10.08.16 EYE of the WIND wieder flott

Vorgestern ist die Brigg EYE of the WIND auf Grund gelaufen. Heute informiert die Eignerin und Betreiberin des Seglers, dass Gutachter nach der Havarie keine Beschädigungen am Schiff gefunden und ein "mängelfreies Gutachten" erstellt hätten. Sie legen Wert auf die Feststellung, dass EYE of the WIND an der Hanse Sail Rostock (11. bis 14. August) teilnehmen wird. Erfreulich auch die Information, dass die 17 Menschen an Bord zu keinem Zeitpunkt gefährtet gewesen seinen.

09.08.16 ANTELOPE kommt nicht

Diese zugegeben kryptische Meldung bezieht sich auf das Schiff, mit dem die isländischen Musiker Egil Olaffson und Ragga Gröndal zu ihrem Auftritt am Freitag, 12. August im Schiffahrtsmuseum standesgemäß anreisen wollten. Sie mussten jedoch in Göteborg ihren Reiseweg ändern, werden aber rechtzeitig in Flensburg ankommen.
Die Wind- und Seeverhältnisse im Kattegatt waren so ruppig, dass der alte Segler ANTELOPE einen Ruderbruch erlitt und die Reise nicht fortsetzen konnte. Glücklicherweise verlief das Malheur glimpflich, zumindest sollen Menschen nicht zu Schaden gekommen sein

Informationen zum Auftritt im Rahmen der Flensburger Hofkultur am Freitag abend im Hof des Schifffahrtsmuseums gibt es hier.

Die Freunde der mit "Groovige Weltmusik - isländische Sphärenklänge treffen auf Funk-Hip-Hop-Blues-Polka-Tango-Beats" umfassend charakterisierten Klänge kommen also zum Glück auf ihre Kosten. Damit die Freunde "Traditionell-Englisch-Deutscher-Fischerei-Lustfahrzeuge" nicht ganz leer ausgehen: Hier ein Foto des Havaristen. Er wurde 1925 in Altenwerder an der Elbe gebaut und seine Geschichte liegt in den bekannten Informationsquellen noch nicht vor. Vielleicht können unsere Leserinnen oder Leser etwas dazu beitragen?

ANTELOPE
Foto: Hofkultur in Facebook

09.08.16 EYE of the WIND auf Grund gelaufen

Die Brigg EYE of the WIND, bekannt als Teilnehmerin vieler Traditionsregatten und als Spielort hockarätiger Filme (u.a. White Squall mit Jeff Bridges) wurde gestern freigeschleppt, nachdem sie auflief und festkam. Das Internetpotal "esys" berichtet heute:
Windjammer vor Stralsund auf Grund gelaufen
(09.08.16) Die britische Brigantine „Eye of the Wind“, 129 BRZ (IMO-Nr.: 5299864), lief mit 17 Mann an Bord am 8.8. gegen 19.45 Uhr in der Stralsunder Nordansteuerung auf dem Weg zur Hansesail in Rostock auf Grund. Der Zweimaster kam im Gellenstrom zwischen Hiddensee und den Darßer Gewässern fest. Zunächst versuchten drei Schiffe erfolgos, den Großsegler aus seiner Lage zu befreien. Schließlich wurde der Schlepper „Delphin“ zu Hilfe gerufen, dem es nach acht Stunden gelang, den Windjammer wieder flottzumachen und in den Stralsunder Hafen zu ziehen.
Gegen 4 Uhr des 9.8. konnte die „Eye of the Wind“ an der Steinernen Fischbrücke festmachen. Dort sollten Untersuchungen zur Unglücksursache stattfinden. Danach sollte entschieden werden, ob das Schiff seinen Weg zur Hansesail fortsetzen kann. Am vorangegangenen Wochenende hatte es am Stralsunder „Seglarträff“ teilgenommen
Quelle:Tim Schwabedissen

