31.12.17 Zu Silvester



























Der Schwester zu Silvester

Habe ein heitres, fröhliches Herz
Januar Februar und März.
Sei immer mit dabei
In April und Mai.
Kreische vor Lust
In Juni, Juli und August.
Habe Verehrer, Freunde und Lober
In September und Oktober
Und Bleibe meine gute Schwester
Bis zum Dezember und nächsten Silvester


Theodor Fontane, 1819-1898

30.12.17 Rückspiegel

Es ist ein guter Brauch, das vergangene Jahr Révue passieren zu lassen bevor es im Dunkel der Erinnerungen versinkt.
Hier also die Themen, über die wir in den HAFENMELDUNGEN berichtet, fabuliert oder nur laut nachgedacht haben. Immer, wie versprochen, "unvollständig und subjektiv" weil aus persönlicher Sicht. Das gilt auch für diesen Rückblick. Was ist es wert, das es noch einmal in Erinnerung gerufen wird? Natürlich haben wir auch persönliche "Lieblinge" unter den Beiträgen. Das sind nicht immer die mit den meisten Lesern. Wie im übrigen Leben, sind es auch nicht nur Ereignisse, die wir für besonders wichtig halten. Doch sie sind nun mal passiert und wir haben berichtet. Es sei denn, sie gehörten in die Rubrik "Pleiten, Pech und Pannen. Das ist eher etwas für den Küstenklatsch, also nichts für uns.

Manche Leser nutzen die HAFENMELDUNGEN als Archiv, insbesondere die Seiten mit den "Schiffsmeldungen", also der erfassten Schiffsbewegungen der letzten fünf Jahre. Sie werden besonders häufig aufgerufen. Und die registrierten "Klicks" wachsen ständig weiter an, wie auch die der Themenbeiträge. Vielleicht haben sie selber auch schon mal die Suchfunktion genutzt, in der sie sich Beiträge zu einem bestimmten Stichwort oder Datum oder Zeitabschnitt zusammenstellen können.
Hier sind also die Themen, die im jetzt ablaufenden Jahr 2017 das größte Interesse fanden. Wir wünschen viel Vergnügen beim Erinnern Stöbern!

Starkwind zur Apfelfahrt
Wen wundert's? Beiträge zum Thema Wetter sind in der Liste weit oben. Es hätten noch mehr sein können, hätten wir öfters über schlechtes Wetter berichtet. Und es war tatsächlich sehr oft nass und stürmisch. Nur, wen hätte es interessiert, wenn uns der häufige Regen aufs Gemüt schlug?  Glücklicherweise wurde die Kongelig Classic von der Sonne verwöhnt, woran der Bericht "Kaiserwetter zur Kongelig Classic" erinnert.
Wobei offen bleibt, ob das Interesse dem Wetter oder der Veranstaltung gilt. Denn auch Ankündigungen und Berichte von Hafenfesten  wurden besonders oft aufgerufen. Diesmal musste die Rum Regatta einem anderen Hafenfest den Vortritt überlassen:











Das Bohlwerk im Zeichen des Dampf Rundum
An die erste Stelle der Berichte über Hafenfeste rückte diesmal das alle zwei Jahre stattfindende Dampf Rundum.
Zum Treffen der großen und kleinen Dampf- und Motorschiffe mit seinem ebenfalls attraktiven Landprogramm erschienen mehrere Beiträge; "Auf dem Sonnendeck" wurde besonders oft gelesen. Die Artikel über die großen und kleinen Dampfmaschinen, -Barkassen und -Pinassen Lokomobile. ebenfalls. Nun kann man spekulieren, ob die Berichte wegen der Veranstaltung oder wegen der Schiffe, Boote oder Maschinen gelesen wurden.






Am 20. Februar kam ALEXANDRA zurück 
Dass dem Salondampfer ALEXANDRA besonderes Interesse galt, war abzusehen. Die alte Dame ist nun mal unangefochtene Lokalmatadorin und zudem in diesem Frühjahr nach einer langen und tief greifenden Reparatur in ihren Heimathafen zurück gekommen. Mittlerweile fährt sie wieder und die letzten Arbeiten am Innenausbau sind, wie man hört, auf gutem Weg.
Foto: Ostseezeitung
Über Havarien von Traditionsschiffen wollten sich ebenfalls viele Leser informieren.
Auch wenn keines mit Heimathafen Flensburg betroffen war, jeder Fall ist einer zuviel.  Wassersport hat seine besonderen Risiken und die sollten immer bedacht werden. So sieht es auch das zuständige Bundesministerium. Es hat eine Novelle zur Sicherheitsverordnung auf den Weg gebracht. Viele Betreiber von Traditionsschiffen liefen Sturm und malten das Bild von Hafenfesten ohne Traditionsschiffe. So sicherten sie sich die Unterstützung der Wirtschaftsministerien in den Küstenländern.



Dass Flensburger Hafen und -Förde als sehens- und liebenswerte Orte viele Menschen anziehen, wird niemanden überraschen. Dass auch die Leser der HAFENMELDUNGEN dazu gehören, freut uns ganz besonders. Wir hoffen auch künftig über Hafenspaziergänge und Ausflüge mit traditionellen Segelbooten berichten zu können. Schließlich haben wir dann auch was davon! Wer weiter weg wohnt oder arbeitet kann auf diese Weise ein wenig Förde- und Hafenluft schnuppern und sich auf den nächsten Besuch hier einstimmen- ob mit oder ohne Boot.




Alles für den Nachwuchs: Rettungswesten für die "Lütten"
Die Boote am Bohlwerk zeigen, wie Arbeitsboote früher ausgesehen haben. Sie müssen ständig sorgfältig gepflegt und repariert werden. Berichte über Wartung- und Instandhaltung sind nach wie vor oben auf der Rennliste.
Denn auch bei den Traditionsschiffen gilt der alte Grundsatz "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen gilt auch bei den alten Schiffen und Booten. Das macht die Suche nach geeignetem Nachwuchs" nicht immer ganz einfach. Erfreulich: das Projekt "GRETA" und die Lüttfischer im Museumshafen Flensburg.





