29.07.15 Alte Zeit, Gute Zeit?

Das Stadtbild Flensburgs am Hafen wird von den Kaufmannshöfen bestimmt. Sie verbinden die Schiffbrücke mit der innerstädtischen West-Ost-Verkehrsachse, heute Holm, Große Straße und Norderstraße genannt. Sie waren Teil der Handelswege, die sich in Flensburg kreuzten.
Die Kaufmannshöfe verbanden den Hafen mit diesen Handelswegen an Land und waren typischerweise für den Güterenumschlag und die Lagerung von Waren bestimmt. Sie sind heute für viele Besucher der Stadt eine Projektionsfläche für Gedanken an die Gute Alte Zeit.


Historischer Kaufmannshof in Flensburg heute

Unter dem Titel "Vom Leben und Arbeiten auf dem Kaufmannshof" widmet das Schifffahrtsmuseum diesen typischen Flensburger Lebensräumen eine Führung am kommenden Sonntag (02. August).
Die Gästeführerin Martina Maaß geht dabei der Frage nach, ob die „gute alte Zeit“ wirklich so gut war? Die Flensburger Kaufmannshöfe stellten früher einen in sich weitgehend geschlossenen Lebensraum dar. Viele verschiedene Menschen bildeten eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft. In den Kontoren wurden Geschäfte getätigt, in den Hinterhöfen Waren verarbeitet und gelagert. Außerdem wurde hier gewohnt und abseits des Alltags feierte man die Höhepunkte im Jahreslauf in den Festsälen.
Die Führung beginnt um 11.30 Uhr und dauert 1,5 Stunden. Die Teilnahmegebühr beträgt EUR 5,00.

28.07.15 Drama auf See

http://www.esys.org/news/SOS-Bilder-2015/07-28-Jonge%20Aaron%20_5(Foto%20Ubels%20Offshore).jpg
JONGE AARON LE55 im Schlepp




Wer die holländischen Plattbodenschiffe auf der Rum-Regatta einmal hat segeln sehen, kann sich kaum vorstellen, dass diese breiten und flachen Schiffe überhaupt kentern können. Aber mit der Vorstellung ist das so eine Sache, das ahnte bekanntlich auch schon Prinz Hamlet im gleichnamigen Drama.
Gestern musste die Crew der JONGE AARON die Erfahrung machen, dass Formstabiltät keine Garantie gegen Kentern ist. Es war Nachmittag, als die Seenotretter die alte Lemsteraak von 1911 in Eemshaven in Holland (an der Emsmündung) festmachten. Zuvor muss sich ein weiteres Drama abgespielt haben, als der Bordhund, der sich mit den beiden Seglern in das Beiboot gerettet hatte, in Panik ins Wasser sprang und erst nach eineinhalb Stunden lebend aufgefunden wurde.
(Quelle: esys.org/news)

Lemsteraaken sind ansonsten seetüchtige Schiffe. Sie sind schnell und wurden ursprünglich in der Fischerei zum Transport von Heringen eingesetzt. Sie können eine Menge Segel tragen, zumindest bei schwächeren Winden, als gestern unter dem Einfluss von Sturmtief Andreas.

LE 55 unter Vollzeug (historisches Aufnahme)
Foto: spanvis.nl

28.07.15 Erfinder und Genies

Das Projektteam
Während dieser Woche läuft das Projekt der Schifffahrtsmuseen Apenrade und Flensburg mit dem Namen "Future Port Cities", in dem Talente Jugendlicher gefördert werden. Es findet in Kooperation mit der Phänomenta Flensburg statt und wird von der Kulturregion Sønderjylland-Schleswig gefördert. Das Ergebnis der Projektwoche wird am kommenden 
Freitag, 31. Juli ab 16.00 Uhr 
im Schifffahrtsmuseum Flensburg öffentlich vorgestellt. Bei der Gelegenheit können Besucher auch eigene Ideen mit einbringen.
Heute gab es bereits einen kurzen Einblick in vorläufige Arbeitsergebnisse. Sie wecken hohe Erwartungen an die endgültigen Resultate.  Die Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahre alt, und siebzehn an der Zahl hatten eine Reihe Ausstellungen besucht, Workshops absolviert und zudem wurden sie in Vorträgen von Experten für die Aufgaben vorbereitet. 
Die Aufgaben, das sind Fragestellungen aus den Bereichen
  • Leben (und Arbeiten) in der Region – in und am Wasser
  • Bedeutung der Häfen Sonderburg, Apenrade, Flensburg, Husum:
    wirtschaftlich, sozial, kulturell, historisch
  • zukünftiges Wohnen
  • globale Erwärmung
  • Umweltverschmutzung
  • Leben in ländlichen Regionen

Die Seegras-Sammel- und Reinigungsanlage
Was sich als Curriculum eher nüchtern liest, klingt in der Schilderung der Jungen und Mädchen beeindruckend frisch und lebendig. Für den Blog HAFENMELDUNGEN waren wir natürlich besonders neugierig, die Ideen und Konzepte der jungen Talente zum Thema Flensburger Hafen kennenzulernen. Einige Ideen wirken recht originell und könnten auch Grundlage für eine reale Planung sein. Die Stadt hat schon ihr Interesse bekundet, zumal ein offizieller Lageplan des Hafens Grundlage der Ideenskizzen ist.
Gedanken rund ums Seegras bestimmen weitere Arbeiten. Das Material, an Badestränden oft als störend empfunden, ist von alters her ein idealer Naturwerkstoff mit vielen günstigen Eigenschaften. Produkte und Problemlösungen aus diesem Bereich gehen von der Wärmeisolierung über textile Gestaltung bis hin zu einem technischen Lösungskonzept für das Sammeln des wertvollen Rohstoffs auf dem Wasser.
Auch der in jüngster Zeit wieder aufgegriffene Flettner-Rotor als Schiffsantrieb taucht in den Gedanken auf und das Rohr, als Kern der Innovation, ist Mittelpunkt für die Umgestaltung der Hafensilos auf der Ostseite.
Wie gesagt, die Ergebnisse sind noch im Werden. Bisher ist jedenfalls abzusehen, dass Besucher des Schiffahrtsmuseums am Freitag Nachmittag eine interessante Zeit haben können.

