28.04.18 Schwalbe ANNY


Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, sie kündet ihn an. 

ANNY aus Glückstadt ist heute zurückgekommen
THOR (im Jahr 2015)
Wie ein Zugvogel aus dem Süden zurückkehrt, lag heute morgen ANNY aus Glückstadt am Ponton der Museumswerft. Der Süden - in diesem Fall ist es Eckernförde, wohin der Toppsegelschoner Ende Sepember aus Flensburg reiste um den Winter auf der "Lütten Werft" von zu verbringen. Sie ist nicht der einzige Segler des Museumshafens, der Flensburg als Hafen und Liegeplatz für den Sommer ausgewählt hat. THOR, Nachbau eines Lotsenboots vom Reissbrett des berühmten Norwegers Colin Archer liegt im Winter in Hamburg. Üblicherweise kommt auch sie zur Rumregatta nach Flensburg zurück.
 
GRETA bekommt viel Zuwendung
Der Lynaeskutter ABSALON ist die Ausnahme von der Regel. Das alte Fischerboot liegt seit einigen Jahren in Hamburg, wo es in gebotener Gemächlichkeit restauriert wird. Sie sollte schon vor einem Jahr wieder ans Bohlwerk zurückkommen. Vielleicht können wir sie in diesem Jahr wieder in Flensburg begrüßen.





Andere Boote vom Bohlwerk sind nicht ganz so weit gereist. DAGMAR AAEN liegt zurzeit noch in der Werft in Egernsund; auch sie  wird vermutlich zur Rumregatta wieder hier zu sehen sein.


Währenddessen werden auf einigen Booten am Bohlwerk  die jährlichen Wartungsarbeiten mit vollem Einsatz vorangetrieben. Die Freunde der Elbfischerjolle GRETA haben sich besonders viel vorgenommen. Das neue Deckshaus nimmt schon deutlich Gestalt an. Es wäre schön, wenn das Projekt bis zur Fjordregatta, also in 11 Tagen abgeschlossen werden könnte. Mit ihr werden ca. 130 Traditionssegler an der "unernsten Geschwaderfahrt" teilnehmen und die Liegeplätze im Historischen Hafen füllen. Bis dahin sind es ab heute noch dreizehn Tage.

26.04.18 SEBBE ALS in Egernsund

Das historische Wikingerboot sollte heute ihr "sjøsætning" feiern können. Das musste leider verschoben werden. 


Die Heckansicht zeigt scharfe Linien. 
Vor dem Wind segelt sie schon mal
10 Knoten schnell.
SEBBE ALS -
hier die Arbeitsplätze der Wikinger
Vor der Rumregatta werden einige Boote mit Hochdruck für die Wettfahrt und die kommende Saison vorbereitet. Über das Geschehen in Flensburg haben wir immer wieder mal berichet. Heute sollte ein besonderes Ereignis gemeldet werden: 
Das Wikingerboot SEBBE ALS hätte nach einer gründlichen Überholung wieder zu Wasser gelassen werden sollen. Die historische Rekonstruktion eines schnellen Kriegsschiffs aus dem Roskildefjord war schon in vorletzten Jahr Gast der Rumregatta und will auch in diesem Jahr wieder teilnehmen. Wer darin eine Auszeichnung für Flensburg und die "nicht ganz ernsthafte Regatta auf der Flensburger Förde" sieht, hat durchaus Recht. Der historische Nachbau des alten Wikingerschiffs war schon in New York (zum 200sten Geburtstag im Jahr 1976) und  Dublin (zum 1000sten Geburtstag im Jahr 1988) zu Gast.

Heckzier der SEBBE ALS
SEBBE ALS- Bug links, Heck rechts
Anlass genug also, über dieses "sjøsætning" zu berichten. Aber leider, leider kam es anders. Der Kranwagen, mit dem der lange schlanke Rumpf angehoben und in sein angestammtes Element gesetzt werden sollte, kam eine Stunde früher als erwartet und war schon längst unverrichteter Dinge abgereist, als die übrige Crew eintraf. Sie hatte sich in der Verabredung in der Uhrzeit geirrt. Das soll nun voraussichtlich in einer Woche korrigiert werden. Das ist für die alte Kopie des historischen Schiffes eigentlich schon knapp bis zur Veranstaltung in Flensburg. Denn es lag für die Arbeiten schon einige Monate an Land und muss noch gründlich
gewässert werden, bis der geklinkerte Holzrumpf wieder wasserdicht ist.
Wir nutzten die Gelegenheit auch für ein Wiedersehen mit ein paar alten bekannten Holzschiffen auf der Werft, als da sind: AURORA, DAGMAR AAEN, GERDA, RUTH E87, und die Fähre TUNØ.