Beliebt sind - wen wundert's? Berichte über das Leben und Treiben am Bohlwerk. Der Ort
verdankt seine Attraktivität ursprünglich den Tradiionsschiffen. Bieten sie doch im Sommer ein malerisches Bild von alten Segelschiffen, Arbeiten an Bord und mehr oder minder spannenden Manövern. Eine Ort für traditionelles maritimes Leben heute und für Begegnungen von Menschen aller möglichen Herkunft. Typisch Hafen. Gestern. heute und morgen hoffentlich auch!




27.12.17 Bilder vom Grogtörn

Harald Harpke zum Dank haben wir ein paar Fotos vom gestrigen traditionellen Weihnachtsausflug auf die Förde bekommen. Voilá, hier kommt eine Auswahl:













Alle Fotos (5)  Harald Harpke © 

29.12.17 Bohlwerk unter Reet?

Hier landet eine Signalrakete im Hafen 
Seit Wochen wird die Altstadt immer wieder von Kanonenschlägen aufgeschreckt. Da wir hier keinen Krieg haben müssen wir davon ausgehen, dass sich einzelne Freunde besinnlicher Feiertage schon mal auf die Silvesternacht vorbereiteten. Da muss "natürlich" geballert werden, was das Zeug hält. In den 50-er Jahren, als der Schrecken der Bombennächte noch in den Knochen saß, gab es zahlreiche Proteste, wenn zum Jahreswechsel Feuerwerk abgebrannt wurde. Heute ist die Erinnerung an den Krieg verblasst. Aber ob sich beispielsweise alle Syrer, aus zerbombten Städten hierher geflüchtet, über die Kracher freuen, hat noch kein Journalist berichtet. Doch wenn Bilder von traumatisierten Kindern aus den Kriegsgebieten nicht lügen, hat der Schrecken auch bei ihnen verheerende Spuren hinterlassen. Die Stadt Arnsberg hat vor zwei Jahren Böller um Flüchtlingsheime herum verboten um die traumatisierten Menschen dort zu schützen. Außerdem werde in islamischen Ländern der Jahreswechsel nicht mit Feuerwerk gefeiert. Allgemein ist in Deutschland Feuerwerk bei Kirchen, Krankenhäusern, Kinderheimen und in der Nähe von Häusern mit Reetdach oder Fachwerk verboten.  

Aber was soll's. Silvesterfeuerwerk ist hier für viele Menschen Teil der Jahreswende und außerdem füllt es die Kassen der Händler und Kämmerer. Weil alles seine Ordnung haben muss, gibt es hierzulande auch dafür strenge Regeln. Sie laufen darauf hinaus, dass jeder für sein Feuerwerk selber verantwortlich ist. Das heißt: Die Lunten werden nur in der erlaubten Zeit angebrannt und Niemand und Nichts darf gefährdet werden. Wenn es trotzdem kracht und kokelt, kann der Geschädigte den Klageweg beschreiten. Scheinheiliger geht's kaum noch. Würde man das Prinzip auf die derzeit hoch bewertete Luftreinhaltung übertragen, müssten Menschen die am Straßenrand unter Atemnot leiden herausfinden, welcher Dieselmotor ihnen die Luft verpestet hat, um den Besitzer auf Körperverletzung zu verklagen. Weil das nicht geht, sollen viele Städte für Dieselfahrzeuge komplett gesperrt werden.
Der Vergleich auf dem Gebiet der Luftreinhaltung ist nicht willkürlich gewählt. Wer einmal in einer Silvesternacht auf der Schiffbrücke oder auf dem Bohlwerk unterwegs war kam mit brennenden Augen und stechenden Bronchien zurück. Nun wird niemand gezwungen, dorthin zu gehen, wo die Luft besonders schlecht ist. Bleib' doch zuhause und lass' die Fenster geschlossen, wird geraten und gegen den Lärm gäbe es doch Wachspfropfen. Aber auch für Haustiere und Säuglinge?

Leute mit Segelbooten im Flensburger Hafen plagen zu alledem dem noch andere Sorgen. Immer wieder sieht man in der Silvesternacht Signalraketen intensiv rot glühend an kleinen Fallschirmen herabsinken. Sie leuchten mindestens 40 Sekunden lang und brennen oft auch noch, wenn sie bereits gelandet sind. Das ist fatal, wenn ein Segelboot als Landeplatz herhalten muss. Aber auch mit normalen Feuerwerksraketen kann man eine Menge Schaden anrichten. Besonders dann, wenn sie auf dem Bohlwerk abgeschossen werden. Die Hafenkante ist sooo lang und überall kann Feuerwerk gezündet werden. Das muss doch nicht unbedingt bei den Liegeplätzen der Boote sein. Um das an dieser Stelle deutlich zu machen: Es geht hier um privates Feuerwerk. Es ist einfach zu viel und viel zu unsicher. Aber es füllt die Kassen. Ein öffentliches Feuerwerk für Alle hingegen kostet Geld. Und deswegen wird es wohl auch - gut oder schlecht - so bleiben wie es ist.

Mitglieder und Freunde des Museumshafens gehen also in der Silvesternacht auf dem Bohlwerk weiter Brandwache. Und so ist es bisher nur zu geringen Schäden gekommen. Das liegt auch an der Einsicht der meisten Silvester-Feuerwerker. Sie suchen sich, wenn angesprochen, einen ungefährlichen Startplatz für die Knaller, Heuler und Feuersprüher. Da können sie nach Herzenslust ihrer pyromanischen Leidenschaft frönen. Das ist teils erfreulich, teils auch nicht. Auch Bootswächter würden lieber Silvester feiern anstatt mit teils angetrunkenen Fremden über Gefahr oder Nicht-Gefahr zu diskutieren. Und den Feuerwerksrauch würden sie ihren Lungen ebenfalls gerne ersparen. Zumal die Konzentration von Feinstaub in dieser Nacht höchste Spitzenwerte erreicht.  