18.07.15 Segeln wie einst

Die Hinreise war angenehm
Foto: A. Fuchs
Mit einem traditionellen Segelboot kommt man gelegentlich auf seltsame Gedanken. "Braucht man denn eigentlich diesen hunderte Kilogramm schweren Ballast der sich Motor nennt? Und dazu der ganze Umstand mit der Wartung und die Preise für Diesel! Früher ging das ja auch ohne!
Also bemüht sich der traditionsbewusste Segler um traditionelles Segeln und startet den Motor nur, wenn's unvermeidlich ist. Unvermeidlich ist ein Notfall, oder wenn ein Zusammenstoß nur durch beherztes Voll Zurück oder Voll Voraus zu vermeiden ist. Auch kann man im Hafen nicht so einfach rückwärts in die Box segeln. A Propos rückwärts segeln. Das geht tatsächlich. Rahsegler fuhren oft ein Wendemanöver, indem sie sich mit back gestellten Vorsegeln rückwärts treiben ließen und so das Heck in die gewünschte Richtung brachten. Rückwärts segelte auch das Segler-Ass Manfred Curry, dem wir unter anderem die bekannte Curry Klemme verdanken. Er gewann unzählige Regatten und manche mit einem derartigen Vorsprung, dass er sich einmal nach dem Passieren der Ziellinie das Vergnügen gönnte, diese rückwärts segelnd ein zweites Mal zu überqueren. Da war er sozusagen zweimal Erster geworden. Allerdings bekam ihm das nicht gut. Das Schiedsgericht sah darin eine Missachtung der Regattaleitung und erkannte ihm den Sieg ab. Wie man sieht: Rückwärts segeln ist auch für Koryphäen nicht ganz ohne.


Dass man viele Manöver auch ohne Maschine bewältigen kann, steht jedoch außer Frage. Aber es gibt natürlich auch Situationen, in denen ein alternativer Antrieb nützlich ist. Eine dieser Situationen ist die Flaute. Wenn an einem Sommertag mittags der Wind schwächelt und eigentlich tiefe Ruhe über den Wellen herrschen sollte, werden ringsum die Motoren gestartet und die sportlichen Yachties brummen ab zum nächsten Hafen. "Häbel onse täbel" lautet die Devise. Der Schnellere bekommt den besseren Liegeplatz. Läuft der ehrliche Segler als Nachzügler Stunden später ein, dreht ihm die Hafencrew 'ne Nase und lässt ihn vielleicht nicht mal längsseits gehen.

Natürlich hatte man früher nicht beliebig viel Zeit. Schließlich sollte der Fang frisch angelandet werden. Deswegen hatten viele Boote, auch solche mit beachtlicher Länge, Ruderdollen und konnten im Fall des Falles in den nächsten Hafen gepullt werden. Oder sie wurden von ihrer Mannschaft mit dem Beiboot pullend geschleppt. Wir haben das auch mal ausprobiert, sind aber davon abgekommen. Es war im Kleinen Belt bei absoluter Flaute. Da wir sonst nichts zu tun hatten brachten wir das Schlauchboot  aus, um unsere "Dicke" mit ihren 20 Tonnen Verdrängung zu schleppen. Die ersten Minuten verbrachten wir damit, mit jedem Pull die Schleppleine zu straffen, und dann zog uns der widerborstige Strick mit einem sanften Ruck wieder zurück. Nach einer halben Stunde war der ünermüdliche Hilfsantrieb vollkommen außer Puste und die "Dicke" machte nur einen halben Knoten Fahrt. Nach dieser Erfahrung scheidet bei uns die Methode für den praktischen Gebrauch aus.

"Geduld ist die Tugend der Glücklichen" rät Spinoza. Stimmt auch auf See, denn irgendwann kommt der Wind wieder. Diese Weisheit konnten wir in den letzten Tagen auf die Probe stellen. Da hatten wir ganz unfreiwillig Gelegenheit, unsere Überlegungen zum "Segeln wie früher" praktisch zu erproben. Das war so:
Wir ankerten in Hørup Hav bei Sønderborg. Die Nacht war ruhig, der Wind, der uns am Vortag noch zügig angetrieben hatte, war eingeschlafen. Macht nix, dachten wir, wozu haben wir denn "Sir Henry", wie wir unseren Ford Diesel nennen. Wie gewohnt sprang er auch zuverlässig an. Ein Schrei aus dem Maschinenraum (sowas gibt's bei uns): "Aus der Maschine tropft Diesel!" Dieser Ruf  machte die Aussicht auf eine schnelle Rückreise zu Makulatur. Um es kurz zu machen: Die defekte Dichtung war schnell getauscht, aber das Entlüften der Treibstoffleitung misslang gründlich. Nach einigen Startversuchen gaben wir  auf, um die Akkus zu schonen. Unser Erfahrungstrip zum Thema "Segeln wie einst" begann.
Meist ankern wir auf etwa sieben Meter Wassertiefe. Also hatten wir um die 40 Meter Kette gesteckt, die nun von Hand eingeholt werden wollten.  Die ersten Meter klackerten noch ziemlich schnell in den Ketteneinlauf. Die folgenden hochzubekommen, war schon erheblich mühseliger. Die letzten zehn Meter waren von Hand nicht mehr zu bewältigen: Nun musste die elektrische Ankerwinsch doch ran. Der Anker brach aus, und wir begannen zu treiben.
Sonnenuntergang  bei Brunsnæs
Wie immer beim Ankern war der Besan gesetzt. Das Schiff liegt dann ruhiger. Jetzt ging die Fock hoch, dann das Großsegel und das Topsegel obendrein. Langsam kam Fahrt ins Boot und die Heimreise begann. Reise ist ein großes Wort für eine Entfernung von etwa 25 Seemeilen. Aber am Ende waren wir 24 Stunden unterwegs. Zeitweilig war der Wind so schwach, dass  die GPS-Anzeige 0,1 kn anzeigte. Aber immerhin stimmte die Richtung. Der vorhergesagte Südwestwind entpuppte sich als schwacher Hauch aus West. Das hieß:kreuzen hoch am Wind. Der große Leichtwindklüver und das Toppsegel über dem Groß, alle bauchig getrimmt, sollten für größtmöglichen Vortrieb sorgen. Einen Tod muss man sterben, sagt das Sprichwort und wir bezahlten das bisschen mehr Geschwindigkeit mit einer geringeren Höhe am Wind. Bei Bockholmwik übersah uns eine Segeljacht. Die Beiden an Bord ließen sich nur durch unser Signalhorn und laute Rufe in ihrer angeregten Unterhaltung stören. Wir hätten nicht ausweichen können. Gegen Mitternacht hatten wir die "Schwiegermutter" genannte Tonne sechs bei Holnis erreicht. Hier ist das Fahrwasser besonders eng und weil der Wind, wenn wir das Wort überhaupt verwenden wollen, jetzt auf NW drehte, brauchten wir vier Anläufe, dann hatten wir die kritische Stelle endlich geschafft. Nun war es vollkommen dunkel, nur im Norden war das Schwarz der der Neumondnacht durch einen schwachen orangeroten Streifen gemildert. Wir sahen einige kleine Boote mit Anglern als dunkle Flecken aiuf dem Wasser. Sie zeigten keine Lichter. Ob Angler vor einhundert Jahren auch so sorglos waren? Die vielen Leuchtfeuer ringsum hat es damals wohl nicht gegeben. Jetzt machten sie die Navigation einfach, trotzdem kontrollierten wir unsere Position auf dem Plotter. Jetzt aufzulaufen, wäre keine gute Idee gewesen. Wie hätten sich Segler vor, sagen wir mal 150 Jahren orientiert? Oder hätten sie sich einen passenden Ankerplatz für die dunklen Nachtstunden gesucht? 
Ein Katamaran überholte uns mit geringem Abstand. Wir hörten das leise Sirren der gut gedämpften Maschine und blickten in seine Richtung. Da blitzte ein Scheinwerfer auf und wir sahen die nächsten Minuten nur noch rote und gelbe Flecken. Das wäre damals wohl nicht passiert. Ein neugieriger Überholer hätte vielleicht gefragt "Welches Schiff?" Dann hätten wir ihm zugerufen "WIEBKE BOHLEN aus Flensburg".
Gegen drei Uhr morgens passierten wir Glücksburg. Jetzt rührte sich ein leiser Hauch. Hurra, wir hatten wieder Fahrt im Schiff! An dem Huk bei Fahrensodde nahm der NE Wind zu und auch unsere Fahrt. Nun  wurde es uns schon fast ein bisschen zu viel des Guten, schließlich mussten wir auch noch in die Box am Museumshafen verholen. Doch wir hatten uns zu früh gesorgt. Hinter der Werft war der Wind nahezu komplett weg. Mittlerweile war es sieben Uhr morgens. Die Sonne schien schon seit zwei Stunden. Nun kam der Windhauch an jeder Ecke der Silos aus einer anderen Richtung und wir nahmen vorsichtshalber den Klüver und das Großsegel runter. Wir waren schon so lange unterwegs, dass es auf eine Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr ankam.
Bei dem Anleger der Wasserschutzpolizei ließen wir auch den Besan fallen um möglichst langsam an unsere Box zu manövrieren. Wer schon mal versucht hat, ein schweres Schiff auf kurzem Weg mit einer übergeworfenen Leine aufzustoppen, weiß warum. 
Aber beim Bohlwerk angekommen, schlief der Wind endgültig ein und wir dümpelten langsam aber sicher auf die Dalben des Museumshafens zu. Jetzt kam zum Glück ein Hauch aus Ost. Rasch ging der Besan wieder hoch und drehte den Bug unendlich langsam in Richtung Hafen.
Schließlich waren wir da. Mit Leinen und dem langen Bootshaken konnten wir unseren Liegeplatz wieder einnehmen. Wir waren angekommen.
Später wurden wir gefragt, warum wir nicht WERNER KUNZE, das Boot der DGzRS aus Langballig gerufen hätten? Die Retter helfen gerne und dann wären wir schneller nach Flensburg gekommen. Das war uns nicht eingefallen. Schließlich waren wir doch nicht in Seenot.