EYE of the WIND vor Stralsund
Foto: Ostseezeitung

09.08.16 Hoffkultur im Schifffahrtsmuseum

Das Schifffahrtsmuseum ist an diesem Wochende eine gute Adresse, um bei dem viel zu früh herbstlichen Wetter ein sommerliches Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. 
Dann gehen hier die Veranstaltungen der diesjährigen Flensburger Hofkultur mit einem großen Abschlusskonzert zu Ende. Diese Gelegenheit, auf zeitgemäß-fröhliche Weise Kontakt zu fremden Kulturen aufzunehmen, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Von 10 Uhr bis 17 Uhr werden mitreißende Musik-
und Tanzdarbietungen geboten. Köstlichkeiten aus Afrika und der Karibik (auch vegan) sowie ein Rum- und Zucker-Markt mit süßen und hochprozentigen Genüssen mit Fairtrade-Produkten, Probiermöglichkeiten, Verkostungen, Vorführungen, Kurzvorträge und Infostände sowie ein buntes Programm für Kinder werden geboten. Sie machen den Tag zu einem interkulturellen Fest der Begegnung.
Live auf der Hofbühne sind neben einer afrikanischen
Modenschau das Basiru Suso Trio aus Gambia, das afro-karibische Sextett Riddim Posse aus Mozambique sowie die senegalesische Percussion- und Tanzensemble Diamoral zu erleben. 


Gemessen am Angebot ist der Eintritt mit sechs Euro moderat, zumal Kinder unter 18 Jahren freien Zutritt haben. Wer bereits Karten für das Abendkonzert der Riddim Posse besitzt oder Mitglied des Fördervereins Schifffahrtsmuseum ist, hat ebenfalls freien Eintritt.

Wer dann immer noch nicht genug hat von Hofkultur und Musik aus fernen Ländern: Am Sonntag um 11 Uhr ist der Kruse-Hof in der Roten Straße in Flensburg Ort des definitiv letzten Konzerts der diesjährigen Hofkultur-Reihe. Das Duo Fado Instrumental bietet die einzigartigen Klänge der portugiesischen Lieder von Herz Schmerz und Sehnsucht: Den Fado. Viel Vergnügen! 

Sind die letzten Akkorde verklungen, dauert es zwei Jahre bis zur nächsten Hofkultur im Flensburger Schifffahrtsmuseum. 

09.08.16 VEGESACK BV2 havariert

Gestern Abend fanden wir die folgende Nachricht über den 111 Jahre alten Segellogger im Internet:

Besanmast auf Segellogger kam herunter
(08.08.16) Im Mündungsgebiet von Elbe und Weser brach am 5.8. nahe der Nordergründe ist am späten Abend der Besanmast des deutschen Segelloggers „Vegesack“, 73 BRZ (MMSI-Nr.: 211226120). Glücklicherweise blieben alle 12 Besatzungsmitglieder unverletzt. Da der hintere der beiden Masten des rund 36 Meter langen Traditionsschiffes samt Segel auf die Ruderanlage gestürzt war, trieb die „Vegesack“ manövrierunfähig nördlich der Tonne A8 im Fahrwasser der Alten Weser.
Über Kanal 16 alarmierte die Besatzung die Seenotretter. Während der Seenotrettungskreuzer „Vormann Steffens“ der Station Hooksiel zu dem etwa 20 Seemeilen entfernten Havaristen unterwegs war, bot der Zollkreuzer „Jade“ Hilfe an. Er nahm ebenfalls Kurs auf die „Vegesack“ und machte zur Sicherheit Standby, bis die Seenotretter eintrafen.
Gegen Mitternacht nahm die „Vormann Steffens“ den Segellogger bei westnordwestlichen Winden um vier Beaufort und 1,5 Metern Seegang auf den Haken. Sie schleppte die „Vegesack“ von der Alten über die Neue Weser in die Jade. Gegen vier Uhr übernahm das Seenotrettungsboot „Baltrum“ der Station Horumersiel mit seiner Freiwilligen-Besatzung den samt gebrochenem Mast mehr als 40 Meter langen und 170 Tonnen schweren Schleppanhang, um ihn sicher durch die enge Hooksieler Hafeneinfahrt zu bringen.
Das Tochterboot „Adele“ der „Vormann Steffens“ diente dabei als Heckschlepper. Bei einsetzendem Ebbstrom, der unmittelbar vor Hooksiel von der Seite auf den Schleppzug wirkte, gelang das schwierige Manöver im zweiten Anlauf.
Quelle:Tim Schwabedissen

