Foto: Jan Zier
"Der Plan war, 25 Tage den Seeraum zwischen Flensburg, Göteborg und Bornholm zu erkunden. Dieser in das Pädagogische Konzept der Schule eingebundene Lehrgang auf See – genannt „Seegang“ – fand nach erfolgreicher Restaurierung des Schiffes zum ersten Mal statt und soll künftig mindestens einmal jährlich wiederholt werden.Bei sommerlichen Wind- und Wetterbedingungen ging es los und gleich am ersten Tag fast 50 Seemeilen von Flensburg nach Marstal, der alten Seefahrerstadt auf der Insel Ærø. Weitere Stationen nach Norden waren dann Langeland, Kerteminde, Samsø und Ebeltoft, bevor der Kurs dann Richtung Osten wechselte. „Die Option, weiter Richtung Anholt und Göteborg zu segeln, haben wir nicht gewählt, da uns das Ziel Bornholm einfach mehr gelockt hat“, so der Lehrer Marc vom Endt. Er hat insbesondere das seglerisch-pädagogische Konzept entwickelt, das alle Jugendlichen stark mit einbezieht. So haben die Schüler mit jedem Tag mehr Aufgaben an Bord selbstständig übernommen und letztlich das Schiff oft fast allein gesegelt. Die Erwachsenen waren auf See meist lediglich als „Backup“ an Bord.
Foto: Jan Zier
Ging der Törn gen Norden noch durch den Großen Belt, nahm Providentia zu Beginn der zweiten Woche Kurs auf den Øresund. Natürlich standen die Festungsstadt Helsingør und dann Kopenhagen auf dem Törnplan. Die Providentia hatte einen exklusiven Liegeplatz gegenüber der Oper mitten in der Stadt. Nach einem Tag Aufenthalt in Kopenhagen ging es mit einem kurzen Zwischenstopp direkt nach Bornholm. Dies war der erste von zwei Tagen auf der Reise, an denen durch die Nacht gesegelt wurde. Viele der Schüler waren hiervon besonders angetan. „Am besten fand ich die beiden Nachtfahrten! Da war es oft richtig spannend, wenn wir in den Verkehrstrennungsgebieten auf die vorfahrtberechtigten Schiffe aufpassen mussten!“ resümiert Lorenz.
Foto: Jan Zier
Kritische Situationen gab es auf dem gesamten Törn nicht. „Natürlich sind wir beiStarkwind im Hafen geblieben. Für uns war die Sicherheit für Besatzung und Schiff immer oberste Priorität“ resümiert Kees van den Bos, der holländische Skipper.
Neben den täglichen Lerneinheiten in den klassischen Schulfächern gab es natürlich häufig Exkursionen an Land sowie konkret/praktischen Sport- und Biologieunterricht. Die wesentlichsten Lernprozesse haben sich aber natürlich abseits des Schulpensums entwickelt. Am letzten Abend fasste Emily ihre Reflexionen auf den „Seegang 2019“ zusammen: „Der Seegang war eine so tolle Zeit, die ich nie vergessen werde. Ich habe so viel gelernt, nicht nur übers Segeln, sondern auch über mich selbst. Ich werde die Zeit vermissen, aber ich freue mich auch sehr auf Zuhause.“
Unter vollen Segeln lief Providentia nach insgesamt knapp 700 Seemeilen in den Hafen von Flensburg ein, wo alle Eltern und eine große Zahl an Mitschülerinnen und Mitschülern ihnen einen begeisterten Empfang bereiteten.
Lehrerin Ulrike Stockhaus konnte ihre Euphorie über die 25 Tage kaum zurückhalten und rief den Familien der mitgereisten Jugendlichen zu: „Was ihr für tolle Kinder habt! Sie alle haben wesentlich zum Gelingen dieses Törns beigetragen.“ 

Sie waren aktiv dabei
Foto: 
Jan Zier

Ach ja, denken wir beim Schreiben. Jetzt noch mal fünfzehn sein und mitsegeln können - Das wärs! So wünschen dem Schiff und allen die auf ihm fahren allzeit "Fair Winds!" und immer eine sichere Heimkehr! 

18.11.19 Respekt, Respekt!

Was geschieht denn nun genau auf der ALEXANDRA? Letzte Woche erfuhren wir, dass unter anderem das Deck erneuert werden muss. Heute Abend brachte der NDR im "Schleswig-Holstein Magazin" weitere Einzelheiten. 


Wer es also gerne ein wenig genauer wissen möchte: Bitte HIER klicken. Der Beitrag zur ALEXANDRA beginnt bei fünf Minuten und 20 Sekunden. Sorry, einfacher geht es leider nicht. Also den Link aufrufen und im Video-Anzeigefeld den gewünschten Startpunkt einstellen.
Was wir interessant finden: Die Finanzierung der umfangreichen Sanierung wird ausschließlich durch Spenden gesichert. Respekt, Respekt!

15.11.19 Wir ham's ja

Der nach jahrelanger Verwahrlosung in Bremerhaven gesunkene Frachtsegler SEUTE DEERN wird nun doch gerettet. Damit endet ein längeres Gezerre um die Zukunft dieses "Denkmals".

Als wenn das Geld wie Herbstlaub auf den Straßen läge. Der Haushaltsauschuss des Deutschen Bundestages hat am Donnerstag beschlossen, dass Mittel von nun insgesamt 46 Millionen Euro bereitgestellt werden, um den verrotteten Segler "Stück für Stück" zu erneuern. Dabei hatte zuvor ein Gutachter dem Stiftungsrat des Deutschen Schiffahrtsmuseums als Eigentümer einen "konstruktiven Totalschaden" bescheinigt. 
Nebenan in Hamburg, war man bei der Wiederherstellung der Viermastbark PEKING vorsichtig genug, auf eine Totalrestauration zu verzichten und hat sich stattdessen mit einem "möglichst originalgetreuem" Zustand beschieden. Der Gesamtaufwand in diesem Fall: 35 Millionen vom Bund für ein immerhin noch schwimmfähiges Schiff. 

