21.06.14 Maritimes Erbe (5)


Heute Kunsthandwerk - einst Freizeitbeschäftigung von Seeleuten
Maritimes Erbe wird auch in kleinen Dingen sichtbar. Einige sind unscheinbar und zeugen dennoch von einer Kultur, die, als Ganzes zerbrochen, sich noch in ihren Splittern spiegelt. Ein Beispiel dafür ist heute an einem der Gebäude der Museumswerft zu sehen. Es ist eine Arbeit in der Art von Makramee, die eine Qualle mit ihren Schleierfäden darstellt. Sie hängt am Fallrohr der Regenrinne einer der Hütten auf dem Gelände der Museumswerft. Um den haltenden Leinen auf der schräg aufwärts laufenden Blechröhre sicheren Halt zu geben, ist ein Holzkeil untergeschoben. Diese Art der Befestigung haben früher schon Seeleute und Hafenarbeiter gewählt, wenn Ladung sicher befestigt werden musste, oder aber wenn im Rigg Takel behelfsweise angeschlagen werden sollten.
Seeleute verbrachten ihre Zeit weniger mit Shantysingen, als man heute annehmen könnte, wenn man die Hafenfeste besucht. Als Handwerker waren sie sehr geschickt, gab es doch ständig etwas zu reparieren oder neu anzufertigen. Während ihr Arbeitstag mit vorgegebenen Aufgaben angefüllt war, genossen sie in ihren freien Stunden, selbst gewählte Aufgaben zu erledigen. So entstanden Schiffsmodelle, Pullover oder auch kunstvolle Schmuck- und Zierstücke. Ja, auch Pullover. Seeleute konnten sehr gut stricken. Auch mit Makramee, in mehr oder weniger kunstvoller Ausführung, verbrachten die Teerjacken ihre Freizeit. Fernsehen, Internet, Radio gab es nicht an Bord und immer miteinander reden ging auch nicht. Außerdem konnte man das Ergebnis auch gerne als Geschenk nach Hause mitbringen. Der Fantasie war keine Grenze gesetzt. So entstanden Schlüsselanhänger, Bilderrahmen, Tischdecken, Mützen oder aber auch Tiere und andere Figuren. Als Kunsthandwerk oder als Freizeitbeschäftigung hat sich diese Liebhaberei - heute sagt man Hobby - bis auf unsere Tage erhalten.