Der große Raum, in dem früher die Zollwaren gelagert wurden und in dem zuletzt Gegenstände aus der Rum-Geschichte der Stadt zu besichtigen waren, ist jetzt Teil einer umfassenden Präsentation auf hohem Stand der Kommunikations- und Filmtechnik. Jede halbe Stunde beginnt eine Video-Präsentation entlang 275 Jahren Geschichte der Familie Dethleffsen, einer der ältesten Kaufmannsfamilien Flensburgs. Sie ist sehr authentisch, weil sie materiell und ideell von eben dieser Familie unterstützt wurde. Dabei widersteht sie dankenswerterweise der Versuchung einer schlichten Selbstdarstellung. Der Inhalt zeigt aber nicht nur den geschichtlichen Ablauf. Weil er auch auf menschliche Schicksale eingeht, wird die Vergangenheit auch für uns Menschen heute nachfühlbar. Ein Sohn der Familie wurde im Jahr 1703 im Mittelmeer von Piraten in die Sklaverei verkauft und die Mutter bekommt lange keine Nachricht von ihm, bis ihr ein Kaufmann das Gesangbuch des Vermissten als Lebenszeichen überbringt. Nun weiss sie, dass er lebt und wo. Schließlich kann sie ihn von seiner Sklavenherrin freikaufen. Das Gesangbuch ist jetzt eines der Exponate der Ausstellung.
Blick in den neu gestalteten Rum-Keller |
Das Konzept für den Erlebnisraum im Keller stammt von von Forward Filmproduktion. Die zugrunde liegenden Informationen hat die Volkskundlerin Julia Schramm zusammengetragen.
Neu ist auch, dass die Vorführung im Keller mit dem Rum-Museum für jedermann frei zugänglich ist. Für den Besuch des übrigen Museums wird weiterhin das übliche Eintrittsgeld fällig.
Das Begleit- und Arbeitsheft zur Ausstellung |
Zum Abschluss der heutigen Pressekonferenz überreichte Herr Hans A. Dethleffsen eine Münzwaage aus dem 18. Jahrhundert als Leihgabe an das Schifffahrtsmuseum. In unserer Zeit mit der (nahezu europaweit) einheitlichen Währung Euro kann man es sich kaum noch vorstellen: Schleswig-Holstein prägte eigene Münzen. Wer Münzgeld aus anderen Staaten in Zahlung nahm, musste sich vergewissern, dass er keinem Betrüger aufsaß. Dazu diente dieses für Kaufleute unverzichtbare Gerät. Es sei - so sagte er bei der Übergabe - zugleich auch ein Sinnbild für das kaufmännische Prinzip des "Wägens und Wagens", mit dem seine Familie ihre lange Kaufmannsgeschichte erfolgreich überdauert hat. Geholfen hat dabei vielleicht auch ein Wunsch, der die Jahrhunderte in der Familie überdauerte: "Gott gebe uns Geduld und vergnügte Herzen".
Interessant in dem Zusammenhang ist auch ein Vortrag, den Herr Hans A. Dethleffsen im letzten Jahr Anfang Dezember im Franziskanerkloster über ein Thema seiner Familiengeschichte hielt.