30.09.14 Kapitänsweg alt wie neu

Der Kapitänsweg Flensburg
Der Flensburger Kapitänsweg hilft Besuchern, die Geschichte und maritimen Sehenswürdigkeiten der Fördestadt kennenzulernen. Auf ihm "folgen Sie einem Flensburger Kapitän aus der Zeit der Segelschifffahrt auf einem Rundgang, wie er ihn im 19. Jahrhundert hier in Flensburg zu erledigen hatte. Die Figur des „Kapitän Petersen“ und die gesamte Handlung sind frei erfunden, aber alles hätte sich so zutragen können. Mit Hilfe der Quellen des Schifffahrtsmuseums, des Stadtarchivs sowie der Kenntnisse alter Kapitäne und Fahrensleute wird ein Stück des Hafentreiben von vor 100 Jahren wieder lebendig. Vierzehn Stationen auf diesem Weg sind durch Tafeln beschildert. Sie erklären die Besonderheit des jeweiligen Ortes und seine Bedeutung für die Schifffahrt früherer Zeiten", informiert der Historische Hafen Flensburg.

So sehen die neuen Tafeln aus - ein vertrauter Anblick.
Der neu eingeführte QR-Code ist immer unten rechts und daher
auch für sehbehinderte Menschen leicht aufzufinden

Besucher von nah und fern studieren die Tafeln und den zugehörigen Flyer gerne und aufmerksam, um die Stadt und ihre Geschichte zu erkunden. Doch die Tafeln zum "Flensburger Kapitänsweg" sind in die Jahre gekommen; die Flensburger Sonne und Reinigungen nach Sprayattaken haben ihnen zugesetzt. Auch die Welt hat sich verändert. Neuere Erkenntnisse zum Leben eines Kapitäns im 19. Jhdt. sollten Eingang in die Texte finden, und zur Bebilderung der Geschichten zu einzelnen Stationen sind besser geeignete Illustrationen gefunden worden. Auch die Verbindung zum Konzept "Historischer Hafen Flensburg" soll herausgestellt werden. "Barrierefreiheit" der Information war ein lang gehegter Wunsch der Initiatoren im Schifffahrtsmuseum Flensburg. Kurz gesagt, mit der Renovierung der Schilder sollen auch neue Konzepte vorbereitet werden - ohne ihr vertrautes Erscheinungsbild zu opfern. Das soll ein QR-Code möglich machen, wie er schon erfolgreich bei den Schildern der Rum- und Zuckermeile eingeführt wurde. Durch ihn können Hörtexte die gedruckten Texte  ergänzen. In späteren Entwicklungsschritten können die Hörtexte angepasst werden, um zum Beispiel blinden Zuhörern die Illustrationen auf den Tafeln zu schildern. Nach wie vor wird das Informationsangebot auf den Tafeln jedoch zweisprachig auf Deutsch und Dänisch präsentiert.

Die Information über das Projekt des Flensburger Schifffahrtsmuseums wurde von dessen Leiter Dr. Thomas Overdick und von Rainer Prüß, Wirtschafts- und Kulturkonzepte Flensburg, in den Räumen der Flensburger Druckerei Printline vorgestellt. Letztere ist auch einer der Sponsoren aus der Region, die das Projekt möglich machen. Printline produziert die Tafeln in digitalem UV-Druck. Sie sind besser gegen UV-Strahlung und Vandalismus geschützt als die bisherigen Schilder.
Bis zur nächsten Saison sollen die Tafeln samt der Hörtexten den Besuchern verfügbar sein.

29.09.14 Kiel: Feuer auf Traditionsseglern

Vorgestern brannte es auf zwei Traditionsseglern, die häufig in Flensburg zu Gast sind:

CATHERINA
CATHERINA
Foto: http://www.windisourfriend.com
Auf dem holländischen Schoner brach vormittags im Maschinenraum ein Brand aus. Die automatische Löschanlage wurde ausgelöst und die Mannschaft konnte verhindern, dass sich der Brand auf weitere Teile des Schiffes ausbreitete. Als das Feuer ausbrach, war das Schiff bei Kiel Holtenau in Fahrt. Die DGzRS konnte gemeinsam mit der Feuerwehr das Feuer endgültig löschen. Insgesamt waren vier Schiffe von DGzRS und Polizei mit 40 Einsatzkräften im Einsatz.


ROALD AMUNDSEN vor zwei Jahren in Flensburg



ROALD AMUNDSEN

Bei Schweissarbeiten auf der Lindenau-Werft brach nachmittags auf der deutschen Brigg ein Feuer aus. Einsatzkräfte konnten den Brand glücklicherweise in kurzer Zeit löschen.

Quelle für beide Berichte: http://www.esys.org/news/sos.html

29.09.14 Fressfeinde


Teredo Navalis (Schiffsbohrwurm)
Foto: WIKIPWDIA































Dieser Pfahl aus nordischem Nadelholz hielt ein Jahr lang durch
Dieses Burmateak schaffte immerhin sieben Jahre
Im letzten Dezember wurden im Museumshafen einige Pfähle ersetzt (wir berichteten). Sie waren teils bei dem Herbststurm “Christian” gebrochen, teils aber auch nach einer Inspektion als unsicher befunden worden. Die Ursache hierfür ist zu großen Teilen der Bohrmuschel “Teredo navalis” zu verdanken. Man könnte sie auch den "Terror der See" nennen. Denn die Molluske hat sich bedauerlicherweise Holz als Siedlungsraum gewählt, wenn es dauerhaft im Wasser liegt. Ihre Larven bohren winzige Löcher in die Oberfläche, fressen sich in die Holzstruktur und fressen und wachsen und wachsen und fressen, bis von einem ehemals tragfähigen Holzpfahl nur noch ein Gebilde übrig ist, dass eher einem Naturschwamm, als einem veritablen Baumstamm entspricht. Der Schädling ist schon lange bekannt. Auch Kolumbus verlor Schiffe seiner Expeditionsflotten, mit denen er Amerika entdeckte. Die Planken wurden von der Bohrmuschel zerfressen und das Wasser sprudelte aus unzähligen Löchern in den Rumpf. Solche Lecks waren mit damals bekannten Mitteln nicht zu beherrschen, denn wurden auch viele Löcher verschlossen, kamen neue hinzu. Schließlich mussten Planken und Spanten wiederholt ersetzt werden, bis das Schiff als “wirtschaftlicher Totalschaden” endete. Schon die alten Römer versuchten, den gierigen Nagern den Zugang von außen zu versperren. Sie benagelten ihre Schiffe mit Bleiplatten. Spätere Schiffsbauer  verwendeten Kupfer. Besonders Kriegsschiffe und auch Frachtschiffe wurden mit dem damals wie heute teuren Schutz ausgegestattet.