26.04.18 Die PEKING im NDR - Die Nordstory

Fernsehtipp 27. April 2018, 20:15 bis 21:15 im NDR – Die nordstory
Der Flying-P-Liner Viermastbark PEKING fährt heim. Vom East River an die Elbe. Ein Team des NDR begleitete die Überfahrt - daraus entstand eine beeindruckende Reportage.

NDR - Die Nordstory informiert:


PEKING
Foto: Stiftung Hamburg Maritim
Durch vier Jahrzehnte Liegezeit am East River gleich neben der Brooklyn Bridge in Manhattan ist der alte Hamburger Großsegler Flying P-Liner "Peking" zum Wahrzeichen in New York geworden. Und nun soll das Schiff dort weg? Die New Yorker Nachbarn sind sprachlos. Joachim Kaiser und Detlev Löll sind aus Hamburg gekommen, um die schwimmende Legende abzuholen.
Die Geschichte der "Peking" begann im Jahr 1911. Bei Blohm+Voss wurde die Viermastbark für die Laeisz-Reederei gebaut und über 20 Jahre lang in der für Hamburgs Wachstum so wichtigen Salpeterfahrt eingesetzt. 34 Mal segelte sie um Kap Hoorn, ehe sie 1932 als Schulschiff nach England und 1975, da bereits im Schlepp, zum South Street Seaport Museum nach New York kam. Und jetzt geht es wirklich noch einmal über den Atlantik? Nach 40 Jahren ohne Generalüberholung? Eigentlich undenkbar!
Doch bald soll die "Peking" in Hamburg spektakulärer Magnet des zukünftigen Deutschen Hafenmuseums werden. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hatte im November 2015 die Mittel dafür bereitgestellt. Aber wie soll das Schiff nur an den Ort seines Stapellaufs zurückkommen? Es war doch nahezu schrottreif, ein "Seelenverkäufer" am Kai.
Zunächst muss der Segler auf eigenem Kiel von Manhattan nach Staten Island über die New Yorker Upper Bay in die Werft gegenüber. Dazu sind zwei Spezialisten aus Hamburg gekommen: Joachim Kaiser und Detlev Löll gehen unter Deck, sichten die Schätze und Schwachstellen, denn die "Peking" hat mehr als ein Leck. Aber wenn der Wind nicht zu stark wird, die Fahrt nicht zu lange dauert, dann sollte sie zumindest auf den paar Seemeilen nicht kentern.
Auf der Caddell-Werft in Staten Island wird die "alte Dame" abgetakelt. Jetzt sind es die Werftarbeiter aus Puerto Rico, die schweißen und staunen: Das marode Schiff soll tatsächlich zurück nach Deutschland? Geht das gut? Über Monate wird aufgeräumt und ausgemistet, genug Zeit, um mit dem Schiff Freundschaft zu schließen.
Dann wartet das Dockschiff. Die "Combi Dock III" von der Bremer COMBI LIFT Reederei liegt in der Upper Bay, bereit, den alten Segler aufzunehmen. Die Bremer Ingenieure und Hamburger Schiffbauer überlegen jetzt gemeinsam, wie das Schiff-ins-Schiff eingeschwommen, wie es atlantikfest gesichert werden kann. Joachim Kaiser wird die Atlantikpassage begleiten und lässt die "Peking" nicht mehr aus den Augen. Aber es ist der ukrainische Kapitän der "Combi Dock III", Dmytro Poteshkin, der die Verantwortung auf dem Ozean hat. Auch für ihn ist dieser Transport eine Herzensangelegenheit, kommt er doch aus der ukrainischen Seefahrtshauptstadt Cherson und hat sein Handwerk auf der "Towarischtsch", der ehemaligen "Gorch Fock I" gelernt.
Auch auf der Fahrt über den Atlantik ist der NDR dabei. Die "Combi Dock III" weicht mit ihrer kostbaren Fracht erfolgreich jeder schweren Dünung, allen ungünstigen Winden aus, die "Peking" wird wie ein Augapfel von der ganzen Crew gehütet und erreicht am 30. Juli 2017 die Elbmündung, zum ersten Mal seit 1932. Als sie auf eigenem Kiel in die Peters Werft in Wewelsfleth überführt wird, sind viele Menschen aus Norddeutschland dabei.
Mit dem Mastenziehen beginnt die Restaurierung in der Peters Werft, dann wird die "Peking" in eine Art Privatgarage gezogen, sie bekommt für bis zu zwei Jahre ein Dock und ein Dach. Und jetzt geht es eigentlich erst richtig los: Das marode Holz des Oberdecks kommt heraus, der Rumpf und die Stahlträger werden vom Rost befreit, bis nur noch ein Gerippe übrig bleibt. Und jeden Dienstag kommen Joachim Kaiser und Detlev Löll und gucken, was mit der "Peking" passiert.
Die "Peking" war, so schien es, nur noch reif für den Hochofen. Mit dem jüngsten Kapitel, mit der Heimkehr nach Deutschland findet eine geradezu märchenhafte Geschichte ihre Fortsetzung.

