16.06.14 Maritimes Erbe (4)

LANDRATH KÜSTER und ALEXANDER von HUMBOLDT II
Heute Mittag legte der alte Finkenwärder Hochseekutter LANDRATH KÜSTER
im Historischen Hafen  an, nur wenige Meter entfernt von der ALEXANDER von HUMBOLDT II. Welcher Kontrast! Auf der einen Seite die große Dreimastbark aus Stahl von 2011, nach modernsten Gesichtspunkten als Trainingsschiff entworfen und gebaut, ein typisches Schiff für die weltweite Fahrt auf den Ozeanen. Sie bietet die Anmutung ihrer historischen Vorlagen. Frachträume hat es auf ihr nie gegeben, sie ist für den Transport von Trainees, also Menschen konzipiert. Schon ihre Vorgängerin aus dem Jahr 1906 wurde für diesen Zweck eingesetzt. Diese war zuvor ein Feuerschiff, wurde aber Mitte der 1980er Jahre zum Segelschiff umgebaut.
Auf der anderen Seite der weitgehend original restaurierte Hochsee-Ewer von 1889, LANDRATH KÜSTER mit der ehemaligen Fischereinummer HF231. Aus Holz gebaut, könnte er im Grundsatz heute noch zum Fischfang eingesetzt werden. Sein Rumpf birgt sogar noch eine Bünn, in der früher der Fisch lebend transportiert wurde, als auf Fischereifahrzeuge noch keine Kühlanlagen installiert waren. Ein typisches Schiff für die Fischerei in den europäischen Nordmeeren.
Beide Schiffe sollen das maritime Erbe bewahren. Beide, indem sie das seemännische Handwerk lebendig erhalten, wie es auf Segelschiffen früher gelernt und ausgeführt wurde. Will man jedoch auf dem einen Schiff etwas über Frachtsegelei oder Feuerschiffswesen und auf dem anderen über Fischerei unter Segeln erfahren, könnte man genau so gut ein Buch oder ein Video ansehen. Denn was es heißt, von einem Segelschiff aus Fisch zu fangen, darf nicht einmal zu Lehrzwecken demonstriert werden. Das könnte der Fischbrut schaden, ist die Auskunft der Behörden.
Das ist bei den unabsehbaren Folgen genehmigter Bautätigkeit von Windparks auf See, Schießübungen, Verklappungen, Überfischung und anderen Eingriffen in das biologische Gleichgewicht eine durchaus weise und nachvollziehbare Entscheidung.