Eine Zeitlang glaubte man, dass besonders harte Hölzer einen besseren Schutz bieten, als die in Europa im Schiffbau häufig verwendeten Nadelhölzer. So kamen Teak und Mahagoni zu der Ehre, als Baustoff herzuhalten. Besonders die Hölzer aus tropischen Ländern, naturgewachsen, wurden in großer Menge geschlagen. Sogar Hafenanlagen wurden bis in die jüngste Zeit aus Teak gebaut.

Doch aller Aufwand scheint vergebens, wie wir bei unserem Werftaufenthalt erfuhren. Werftchef Christian zeigte uns, was von Burmateak nach nur sieben Jahren übrigblieb, das einst auf den Ochseninseln für Dalben verbaut wurde. Holz, das so hart ist, dass normale Werkzeugstähle ausglühen, war komplett zerfressen, wie die Fotos zeigen. Er meinte, das Problem mit dem Muschelfrass habe in den letzten Jahren zugenommen. Er selber setzt bei seinen Anlagen ebenfalls hölzerne Dalben, schützt sie aber dort, wo sie im Grund stecken durch Folien und berichtet über ermutigende Erfahrungen.

Andere Feinde bedrohen die teuren Pfähle von oben. Pilze zerstören Holz in seinen Hauptbestandteilen Lignin und Zellulose. Das Ergebnis kann am Historischen Krahn auf dem Bohlwerk betrachtet werden, wo einer der tragenden Pfeiler an seinem Fuß komplett aufgelöst wurde.
Braunfäule im Querschnitt eines
Baumstamms
Foto: WIKIPEDIA
Er ist mittlerweile geschient wie das Bein des Piraten John Silver in der Geschichte von der Schatzinsel. Der Museumshafen sucht derzeit Geld für eine fachgerechte Reparatur.

Ein anderes Beispiel kann man in unmittelbarer Nähe der Wachhütte sehen, wo Ben seine bekannten Fischbrötchen verkauft. Dort ist ein Dalben im oberen Bereich stark angegriffen und beginnt, sich aufzulösen. Vielleicht sollten diese Pfähle künftig oben durch Blechkappen oder Teeranstrich zu schützen. Früher wurden die Köpfe mit Bleiweiss gestrichen. Das wirkte zuverlässig, wurde aber inzwischen ersatzlos verboten.

Besonders gefährlich ist der Hausschwamm. Er verursacht sowohl Braun- als auch Weissfäule. Beide zerstören das Holz zuverlässig in kurzer Zeit, wie an Pfählen im Museumshafen zu beobachten ist. Den Hausschwamm zu bekämpfen ist sehr schwierig. Er breitet sich wie alle Pilze durch Sporen aus, die mit der Luft transportiert werden. Oder sie werden durch die Festmacher gleich mit an Bord geholt. Hausschwamm in Dalben und Pfählen  eines Hafens ist für Holzschiffe eine ernste Bedrohung.


Hausbock (Hylotrupes bajulus)
Foto: WIKIPEDIA
Auch der Hausbock. ist ein Fraßfeind. Seine Larven fressen das Totholz (zum Unterschied zu lebendem Holz) von Nadelhölzern. Hiergegen kann man sich jedoch schützen. In WIKIPEDIA ist zu dem Thema zu erfahren:

„Die an und für sich sehr legefreudigen Hylotrupes-Weibchen legen ihre Eier nur in Spalten, z. B. Holz-Trockenrissen, von bestimmter Breite ab. Bei künstlichen Spalten mit parallelen Wänden werden fast ausschließlich Breiten von 0,3–0,6 mm gewählt. Rauhe Flächen werden glatten eindeutig vorgezogen, doch hängt der Eintritt der Eiablage nicht von einer bestimmten Oberflächenbeschaffenheit des Holzes ab.“
aus: Becker, Sinnesphysiologische Untersuchungen über die Eiablage des Hausbockkäfers, 1943, Staatliches Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem
Mit anderen Worten: Glatte und lackierte Oberflächen werden seltener angegriffen.

27.09.14 DAGMAR AAEN ist wieder da

Nach langer Reise zurück: Arved Fuchs
(bei seiner Ankunft im Museumshafen)
Foto: Arved Fuchs Expeditionen
Man darf die beiden fast nicht in einem Atemzug nennen, aber wenn es nun mal so ist: Einen Tag vor WIEBKE BOHLEN ist auch der berühmteste Segler des Museumshafens wieder an seinen Liegeplatz zurück gekommen: DAGMAR AAEN aus Wewelsfleth, Haikutter von 1931, das Expeditionsschiff von Arved Fuchs. Über die Rückkehr berichtet die Flensburger Zeitung in ihrer Ausgabe vom 27. September unter dem Titel "Kalter Sommer auf der Dagmar Aaen". Wer die Stationen der Reise nachvollziehen möchte, dem sei das Logbuch in der Internetseite von Arved Fuchs Expeditionen empfohlen. Einige zusätzliche Berichte sind auch hier in den HAFENMELDUNGEN erschienen.

DAGMAR AAEN kurz vor ihrer AnkunftFoto: Arved Fuchs Expeditionen
Nachdem wir dem Schiff und seiner Crew bei der Abreise einen letzten Gruß beim Verlassen der Inneren Förde zurufen konnten *), gelang es leider nicht, zur Begrüßung an der selben Stelle zu sein. Unser Schiff war noch nicht wieder einsatzbereit. Morgens um acht Uhr hörten wir jedoch auf Kanal 16, wie ein anderes Schiff die DAGMAR AAEN anrief. Da wussten wir, sie sind zurück. Um elf Uhr war die Reise dann endgültig zuende. Als im Museumshafen "Leinen fest" gemeldet wurde, war Arved schon vor den Kameras der Begrüßungsgäste, darunter Medienvertreter von Presse, Funk und Fernsehen. Die Welt hatte ihn wieder.

