Heute eröffnet das Flensburger Tageblatt den Lokalteil mit einer Mitteilung aus dem Museumshafen: "Kampf um die Flensburger Haifisch-Bar". Das klingt, als wäre ein zentrales Stück Flensburger Identität gefährdet, vergleichbar der (erfundenen) Nachricht "Pariser Eiffelturm soll abgerissen werden". Und das Wort "Kampf" wird bekanntlich seit Jahrzehnten benutzt, wenn vermeintlich übergeordnete Interessen mit Gewalt durchgesetzt werden.
Darum geht es bei der Haifischbar mitnichten. Es handelt sich hier um ein paar Schilfhütten mit beachclubverdächtigem Mobiliar, das anlässlich der sogenannten Traditionswochen auf dem Bohlwerk die üblichen Verdächtigen mit karibisch klingenden Alkoholika versorgt. Um so unverständlicher, dass der Schreiber des Artikels solcher Sprachbilder bedient. Schließlich ist die Förderung der ohnehin grassierenden öffentlichen Trinkerei kein übergeordnetes Anliegen. Aber wenn es nach dem Geschäftsführer des Museumshafens geht, sieht das wohl nicht jeder so. „Die Bar stört niemanden, macht keine Probleme und ist ein
Anziehungspunkt für Touristen, Einheimische und Anlieger.“ zitiert ihn die Zeitung. Deshalb habe
er dem Antrag auf Verlängerung der Bar-Genehmigung beim städtischen Ordnungsamt ein Begleitschreiben
hinzugefügt, in dem er mitteilt, dass er als Vermieter der Fläche eine
verlängerte Frist der behördlichen Genehmigung begrüßen würde.
Dass die Bar niemanden stört, kann ja nur heißen, dass sich nur ein "Niemand" von der Bar gestört fühlen kann. Das sind dann wohl die Eigner der Schiffe im Museumshafen, die schon seit Längerem den täglichen Suff auf dem Bohlwerk kritisieren. Sie sehen das öffentliche Ansehen des Vereins gefährdet und damit auch ihr eigenes. Seit schon am Morgen die Korken knallen und "Plop, Plop", die gängige Geräuschkulisse in diesem "Kernstück maritimer Kultur" wurde, ist der Liegeplatz im Museumshafen keine seriöse Adresse mehr.
Flensburg war in diesem Jahr zusammen mit Apenrade Gastgeber der EMH (European Maritime Heritage). Dort wurden Konzepte und Beispiele aus ganz Europa für die Bewahrung des maritimen Erbes vorgestellt. Der Flensburger Museumshafen wurde von allen Rednern als wichtige Keimzelle dieser Bemühungen gerühmt. Sollte er jetzt tatsächlich sein öffentliches Ansehen gegen eine Standmiete eintauschen, erweist er dem Kampf vieler für den Erhalt unseres kulturellen Gedächtnisses einen Bärendienst.
Dieses Tagebuch wird für Liebhaber und Freunde traditioneller Segelschiffe geschrieben. Es gibt ausschließlich persönliche Eindrücke und Gedanken wieder. Daher ist es unvollständig und subjektiv. Für Irrtümer bitte ich um Nachsicht. Vielleicht findet ihr Zeit, einen Kommentar an die Mailanschrift in "Impressum/Kontakt" zu schreiben. Dafür schon im voraus herzlichen Dank! Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.
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