30.06.17 Holz schrumpft

Kaum zu glauben, aber immer wieder vergessen Eigner von Holzbooten, dass ihr gutes Stück aus einem organischen Werkstoff gebaut ist. Das bedeutet unter anderem, dass Holz im Wasser  quillt, und an trockener Luft schrumpft.

Dem Eigner einer Yacht aus dem Jahr 1936 wurde das vor zwei Tagen auf drastische Weise in Erinnerung gebracht, als er sein Boot nach fünf Jahren Renovierungsarbeit zu Wasser liess. Dabei hätte er es wegen seines Berufs als Förster und Sägemühlenbesitzer sozusagen im Blut haben müssen, was dann passierte.

Der Mirror, eine englische Boulevardzeitung, fasst das Drama in ihrer gestrigen Ausgabe so zusammen: "Grandad spends 5 years and thousands of pounds renovating yacht - and it sinks 5 minutes after launch". (Großvater investiert fünf Jahre und tausende Pfund in eine Yacht - und sie sinkt in fünf Minuten). 
Die 40 Fuss lange SEA WRAITH diente ursprünglich der deutschen Marine unter dem Namen SEEGEIST zur Ausbildung von Kadetten. Später übernahm die Royal Navy das Boot und verkaufte es schließlich vor zehn Jahren. 

"Ich darf nicht daran denken, was ich für das Boot ausgegeben habe. Das werde ich auch niemandem erzählen, sonst erfährt es meine Frau" wird der geschockte Familienvater zitiert. Seine Frau nimmt es mit Fassung "Immerhin hatten wir Ruhe im Haus, wenn er an dem Boot arbeitete". 
Jetzt steht das Boot im Hafen von Forres an die Mole gelehnt und der alte Mann wohnt in seinem Land Rover um es bei Hochwasser leer zu pumpen. Seine Frau sieht er nur, wenn sie ihm zu essen bringt und wenn er bei Niedrigwasser nachhause zum Duschen kommt.

Sollte er noch einmal ein durchgetrocknetes Holzboot zu Wasser lassen, dann wird er es vermutlich erst mal eine zeitlang am Kran in Gurten hängend sichern.

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Fotos: Mirror


30.06.17 Aufgeschoben - nicht aufgehoben

Das war knapp. Einen Tag vor der geplanten und heftig umstrittenen Einführung der Novelle zur Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe hat das zuständige Bundesverkehrsministerium heute den Termin auf den 1. Januar 2018 verschoben.

Die Eigner der etwa 110 Traditionsschiffe hatten sich mit Unterstützung der Küstenländer und Hafenstädte vehement gegen die Neufassung und Verschärfung der Vorschriften für die Qualifikation der Mannschaften sowie der Ausrüstung und Betrieb der alten Schiffe gewehrt. Sie befürchten, dass der durchweg gemeinnützige Betrieb der alten Schiffe durch zusätzliche hohe Kosten unmöglich gemacht wird. Das könnte dazu führen, dass zahlreiche Traditionsschiffe stillgelegt werden müssen. Die letzte der Protestaktionen riss eine große Lücke in die Windjammerparade der Kieler Woche und machte auf die Gefahr einer Veranstaltung ohne Tradiditionsschiffe aufmerksam.

Ein vereinbarter Gesprächstermin mit dem Verkehrsministerium in den letzten Tagen war noch geplatzt. Jetzt kündigte das Ministerium die Verschiebung der verschärften Richtlinie um ein halbes Jahr an.

"Das verschafft uns Zeit, gemeinsam mit Traditionsschiffern und Verbänden über mögliche Zusatzregelungen zu beraten", sagte Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium, laut NDR Fernsehen heute.
"Ziel bleibe, die Zukunft der Traditionsschifffahrt bei einem hohen Maß an Sicherheit für Besatzung und Passagiere langfristig zu sichern", wird Ferlemann zitiert. "Die neue Regelung soll demnach unter anderem festlegen, wie Traditionsschiffe baulich beschaffen sein müssen, wie der Brandschutz geregelt ist und welche Rettungsmittel an Bord sein müssen." führt der NDR weiter aus. Wegen der befürchteten hohen Kosten hat der Minister finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt.
Außerdem sollen künftig Streitthemen durch einen neu zu ernennenden Ombudsmann geschlichtet werden.

30.06.17 R&B Sterling Cup Zwischenstand

Heute morgen berichtet das Flensburger Tageblatt über das Klassiker-Rennen:

  1. VIM in der EM Klasse "Vintage" mit 13 Punkten in Führung, es folgen
  2. TRIVIA
  3. WINGS
  4. SPHINX
Heute wird das Rennen um 11:30 Uhr fortgesetzt. 

29.06.17 Schönheit, Effizienz und Ästhetik

Spielende Kinder am Starnd - Lieblingsmotiv von Impressionisten
Wetterstimmungen über Wasser und Land ebenfalls
Vorgestern Sonne und schwacher Wind, gestern stürmischer Wind ohne Sonne und heute? Dichter Nebel liegt auf der Förde und der Wind? Welcher Wind? was sich in der Luft abspielt ist noch mittags zu schwach um auch nur leichte Wimpel zu bewegen. Dazu Nebel, schon im Hafen. Also nichts mit segeln. Dabei hätten wir gerne aus der Nähe einen Blick auf die Regatta der exclusiven, schönen, schnellen Regattayachten nach der zwölf-Meter Formel geworfen. Glücklicherweise gibt es nicht nur Wasser- sondern auch Landstraßen. Nach einer halben Stunde sind wir in Glücksburg am Hafen des Flensburger Segelclubs (FSC) angekommen. Jetzt, 15 Minuten vor dem geplanten Start, müssten doch zumindest die Schemen der Boote zu sehen sein. Und wenn nicht, sollten sie doch im Hafen liegen. Aber wohin der Blick fallt, wir sehen nichts, was an eine Regatta erinnert. Nur am Anleger im Hafen sind einige Menschen bei den Schlauchbooten versammelt, die üblicherweise als Manöverhilfe eingesetzt werden.