*) 04.07.14 Gute Reise DAGMAR AAEN

27.09.14 Wieder zurück

Gestern waren alle wesentliche Arbeiten abgeschlossen, die unseren Aufenthalt auf der Werft erforderten. Was jetzt noch zu tun bleibt, kann genau so gut am angestammten Liegeplatz in Flensburg erledigt werden. Nicht, dass der Werftplatz in Egernsund besonders unangenehm ist. Eher im Gegenteil, wenn man von den Tagen mit Nordostwind von sechs und sieben Beaufort absieht. Da bläst der Wind über einen langen Weg aus dem Nybol Noor und baut eine See mit kurzen Wellen auf. Die schütteln das Schiff an der Werftpier durch, wie vor langen Jahren die Straßenbahn auf Schienen aus der Vorkriegszeit ihre Passagiere. Mit jeder Stunde steigt das Risiko, ein Schleudertrauma zu erleiden. Ohne Masten bewegt sich das Schiff ungewohnt und unangenehm hart. Ansonsten ist der Platz und der Aufenthalt eher idyllisch und durchaus erträglich. Am frühen Morgen kommen
 
die Fischer mit ihren Booten vom Fang zurück. Wo kann man sonst noch den beschaulichen Klang der Einzylinder Marstal-Motoren hören? Anderenorts haben die Fischer schon seit langem auf Außenborder umgerüstet und rasen zu ihren Fangplätzen, als hätte man dort den letzten Fisch in der Ostsee gesehen. 
Interessant sind auch die Arbeiten der Werft an den verschiedenen Schiffen, die dort umgebaut oder überholt werden. FRIEDA von Hadersleben, ehemals Schiff des Museumshafens Flensburg, liegt auch dort. Aktuell ist der bekannte Herreshoff Schoner MISTRAL aus Flensburg dort an Land zu besichtigen. Er macht nicht nur wegen des berühmten Namens seines Konstrukteurs neugierig. Auch regt die Form seines Vorstevens zum Nachdenken an. 

Vor drei Tagen:Die Masten stehen, noch unverstagt.
Im Vordergrund: Rundhölzer einer anderen Yacht


Nun stehen die Masten nach der Überholung wieder an ihrem angestammten Platz. Sie wurden von einem Krahn mit dem gesamten laufenden und stehenden Gut in die Mastlöcher abgesenkt und in der Mastspur auf dem Kiel eingefädelt. Auch die Ungewissheit ist zuende, ob die Wanten tatsächlich richtig auf die Kälber aufgelegt und ob alle Blöcke in der richtigen Richtung an dem richtigen Platz angebracht wurden. Die Leitungen für die Positionslampen und Antennen sind korrekt angeschlossen und die Segel wieder an den Rundhölzern und Mastringen angetaket. WIEBKE BOHLEN ist wieder ein vollständiges und funktionsfähiges Segelschiff. 




SIONNACHAN mit ca. 6 kn über Grund
Um 12.00 Uhr passieren wir die Klappbrücke in Egernsund, die im Sommer tagsüber immer zur vollen Stunde öffnet und fahren in die Rinkenaes Bucht ein. Der Wind weht frisch aus West, also genau von vorne. Im Fernglas gibt  sich die große weiße Gaffelketsch unter dem Ufer von Holnis als PIROLA zu erkennen. Zahlreiche Segeljachten fahren Richtung Äußere Förde. Sie können raumschots segeln, mit weiß schäumender Bugwelle.  Wir laufen unter Maschine, die muss auch mal wieder warmgefahren werden. Bei den Ochseninseln sehen wir MAJA und den Bornholmer Lachskutter VAAR  aus dem Historischen Hafen Flensburg. Später kommt uns THOR aus dem Museumshafen entgegen. Sie sind leider alle zu weit entfernt, als dass wir einen Gruß tauschen können. Vor der Einfahrt zum Flensburger Hafen kreuzt SIONNACHAN mit beachtlicher Geschwindigkeit gegen den hier aus Süd wehenden Wind. 

Das Bohlwerk ist an diesem sonnigen Herbsttag voller Menschen. Eine Gruppe folgt den Ausführungen der Touristenführerin. Ein freundlicher Nachbar fragt als wir uns seinem Liegeplatz nähern, ob unsere Masten neu seien. So ein Schmeichler, aber es tut gut. Auf dem Bohlwerk stehen und sitzen auch bei unserem Liegeplatz zahlreiche Besucher und beobachten, gemächlich Fischbrötchen kauend, unser Anlegemanöver. Wir sind wieder im Museumshafen.

20.09.14 Platz da!

Die Stadt Flensburg hat einen neuen Weg eingeschlagen, indem Bürger in Entscheidungen über öffentliche Belange stärker eingebunden werden sollen. In einem Experiment soll herausgefunden werden, ob und wie so etwas klappt. Über den ersten Tag dieses Versuchs berichtet das Flensburger Tageblatt in seiner heutigen Ausgabe.

Dass Entscheidungen an den Bürgern vorbei nicht immer zu optimalen Ergebnissen führen, konnte in jüngerer Zeit gleich zweimal an wichtigen Bauvorhaben beobachtet werden. Die Planung zur sogenannten Flensburg Galerie musste revidiert werden, weil sich die Bürger öffentlich zu Wehr setzten, nachdem sie von den Entscheidungen nachträglich erfuhren. Und das Gebäude "Klarschiff" auf der Ostseite des Hafens wurde gebaut, weil die ursprüngliche Planung für ein mit Kupfer verkleidetes hohes Hotelgebäude an der selben Stelle in der (nachträglichen) öffentlichen Diskussion durchfiel.
Vermutlich stellen die jetzt zu besichtigenden Eingriffe in das gewachsene Stadtbild auch nicht Alle und Jeden zufrieden. Aber die Zeit der Entscheidung über das Stadtbild ohne die Bürger auch nur im Ansatz einzubeziehen, ist nach dieser Erfahrung hoffentlich vorbei.

Also: die Bürger haben die Möglichkeit, bei einer möglichen neuen Gestaltung der Hafenwestseite mit Ideen und Vorschlägen beizutragen. Dort, wo jetzt die großen Parkplätze sind, zwischen der Straße mit dem sinnträchtigen Namen "Schiffbrücke" und der Hafenpier, wo der Historische Hafen gerne traditionelle Schiffe sieht und in größerer Zahl sähe, dort soll es künftig anders aussehen.
Und damit jeder einmal selber sehen kann, wie diese Fläche ohne Autos wirkt, hat die Stadt für drei Tage auf einem (kleinen) Teil die Autos verbannt um Raum fürs Sinnen und Mitdenken zu geben.
Die Fotos zeigen, wie es vormittags am zweiten Tag der Aktion dort aussieht. Offensichtlich war am bemüht, der Fantasie keine engen Fesseln anzulegen und viel Raum für Verbesserungen zu reservieren.