Nun kann man solche Projekte sicherlich nicht eins-zu-eins vergleichen. Die Schiffe sind unterschiedlich groß, aus unterschiedlichem Material gebaut und im Zeitpunkt der Entscheidung auch in unterschiedlichen Zustand. Im Fall der SEUTE DEERN ist aber sicherlich der Umstand einmalig, dass dieses sog. Wahrzeichen von Bremerhaven vor den Augen der Verantwortlichen vergammelt ist, bis es schließlich als "konstruktiver Totalschaden" auf Tiefe ging. 
Bleibt nur zu hoffen, dass der Haushaltsausschuss auch eine verantwortliche Trägerschaft für den Erhalt der wieder hergestellten SEUTEN DEERN beschlossen hat, die ihren Namen verdient. Sonst ist die Süsse bald wieder auf der schiefen Bahn. Aber davon ist leider nichts bekannt.

Vielleicht ging es bei der Entscheidung auch nicht primär um den Erhalt des Frachtseglers, sondern um "Gerechtigkeit". Darum, dass man glaubte nach der Zusage an "die Hamburger" jetzt auch "den Bremern" ein Schiff retten zu müssen. In dem Fall könnten wir Flensburger auch mit ein paar Rettungsschiffen aushelfen. Das eine oder andere ist auch schon mal oder immer noch abgesoffen. Meint etwa jemand, die wären zu billig für eine Entscheidung der Berliner? Kein Problem, wir können auch teuer. Und dass wir Schiffe vergammeln lassen können, ist auch bewiesen. Falls jetzt der Hinweis auf ALEXANDRA kommt: Falsches Beispiel! Das Schiff ist immer tipp-topp gepflegt, also absolut ungeeignet. 

13.11.19 Nicht die Eisbahn

Wer auf der Schiffbrücke aus Richtung Nord kommend zur Eisbahn an der Hafenspitze eilt, sollte nicht zu früh abbiegen. Sie oder er könnte sonst herb enttäuscht werden. Unter dem weißen Zeltaubau steckt nämlich Salondampfer ALEXANDRA, schwimmendes Wahrzeichen Flensburgs. 

Bevor wir lange über Zweck der Verkleidung spekulieren informiert Kapitän und Pressesprecher Günter Herrmann:
"Die alte Dame bekommt ein neues Deck und einen neuen Mast. Außerdem sind die Holzarbeiten am Decks- und Ruderhaus durch die Grundsanierung liegen geblieben. Also viel Arbeit für Crew und Fremdfirmen.Um die Arbeiten auch im Winter möglich zu machen wurde der Bereich großflächigeingeplant. Bis Ende März soll alles ferig sein."

Nun wissen wir's, und sagen artig "Danke!" 



03.10.19 Werftbilder

Es gibt noch Werften, die sich um traditionelle segelnde ehemalig Berufsfahrzeuge verdient machen. Um sie kennen zu lernen, muss man allerdings Flensburgs hinter sich lassen. Wir haben heute nach längerer Pause wieder einmal die Weft von Chr. Jonsson in Egernsund besucht und uns mit der Kamera umgesehen.


Ist schon ein merkwürdiges Gefühl, den Ort aufzusuchen, wo das eigene Boot fast zwanzig Jahre lang regelmäßig gewartet und, wenn nötig auch repariert wurde. Jetzt liegt der vereinbarte Termin für die jährliche Wartung einen Monat zurück. Wir haben ihn abgesagt, weil wir unsere WIEBKE BOHLEN, segelnder Lebensmittelpunkt und schwimmendes Sommerhaus vorher in neue Hände gegeben haben. Wir trafen einige alte Bekannte, redeten über Boote und die Welt und alles war wieder fast so wie früher. Hier nun einfach ein paar Bilder.

Der historische Ewer KAREN aus Fanø ...
... nähert sich dem Ende seiner Restauratio
Fast ein Neubau, aber nur fast
Traditionelles Bootsbauer- Handwerk

Alte Bekannte aus Flensburg. Hier: AURORA von ALTONA
und CHARLOTTE
VEGA mit Glühkopfmotor mal von hinten ...
... und mal von vorne betrachtet
E 87 RUTH mit eingezogemen Klüverbaum ...
... wird gerade aufgeriggt
STORE BJØRN (li) und CASTOR im Päckchen draußen ...
... und kerniger Duft von Eichenholz drinnen

22.09.19 SEUTE DEERN schwimmt wieder

Beim zweiten Anlauf und mit stärkeren Pumpen konnte der einhundert Jahre alte Squarerigger wieder auf seine Wasserlinie gebracht werden. 

Der NDR hat vor wenigen Minuten den aktuellen Stand veröffentlicht.











21.09.19 SEUTE DEERN: Bergung begonnen

Seit 14:00 Uhr laufen die Pumpen mit denen das Wasser aus dem Rumpf des im Hafen am Deutschen Schifffahrtsmuseum gesunkenen hundertjährigen Frachtseglers.

Zuvor wurden 20 Luftsäcke an Gurten befestigt, die in den letzten Tagen durch Taucher unter dem Rumpf hindurch geführt wurden. Dafür musste der Schlick auf dem Hafengrung an den jeweiligen Stellen entfernt werden. Die Arbeiten erforderten mehr Zeit als geplant.