HETI, eine der wenigen verbliebenen 12-er mit Gaffelrigg
Weil es nun wirklich NICHTS zu sehen gibt, machen wir einen Spaziergang auf der Promenade nach Norden, sehen malerische Kindergruppen am Strand, Spaziergänger mit und ohne Hund und einige Radler, gemächliche und eilige. Kaum zu glauben - alle mit  einem freundlichen "Moin" oder emphatischen "Moin Moin" auf den Lippen. Nach ein paar Kilometern lassen wir uns auf einer Rastbank nieder.
Langsam gewöhnt sich der Blick an die graue Suppe über dem Wasser. Wir unterscheiden Konturen von Motorbooten, einem Frachter und einzelnen kleineren Segelbooten. Dann, wie von einer effektbewussten Dramaturgie gelenkt, zeichnen sich hohe weiße Segel ab. Obwohl wir kaum einen Hauch spüren, ziehen sie langsam ihre Bahn, sammeln sich in Gruppen, streben auseinander, kreisen in einer langsamen Choreografie. Wir zählen etwa zehn Boote, aber bei der schlechten Sicht verlieren wir auch immer wieder die Übersicht. Jetzt, es ist bereits 13:20 Uhr, werden die Pulks dichter und die Kurswechsel häufiger - die übliche Unruhe vor der Startlinie. Von Norden kommt noch ein Nachzügler, geschoben von dem Hauch aus Nordost. Dann, wie auf Kommando, das wir nicht hören, wenden die meisten auf Backbordbug. Das Rennen hat begonnen.

Drei Yachten haben sich für einen Start über Steuerbord entschieden. Eine von ihnen setzt sich rasch vom Feld ab und erreicht die Wendetonne weit vor den anderen. Wir fotografieren trotz großer Entfernung und dichtem Dunst. Mit Zoom können wir auf dem Bildschirm das Segelzeichen entziffern. Es ist die KIWI MAGIC aus dem Jahr 1986. Es dürfte die "modernste" unter den teilnehmenden Yachten sein.

Auf dem Vormwindkurs werden die Spinnacker gesetzt. Aha, denke wir, nun können wir SPHINX schnell erkennen. Sie fährt immer einen roten Spinnacker und müsste sich daher eindeutig von den übrigen Teilnehmern mit ihren weißen Segeln abheben. Aber diesmal haben wir es nicht so einfach. Es gibt zwei Teilnehmer mit einer roten "Blase".
Nun suchen wir unseren heimlichen Liebling, dem wir diesen Titel wegen des Gaffelriggs verliehen haben das wir einfach schönfinden. Es ist HETI von 1912, die älteste auf der Regattabahn. Sie segelt anscheinend weit abgeschlagen hinterher. Jedoch, was macht's. Geschwindigkeit ist nicht Alles. die Welt braucht Ästhetik! Die bekommen wir heute reichlich geboten.

Bald ist der erste Durchgang vorbei. Wir fahren nach Hause. Am Abend fällt kräftiger Regen. Wenn das Wetter weiterhin einem Gesetz der Abwechslung folgt, müsste es morgen eigentlich schneien. Doch wenn wir mal etwas wünschen dürfen: es darf  auch gerne mal wieder ein paar Sommertage geben.

28.06.17 Rendez-vous bei Starkwind

Gestern hat man's nicht glauben können, als der Wind schwach und der Sonnenschein intensiv war: Heute ist der Sonnenschein schwach und der Wind intensiv. Die Windvorhersage von vier Beaufort entpuppte sich in der Realität als irgendwas von bis zu sieben Beaufort und heftigen Böen. Lange Schaumstreifen und zahllose brechende Wellenkämme straften die Wetterfrösche im Internet Lügen. Und zu allem Überfluss kam der bockige Starkwind auch  noch aus Nordost, also ungefähr von da, wohin wir wollten. Also wurde noch am Liegeplatz ein Reff ins Groß gebunden. Und schon gings los unter Klüver, Fock und gerefftem Großsegel. Normalerweise tun wir uns das ja nicht freiwillig an, das Aufkreuzen bei diesem Wind. Mit unserer Einschätzung waren wir wohl nicht alleine. Vormittags um 10:30 Uhr war kein weiterer Segler zu sehen. Und warum haben wir dennoch das Boot startklar gemacht und sind losgesegelt?
Der Grund waren die klassischen Regattayachten nach der 12-Meter-Formel. Sie segeln in den nächsten drei Tagen um den Robbe&Berking Sterling Cup. Heute sollte das Feld, von Dyvig kommend, in Glücksburg eintreffen, wo die Rennsegler an den Regattatagen im Hafen des FSC festmachen. Das Segeln heute ist also eine Übung zum Aufwärmen, bevor es in den nächsten Tagen so richtig zur Sache geht.
Nur gut, dass wir rechtzeitig aufgebrochen waren, denn gegen den Wind kamen wir nicht so schnell voran wie sonst. Das hatte weniger mit unserem Boot zu tun als mit unseren Manövern bei Starkwind. Um uns die Kursänderungen etwas leichter zu machen, fahren wir unter den Bedingungen wie heute lieber Halsen als Wenden. Hoch am Wind sind die Segel ohnehin sehr dicht geschotet, weshalb der Großbaum vor der Kursänderung nicht zusätzlich dicht geholt werden muss. Dass wir in jeder Halse fast eindrittel Kabellänge Weg verlieren, akzeptieren wir, weil die Vorsegel bei diesem Manöver ganz leicht übergehen.
SHINX ist an ihrem roten Spinnacker gut zu erkennen.
Auf dem halben Weg nach Glücksburg geht der ungünstige Wind noch weiter auf Nord und wir setzen den Besan, was uns ein wenig schneller macht und mehr Höhe am Wind erlaubt. Als wir in die Nähe der Ochseninseln kommen, begegnet uns BODIL der blaue Haikutter mit den malerischen "bunten" Segeln - weiße Fock und braunes Großsegel. Mittlerweile sind noch eine Handvoll anderer Sportboote auf dem Wasser, die meisten kommen uns mit Backstagswind und rauschender Bugwelle entgegen. Und endlich sehen wir auch den ersten der Zwölfer hinter Holnis Kliff! Nach einer ganzen Weile, das Führungsboot hat schon Kurs auf Glücksburg genommen, folgen dann weitere Regattayachten. Die mit dem roten Spinnacker muss wohl SPHINX sein. Als wir später im Glas die stilisierte Gabel auf dem roten Tuch erkennen, bestätigt sich unsere Vermutung.