Die Museumswerft möchte dort einen lang gehegten Traum ihres Geschäftsführers verwirklichen: Das "Flensburg Schiff"  soll ebenda gebaut werden. Es sei unter unter dem Namen FORENING ab 1780 von Flensburg aus auf große Fahrt gegangen, so das Flensburger Tageblatt in seiner Ausgabe vom 16. September. Sein Modell im Maßstab 1:3 werde auf der Museumswerft in diesen Tagen fertiggestellt und solle am 23.09. zu Wasser gelassen werden.
Warten wir's ab, ob noch Besseres kommt.

Die Parkplätze an der Schiffbrücke belegen die größte Freifläche der Stadt. Sie prägte Jahrhunderte lang als weitgehend leerer Raum das Bild der Stadt. Sie ist darin einzigartig in Deutschland. Keine andere Stadt kann noch mit einer solchen kleinteiligen Gebäudestruktur aufwarten, mit großem Abstand zum Wasser, wenn man von Dresden einmal absieht. Die leere Fläche war dort sogar mit ausschlaggebend für das Prädikat "Welt-Kulturerbe", das inzwischen wegen des Baus der Elbschlösschenbrücke wieder aberkannt wurde. Auch wenn das Dilemma um Kaysers's Hof scheinbar dagegen spricht: Flensburg hat mit diesem Raum ein unverwechselbares Alleinstellungsmerkmale. Es ist der Stadt zu wünschen, dass den Bürgern zur Gestaltung dieser Fläche mehr einfällt, als Gastronomie, Parkplätze, Porree-Beete oder Stellfläche für Maritimes Gerümpel.
Ein Blick auf die Abbilder historischer Ansichten der Hafenkante können eine vernünftige Orientierung bedeuten. Sie hängen an den Sichtblenden der Glascontainer.

Die Schiffbrücke 1833
Abbildund: Stadtarchiv Flensburg

18.09.14 Arved Fuchs kehrt nach Flensburg zurück

Am Freitag, den 26. September 2014, wird der Bad Bramstedter Arved
Fuchs (61) von seiner diesjährigen Expedition PITTARAK nach Flensburg in den Museumshafen zurückkehren. Die Ankunft des Haikutters am Flensburger Bohlwerk wird um 11 Uhr erwartet.


Im Zuge der PITTARAK-Expedition bestiegen die beiden Chilenen Dr. Pablo Besser und Cristian Donoso gemeinsam mit dem Hamburger Kameramann Tim B. Frank den Gunnbjörn Fjeld, den höchsten Berg Grönlands (3694 Meter).  Dabei war das Bergsteigertrio gezwungen, auf dem beschwerlichen Weg zum Gipfel zahlreiche Umwege wegen diverser Gletscherspalten in Kauf zu nehmen. Für den Weg vom Ausgangspunkt am Jacobsen Fjord zum Gipfel und den Rückweg benötigte das Team 26 Tage; insgesamt wurden in dieser Zeit 415 Kilometer zurückgelegt.
Während der Bergtour bereiste Fuchs gemeinsam mit einem Fernsehteam von „SPIEGEL-TV“ den Scoresbysund, um dort Aufnahmen für die Sendereihe „Terra X – Abenteuer Polarkreis“ zu drehen. Auf dem weiteren Weg entlang der Ostküste Grönlands wurden für die Kieler Firma SubCtech Wasserqualitätsmessungen durchgeführt, die noch ausgewertet werden sollen.


Parallel zur Expedition fand an Bord der „Ryvar“ die achte Auflage des Jugendcamps „Ice
Climate Education“ statt (Die HAFENMELDUNGEN berichteten) . Zehn jugendliche Teilnehmer aus acht Nationen segelten vom norwegischen Sogndal durch den Sognefjord bis nach Bergen und erhielten während der zehntägigen Reise tiefere Einblicke in die Problematik des Klimawandels.

15.09.14 Mastkur

SAM_5589Alle Jahre wieder geht es auf die Werft. Diese Routine bewahrt Schiffe – zumindest den Teil den man nicht sieht - weil unter Wasser – vor allen möglichen Gefahren. Bohrmuscheln, Seepocken, Galvanische Korrosion sind einige von vielen die beständig daran arbeiten, den kostbaren Rumpf zu zerstören. Eigentlich ist es ein Wunder, dass Holzschiffe unter diesen Bedingungen überhaupt bestehen können. Aber geht es uns Menschen nicht ähnlich? Hygiene erhält uns gesund. Verzichten wir auf die Hautpflege – auch an den Körperteilen, die man nicht allgemein sichtbar zeigt – überfallen uns Bakterien und Pilze. So gesehen sind Schiffe eben auch wie menschliche Wesen ständig vom Verfall bedroht. Wenn mal wieder einer mit dem Mund voll Fischbrötchen ankommt und so was wie “Viel Arbeit” von sich gibt, möchte man antworten “ist Zähneputzen auch”.
In diesem Jahr dauert der Werftaufenthalt etwas länger als sonst: Die Masten sollen überholt werden. Zwar wurden sie, ebenfalls jährlich, gepflegt. Aber wer jemals an einem Toppfall baumelnd einen Mast kontrolliert, geschliffen und danach mehrmals lackiert hat, kennt die Grenzen seiner Möglichkeiten. Was gibt es nicht alles zu beachten! Das Stehende und das Laufende Gut ist dabei noch einigermaßen schnell abgetan. Das beschränkt sich meist auf die Sichtkontrolle. Wenn Fallen oder Flaggleinen desolat sind, gibt es neben einem Austausch nicht viele Alternativen. Das gilt auch für das Stehende Gut, jedoch können hier noch ein paar Wartungsarbeiten hinzu kommen als da zum Beispiel sind: Kleeden und Labsalben.
Mehr Zeit erfordert der Mast vom Typ Vollholz. Verkehrte Welt in unserer Zeit wachsenden Umweltbewußtseins! Damit er eine Zierde für das Schiff und ein zuverlässiger Teil der Windkraftanlage bleibt, die es antreibt, muss er vor der Umwelt geschützt werden. Sie setzt ihm mit dem UV-Licht der lieben Sonne und vielen Pilzen, Käfern, Bakterien und anderen gefräßigen Bewohnern unserer belebten Erde gehörig zu. Zwar schützten natürliche Abwehrstoffe den ehemaligen Stamm eines Nadelbaums . Aber ihre Wirkung lässt im Lauf der Jahre nach. An ihre Stelle tritt ein passiver Oberflächenschutz aus unterschiedlichen Lacken, Ölen, und was der Mensch noch so im Laufe der Jahrhunderte für diesen Zweck erfunden hat. Und wenn das nicht mehr ausreicht, werden auch gerne Biozide aller Art für den Schutz bemüht. Der Geruch von Wurzelteer, von dem sich mancher heimelig in nostalgische Träume von besseren Zeiten zurückversetzen lässt, ist auch von dieser Sorte.  
SAM_5662
Wird der Mast bei einem kleinen Schiff gezogen bzw. gesetzt, ist die Takelage, noch oder wieder, angeschlagen. Da ist der erste und wichtigste Schritt, alle Teile der Takelage genau zu beschriften unverzichtbar: Was ist es, wo gehört es hin, bzw. am Mast: Was war hier befestigt und in welcher Richtung? Wer jetzt schlampt, den bestraft das Leben (frei nach Gorbatschow).
Auch beim Mast-lackieren gilt: Kein gutes Ergebnis ohne gute Vorbereitung. Das heißt in unserem Fall: Alte Lackierung abziehen und dann Schleifen, schleifen, schleifen. Windrisse werden kontrolliert und mit Fungiziden ausgegossen. Das geht bei stehendem Mast nicht so gut, jetzt jedoch liegt das gute Stück vor uns. Acht bis zehn Lagen Lack sollte ihm dann schon gegönnt werden. Beim Lack-Einkauf bedenken: Länge säuft. Der Großmast ist so hoch wie ein modernes fünfgeschossiges Wohngebäude. Da kommen bei zehn Lagen Lack einige Quadratmeter Fläche zusammen. SAM_5666SAM_5577











