Eine halbe Stunde später als angekündigt klangen die Startsignale vom Motorschiff GESINE herüber, durch die wasserhaltige Luft gedämpft. Mittlerweile hatte sich die Sicht weiter verschlechtert und das gegenüber liegende deutsche Ufer und die nahe Werfthalle waren in graue Watte verpackt den Blicke entzogen. Nur als Schemen waren die Segel des Regattafeldes zu erkennen. Und als hätte auch der Wettergott auf das Signal gewartet, hellte sich der Himmel zögerlich auf und mit dem helleren Licht rührte sich ein erster Hauch. Er war stark genug, um die schweren Traditionsegler erst langsam voranzutreiben, dann aber langsam immer schneller. Sie hatten alle Segelfläche gesetzt, die überhaupt an einem oder zwei Masten vorgeheisst werden konnten. Auf dem alten Lotsenschoner Nr. 5 ELBE war das klassische Fisherman-Sail zwischen den Masttoppen ausgebreitet. AURORA von Altona, ganz in ihrer Nähe hatte nicht nur ein Vierkant-Toppsegel gesetzt sondern dazu einen großen schwarzen Gennaker, mit Totenkopf verziert. Die beiden lieferten sich schon auf den ersten Kabellängen hinter der Startlinie ein privates Duell und der Abstand schien sich zu verringern, so lange sie in Sicht waren. Doch sie waren nicht alleine auf dem Wasser. Ein Pulk von mehreren dutzend weiterer Kutter, Galeassen, Ketschen, Slups, von Marstal-Schonern, Haikuttern, Wikingerbooten, Toppsegelschonern, Colin Archer Spitzgattern, Paket- und Beltbooten, Danske Jagten boten ein Bild, wie es auch der alt ehrwürdigen Rum-Regatta zur Ehre gereicht hätte.
Fünf Minuten später gingen die klassischen Yachten über die Linie, viele hatten bunte Spinnacker gesetzt. Rascher als ihre Vorgänger segelten sie außer Sicht; der Wind hatte inzwischen weiter zugenommen.
Dann nur noch ein paarÜbungsboote der Hanseatischen Jachtschule zu sehen. Die Regatta hatte begonnen. Nach dem trüben Start besserte sich das Wetter erfreulicherweise. Zu der Zeit. als die ersten Teilnehmer Sonderburg erreicht haben dürften, brach in Flensburg die Sonne durch und schien auf den nahezu komplett leeren Museumshafen. Die Boote der Jachtschule dümpelten an der Pier im Historischen Hafen.
Das Regattafeld kurz nach dem Start. Links AURORA, gefolgt von ALVEKONGEN. Gokstadtboot RAGNA, dicht vor dem Lotsenschoner Nr. 5 ELBE (rechts). Lofotenkutter SOLVANG in der Mitte |
In der Mitte Marssegelschoner LINA mit Reklame in der Fock, vor FREDDY. Die ersten teilnehmenden Yachten mischen sich schon zwischen die Traditionssegler |