Als wir endlich auch den Wind von achtern haben, wird
auch unser Boot recht munter.
Neun Regattayachten sehen wir unter Segeln, als die erste schon die Vorsegel birgt. Sie hat die Ziellinie passiert und fährt auf die Hafeneinfahrt zu. Für die anderen ist das Rennen noch minutenlang nicht zuende. Dann erkennen wir noch zwei weitere Klassiker, beide mit geborgenem Gaffelsegel. Wir tippen auf HETHI und CINTRA.

Nun wollen wir auch zurück zu unserem Liegeplatz in Flensburg. Wir nehmen das Besansegel weg, vor dem Wind segelnd ist unser Boot ohne dieses Segel leichter zu steuern. Mit Backstagwind brauchen wir für Rückweg nur einen Bruchteil der Zeit. Bald sind wir wieder beim Museumshafen. BODIL, wieder auf ihrem Liegeplatz, wird aufgeklart, als wir kommen. Obwohl der Himmel bedeckt und der Wind böig ist, sitzen unentwegte Fischbrötchenfreunde vor Bens Hütte und genießen die Aussicht. Bald sind unsere Leinen fest und wir versorgen die Segel und Leinen. Unser Boot soll ja immer recht adrett aussehen.

19.06.17 Windpark in der Förde?

Heute schläft der Wind, der uns gestern noch einen schönen Ausflug zu unserem bevorzugten Ankerplatz schenkte. Das Wasser in der Sonderburger Bucht ist spiegelglatt. Unter der hellen Morgensonne zaubert leichter Dunst ein Bild wie von Gerhard Richter gemalt. Ein paar von den wenigen, kleinen Windrädern auf
Kegnaes und Als drehen träge in der leichten Brise, andere sind stillgelegt. Kein Wind, kein Strom. Schweinswale ziehen in Gruppen ihre Bahn. Kreisrunde Wellen auf der makellosen Fläche markieren ihren Weg. Ein ungemein friedliches Bild. Endlich fruchten die Bemühungen, die kleinen Meeressäuger wieder hier anzusiedeln. Ein Segen für das Land. Es lebt weitgehend vom ruhigen Tourismus. Nur wenige Boote sind unterwegs, die Segler - wen wundert's - mit naktem Mast. Wir motorten auch, unter Segeln wären wir sonst noch lange wieder nicht zurück.

Forschungsschiff SCHALL aus Bremerhaven
Langballig Bank. Die kleinen Ziffern bezeichnen die
Wassertiefe am jeweiligen Ort. Die Linien fassen Orte
gleicher Tiefe zusammen (=Tiefenlinien)
Weit weg sehen wir ein großes Schiff. Es scheint an der selben Stelle zu verharren. Ob es wohl ankert? Wäre möglich. Langballig Bank ist weniger als zehn Meter tief. Eine halbe Stunde später passierten wir auf Gegenkurs. Das Schiff fährt sehr langsam und hat den Ankerball gesetzt und die Signalflagge "Alpha" in Bereitschaft. Aha. Ein Taucherschiff also. Wir schätzten seine Länge auf rund 50 Meter. Neugierig, wie wir sind, lesen wir an seinem Heck den Namen SCHALL, Heimathafen Bremerhaven. Ein Forschungsschiff für die Erkundung von Windparks in der Förde?

Wir hoffen wir, dass unsere erste Vermutung nicht zutrifft und dass niemand ernsthaft überlegt, in der äußeren Förde einen Windpark zu installieren. Es gibt nämlich schon zuviel teuren Strom in den Versorgungsnetzen, für den wir ungefragt und ungenutzt aufkommen müssen. Und mit dem Verlust dieser wunderschönen Landschaft wollen wir auch nicht bezahlen. Auch die Schweinswale werden nicht begeistert sein, wenn sie ihr neu besiedeltes Revier an Großbaustellen für Geldverbrennungsmaschinen abgeben müssen. Und die Tourismusförderung? Das Geld dafür ist verschwendet, wenn hier tatsächlich ein Windpark gebaut werden sollte. Aber vielleich fällt jemandem ein, potenzielle Touristen für nicht in Angeln verbrachten Urlaub bezahlen zu lassen. Das Konzept hat doch beim Windstrom auch geklappt, oder?

18.06.17 Begegnung mit Nachbarn

CATARINA
MALENA
Es gibt Tage, da muss man  einfach mal raus. Heute hält es uns nicht länger im Hafen. Dem Wunsch folgend weg von Besuchern, Erholungssuchenden Brötchenessern zu kommen und weg von der stets gleichen Aussicht auf Kontorhäuser und Klar Schiff. Also rasch etwas zu essen einpacken und was man sonst noch braucht. Ab zum Boot, raus aus dem Hafen und hinein in den sonnigen Sonntag mit mäßigem Nordwestwind. Vor uns hatte schon der Besanewer CATARINA abgelegt. Er ist derzeit Gast im Museumshafen. Bald sehen wir ihn nördlich der Ochseninseln. Wir sehen eine Weile nach dem alten Schiff mit seinen malerischen Linien.
MEJSEN af RIBE


BODIL
Während wir uns noch das Bild einprägen, werden wir von hinten angerufen "WIEBKE BOHLEN, ahoi!" Eine klassische Yacht nähert sich rasch. Dieses Prachtexemplar haben wir nie zuvor gesehen. Ein typischer Entwurf der 50-er Jahre, wie er uns gut gefällt. In England sagt man bei einem solchen Boot "no nonsense on deck" und tatsächlich ist MALENA schier, schlicht schön. Und wer hat uns so freundlich angerufen? Liebe Bekannte, die uns voller Freude ihre Neuererwerbung zeigen wollen. Komplimente von Bord zu Bord. Und was für ein Boot ist die Neuerwerbung? Es ist ein früher Entwurf von Olle Enderlein aus dem Jahr 1952. Gute Wünsche von beiden Seiten und schon eilt sie uns voraus.