Was bleibt von der Reise?
Der feste Vorsatz, Dichtungen bei der Montage immer auf korrekten Sitz zu prüfen und beim Entlüften nicht gleich nach dem ersten Schwall blasenfreien Diesels aufzuhören.  Es bleibt auch die Erinnerung an die unzähligen Sterne in der Neumondnacht, die Sternenbilder und den Schimmer der Milchstraße. Die zwitschernden Vögel über uns unsd die dunkle Wasserfläche um uns herum. Und ein bisschen Zufriedenheit, dass wir diese kleine lange Reise alleine geschafft haben, so wie Segler einst.

P.S. Mittlerweile ist die Maschien wieder entlüftet und grummelt wie gewohnt. Während dieser kleine Bericht entsteht, regnet es in dicken schweren Tropfen während alle Fahnen nach unten hängen. Segeln wie einst bei Regen und Schwachwind, diese Erfahrung blieb uns zum Glück erspart.

12.07.15 Bilder vom 12. Dampf-Rundum

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10.07.15 Ja, wo laufen sie denn?


FEUERSCHIFF ELBE 3 bummelt die Zeit ab
Gleich am ersten Tag steigert sich das das Flensburger Dampf-Rundum zu einem seiner Höhepunkte: Für 19.00 Uhr ist der Start zur legendären Dampferparade und dem nachfolgenden Dampferrennen um das Brauereiband angekündigt. 

SEEZEICHENDAMPFER BUSSARD auf dem Weg zum Start
Wer das als Zuschauer erleben möchte, hat drei Möglichkeiten: Man sieht sich das Spektakel von einem der teilnehmenden Schiffe aus an, oder von einem Begleitboot oder aber von Land. Wir wählten die dritte Möglichkeit, fuhren über die dänische Grenze nach Kollund und parkten am Lille Strand. Da ist wenig los und die Aussicht auf die Förde ist einfach fantastisch. Nach links geht der Blick bis Holnis, nach rechts bis zur Einfahrt in den Flensburger Hafen. Gegenüber liegt der Hafen von Fahrensodde.
STETTIN (li), BUSSARD (mi) und SCHAARHÖRN
nehmen Fahrt auf
Ringsum blühen Sandrosen in großen Büschen und verbreiten einen betörenden Duft. Zum Fotografieren ist der Platz ebenfalls ideal, denn nachmittags hat man die Sonne im Rücken. Aber einen winzigkleinen Nachteil gibt es leider auch hier: Die dänische Grenze verläuft in der Mitte der Förde und damit ziemlich weit draußen. Seit Dänemark darauf beharrt, dass auch der friedlich geschützen Flensburger Förde Hochseestatus zukommt, darf sie, nach dänischer Sicht, von Traditionsschiffen nur mit wenigen Personen an Bord befahren werden. Das gilt zumindest im dänischen Hoheitsgebiet.
DAMPFEISBRECHER STETTIN in Eile
STAATSDAMPFER SCHAARHÖRN dreht noch eine Ehrenrunde.
Das Rennen ist gelaufen
Auch SALONDAMPFER ALEXANDRA kühlt sich vor dem Hafen noch ein
wenig ab.
Bei einer Veranstaltung zahlungswillige Gäste an Land stehen zu lassen kommt für die Betreiber der alten Dampfschiffe jedoch der Vernichtung von Bargeld gleich und so fahren sie strikt auf der deutschen Seite des Gewässers - auch beim Dampferrennen. Aber wozu gib es Ferngläser? und jede Kamera hat heutzutage einen starken Zoom.  Bald kommen die ersten Dampfer in Sicht. Sie ziehen noch mit verhaltenem Tempo gen  Norden und sammeln sich schließlich in der Bucht vor Schausende. Als letztes verlässt das ehemalige Feuerschiff ELBE 3 den Hafen und bummelt bis vor die Meierwik, eine flache Bucht auf der Ostseite der Förde. Sie wird später die Ziellinie markieren und kann sich deshalb den Weg zum Start sparen. Im abendlichen Sonnenlicht leuchtet der Rumpf kräftig rot. Sie soll ja auch gut zu sehen sein.  Mittlerweile haben die Teilnehmer des Rennens ihre Startposition erreicht. Vor den Kesseln muss jetzt Hochbetrieb herrschen, denn tiefschwarzer Qualm quillt aus den Schornsteinen und verdunkelt den Blick auf das grüne Ufer. Dazwischen helle Dampffahnen, vermutlich kann der eine oder andere Steuermann die Finger nicht von der Pfeife oder Sirene lassen. Zu hören ist hier davon nichts, wir haben den Wind im Rücken. Nun verschieben sich die Silhoutten der Schiffe und werden schmaler. Sie haben gewendet und kommen schräg auf uns zu. Das Rennen hat begonnen. Die Steigerung von dunkel heisst jetzt Kohlenqualm. Der Horizont ist wie von schwarzer Tusche ausgelöscht. Bald zeigen die Schiffe vor ihrem Bug dicke weiße Wellenkämme. Sie haben "einen Knochen im Maul", wie man so sagt. Gemessen an der Größe hat STETTIN demnach einen Dinosaurier abgenagt. Ihre Bugwelle geht fast bis zur Schiffsmitte und am Heck steht ebenfalls weiße Gischt: STETTIN läuft jetzt Rumpfgeschwindigkeit von unvorstellbaren 14 Knoten. Vor dem Kessel wird jetzt wohl sprichwörtlich die Hölle los sein. Schaufel um Schaufel - jede zig Kilo schwer - fliegt die Kohle in die gefräßigen Feuerlöcher. Die Temperatur in dem Raum ist menschenverachtend. Wer nicht schaufelt, wird literweise Mineralwasser trinken. Das ganze Schiff  wird unter den wuchtigen Stößen der Kolben und mit 2000 Pferdestärken und den Wirbeln an den Blättern der riesigen Schiffschraube beben.  Sie hat mehr als vier Meter Durchmesser. Aber davon spüren wir nichts, wir stehen am Strand und lassen die Fantasie laufen.
Bald hat STETTIN sich an die Spitze des Teilnehmerfeldes gesetzt. Den Platz wird sie bis zum Ende des Rennens nicht mehr verlassen.
Auf den anderen Schiffen wird der Kampf sicherlich nicht weniger ernsthaft bestritten. Sie wirken allesamt gegenüber dem Kraftprotz STETTIN zierlicher, nahezu elegant - wenn die Einschränkung überhaupt zulässig ist. Wir sehen die schneeweiße SCHARHÖRN, den langestreckten Rumpf der BUSSARD, ALEXANDRA natürlich auch und auch WAL, den zweiten Eisbrecher. Jetzt erkennen wir auch BØRØSUND, die Fähre aus Oslo. Einige Schiffe konnten nicht kommen,  der Fahrgastdampfer SKJELSKØR durfte wegen des stürmischen Wetters den Hafen von Faaborg nicht verlassen. 

