24.10.12 Ein weites Feld


OLINE und WIEBKE BOHLEN 2001
Die Kvase ist in die Jahre gekommen. Mehr als einhundertdreissig sind es jetzt. Früher hat sie Fisch transportiert. Dafür wurde sie gebaut. Mit scharfen Linien für schnelle Reisen mit der lebenden Fracht in der Bünn. Im Jahr 1968, als viele der heutigen Traditionsschiffer das machten was man in dem mittlerweile zum Etikett einer gesamten Generation gewordenen Jahr gemacht zu haben vorgibt, wurde sie außer Dienst gestellt. Seitdem ist sie ehemaliges segelndes Berufsfahrzeug. Ihr damals neuer und jetzt vorletzter Eigner hat viel investiert, um das Schiff seetüchtig zu erhalten. Nach mehr als vierzig Jahren, das Schiff muss längst zu einem Teil seines Lebens geworden sein, konnte er es nicht länger in Stand halten. Nach vielen vergeblichen Versuchen einen Käufer zu finden, kam schließlich einer, der es nahm.
Vor einem Jahr brachte er es auf die Museumswerft, um die Ruderanlage zu reparieren. Das gelang mehr schlecht als recht in Eigenarbeit. Danach lag das Schiff am Bohlwerk, die Besatzung ließ es sich gut gehen, der Getränkeumsatz der Fischhütte stieg. Im März reiste der neue Eigner ab, um sie nach Holland zu überführen. Seine Abreise führte zu Diskussionen im Museumshafen, ob es nicht sinnvoll sei, künftig von Gästen das Liegegeld im voraus zu kassieren. Schließlich erbarmte sich eine Verwandte und bezahlte die offene Rechnung.
LINA 2012
Doch auch über dem weiteren Weg des alten Seglers leuchtete kein guter Stern. Sie strandete in kurzer Zeit gleich zwei mal, einmal wegen Ruderbruch und lag schließlich einige Zeit in der Werft in Rudköbing auf Langeland. In der selben Zeit wurde LINA (ex FIDDLERS GREEN) dort fachgerecht restauriert. Nun ist die alte Kvase wieder in Flensburg. Sie liegt am Ponton der Museumswerft.
Ebenfalls im Museumshafen, unter dem "Historischen Krahn", liegt derzeit LINA. Sie war einmal ein Haikutter also auch ein ehemaliges segelndes Berufsfahrzeug. Auch sie wollte in den Museumshafen, durfte aber nicht, weil das Rigg nicht dem Original entspricht. Vergleicht man die beiden Schiffe, ihre Eigner und ihre Aufnahme im Museumshafen, könnte man zum Thema "Vorstandsentscheidungen" mit  Kempowski sagen "Das ist ein weites Feld". Ein Feld, auf dem die Furchen kreuz und quer laufen. Was, außer Unkraut, soll da bloß wachsen?