Während wir mit achterlichem Wind rasch nach Norden segeln, kommt uns CATARINA schon kreuzend entgegen.
Eigentlich wollen wir mal nach Bockholm und dort ankern. Aber schon hinter Holnis Enge finden wir, es wäre schade um den guten Wind, wenn wir jetzt schon zum Ankerplatz kämen. Während wir noch über das "eigentlich" und seine Bedeutung für die Entscheidund sinnen, kommt uns MEJSEN af RIBE entgegen,  dänische Nachbarin im Museumshafen. Auf Gegenkurs bleibt keine Zeit uns zu erkundigen. Also kurzer Gruß und schon sind sie weg. In der Äußeren Förde bekommen wir den Wind gnau von hinten. Deshalb kreuzen wir mit langen Schlägen vor dem Wind. Da sind wir schneller und das Boot liegt angenehmer auf der Pinne. Bald erreichen wir die Sonderburger Bucht. Dort sehen in größerer Entfernung den Haikutter BODIL aus dem Museumshafen. Nun können wir das Boot raumschots laufen lassen. Pinne belegt, gibt's Cappucchino mit Haferkeksen aus Schweden. Fehlt nur noch der Butler im Frack zum servieren.

Als wir nach insgesamt 25 Meilen unseren üblichen Ankerplatz erreichen, endet ein schöner Ausflug im Sommer bei angenehmem Wind. "Damenwind", nannte man so einen früher, gleich dem Passat, dem beständigen, sanften, angenehmen.


Zur Krönung des Tages erreichen wir unseren Lieblingsankerplatz unter Vollzeug und Toppsegel. Herz, was willst Du mehr? Ach, ja. zum Abendessen gab es Ratatouille.

16.06.17 Original im Hafen

Vor drei Wochen trafen sich in  Flensburg 131 Teilnehmner der Rumregatta mit 131 mit Segelbooten, alten und alt aussehenden. An Land gab es ein Riesenspektakel für Flaneure, die bei einem maritimen Fest eben auch urige Schiffe zu sehen gewöhnt sind.

Mittlerweile hat sich der Museumshafen weitgehend entleert, die meisten Traditionsschiffe sind nach Kiel gereist. Dort werden sie zur Abwechslung Kulisse für Landtouristen sein. Die Abwechslung liegt aber nicht in der Rolle, sondern im Ort. In
CATARINA ALT 287
Rostock oder Hamburg oder sonst wo wäre es nicht anders. Traditonsschiffe gehören zu Hafenfesten, wie die die Maraschinokirsche zur Sahnetorte. Zwar kauft niemand eine Torte wegen der Kirsche obendrauf, aber sie gehört einfach dazu auch wenn sie schon längst nicht mehr dem Original aus Zadar entspricht.

Aber weder Windjammerparade noch Rumregatta holen Bilder aus der Geschichte in unsere Zeit. Sie sind so echt wie der Cowboy der Zigarettenreklame im Vergleich mit dem Kuhhirten im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts. So wenig wie es damals Filter im Mundstück gab, so wenig schliefen damals Menschen in der Bünn.

Weitgehend original erhaltene Arbeitssegler sind sehr selten. Wenn aber jemand wirklich eines der raren Exemplare sehen möchte, das außen wie innen weitestgehend original erhalten blieb, bzw. rekonstruiert wurde, sollte noch an diesem Wochende in den Museumshafen kommen. Dort liegt CATARINA ALT 287, Besanewer und ehemaliger Elbfischer aus dem Jahr 1889. Abgesehen von Sicherheitseinrichtungen wurden keine Zugeständnisse an die Nutzung als Freizeitfahrzeug gemacht. Auch die Bünn blieb erhalten. Dort werden zwar keine Fische mehr transportiert, aber das ursprüngliche, dort montierte Schwert ist immer noch am selben Platz.
Das Schiff kann jeder ansehen, der sich dafür interessiert. Ein wenig über den Wandel der Zeiten nachsinnen und sich vorstellen, wie vor 120 Jahren an Deck gearbeitet wurde. Nachts, bei Regen aber auch bei frischem Wind im Sommer als es noch Fisch im Überfluss gab. In unseren Tagen nehmen die Bestände dramatisch ab. Der kommerzielle Fischfang ist in Deutschland in Not. Doch ist diesmal wirkliche Not und nicht Notwendigkeit gemeint, wie  im Titel des Romans von Gorch Fock.

14.06.17 Erst kein Glück

LISA von LÜBECK in Holtenau
foto: Kieler Nachrichten online
"Eine Seefahrt, die ist lustig..." Was in dem beliebten Scherzlied besungen wird, kann die Besatzung der LISA von LÜBECK nicht unbedingt bestätigen. Der originalgetreue Nachbau eines Kraweels aus dem 15. Jahrhundert kam am 12. Juni in eine Situation, die Jürgen Wegmann vom 1. FC Bayern mal treffend so erklärte: "Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu".
Das Segelschiff aus Zeiten der Hanse sollte an den internationalen Hansetagen teilnehmen, die vom 15. bis 18. Juni in holländischen Kampen stattfinden. Gemeinsam mit der WISSEMARA aus Poel wollte sie via Nord-Ostseekanal über Helgoland nach Kampen in den Niederlanden reisen. Daraus wurde aber nichts, weil sie in der Elbmündung "technische Probleme" (Kieler Nachrichten online) bekam. Andere Quellen nennen Probleme mit dem Anker, dessen Schaft gebrochen sei. Sie musste die Reise abbrechen und nach Lübeck zurück. Um 13:30 Uhr, beim Einlaufen in die Schleuse von Kiel-Holtenau wurde sie von einer starken Böe gepackt, die das mittelalterliche Schiff mit hohen Kastellen an Bug und Heck in der Schleuse um 180 Grad drehte. Sie konnte die Schleusenkammer danach nur rückwärts fahrend verlassen und auf der Reede in der Kieler Förde drehen. Ein Anlegeversuch war zuvor bereits wegen der schlechten Wetterbedingung gescheitert. Der WISSEMARA ging es nur im Ergebnis besser. Aber auch sie musste die Anreise nach Kampen unterbrechen und suchte Schutz in Cuxhafen.