Bald runden die Teilnehmer FEUERSCHIFF ELBE 3 und damit die Zielmarke. Nun ist auch der Himmel über der Förde wieder klar, jetzt noch Kohle nachzulegen wäre sinnlos, der Dampfdruck wird bis in den Hafen hinein ausreichen. Das zuvor stille Wasser in Lee des Strandes wird unruhig, Wellen von der Hecksee der rasenden Dampfer brechen sich im Sand. Das Rennen ist zuende.

09.07.15 Ende einer langen Reise

STETTIN (hinten) und SCHAARHÖRN (vorne)
Der Dampf- Eisbrecher STETTIN ist bereits vor zwei Tagen angekommen. Das wuchtige Schiff wird am Flensburger Dampfer-Festival "Dampf-Rundum" teilnehmen. Teilnehmen wird ebenfalls der Dampf- Eisbrecher WAL, der heute aus Kiel nach Flensburg kam.
Heckansicht der WAL
BØRØYSUND
Von dort reiste heute auch der Staatsdampfer SCHAARHÖRN an. Das elegante Schiff kämpfte sich bei stürmischem Wind durch die ruppige See. Ein Sturmtief über Norwegen sorgte für Bedingungen, wie wir sie sonst nur im Herbst kennen. Besatzung und Passagiere gaben ihr Bestes. Während die Passagiere an Deck in Lee der Aufbauten Schutz vor Wind und Gischt suchten, stellte sich die Besatzung ganz anderen Herausforderungen. Danach gefragt, erzählte einer der Heizer von seiner Arbeit. Schon den Kessel anzuheizen dauert einen ganzen Tag, denn mehr als sieben Grad Temperatursteigerung pro Stunde treibt die Wärmespannung in dem alten Kessel über die zulässige Grenze. Weil nachts nicht durchgearbeitet wird, muss das Feuer abends gelöscht und morgens wieder angefacht werden. Während der Fahrt wird dauernd Kohle in die Feuerlöcher geschaufelt, damit der Druck nicht abfällt. Das ist auf einem schlingernden Schiff nicht ganz einfach. Drückt schon der stürmische Wind die Aufbauten nach Lee, wird die Schräglage durch die Schutz suchenden Passagiere an Deck weiter verstärkt. Immer wieder fliegt die Kohle neben die Öffnung. Landet sie dennoch auf dem Rost, muss sie sorgfältig verteilt werden, damit der Kessel gleichmäßig heiß wird. Trotz der harten Arbeit lächelte er immer noch. Es hatte ihm wohl Spaß gemacht. Mit so viel Arbeitsfreude wird sein Schiff beim morgigen Dampferrennen bestimmt gute Figur machen.
BUSSARD



Die weiteste Anreise hatte in diesem Jahr die alte Dampffähre BØRØYSUND aus Oslo. Für solch weite Reisen sind ihre Kohlebunker zu klein. Also musste sie in Fridericia einen Zwischenstopp einlegen, um die Vorräte zu ergänzen. Nachmittags war sie dann endlich hier.
 





Später kommt noch der Seezeichendampfer BUSSARD aus Kiel. Zur Feier der Ankunft werden auf dem Seitendeck Würstchen gegrillt. Auf die Frage, ob die Reise ruppig gewesen sei winkt der Grillmeister lässig ab. Nicht die Spur. Klar, wie sang doch Hans Albers einst? "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern".  

08.07.15 Premieren

Das Bohlwerk gestern Abend mit THOR, WIEBKE BOHLEN, EBBA AAEN, DAGMAR AAEN, PIROLA, BODIL mit den Beibooten ULLE und BIBO, OLINE und FULVIA. Unter dem Kran die Fähre der Ochseninseln (von links nach rechts). Rechts oben sind die Jollen im Lüttfischerhafen zu erkennen. Auf dem Slip der Museumswerft (oben) ist das Ausflugsboot MÖWE zu sehen. Die großen Schiffskörper ganz rechts sind die Auflieger MARIA, LILLE BJØRN und WILHELMSHAFEN.
Foto:
© Martin List-Petersen























Eine Woche der Premieren: Auf dem Bohlwerk am Hafen veranstaltet der Museumshafen erstmals eine Aktionswoche mit dem Titel "Kunst für den Kran" und in der Luft über dem Hafen fotografiert zum ersten mal eine Drohne das Bohlwerk und die Schiffe im Museumshafen. In der Wasserfläche rechts spiegelt sich der -noch- dort stehende Kran. Die Aktionswoche mit gemeinnützigen Künstlern und anderen Aktiven soll die "Kriegskasse" für die unausweichliche Reparatur füllen. Sie wird, nach vorläufigen Schätzungen, etwa 30.000 Euro kosten. Alle Angebote der Aktion werden kostenfrei angeboten, wer möchte, kann sich mit einer Spende bedanken. Das Geld wird ausschließlich für die Reparatur verwendet.