VEGESACK BV2 vor einem Jahr in Flensburg

07.08.16 Kielholen

Fischmarkt in Flensburg! Auf der Schiffbrücke sind die Verkaufsstände der Händler lang aufgereiht. Es gibt Blusen, Lederriemen, Leinen, Eistüten, Bratwurst,... nahezu alles, was der Haushalt benötigt oder man immer schon mal für kleines Geld mitnehmen wollte, wird angeboten. Dicht an dicht schieben sich die Neugierigen über den schmalen gepflasterten Streifen, der die Konsumtempel für den kleinen Geldbeutel von der Hafenkante trennt. Man stöbert in den Auslagen, prüft, vergleicht, legt wieder zurück, oder zückt seine Geldbörse. Gruppen und Grüppchen grüßen sich, mit Hallo! oder tuschelnd ("wie die rumläuft!") Kaum jemand würdigt die klassischen Jachten eines Blickes. So geht es immer am ersten Sonntag im Monat auf dem traditionellen Markt am Hafen.


Heute zieht jedoch eine Aktion die Blicke auf sich, die nur selten zu sehen ist. Als die historischen Boote noch jung waren, konnte man sie in jedem Hafen sehen: Ein Boot wird kielgeholt. Zwar ist es heute "nur" ein Jollenkreuzer, aber immerhin. Während heutzutage Boote regelmäßig an Land gezogen werden, um den Rumpf zu reinigen, blieb der schwimmende Untersatz früher dabei oft in seinem Element. Einmal deswegen, weil es weniger Plätze gab, an denen Boote "aufgeslippt" werden konnten. Zum anderen, weil diese Dienstleistung auch früher schon bezahlt werden musste.
Vorher wurde der Jollenkreuzer leergeräumt und von allen losen Teilen befreit. Denn liegt er erst einmal stark gekrängt neben dem Schwimmsteg, rutscht alles Lose auf die tiefere Seite. Dann kann das Boot kentern mit der Folge, dass der Fischmarkt zum Stillstand kommt, weil das Boot gehoben werden muss. Nicht zum Auszudenken sowas!

Das leere Boot wird mit seinem Topfall an einen Ring auf der Pier heruntergezogen. Dabei will der Rumpf zur abgewandten Seite ausweichen. Daher sichert eine Leine den Rumpf in Richtung Pier und am Steg sind vorsorglich Fender ausgebracht. Mit jedem Haul
am Toppfall nimmt die Krängung zu, bis das Wasser übers Deck schwappt. Ist die Kielplanke auf der Stegseite aufgetaucht, kann der Rumpf mit einem Schrubber von Schleim und Algen befreit werden. Sollten sich dort bereits Seepocken oder größere Muscheln angesiedelt haben, müsste man mit einem Kratzer ran. Der kann im einfachsten Fall von der Art sein, wie die Schuffel der Gärtner. Die gibt's in jedem Gatencenter.
Schuffel oder
Holländische Hacke
Bild: The Garden Shop