13.06.17 Alte Bekannte

Wer gute alte Bekannte hat, möchte wissen, wie es ihnen geht. So auch wir. Heute war mal wieder der richtige Zeitpunkt für einen Besuch auf der Werft, wo sie sich immer wieder mal aufhalten um das eine oder andere Wehwehchen auszukurieren. Oder um allfällige Alterskrankeiten der alten Kutter, Ketschen und Galeassen zu kurieren. Eine von ihnen verabschiedete sich gerade, als wir kamen: ANTILOPE wurde heute "als geheilt entlassen". Gute Reise!
Andere werden wohl noch eine Weile ausharren müssen. Darunter auch RAKEL deren geplante Restaurierung seit einiger Zeit zu stocken scheint.

RAKEL liegt nur wenige hundert Meter von
der Brücke über den Sund entfernt 
KIVIOQ, das Schiff des dänischen Polarfor-
schers Rasmussen liegt auf der anderen
Seite der Enge












BETTY, zur Zeit im Museumshafen auf
Wartestation ist auf der Slipanlage von
Chr. Johnssons Skibsbyggeri zu einer
Notreparatur aufgepallt
LOIS, das hübsche Baeltboot liegt etwas
abseits. Vielleicht freut sie sich auf den
nächsten Ausflug nach der Rumregatta














Noch drei andere Grazien haben wir
gesehen:
EMMA (li.), GERDA (re.) und eine
(noch unbekannte Motoryacht

11.06.17 Das auch noch

Was lange währt, wird endlich gut, erkannte Ovid vor schon mehr als 2000 Jahren. Heute freuen wir uns, dass die Liste der Rumregatta-Sieger eingetroffen ist. Sie kann über die Seite "Rumregatta" aufgerufen werden. Bitte nach ganz unten "scrollen"! Außerdem stellen wir dort weiterhin jeden Tag ein weiteres Bild der Rumregatta ein. Es lohnt also, immer wieder einmal reinzuschauen. Jetzt kommen noch 334 hinzu, dann isses wieder soweit!

09.06.17 Rum, Schweiß und Tränen

Sonderausstellung im Flensburger Schifffahrtsmuseum (11.06.17 bis 04.03.18)

Dr. Tafari-Ama hat die Ausstellung wissenschaftlich
vorbereitet und kuratiert
Flensburg ist im 18. und 19. Jhdt. durch den Handel mit den dänischen Kolonien in der Karibik reich geworden.
Daran führt kein Weg vorbei: So platzsparend wurden
Sklaven auf Schiffen aus ihrer Heimat entführt.
Davon zeugen heute noch zahlreiche Spuren in der Stadt und dem Umland. Ziegeleien entlang der Förde produzierten im großen Stil für die überseeischen Baustellen. Das Ziegeleimuseum in Broager mit seinem hohen Kamin weist bis heute Seglern den Weg. Die Plantagen auf den karibischen Inseln lieferten Zucker und Rum in die Stadt, beides wurde hier veredelt und europaweit vertrieben. Ziegel, Zucker und Rum waren Teil des atlantischen Dreieckshandels, dem Wirtschaftsmotor der gesamten Region in dieser Zeit. Von ihm profitierten Seeleute, Reeder, Kaufleute, Schiffbauer, Handwerker und Bauern.



Der Reichtum und Einfluss einiger
Zeitgenössische originale  Entwürfe für Werbeikonen.
Hier: das Mitte des letzten Jahrhunderts sehr populäre
Pott-Negerlein zierte viele Bahnhofsuhren und Anzeigen
überdauerte bis in die heutige Zeit. Die Gebäude der Handelshäuser jener Zeit und  große Profanbauten prägen bis heute das Stadtbild. Die Blütezeit der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung dominiert weiterhin die kollektive Erinnerung der "Rum"-Stadt.

Entwürfe für die Ausstellung in den Händen ihres
Designers Sven Klomp
Kehrseite des hiesigen Wohlstands war das Elend von Millionen Männern, Frauen und Kindern, die als Sklaven gefangen, verkauft, geschunden und erniedrigt wurden.
Mit dem Verkauf der dänisch-karibischen Kolonien an die Vereinigten Staaten vor 100 Jahren endete dieser dunkle Teil der Flensburger Geschichte. Dies ist Anlass für die Sonderausstellung im Schiffahrtsmuseum. Sie will unserem gewohnten Blick die afrikanisch-karibische Perspektive gegenüberstellen und den Flensburger Zucker- und Rumhandel als Teil des europäischen Kolonialismus sichtbar machen.

Das Konzept für diese Ausstellung zu entwickeln war sicherlich eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Galt es doch, mit kleinem Budget auf einer kleinen Ausstellungsfläche durchschnittlich (un-)informierte Besucher mit einem historisch und kulturpsychologisch komplexen Thema zu konfrontieren. Eine große Rolle spielt dabei die Hautfarbe, entsprechend der Nachfahren von damaligen Tätern und Opfern immer noch Menschen wertschätzen. So kommt es zu der erstaunlichen Situation, dass die befreiten Nachfolger schwarzer Sklaven den weißhäutigen Jesus verehren und ihren Töchtern Hautbleichmittel empfehlen. Währenddessen wurden hierzulande Schokolade und (Pott-) Rum mit dem kitschigen Stereotyp von Nergerlein beworben.
Heute konnten wir die Ausstellung vorab besuchen und und ansehen, wie Sven Klomp, Dr. Thomas Overdick, Susanne Grigull und Dr. Imani Tafari-Ama die Aufgabe gelöst haben. Während wir den Raum betreten, arbeiten Handwerker an einigen Podesten.