(Quelle: NDR - Die Nordstory)
(Tipp von der Stiftung Hamburg Maritim. Wir sagen "Danke!")

22.04.18 Ohne Floß nix los

Anders als kleine Boote oder moderne Jachten bleiben die Schiffe des Museumshafens übers ganze Jahr im Wasser. Sie kommen meist nur einmal für kurze Zeit aufs Trockene um das Unterwasserschiff zu reinigen. Das geschieht von unten mit einem Hochdruckreiniger. Was über der Wasserlinie ist,  müsste währen der Werftzeit von einem Gerüst aus bearbeitet werden. Das ist umständlich zu montieren, kostet Zeit und damit auch Geld. Deswegen ist das Arbeitsfloß im Frühjahr mit Abstand der begehrteste schwimmende Untersatz am Bohlwerk. Es ist groß genug und liegt auch ziemlich stabil im Wasser. Man kann darauf sicher stehen und kommt runter bis an den Wasserpass. Und wer zu klein gewachsen ist, um mit dem Farbpinsel bis an die Reling zu kommen, kann sich zusätzlich auf eine stabile Kiste stellen. Nur wenn eines dieser verflixten Motorboote zu schnell und dicht vorbei fährt, kann es auch einmal nasse Füße geben. Andererseits muss die Plattform ohnehin immer wieder mal abgespült werden, weil Blesshühner, Enten, Möwen und Schwäne  die schwimmende Insel gerne als Ruheplatz aufsuchen. Am Bohlwerk gibt es gegenwärtig nur ein Floß.
Vor dem Saisonbeginn ist es sehr begehrt und wer es benutzt, gibt es zügig an den nächsten Wartenden weiter. Das gibt dann Gelegenheit für eine kleine sportliche Übung im SUP-Tandem. Das ist auch ganz allgemein als Freizeitbeschäftigung zu empfehlen. Hier ist eine der eher gemächlichen Fahrten zu sehen. Schnelleres Paddeln ist denkbar, aber wenig empfehlenswert. Schließlich soll die Kraft für die Arbeit am Boot geschont werden. Regattamäßiges Paddeln ist auch vorstellbar aber doch letzlich reine Zeitverschwendung. Obwohl - man kann nie wissen. Wenn die Idee jetzt aus Neuseeland oder Hawai an uns herangetragen würde?


21.04.18 Stauende in Sicht

Für RYVAR hat die Saison begonnen. Zur Freude ihrer Gäste hat das sommerliche Frühlingswetter durchgehalten. Durchgehalten haben auch die Aktiven am Bohlwerk bei ihrer Aufholjagd gegen den durch den anfangs verregneten April entstandenen Pflegestau.