Das Online Portal von Nord24 hat soeben ein Video veröffentlicht zum Stand der Bergung der hölzernen Dreimastbark. Darin informiert der Leiter der Aktion von Möller Survey über die Risiken:




18.09.19 SEUTE DEERN soll morgen schwimmen

Vor fast drei Wochen sank die hundert Jahre alte und sanierungsbedürftige Dreimastbark des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven an der Pier des Alten Hafens. Morgen soll sie wieder aufschwimmen.

SEUTE DEERN
Foto: buten un binnen
Seit Anfang des Monats wurde die Bergung des Dreimasters aus dem Jahr 1919 geplant und vorbereitet. Unmittelbar nach dem nächtlichen Unglück wurde Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantzhof in der Kreiszeitung mit der Hoffnung zitiert, das Wahrzeichen der Stadt an der Wesermündung bergen und restaurieren zu können. Schon bald danach liefen die Vorbereitungen an. Zunächst wurden Teile der schweren Takelage entfernt. Das sollte ein Kentern bei der Bergung verhindern. Zudem wurde der Rumpf unter Wasser mit einem Tauchroboter per Kamera untersucht, um den Zustand des desolaten Rumpfes genauer zu erfassen. Auch das eine Sicherungsmaßnahme, um weiteren Schaden an dem Wahrzeichen der Stadt zu verhindern. Dass die SEUTE DEERN schwer heruntergekommen war, ist schon vorher bekannt gewesen. Gelder wurden für ihre Sanierung bereitgestellt. In der Presse wurden wurden große Beträge genannt, 1,4 Millionen Euro allein für die Planung, 30 Millionen für die Sanierung. Jetzt werden zusätzlich über eine Million für die ungeplante Bergung genannt.

Mittlerweile ist die eigentliche Bergung angelaufen. Taucher haben Hebegurte durch den Schlamm unter dem Rumpf gezogen, an denen morgen Luftkissen für den notwendigen Auftrieb angebracht werden. Zudem wurden die Leckstellen im Rumpf so weit möglich geschlossen. Während das Wasser durch Pumpen aus dem Rumpf geschafft wird, soll das Schiff aufschwimmen. Kritisch bleibt die Gefahr, dass das "Süsse Mädchen" während des Manövers kentert. Schließlich konnte der Rumpf soweit er im Schlamm steckt nicht untersucht werden und auf eine Besichtigung von innen durch Taucher wurde verzichtet um sie nicht zu gefährden.


Wie es nach einer erfolgreichen Bergung weitergeht ist indessen noch unklar. Man will überlegen, ob die zugesagten Mittel tatsächlich in voller Höhe bereitgestellt werden. Darüber werden die Stiftung Deutsches Schiffahrtsmuseum und die Politik entscheiden. Der Ausgang ist ungewiss. 

06.09.19 Das gab's nur einmal...

... das kommt nicht wieder/ das war zu schön um wahr zu sein./ So wie ein Wunder fiel auf uns nieder/ vom Paradies ein gold'ner Schein.
Heute endete das Wunder. Nach vier Tagen reiste Königin Margarethe II. mit ihrer Yacht in Richtung Kopenhagen ab. 



Am Tag ihrer Ankunft vor vier Tagen sagte sie in einer Rede wie sehr es sie berührt, dass so viele Menschen zu ihrer Begrüßung erschienen sind und dass sich so viele in Deutschland Geborene Dänemark zugehörig fühlen. Zum Abschied heute haben sich trotz des Regenwetters wieder Viele auf der Schiffbrücke eingefunden, darunter viele Kinder mit Dannebrog-Fähnchen aber auch ältere und alte. Man spricht dänisch und deutsch, harrt ruhig auf die Ankunft der Königin. Sie soll mit einer größeren Eskorte anreisen, hört man. Die Zeitung hat 16:30 Uhr als Termin angekündigt, aber es wird dann doch noch etwas später. Vielleicht ist es bei Königinnen so, wie bei anderem lieben Besuch. Man mag sich nicht trennen und so vergeht die Zeit. 
Die Gangway liegt schon bereit, die Königin kann kommen. Am Fuß der langen Treppe steht eine blonde Soldatin in schmucker Uniform und hält mit der Hand am Rapier Wache. An Deck Offiziere mit weißen Mützen und Seesoldaten in weißen Hosen zu schwarzblauen Uniformjacken. Man kann ja zum Militär stehen wie man will, aber solche Uniformen machen schon Eindruck. Das auf Ironie getrimmte Kleinhirn lässt das Wort "Operette" durch die Synapsen zittern, aber das Gefühl sagt, sieht so aus, trifft es aber nicht den Kern der Sache. Die spürbare Vorfreude vieler Wartender spricht dagegen. Das hier ist nicht eine beliebige Show.

Jetzt zucken blaue Lichter über die Fassade des Hotels "Hafen Flensburg". Die Vorauseskorte der Polizei mit sieben Motorrädern kündigt sich an, gefolgt von einer Kolonne großer schwarzer Limousinen. Im Fond, die Scheibe ist herabgelassen, eine Dame mit großem Hut. Nein, das ist sie doch wohl noch nicht. Dann verstellen andere Schaulustige die Sicht. Jetzt sammeln sich an Deck immer mehr Besatzungsmitglieder und nehmen Haltung an. Und dann steigt die Königin auf die Gangway und begrüßt die Wartenden an Deck und an Land. Dänische Lieder werden gesungen, viele Stimmen fallen ein. Das sind keine einstudierten Chöre, da singen Leute wie Du und ich. In den Augen mancher alten Männer und Frauen glitzern Tränen. Ein Mann in der Menge reckt seine Mittelfinger hoch. Andere raunen sich zu: "Einfach ignorieren".
Als die Königliche Yacht schließlich den Hafen verlässt, leert sich der Platz auf der Schiffbrücke nur langsam. Der Staatsgast ist abgereist. Einen solchen Besuch werden wir wohl nicht noch einmal erleben.