Bevor die Masten lackiert werden, wird WIEBKE BOHLEN zu Wasser gelassen und liegt, wie kastriert, an der Werftpier. Währenddessen ist FRIEDA schon auf der Slipbahn. Same procedure as last year? Same procedure as every year! Auch sie lässt sich den Rumpf unter Wasser reinigen und mit neuem Schutzanstrich versehen.

13.09.14 Tag des Denkmals im Museumshafen

Rechtzeitig vor dem Tag des Offenen Denkmals kommt hier das Plakat zum Programm des Museumshafens. In diesem Jahr sind speziell die Kleinen (gemeinsam mit den Großen) angesprochen.
Rudern mit ABBI

 
 
 
Die Lüttfischer sind sehr munter dabei und bieten Kindern rudern mit der ABBI  und segeln mit der MINNA ROEDER, das ist die auf dem Plakat. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Am Bohlwerk wird eine  Jütländische Kaffeetafel und eine Knotenwerkstatt geboten. Dabei kann man maritime Geschichten vorlesen oder sich vorlesen lassen.
 
"Petri Heil!" An der Hafenkante gibt’s ein Angelspiel mit musikalischer Unterstützung von Achim Krämer. Wer möchte, kann sich gerne bei der Musik beteiligen.
 
Das Wetter wird voraussichtlich auch mitspielen. Also: nichts wie hin und einen schönen Tag genießen!



13.09.14 Termine! Termine!

Die Seite "Terminübersicht" ist wieder auf dem aktuellen Stand und enthält das Programm des Flensburger Schifffahrtsmuseums für den Rest des Jahres.

11.09.14 In eigener Sache

Wegen eines längeren Werftaufenthaltes kommen die HAFENMELDUNGEN zur Zeit etwas zu kurz. Bleiben Sie uns dennoch gewogen! Wann immer neben der Arbeit ein paar Minuten Zeit übrigbleiben, berichten wir wie gewohnt an dieser Stelle.


"Wat mutt dat mutt" oder: Der Großmast am Haken. Jetzt ist es erst mal eine Weile nix mit segeln.



11.09.14 Literaturboot Ahoi!

















Heute kam eine besondere Ankündigung, die vermutlich auf großes Interesse stoßen wird: Das 2. Flensburger Literaturboot Festival.

Hier ist das Programm
 
Mittwoch 17.09.
20.00 Uhr
Schifffahrtsmuseum
Große Eröffnungsparty im Foyer mit einer launigen Lesung des Autors Rainer Prüß, die bestens auf die Themen Seefahrt und Seeleute einstimmt, und dem See-Sänger Jonny Glut www.jonny-glut.de

Donnerstag 18.09.
ca. 14.00 Uhr
Eröffnung der Bücherbude am Hafen, die dann täglich vom frühen Nachmittag bis abends geöffnet sein wird. Mit maritimen Büchern - auch von lesenden Autorinnen und Autoren signiert - und Festival-Infos.

16.00 Uhr
ALEXANDRA Salon:
Lesung des Flensburger Autorentreffs rund um die Themen Seefahrt, Fernweh, Abenteuer.

18.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Paul Werner liest aus seinem Buch "Gentlemen segeln nicht gegen den Wind" von seiner Reise von Irland durch die Niederlande bis auf die Ostsee. Mit wechselnden, ihm zwar unbekannten Mitseglern, rekrutiert aus dem Internet...

20.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Anne von Canal liest aus ihrem sehr beeindruckenden Debüt-Roman "Der Grund". Wie oft kann ein Mensch von vorne beginnen? Die dramatische, zutiefst menschliche Geschichte des Pianisten an Bord eines Kreuzfahrers.

ALEXANDRA, Oberdeck:
Angelika Böcker liest aus ihrem Buch "Baltische Sommer". So spannend ist die Ostsee: Angelika und Ludwig Böcker planen eine besondere Ostsee-Auszeit an Bord ihrer Yacht, verteilt auf mehrere Sommer.


Freitag 19.09.

Bücherbude am Hafen

16.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Nicole Bernhard liest und spielt Geschichten aus ihren zauberhaften Kinderbüchern rund um die "Kleine Seenadel", für Kinder zwischen drei unbd zehn Jahren.

18.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Mareike Krügel liest aus einem noch unveröffentlichten Roman sowie aus "Die Tochter meines Vaters". "Ein wunderbar schräges Buch" (schrieb Brigitte Young Miss).

20.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Vortrag und Lesung mit Bildershow: Die Weltumsegler und Langzeit-Liveaboards Nathalie Müller und Michael Wnuck kommen frisch aus der Karibik angesegelt, lesen aus ihrem Buch und berichten vom Leben an Bord zu viert.