07.07.15 Nass unterm Kran




Schabernack und Seemannsgarn lautete der Titel der Darbietung des Tages in der Veranstaltungsreihe "Kunst für den Kran". Doch wie das bei Freiluftveranstaltungen nun mal so ist: Mal ist es zu heiß, mal zu schwül. Heute war es zu nass. Um auch mal das Positive zu sehen: Die Pflanzen an Land und die Holzdecks der alten Boote wurden gut gewässert. Womit sich die Hoffnung verbindet, dass dann auch mal Schluss dem ungünstigen Wetter ist. Bis mittags sah der Tag tatsächlich aus, wie Sommertage aussehen sollen, mit Haufenwolken am Himmel und wandernde Wolkenschatten auf Land und Wasser. Dazu ein mäßiger Südwest. und angenehme Sommerwärme. Doch dann kam der Nachmittag und damit der vorhergesagte Wetterumschwung. Nach ein paar Böen setzte kräftiger Regen ein und damit fiel der angekündigte Termin mit Käpt'n Fiete ins Wasser. Die Veranstaltung "Kunst unterm Kran" lebt ebenso sehr von den Künstlern wie von den Gästen. Diesmal blieben die Gäste leider weg. Schade, denn unter dem Zelt auf der Plattform hätten sie der Darbietung im Trockenen sitzend bei Kaffee und Kuchen folgen können. Aber wer  will es ihnen verdenken, wären sie doch schon auf dem Weg dorthin nassgeregnet worden. So blieben heute die Veranstalter unter sich mit Seemannsgarn und Schabernack. Nun, ja. Morgen ist auch noch ein Tag.

06.07.15 Der erste Dampfer ist da

In drei Tagen beginnt das 12. Flensburger Dampf-Rundum. An der Hafenspitze wird ein Riesenrad
aufgebaut. Heute kam der erste Teilnehmer des großen Dampfertreffens. Der der mächtige Dampfeisbrecher STETTIN hat im Historischen Hafen festgemacht. Aus dem dicken Schornstein schlängelt sich eine dünne Rauchfahne. Das Feuer unter dem Kessel wird bis nach dem großen Dampferspektakel ohne Unterbrechung brennen.



06.07.15 Vorlesung unterm Kran

Die Aktion Kunst für den Kran des Museumshafens zur Rettung des Historischen Krahns von 1726 brachte heute am frühen Abend ein weiteres Glanzlicht ans Bohlwerk. Der Flensburger Autorentreff gab sich die Ehre. Fünf Autoren lasen zur Unterhaltung der zahlreichen Besucher Proben aus ihren Werken. Darunter Spannendes, Schnurriges, und Lustiges. Der Übergang zwischen den kurzen Beiträgen lockerte Don Roberto mit Songs und Solostücken auf der Guitarre auf. Die rasche Szenenfolge sorgte für einen lockeren, kurzweiligen Ablauf und hielt die Zuhörer in ihrem Bann. Alle Vorträge hatten mit der See zu tun. Geschichten von Unfällen beim Segeln, komische Alltagserlebnisse in Gedichtform aufgespießt, und menschliches und allzu menschliches in einem Briefwechsel zwischen alten Freundinnen  machten Lust auf mehr und Meer. Der ruhige Sommerabend endete mit aktuellen Songs und Werken aus den siebziger und achziger Jahren.

06.07.15 Klassik unterm Kran

Die Kaltfront des Tiefs "Siegfried" über Norwegen hatte die Schwüle des Vortags weggeblasen. Frischer bis starker Wind rüttelte an der Kulisse der kleinen Bühne unter dem Historischen Kran und wischte in dunkelgrauen Feldern über das Hafenwasser.
Zwei duzend Gäste hatten sich nachmittags eingefunden, um ein auf dem Bohlwerk bislang unerhörtes Musikerlebnis zu genießen. Dort, wo in den Tagen zuvor Shanties und groovender Rock geboten wurden, gaben Opernsängerinnen und Opernsänger vom Schleswig-Holsteinischen Landestheater ein buntes Konzert mit Arien aus Oper, Operette und Musical zum Besten. Mal a capella, mal mit Klavierbegleitung entführten sie die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Welt der klassischen Musik. Selbst die kleinen und ganz kleinen Musikfreunde lauschten gebannt und spendeten den Künstlern zum Dank lebhaften Beifall. So was möchte man gerne öfter hören.

Mancher mag denken, alte Schiffe und klassische Musik hätten nicht viel gemein. Aber Historie und Kultur sind nicht teilbar und der Zusammenhang sollte spätestens seit dem Film Fitzcarraldo von Werner Herzog bekannt sein. Und im Filmklassiker Master & Commander spielen der Commander und sein Freund in der  Freiwache Stücke von Boccherini, Mozart und Bach. Also nichts mit "auf alten Seglern immer nur Shanty". Dank an die Interpreten und Organisatoren für die gelungene Aufführung!

29.06.15 Dampferserie (11): Staatsdampfer Schaarhörn


Unter diesem Titel werden bis zum 12. Flensburger Dampf-Rundum, Europas größtem Dampfertreffen teilnehmende Schiffe, groß und klein, in lockerer Folge vorgestellt.
 

Das Treffen finden in diesem Jahr vom 10. bis zum 12. Juli statt.




