08.06.19 Mit Fischen auf Augenhöhe

Bescheiden aber exklusiv: In Flensburg gibt es eines von den nur zwei Tauchermuseen in Deutschland. Aus einer privaten Sammlung entstanden, vermittelt es eine umfangreichen und sehr informativen Einblick über tausende Jahre leben und arbeiten unter Wasser

Ganz unscheinbar in einer Baracke beim Yachthafen der Seglervereinigung Flensburg empfängt das Tauchermuseum interessierte Besucher. Tauchen - das ist Leben und Arbeiten in einer für Menschen lebensfeidlichen Umgebung. Die ist aber auf 70 Prozent der Erdoberfläche verbreitet, nämlich überall, wo es Wasser an der Oberfläche gibt. Schon früh folgten Menschen dem Ruf der Tiefe um an Schätze, Lebensmittel oder Werkstoffe zu gelangen. Archäologische Funde zeigen, dass sie schon vor mehreren tausend Jahren tauchend Wertstoffe und Nahrungsmittel zu gewinnen suchten. Anfangs hieß das tief einatmen und nach unten schwimmen, so lange der Vorrat in den Lungen reicht. Tauchen im heutigen Sinn und mit Hilfe von technischen Geräten hat dagegen eine sehr kurze Geschichte. Den ohne gehörigen Aufwand kommt man  nicht an den lebensnotwendigen Sauerstoff der Atemluft. Ohne Technik ist auch Ausatmen gegen den Wasserdruck nur in sehr geringer Tiefe möglich. Tauchen in größere Tiefen fordert sorgfältige Vorbereitung. Luftversorgung, Zeitplanung, Orientierung, Dekompression, alles muss bis ins Kleinste vorbedacht und abgesichert werden. Die technische Entwicklung wird in dem Tauchmuseum vom 4. Jhd. v. Chr. bis in die jüngste Zeit nachgezeichnet und an vielen Exponaten sichtbar. Sie stammen aus der privaten Sammlung der Gründer Peter und Gerda Kopsch, die früher selber eine Tauchschule betrieben. Andere kamen seit der Gründung des Museums vor drei Jahren hinzu.
Es ist ein Museum ohne hemmende Schranken und wir bekamen Informationen in einer solchen Fülle, dass es gleich beim ersten Mal für mindestens drei Besuche gereicht hätte. Dabei erfahren wir viel für uns Neues.
An den Zoologen und Meeresforscher Hans Hass erinnerten wir uns noch sehr gut. Er wird in dem Museum u.a. für seine bahnbrechende technischen Entwicklung  des modernen Tauchgerätes, des Tauchcomuters und der Unterwasserfotografie gewürdigt. Ohne diese Entwicklungen wäre das moderne Forschungstauchen und den Tauchtourismus nicht denkbar.
Á propos Sporttauchen in der Flensburger Förde. Wir erfahren auch, dass man in der Inneren Förde wenig Fische und andere Lebewesen sehen kann. Wer darauf aus ist, sollte in der äußeren Förde nach Eindrücken und Bildern suchen.

Und was hat uns sonst noch bei dem Besuch im Tauchmuseum beeindruckt? Teil der Ausstellung ist ein alter Anzug, wie ihn früher die Helmtaucher trugen. Mit kugelrundem Helm aus Kupfer mit Atemventilen und kreisrunden Fenstern. Die ganze Ausrüstung wiegt so bummelig 80 Kilo. Und mit den zugehörigen Bleischuhen und Brust- und Rückengewichten entsprechend viele Kilogramm mehr. Diesen Helm konnten wir aufsetzen und damit einen winzig kleinen Eindruck von dem harten Arbeitsalltag der Taucher bekommen. Respekt, Respekt! Auch wenn der Helm nur wenige Minuten den Kopf umschließt wird deutlich klar: das ist nichts für Leute mit Raumangst! Wer es selbst mal ausprobieren möchte? Einfach fragen!

Das Tauchermuseum ist ganzjährig geöffnet:

Mai bis Oktober 15:00 bis 19:00 Uhr
November bis April 15:30 bis 18:30 Uhr

oder nach Anmeldung und Absprache, ratsam für Gruppen!
Telefon 0461-63552