Gestern war die Welt noch in Ordnung. Nach der Apfelfahrt am Freitag und dem guten Start am Samstag sahen alle auf dem Bohlwerk dem Sonntag frohgemut entgegen, zumal die Wetterprognosen durchaus akzeptabel klangen. Er sollte der wärmste Tag der Woche werden. Nach einer anfangs dichten Bewölkung mit höchstens örtlichen Schauern sollte es nachmittags aufklaren. Örtliche Schauern? Das ist doch nichts, was einen Segler aufregt.
Um das Gute vorweg zu melden: Nachmittags klarte es tatsächlich auf. Kaum begannen die vom stundenlangen Starkregen entnervten Freiwilligen des Museumshafens die Stände abzubauen, hörte der Regen nahezu sofort auf und die tief hängenden Wolken verzogen sich zu einer Art Hochnebel. Und prompt erschienen die vielen Menschen, die sich den ganzen Tag lang nicht aus dem Haus getraut hatten. Aber da war der Apfelmarkt schon den Regenfluten gewichen. Die Kästen voller unverkaufter frischer Äpfel waren verstaut und die wunderbar saftigen Räucherfische, Bücklinge, Markrelen, Forellen und Aale lagen in ihren Transportboxen.
Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung.
Wer heute ohne Überlebensanzug auf dem Bohlwerk stand hatte keinen trockenen Faden mehr am Leib, so dicht und ausdauernd fiel der Regen. Und immer wenn keine Steigerung mehr möglich erschien, nahm der Regen noch weiter zu. Es war fast wie im Monsun. Anfangs tröstete man sich mit Galgenhumor. "Das Gute an dem Wetter ist doch, dass es nur noch besser werden kann". Aber die Hoffnung trog: Es wurde noch schlimmer. Da brachte
die Nachricht "in Husum ist es trocken" auch keinen rechten Trost. Auch von südlich des NOK wurde ein trockenes und für die Jahreszeit warmes Wetter gemeldet. Hier auf dem Bohlwerk in Flensburg schützte kein Marktstand vor dem Regen. Er tropfte durch die Planen, floss in breitem Schwall über die Traufkanten, spritzte vom Boden hoch und machte sogar die Unterseite der Tische nass. Nässe selbst dort, wo kein Regen hinfiel. Irgend jemand muss es sich heute mit Petrus gründlich verscherzt haben, so gnadenlos wurde der Apfelmarkt abgeduscht.
So kam, was keiner erwartet hatte. Was Samstag nicht verkauft wurde, ging heute auch nicht über die Theke. Einiges wird morgen den Läden der "Tafel" als Spende angeboten werden.
Es gibt aber auch Gutes zu berichten: Selbst in den dicksten Schauern kamen einige Familien mit Kindern zum Markt und gönnten sich geröstete Maronen. Manche Kinder pressten auch heute begeistert ihren Apfelsaft.
Schmalzbrote hingegen waren nicht gefragt und auch kein Räucherfisch. Den gab es abends für die enttäuschten Apfelmärktler im Vereinsheim Herrenstall. Zusammen mit leckeren Bratkartoffen war es ein deftiges und schmackhaftes Essen. Da war die Stimmung schon wieder besser. Ein guter Schluss ziert alles, sagt man. Wir sagen heute: Stimmt.
Dieses Tagebuch wird für Liebhaber und Freunde traditioneller Segelschiffe geschrieben. Es gibt ausschließlich persönliche Eindrücke und Gedanken wieder. Daher ist es unvollständig und subjektiv. Für Irrtümer bitte ich um Nachsicht. Vielleicht findet ihr Zeit, einen Kommentar an die Mailanschrift in "Impressum/Kontakt" zu schreiben. Dafür schon im voraus herzlichen Dank! Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.
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