Die Geschichte vieler Schiffe erzählt eine Menge über die Zeiten, in denen sie gebaut, gefahren, verlottert und wieder restauriert wurden. So auch die Geschichte des Saatsdampfers SCHAARHÖRN.
Sie beginnt in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, als Wilhelm II. Kaiser von Deutschland war. Seine Majestät hatte ein nicht ganz neutrales Verhältnis zur selbsbewusste Hansestadt Hamburg. Fragt man nach dem Grund, kommt auch die Geschichte hoch in der Seine Majestät äußerst verärgert war, weil in einer Regatta eine Yacht aus Hamburg ihm den Sieg streitig machte.
Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass Hamburg sehr daran interessiert war, den Kaiser wieder gnädig zu stimmen. Dazu sollte seine Begeisterung für alles Maritime herhalten. Um ihn also bei einem Besuch standesgemäß rumschippern zu können, musste ein luxuriöses Schiff her. Mit dieser Begründung hätte die Bürgerschaft allerdings kein Geld locker gemacht. Deshalb sollte die heute "Staatsdampfer" genannte Schöne offiziell ein Peilschiff werden, heute würde man Vermessungsschiff sagen. Zu der Rundfahrt mit Seiner Majestät ist es dann wohl nicht gekommen. Den Kaiser gibt es nicht mehr, das Schiff ist glücklicherweise immer noch da.
Die Zeit als Peildampfer währte nur bis 1914, der Krieg brach aus und SCHAAHÖRN wurde requiriert und diente bis Kriegsende als Führerboot der Hilfs-Minensuch-Division Cuxhaven. Auf die Reichsregierung folgten Arbeiter- und Soldatenräte und SCHAARHÖRN wurde vom Arbeiter- und Soldatenrat als Wohn  und Verpflegungsschiff übernommen. Mit Gründung der Weimarer Republik wurde das Schiff aufgelegt, bis es ab 1925 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs wieder als Peil- und Bereisungsdampfer eingesetzt wurde. Zum Kriegsende konnten Flüchtlinge aus dem Osten des untergehenden Deutschen Reiches evakuiert werden. Danach kamen wieder Jahre, in der SCHAARHÖRN in ihrer ursprünglichen Bestimmung diente. Schließlich, wir schreiben mittlerweile das Jahr 1973, wurde sie nach Newcastle in England verkauft. Sechs Jahre wurde sie als schwimmendes Restaurant genutzt, bis sie schließlich nochmals ihren Liegeplatz änderte. Sie sollte in Maryport Teil eines Museumshafens werden. Das Projekt scheiterte und das Schiff wurde aufgelegt und verkam.
1990 kam die Rettung aus Altona. Eine Kaufmannsvereinigung aus Altona erwarb das Schiff und überführte es huckepack nach Hamburg. Von da ab ging es bergauf. 1993 wurde SCHAARHÖRN als erstes Schiff in die Hamburger Denkmalliste aufgenommen.
Eine vollständige Übersicht bietet die Internetseite der SCHAARHÖRN, der wir auch die Daten für diesen Artikel entnommen haben.

Und jetzt noch in aller Kürze noch ein paar technische Daten:


Rumpflänge:41,66m
Breite:6,80m
Tiefgang: 3,00m
BRZ:  225BRZ


zwei Dreifach-Expansionsdampfmaschinen, gebaut von Janssen & Schmilinsky, 1908
Leistung2x 412PSi






Bisher wurden vorgestellt:
 
Dampfboot PAULINE
Dampffähre BØRØYSUND
Seezeichendampfer BUSSARD
Fahrgastdampfer SKJELSKØR
HEIHOO
Dampfschlepper STYRBJØRN

Pinasse MATHILDA 
Eisbrecher STETTIN
Doppelschraubendampfer PRINZ HEINRICH

05.07.15 Viel zu heiß

Skizze: Werner. Kühn
Nun haben wir lange genug über den zu kalten und nassen Sommerbeginn geklagt. Aber Sommerhitze und blauer Himmel haben auch nicht nur Vorteile. Das mussten heute die Organisatoren Veranstaltung "Kunst für den Krahn" im Museumshafen Flensburg leidvoll feststellen. Dabei war alles ansprechend vorbereitet. Die Bühne unter dem historischen Bauwerk, die kleine Bar und auch die Tische und Bänke in dem kleinen Zelt. Auch das Programm war bisher ansprechend und hätte unter anderen Voraussetzungen viel mehr Besucher angelockt. Aber gegen das Sommerwetter kommen auch attraktive Bands und Vorlesungen nicht an. Das es nicht an der Vorbereitung lag, dafür gibt es einen zuverlässigen Indikator: Wenn die Bratfischhütte keine Gäste anzieht, dann fehlt es am Hafen schlicht an Besuchern. Nun wollen wir deswegen nicht gleich auf schlechtes Wetter hoffen, aber ein wenig mehr Besuch hätte die Aktion schon verdient. Heute Abend kommt erst einmal die tagelang ersehnte Abkühlung - hoffentlich. Danach sehen wir weiter.

Was wurde heute geboten? Am Nachmittag las Joergen Bracker aus seinem historischen Roman "Die Reliquien von Lissabon" und ließ damit eine Episodes aus den Unternehmungen der Vitalienbrüder auferstehen. Anhand einer Reise von der heute schwedischen Insel Marstrand im Skagerak entlang Helgoland wurde für eine Stunde das Leben und die Seemannschaft am Ende des 14. Jahrhunderts wieder lebendig. Themen aus dem Leben an Bord, den politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen zu Zeiten der Hanse und Fragen der Seemannschaft auf den Schiffen der damaligen Zeit verbanden sich zu einer lebendigen Geschichte. Das Ambiente unter dem Krahn, die vorbeiziehenden Traditionssegler - FULVIA kam von einem Ausflug auf die Förde zurück - machten diese Lesung zu einem besonderen Erlebnis.
Joergen Bracker ist renomierter Historiker und so ist sein Roman "Die Reliquien von Lissabon" wissenschaftlich solide recherchiert und hebt sich alleine schon dadurch wohltuend von vielen anderen Geschichten auf dem Hintergrund teils frei erfundener Ereignisse ab.

Der Wettergott war auch den Siebdruckerinnen nicht hold. Sie boten nach der Lesung an, Stofftaschen und T-Shirts mit dem Logo der Krahn-Aktion zu schmücken. Die hohe Temperatur trocknete die Druckerfarbe zu schnell und machte ihnen die Arbeit unnötig schwer. Aber das Ergebnis war recht ansprechend.

Mit der Band SIM-SPECIAL-DUO KC & Kelmer kam dann der Regen. Als der erste zögerliche Schauer abgezogen war, machte sich eine klebrige Schwüle breit. Das Gute daran ist: es kann nur besser werden.

04.07.15 Kunst für Krahn eröffnet

Heute startete die Aktionswoche des Museumshafens zur Rettung des "Historischen Krahns". Auf der nördlichen Plattform, unter dem sanierungsbedürftigen Bauwerk, waren in den letzten Tagen von Helfern und Mitgliedern des gemeinnützigen Vereins Informationsstände und eine Bühne aufgebaut.
Das Wetter meinte es gut mit den Traditionsschiffsfreunden, vielleicht sogar etwas zu gut. Die Sonne brannte von einem nur leicht bewölkten Himmel und trieb das Thermometer weit über die 30 Grad Marke. Trotzdem waren ab mittags zahlreiche Besucher gekommen. Sie wurden durch ein sehr gelungenes Musikprogramm belohnt. Nachmittags "unplugged", wie bei Darbietungen des Museumshafens gewohnt. Die Gruppe "Schippratz" bot Lieder von See, zumeist a capella, Seemannslieder, die sich wohltuend von den üblichen Shanties der Chöre im Buscherum abhoben. Es waren Arbeitslieder, vorgetragen wie sie einst auf Segelschiffen gesungen wurden. Wir wollten eigentlich wegen der Hitze nicht lange bleiben, konnten uns dann aber dem Zauber der Darbietung nicht entziehen. Nicht nur uns ging es so. Während der zwei Stunden Gesang hat kein Besucher seinen Platz verlassen, es sei denn, um sich eine Erfrischung zu besorgen.

