15.08.14 Erster Tag der Nautics

15:30 Uhr
"Wenn der Hahn kräht auf dem Mist..." beginnt ein spöttischer Vers auf die Zuverlässigkeit von Wetterprognosen, "... ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist." Niemand im Flensburger Hafen wird heute ernstlich das in den letzten Tagen für heute beständig angekündigte regnerische Wetter vermissen. Zu Beginn der 6. Flensburg Nautics scheint die Sonne vom leicht bewölkten Sommerhimmel und die Temperatur ist sehr angenehm. Das sind beste Voraussetzungen für das Sail-In des großen maritimen Sommerfestes an diesem Wochenende. Ob es jedoch das Hafenfest der Superlative wird, wie vom Flensburger Tageblatt gestern per Schlagzeile angekündigt wurde, wird man noch sehen. Nachmittags gibt es auf dem Markt noch einige freie Flächen und an der Hafenkante ist noch eine lange Strecke frei, vermutlich der Liegeplatz der angekündigten GULDEN LEEUW. Der Dreimast- Toppsegelschoner misst immerhin gut 70 Meter über alles.
Seit gestern laufen größere und kleinere Schiffe in den Hafen ein und ständig kommen weitere hinzu. Zur Einlaufparade, um 16:00 Uhr, werden die meisten Teilnehmer eingetroffen sein.

Wo die bunten Fahnen wehen: PROVIDENTIA HF 42 von 1895 hat außen an AMPHRITITE von 1887 festgemacht.


17:45 Uhr
VORMANN JANTZEN mit Jet-Strahlantrieb
Hendrik und Kaas trotzen den Unbillen des Wetters
Leider haben nicht alle Schiffe an der Einlaufparade teilgenommen. Nehmen wir mal an, es gab wichtige Gründe. Das Wetter wird sie wohl nicht gehindert haben. Denn der einzelne kurze Schauer ging erst nieder, als die Begrüßung schon im Gange war. Schade, denn die beiden Moderatoren hatten sich gut vorbereitet und riefen die Schiffe, je nach Nationalität, auf Deutsch, Dänisch oder Holländisch an. Bei dem günstigen Wind segelten die meisten Schiffe. Er wehte mäßig aus West. Schön anzusehen war der Seenotretter VORMANN JANTZEN. Er konnte zwar nicht segeln, entschädigte die Zuschauer dafür aber mit einer eindrucksvollen anderen Antriebsart: Mit seiner Wasserkanone als Raketenantrieb nach achtern gerichtet, schaffte er immerhin geschätzte vier Knoten. Gut nur, dass der Wind ablandig wehte, die Zuschauer wären sonst kräftig abgeduscht worden.
SORTE SARA eröffnete den Korso
Zum Schluss kam die besonders angekündigte GULDEN LEEUW, das ehemalige dänische (segelnde) Forschungsschiff DANA. Sie war einer der wenigen Segler ohne Segel. Aber das wird sich wohl bis morgen, bei der Regatta, ändern.
Hier fällt gerade ein Meister vom Himmel
Mittlerweile füllt sich auch der Markt und auf dem Bohlwerk darf man nicht eilig sein. Viele Besucher gehen dicht an dicht. Eng wird es bei der Haifischbar, wo man sich in vielen Liegestühlen ausruht, und vor der Bratfischhütte, wo viele für die begehrten Brötchen anstehen.















Am Südende des Bohlwerks, wo die Gästepier beginnt, stehen besonders viele Besucher. Sie warten darauf, dass die Sportpiraten ihre waghalsigen Sprünge machen. Das soll mit der Eröffnung der Nautics um 18:00 Uhr beginnen. Einzelne machen aber schon mal Lockerungs- übungen und springen mit ihren Fahrrädern von der hohen Rampe in das Hafenwasser. Sie werden mit lautem Jubel belohnt. Der Wind kommt nun etwas weiter nördlich ein und weht Fetzen von Marschmusik über die Menge. In ein paar Minuten wird die Nautics offiziell beginnen.

Ein paar Stunden später
Das große Feuerwerk vom Museumshafen
aus gesehen.
Foto: Hans Hermann Heyer
Mittlerweile ist es dunkel geworden. Überall im Hafen sitzen oder flanieren Besucher. Musikgruppen und Shanty-Chöre schaffen die akustische Kulisse, die Hafenfesten eigentümlich ist. Wir haben es uns auf unserem Schiff gemütlich gemacht und schauen erwartungsvoll in Richtung Hafeneinfahrt. In Kürze soll ein Höhepunkt des Abends beginnen. Jetzt werden die ersten Lichter sichtbar. Dann zieht ein langer Korso über und über fantasievoll beleuchteter Segelschiffe und Motorboote an uns vorbei. Geschmückt mit schaukelnden Lampions, Lichterketten, Luftballonen, die in der Deckbeleuchtung samtig-bunt schimmern. Farbige Punkte von beleuchteten Signalflaggen zucken auf den über alle Toppen bewimpelten Schiffe. Ein wunderbar friedliches, ruhiges, fröhliches Bild!. Wie gut muss es erst in der Hafenspitze wirken, wo die Lamionprozession wendet und den nachfolgenden Lichterschiffen entgegenfährt. Ist es nicht wunderbar, dass es Menschen gibt, die uns Zuschauern ihre Zeit schenken, um uns mit diesem schönen Ereignis Freude zu machen?
Kaum ist das letzte Licht in Richtung Hafeneinfahrt verschwunden, blitzt  Blaulicht über der Wasserfläche. Kein Unglück ist der Anlass, Polizeischiffe sichern das Gebiet, auf dem jetzt das große Feuerwerk abgebrannt werden soll.
Und schon steigen die ersten Raketen auf, versprühen, niedrig noch, bunte Sterne in der Dunkelheit. Die nächsten steigen höher. Ganze Buketts bunter Lichtkugel, durchsetzt mit Goldschauern und dumpfen Explosionen folgen in schier endloser Reihe. Wenn wieder einmal unerwartet große Lichtersterne krachend aufscheinen und in zahllosen Sternschnuppen herabregnen hört man von allen Seiten "Aah!" und Ooh!" rufen. Die Zuschauer sind offensichtlich ganz bei der Sache. Gefühlte dreißig Minuten dauert das Spektakel. Bis es mit einer riesigen Goldgarbe endet, die in tausenden funkelnden Sternen herabregnet. Noch drei Raketen. Donnerschläge, dann Dunkelheit, Stille. Wir sitzen noch einige Zeit und lassen die Eindrücke verklingen.