Der Tag erwacht sonnig. Bald hat sie den Tau getrocknet.
Schon am frühen Morgen wird auf einigen Booten geschliffen und gemalt. Währen Bens Fischhütte für den kommenden Ansturm seiner Kunden vorbereitet wird, melden sich die ersten Ausflugsgäste auf RYVAR. Vor dem Aufbruch nach Langballigau an der Äußeren Flensburger Förde haben sie sich zum Kaffetrinken im Werftcafé versammelt. Anschließend geht es los, bei Schwachwind in den sonnigen Morgen. "Draußen" auf der Förde ist zu dieser Uhrzeit meist schon ein wenig mehr Bewegung in der Luft. Bis dahin fährt der rote Logger in einer Weise, die oft "dänisch kreuzen" genannt wird: Alle Segel hoch und dann nur so viel Maschinenkraft einsetzen, dass es noch aussieht, als ob sie segelt. Bei RYVAR ist die Illusion heute beinahe perfekt. Das Schiff hat aber auch eine wirklich leise Maschine.


Bis zum Nachmittag herrscht fast überall reger Betrieb auf den Booten. Um die Fischhütte sowieso. Fischbrötchenverkauf an einem Tag wie heute ist vermutlich Schwerarbeit. Das anspruchvollste Projekt wird auf dem Elbfischer GRETA durchgezogen. Am gesamten Rumpf einschließlich der Aufbauten und Masten und Spieren wird die Farbe bis aufs rohe Holz abgezogen, geschliffen und die Lackierung komplett neu aufgebaut. Für die Arbeit haben sich die Mitglieder vom Freundeskreis mittlerweile praktisch eingerichtet. Am nördlichen Ende des Bohlwerks, nahe beim "Historischen Krahn" haben sie eine Werkstatthütte ausgerüstet und ein langes Zelt. Darunter sind die Rundhölzer während der Arbeit auf Böcken gelagert. Sachte wiegt  sich währenddessen das alte Fischerboot auf den Wellen im Hafen. Heute ist eine ganze Gruppe der "Gretas" bei der Sache. Auch die Werkstatthütte kommt dran. Sie wird jetzt blau.


GRETA an ihrem Bauplatz
Viel heiße Luft...
Maßarbeit - Spaßarbeit
...und bald ist Farbe ab...
Das Süll nimmt Gestalt an
Zwei malen die Hütte blau

19.04.18 Sonnenenergie

Nach dem unerwarteten und langen Wintereinbruch hat sich endlich der Frühling eingefunden. Auf den Booten am Bohlwerk werden jetzt mit Hochdruck die Spuren des nassen Winters beseitigt

Das Tief über den Britischen Inseln hatte sich nach Norden verkrümelt, der Ostwind drehte auf West und anstelle der Kaltluft aus Sibirien kam endlich die Warmluft vom Atlantik bis zu uns. Das gute Wetter soll sogar bis über das Wochenende anhalten!

Behinderte vor vier Tagen noch der Regen die Arbeit am Boot, behinderte uns anschließend das gute Wetter bei den HAFENMELDUNGEN; wir bitten um Nachsicht!

Nachdem RYVAR schon vor vier Tagen einen Ausflug auf die Förde machte, konnte heute auf WIEBKE BOHLEN das Großsegel angeschlagen werden. An Segeln ist aber noch nicht zu denken, weil wieder mal jemand beim Schleifen und Lackieren eingeschlafen ist. Kein Wunder, muss der Lack doch zwischendurch immer wieder trocknen.
Auch auf GRETA geht die Arbeit weiter zügig voran. Zuletzt wurde sogar ein Deckshaus komplett neu aufgebaut.









Während dessen konnte auch FULVIA heute einen ersten Ausflug auf die Förde unternehmen.


15.04.18 Kein Segen durch Regen

Das Wetter und der frühe Termin der Rumregatta macht in diesem Jahr manchen Wartungsplan der Traditionsschiffer obsolet. Das nächste Jahr verspricht - rein kalendarisch - bessere Bedingungen.