03.09.19 Tag der Symbole

Was nur alle vierzig Jahre passiert, verdient größere Beachtung als das Tagesgeschäft. Heute ist so ein Tag: Die Königin von Dänemark wird mit der Königlichen Yacht in den Flensburger Hafen einlaufen um hier vier Tage lang zu verweilen.





Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Gestern wurden die Parkplätze an der Schiffbrücke komplett gesperrt. Heute morgen geschäftiges Treiben im Hafenquartier. Schon kurz nach neun holt ein Nachbar mit ein rotem T-Shirt (Aufdruck "Danmark") gewandet, eilig sein SUP-board, um vermutlich ihre Dänische Majestät beim Einlaufen in den Flensburger Hafen auf eigenem Kiel zu begrüßen. Die Bea (Beste Ehefrau von allen) des Hafenmelders ist schon mit rotem Rock und und passendem Top mit der Kamera auf dem Weg zum Hafen. Der Hafenmelder muss die Stellung halten: Die im Versandhandel bestellten roten Sandalen kommen wieder mal zu spät, könnten aber heute noch kommen.

Flensburg voller Symbole. Die Königin - Symbol der Identität unseres Nachbarn im Norden, Der Besuch - Symbol ihrer Verbundenheit. Das Rot - Symbol der Nation. Symbole sogar vom Himmel gespendet: Es regnet. Wie sangen wir als Kinder? Gott segnet, die Erde wird nass! Zeus näherte sich Danae als goldener Regen. Der Boden braucht Nässe so sehr wie Menschen royale Huld besonders wenn kein Gold vom Himmel fällt wie in der mythischen Geschichte. 
Und dann - ja dann erscheint die Royale Yacht im Hafen, fast 80 Meter lang, strahlend weiss mit goldener Bugzier und Seesoldaten an Deck, in adretten Uniformen. Der Regen hat aufgehört, die Menge an der Hafenkante klappt die Schirme zu. Und jetzt: DIE KÖNIGIN! Ein Kommando -  die Soldaten salutieren Ihre Majestät schreitet über die Gangway an Land und lächelt. Kinder mit Dannebrog - Fähnchen winken und jubeln. 



Schiffbrücke bereit zum Empfang
KDM DANNEBROG dreht ein zum Anlegen




Gleich wird sie angekommen sein ...
... und das Begrüßungskommitee muss nicht länger warten


































Mehr Fotos gibt's auf Facebook

02.09.19 Nicht perdü

Jeder denkt sie sind perdü, aber nein noch leben sie (Max und Moritz, sechster Streich)
Man kann sich kaum etwas Toteres vorstellen, als einen Bahnhof, in dem keine Züge ankommen oder abfahren. Mit Häfen ist es ganz ähnlich. Man könnte meinen, ohne Bens Fischhütte wäre im Museumshafen überhaupt nichts mehr los. Aber weit gefehlt. Bei den Lüttfischern geht noch was.



Erst vor zwei Tagen fragte uns ein Nachbar, ob es am Bohlwerk noch sowas wie Vereinsleben gibt. Als ehemalige langjährige Mitglieder konnten wir darauf nicht verbindlich antworten. Aber der Blick in die Aktuellen Schiffsmeldungen zeigt, dass es, abgesehen von den Großveranstaltungen, bisher in diesem Jahr erheblich weniger Schiffsbewegungen im Museumshafen gab, als im letzten Jahr. Allein im Juli waren es 75% weniger Ab- und Anlegemanöver. Nimmt man die Manöver bei Tagesausflügen hinzu, war der Unterschied noch größer, denn pro Boot gibt es nur eine Meldung  pro Tag. Und im gerade verstrichenen August war der Unterschied minus 68%. Aber auch sonst sieht man nur wenig Aktivität auf und an den Schiffen. Die meisten liegen da wie bestellt und nicht abgeholt. 

Das gilt aber nur für die unmittelbar am Bohlwerk liegenden "großen" Boote. 

Anders ist es am abseits gelegenen Anleger der Lüttfischerjollen. Wie es aussieht, gibt es hier zuwenig Platz für alle; einige liegen schon geraume Zeit am Ponton der Museumswerft gegenüber
Und heute bekamen wir dazu noch eine erfreuliche Mail mit aktuellen Bildern von den Jollenseglern: 
"Hallo Ihr beiden,  es ist vollbracht...der Fischerjollenanleger, der seit einem Jahr kräftigen Zulauf bekommt, hat sich am Freitag und Samstag wie die Krabben über das Bootshaus hergemacht.Die Hütte stahlt nun wieder in Ihrem elegant schwarzen Kleid.Zeitweise waren ca. 8 Menschen rund um die Hütte beschäftigt lose Substanz zu entfernen, die Türen zu weißen und neue Teerfarbe auf die zum Teil Morschen Bretter zu streichen... frei nach dem Motto Arbeit zieht Arbeit nach sich, hat sich leider herausgestellt, daß es einige morsche Stellen gibt, die zum Teil ausgebessert wurden. Wie im wahren Leben kommen wir nicht drumrum die Seite zur Wasserschutzpolizei komplett zu erneuern.Bei strahlendem Wetter war es eine Freude das Bootshaus zu pflegen. Alles im Allen eine tölle Aktion, die allen Nutzern zu Gute kommt und am Freitag Abend in eine Geburtstagtparty mündete."
Tatsächlich: Bei dem Spaziergang heute zeigte sich die Hütte in strahlendem Schwarz und die Türen und Fenster in hellem Lack ließen sie noch frischer wirken. 