Vor zwei Wochen in Facebook gefunden.
In Flensburg sieht man gerne auf andere Gegenden, wenn es um beispielhaftes Verhalten geht. Da muss man nicht weit blicken. Auf Sylt darf ganzjährig kein Feuerwerk abgebrannt werden. Damit werden sogar Touristen beworben. Viele Städte im In- und Ausland verbieten Böller und/oder Raketen vollständig.
Aber die Lage ist nicht einheitlich. In Dänemark, hierzulande normgebend für Nachahmungswertes, ist Feuerwerk und Böller abbrennen nur erlaubt, wenn die Knaller aus Dänemark stammen. An der Grenze wird kontrolliert. Wer mit Fremdböllern auffällt, wird bestraft. Kurz vor den Feiertagen wurde bekannt, dass die Kontrollen verstärkt und jetzt auch stationär eingerichtet werden. Und wir dachten, es gehe darum, Flüchtlinge abzuschrecken! 


Die Lokalzeitung schweigt zu dem Thema Feuerwerk und in Flensburg wird alles so bleiben wie es schon immer war. Erlaubt ist, was gefällt. 
Da die Museumswerft - nicht aus Fachwerk sondern komplett aus Holz gebaut - als Grund für ein Verbot nicht herhalten kann, bleibt  schließlich nur, auf die Fischütte ein schnuckeliges Reetdach zu montieren. Gehört auch eigentlich zum musealen Erscheinungsbild - oder?

26.12.17 Kurz aber heftig

Grog- Törn- und Sturm- erprobt:
Schipper and friends auf FULVIA ... 
...und auf PIROLA
Der Grogtörn 2017 wird als einer der kürzeren und heftigeren in Erinnerung bleiben. Nach zwei Stunden kamen die Teilnehmer von kräftigen Böen gezaust wieder in den sicheren Hafen zurück. Einzelne Schauerböen zogen von Süd bis Südwest über die Förde. Sie machten vor allen Dingen die Fahrt zum Hafen zurück etwas ruppig.

ILSE, der  kleine Rundgatt- Fischkutter musste bis zum Liegeplatz "eine Menge Salzwasser" von seinem Deck schütteln. Aber alle Boote und Besatzungen waren hernach durchweg guter Dinge - soweit vom Bohlwerk aus erkennbar. Nur ein Gasthund war nach dem Anlegen der FULVIA etwas wackelig auf den Beinen, hat aber ansonsten tapfer durchgehalten, erfahren wir.

Der Grogtörn in diesem Jahr zeichnete sich auch durch ein sehr überschaubares Teilnehmerfeld aus. Darunter ein Motor-Frachtschiff (GESINE),  ein ex-Postschiff-Paketboot (FULVIA) und der Logger PIROLA.
Außerdem - jetzt kommt's: drei KAJAKs. "Es war schon etwas anstrengend" berichteten die Paddler von der Heimkehr zum Bohlwerk. Sie hatten es trotz der Wetterlage immerhin bis zur Hafenausfahrt geschafft. Na, wenn das kein Sportsgeist ist!

Überschaubar war auch die Zahl der Gäste an der Hafenkante, die in früheren Jahren mit einer Buddel voll Rum in der Hand nach einer Gelegenheit zum Mitfahren Ausschau hielten. So konnten diesmal auch alle ohne Platzmangel an Deck mitfahren.
ILSE mit tagesaktuellem Weihnachtsschmuck
Und die wackeren Kanuten

21.12.17 Es werde hell!

Heute haben wir es schon halb geschafft! Zwischen Sonnenauf- und Untergang liegen heute nur knapp sieben und eine Viertelstunde. Doch ab morgen werden die Tage langsam, aber unaufhaltsam immer länger. In drei Monaten ist die Sonne nachts etwa genau so lange unter dem Horizont verborgen, wie sie tags darüber wandert. Drei Monate, 13 Wochen, das ist nicht lange. Wie kurz ist es her, seit am 21. September der Herbst begann? Die Zeit rast so schnell, dass sie kaum noch zu stoppen ist. Vor fünf Jahren sollte laut einem alten Kalender der Mayas aller Zeiten Ende sein. Das ging so fix vorbei, keiner hat's gemerkt. Stillstehende Zeit: Ende aller Änderungen. Damals schrieben wir "Nichts wird sich mehr ändern, alles bleibt wie es ist. Es bleibt der Grogtörn wie der Grogtörn war, die nächste Rum-Regatta wie die früheren. Ende der Zeit eben." Heute wissen wir, die Mayas haben sich wohl ein bisschen geirrt. Der Grogtörn fiel schon im letzten Jahr komplett aus und diesmal scheint er für die Allgemeinheit auch nicht ganz sicher stattzufinden *). Und im Rest der Welt herrsche auch kein Stillstand.
"Eis, zwei, drei im Sauseschritt, saust die Zeit, wir sausen mit" stellte schon Wilhelm Busch in der beschaulichen Zeit des Biedermeier fest und seitdem saust sie immer schneller. Daher werden uns die kommenden drei Monate kürzer erscheinen, als die gerade hinter uns liegenden. Wenn man es recht bedenkt ist die Zeit für allfällige Winterarbeiten am und für's Boot schon wieder fast zu kurz. Blöcke und Spieren schleifen und lackieren, Tauwerk durchsehen und ausbessern, Endlich mal den Schaltplan für die Elektroinstallation auf Vordermann bringen ... Eine Liste, die nach Belieben ergänzt werden kann und bei jeder Arbeit fallen ein paar weitere ein, die auch noch wichtig sind.

Und dann ist ja vorher auch noch Weihnachten! Deshalb schnell - die Arbeit wartet - noch einen Gruß an alle, die sich einen Rest von Muße bewahrt haben.




























*)Der Museumshafen schreibt auf seiner Internetseite:
Alter Grogtörm in neuem Format Der Grogtörn, die Ausfahrt für die Eisenharten, die ihr Fahrzeug auch im Winter noch im Wasser haben, findet 2017 am 2. Weihnachtstag statt. Natürlich sind alle Schiffstypen - von Vergnügungs- über Sportboot bis Arbeitsschiff - herzlich eingeladen, dabei zu sein, wenn die Flotte gegen 11.00 Uhr zum Grogtörn ablegt.
Die Plätze zum Mitsegeln gegen eine Flasche Rum sind allerdings sehr begrenzt.  "Gesine", der Schlepper "Flensburg" und die "Fulvia" werden dabei sein. Hier können aber nur Vereinsmitglieder respektive die Stammcrews mit an Bord gehen. Aus dem Museumshafen plant "Pirola" zum Grogtörn in See stechen und hier wären Gäste herzlich willkommen. Aber bitte, bitte nicht traurig sein, wenn das Mitsegeln nicht klappt.

