18.12.12 PROVIDENTIA ist wieder da

"Immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her".
PROVIDENTIA
PROVIDENTIA HF 42
Oft haben wir uns in der letzten Zeit gefragt, wer die Flamme der Begeisterung für ehemalige Berufssegler nähren wird, wenn die augenblicklichen Eigner und Freunde alter Traditionsschiffe zu alt und müde geworden sind, um ihre Schätze ordentlich in Stand zu halten. Gar nicht zu denken, wer sich künftig zutrauen wird, solche Schiffe dem Verfall zu entreissen. Vorbei die Zeit der Aussteiger, die aufgelassene Schiffe schlecht und recht in Fahrt hielten um ein Leben neben der Gesellschaft zu führen. Vorbei auch die Zeit der öffentlichen Gelder für Erlebnispädagogik mit denen gestrauchelte Jugendliche wieder auf die Füße gestellt werden sollten. Wenn die alten Konzepte versagen, müssen neue her. Damit ist der alte Spruch weiterhin aktuell.

Seit einiger Zeit berichten die HAFENMELDUNGEN über den Finkenwärder Hochsee-Ewer PROVIDENTIA. Sie lag bislang bei der Werft von Christian Johnson in Egernsund. Dort haben wir sie seit 1999 immer wieder besucht. Gestern fanden wir alte Fotos aus dieser Zeit, noch chemisch auf Zelluloid gebannt. Jetzt sind sie im Rechner gespeichert und können hier betrachtet werden. Man sieht: Nicht nur das Schiff, auch die Werft hat sich seit dem verändert:




Damals hatte PROVIDENTIA einen neuen Eigner bekommen, der sich mit großem Mut an die Restauration machte. Früher sagte man, um ein Schiff zu unterhalten, braucht es ein ganzes Dorf. Für PROVIDENTIA gab es nicht genügend viele helfende Hände.
Das Projekt ging danach mal schneller und dann wieder garnicht voran und mancher wird sich gefragt haben, ob alle Mühe vergebens war und das Schiff, weitgehend restauriert, wieder herunter kommen würde. So lag PROVIDENTIA jahrelang halb restauriert unter einer großen blauen Plane und sammelte maritime Flora und Fauna unter ihrem breiten Rumpf.
In diesem Sommer tauchten junge Menschen auf. Sie kamen im Dutzend und räumten auf, kratzten verwitterte Farbe ab und stemmten zwölf Tonnen Eisenballast aus dem Rumpf. Provisorisch wurden Platten auf die Luken geschraubt und es schien, als hätte die Vorsehung, nomen est omen, doch noch Erbarmen mit der PROVIDENTIA.
Dass wir heute die alten Bilder zeigen, ist einem besonderen Anlass zu verdanken. Heute wurde das Schiff öffentlich von den neuen Eignern vorgestellt. Die Ostseeschule hat den großen alten segelnden Fischkutter erworben um ihn im Rahmen eines pädagogischen Projektes wieder in Stand setzen und zu betreiben. Eigens dafür wurde der „Förder- und Betreiberverein H.F. 42 Providentia“ gegründet, der künftig seine Geschicke professionell steuern soll. Jetzt sind die großen bootsbauerischen Arbeiten auf der Werft in Egernsund abgeschlossen. Die weiteren Gewerke (innenausbau, Elektrik, Elektronik, Steueranlage, Segel...) werden im Industriehafen am Anleger der Werft von Robbe & Berking Classic ausgeführt, wo das Schiff über den Winter liegen kann. 
Freunde, Förderer und Bewunderer konnten heute das Schiff außen und innen besichtigen und sich ein Bild vom Ergebnis der bisher vollbrachten Arbeit machen. Was die Schülerinnen, Schüler, Lehrer und Eltern den letzten vier Monaten geleistet haben kann nur abschätzen, der das Schiff in seinem vorherigen Zustand gesehen hat. 

Der Flensburger Oberbürgermeister Simon Faber hat das Projekt der Ostseeschule von Anbeginn wohlwollend begleitet und nannte in seiner Ansprache als Grund an erster Stelle das pädagogische Konzept . Er davon sogleich angetan gewesen, zudem es in der Flensburger maritimen Wirtschaft eine Verbindung zwischen Moderne und Tradition herstelle. Dabei wies er auf die Flensburger Schiffbaugesellschaft und das Maritime Kompetenzzentrum der Fachhochschule einerseits und auf die Werft von Robbe&Berking Classic auf der anderen Seite.

Diese Einschätzung konnten alle Anwesenden unmittelbar nachvollziehen, denn die Feierstunde fand in der Werfthalle von Robbe&Berking Classic statt, zwischen Klassikern und Nachbauten nach den Neuesten Möglichkeiten traditioneller Bootsbaukunst.
 
Ulrich Dehn von der Ostseeschule erläuterte die Notwendigkeit, den Unterricht für Schülerinnen und Schüler im siebten bis neunten Jahr durch Aufgaben zu ergänzen, in denen das Gelernte in einer vorgegebenen Sinnstellung angewendet werden kann. Er ziele darauf ab dass die Mädchen und Jungen, die an dem Schiff praktisch gearbeitet haben, noch vor Ende ihrer Schulzeit auf dem Schiff segeln können. Im Konzept der Ostseeschule sei Wassersport festgeschrieben, da habe der Gedanke an ein eigenes Schiff nahegelegen. ein Schiff das die Jugendlichen aufbauen und in Stand halten und auf dem sie auch auf reisen gehen können. Für uns Freunde des Bohlwerks ist interessant, wie er auf PROVIDENTA stiess: Anfangs habe er überlegt ob LILLE BJÖRN  das geeignete Schiff für seine Zwecke wäre. Von dem Gedanken habe ihn glücklicherweise Uwe Adolph, Eigner der BODIL abgebracht und ihn auf PROVIDENTIA aufmerksam gemacht, deren damaliger Eigner sich von dem Schiff trennen wollte.

So weit für heute. Morgen sollen noch weitere Bilder erscheinen und auch ein paar Informationen darüber, wie es jetzt mit dem Schiff weitergehen soll.