Kielholen: Das war früher auch in Flensburg eine reguläre Dienstleistung für große Schiffe. Ein Modell des Hafens im Schifffahrtsmuseum zeigt ein Segelschiff, dessen Boden bearbeitet wird. Das ging im Prinzip damals so wie heute. Allerdings waren die Kräfte erheblich größer. Deswegen wurden die Rümpfe der Schiffe innen mit Balken zusätzlich verzimmert. Nach Abschluß der Arbeit, wurden sie wieder entfernt. Auch das Rigg wurde weitgehend reduziert um die Wanten, Pardune und Rüsteisen samt Unterkonstruktion nicht zu belasten.
In Gezeitengewässern, wo Schiffe regelmäßig trocken fielen, wurden die Rümpfe im Takt von Ebbe und Flut gewartet. Später kamen Trockendocks zum Einsatz. Die FSG baute 1892 ihr erstes Schwimmdock. Heute werden in Flensburg Schiffe auf der Helling gebaut.

Kielholen Mitte 19.Jhdt.
Quelle: Hafenblatt Nr. 37

















04.08.16 Besuch auf ALEXANDRA

Der Museumshafen entleert sich Schiff um Schiff, das Wetter ist mau, da kommt eine Einladung auf ALEXANDRA gerade zur rechten Zeit. Vorgestern wurde uns die Geschichte und das Innenleben des Salondampfers von ihrem Chefkapitän und vom Chefingenieur sachkundig vorgestellt.
Ersterer konzentrierte sich auf die Geschichte des Schiffes und die aktuelle Situation (ALEXANDRA schwimmt seit 108 Jahren, der Rumpf ist erstmal repariert, sie geht im Oktober 2016 nochmal auf die Werft und bekommt einen neuen Kessel). Der Ingenieur konzentrierte sich naturgemäß auf den Bereich Technik als da sind Pumpen, Generatoren, Dampfmaschine und Kessel).
Blick zurück zum Tageslicht
Dazu wurden wir in den Maschinenraum eingeladen. Wir dürfen also durch die Türe gehen, an der wir als normale Gäste vorbeigehen müssen.

Abwärts geht es in den Maschinenraum. Links die Kesselöffnungen, rechts die Zweizylinder Verbunddampfmschine. Beide noch original aus dem Jahr 1908. Der Stahl der Pleuel und Kurbeln, das Messing der Öler und die Kupferleitungen, die sich um die Maschine, auf dem Boden und an den Wänden ringeln, glänzen matt im Licht der spärlichen Elektrolampen. Um uns in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg einzustimmen, wurden nur die Leuchten eingeschaltet, die den Maschinenraum schon damals "erhellten". Den Generator von damals gibt es heute nicht mehr an Bord. Er lieferte 110 Volt Bordspannung. Der Neue an seiner Stelle liefert zeitgemäße 230 Volt.
Hier kommt die Kohle hinein...
Die Feuer unter dem Kessel waren schon seit einem Tag aus. Dennoch herrschte in der Schiffsmitte, unter dem Wasserspiegel eine durchaus tropisch anmutende Temperatur. Wie heiß ist es hier erst einmal, wenn die Kesselfeuer brennen und die Heizer 150 kg Kohle pro Stunde schaufeln, um den Dampf für die Zweizylinder-Verbundmaschine zu erzeugen?
Dann strömen die heißen Rauchgase durch die Kesselrohre und bringen das Wasser zum Sieden, bis der Zeiger im Manometer zitternd die zwölf, die Betriebsdrucksmarke, erreicht hat. Jetzt kann die Fahrt beginnen. Klingelt der Maschinentelegraf. "Langsam zurück", bestätigt der Maschinist mit einem eigenen Signalhebel: "Langsam zurück", öffnet das Regelventil bis die Anzeige den gewünschten Füllungsgrad zeigt. Jetzt schiebt er auch den Steuerungshebel auf "Zurück".
...und hier kommen die Befehle an
Nun strömt der Dampf in den Zylinder, füllt den Raum, der Druck steigt. Zuerst langsam, dann immer schneller bewegt sich der Kolben. Mit ihm gleitet der Kreuzkopf in seiner Führung auf und ab, überträgt den Druck auf den Pleuel. Der dreht die Kurbelwelle und mit ihr die Schiffsschraube unterm Heck. Sie schiebt das Wasser nach vorne und zieht die viele Tonnen wiegende Masse Stahl, Kohle, Wasser, Holz, Proviant und dazu noch das Gewicht der Passagiere und Besatzung vom Liegeplatz weg in den Hafen. Fährt ALEXANDRA in die Geltinger Bucht, wird sie erst in sechs Stunden zurück sein. Während der Fahrt muss der Maschinist die Drehzahl stets von Hand regulieren. Eine automatische Regelung gibt es hier nicht. Es ist nicht die einzige Besonderheit, die ALEXANDRAs Herz von einer Spielzeugdampfmaschine unterscheidet: Der Dampf wird kondensiert, wenn er seine Kraft an die Kolben abgeliefert hat und dann wieder in den Kreislauf "eingespeist", wie wir erfahren. Sonst würden die 15 Tonnen Kesselwasser nicht ausreichen, die als Reserve mitgeführt werden. Wer technisch interessiert ist, könnte ewig zuhören. Das ist uns leider nicht vergönnt. Wir müssen weiter, der Kapitän wartet; er möchte uns seinen Arbeitsplatz zeigen. Also erstmal herzlichen Dank an den Ingenieur!
Der "Schalthebel" der Maschine
Eine letzte Frage, bevor wir die eiserne Leiter wieder hochklettern: "Wer wienert denn eigentlich die vielen Kupferrohre?" Nach der Antwort wissen wir, dass die Aktiven des Vereins ALEXANDRA nur deshalb auf dem Dampfer fahren weil sie dort nach Herzenslust Rohre polieren dürfen. 