17.12.17 Adventsmarkt am Hafen

Schlafende Boote im Museumshafen 
Adventsmarkt auf der Dampferbrücke
Kaum zu glauben, aber auch das gibt es in diesem dunklen, regennassen Dezember: Nach der ersten Frostnacht am Hafen liegt Rauhreif auf Schiffen, Booten und Wegen, blendet grelles Sonnenlicht unter makellos blauem Himmel. Die Stadt zeigt sich wie auf einer Adventsreklame. Schöner kann ein Sonntag vor Heiligabend nicht werden.

Kein Dezember ohne Weihnachtsmarkt! Die Innenstadt wird blockiert von vielen Dutzend Buden und tausenden Besuchern. Doch heute gibt es erstmals eine Alternative zu dem kommerziellen Touristenspektakel. An der Schiffbrücke erwartet ein kleiner, nahezu intimer Weihnachtsmarkt. Sozusagen ein Weihnachtsmärktchen. Der Historische Hafen hat die Dampferbrücke eigens für ihn geöffnet. Vor der Kulisse von Salondampfer ALEXANDRA und Motorgüterschiff GESINE wird geboten, was man gerne zwischendurch genießt: selbst gebackener Kuchen, Kaffee, Crêpes und auch Erbsensuppe. Dazu schmissige Weihnachtsmusik eines Duos, das sich bald zu einem Trio erweitert. Dazu lädt der Hafenschlepper SOLITÜDE alle halbe Stunde zu einer Rundfahrt ein. Anfangs kommen einzelne Besucher zogernd näher. Später wird vor dem Steg eine kleine sportliche Attraktion geboten: Zielwurf mit Affenfaust durch einen Rettungsring. Angelockt bleiben einige Passanten stehen, entdecken jetzt auch das Weihnachtsmärktchen. Und wie das so ist: Wo ein paar Leute verweilen, kommen bald die nächsten. Das Treiben auf der Schiffbrücke ist sozusagen ein Versuch und findet heuer zum ersten Mal statt. 
Wir wünschen dem kleinen Adventsmarkt viel Erfolg! 

08.12.17 Mastkrahn und Mast kranen

Kaum hat man sich dran gewöhnt, schon ist er wieder weg.
Im Sommer bei Besuchern als Sitzgelegenheit so beliebt
wie eine Telefonleitung  bei den Schwalben. Jetzt im
feuchten Dezemberwetter liegt einfach nur so da.
Historie und Moderne, dazwischen ein Bohlwerk und knapp
dreihundert Jahre 
Seit gut einem Jahr lag der Baumstamm auf dem Bohlwerk, jetzt liegt er im Wasser und bald ist er weg. Aber ein etwa vier Tonnen schwerer Baumstamm verschwindet nicht einfach so.

Wäre jetzt Sommer, würde er den vielen Besuchern des Bohlwerks fehlen, ist er doch Ruhebank für Groß und Turnplatz für Klein zugeich. im gleichen Forst gewachsen wie der "Historische Krahn", der weiter nördlich auf dem Bohlwerk steht und Besuchern schon von weitem den Weg zum Museumshafen weist. Er ist die Kopie eines historischen Bauwerks, mit dem im 18. Jhd. Masten in Segelschiffe gesetzt und mit dem sie auch wieder herausgezogen wurden, wenn eine Reparatur fällig war.

Die Zeit ist vergangen, der Zweck ist geblieben. RYVARs
Mast, gezogen vom modernen Nachfolger des "Historischen
Krahns von 1726
Schon morgens wurden auf RYVAR, dem roten Logger vom Museumshafen, Schäkel gelöst, Wantenspanner abgebaut, Kabel getrennt. Fallen und Stagen sortiert und an den Masten festgebunden, bis die Bäume und Gaffeln auf das Deck gehievt werden können. Die mussten abgebaut werden, um die Masten zu "ziehen", d.h. aus der Mastspur auf dem Kiel zu lösen und aus dem Rumpf zu heben. Da liegen sie nun und machen Platz für die jetzt frei stehenden Masten. Mittlerweile ist der große moderne Autokrahn angekommen und  in Position gegangen.
Zuerst hilft er, den Baumstamm, der einmal den neuen Großmast des hundertjährigen Seglers abgeben wird, auf die Plattform des Bohlwerks zu bewegen. Denn dort, wo er bislang lag, soll der alte Großmast der Ketsch liegen um den Gästen am Bohlwerk den mittlerweile gewohnten Sitzkomfort zu bieten. Und den Kindern den Balancierbalken, wenn genügend Platz ist.
Jetzt werden die Gurte an den Mast angeschlagen um ihn vorsichtig anzuheben. Zuerst der Großmast. Der Krahnführer legt ihn auf dem Bohlwerk ab. Der Besanmast kommt danach an die Reihe und findet seinen Platz auf dem Seitendeck des ehemaligen Frachtseglers.
Bevor der Tag zu Ende ist, muss der alte Großmast von allen Stagen, Wanten, Fallen, Kabeln und Leinen, Instrumenten und Lichtern, Blöcken und Beschlägen befreit werden. Die werden schließlich gebraucht, wenn aus dem Baumstamm ein neuer Mast gebaut wurde. Auch die Stenge muss noch abgebaut werden. Das kann bis morgen warten, denn es wird jetzt früh dunkel und mit der  Dämmerung kriecht eine dünne Eisschicht auf die historische Anlegebrücke.
Und der Baumstamm? Der liegt jetzt im Hafenwasser neben dem roten Stahlrumpf der RYVAR. Da wird er nicht nicht lange liegen bleiben. Davon später mehr.

Neben aller Geschäftigkeit, die wir heute zu sehen bekommen, bleibt Zeit für einen Moment, in dem Geschichte sichtbar wird: Der moderne Autokran an einem Ende des Bohlwerks und am anderen Ande die Kopie des historischen, der für den selben Zweck errichtet wurde. Ob jemand dem modernen Kran in dreihundert Jahren eine Kopie widmen wird?  Wir wissen es nicht und wir werden es auch nie erfahren.