Die Crew der GRETA hat sich viel vorgenommen. 
Dass der Winter immer später kommt, wenn er denn überhaupt kommt, mag erklären wer will. In diesem Jahr bringt er einige Wartungspläne durcheinander. Die Boote lagen Anfang März noch unter ihrer Winterpersenning; zur selben Zeit segelten vor einem Jahr schon einige auf der Förde. Das heißt: Vier Wochen fehlen für die Vorbereitung der Segelsaison. Die beginnt hierzulande spätestens mit der traditionellen Rumregatta. Die 39-ste ist in einem Monat schon wieder Geschichte; dabei ist die  To do Liste  noch längst nicht abgearbeitet. Im Gegenteil, mit dem Fortschritt der Arbeiten kommen immer wieder neue Aufgaben hinzu. Sei es, weil es sich gerade so ergibt ("... wo wir gerade dabei sind, wäre es doch vernünftig") oder weil Schäden erst im Laufe der Arbeit entdeckt werden. Wie sagte Brecht? Ja, mach nur einen PlanSei nur ein großes Licht! /Und mach dann noch'nen zweiten Plan/ Gehn tun sie beide nicht". Diesmal liegt es am Wetter, genau gesagt am Regen, der immer wieder den schönen Plan zu Makulatur macht. Das Beste, was man über Regen sagen kann ist dass er hilft, undichte Stellen im Deck zu finden. Mehr fällt dazu nicht ein. Wer sich nämlich sogleich an die Reparatur machen will, wird umgehend vom selben Regen ausgebremst. Längst sind alle verfügbaren Heißluftgeräte vergeben und die Regenplanen gleich dazu. Der Hafen wird zum Zeltplatz. Zum Glück ist wenigstens der Starkwind der letzten Tage nach Osten abgezogen. Und jetzt bessert sich sogar die Wettervorhersage. Mit Beginn der Woche soll es trocken und wärmer werden. Aber das nächste Tiefdruckgebiet lauert schon über den Britischen Inseln. Seine Fronten könnten schon in wenigen Tagen wieder feuchtes und windiges Wetter bringen. So ist das eben mit dem Wetter im April. 

Die gute Nachricht zum Schluss:
Im nächsten Jahr kommt die dann 40-ste Rumregatta 
drei Wochen später, nämlich am ersten Juni. Das ist der erste Tag im Sommer und damit auch schon fast der späteste mögliche Termin. Theoretisch könnte sie sogar noch eine Woche später stattfinden. Aber dazu gab es bisher erst fünfmal seit Einführung des Gregorianischen Kalenders (1525) Gelegenheit. Vier von ihnen scheiden aus, weil länger als 39 Jahre zurück liegend. Das war in den Jahren 1639, 1707, 1791, 1859 und 2011. Also freuen wir uns auf den Termin der 40-sten, er wird erst in zwanzig Jahren wieder besonders spät liegen.

14.04.18 Noch dreißig Tage

In dreißig Tagen beginnt die 39. Rumregatta. Die meisten auswärtigen Teilnehmer treffen sich bereits am Vor-Vortag in Sonderburg und segeln tagsdrauf auf Platz und Sieg in der Fjordregatta während in Flensburg die Jollen, Schmacke, Sjekten, kurz gesagt: die "Lütten", gegeneinander segeln. 

Jemand der nicht so genau weiss wann die nächste, die 39. Rumregatta, stattfindet, kann hier sofort geholfen werden. Am Samstag, dem 12. Mai starten die Teilnehmer der "unernsten Geschwaderfahrt" in der Wasserslebener Bucht (vor dem Flensburger Hafen). Wer nicht so genau weiss, wo das ist - einfach am Vortag den vielen Gaffelseglern folgen, die mittags auf der Flensburger Förde unterwegs sind. Die wollen garantiert alle ebenfalls dorthin.



















Also erst mal tschüüs und bringt gute Laune mit!

