18.10.14 Samstag der Apfelfahrt

Knapp eintausend Kilogramm Äpfel brachten die Boote und Schiffe des Museumshafens gestern aus Glücksburg und Kollund nach Flensburg. Heute sollten sie auf dem traditionellen Apfelmarkt an die Besucher gebracht werden. Gravensteiner, Ingrid Marie, Holsteiner Cox, Boskop, kurz alles, was Apfel heißt und in der Gegend wächst, ist am Bohlwerk zu haben. Dort gibt es das fruchtige Obst gleich aus der Kiste. Nachschub kommt von Bord. Auf die Frage "Wie läuft's denn?" kommt die fröhliche Antwort "Ach - eigentlich ganz gut". Wie's scheint, bleibt jedem, der heute nicht zum Hafen kommen konnte, die Chance auch morgen noch Äpfel zu ergattern.
Aber ernsthaft, wer kommt zum Bohlwerk, nur um Äpfel zu kaufen? An verschiedenen Ständen gibt es auch etwas für den kleinen Appetit zwischendurch. Apfelfahrt-typisch auf die etwas andere Art angeboten: Bratwurst vom Polarforscher Arved Fuchs und dem Expeditionsmaler Rainer Ullrich persönlich gegrillt, Schmalzbrote mit Apfelscheiben garniert (köstlich!), Apfelpfannkuchen und dann natürlich auch Getränke. Apfelsaft und was zum Aufwärmen. Auch der Maronimann hat seine Fan-Gemeinde. Viele lassen sich gerne mit ihm fotografieren während sie sich die gerösteten Maroni schmecken lassen.
Am Hafen, der einst von Fischerbooten wimmelte, wird natürlich auch Fisch angeboten, aus der Fischhütte für die Ungeduldigen, vom Stand der FULVIA, falls man den Genuss bis zu Hause aufschieben möchte.
Viele Familien mit Kindern sind gekommen. Mit den Kleinsten auf dem Arm und die größeren an der Hand. Die Apfelsafterei unter dem Historischen Krahn ist dicht umlagert. Kleine, kleinere und nicht mehr ganz kleine Kinder schreddern die Äpfel, schaufeln die Stücke in die Presse und fangen den wirklich unvergleichlich frischen Saft auf. Der wird gleich getrunken. Garantiert ohne Konservierungsstoffe. Mehr Natur geht nicht. Kinder, die kaum laufen können, wollen auch mal Saft machen. Die größeren zeigen ihnen, wie's geht und helfen, wo die Kraft noch nicht reicht. Sie haben vor ein paar Jahren selber so angefangen.
Wie es beim Saften um die Kraft geht, geht's bei den Lüttfischern um Geschicklichkeit. Nur wenige können mit einem leichten Ruderprahm auf Anhieb einen Apfel pflücken. Doch jeder kann es versuchen, bis es klappt. Zur Not mit dezenter Hilfe. Wir haben ja alle mal klein angefangen. Auf der anderen Seite des Stegs kann man sich kunstvoll bemalte Holz-Fische angeln. Wer einen erwischt, kann ihn behalten.
Vom anderen Ende des Bohlwerks kommen Kinder mit bemalten Gesichtern. Sie sind Tiger und Hexen, Cowboys und Prinzessinen. Großes Hallo beim Fotografen. Vor meterhohen Brechern auf schrägem Deck mit großem Steuerstand als beinharter Salzbuckel, so soll es das Foto zeigen. Der Fotograf zählt eins! zwei! Bei drei! kommt ein ganzer Eimer Hafenwasser angeflogen. Das macht zumindest den Zuschauern großes Vergnügen. 
Wir genießen die familiäre Stimmung auf dem Bohlwerk. Man kennt sich, zumindest vom Sehen. Auch Fremde nehmen sich Zeit für ein paar Worte. Betriebsame Ruhe, kein Lautsprecher plärrt, wer spricht, wird gehört. In Kollund, wo wir gestern waren, nennt man so etwas "hyggelig". Das ist eben die Apfelfahrt. Und so verbindet sie über die Grenze hinweg.

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