06.12.17 DAGNY: Das war's

Das Ende eines Traditionsseglers. DAGNY wurde 120 Jahre alt
Foto: Kröger/maxwitat*/roessler*

















Nun ist es gewiss: DAGNY gibt es nicht mehr. Der letzte Rettungsversuch ist gescheitert. Der alte Segler wurde abgewrackt. Was vor Kurzem noch Teil des maritimen Erbes war, ist jetzt ein kümmerlicher Haufen Sondermüll.
Ereignisse wie das Ende dieses Frachtseglers von 1897 sind leider nicht selten. Wenn die Bekenntnisse zum "Maritimen Erbe" und zur "Pflege der maritimen Kultur" nicht nur Versatzstücke für wohlfeile Sonntagsreden sind muss jetzt beginnen, gegen den Verlust solcher Schiffe an zu steuern. Wer es ernst meint, sollte beginnen, ein umfassendes Konzept für den Erhalt dieser schwimmenden Zeitzeugen zu entwickeln - abseits von der Traditionsschiff-Verordnung. Sonst gibt es bald nicht mehr viel zu schützen. Besonders die kleineren Küstensegler sind gefährdet. Sie prägten einst das Bild der Häfen und Küstenlandschaften und waren Motor der Wirtschaft im Norden. Die meisten sind heute in privater Hand und haben keine öffentlich wirksamen Fürsprecher. Initiativen der Vereine und Verbände, die sich der Traditionsschifffahrt verpflichtet haben? Offensichtlich Fehlanzeige. So werden es bald wohl nicht nur UNDINE, DAGNY sein, der man ein "Das war's!" nachrufen muss. Die Aufzählung ist willkürlich und unvollständig; ein küstenweites Register gibt es nicht.

05.12.17 DAGNY am Ende?

DAGNY in besseren Zeiten
Foto: Schiffshistorisches Archiv
Hier eine (noch unbestätigte) Meldung aus gewöhnlich gut informierter Quelle über das Ende der DAGNY. Das Boot ging seit drei Jahren durch die Presse, nachdem es im Hafen von Neustadt/Ostsee gesunken, gehoben und wieder gesunken war. Trifft die Meldung zu, ist - nach NINIVE - wieder ein historisches Segelschiff nach langer Verwahrlosung verloren gegangen. Und wieder scheint ein Rettungsprojekt an unerwartet hohen Restaurierungskosten zu scheitern.
Ende des 120 Jahre alten Seglers
Hier die Nachricht (Die Jahreszahl in der Überschrift ist vermutlich Ergebnis eines Rechenfehlers):
Ende der Gaffelketsch Dagny nach 110 Jahren(05.12.17) Kein Happy End für den 14,63 Meter langen Zweimaster „Dagny“. Nachdem das Schiff im Neustädter Hafen gesunken war, wollte der Lübecker Psychiater und Psychotherapeut Dr. Bernd Ahrens das Holzschiff gemeinsam mit jungen Menschen sanieren und so über das Thema Suizid informieren. Ahrens wollte die 1897 im dänischen Nykøbing erbaute Gaffelketsch restaurieren und zum „Schiff der 600 Seelen“ machen als Symbol für die 600 Selbstmörder in Deutschland, die nicht älter als 25 Jahre sind. Die „Dagny“ hatte parallel zu den Bauarbeiten auch zum Info-Zentrum werden sollen. Doch seine Pläne kamen nicht voran, das Schiff war zu marode, und jetzt wurde es abgewrackt. Nur einige Teile konnte Ahrens noch sichern, bevor das Schiff in Stücken abtransportiert wurde. (Quelle : esys)

25.11.17 Rentnertreff

Wer jetzt noch am Bohlwerk spazieren geht, wird sich vielleicht fragen: "Was machen eigentlich traditonelle Boote, wenn sie nicht da sind?" Im Sommer, das weiss man ja, sind sie unterwegs, besuchen abgelegene Ankerbuchten oder beliebte Hafenfeste. Aber jetzt, im trüben Herbst? Wir haben in Egernsund einige sehenswerte Exemplare entdeckt, eines davon aus dem flensburger Museumshafen. Ein weiteres lag auch mal längere Zeit am Bohlwerk, zwei weitere waren schon einmal Gast der Rumregatta, von einem weiteren wissen wir's nicht. Und schlussendlich war da noch ein Boot, das immer noch das ist, was alle anderen früher einmal waren. Und dann gibt es noch eines, das früher mehrfach Flensburg besuchte aber - wenn kein Wunder geschieht - vielleicht nie wieder hier her kommt.

RAKEL, Fischkutter  von 1896  
KIVIOQ, Expeditionsschiff von 1933










STORE BJØRN, Dreimastschoner von 1902 
LOUISE, Jagt von 1984












RUTH E.87, Haikutter von 1917
(Uns) unbekannter Fischkutter im Umbau

(SVEN?) unbekannter Kutter
BODIL, Haikutter von 1924


Wie sich die Zeiten ändern! noch vor einigen Jahren waren hier hauptsächlich aktive Fischkutter zu sehen. Viele wurden umgebaut und bekamen ein neues Heck angesetzt. Heute ist es nur ein einziger von ihnen hier zu sehen. Die anderen haben den Berufsalltag schon hinter sich gelassen, waren Feuerschiff oder Fischkutter. Die Jagt wurde vermutlich nie als Berufsschiff benutzt. Die Herkunft des Kutter mit Spitzgatt kennen wir nicht.
Etwas fällt auf: Die Zeit der aus Holz gebauten Fischkutter scheint zu Ende zu gehen. An ihrer Statt sehen wir heute eine Versammlung der "Ehemaligen". Berufsschiffe in Rente, sozusagen, die meisten von ihnen aber "fit wie ein Turnschuh". Nur RAKEL fristet immer noch besondere, traurige Zeiten. Sie bräuchte dringend jemanden oder eine Gruppe, die sich ernsthaft für ihre Rettung einsetzt. Wieder hergestellt, wäre sie eine Zierde für jeden Hafen.
In dieser Versammlung ist LOUISE bemerkenswert. Im Jahr 1984 wurden traditionellen Jagten nur noch als Freizeitfahrzeug gebaut. In soweit ist das hübsche Boot sozusagen eine Frührentnerin.