Sind wir hier richtig? fragen wir uns beim Betreten des großen Raumes im Dachgeschoß. Wir sind gekommen, ohne eine rechte Vorstellung von dem, was uns erwarten würde. Sklaverei und Flensburg? Muss das sein? Speichergebäude, Kaufmannshöfe, Rum-Regatta - bekannt, hübsch anzusehen und friedlich, zumindest meist. Aber Sklaverei? Was wir hier so angenehm fühlig verdrängt haben, verdrängen konnten: Den Nachfahren der Sklaven gelingt das bis heute nicht. Zu tief sind die Spuren der Geschichte. Schon nach wenigen Schritten, mitten im Raum, zögern wir weiterzugehen. Auf dem Boden ist mit weißen Strichen diagonal eine etwa sieben Meter breite Fläche markiert. So breit war ein Sklavenschiff. Zwischen den Linien die Konturen von auf dem Boden liegenden Menschen, Kopf an Fuß liegend, die Füße aneinander gekettet, wie von alten Bildern in Sachbüchern von der Sklaverei überliefert ist. Was in den Büchern schön klein und daher ungefährlich aussieht wird hier in Lebensgröße real. Wer wird schon auf zu seinen Füßen auf dem Boden liegende Menschen treten? Dazu sind neben Informationstafeln Exponate im Raum verteilt, die von der Sicht heutiger Nachfahren auf die Folgen der Sklaverei zeugen.

Wir verlassen die Ausstellung durch eine Pforte unter der Feststellung "Ausgang ohne Wiederkehr". Diese Worte waren auch auf Sklavenschiffen in die Balken geschnitzt. Aus der Sklaverei oder aus dem Grab in der See kam keiner zurück.

Für uns ist der Spruch nicht endgültig. Wir kommen wieder.

Am Sonntag um 11.00 Uhr wird die Sonderausstellung eröffnet.

08.06.17 ODIN gerettet


Vor vier Tagen geriet die 100 Jahre alte Colin Archer ODIN von der Schiffergilde Bremerhafen im Großen Belt bei Lohals am Nordende der Insel Langeland auf Steine. Darüber berichtet heute das Portal esys
 
"Colin Archer geborgen: KNRM-Seenotretter-Ausbildung machte sich bezahlt
(08.06.17) Am 4.6. lief der Holzkutter "Odin" unweit von Lohals auf Steine. Die holländische Tjalk "Jan Huygen" (MMSI-Nr.: 244698000) kam dem Havaristen auf Anfrage von Lyngby Radio wenig später zu Hilfe. Die Assistenz kam gerade recht, denn der Zweimaster, eine glücklicherweise robuste Colin Archer, wurde bereits immer weiter mit Backbordschlagseite auf die Steine geworfen, und die Personen an Bord befanden sich in Gefahr. Die Tjalk warf oberhalb der „Odin“ Anker und ließ sich so weit zu ihr herabsacken, dass die Crew eine Schleppleine übergeben konnte.

Mit Winde und Motor wurde die Yacht dann vorsichtig wieder flottgemacht. Danach konnte sie in den Hafen von Lohals einlaufen, wo sich die Geretteten bei der Crew der "Jan Huygen" nochmals bedankten. Die gelungene Bergung dürfte nicht zuletzt auch dem Umstand zu verdanken sein, dass ihr Skipper bei der KNRM ausgebildet wurde. Für diesen ging es dann über Marstal nach Kiel weiter mit seinem Schiff."

Colin Archer ODIN, Tiefgang 2,20 m
Foto: Schiffergilde     
Koftjalk JAN HUYGEN, Tiefgang 1,80m
Foto: JAN HUYGEN Fotogallerie in facebook















08.06.17 Noch ein Lichtblick

Es gibt sie noch, die guten Dinge... Hier ein aktuelles Video aus dem norwegischen Hardanger Fartøyvernsenter. Hier wird Bootsbau offensichtlich noch als traditionelles Handwerk betrieben. Wenn man bedenkt was man dort alles nicht benötigt, um ein Holzboot zu bauen: Elektrosägen, -hobel, Bandschleifgeräte, Epoxykleber, ... Und natürlich auch keine Kraftwerke, egal ob Wind-, Wasser,- Kohle oder sonstwas betrieben. Nur eine scharfe Klinge, einen geübten Mann und gutes Holz. So einfach kann das sein - wenn man es kann.  

08.06.17 Lichtblicke

Tief-Lieger im Museumshafen
Die Sommer fängt schwach an. Kaum hat er begonnen, schon führt er sich auf wie April. Sturmböen, Sturzregen, Temperatursturz. Haben wir uns noch am vergangenen Montag über Hochsommerwetter gefreut, laufen wir heute schon wieder in dicken Wollpullovern rum. Zu verdanken haben wir das dem Tiefdruckwirbel mit dem Namen INGRABAN, das mit Tief JÖRN und einem Randtief im Schlepptau unser Gebiet streift. Tobte INGRABAN gestern noch mit Böen um zehn Bft über der Nordsee, hat es sich jetzt in der norwegischen See festgesetzt. Ob hier oder dort - die Folge ist beständiger Wind aus West-Südwest. Das bedeutet für Flensburg Niedrigwasser im Hafen.