13.04.18 Wat mutt, dat mutt.

Zu gerne möchten wir vergessen, dass der Kalender den Monat April zeigt. Für alle, die auf stabiles Wetter hoffen ist der Monat ein notorischer Spaßverderber.  


vor zwei  Wochen noch ein ziemlicher Verhau an Deck,
hoffentlich bald wieder ein vorzeigbares Boot.
Und so sieht WIEBKE BOHLEN heute aus. Deckshäuser;
Luken und Laibhölzer an Backbord sind schon lackiert.
Vor einer Woche Tagen freuten wir uns über den endlich hier angekommenen Frühling. Einen ganzen Monat später als im letzten Jahr konnte die Winterplane abgebaut und ins Sommerlager gebracht werden. Endlich wieder aufrecht an Bord gehen, endlich wieder an Deck arbeiten können ohne kriechen zu müssen! Mit dem Schwung der Begeisterung über die steigende Temperatur wuchs die Vorfreude auf den nahenden Tag an dem zum ersten mal seit dem Herbst "Leinen los!" gerufen wird. Diese Freude währte leider nur kurz. Zwei Tage später kam der Winter zurück. Zum Frühstück zeigte das Thermometer gerade mal vier Grad. Schlimmer noch: Durch den frischen Wind blieben
davon gefühlt nur noch zwei Grad übrig. Das wurde selbst dann nicht viel besser als die Thermometer-Anzeige kletterte, denn der Ostwind hatte inzwischen ebenfalls zugelegt.
Der Außenklüver von RYVAR wird angeschlagen. 
Aber jammern hat bekanntlich keinen Zweck  und wat mutt dat mutt. Gegen Kälte hilft kräftiges Schleifen und Lack verläuft besser, wenn es nicht so warm ist. Zwei Lagen Lack für eine Auffrischung sollen sein, vier für eine Reparatur. Kein Problem bei normalem trockenen Wetter. Zudem wurden die Rundhölzer bereits geschliffen und lackiert. Ebenso die Deckshäuser und Luken sowie die Laibhölzer an Backbord. Die Sturmböen der letzten Woche waren allerdings etwas hinderlich. Dabei gibt's diesmal besonders viel zu tun. Sturm und Nässe haben ihre Spuren hinterlassen. Und das Boot sieht aus, als hätte es den Winter über neben einer Kohlenschute gelegen. Und wo Regenwasser auf lackiertes Holz tropfte, hat es den Lack einfach abgebeizt.
Dass es heute immer noch für Außenarbeiten zu feucht ist, lässt die Zeitreserve im Plan schmelzen wie Schnee an der Frühlingssonne. Jetzt kommen noch die Laibhölzer auf Steuerbord zur Frühjahrskur, der Rumpf wird noch gereinigt und das Rigg komplettiert. Dann können die Segel angeschlagen werden.

Auch die Nachbarn am Bohlwerk versuchen die guten Tage zu nutzen. Auf GRETA wurde in den letzten Tagen mit Eifer geschliffen und gemalt. Und auch BETTY bekommt Farbe aufs antike Holz. Über den Mast von RYVAR haben wir bereits berichtet. Gestern konnten wir ein kreatives Manöver beobachten, in dem das Stag des Außenklüvers am Klüverbaum des Loggers angeschlagen wurde. Da haben es Eigner kleinerer Boote etwas einfacher und überhaupt: Wohin mit der langen Leiter?
Das schlechte Wetter hat auch Vorzüge: Die HAFENMELDUNGEN kommen auch mal wieder dran.

13.04.18 Leben am Rand

Sonntag eröffnet das Flensburger Schifffahrtsmuseum die Wanderausstellung "At the water’s edge/ Erinnerungen an den Kalten Krieg". Über Sprach- und Landesgrenzen hinweg weckt das internationale Kunst- und Ausstellungsprojekt der schwedischen Künstlerin Hanna Sjöberg Erinnerungen an die Zeit, als die Ostsee vom Eisernen Vorhang geteilt war. Der Kalte Krieg hatte jahrhundertealte Verbindungen unterbrochen.
Seit seinem Ende hat sich die Ostseeregion zu einer der wichtigsten in der Europäischen Union entwickelt, doch die Erfahrung eines geteilten Meeres hat Spuren bei Generationen von Menschen hinterlassen und wirkt bis heute nach.

Die Künstlerin mit zwei Fotos aus der Ausstellung
Die Ausstellung wird am kommenden Sonntag, 15. April um 11.30 Uhr von der Museumsleiterin Frau Susanne Grigull eröffnet. Frau Hanna Sjöberg, Künstlerin und Kuratorin, gibt eine Einführung in deutscher Sprache.   