Zu Beginn unseres Besuchs hatten wir erfahren, wie eng der Salondampfer ALEXANDRA mit der Lokalgeschichte verbunden ist. Sie war der erste Fördedampfer, der ausschließlich für die Personenbeförderung entworfen und eingesetzt wurde. Seine Vorläufer in der Förde-Dampfschiffahrt  waren durchweg kombinierte Fracht- und Passagierschiffe: In der Saison Passagiere, außerhalb der Saison Vieh und was sonst noch transportiert werden musste. Begünstigt wurde der Aufstieg der Fördeschiffahrt durch den Sieg der Preußen über Dänemark. Die dänische Grenze verlief danach weit im Norden bei Apenrade und die Verkehrswege
Mit dem Rad wird die
Geschwindigkeit reguliert
an Land waren nur wenig entwickelt. Und genau so endete diese goldene Zeit der Fördedampfer nach dem ersten Weltkrieg, als die dänische Grenze wieder nach Süden rückte.
Die Namensgeberin stammte aus derselben Zeit, als die einflußreichen Fürstenhäuser Europas Familienpolitik als Mittel der Machtpolitik einsetzten. Die Schwiegertochter von Kaiser Wilhelm II war Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Ihr Titel mag uns heute sehr antiquiert erscheinen. Ihr Leben war auch nach heutigen Vorstellungen ihrer Zeit voraus.
Durchaus zeitgemäß, war die Schiffsführung von ALEXANDRA, dem Salondampfer. Wie heute noch auf großen Schiffen verläuft die Kommunikation zwischen Kapitän und Maschinenraum einerseits und Steuerung andererseits anders als auf kleineren Schiffen oder gar Sportbooten. Während der Skipper heute seine Entscheidungen direkt mit Ruderpinne- oder Radruder und Schalthebel in die Tat
Die Dampfmaschine von
vorne gesehen. Der
Hochdruckzylinder ist
oben.
umsetzt, läuft das auf ALEXANDRA eher indirekt. Vom Maschinentelegrafen hatten wir es schon. Ähnlich verläuft heute noch die Kommunikation mit dem Rudergänger. Der Kapitän gibt an, der Rudergänger bestätigt, führt aus und meldet Vollzug. "Ruder 20 Grad Steuerbord" sagt der Kapitän, der Rudergänger wiederholt den Befehl, dreht das Ruder bis der Anzeiger auf die "Zwanzig" weist und meldet "Steuerbord zwanzig Grad liegt an". Das klingt etwas umständlich, ist aber notwendig. Denn das Ruder braucht viel Kraft und Konzentration. Wer es einfach mal auf Mittelstellung zurücklaufen lässt, riskiert schnell einen Knochenbruch, wenn nicht Schlimmeres. 

