02.12.16 Schöner Wohnen


Hotel Hafen Flensburg. Der Gebäudekomplex umfasst die links zu sehende Häuserzeile und die Gebäude
an der Schiffbrücke, einschließlich der kleinen ganz rechts im Bild. Die Straße links ist der Fahrweg zur Tief-
garage. Der Eingang zum Hotel ist in dem dunklen Teil der Fassadenfront, dem einzigen neuen in der Reihe


























Gestern wurde das neue "Hotel Hafen Flensburg" eröffnet. Damit verschwand ein Schandfleck in der pittoresken Altstadt zwischen Schiffbrücke und Norderstraße. Dabei war es einst die erste Adresse der Stadt, nachdem der dänische König Friedrich II 1853 nebst Gemahlin dort höchstselbst nächtigte. Aber die Zeiten änderten sich, und mit der Zeit ging das Etablissement den Bach runter. Wo anderswo die "Gute Stube" einer Stadt zu finden ist, beherbergten die Mauern des ehemaligen Hotels "Kaysers Hof" schließlich ein Bordell und dann ein zwielichtiges Etablissement namens "Sunny". Nachts ließ dröhndende Musik die Fenster zittern, frühmorgens stritten sich vor den Pforten die letzten Zecher. Das Gebäude verrottete seit zwanzig Jahren. Die klassizistische Fassade bröckelnd, die Fenster zugenagelt stand es schließlich leer. Auch die noch älteren Nachbargebäude an der Schiffbrücke verfielen. Pläne wurden entwickelt und verworfen, aber nichts geschah.
Gleichzeitig wurden im Oluf-Samson-Gang, dem Rest des ehemaligen Rotlichtviertels der Stadt, die frei gewordenen historischen Handwerkerhäuser schick restauriert, während sich die letzen gewerbetreibenden Damen zur Ruhe legten. Für Durchreisende und Anwohner wurde das Bild der Hafenzeile jedoch weiterhin von der desolaten Ruinensammlung an der Schiffbrücke geprägt.

Vergangen, vorbei. Jetzt gibt es am Hafen wieder ein Ensemble, das zur historisch gewachsenen Stadtlandschaft passt. In dem Karree am Hafen ist hinter historischen Fassaden ist ein modernes Hotel mit 69 Betten entstanden, dazu einige Stadtwohnungen. Die Gäste und Bewohner können sich über die Nähe zum Historischen Hafen mit seinen alten Schiffen und über die Nähe zur Einkaufsmeile der Stadt freuen. Und eine Tiefgarage gibt es auch. Wie man in der Zeitung lesen konnte, ist die Nachfrage schon jetzt für die Investoren recht erfreulich.

Es ist Weihnachtszeit, die Zeit der offenen und erfüllten Wünsche. Wir wünschen uns in aller Bescheidenheit, das Ensemble möge vollständig, samt Umgebung, zu einem Schmuckstück werden. Ohne den starken Durchgangsverkehr auf der Schiffbrücke und ohne den geschichtsvergessenen, fantasielosen Parkplatz auf dem Kai. Der Wunsch muss ja nicht schon in dieser Weihnacht erfüllt werden. Aber zwanzig Jahre möchten wir nicht noch einmal warten müssen.  Schließlich wird man nicht jünger.