Lüttfischer in Aktion
Foto; Sven Keller

02.09.19 Velkommen til Flensborg!

Morgen  wird die Dänische Königin Margrethe II mit ihrer Yacht DANNEBROG für einen viertägigen Besuch im Flensburger Hafen erwartet - zum ersten mal seit 1978.



HDMY Dannebrog (A540) 2017-08-16.jpg
KDM DANNEBROG
Foto: Wikipedia
Königliche Hoheiten aus Dänemark sind in Flensburgs Umgebung immer wieder zu Besuch. Wer auf dem Nybol Nor bei Gravenstein segelt, kann schon mal Prinz Frederik begegnen, wenn er mit seinem Drachenboot einen Segelausflug macht. Kein Wunder, Schloss Gravenstein, die Sommerresidenz des Dänischen Königshauses, ist gleich nebenan. 
Seltener ist die Königsyacht DANNEBROG auf der Förde zu sehen. Aber ab morgen wird sie gleich vier Tage lang im Flensburger Hafen festmachen. Das geht natürlich im meist ruhigen business as usual des von Freizeit- und Handelsschiffahrt geprägten Hafens nicht unter. 

Damit Ihre Königliche Majestät sicher und so weit möglich auch unbehelligt an Bord leben kann, werden die Parkplätze als Teil einer Sicherungszone rund um die Königliche Yacht komplett gesperrt. Schon heute gab es kein Erbarmen für Parkplatz suchende Autofahrer. Selbst Fußgänger und Radfahrer wurden vom überwiegenden Teil der Promenade abgewiesen. Ein ungewohntes Bild, ist doch dieser Teil der Kaikante mittags meist gut besucht.

Die Königin ist zwar dafür bekannt, dass sie offen auf Menschen jeder Herkunft zugeht, allerdings nur, wenn man ihr nicht gar zu nahe kommt. Leontine Gräfin von Schmettow schreibt in NDR.de dazu: "Wir wissen, dass die skandinavischen Königshäuser gar nicht so auf Etikette pochen. Aber wenn man es genau nimmt und alles richtig machen will, dann sollte man vielleicht bei der Begegnung mit dieser Königin warten, bis man selber angesprochen wird. Man sollte ihr nicht die Hand reichen, bevor sie nicht signalisiert, dass sie einen begrüßen möchte. Man kann als Frau einen Knicks machen. Man muss es aber nicht. Und das gleiche gilt für den Herren. Man kann mit einem leichten Nicken des Kopfes eine Verbeugung andeuten. Wichtig ist bis heute noch die richtige Anrede - also "Majestät". Und als Regel Nummer fünf: Vielleicht eine gewisse Distanz bewahren. Wir wissen: Königinnen und Könige möchten nicht gerne umarmt werden. Zuviel Körperkontakt gefällt den Monarchen nicht." Das können wir nachvollziehen. Nur das mit dem Knicks müssten wir wohl noch ein wenig üben. Wer die Königin besonders begrüßen möchte, sollte mit einem Dannebrog winken, der bekannten Dänischen Nationalflagge oder rote Kleidungsstücke tragen. (Für die Peniblen unter uns: Der originale Farbton ist RGB-Hex-Code E31836).

Dem Dänischen Generalkonsulat in Flensburg zufolge gilt der königliche Besuch tatsächlich als Auftakt für die offiziellen Feierlichkeiten im nächsten Jahr zum 100. Jahrestag der Festlegung der deutsch-dänischen Staatsgrenze. Die Grenze war nach einer Volksabstimmung im Jahr 1920 gezogen worden. Im Norden Schleswig-Holsteins verblieb die dänische Minderheit, der heute etwa 50.000 Menschen zugerechnet werden.

Margrethe II, erfahren wir aus dem Flensburger Tageblatt, sieht sich als Königin aller Dänen, egal ob sie im In- oder Ausland leben. Die Südschleswiger Dänen stehen ihr vermutlich besonders nahe. Diese gibt es unter diesem Namen seit 1920, als die heutige Grenzlinie zwischen Deutschland und Dänemark festgelegt wurde; Königin Margrethe entstammt dem Haus  Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und ihr Ururgroßvater war Prinz Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, ab 1863 König Christian IX. von Dänemark. Das mag ihre besondere Nähe erklären. 

Ihre Majestät besucht in dieser Woche unter anderem ein dänisches Pflegeheim und die Duborg-Skolen in Flensburg. Die dänische Minderheit lädt die Königin außerdem in die A.P. Møller Skolen in Schleswig ein. Außerdem besucht sie die historische Grenzbefestigungsanlage Danewerk, Schloss Gottorf in Schleswig und das Wikingermuseum Haithabu. Außerdem im Programm der Königin: Friedrichstadt, eine dänisch-friesische Schule in Risum-Lindholm, das dänische Unternehmen Danfoss, das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.
Am kommenden Freitag reist sie wieder ab. Natürlich mit der DANNEBROG. Dann heisst es an der Schiffbrücke wieder "freie Bahn" für Radler, Fußgänger und Parkplatzsuchende. 
Bis dahin sagen wir "Velkommen til Flensborg!"