23.11.17 † Hanns-Herrmann Heyer

Hännes und seine HILDING
Die Nachricht trifft uns völlig unvorbereitet: Hännes ist verstorben! 
Auch Stunden später können wir die Nachricht nicht wirklich erfassen. Dass er nicht mehr da ist, schmerzt schon jetzt. Seine ruhige Freundlichkeit wird uns fehlen, sein Lächeln, seine Hilfsbereitschaft. Und sein Wissen. Wen können wir nun nach Booten aus dem Norden fragen?  Er war so vielseitig interessiert, wollte alles genau verstehen. Unvergessen sein Vortrag über eine Reise über das Skagerrak mit HILDING, seinem offenen kleinen Segelboot. Er wollte begreifen, was solche Boote leisten können und wie es sich anfühlt, damit lange Strecken zu segeln. Er war bescheiden und hat uns uns sein Wissen und Können bereitwillig geschenkt.
Jetzt ist der Liegeplatz seiner HILDING leer. Die Arendal Sjekte liegt verwaist im Winterlager. An Hännes erinnert ein sorgfältig gefügter Handlauf an der Rampe zu dem kleinen Torhäuschen. Den hat er erst vor einem Monat fertig gestellt um unseren Schritten einen sicheren Halt zu geben.  
Noch wehrt sich unser Gefühl dagegen, dass wir ihn  nicht mehr sehen werden. Doch dann werden wir ihn vermissen.

21.11.17 Bergfest voraus!

Der blaue Haikutter BODIL aus dem Museumshafen hat bald das "Bergfest" erreicht. Mit anderen Worten: Das Ende der Reparatur kommt näher. Wie die neuen Fotos von Günter zeigen, wurden mittlerweile etliche Planken neu eingesetzt und der Tag scheint nicht mehr fern, an dem es sich wieder lohnt, unter Deck zu heizen. Auch wenn der Rumpf wieder geschlossen ist: Es bleibt noch viel zu tun, bis er wieder ins Wasser gelassen werden kann.
Die Planken-Nähte und -Stöße müssen kalfatert und mit Pech versiegelt werden. Dann wird das frische Holz mehrfach grundiert und danach der gesamte Rumpf mit Deckfarbe gestrichen - Unter der Wasserlinie mit "Antifouling"*), darüber in dem für den Schiffstyp charakteristischen Hellblau. Und dann "klar Schiff" machen; wenn's geht, noch vor Weihnachten. 

Die Farbe zeigt den Unterschied. Alle frisch eingesetzten
Planken sind hell, alle anderen nicht und was fehlt, kommt
noch dran.
Alle Fotos: © Günter Lange
 


















*) Antifouling: Bewuchshemmende Unterwasserfarbe

20.11.17 Verordnung verschoben

Es gibt eine neue Übereinkunft zwischen dem BMVI und der GSHW. Hier der Text der Pressemitteilung:
Schiffssicherheitsverordnung für Traditionsschiffe wird verschoben 
In einem Spitzengespräch mit dem amtierenden Verkehrsminister Christian Schmidt ist zwischen dem Vorsitzenden der GSHW und dem Minister vereinbart worden, dass der Entwurf zur neuen Verordnung ergebnisoffen überarbeitet werden soll. „Der Minister und auch wir streben eine Verordnung an, mit der es den Betreibern auch in Zukunft möglich sein soll, Traditionsschifffahrt unter deutscher Flagge zu betreiben“ so Jan-Mathias Westermann, Vorsitzender der GSHW. In der am Mittag folgenden Arbeitskreissitzung zwischen dem BMVI und den Verbänden wurden erste Ergebnisse erzielt, so zum Beispiel, dass alle Ausnahmen von dem im Verordnungstext vorgesehenen baulichen Vorschriften schiffsbezogen festgehalten und für die Lebensdauer des jeweiligen Schiffes festgeschrieben werden. Dieses Vorgehen entspricht auch der Forderung der GSHW, eine Differenzierung nach Fahrtgebieten und Schiffsgrößen in der Verordnung zu verankern. Weitere Gesprächsrunden werden am 28.11 und 15.12 2017 folgen. Die neue Verordnung soll dann am 01.04.2018 in Kraft treten. „Wir sind verhalten optimistisch, eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden“ so Nikolaus Kern, stv. Vorsitzender der GSHW. 
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Artikel des BMVI vom 14.11.2017 über eine Übereinkunft mit Daniel Günter, MP von Schleswig-Holstein. Darin wird eine neue Arbeitsgruppe vereinbart, die heute zum ersten Mal tagen soll. Zu Beginn soll der Fragenkatalog des GSHW zu den neuen Vorschriften beantwortet und eine neue Ombudsstelle für strittige Fragen eingerichtet werden. Auch soll ein neues finanzielles Förderprogramm für notwendige Umbauten erarbeitet werden. Insgesamt sollen neue Standards erarbeitet werden, wodurch Traditionsschiffe in Zukunft ihren Status erhalten und gleichzeitig die erforderlichen Sicherheitsstandards für Passagiere und Besatzung bieten sollen.

20.11.17 Wie es Andere sehen

Vladimir Martus und die Steuerfrau der SHTANDART beim
Besuch in Flensburg 
Auch Vladimir Martus, Mitglied des European Maritime Heritage (EMH) und Kapitän der SHTANDART sorgt sich um den Bestand der Traditionsschiffe. Sein Schiff ist ein Nachbau der historischen russischen Fregatte aus dem frühen 18. Jhd., die vor drei Jahren Gast der Traditionswochen in Flensburg war (wir berichteten).