Ein Lichtblick. Heute morgen wird die Wolkendecke endlich etwas dünner, der Regen lässt nach, sogar der Wind macht eine Pause. Eine gute Gelegenheit, sich etwas Bewegung zu verschaffen. Bei einem kurzen morgentlichen Kontrollgang zum Boot zeigt sich: Der Wasserstand ist tatsächlich niedrig, die Leinen haben erfreulicherweise noch "Lose", und Bens Fischbrötchenhütte ist geschlossen, vermutlich wg. Schlechtwetter. Sonst ist nichts los, keine Bewegung weit und breit. Selbst die Boote, auf denen nahezu immer jemand werkelt, liegen verlassen da.
MINNA ROEDER kommt zurück

Wer hätte das gedacht? Am Jollensteg, wo die Lüttfischerboote liegen, gibt es Lebenszeichen. Die Buttjolle MINNA ROEDER wird von einer Zwergencrew zurück an den Steg gepullt. Dort wartet eine junge Elfe auf die Ankunft der munteren Seeleute. Sie hatte sich heute nicht an Bord getraut, wird es aber vermutlich bald wagen.
Für alles gibt es den richtigen Zeitpunkt, man muss ihn nur erkennen. Dazu schreibt die Waldorfschule Flensburg, zu der die alte Jolle gehört:
"Das Segeln bietet außergewöhnliche Möglichkeiten der Förderung von Kindern und Jugendlichen. Das Schiff stellt eine kleine Welt für sich dar und befindet sich zwischen der vertrauten Welt des Festen und der beweglichen Weite des Wasserspiegels. Es tritt dem Kind als Möglichkeit entgegen, Vertrautes zu verlassen und Neues zu entdecken und zu erkunden."
Alles hat seine Zeit. Am Wochenende soll der Sommer wieder nach Flensburg zurückkommen. 

06.06.17 Wer holt den Rum ab?

Heute kam ein Hilferuf der oft selbst so hilfreichen Muse Maritim. Beate, wie sie von Freunden von Freunden genannt wird, betreibt das Cafe im Flensburger Schifffahrtsmuseum. Und, für viele noch wichtiger, dort gibt es auch das Rum-Kontor Flensburg mit einem reichen Angebot einschlägiger Spezialitäten aus Flensburger und karibischer Provenienz.
Manche Leser werden sich erinnern: Im letzten Jahr wurde - wir berichteten - Rum im Holzfass von Barbados über den Atlantik geschippert und ebenfalls per Segelschiff nach Flensburg transportiert.
Jetzt wird bekannt, dass der Nachschub für 2017 Amsterdam erreicht hat, wo er Ausschau nach einer Segelschiffspassage nach Flensburg hält. Wer also zufällig oder absichtlich vorhat von Amsterdam nach Flensburg zu segeln und Platz für ein 200-Liter Fass erübrigen kann, wird gebeten mit Beate Verbindung aufzunehmen. Wenn es nicht für eine non-stop Passage reicht, sind Teilstrecken über Bremerhafen, Hamburg und/oder Kiel ebenfalls sehr willkommen.
Kontakt:
Muse maritim
im Schifffahrtsmuseum
Schiffbrücke 39
24939 Flensburg
Telefon: 0461 85 10 81

Email: bfalkenberg@muse-maritim.de

05.06.17 TRES HOMBRES gesichert

Vor dreizehn Monaten wurde unter dem Historischen Krahn auf dem Bohlwerk eine ganz besondere Fracht angelandet: Karibischer Rum aus Barbados, der zuvor auf der Brigantine TRES HOMBRES, dem letzten Segelfrachtschiff ohne Motor, den Atlantik überquert hatte. Man sagt, dieser ganz spezielle Stoff habe die besondere Qualität, die eben nur der monatelange Transport in Holzfässern auf einem Segelschiff verleiht.


Foto: RNLI Cullercoats / Adrian Don
Gestern wurde der Frachtsegler in den Hafen von Tynemouth (Nordost England) eingeschleppt, nachdem er ein paar Meilen nördlich, vor Whitley Bay ankernd, von schlechten Wetteraussichten überrascht wurde. Zur Zeit beherrscht das Tiefdrucksystem INGRABAN mit einer Front das Wettergeschehen an der Englischen Ostküste. Zusätzlich quitttierte morgens der Motor des Beibootes, das der Segler als Hilfsschlepper mitführt, den Dienst. Nach Rücksprache entschieden sich die Seenotretter vom RNLI aus Cullercoats, die Brigantine in den River Tyne zu schleppen.


Die Seenotretter der RNLI berichten über die Aktion:
"Das Rettungsboot und die freiwilligen Crewmitgleider starteten nach einem Hilferuf des Skippers der Brigantine TRES HOMBRES.
Die morgens ausgefallene Motorbarkasse des 32 Meter/128 Tonnen Segelschiffs wurde vorher bereits durch das RNLI Cullercoats Rettungsboot zu ihrem Mutterschiff geschleppt.
Danach bat der der Skipper der TRES HOMBRES um Beistand um das Segelschiff zu einem sicheren Hafen zu verholen. Da es nur durch Segel angetrieben wird und keine Hilfsmaschine hat, ist es auf das derzeit defekte Motorboot als Manöverhilfe im Hafen angewiesen.

Bei dem für Montag erwarteten Starkwind hätte das Segelschiff in eine unsichere Situation geraten können. Deshalb wurde nach Rücksprache mit der UK Coastguard entschieden, dass es am sichersten sei, es in den River Tyne zu schleppen.
Um 10:44 Uhr wurde das Allwetter Rettungsboot aufgefordert, die TRES HOMBRES mit günstigster Geschwindigkeit anzusteuern, die vor Whitley Bay vor Anker lag, mit dem RNLI Cullercoat Rettungsboot in Stand-By.
Sobald das Rettungsboot das Segelschiff erreichte, stellte die freiwillige Besatzung schnell eine Schleppverbindung her, während ein Mitglied der Crew an Bord ging um sicherzustellen, dass die Schleppleinen gut befestigt blieben.
Die TRES HOMBRES und ihre Besatzung von 15 wurden anschließend ohne weiteres Vorkommnis zum North Shields Western Quay verholt, begleitet vom RNLI Rettungsboot, das zwei Besatzungsmitgleider an Land absetzte um beim Festmachen zu helfen.
Sobald das Segelschiff festlag, kehrten die Rettungsboote zu ihren Stationen zurück.
Adrian Don, der Sprecher der Tynemouth RNLI Seenotrettungsboote sagte: "Dies ist einer der ungewöhnlichsten Einsätze, den unsere freiwillige Besatzung durchführte und das hilfsbedürftige Schiff ist als einziges motorloses Segelfrachtschiff  der Welt ebenfalls einzigartig.
Die TRES HOMBRES und ihre Besatzung waren in keiner unmittelbaren Gefahr, aber da sie ohne Maschine und mit dem defekten Motorboot keine Möglichkeit hatten sicher in den Hafen zu gelangen, gab es bei der erwarteten Wetterverschlechterung keine andere Wahl als Hilfe anzufordern. Unsere Freiwilligen halfen gerne und brachten das Fahrzeug schnell in den schützenden Tyne Harbour".
(Übersetzung: HAFENMELDUNGEN)
Jetzt könnte jemand denken, an diesem Beispiel könne man sehen, wohin es kommt wenn große Segelschiffe ohne Maschinenantrieb unterwegs sind. Deshalb sei an dieser Stelle an die zahlreichen Fällen von komplettem Maschinenblackout von Motorfrachtschiffen erinnert, zum Beispiel im Nord-Ostseekanal.