Über das das Schiff:
Die KDM DANNEBROG, so der offfizielle Name, wurde nach der Dänischen Nationalflagge benannt. Sie wurde von 1931-1932 auf der Marinewerft in Kopenhagen gebaut und ersetzte die königliche Yacht von 1879, einen Raddampfer, der ebenfalls DANNEBROG hieß.
Sie hat zwei Funktionen. Zum einen ist sie in Friedenszeiten "Königliche Yacht", in Zeiten von Notstand oder Krieg kann sie als Lazarettschiff eingesetzt werden. Das Schiff ist eine genietete Stahlkonstruktion auf Querspanten, es hat einen Klipperbug und ein elliptisches Heck. In der Seitenansicht gliedert es sich in zwei Sektionen: Vor dem Schornstein ist der Raum für die Mannschaft, Ladung, und die Maschinenanlage. Das Königliche Logis ist im hinteren Teil untergebracht. Hier können im Notfall auch die Patienetn untergebracht werden, wenn das Schiff als Lazarett genutzt werden soll. Bei Besuchen in Dänischen oder ausländischen Häfen, wird das überdachte Achterdeck für Empfänge genutzt.

Die Königlichen Gemächer umfassen Räumlichkeiten für die Königin und den Prizgemahl, einen Speisesalon einen Aufenthaltsraum, das Schlafgemach etc. Die Bauherrin Königin Alexandrine hat die Inneneinrichtung nach ihren persönlichen Vorstellungen gestaltet. Das Königliche Appartement enthält Möbel und Einrichtungsgegenstände der vorherigen Königlichen Yacht von 1879.
Die Royal Yacht Dannebrog ist ein unabhängiges Kommando, das vom Chef des Marinehaushalts der Königin verwaltet wird. 
Technische Daten: 
Verdrängung:1,238 t 
Länge:78.43 m 
Breite:10.4 m 
Höhe:32 m 
Tiefgang:3.62 m 
Antrieb:
Geschwindigkeit:13.5 knots (15.5 mph; 25.0 km/h)
Radius:3,600 sm (6,700 km)
Besatzung:9 Offiziere und 43 Mann der Königlichen Dänischen Marine
(Wikipediain Auszügen übersetzt von HAFENMELDUNGEN)

01.09.19 Bark SEUTE DEERN gesunken

Wer bisher angenommen hat, dass der Denkmalschutz ein Denkmal schützt, wurde jetzt eines Besseren belehrt. Die vor 14 Jahren mit dem besonderen Schutzstatus ausgezeichnete Dreimastbark SEUTE DEERN aus dem Jahr 1919 ist gestern Abend im Alten Hafen von Bremerhaven auf Grund gegangen. Damit ist ein weiteres mal ein "letztes Schiff seiner Art" in Not geraten. 
Foto: NDR

Erst vor drei Monaten ging die Nachricht vom spektakulären Unfall des Lotsenschoners Nr. 5 ELBE durch die Presse. Der gerade erst aufwendig restaurierte, ebenfalls denkmalgeschützte 136 Jahre alte Segler sank nach einem spektakulären Zusammenstoß mit einem Container Feeder. Zurzeit wird die Überführung zur erneuten umfangreichen Reparatur auf der Werft in Hvide Sande in Dänemark vorbereitet.

Während die ELBE am hellen Tag und vor den Augen zahlreicher Zeugen mit dem Frachtschiff zusammenstieß, spielte sich das Drame der SEUTE DEERN nahezu unbemerkt ab. Das Hamburger Abendblatt berichtet, dass ein Passant um 21.30 Uhr die Feuerwehr alarmiert habe, weil das Schiff Schlagseite nach Steuerbord entwickelt habe. Der Rahsegler lag zu der Zeit an seinem Liegeplatz im Alten Hafen. Weiter erfahren wir, dass die 39 Einsatzkräfte das Schiff zu ihrer eigenen Sicherheit  wieder verlassen mussten, zumal die Festmacherleinen zu brechen drohten und die ersten Planken im Rumpf gebrochen waren. Vor Mitternacht zwei Meter tiefer als vorher und saß auf dem Hafengrund. 


Das hunderste Jahr des historischen Schiffes steht offensichtlich unter einem bösen Stern. Mitte Februar brach im Abluftkanal einer Abzugsanlage ein Brand aus. Das war jedoch nicht der einzige Tiefpunkt im langen Leben des Seglers. Nach einer Recherche von "Buten un Binnen" machte sie von Beginn an "Ärger", musste ständig gelenzt und oft repariert werden. In Bremerhaven, wo sie seit 1966 zuhause ist, wurde sie grundsaniert. Aber bis 2005, als ihr der Denkmalschutz-Status zugesprochen wird, verschlechterte sich ihr Zustand wieder. Pro Tag mussten zuletzt lt. NDR 150 Tonnen Wasser aus dem Rumpf gepumpt werden. Als Ursache dafür dass sie jetzt im Hafen gesunken ist, wird durch ein Versagen der Pumpen vermutet. 

Es gab bereits Überlegungen, was mit dem Aushängeschild vom Deutschen Schifffahrtsmuseum und von der Stadt Bremerhaven geschehe solle. Da wird ein Gesamtumfang von 30 Millionen Euro genannt. An anderer Stelle wird berichtet, im Mai seien 1,4 Millionen sollten für erste Sanierungsarbeiten bereitgestellt. werden. Laut der Kreiszeitung hat Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz weiter Hoffnung für das historische Segelschiff. „Auch wenn die „Seute Deern“ schwer beschädigt ist, müssen wir das Schiff zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aufgeben“, sagte er am Samstag. Entscheidungen zum Wahrzeichen der Stadt müssten mit großer Sorgfalt vorbereitet werden.
In der nächsten Woche soll sich ein Gutachter, den das Deutsche Schiffahrtsmuseum als Eigentümer des Seglers bestellt hat, ein Bild über die entstandenen Schäden verschaffen und zu ersten Ergebnissen kommen.