Samstag, 20.09.

Bücherbude am Hafen

16.00 Uhr
ALEXANDRA, Laderaum (Anm. steht so im Programm. Es wird doch hoffentlich nicht der Kohlenbunker gemeint sein?):
Nicole Bernhard liest und spielt Geschichten aus ihren zauberhaften Kinderbüchern rund um die "Kleine Seenadel", für Kinder zwischen drei unbd zehn Jahren.

17.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Gemeinsame Lesung im Laderaum.: Jan Christophersen und Mareike Krügel lesen zum ersten Mal gemeinsam.

18.00 Uhr
ALEXANDRA, Salon:
Lesung des Flensburger Autorentreffs. Geschichten um die Themen Seefahrt, Fernweh, Abenteuer.

20.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Jörgen Bracker über Störtenbeckers letzte Reise, spannend und dramatisch. Dazu passen die Seemannslieder des etwas anderen Shantychors "Schippratz" von der Insel Wangerooge.

Sonntag, 21.09.

Bücherbude am Hafen

11.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Christianne Nölting liest aus den spannenden Marstal-Krimis von Ann Rosman: historisch und maritim. Ann Rosman kommt selbst hinzu und berichtet von ihrem Schriftstellerleben im Seglerparadies.

14.00 Uhr
Laderaum GESINE:
Nicole Bernhard liest und spielt Geschichten aus ihren zauberhaften Kinderbüchern rund um die "Kleine Seenadel", für Kinder zwischen drei unbd zehn Jahren.

15.30 Uhr
Laderaum GESINE:
Vortrag und Lesung: Martin Schulz berichtet über Arthur Ransome. Die ebenfalls englische Autorin Julia Jones schfreibt Kindersegelbücher in Ransomes Tradition. Ihr deutscher Übersetzer liest, sie selbst beantwortet gerne Fragen. 

Karten
für alle Veranstaltungen gibt es in Flensburg bei Bücher Rüffer (am Holm), im Schifffahrtsmuseum sowie, weltweit, online auf www.literaturboot.de.


10.09.14 Shanties der Signalgasten



Im Herbst werden die Abende schon etwas länger und die Dunkelheit senkt sich merklich früher über den Hafen. Da kommt ein Angebot des Schifffahrtsmuseums gerade zurecht, um die Stimmung aufzuhellen:

Am Freitag dem 26. September um 19.30 Uhr

präsentiert der Shantychor "Die Hornblower" im Flensburger Schifffahrtsmuseum in einem zweistündigen Konzert traditionelle Seemannslieder. Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Shantychören haben Die Hornblower aus Tarp weniger Seemannsschlager, sondern vorrangig traditionelle seemännische Arbeitslieder in ihrem Repertoire. Bereits vor fast 25 Jahren entstand 1990 innerhalb der kurz zuvor gegründeten Marinekameradschaft der Shantychor Die Hornblower. Die meisten Mitglieder gehörten dem inzwischen aufgelösten Marinefliegergeschwader 2 an. Bis heute wird der traditionelle Charakter eines Männerchores gewahrt. Schon der Name "Hornblower", der den so genannten Signalgast auf alten Segelschiffen bezeichnet, verweist auf die maritime Tradition des Chores. Entsprechend wird bei der Auswahl der Lieder großer Wert auf authentischen Hintergrund gelegt. Das spiegelt sich auch in der historischen Vorbildern nachempfundenen Arbeitskleidung wider, in der die Hornblower bei passender Kulisse in der Regel auftreten - so auch schon wiederholt im Flensburger Schifffahrtsmuseum. Aber auch über die regionalen Grenzen hinaus haben sich die Tarper Shantysänger mit unzähligen Auftritten einen hervorragenden Namen gemacht. Bei Konzertreisen im In- und Ausland sowie Fernseh-, Rundfunk- und CD-Aufnahmen sind die Hornblower die Botschafter Tarps. 


Eine aktuelle CD ist in Vorbereitung. 
Konzertbeginn: 19:30 Uhr, 
Einlass: 18:45 Uhr 

Eintritt: 6,- Euro

07.09.14 Dichtung und Trockenheit (4)

In den bisherigen Beiträgen zum Thema "Decksnähte abdichten" wurde die Reparatur eines traditionell gelegten und kalfaterten Decks in drei Abschnitten beschrieben. Jetzt fehlen noch vier letzte Schritte: Nachkalfatern, Isolieren, Abkleben und Vergießen.
Zuvor lohnt sich ein Blick in die mittlerweile geöffnete und gereinigte Plankennaht. Sind die Flanken sauber und trocken? Ist das Kalfat am Grund der Naht hell und trocken? Wenn nein, muss hier noch ein wenig nachgebessert werden. Die Flankennaht soll ausschließlich helles, gesundes glattes Holz ohne Risse zeigen. Anderenfalls muss der letzte Schritt so lange wiederholt werden, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Zum Abschluss wird die offene Naht von Staub und allen Resten der alten Versiegelung gereinigt. Die Anschlussstellen zur bisherigen Versiegelung müssen besonders gut gereinigt werden, weil Staub und unsaubere Kanten bei künftigen Regengüssen ungefähr so wirken, wie ein undichter Stopfen in der Badewanne.
Nun bekommt das Kalfat noch behutsame(!) Schläge mit einem geeigneten "Kalfateisen". Behutsam deswegen, weil es (das Kalfat) nicht erneuert wurde. Aber seine Oberfläche hat vermutlich beim Schleifen der Plankenseiten ein wenig gelitten und soll nun verdichtet werden. Bewährt hat sich auf unserem Schiff mit Baumwollkalfat in ca. vier bis fünf Millimeter breiten Fugen ein normaler Hammer von 1500 Gramm. Der entwickelt einen ziemlichen Druck, deshalb immer nur locker und leicht mit Setzschlägen aus dem Handgelenk heraus schlagen!
Als geeignetes Werkzeug hat sich ein Stück drei Millimeter dickes und drei Zentimeter breites Kupferblech bewährt, das mit zwei Fingern in der Nut nach jedem Schlag um etwa drei Zentimeter versetzt wird. 
Da wir die ganze Operation nach einem kräftigen Regenguss, oder nach tagelangem Dauerregen durchziehen, kann es sein, dass uns beim Verdichten des Kalfats Wasser aus der Fuge spritzt, oder dass unser "Kalfateisen" an der Klinge nass wird. Das ist nicht schlimm. Jedoch kann das Holz dabei erneut nass werden. Diese Nässe muss und kann mit einem Heißluftgerät (Föhn) vor jedem weiteren Schritt getrocknet werden. Es geht dabei nur um die Holzoberfläche, nicht aber um das Kalfat. Dies zu trocknen ist 1. überflüssig und 2. auch nur mit viel Ausdauer und langem Föhnen möglich. Also einfach sein lassen. Sobald die Decksnaht geschlossen ist, trocknet es in den folgenden Tagen und Wochen von ganz alleine.