Die nachfolgenden Musikgruppen fanden auch ihre Freunde, jedenfalls waren sie von ihren Zuhörern umlagert.
















Ein gelungener Start der Aktionswoche, mal sehen, wie's weitergeht. Morgen ab 15 Uhr liest Jörgen Braker aus "Störtebekers Sturmfahrten". Anschließend kann man sich in der mobilen Siebdruckwerkstatt Stofftaschen selber gestalten. Danach gibt es wieder was auf die Ohren (Sim-Special Duo).

Die Wettervorhersage kündigt für den späten Nachmittag Gewitter an. Aber die sollten schon heute kommen und dann war es doch trocken.

Alle Darbietungen und Angebote während der Aktionswoche sind frei, aber Spenden sind hoch willkommen. Größere Spenden werden durch ein einfaches, aber geschmackvolles "Dankeschön" belohnt.

03.07.15 Versteigerung unterm Krahn

An jedem Tag dieser Woche veranstaltet der Musemshafen Flensburg e.V. eine Aktion auf dem Bohlwerk, um Geld für die Sanierung des Historischen Krahns von 1726 zu sammeln. Für den kommenden Samstag, dem 11. Juli, sollten Freunde von Nautiquitäten unbedingt einen Besuch im Museumshafen einplanen. Dann werden von 15 Uhr bis 20 Uhr auf einem Flohmarkt  und in einer Versteigerung maritime Schmuck- und andere Stücke verhökert. 
Darunter diese beiden prachtvollen Schiffsmodelle. Von Nahem besehen, sind sie als Arbeiten zu erkennen, wie sie Seeleute in ihrer Freiwache bei langen Reisen über die Ozeane bauten. Mit  einfachen Mitteln, ohne das heute handelsüblichen Modellzubehör gebaut, kann man förmlich sehen, wie die gespinstige Takelage von Jan Maat mit seinen hornigen Händen Leine für Leine geknüpft wurde.
Im Augenblick wissen wir nicht, wer diese besonderen Kostbarkeiten spendete. Aber es wird wohl nicht lange verborgen bleiben.

Fünfmastvollschiff PREUSSEN (li.) und Dreimastbarkt GORCH FOCK (re.)



Als das Fünfmastvollschiff  PREUSSEN gebaut wurde, hatte die Frachtfahrt unter Segeln ihren Höhepunkt erreicht. Das Schiff war das größte Rah-Segelschiff  ohne Hilfsmaschine, das je gebaut wurde. Unter Segeln war sie über 20 kn schnell. Sie wurde 1902 gebaut, machte viele weite Reisen. Im Jahr 1910 wurde sie im Ärmelkanal von einem Frachtdampfer gerammt. In dem nachfolgenden Schleppmanöver ging sie im Sturm verloren.
Die Dreimastbark GORCH FOCK wurde Ende 1958 in Dienst gestellt und fährt heute noch als Ausbildungsschiff für den Nachwuchs der Bundesmarine.

02.07.15 Besuch der alten Dame

CINTRA. Im Vordergrund der Klüverbaum von DAGMAR AAEN
Foto: R. Aust
Der Titel hat natürlich nichts mit der Tragikkomödie von F. Dürrenmatt zu tun, er sagt nur was es zeigt. Zumal die alte Dame in unserem Fall nicht Claire heißt, sondern CINTRA. Wir hatten vor zwei Tagen über ihren Besuch im Flensburger Hafen berichtet. Nun bekamen wir Fotos von Roland Aust, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Zumal sie, von dem alten Fischerei-Logger PIROLA aus fotografiert (er ist etwa gleich alt wie CINTRA),  einen reizvollen Blick über den Klüverbaum des ebenfalls ehemaligen Fischereifahrzeugs  DAGMAR AAEN  auf die Jacht von William Fife wirft. Alle genannten Schiffe haben ein Gaffelrigg. Aber welches Spektrum im Bootsbau sie miteinander dokumentieren. Dabei stammen sie alle aus der selben Tradition: Die frühen Rennjachten waren durch die Bank entweder ursprünglich selber Gebrauchssegler oder aus der Erfahrung mit diesen Schiffen konstruiert. Gemeinsam war ihnen das Gaffelrigg. Es bestimmte bis 1919 das Bild der Regatten, als Nathaniel Herreshoff in den USA für Regattaboote das Bermudasegel erfolgreich einführte. Die Berufssegler blieben bis zuletzt nahezu ausnahmslos dem Gaffelsegler treu.

02.07.15 Von Ferne gesehen


Gestern haben wir die Ankunft der Teilnehmer des Robbe & Berking Sterling Cups aus der privilegierten Position des Seglers auf der Förde miterleben können, überwältigt vom Bild der großen Rennjachten, die in dichter Folge an uns vorbeizogen. 
Wir Traditionssegler sind naturgemäß für Nostalgie empfänglich. Deswegen hat uns das Schauspiel vielleicht stärker bewegt als den Rest der Bevölkerung. Dieser "Rest" ist jedoch offensichtlich immens. Denn waren schon gestern nur wenige Schiffe mit Schaulustigen unterwegs, mussten wir heute feststellen, dass auch an Land nur Wenige das Spektakel beachteten.
Über der Förde strahlte die Sonne von einem makellos blauen Himmel und der Ostwind blies 25 Grad warme Luft über das mäßig bewegte Wasser. Am Strand von Glücksburg spielten Kinder im Wasser und junge und ältere Sonnenanbeter komplettierten ihre Sonnenbräune.
Als wir ankamen, machten sich gerade die noch im Hafen des FSC in Glücksburg verbliebenen Teilnehmer der Regatta fertig zum Auslaufen. Die konzentrierte Geschäftigkeit der Crews und das K
nattern der Segel im Wind machten eine Stimmung voll erregter Spannung förmlich greifbar. Langsam glitt Boot für Boot aus dem geschützten Jachthafen, die kleinen Drachen und 5,5 mR-Jachten schon drinnen segelnd. Von einzelnen Böen erfasst, legten sie sich weit nach Lee über und nahmen mit einer flinken Reaktion des Rudergängers rasch Fahrt auf. Dazwischen die großen "Zwölfer", meist unter Maschine. An Deck die Crews in einheitlichem Dress, jeweils als ein Team zu erkennen. Das alles direkt in der Sandwig, der Bucht mit dem Strand von Glücksburg. Ein Bild wie aus der der oft "golden" genannten Tage vor einhundert Jahren. Wären jetzt am Strand zwei Herrenreiter wie auf dem berühmten Bild von Max Liebermann aufgetaucht, sie hätten gut in dieses Bild von sportlicher Eleganz und großbürgerlichem Zeitvertreib gepasst.