30.08.19 Gerettet!

Wer in Flensburg die lange Treppe von der Rathausstraße zum Museumsberg hinauf steigt, wird durch den Blick auf eine anrührende Bronzeplastik belohnt. Nun haben wir bei einem Besuch der Deutschen Nationalgalerie in Berlin die gleiche Plastik wiedergesehen.

Der Fischer - Gerettet von Adolf Brütt (1887/1892)
Ein bisschen kann einem der Fischer mit der jungen Frau schon leid tun. Da hat er - vermutlich selbstlos - ein Menschenleben vorm Ertrinken gerettet und zum Dank muss er auf ewig und fern ab von jedem Wasser die hoffentlich noch lebende Schönheit mit sich herumschleppen. Und das dazu noch in der Hitze des Sommers bei 35 Grad im Schatten vor der Deutschen Nationalgalerie. Wo der nur mit seiner wohlgeformten Last herkommt? Vermutlich nicht vom Historischen Hafen Berlin am Märkischen Ufer der Spree. Da laufen genügend Leute herum, die einen Rettungswagen gerufen hätten. Das Flensburger Pendant der Berliner Plastik ist aus demselben Grund vermutlich nicht beim Historischen Hafen Flensburg aus dem Wasser geklettert.
Wir verdanken die lebensgroße Bronzegruppe dem Husumer Bildhauer Adolf Brütt. Er war seinerzeit führender Vertreter des "Norddeutschen Realismus", hochdekoriert und weithin bekannt. Da hätten die Plastik und ihre Kopien eigentlich realistische Standorte verdient.

Tatsächlich liegt der Ursprung des anrührenden Bildwerks an der Kieler Förde. Zumindest hat das der Künstler der Nachwelt hinterlassen: Ein Unglück an der Kieler Förde habe ihn zu dieser Skulptur angeregt. Dort hat man ihm diese Arbeit gedankt: Eine Kopie von "Gerettet" steht in Heikendorf - ganz realistisch und nahe beim Wasser.

22.08.19 Muß man hin und sehen

Oliver Berking hat America's cup nach Flensburg geholt. Die ehrwürdige weltberühmte Kanne ist ein Highlight unter vielen der aktuellen Ausstellung im Robbe & Berking Yachting Heritage Center. Sie wurde heute Abend im Kreis zahlreicher Gäste eröffnet. Der Americas Cup, das älteste Yachtrennen der Welt wird seit 1870 ausgetragen. Thema der Ausstellung ist "die Geburtsstunde der ältesten Trophäe im Segelsport und die Entwicklung hin bis zur neuen Zeit". 



Schoner AMERICA, Namensgeberin der
Regatta
© America's Cup
"America's Cup" heisst auch die Trophäe der Regatta. Sie verdankt ihren Namen dem Schoner AMERICA vom NY Yacht Club, der sie 1851 in einer Regatta gegen 15 Yachten des Royal Yacht Squadron aus dem Vereinigten Königreich gewann. Nach dem Sieg vor der Isle of Wight dauerte es noch bis zum Jahr 1870 als das Rennen unter dem bis heute gebräuchlichen Namen "America's Cup" ausgetragen wurde.

"Den Pokal, den das erfolgreiche Syndikat erhielt, übergab es dem New York Yacht Club mit der Auflage, dass der Pokal von anderen Yachtclubs, die aus anderen Nationen stammen müssen, herausgefordert werden könne" (WIKIPEDIA). Und weiter: "Die Amerikaner verteidigten den Pokal in einer unvergleichlichen Siegesserie 132 Jahre lang (von 1851 bis 1983) bei 25 unregelmäßig stattfindenden Wettbewerben."
Während die nach dem legendären Schoner AMERICA genannte Regatta immer noch gesegelt wird, wurde die Namensgeberin 1942 abgewrackt. Sie war in einem Schuppen der U.S. Navy verrottet.








Die Trophäe ist eine nach heutigem Geschmack ziemlich gewöhnungsbedürftig gestaltete "alte Kanne" aus versilbertem Zinn. Der Royal Yacht Squadron hatte den Pokal für 100£  erworben. Aber bekanntlich entsteht Schönheit im Auge des Betrachters; zumal, wenn er die Kanne gewonnen hat. Von dem knapp 70 cm hohen Original gibt es nur sechs Kopien. Eine davon wird in der Ausstellung des Robbe& Berking Yachting Heritage Center präsentiert. Wer sie sehen will, muss sich aber ziemlich hoch recken. Sie schwebt, für die Betrachter unerreichbar, weit über den Köpfen. Die meisten Besucher werden das gute Stück in ihrem Leben vermutlich nur einmal zu sehen bekommen und das hier in Flensburg.







