21.10.14 Erfreuliche Erfahrung


























Es ist schön, nette Nachbarn zu haben. Dann kommt man gelegentlich auch zu einem Bild vom eigenen Schiff. 
Wir freuen uns über dieses geschenkte Bild. Zumal es das Ergebnis unseres letzten Projekts zeigt: Die Baumfock, mit der wir endlich einhand segeln können. Viele Segler traditioneller Schiffe kennen die Situation. In der Wende, besonders bei viel Wind, entwickeln die Fockschoten eine ungeahnte Kreativität, wenn es darum geht, sich irgendwo zu verhaken. Das bedeutet, immer muss jemand an den Mast, um den schlagenden Schoten auf den rechten Weg zu helfen. Das ist im besten Falle lästig, im schlimmsten Fall gefährlich. 
Also haben wir uns umgesehen und nach einer zweckmäßigen Lösung für das Problem gesucht. Sie sollte möglichst kostengünstig sein, nur minimale Änderungen am Schiff erfordern und die Segelfläche nur unwesentlich verringern. Außerdem sollte die normale Fock weiterhin benutzt werden können.
Wir sind nicht wirklich fündig geworden, denn was wir auch sahen oder im Internet lasen, erfüllte nicht unsere Erwartungen. Ganz nervös machten uns Berichte über üble Erfahrungen mit dem "wild um sich schlagenden Fockbaum". Also entschlossen uns zu einem Versuch.
Hier ein paar Bilder zum Ergebnis. Wie schon gesagt, eine rundum erfreuliche Erfahrung.

Der Fockbaum besteht aus gelaschten und versetzt ver-
leimten Konstruktionshölzern aus Fichte.
Der Fockbaum wird mit einer kleinen traditionellen Klau
auf der Spannschraube des Vorstags geführt. Ein kurzer
Stropp hält sie in der gewünschten Höhe.
Foto: foresail.tumblr.com













Erster Versuch mit einer gebrauchten Genua.
Sie wird anschließend auf ihre neuen Maße
zurecht geschneidert. Auf einer zwanzig Jahre
alten Haushalts-Nähmaschine.                               


Das Versuchssegel ist nun angepasst und kann zur
Probe gesegelt werden. Das Profil lässt sich mit einem
Unterliek-Strecker einstellen. Die Schoten am
Fockbaum laufen anfangs durch die vorhandenen
Schot-Leitösen an Deck.
Das haben wir später geändert.















Die Schoten werden durch Blöcke am vorderen Deckshaus
geführt. Die Kränze um den Bügel sorgen für Ruhe und schonen
die Blöcke. Der Block an der Nock des Fockbaums gleitet auf
einem Stropp. Dadurch wird verhindert, dass sich der Baum
dreht, wenn die Schot offen ist. In Ruhestellung wird der Baum
am Fockfall aufgehängt.










Obwohl das Unterliek der Baumfock kürzer ist als das der traditionellen, blieb die Segelfläche durch das längere Achterliek nahezu gleich.


Die Schot hat - ähnlich der Großschot - zwei Tampen. Auf einen von ihnen haben wir eine Kausch gesetzt und dadurch einen Strecker geschoren. So kann der Fockbaum sehr dicht gesetzt werden.
Durch den Unterliekstrecker lässt sich das Profil der Baumfock einstellen. Fällt der Wind raumer ein, steigt der Baum und das Segel bekommt mehr "Bauch".
Mittlerweile wurde das Versuchssegel durch einen Segelmacher nachgeschneidert.



Ein Tipp zum Schluss:
Beim Setzen muss der Unterliekstrecker komplett lose sein, sonst klemmen die Stagreiter. Beim Bergen muss die Schot so dicht wie möglich gesetzt werden, damit der Baum ruhig bleibt. Zugleich sollte das Segel unter Druck stehen, damit es nicht schlägt. Der Klüver wird bei uns zuletzt geborgen.