08.11.16 Eingepackt

Die Konstruktion besteht aus Dachlatten, die mit Schrauben
und Flügelmuttern verbunden sind. Die Knotenbretter zwischen
Baum und Gaffel sind mit dickem Schaumstoff gepolstert.

Schon meldet sich der Winter mit sinkenden Temperaturen. Am Montag sickert fahles Licht durch rasch ziehenden Wolken, bis dichte Regenschauer den freiwilligen Aufenthalt im Freien zur Charakterprüfung macht. Aber jammern ist auch diesmal wirkungslos; das Boot muss eingepackt werden, soll es den Winter gut überstehen. Anders als viele moderne oder kleinere Jachten bleibt es bis zum  nächsten Frühjahr im Wasser. Noch vor ein paar Jahren waren Schnee und Schmutz die hauptsächlichen Feinde für das schützende Deck, im letzten Winter war es der nicht enden wollende Regen.
Eine schützende Plane soll das Deck halbwegs sauber und trocken halten. Das isolierende Luftpolster darunter verhindert über lange Wochen, dass Kondenswasser die gemütliche Kajüte zu einer feucht-kalten Tropfsteinhöhle macht.
Heizen wäre eine Alternative, aber wie so vieles im Leben, gibt es keinen wirklichen Vorteil, sondern nur die Wahl zwischen Nachteilen. Ein Nachteil der wirksamen Heizung besteht darin, dass sie von langer
Der Baum ruht auf einer Baumstütze. Die Dachbalken ruhen
auf den Relingstützen, die ihrerseits unmittelbar auf den
Leibhölzern stehen. Das Gerüst hat schon vier Winter über-
standen.
Hand überlegt werden muss. Und zwar am Besten von der Einrichtungsplanung an. Denn was nützt der kuschelige Platz am Ofen oder bei der Heizung, wenn sich die feucht-warme Luft auf Armlänge Abstand an der Bordwand oder unter den Luken in Reif verwandelt?  Und Mangel an Luftfeuchtigkeit gibt es auf keinem Holzschiff. Wer es nicht glaubt, fasse einmal nach einer kalten Nacht unter die Leibhölzer oder zwischen Balkweger und Bordwand. Dort schlägt sich die Feuchtigkeit besonders gerne nieder.

Häufig wird versucht, den Innenraum gegen die Kälte zu isolieren. Doch lassen sich Naturgesetze nicht austricksen. Die Feuchtigkeit, die sich nicht an kalten Flächen niederschlägt, bleibt in der Luft und sucht sich einen anderen Ort, der kälter ist als die Luft selbst. Dazu kommt, dass dieser Ort auch zwischen Isolierung und der Bordwand liegen kann. Dann ist der Dämmstoff binnen Kurzem selber feucht und damit wirkungslos. Das Problem ist aus der Bauphysik der
Das Zeltgerüst während der Montage. Kommt ein kriischer
Passant, tröstet ein Zitat von Leon Battista D'Alberti:
"Nichts ist gleichzeitig im Werden und perfekt." Wohl wahr.
Häuser bekannt, weswegen diese vorzugsweise von außen gedämmt werden. Das scheidet jedoch aus nachvollziehbarem Grund bei einem Boot im Wasser aus.
Wer also ans Heizen denkt, muss deshalb auch ans Lüften denken. Das ist - frei nach Fontane - ein weites Feld und man kann sich ewig damit beschäftigen, wenn es einen nicht vorher in den Wahnsinn treibt.
Gegen das Kondenswasser hilft nicht viel Anderes, als das Boot innen so oft wie möglich abzutrocknen, mit trockener Luft, mit einem Lappen oder was auch immer. Lüfter nützen auch nur, wenn sie die feuchte Luft aus den Problembereichen nach außen schaffen. Außer bei sehr hoher Luftfeuchtiigkeit außen und wenn es im Frühling außen wärmer ist als im Boot, denn dann sollten die Luken dicht sein. Am besten hilft das Lüften bei frostkalter trockener Luft. Eine Plane wird das Problem also nicht alleine lösen, kann es aber erheblich mindern. Denn schon wenn das (dichte!) Holzdeck außen weitgehend trocken bleibt, sinkt die Luftfeuchtigkeit im Rumpf und das Luftpolster unter der Plane gibt so etwas wie eine Außenisolierung ab.
Kurz und gut, unser Boot kommt unter eine Plane, die so viel Wasser wie möglich vom Holzdeck fernhält. Abplanen beginnt damit, dass wir ein Zeltgerüst an Deck aufstellen. Es soll kräftig genug sein, um auch die Schneelast tragen zu können. Bei der Dachneigung von 45° bei uns kommen zwischen den Masten 700 kg zusammen *). Entsprechend stabil muss auch die Plane sein. Und eine Sicherheitsreserve wäre auch nicht schlecht. Es könnte ja auch mal wieder ganz viel Schnee geben.


Nun, bis dahin ist hoffentlich noch ein wenig Zeit. Die brauchen wir auch, um das Gerüst aufzustellen. Schließlich müssen wir die Montage vermutlich immer wieder mal wegen Regen und anderer Arbeiten unterbrechen.

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*) Siehe Schneelastberechnung