Nun leben wir bekanntlich nicht in den als "golden" verbrämten Zeiten vor mehr als zehn Dekaden, als sich am politischen Himmel schon die dunklen Wolken der kommenden Katastrophe abzeichneten. Anders als heute hätten sich auch nur wenige Normalbürger an dem Bild erfreuen können, weil sie nicht in die Nähe der Refugien der Reichen und Schönen gelangt wären. Das ist heute anders.  Aber dennoch konnten wir nur wenige Zuschauer entdecken, die sich an dem schönen Bild freuten: Ihre Aufmerksamkeit galt eher spielenden Kindern, Sand auf dem Handtuch und in der Sonnencreme.
Nun ja, es muss ja auch nicht allen dasselbe gefallen. Uns jedenfalls zog das Geschehen auf der Regattabahn in seinen Bann. Als das Startschiff  ALPHA TAURI den Hafen verließ, war der Start des großen Spektakels nicht mehr fern. Die Teilnehmer, eben noch auf der weiten Wasserfläche verteilt und auf ihre eigenen Manöver konzentriert wie Musikanten in einem Orchester vor dem ersten Takt, sammelten sich zu großen Pulks vor der Startlinie. Sie war fast auf der anderen Seite der Förde, dicht unter dem dänischen Ufer. Aber wegen der großen Entfernung war das Schauspiel im Überblick besonders gut zu beobachten. Auch die Versuche Einzelner, sich eine vorteilhafte Startposition zu ersegeln, war sehr schön zu erkennen. Auf Backbordbug zu segeln strebten viele an, aber das war bei der Windrichtung nur hoch am Wind zu erreichen. Andere brachen gleich zu Anfang aus und starteten direkt auf Steuerbordbug. Zwar gaben sie damit ihr Vorfahrtsrecht preis, konnten aber mit freiem Feld und Wind größtmögliche Geschwindigkeit segeln. Interessant auch die Segelführung. Einige hatten Vollzeug gesetzt, was sie später mit viel "Lage" bezahlen mussten. Das sieht zwar chic aus, ist aber nicht immer ein wirklicher Vorteil. Andere gingen gleich mit einem Reff ins Rennen. Sie kamen aufrecht segeln auch ganz gut weg. Nur die Wunderschönen mit dem Gaffelrigg, HETI und CINTRA, beide nach der 1st rule der 12 Meter Formel gebaut, segelten wohl in einer Klasse hinterher. Wir hoffen inständig, dass sie sich dadurch nicht entmutigen lassen. Geschwindigkeit darf bei einer klassischen Yacht nicht die wichtigste Bedingung sein. Das sollte man besser den Modernen überlassen. Bei Autorennen kommen ja schließlich auch die klassischen Bugattis und Lagondas nicht mit modernen Motoren daher. 

Waren nach dem Start die Teilnehmer als Feld noch dicht beisammen, suchten sie sich bald eigene Kurse und kreuzten vor der Wendetonne in der Bucht von Schausende. Nun starteten wenige Minuten später in getrennten Feldern die Boote der Drachen- und 5,5 mR-Klasse. Insgesamt waren um die achtzig Boote auf dem Wasser und kämpften um Platz und Sieg. Was für ein Bild! Wie Balletttänzer bewegten sie sich mit- und umeinander nach einer verborgenen Choreografie. Einer Jacht ging augenscheinlich das Vorsegel ungeplant runter, eine kleinere wurde wenig später mit gebrochenem Mast in den Hafen geschleppt. Man kann sich vorstellen, welche Dramen sich an Bord abgespielt haben und welche sich später bei der Manöverkritik noch abspielen werden. Aber Regatta - das ist Material, Können, Sportsgeist und auch immer noch Glück. 
Das Ende des Spektakels nahte. Wir verließen die angenehm schattige Bank an der Uferpromenade, reckten unsere steifen Glieder und gingen zurück. Auf dem Weg trafen wir nur wenige andere Zuschauer. Jachtsport auf der Förde ist wohl kein Thema für Public Viewing. Aber auch das ist eigentlich sehr schön. 

01.07.15 Kaiserwetter auf der Förde

Heute wollen wir segeln gehen, heute kommen die Schönen Schnellen nach Glücksburg. Gemeint sind die Teilnehmer des Robbe & Berking Sterling Cup, die zu ihrem "Tune up" von Dyvig gestartet sind. So viele Rennyachten der 12 Meter Klasse wie nie zuvor in der Förde! Fünfzehn Yachten von den insgesamt verbliebenen 44 dieser Yachtklasse, die einst den America's Cup dominierte. Seit der Gründung des Robbe & Berking Sterling Cup vor zwanzig Jahren kamen nie so viele, um sich in einer Regatta zu messen. Flensburg ist mittlerweile ein Zentrum der 12mR Szene, wie  es einst Rhode Island in den USA gewesen ist. Und die Szene wächst: Ein Neubau von Johann Anker wurde in diesen Tagen fertiggestellt. Der Entwurf stammt aus dem Jahr 1939 und wurde jetzt erst auf der Werft von Robbe & Berking gebaut. Am kommenden Samstag soll die Taufe sein. Weitere Projekte sind geplant.
Heute haben wir zur Feier des Tages Kaiserwetter. strahlender Sonnenschein und angenehme Wärme, die ein frischer SE- Wind erträglich macht. Wenn die Yachten , wie angekündigt um 11 Uhr in der idyllischen Dyvig- Bucht staten, dann müssen die bei diesen Windverhältnissen un ca. 14 Uhr in Glücksburg ankommen. Also segeln wir ihnen entgegen und versuchen, ein paar Fotomotive abzupassen. Bei Holnis Enge sollte das möglich sein, dort müssen alle durch und das Feld ist dicht beieinander.
Als wir gegen elf Uhr den Flensburger Hafen verlassen, ist die Förde noch wie leergefegt. Das muss man sich mal vorstellen: Solch ein Wetter und ein solcher Anlass und auf der ganzen Förde noch nicht einmal fünf Segelschiffe unterwegs - später sollten noch ein paar dazukommen. Aber auch dann sind die Gäste eindeutig in der Überzahl. Unter den wenigen Segler am Vormittag war ein zwölfer mit Gaffelrigg. Vielleicht war es CINTRA, die wir, wie berichtet, im Hafen gesehen haben. Sie trug ebenfalls kein Segelzeichen. Motorboote mit Fotografen waren auch schon unterwegs. Ein paar Fotos von uns haben sie auch geschossen, das fanden wir sehr nett.
Dann kamen sie in Sicht, an ihren bunten Spinnackern schon von weitem zu erkennen. Eine Yacht mit blauem Rumpf  und Segelnummer G4 vorneweg: Es ist die SPHINX. Wir wenden, und lassen uns von dem Feld auf dem Weg zum Zielschiff überholen. Das Rennen ist vorbei, wir segeln zurück nach Flensburg. Die Regattateilnehmer haben einen kürzeren Weg: Sie werden in Glücksburg festmachen.