Über die "100 Sovereign-Kanne" schreibt die amerikanische Zeitschrift Boat:
"Der America's Cup ist eine besonders hässliche Trophäe - und ihr fehlt ein Boden, so dass man noch nicht einmal aus ihr trinken kann aber dennoch haben einige der reichsten Männer in der Geschichte hunderte Millionen Dollar ausgegeben bei dem Versuch, sie zu gewinnen. Unsummen für den Cup auszugeben ist eine Tradition, die unmittelbar zu seinem Ursprung zurückführt. John Cox Stevens, commodore des New York Yacht Club, leitete 1851 ein sechsköpfiges Syndikat, dass den 31 Meter großen Schoner AMERICA  über den Atlantik brachte um Preisgeld zu gewinnen. Sie forderten jedermann, ohne Rücksicht auf Alter, Befähigung oder Erfahrung zu einer Wette über 10.000$ auf den Sieg heraus, aber niemand wollte darauf eingehen. ... Sie gewannen im Rennen eine Trophäe im Wert von 100£. Aber durch den überzeugenden Sieg stieg der Wert des Schoners und so konnte er für 5000$ über den Anschaffungspreis verkauft werden. Seitdem wurden Unsummen für den Versuch ausgegeben, den Preis nach England zurückzuholen. Der hartnäckigste Herausforder war Thomas Lipton. Geboren in Glasgow, wo seine Eltern ein Lebensmittelgeschäft besaßen, verließ er sein Elternhaus im Alter von 14 Jahren mit acht Dollar in der Tasche und kam als Millionär zurück. In diese Zeit fallen die ersten seiner fünf Herausforderungen für den America 's Cup. Im Jahr 1899 kontrollierte er 10 Prozent des weltweiten Teemarktes, aber er gewann nur zwei der 16 Rennen, in denen er für die Trophäe konkurrierte." 
(auszugsweise Übersetzung von HAFENMELDUNGEN)
Die Magie des America's Cup wirkt bis heute. Die nächste Ausscheidung, die 37ste, findet 2021 in Auckland, New Zealand statt.   

Gäste, das Modell der RELIANCE und der Cup
Herz der Ausstellung ist das Modell der Yacht RELIANCE. Durch seine schiere Größe beherrscht das Prachtstück die Halle des Yachting Heritage Centre. Das Urteil der Besucher über diese einzigartige Attraktion ist dennoch einhellig positiv ausfallen. Die originale Yacht aus dem Jahr 1903 war mit ihrer Länge über Alles von rund 61 Metern und einer Segelfläche von 1500 m² die größte, die je für eine Regatta um den America's Cup gebaut und gesegelt wurde. Das Modell steht dem Original in Punkto physischer Größe in nichts nach - bei einem Maßstab von 1:6 und somit 10 Metern Gesamtlänge und ebenfalls zehn Metern Höhe bis zum Masttopp. Das Modell hat Sandy Lee vom Herreshoff Museum in Bristol, Rhode Island gebaut, es ist als Leihgabe nach Flensburg gekommen. Wer es betrachtet, bekommt unmittelbar einen Eindruck von der gewaltigen Größe des Originals. Das liegt auch an den maßstabgerechten Figurinen des damaligen Rudergängers Charlie Barr und einiger andere Yachtleute an Deck. In Kampfstärke besetzt, brachten 60 bis 70 Profisegler die riesige Yacht an den Wind. Sie soll damals 175.000 $ gekostet haben. Das sind nach heutigem Wert etwa dreihundert Millionen Euro. Vor dem ersten Weltkrieg waren internationale Ausscheidungen Maßstab für das Prestige der Industriestaaten. Da spielte Geld nur die zweite Rolle. Der zeitgenössische Yachtdesigner G.L. Watson spottete damals: "Als Ballast empfehlen wir Platin; sollte der Auftraggeber wegen der Kosten grummeln, nehmen wir eben Gold."





Über den America's Cup ist in der Ausstellung viel zu erfahren. 


Alleine schon die originalen Halbmodelle der Siegeryachten zu betrachten ist eine eine Zeitreise durch den Yachtbau. Sie beginnt mit großen Schoneryachten, teils mit Schwenkkiel über die nicht minder großen J-Jachten bis zu den Hydrofoil-Konstruktionen von heute. Nicht zu vergessen die 12-er, die Jahrzehnte lang um den America's Cup segelten und die wir immer wieder auf der Förde unter Segeln sehen können. Dazu zahlreiche kleine und große Modelle weiterer Yachten. Bei nahezu jedem könnte man stundenlang die maßstabgerechten Details der Rümpfe und Riggs erkunden. Wer das beginnt, erlebt ein Kopfkino besonderer Güte. Dazu originale historische Filme, die bisher nicht gezeigt wurden. 
Aber verweilen wir noch bei der RELIANCE. Die Riesenyacht, entworfen von N. Herreshoff, gewann 1903 das Rennen gegen SHAMROCK III von W. Fife. Schnell auf der Regattabahn, ging es mit ihr danach auch schnell zuende. Denn, technisch auf der Höhe ihrer Zeit, war sie unter anderem aus Tobin Bronze (Messing) auf Stahlspanten gebaut, die einen Bleikiel von 102 Tonnen trugen. Auch damals hätte man diese Werkstoffe nicht mehr ohne weiteres zusammen verarbeitet. Denn zusammen mit Salzwasser eignet sich diese Kombination hervorragend als
 Stromquelle. Zeitgenossen nannten RELIANCE daher zutreffend eine "schwimmende Batterie". Aber der Konstrukteur hatte die Auftraggeber vor der Korrosionsgefahr gewarnt und prophezeit, dass sie das erste Jahr nicht überstehen würde. Aber sie sollte nicht dauerhaft, sondern schnell sein, meinten die Kunden. Tatsächlich wurde sie nur ein Jahr nach dem siegreichen Rennen gegen SHAMROCK III abgewrackt. Den Auftrag dazu bekam die Abwrackwerft folgerichtig gleich nach dem Baubeginn der Yacht. SHAMROCK III verlor die Regatta, überdauerte aber bis 1920. 

"The America's Cup, the history of the oldest and one of the most fascinating trophies in sports", so der offizielle Name der Ausstellung. Der Besuch lohnt sich. Wir konnten schon mal beim  "making of" reinschnuppern.


Rigging-up  RELIANCE's model
Zeichnung W.Kühn