Vor dem Vergießen wird das Kalfat mit einem trennenden Material abgedeckt. Es soll verhindern, dass die Versiegelung nicht nur am Holz, sondern auch auf dem Kalfat festklebt. Das täte zwar seiner Wirkung keinen Abbruch, jedoch wäre der Aufwand bei einer irgendwann später notwendigen Reparatur unnötig hoch. Hoch, weil dann das Kalfat mit der festklebenden Versiegelung aus der Naht herausgerissen wird. Dann muss tatsächlich neu Kalfatert werden.

Als Trennmaterial kann alles verwendet werden, das dauerhaft ist, leicht in die Fuge eingelegt werden kann und nicht an dem Kalfat festklebt. Zum Beispiel klappt es mit geschlossenporigem Schaumstoff ganz wunderbar, der als Matten in der Verpackung von Elektrogeräten verwendet wird. Man kann es frei Hand in ca. vier Millimeter breite Streifen schneiden, ob mit Schere oder Messer ist egal. Leider sind die Schneidrollen von Aktenschreddern nicht geeignet, soweit versucht wurde. Bänder aus Kunststofffolie sind leider zu leicht, schon bei geringem Wind flattern sie so sehr, dass einem die Lust an der Freude vergeht.

Nun kommen wir zum letzten Schritt: Abkleben und versiegeln.
Abkleben ist eigentlich selbsterklärend: Immer an der Kante entlang, nicht über die Fuge kommen. Die Enden, wo die Reparaturstelle an die alte Versiegelung anstößt, kann gerne einen Zentimeter weit überlappen.


Es hat sich bewährt, vor dem eigentlichen Versiegeln einen alten Eimer in Lee bereitzustellen und Einmal-Handschuhe anzuziehen. Zudem ist es sinnvoll an einer anderen geeigneten Stelle zu prüfen, ob die Presse auch richtig "läuft" und nachzusehen, ob der Inhalt der Kartusche mit der Versiegelungsmasse für die gesamte Reparaturstelle ausreicht. Anderenfalls sollte eine neue Kartusche
bereitliegen. Über das eigentliche Vergießen gibt es nichts Wesentliches zu sagen. Die Naht wird abschließend mit einem leicht gerundeten Werkzeug abgezogen. Der Baumarkt hält dafür Fugenspachtel bereit. Es geht aber auch mit der runden Spitze eines Tafelmessers, eines Teelöffels oder ähnlicher Geräte. Nicht erforderlich ist, die Spitze mit Wasser oder Seifenwasser zu befeuchten, wenn man das Feierabendbier noch einen Moment warten lässt bis alles wieder aufgeräumt und gereinigt ist.
Als Versiegelungsmasse haben wir mit Produkten auf der Basis on PU (Polyurethan) gute Erfahrungen gemacht. Die vernetzen unter feuchten (nicht jedoch nassen) Bedingungen sehr gut. Das von uns verwendete Produkt erfordert auch keinen Primer, wenn Teak verarbeitet wird. Die Nähte haben länger als vier Jahre gehalten. Probleme gab es nur anfangs, als wir die Flanken nicht sauber genug vorbereitet hatten, zumal die Nähte vorher mit silikonhaltigem Material vergossen wurden.
Nun ist die Naht dicht, die Klebebänder können abgezogen und in den bereitgestellten Eimer entsorgt werden. Es hat sich bewährt, die frisch reparierte Stelle schon vor dem Aufräumen abzusperren. Wer jemals miterleben musste, wie der geliebte Lebenspartner (oder Partnerin) achtlos auf die frische Versiegelung trat und dann das makellose Teakdeck mit schwarzen Streifen verzierte, weiß warum. Die kleine Mühe sollte einem der Bordfrieden wert sein.

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01.09.14 Stürmische Überfahrt

Mittlerweile wurden Einzelheiten von der Reise der DAGMAR AAEN über die Dänemarkstraße bekannt. Diese Meeresenge zwischen Grönland und Island verbindet die Irminger See mit dem Nordpolarmeer. Das Revier ist wegen seiner vielen Stürme wesentlicher Teil der Wärmepumpe im Nordatlantik, die unser Klima in Europa entscheidend bestimmt. Einer dieser Stürme machte dem Expeditionsschiff aus Wewelsfleet zu schaffen, als es von seiner letzten Station in Grönland nach Island reiste. Bei bis zu neun Beaufort Windstärke gegenan türmten sich die Wellen drei bis vier Meter hoch. Zeitweise machte das Schiff nur sehr wenig Fahrt auf das Ziel zu. Dennoch konnte der Zielhafen Ísafjörður (Island), sicher erreicht werden. Der Nachfolgende Orkan mit zwölf Beaufort brach aus, als DAGMAR AAEN bereits sicher in dem Hafen auf der isländischen Halbinsel Hornstrandir angekommen war. 
Der ausführliche Bericht aus dem Logbuch der DAGMAR AAEN kann hier aufgerufen werden.

01.09.14 DAGMAR AAEN zurück in Island

Heute gab es wieder einen ersten Kontakt mit dem AIS-System von DAGMAR AAEN, dem Expeditionsschiff des Bad Bramstetters Polarforschers Arved Fuchs.
Am frühen Morgen hat die Expeditions-Crew den roten Haikutter im Hafen von
Lage von Ísafjörður im Nordwesten von Island
(Grafik: WIKIPEDIA)
Ísafjörður ("Eisfjord") festgemacht. Die kleine Siedlung liegt im äußersten Nordwesen der größten Vulkaninsel der Erde. Der Ort wird bereits im Jahr 920 in einem Reisebericht von Helgi Hrólfsson beschrieben, der dort eine Harpune fand und ihn deshalb "Skutulsfjörður" (Harpunenbucht) nannte (Aus WIKIPEDIA).