Heute bekamen wir Gelegenheit, die Künstlerin und ihre Arbeit kennen zu lernen und einen ersten persönlichen Eindruck von der noch unfertigen Ausstellung zu gewinnen. Zu sehen waren waren zumeist schwarz-weiße Amateur-Fotografien aus der Zeit bis in die 90er Jahre, wie sie wohl in vielen Familien in Alben oder Kartons aufbewahrt wurden und werden. Verblüffend die scheinbare Belanglosigkeit von Bildern nahezu leerer Uferlandschaften, Menschengruppen am Strand oder spielender Kinder. Unter anderem ein Foto auf dem zwei Soldaten mit Gewehren an einem leeren Ufer zu sehen sind. Dazu erinnert sich die Künstlerin an ihre Sommerferien als Kind auf Gotland und an "ein diffuses Gefühl der Ferne ohne konkrete Vorstellungen was auf der anderen Seite der Ostsee vorgeht". 
Die Fotos scheinen nur zufällig in die Ausstellung gekommen zu sein und tatsächlich gibt es keine Auskunft zu Kriterien für die Auswahl. Zu sehen gab es auch eine Schrifttafel mit dem lapidaren Text: "Abends wurde der Strand geharkt und die Grenzsoldaten patrouillierten jede fünfte Stunde". Das macht neugierig und im Kopf entsteht ein Bild vom Leben hinter geharkten Stränden und patrouillierenden Soldaten. Das verbindet die ausgewählten Bilder aus neun Ländern: Der Ausdruck einer monströsen Normalität vom Leben in Gefängnissen, so groß wie die Anrainer der Ostsee hinterm Eisernen Vorhang. Ein Anwesender erinnert sich. "Aufenthalt am Strand war verboten. Wer erwischt wurde musste zur Strafe Kartoffeln schälen oder die Toilette putzen". 

Seitdem die Fotos entstanden sind, ist der Kalte Krieg zu Ende gegangen und das Gebiet der Ostsee ist wieder eine der wichtigsten Regionen Europas geworden. Aber das Gefühl einer diffusen Unsicherheit ist geblieben und nimmt aktuell wieder zu. 

Die Ausstellung macht Station in Flensburg auf einer Rundreise durch die mitwirkenden Länder. Sie endet im Juli in Gdynia, Polen.
Das Projekt wurde finanziert von der Unitas Foundation Tallinn gefördert vom Ostseerat und soll als Kommunikationsplattform verstanden werden, nationale Sichtweisen aufbrechen und den künstlerischen Austausch stärken. Unser Faszit: Das könnte gelingen.
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Quellen: PK und Interview

06.04.18 Nun steht er wieder

Vorsaison auf dem Bohlwerk beim "Historischen Krahn.
Unter dem Zeltdach warten gestern Rundhölzer der
Elbkutter- Jolle GRETA  auf ihre Lackierung.
Dahinter Logger RYVAR mit dem eigenen Großmast als
Deckslast.
Alles ist bereits für die Montage vorbereitet. 
Vor einem Vierteljahr konnten wir über die ersten Schritte berichten, in denen aus dem Stamm einer Douglasie ein traditioneller Pfahl- oder Vollholzmast entsteht. Drei Monate in denen der Rohling in vielen Stunden zuerst in einen Quader und dann in einen Zylinder geformt wird. Seit heute steht der fertige Mast wieder auf dem Kiel der RYVAR, dem roten Logger aus dem Museumshafen. 

Das nennt man günstige Umstände. Seit einigen Tagen stand fest, dass der Mast des hundertundzwei Jahre alten Loggers RYVAR  heute wieder aufgestellt werden soll. Bis gestern lag er fertig lackiert an Deck des roten Traditionsschiffes. Währenddessen wurde das Wetter immer schlechter. Die Temperatur sank bis unter den Nullpunkt, Regenschauern prasselten auf das Bohlwerk, der Wind nahm zu und mit ihm die Wellen im Hafen. Auch wenn RYVAR schwer gebaut ist: Sie schwimmt auf dem Wasser und bewegt sich mit den Wellen. Das sind ungünstige Bedingungen um den Mast zu setzen!


