07.09.17 Wieder zurück

Drüber hui und drunter jetzt auch
Das Ruder liegt "hart backbord" um die Propellernabe
abzuschmieren.
Eins, zwei, drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit. Dieser Erkenntnis, von Wilhelm Busch zu Papier gebracht, ist nichts hinzuzufügen. Kaum ist der Frühling vergangen, der keiner war, schon liegt der Sommer hinter uns, der auch nur so genannt wurde, um ihn vom Herbst zu unterscheiden. Zeit für unseren jährlichen Werftbesuch, der aber nun tatsächlich stattfand und uns - kaum zu glauben - nahezu eine Woche lang mit bestem Spätsommerwetter verwöhnte. Entsprechend gut gingen die allfälligen Arbeiten voran: Den Rumpf unter der Wasserlinie reinigen und neu anmalen, Zinkanoden wechseln und schließlich den Propeller von Seepocken befreien und abschmieren.

Das Abschmieren ist eine Besonderheit des historischen Verstellpropellers, mit dem unser Boot gesegnet ist. Das ist frei von Ironie gemeint, denn in Kombination mit dem Wendegetriebe können wir in vielen Fällen vorwärts und vor allen Dingen auch rückwärts anlegen, wo andere Boote ohne Bug- oder sonstwo-Strahlruder nur schwierig hin zu manövrieren sind. Das ist nur einer seiner Vorzüge, den wir sehr häufig und gerne nutzen. Aber die gute alte Technik braucht vor allem eines: jährliches Abschmieren, bis das Fett aus den Fugen der hydraulisch schwenkbaren Propellerblätter herausquillt. Sehr viele Fischkutter des letzten Jahrhunderts hatten solche Verstellpropeller und die Fischer wussten ihn zu schätzen. Heute noch werden Propeller dieser Art in Hundested hergestellt, auch für moderne Schiffe. Aber das nur nebenbei. Eigentlich geht es ja um die Werftarbeiten. 

In diesem Jahr wurde auch ein Bodenventil neu eingesetzt. Diesmal dasjenige für die Seewasserkühlung. Den Borddurchgang haben wir gleichzeitig getauscht. Wir erneuern diese Teilen lieber vorbeugend. So viel Wasser wie durch ein Leck solcher Größe ins Boot hineinströmt, schafft kaum eine normale Lenzpumpe wieder heraus. Vielleicht  könnte die Seewasserpumpe des Motors die Menge bewältigen, aber der Impeller hält dem Schmutz aus der ansonsten sauberen Bilge vermutlich nicht lange stand. Wie das so ist: Die Nebenarbeiten dauern oft am längsten. In unserem Fall musste für die Montagearbeit erst einmal in der engen Bilge Platz geschaffen werden. 

Auch über der Wasserlinie gab es zu tun, obwohl wir selbst kleine Schäden in der Lackierung beseitigen, sobald wir sie entdecken. Das hält den Aufwand für die Bootspflege gering und das Boot sieht zumeist gut gepflegt aus. Das Meiste erledigen wir im Hafen, oder am Ankerplatz vom Schlauchboot aus. Nur der Wasserpass kommt dabei zu kurz. Auf der Werft haben wir das nachgeholt und nun kann der Rumpf den kommenden Winter gut überstehen. 

Bei gutem Wetter und wegen fehlender Ablenkung durch andere attraktive oder vermeintlich dringendere Tätigkeiten können wir die Tage auf der Werft sehr gut nutzen. Dabei hilft auch, dass wir  im allgemeinen nur alleine oder zu zweit arbeiten. Wir schaffen einfach mehr, als wenn mehrere Helfer dazu kommen. Sie benötigen doch viel zusätzliche Aufmerksamkeit zu Lasten der Arbeitsmenge. Und an einem kleinen Boot können ohnehin nur wenige Leute gleichzeitig arbeiten ohne sich gegenseitig zu behindern. Vom verfügbaren Werkzeug mal ganz zu schweigen.

Das Boot wurde am Freitagmorgen aufgeslippt. Deswegen reisten wir schon donnerstags an. Samstag wurde das Unterwasserschiff gereinigt und der Propeller gereinigt und abgeschmiert. Samstag und Sonntag konnten wir in aller Ruhe den Lack ausbessern. Montags wurde die Unterwasserfarbe aufgetragen und die Zinkanoden erneuert. Am Dienstag sollte der Borddurchgang samt Bodenventil getauscht werden,
das klappte aber erst einen Tag später. Das störte aber nicht wirklich, denn für den Weg zurück unter Segeln fehlte der Wind und der Mittwoch bescherte uns Wolkenbrüche. Also kamen wir heute zurück nach Flensburg. Da wurde auf der FSG der Neubau einer Fähre zu Wasser
gelassen. Das ist natürlich eine komplett andere Hausnummer, verglichen mit unserem kleinen Boot. Drei veritable Schlepper waren in Aktion und die Wasserschutzpolizei zur Absicherung. Bei uns genügten zwei Rentner. Dass die Sicherung durch die Polizei notwendig ist blieb uns nicht verborgen. Der Schraubenstrom der Schlepper gab uns ein Gefühl wie im Auto auf einer vereisten Passstraße.

Nun ist es auch schön, wieder hier zu sein. Vom Harniskai winkte uns Harry aus seinem "Piratennest" zu und die Schiffe im jetzt wieder gefüllten Museumshafen sehen wir ohnehin immer wieder gerne.