Vladimir macht sich Gedanken über Bestrebungen in der Politik vieler Länder, die darauf hinauslaufen, Traditionsschiffe durch einen Aufruf zu mehr Sicherheit letztendlich zu beseitigen. Wir haben den Beitrag auf der Facebook-Seite der EMH (16.November 2017) in der Rubrik "Diskussion" gefunden und denken, dass seine Betrachtungen gut zur aktuellen Diskussion um die verschäften Sicherheitsanforderungen in der Traditionsschiff-Verordnung passen.
Wir haben den Text aus dem Englischen übersetzt:
Beamte in vielen Ländern versuchen, traditionelle Schiffe "aus dem System" zu nehmen. Sie sprechen von " minderwertigen Schiffen". Ist das wirklich "der Aufruf für Sicherheit", oder versuchen sie nur, sich "den Rücken" zu schützen weil sie sich Sorgen wegen möglicher Unfälle machen? Lassen Sie uns die Sache genauer ansehen:
Wenn Sie sich um die Sicherheit und das Leben der Menschen sorgen, sollten sie vermutlich zu Beginn Statistiken befragen. Sie sollten prüfen, ob diese Art Schiffe wirklich eine Bedrohung der Schifffahrt sind. Auf den ersten Blick wissen wir, dass Segelschiffe manchmal Unfälle haben: "ASGARD", "BOUNTY", "ASTRID",das kanadische Segelschiff "CONCORDIA". Aber - mal sehen, wie gut die Besatzungen auf Notfälle vorbereitet, wie effizient Rettungsaktionen und wie gering die Zahl der Opfer waren. (Denn) darum geht es bei der Mission der Traditionsschiffe: aufzuklären und  die Fähigkeit der Besatzungen zu erhalten, in Notsituationen (richtig) zu handeln.
Vergleichen wir das mit  der "Berufsschifffahrt": "COSTA CONCORDIA". "MV BUKOBA". "EXPRESS SAMINA". "ADMIRAL NAKHIMOV".
Würde die Öffentlichkeit zu diesem Thema mit Statistiken fair informiert, könnten wir wahrscheinlich sehen, dass traditionelle Schiffe heutzutage eine höhere oder aber die selbe Sicherheit bieten wie kommerzielle Schiffe.
Warum wird Holz als Material für den Schiffbau von den Beamten so argwöhnisch gesehen? Es könnte sein, weil Holz "lebendig" ist und lebt. Stahl oder GFK sind dagegen stabil für immer (wie Sie denken). Aber - es das wirklich wahr? Wie schlecht ist das Holz als Material in Sachen Brandschutz? Was könnte hohen Temperaturen länger standhalten, ohne Festigkeit einzubüssen? Feuerwehrleute wissen, dass zum Beispiel eine Stahl-Leiter  schneller schmilzt und sich verformt als die Holzleiter (verbrennt). Korrosion - Welches Material würden länger leben? Osmose bei GFK? Und so weiter.
- -
Was wir tun könnten, traditionelle Schiffe ohne Konfrontation mit Beamten in Betrieb zu halten? Befassen wir uns einmal mit "Erfolgsgeschichten". Von traditionellen Schiffen mit großer Geschichte und großen Erfolgen. In vielen Fällen ist die größte Errungenschaft, viele Menschen in marine Berufe zu bringen. Ihre Fähigkeiten als Segler weiter zu entwickeln. Und ihr Bewusstsein als Navigatoren. Also, wir sind im gleichen Boot mit den Beamten der Transportwirtschaft, nur  wissen sie wissen es nicht. Noch nicht.
Links von HAFENMELDUNGEN eingefügt, ebenso  die Texte in Klammern

19.11.17 Krokodilstränen

Während BODIL auf der Werft umfangreich saniert wird, geht der Streit zwischen der Interessenvertretung der Traditionsschiffer und der Politik in die nächste Runde. Arbeiten wie sie jetzt an BODIL notwendig sind fordern Eigner von Traditionsschiffen immer wieder heraus. Sie sind nicht Folgen von liebloser oder unsachbemäßer Behandlung. Holz ist nun mal ein vergängliches Material. Sie haben aber auch nichts mit der Neufassung und Verschärfung der Traditionsschiff-Richtlinie zu tun. Erstens deshalb, weil sie noch immer nicht in Kraft ist, zweitens, wird sie den Eignern zusätzlichen Aufwand abfordern. Die sollen das alles auf auf ihre Kappe nehmen, um das Schiff und damit maritime Kultur lebendig zu erhalten. Sozusagen als privater Sponsor eines Kulturgutes. Wer sich unter einem Sponsor bisher jemanden aus der Riege Reich und Prächtig vorgestellt hat, muss sein aber sein Bild gründlich korrigieren. Eigner von Traditionsschiffen sind froh, wenn sie ein Jahr mit der berühmten "Schwarzen Null" abschließen können.
Um ein Traditionsschiff zu unterhalten, reicht das Taschengeld eines bundesdeutschen Handwerkers oder Angestellten bei weitem nicht aus. Wollte der Eigner kostendeckende Einkünfte mit zahlenden Passagieren auf Gästefahrten erwirtschaften, müsste er an vielem Tagen mit Gästen fahren. In dieser Zeit könnte er in keinem normalen Beruf arbeiten, zumal er sich ebenfalls auch um die Wartung, Reparatur, Werbung, Betreuung der Gäste, Proviantierung kümmern müsste. Das alles ist ihm jedoch im Rahmen der jetzt schon bestehenden Traditionschiffs-Verordnung nicht gestattet,  Der Eigner-Sponsor kann den Gegenwert seiner Arbeit für den Erhalt des Schiffes nicht einmal von seiner Einkommensteuer absetzen, wie es einem Finanz-Sponsor erlaubt ist. Das gültige Konzept setzt gemeinnütziges Handeln voraus. Man möchte nicht wissen, wie viele Teile der Einkommen von Lebenspartnern und, falls vorhanden, auch Vermögen solange in Traditionschiffe fließen, bis alle Reserven erschöpft sind. Es sind einige Fälle bekannt, in denen der Reparatur Lebensgemeinschaften und Erbschaften zum Opfer gebracht wurden. Oder in denen die Schiffe so endeten wie einst RAKEL und jetzt NINIVE.
Dass Kultur Geld kostet ist bekannt. Man muss dafür auch nicht gleich an die Elb-Philharmonie denken. Jede Eintrittskarte für ein Museum, eine Theateraufführung oder den Konzertbesuch ist vom Staat subventioniert. Kostendeckender Eintritt würde die ohnehin oft magere Nachfrage vollends zusammenbrechen lassen. Kultur wäre dann nur noch Vermögenden Liebhabern zugänglich.
Wenn es der Bundesrepublik tatsächlich Ernst ist mit dem Ziel. die maritime Kultur zu pflegen, muss sie auch hier grundsätzlich andere Wege gehen. Wenn es um Vermarktung von Massenveranstaltungen an der Küste geht, sollten die Nutznießer dieser Spektakel endlich ihren Teil übernehmen und für die schöne Kulisse der alten Schiffe angemessen bezahlen. Bis dahin sind die Krokodilstränen der Politiker und Tourismus-Vermarkter aus den Nordstaaten nichts als Heuchelei.

