01.12.12 Ausgeweht

Dass im Museumshafen gelegentlich die Wellen hoch gehen, ist meist dem Nordwestwind geschuldet. Während die Atmosphäre in den letzten Wochen jedoch verhältnismäßig ruhig blieb, wehte ein Wind im metaphorischen Sinn ziemlich heftig. Es ging um die Frage, welchen Ansprüchen Schiff und Eigner gehorchen müssen, wenn sie Platz im Museumshafen finden wollen.
Dazu hatte der Verein Museumshafen Flensburg gestern Abend zu einer  Außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen.
Es ging vordergründig um das Schiff LINA (die HAFENMELDUNGEN berichteten). Das unbestritten ansehnliche Schiff ist im Ursprung ein Haikutter, heute jedoch mit einem Schoner-Rigg. Das wurde von Puristen beanstandet.
Die Versammlung kam zu dem weisen Ergebnis, dass neue Schiffe nach einem Votum der Mitglieder aufgenommen werden. Im Zweifelsfall soll ein qualifiziertes Gremium sich das Schiff ansehen und eine Empfehlung aussprechen.  Im Übrigen wolle man die bewährte Praxis beibehalten und Schiffe aufnehmen, die samt Eigner "im Geiste des Museumshafens und des Sammlungsziels" dazugehören.

Interessant war ein Aspekt, der immer wieder in der Debatte auftauchte. Er führte bereits beim Vortrag des Geschäftsführers der HISTORISCHER HAFEN FLENSBURG gGmbH am 08. November 2012 zu verwunderten Rückfragen. Wie Vieles im Leben hat der letztliche auch mit Geld zu tun.

Um das mal so zu sagen: Wäre der Verein Museumshafen wirtschaftlich selbständig, könnte er sich nach seiner eignen Decke strecken. Da er sich aber in verschiedener Weise, wie andere Kulturvereine auch, an Zuwendungen von öffentlicher Seite "gewöhnt" hat (um das Wort Abhängigkeit zu vermeiden), muss er sich krumm legen, wenn er klamm ist. Während ein Privatmann sagt: "Mir gefällt, was ihr da macht" und einen Scheck überreicht, will eine Behörde sich absichern. Also werden zum Beispiel Historiker und Denkmalschützer  gefragt, ob das mit dem kulturellen Anspruch auch wirklich in Ordnung ist. Und die wälzen einen Teil ihrer Arbeit nun auf den Verein zurück und verlangen Zertifikate oder andere als hinlänglich erachteten Belege. Wenn dann Geld fliesst, wie jetzt kürzlich an die HISTORISCHER HAFEN FLENSBURG gGmbH, dann soll das der Kultur, der Wirtschaft (Tourismus) und schliesslich auch den gemeinnützigen Organisationen selbst dienen.
Wenn die Professionalisierer des HISTORISCHE HAFEN nun aber im Zuge der so genannten Professionalisierung die Überschüsse der Rum-Regatta des Museumshafens auffressen, ergibt sich ein Teufelskreis, der dem Verein und damit seinen Mitgliedern noch große Probleme bescheren kann. Denn nun werden zusätzliche Fördermittel benötigt, weil der Verein bald wirtschaftlich vollständig abhängig ist. Dass die Finanzierung der HISTORISCHER HAFEN FLENSBURG gGmbH aus anderen Quellen nur auf Zeit gesichert ist, macht das nicht besser.

So gesehen war dieser "Sturm" vielleicht nur ein Vorbote für schweres Wetter.

P.S. Für LINA sind die Aussichten günstiger. Einer künftigen Aufnahme in den Museumshafen steht einstweilen nichts im Wege.