Vor ihrer Abreise aus Grönland konnten die drei Bergsteiger der Expedition zum J.-C.-Jacobsen-Fjord und damit an Bord zurückkehren, wo sie am 02. August an Land gesetzt wurden. Dazwischen bestiegen sie den Gunnbjörn Fjeld, höchster Berg Grönlands, komplett zu Fuß. Vom Zusammentreffen berichtet das Logbuch der DAGMAR AAEN am 28. August:
"Essen, raus aus dem Klamotten und schlafen. Das waren die größten Wünsche der drei Bergsteiger, als sie wieder zurück waren an Bord der "Dagmar Aaen". Braungebrannt, mit langen Bärten und verdreckten Bergstiefeln saßen sie an Deck und genossen nach 26 Tagen das Barbeque, das die Crew vorbereitet hatte. Damit ist die Besteigung des Gunnbjörn Fjeld, des mit 3.694 Metern höchsten Berges Grönlands, endgültig abgeschlossen.
Sagenhafte 415 Kilometer mussten die Chilenen Pablo Besser und Cristian Donoso sowie Tim B. Frank aus Hamburg insgesamt zurücklegen, um vom Jacobsen Fjord aus den Berg im Inlandeis zu erreichen und nach der Besteigung an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Und das alles mit schweren Rucksäcken und voll beladenen Schlitten im Schlepptau. Gletscherspalten und Schmelzwasserseen zwangen die drei immer wieder zu großen Umwegen. Aber all die Strapazen sind nun vergessen. An Bord wurde kräftig auf den großen Erfolg angestoßen."
Die Bergsteiger kamen pünktlich am verabredeten Treffpunkt an, DAGMAR AAEN erst zehn Stunden später, weil bei einem schweren Sturm das Wasserstag brach und sie vor dem Wind ablaufen musste, um das Rigg nicht weiter zu gefährden. Der Schaden konnte vor der Querung der Dänemark-Straße mit Bordmitteln repariert werden. 

01.09.14 Dichtung und Trockenheit (3)

Das Messer wird mit mäßigem Druck parallel zu den Flanken
mit mäßigem Druck gezogen, Die Klingenspitze zeigt etwas zu
Mitte der Naht.
In den vorherigen Beiträgen zum Thema "Undichtes Deck" ging es um die Vorbereitung der Arbeit. Muss das Deck unter Zeitdruck dicht gemacht werden, ist sie besonders wichtig. Aber nun geht es zur Sache.

Die alte Versiegelung ist entfernt und kann in den Müll. Reste
haften noch an den den Planken. Sie werden in den nächsten
Schritten sorgfältig entfernt.
Zuerst wird die defekte Versiegelung aus der Naht herausgeschnitten. Der Schnitt führt dicht parallel zur Kante über die ganze Länge der Stelle, die repariert werden soll. In der Praxis hat sich bewährt, nicht mehr die eindeutig defekte Stelle aufzuschneiden, mindestens aber etwa 20 Zentimeter. Kürzere Reparaturstellen sind auch nicht viel schneller erledigt. Sorgfältiges arbeiten auf geringstem Platz braucht einfach mehr Zeit. Allerdings gibt es Leckstellen, wo selbst diese wenigen Zentimeter zuviel sind, wie zum Beispiel an den Plankenstößen.
Jetzt ist eine ruhige Hand vonnöten. Reste der Versiegelung
werden mit einem vorsichtigen Schnitt unmittelbar an der
Flanke herausgeschnitten. WICHTIG: Das Holz soll unversehrt
bleiben, deshalb niemals gegen die Richtung der Holzfasern
schneiden!
Andererseits sollte die Reparaturstelle auch nicht zu lang angelegt werden, schließlich arbeiten wir unter Zeitdruck, und in Luv ziehen die nächsten Regenwolken heran. Wenn die Versiegelung über mehrere Meter Länge erneuert werden muss, reparieren wir lieber mit einem Tag Abstand in mehreren Etappen.

Im Schnitt benötigt jeder Meter Plankennaht, einschließlich Vorbereitung und anschließendem Aufräumen etwa eine Stunde - falls keine Komplikationen auftreten.

Die Versiegelung wird immer in mehreren Schritten entfernt. Der erste Schnitt parallel zu den Flanken ist dient nur dazu, den folgenden
Feinschliff: Um die Flanken absolut sauber zu bekommen, wird
Schleifpapier (Körnung 80) mehrfach gefaltet, bis es mit Druck
durch die offene Naht gezogen werden kann. Das reinigt beide
Flanken im selben Durchgang.
Schnitten die Spur vorzugeben. Beim letzten Schnitt ändert sich der Widerstand, den die Klinge bietet, weil sie dann das Kalfat erreicht hat. Die meisten Nähte sind nicht tiefer versiegelt als die Breite der Naht. In unserem Fall sind das so um die vier bis fünf Millimeter. Aber es gibt auch deutliche Abweichungen hiervon. Einige Nähte können erheblich tiefer versiegelt worden sein. Um auch nicht versehentlich in die Planke zu geraten, weist die Klingenspitze immer etwas zur Mitte der Naht.
Anschließend kann die alte Versiegelung aus der Naht herausgezogen werden.

Jetzt kommt die Feinarbeit, denn immer noch haften Reste der alten Versiegelung an den Kanten der Holzplanken. Sie müssen sorgfältig bis auf das rohe Holz entfernt werden. Dazu wird das Messer vorsichtig exakt neben der Plankenkante angesetzt und mit ganz sanftem Druck geführt. Die Klinge muss jetzt wirklich scharf sein, gegebenenfalls erst einmal schärfen oder die Klinge abbrechen, um ein neues, scharfes Werkzeug zu bekommen. Schlussendlich werden die Flanken mit Schleifpapier sauber geschliffen. Zwischen durch wird die Arbeitsstelle immer wieder mit einem Pinsel oder einer Bürste sauber gefegt. Staub oder Gummi-Reste dürfen nicht zurückbleiben.

Ein Wort zu den Enden der Reparaturstelle. Ist dort ohnehin eine natürliche Kante, wie zum Beispiel die Fischung oder ein quer laufendes Laibholz, ergibt sich der Abschluss von selbst. Wo die neue an eine noch intakte alte Versiegelung ansetzen soll, machen wir einen schrägen Schnitt mit sauber ausgearbeiteter Spitze.

Auf diesem Weg können ein paar Komplikationen auftreten. Drüber und wie es mit der Reparatur weitergeht mehr in einem nächsten Bericht.

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