Prolog
Sorgfältig muss man das FLENSBURGER TAGEBLATT lesen, sonst geht das Wesentliche unter. Man muss kurzfristig abkömmlich sein, um angekündigte Veranstaltungen besuchen zu können, sonst bleibt man uninformiert. Letzte Woche kam ein Meldung über einen Vortrag von Rainer Prüss zum Thema "Historischer Hafen" am selben Tag. So war es auch gestern. Der Nautische Verein Flensburg hatte Frank Petry, Hafenkapitän und Geschäftsführer der Historischer Hafen gGmbH eingeladen, über den aktuellen Stand zu berichten.
Vorgeschichte
Er erzählte von den frühesten Anfängen, als "Spinner" mit alten Gebrauchsschiffen die westliche Hafenseite besetzt hatten, über die Gründung des Museumshafen e.V. und des Vereins Salondampfer Alexandra e.V., des Schifffahrtsmuseums, der Museumswerft, dem Verein GESINE und den klassischen Jachten bis hin zum Vorabend, an dem ihm die Ministerin A. Spoorendonk, Ministerin für Justiz, Kultur und Europa, einen Bewilligungsbescheid über 189000 € zur
Finanzierung der Aktivitäten des Historischen Hafens in den nächsten Jahren überreichte. Das sei ein langer Weg, mit vielen Höhen und Tiefen und sehr großem Engagement ehrenamtlicher Akteure gewesen.
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Besprechungsnotizen |
Frank beschrieb die wesentliche
Aufgabe des Historischen Hafens mit der "Professionalisierung" der Arbeit der Vereine, welche die maritim-kulturellen Aktionen in Flensburg betreiben. Am Beispiel des Vereins Salondampfer ALEXANDRA sei deutlich geworden, wie dringend diese Professionalisierung ist. Es seien keine Freiwilligen mehr zu rekrutieren, die sich der fortwährenden Aufgabe im Vorstand des Vereins stellen wollen. Hier sei nicht nur der Unterhalt des Schiffes zu planen, zu organisieren und abzurechnen, es müssten Passagiere geworben und Fahrkarten verkauft werden. Es werde die Teilnahme an großen Veranstaltungen vorbereitet und durchgeführt.
An dieser Stelle könne der Historische Hafen mit seinen Kräften wiederkehrende Aufgaben übernehmen, beispielsweise die Buchhaltung und den Kartenverkauf und dadurch die Vorstände entlasten. Ähnliche Vorteile habe der Verein Museumshafen e.V., wo vier der achtzehn Vereinsschiffe Charterfahrten anbieten. Sehr viel Aufwand bereite auch die jährliche Rum Regatta, die in diesem Jahr zum ersten mal vom Historischen Hafen durchgeführt wurde. Als neue Veranstaltung sei die KONGELIG CLASSIC in diesem Jahr mit Partnern in Sonderburg und Appenrade erfolgreich durchgeführt worden. Weiterhin sei Sicherheit eine wesentliche Aufgabe des Historischen Hafens.
Finanzierung
Die Überschüsse der Rum Regatta seien weitgehend verwendet worden, um den Aufwand zu finanzieren. Darüber hinaus beziehe der Historische Hafen Einkünfte aus der Vermietung der Liegeplätze an der Westseite des Hafens. Die Hafenanlagen seien weiterhin Eigentum der Hafenbetriebsgesellschaft, der Historische Hafen wickele jedoch das operative Geschäft ab. Die Mittel aus der Öffentlichen Hand seien zeitlich begrenzt zugesagt und werden größtenteils für Investitionen verwendet, wie zum Beispiel für die Renovierung der Dampferbrücke und die "Gelben Häuschen" auf der Pier beim Willi-Brand-Platz. Hier sei auch ein Zugangsgebäude als Eingang zur Dampferbrücke geplant.
Derzeit werde auch eine Überlegung verfolgt, einen ehemaligen Hafenschlepper (
FLENSBURG, ex BUGSIER 9) der FSG (Flensburger Schiffbau Gesellschaft) zu erwerben, es sei aber derzeit noch offen, auf welche Weise die Betriebskosten erwirtschaftet werden können. Das gelte auch für den Historischen Hafen insgesamt für die Zeit nach den öffentlichen Zuschüssen.
Originalität der Schiffe im Historischen Hafen
Für die Schiffe im Historischen Hafen gebe es unterschiedliche Rechtsformen. Sie gehören teils Vereinen (ALEXANDRA) Eignergemeinschaften (OXENÖ) oder Privatpersonen (Alle Schiffe im Museumshafen und die Klassischen Jachten).
Deswegen könne man keinen einheitlichen Maßstab für die Originalität der Schiffe anlegen und müsse immer einen Spagat zwischen gewünschter historischer Belegbarkeit und den Anforderungen privater Eigner an ihre Schiffe vollziehen. Aktuelle Beispiele hierfür seien der ehemalige Haikutter LINA, der jetzt mit einem zweifellos schönen, aber amerikanisch anmutenden Rigg eines Schoners im Museumshafen liegt. Andererseits FULVIA, als ehemaliges Passagierschiff weitgehend im originalen Zustand. Weiterhin wurde SUNTHORICE genannt, die mit originalem Rumpf und Aufbauten das älteste segelnde Feuerschiff sei, aber mit einer nicht dazu passenden Besegelung.
Welche Schiffe sollen an der Westlichen Hafenpier liegen?
An der Hafenkante zwischen Dampferbrücke und Museumshafen werde sich nicht viel ändern. Dort sollten nur die Ausflugsschiffe einen festen Platz finden, andere Schiffe sollten jedoch nicht dauerhaft festmachen. SUNTHORICE läge nur über den Winter an der Stelle, während des Sommers betriebe sie ihre Charterfahrten von Rostock aus.
Zum Thema Sicherheit am Bohlwerk führte Frank aus, die Situation sei bekannt und schlimm, man müsse über eine Sperrung des Bohlwerks während der Nachtstunden nachdenken. Das habe den Vorteil, dass in diesem Fall bereits das Betreten des abgesperrten Bereichs polizeilich verfolgt werden könne. Er werde Gespräche mit den zuständigen Stellen aufnehmen.
Kommentare der Zuhörer
Nach dem ca. einstündigen Vortrag äußerte ein Zuhörer Verwunderung. Er denke, dass die Sache viel mit Tourismus und wenig mit Historie zu tun habe. Daraufhin kam eine Diskussion zum Thema Museumshäfen auf, in der darauf hingewiesen wurde, Flensburg sei nach Övelgönne der älteste derartige Hafen in Deutschland, aber der in seiner besonderen Art der schönste, weswegen die Eigner ihre Schiffe besonders gerne hier liegen hätten.
Epilog
So kamen zum Schluss Wunsch und Denken zusammen. Möge es nicht beim Wunschdenken bleiben.