18.11.17 BODIL ist Manches

Manches kann man entweder überhaupt nicht oder aber gründlich machen. Das gilt diesmal auch für BODIL. An dem 93 Jahre alten Haikutter aus dem Museumshafen Flensburg sollte nur Etwas am Vorsteven gemacht werden, um die Restauration des Rumpfes abzuschließen. Doch bekanntlich ist es schwierig bis unmöglich, bei einem so alten Holzschiff ein Datum für Anfang und Ende einer Restauration zu nennen. Denn wie bei vielen alten Damen üblich, beginnt so was jeden Morgen auf Neue und endet auch nicht mit dem zu Bett gehen.
Nachdem der alte Fischereisegler vor fünf Jahren am Heck neue Planken bekam, war jetzt das Vorschiff dran. Nun ist BODIL seit knapp drei Wochen "auffe Werft", Zeit für einen kleinen Zwischenbericht.
Dafür bekamen wir heute von Günter aktuelle Bilder der Baustelle. Sie zeigen den Stand der Arbeit am Rumpf. Vorne auf Steuerbord war besonders viel zu restaurieren. Wir sparen uns die tausend Worte, die bekanntlich ein Bild sagt und lassen die Fotos für sich selber sprechen.







































Fotos (4): © Günter Lange

17.11.17 Das Ende von NINIVE

Foto: Mathias Schulz ©


Nomen est omen. Gestern vollendete sich das Schicksal des Traditionsseglers NINIVE. Die "Pommersche Jachtgaleass" (Schiffshistorisches Archiv Flensburg) stand fast zwei Jahre in Eckernförde an Land, nachdem sie im Januar 2015 im Hafen sank und anschließend geborgen wurde (Die HAFENMELDUNGEN berichteten). Dort blockierte der marode Rumpf mehrere Parkplätze. Der Besitzer war nicht auszumachen und so entschlossen sich die Stadtwerke Eckernförde, das Wrack kurz entschlossen zu beseitigen. Selbst die Anlieger wurden von der Aktion überrascht. Die Eckernförder Zeitung berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über das Zerstörungswerk:
 "Der Holzrumpf mit seinen Querverstrebungen sowie genagelten und verschraubten Teilen erwies sich bis auf die stark angegriffene Außenbeplankung als äußerst stabil, doch Baggerführer Seemann setzte die schweren Greifzangen ganz nach den Erfordernissen mal brachial, mal fast schon grazil ein. Scheibchenweise wurde so im Laufe des Tages aus einem vollständigen Schiffsrumpf ein großer Haufen zerborstener Eichenhölzer mit großen Nägeln, Schrauben, Seilen und sonstigen Kleinteilen. – Quelle: https://www.shz.de/18337591".

Fast könnte man das Ende der NINIVE als Omen für die Traditionsschiffe in Deutschland insgesamt betrachten. Zufällig erhitzen sich gerade in diesen Tagen die Gemüter erneut wegen der umstrittenen Traditionsschiffs-Verordnung. Den aktuellen Anlass bietet die ebenso unvermittelte und kurz entschlossene Ankündigung, des amtierenden Verkehrsministers Christian Schmidt noch diese Woche seine Unterschrift unter die Neufassung der Sicherheitsverordnung zu setzen. Was die Traditionsschiffer besonders erregt ist, dass dies vor Ablauf des vereinbaren Moratoriums geschah und ohne das für den 20. November in Aussicht gestellte Gespräch mit der zuständigen GSHW geführt zu haben. Mittlerweile hat sich auch Daniel Günter, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, an den Bundesverkehrsminister gewandt. Das Flensburger Tageblatt zitiert: 
"Es könne nicht sein, dass eine geschäftsführende Bundesregierung in dieser Frage jetzt Nägel mit Köpfen machen wolle, sagte Günther. "Hier sind wichtige Fragen noch nicht geklärt."Für das Tourismusland Schleswig-Holstein sei der Erhalt der Traditionsschifffahrt sehr wichtig. Günther forderte eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. "Es ist mir unverständlich, dass die Bundesregierung trotz der zahlreich geäußerten Bedenken aus den Ländern daran festhält, eine sehr strittige Verordnung ohne weitere Diskussion mit den Betroffenen umzusetzen."   
Quelle: https://www.shz.de/18337346 ©2017
Nun wollen wir mal sehen, was passiert. (Siehe dazu auch NDR 1 Welle Nord von heute)

13.11.17 Termine, Termine!

Zur Erinnerung!
TIMPE TE als DULCIBELLA in "Das Rätsel der Sandbank

Am kommenden Sonnabend, dem 18. November, wird im Gemeindehaus St. Nikolai ein ganz besonderes Projekt für Freunde traditioneller Segelboote vorgestellt, das speziell Jungen, aber auch für jung Gebliebenen die Möglichkeit gibt in Gemeinschaft mit Anderen, ein besonderes Boot wieder herzustellen und damit anschließend zu segeln. Das Boot heißt TIMPE TE und war 1987 als DULCIBELLA Hauptdarsteller in dem Mehrteiler "Das Rätsel der Sandbank" im Fernsehen, der viele Zusachauer in seinen Bann zog. (Wir haben das Projekt vor drei Wochen in den HAFENMELDUNGEN vorgestellt.) Aktuelle Informationen gibt es auch in Facebook und auf einer Internetseite zum Projekt 
Das Informationstreffen gibt weitergehende Auskünfte, bietet die Gelegenheit, Aktive des Projektes kennenzulernen und sich für TIMPE TE alias DULCIBELLA begeistern zu lassen. Also: Nix wie hin!

"Rätsel der Sandbank-Abend"
am 18. November 2017
19:00 Uhr
Gemeindehaus St. Nikolai
Südermarkt 15
Flensburg

Kontakt:
David Friedrich
david.friedrich@timpe-te.de