Wer jetzt ALEXANDRA besucht, sollte einen Blick in das Vorschiff werfen. Denn gegenwärtig ist dort die gesamte Konstruktion des Rumpfes offen sichtbar. Die weitgehend noch original genieteten Bordplanken, Knotenbleche, Spanten, Stringer, das Kielschwein und die Bodenwrangen. Alles was den Rumpf zusammen- und das Wasser draußen hält, ist zu sehen. Selbst Besucher, die sich nie mit Schiffsbau befasst haben, können erkennen, wie die Konstrukteure die starken Kräfte aufgefangen und in die tragenden Elemente zurückgeführt haben. Viele Bleche, Knoten und Spanten sind heute noch vernietet. Reparaturen werden jedoch geschweißt. Wer kann heute noch fachgerecht nieten? 
Der Schiffsrumpf war durch den Rost der vielen Jahrzehnte im Leben des Museumsdampfers arg geschwächt. Die kritischsten waren unter dem früher eingebrachten Beton im Schiffsborden verborgen und wurden jetzt bei der "Beschallung" entdeckt. So wird das Messverfahren genannt, mit dem festgestellt wird, wie dick die Schiffsplanken sind. Jetzt muss noch die gesamte Schiffshaut innen entrostet werden, dann der Stahl konserviert und sorgfältig gemalt werden. Schließlich wird die gesamte Inneneinrichtung im Vorschiff wieder eingebaut, wobei Teile rekonstruiert werden müssen, soweit sie bei früheren Umbauten entfernt oder zerstört wurden. Ist sie erst einmal eingebaut, muss der Rostschutz zuverlässig wirken. 
Ab Herbst wird der Kessel getauscht. Deswegen wird ab der Rückseite des Steuerhauses eine große
Das Ruder wird mit viel Muskelkraft
über Zahnräder und eine Kette
bewegt.
Um die Ruderlage zu erkennen,
muss man sich bücken.
Foto: www.dampfer-alexandra.de
Öffnung in den Aufbau geschnitten. Dafür müssen alle Einbauten demontiert, katalogisiert gelagert und aufgearbeitet werden. Ist der Kessel wieder eingebaut, sollen auch die Einbauten wieder an ihren jeweiligen Platz montiert werden. Ein besonderes Thema sind elektrische Leitungen. Im Lauf der Zeit wurde das ursprünglich sehr sparsame Bordnetz immer wieder erweitert und modifiziert. Da kam die Dokumentation manchmal ins Hintertreffen. Mit dem Ergebnis, dass Leitungen Strom führen, deren Existenz unbekannt und deren Zweck ein großes Rätsel ist. Ein anderes Rätsel wird sich klären, wenn der Kessel ausgebaut ist: Die Schiffshaut unter dem Dampferzeuger wird dann zum ersten Mal seit 108 Jahren zu sehen sein. Die Freunde der ALEXANDRA hoffen, dass sie dann keine böse Überraschung erwartet.
Was gibt es sonst noch zu berichten?
Das Flensburger Tageblatt von heute veröffentlicht einen aktuellen Bericht über den Bau des neuen Kessels. Und die Internetseite der ALEXANDRA hat jetzt eine neue Rubrik mit dem Namen "News". Darin sind weitere Fotos von dem werdenden Kessel zu sehen. Die hat unser Nachbar Kevin Laske gemacht. Hier sind sie:


Fotos (4): Kevin Laske