23.09.17 Mal wieder ankern

Bei schwachem Wind fahren
wir die Segel bauchig
Wer kennt das nicht? Egal, was man sich vornimmt, immer kommt es anders als man denkt. Mal ist der Wind komplett weg, mal lockert sich eine Plombe im Zahn. Im  Ergebnis läuft es immer auf dasselbe hinaus: Das Boot bleibt im Hafen und man versucht die Zeit anderweitig zu nutzen. Aber heute muss es unbedingt wieder einmal sein. Auch wenn hoch an (schwachem) Wind zu segeln nicht der ideale Kurs für eine schwere Gaffelketsch ist - Es gibt auch andere Freuden. Beispielsweise, als segelnde Erinnerung an die maritime Tradition eine gute Figur zu machen. Bei dem schwachen Wind unseres ersten Segeltags im Herbst kommt es besonders darauf an das Revier zu kennen, einen guten Kurs zu wählen und die Segel bestmöglich zu trimmen. Das macht jeden Ausflug spannend. Nach dem Tag auf der Förde ist klar, dass wir in allen Punkten besser werden können.
Heute ist ein besonderer Tag. Flensburg, Geburtsstadt des Luftschiffs- Pioniers Hugo Eckener, hat Besuch eines Luftschiffs mit dem traditionsreichen Namen ZEPPELIN. Leise brummend dreht es seine Kreise. Die Vorstellung, einmal sein eigenes Boot segelnd von oben betrachten zu können, beflügelt die Fantasie.
Die Förde ist als Segelrevier sehr angenehm. Der Wasserstand ist weitgehend stabil, große Wellen sind selten, der Grund ist nahezu eben, sandig oder tonig und sauber. In ein paar Ecken gibt es Steine, die muss man eben meiden.
Bei der Windvorhersage NE bis E kommt in der Inneren Förde als Ankerplatz für uns eigentlich nur die Meierwik infrage. Alternativen liegen allesamt jenseits der Enge von Holnis. Wir wollen unseren Nachmittagskaffee vor Anker liegend einnehmen, also ist unser Anker-
platz schon vor uns ausgewählt.
Segelschiff auf der Förde und 
Luftschiff darüber
Wie üblich, steuern wir ihn unter Segeln an. Doch dort, wo wir unseren Anker gerne fallen lassen möchten, liegen bereist andere Segler. So bleibt für uns nur eine Stelle, wo der Grund etwas steiler abfällt. Also lassen wir erst die Segel fallen und dann den Anker. Die letzten Meter legen wir mit dem Motor zurück. Unser Anker fällt, wird eingefahren und dann ist Ruhe im Schiff. Sacht geschaukelt blinzeln wir in die noch wärmende Nachmittagssonne, genießen den Cappuchino und das Gebäck.
Am Ufer, unter dem bewaldeten Hangufer sehen wir einzelne Spaziergänger, hören von ferne Hunde bellen. Die noch weiß scheinende Sonne sinkt jetzt schon früher als vor zwei Wochen, verabschiedet sich bald rot leuchtend hinter einer dunklem Hochnebel. Das grüne Feuer auf der Ansteuerungstonne vor dem Hafen beginnt zu blinken. Die sanften Wellen spiegeln das leuchtende Feuerwerk am Himmel in blankem Kupferton und tiefem Violett. Es wird kühl, wir verziehen uns unter Deck. Zum Abend gibt es Pasta und Zuckererbsen. Bald ist tiefe Nacht. Nur hin und wieder knackt die Ankerkette. Der Wind dreht ein wenig.