Gestern wurden unter dem "Historischen Krahn" Beschläge angebracht, das Stehende und Laufende Gut vorbereitet und sinnvoll geordnet an Deck ausgelegt. Denn Stagen, Wanten, Pardunen, Fallen, Kabel, kurz, alles was hoch oben am Mast angeschlagen wird, muss an seiner Stelle am Mast befestigt sein, wenn er von einem Kran angehoben wird, um ihn zielgenau in das Mastloch des Decks einzuführen. Was dann nicht dort sitzt, wo es hingehört, kann nicht mehr eben mal so einfach umgehängt werden.

Ein mobiler Kran kommt heute eigens, um den mehr als 700 kg schweren Mast anzuheben und in das Mastloch einzufädeln. Der "Historische Krahn von 1726" des Historischen Hafens auf dem Bohlwerk ist hierbei nur eine dekorative Beigabe. Obwohl Nachbau eines Mastkrans aus der Zeit der Segelschiffe ist er nicht kräftig genug für den Großmast der RYVAR. Den Hebelgesetzen der Mechanik folgend muss der mobile Kran um so stärker gebaut sein, je größer die Strecke ist, die der Ausleger überbrücken soll. Und weil auch hier die einfache Formel "je stark desto teuer" gilt, muss der Kran so dicht wie möglich neben RYVAR platziert werden. Das ist in Flensburg am besten auf dem Gelände der "Europawiese" genannten Fläche am Harniskai möglich. (Nur nebenbei erinnert: Sie wurde mit 800.000 Euro aus der Steuerkasse finanziert, als es einen Augenblick lang schien, dass Flensburg noch ein bisschen an seine Zukunft als Industriehafen glaubte - Anschließend wollte kein Politiker der Investition zugestimmt haben).

Glück hat am Ende immer der Tüchtige: Das Wetter ist über Nacht von Winter- auf Sommerprogramm umgeschlagen! Die Sonne scheint und der Schwachwind bewegt das Hafenwasser nur ganz wenig. Das ist für die geplante Aktion einfach ideal.
Am Nachmittag ist der Mast aufgerichtet. Noch hängen Stagen, Wanten, Fallen an ihm herab. Für die Überfahrt zum Liegeplatz sind nur die Wichtigsten befestigt. Das Rigg wird in den kommenden Tagen fertig montiert und ausgerichtet - ein Geduldspiel: Denn anschließend muss sich der Mast samt Zubehör "setzen". Bis das Rigg stabil ist, müssen die Spannschrauben immer wieder justiert werden - ein Geduldsspiel.

06.04.18 Drei auf GRETA

"Das ist mir zu viel Arbeit" ist eine der häufigsten Bemerkungen von Passanten auf dem Bohlwerk. Wer so redet weis nicht was ihm entgeht. Mit der richtigen Einstellung kann das, was da so abschätzig "Arbeit" gescholten wird, eine Menge Freude bereiten. Und mal unter uns: Auf solchen Booten wie GRETA zu segeln kann sogar süchtig machen.

Sonnenschein, Lachen, Plauderei und Scherze. Auf dem Bohlwerk genießen heute viele Besucher den ENDLICH in Flensburg angekommenen Frühling. Ein buntes Stimmengewirr dringt durch die Plane, wo das Boot für die Saison aufgemöbelt wird. Die Worte bleiben unverständlich. Die Stimmen gehören jungen Paaren, Eltern mit Kindern, Studenten, Arbeitskollegen, Urlaubern. Ein Dreigespann junger Frauenstimmen verbreitet gute Laune.   
Ein rascher Rundblick bleibt an GRETA hängen. Ein schönes Bild! Die Drei genießen den Tag, die Sonne, Nähe und gemeinsame Arbeit. 

Wie reimte Schiller?
"Wenn gute Reden sie begleiten, /Dann fließt die Arbeit munter fort. /So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten, /Was durch die schwache Kraft entspringt, /Den schlechten Mann muß man verachten, /Der nie bedacht, was er vollbringt. /Das ist's ja, was den Menschen zieret, /Und dazu ward ihm der Verstand, /Daß er im inner'n Herzen spüret, /Was er erschafft mit seiner Hand.