04.06.17 Bilder der Rumregatta

Fejødrivkvase DE 13 SØSKENDE auf der Regattabahn. Es war ein ruhiger sonniger Frühlingstag, so recht für etspanntes Segeln
Foto: HAFENMELDUNGEN (c)

Man glaubt es kaum wie schnell die Zeit vergeht! Jetzt sind schon sieben Tage seit Ende der 38. Rumregatta vergangen. Einige Teilnehmer nutzen die Möglichkeit, noch einige Zeit nach dem größten Treffen ehemaliger segelnder Gebrauchsfahrzeuge in Flensburg zu bleiben. Sie und 133 andere boten einen unvergesslichen Anblick im Hafen und auf der Förde. Aber der Mensch erinnert sich nur an das, was die eigenen Augen gesehen haben. Und wer nicht hier war, geht ganz leer aus. Deshalb haben wir uns vorgenommen, die Zeit bis zur nächsten Rumregatta mit einer Art "Weihnachtskalender" zu überbrücken, zu dem an jedem Tag ein neues Bild hinzugefügt wird. Wenn der Vorrat reicht, können es auch mehrere am selben Tag sein. In der vergangenen Woche haben wir schon mal elf Bilder aus dem Fundus auf der Seite "Rumregatta-Bilder" publiziert.

Unsere Leser leben in Ländern rund um den Globus und jeden Tag besuchen viele die HAFENMELDUNGEN, weil sie sich für die Themen und auch die Bilder interessieren. Wir erhalten auch Mails von Handelsschiffen in See, denen die HAFENMELDUNGEN eine Verbindung nach zuhause sind.

Wir fänden es sehr schön, in den Kalender auch Bilder unserer Leser  aufzunehmen, soweit sie Szenen der Rumregatta 2017 zeigen. Alle natürlich mit dem Namen der Fotografin oder des Fotografen und dem Hinweis auf das Urheberrecht. Wer sich beteiligen möchte, kann sein Foto oder die Fotos an unseren E-Mail Kontakt senden. Dafür im voraus herzlichen Dank!

Bitte senden Sie nur Bilder, die Sie selber fotografiert haben!

03.06.17 Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Knapp eine Woche nach der Meldung des Flensborg Avis (wir glossierten) über die launige "Besetzung" der Großen Ochseninsel durch neuzeitliche Wikinger, kommt das Flensburger Tageblatt heute in einem gefühligen, halbseitigen Artikel mit der Meldung, dass der letzte verbliebene Pächter der Großen Ochseninsel den idyllischen Ort endgültig verlassen will. Er mündet in der Forderung "Die Ochseninsel muss offen bleiben".
Hintergrund der Entwicklung ist ein Pachtvertrag mit 25 Jahren Laufzeit aus dem Jahr 2003, zwischen der dänischen Naturbehörde Sønderjylland als Verpächter und einer Gruppe von vier deutschen Enthusiasten unter der Bedingung, die Inseln über eine Fährverbindung mit dem Festland zu verbinden und für Touristen zugänglich zu machen. Zusätzlich sollten sie die Liegenschaften und das Gelände in Ordnung halten. Nachdem die deutschen Pächter sich aus internen Gründen zerstritten, konnten sie den Fährbetrieb nicht aufrecht erhalten. Daraufhin kündigte die dänische Behörde den Vertrag. Ein Rechtsstreit, den die Pächter anstrengten, ist noch nicht entschieden.
Wie man sieht, gingen nicht nur die
Träume der Ochsen-Insulaner auf Tiefe.
Nun herrscht ratlose Betroffenheit. Denn ohne Zweifel sind die Ochseninseln ein wahres Juwel in der Inneren Flensburger Förde. Viele Menschen sehen in ihnen einen Sehnsuchtsort, an den sie gerne denken und den sie gerne besuchen. Für Wassersportler an der Förde waren und sind sie ein beliebtes Ziel für einen Kurzausflug. Zeitweilig boten sogar Wasserflugzeuge Passagen dorthin an. Kein Wunder, dass sich viele - man berichtet von über hundert - Bewerber Hoffnung auf einen Vertrag als Nachfolger der Pächter machen. Zu ihnen gehört dem Vernehmen nach auch die Ostseeschule Flensburg - der "Das Lernen ist wie ein Meer ohne Ufer" auf ihrer Internetseite Titel gebend ist - gemeinsam mit der Lighthouse Foundation.
Mit Blick auf die Eile, in der die Naturschutzbehörde einen neuen Pächter sucht, drängt sich das "Lied von der Glocke" des alten Fr. v. Schiller auf. Der hatte zwar nicht an den Pachtvertrag für die Ochseninseln gedacht, sondern an die Ehe zwischen Mann und Frau. Die sollte damals auch mindestens 25 Jahre halten. "Drum prüfe ewig, wer sich bindet" oder so ähnlich soll er empfohlen haben. Nun, der war ja auch besonders piefig. Er schreckte nicht einmal davor zurück, die Ordnung "heil'ge, segensreiche" zu nennen, die "der Städte Bau gegründet" habe.