13.07.19 PRINZ HEINRICH aus der Nähe

Lange Zeit war die Gunst der Besucher des Dampf Rundum fest verteilt. Der eine schätzte ALEXANDRA, die andere SCHAARHÖRN. Egal ob sie oder BUSSARD, SKJELSKØR, STETTIN, WAL, oder WOLTMAN, alle hatten ihre eingeschworenen Liebhaberinnen und Liebhaber. In diesem Jahr ist mit dem Paket- und Personendampfer PRINZ HEINRICH ein neuer Kandidat erschienen. Wir haben uns an Bord umgesehen.


PRINZ HEINRICH
Homepage
Salon 1ster Klasse
Kurbelwelle der Backbordmaschine. Rechts ein Pleuel .
Der rote Kasten enthält Schmieröl für das Lager darunter.
Der erste Eindruck: Einfach aber très chic. Das liegt sicherlich auch an dem weißen Anstrich, er gibt dem Schiff mit der elegant geschwungenem Silhouette, verstärkt durch das lange Vorschiff und den niedrigen Decksaufbauten, jenen Stil, den man sonst nur bei klassischen Yachten findet. Wer da einst an Bord ging hat sich bestimmt schon ein bisschen besonders gefühlt. Dabei ist der Salon auf dem Hauptdeck - einst nur für die Passagiere erster Klasse - durchaus schlicht, aber auch zweckmäßig gestaltet. Wir erfahren, dass die Passage erster Klasse immer einschließlich Verpflegung angeboten wurde. Nicht ganz einfach für das "Personal", habe man doch alles auch bei Seegang aus der Kombüse einzeln heranschleppen müssen. Im übrigen fanden sich auf der Meyerwerft in Papenburg, von der das Schiff stammt, originale Unterlagen für die Restauration und Teile der Inneneinrichtung wurden dort auch im Rahmen einer Sponsorenaktion nachgebaut.  
Da müssen hin: Zur Kommandozentrale auf der Brücke

Auch wenn es es wichtig ist, der Wirkung von Stil und Design nachzuspüren - den Maschinenraum zu sehen ist absolutes Muss. Uns zieht es also unter Deck zu "den Maschinen". Es sind zwei, weil PRINZ HEINRICH ein Doppelschraubendampfer ist. Jede dieser beiden leistet etwa 100 PS, erfahren wir. Genaueres weiss man nicht. Als PRINZ HEINRICH im Jahr 2003 von Leeraner Enthusiasten vor dem verschrotten bewahrt wurde, hatten seine Dampfmaschinen schon längst Motoren weichen müssen. Glücklicherweise konnten in Schottland zwei dem Original bauähnliche Dampfmaschinen aufgetrieben werden werden und der passende Kessel war auch noch dabei. Ein Unterschied zum Original blieb dennnoch bestehen: Die Kessel werden jetzt nicht mehr mit Kohle, sondern mit Dieselöl befeuert. 
Nach dem Blick in Passagierbereich und in den Maschinenraum führt der Weg zur dritten Zentrale an Bord: Das Steuerhaus auf der Brücke. 

PRINZ HEINRICH ist als dampfgetriebenes Doppelschrauben Post- und Passagierschiff die letzte ihrer Art. Sie wurde im Jahr 2013 als nationales Kulturdenkmal anerkannt.

Alles in Allem ein sehr informativer Besuch an Bord. Aber besonderen Eindruck hat auch die sehr gastfreundliche ehrenamtliche Crew bei uns hinterlassen. Für Ihre Geduld und Bereitschaft es uns angenehm zu machen an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank.

Später erfahren wir im Internet noch interessante Details zur Geschichte des Schiffes PRINZ HEINRICH:
"Sie verkehrte in erster Linie zwischen Emden und Borkum und fuhr in beiden Weltkriegen als Versorger. 1953 in HESSEN umbenannt, wurde das Schiff 1958 von der Reeederei AG-Ems zum Motorschiff umgebaut. 1970 wurde es außer Dienst gestellt und als Museumsschiff „MISSISSIPPI“ für eine Überseeausstellung an die Trave nach Lübeck verkauft. Im Jahr 2002 wurde die Ausstellung in den „Teepott“ nach Warnemünde verkauft, das Schiff blieb in einem bedauernswerten Zustand im Rostocker Hafen zurück. Im Sommer 2003 kaufte der neu gegründete Verein „Traditionsschiff Prinz Heinrich“ e.V. ehemaliger Ems Borkum Dampfer von 1909" den alten Dampfer von einem Rostocker Geschäftsmann und schleppte ihn bei herrlichem Sonnenschein über Ost- und Nordsee, an Borkum vorbei durch den Dollart und über die Ems zurück nach Hause in seine ostfriesische Heimat nach Leer.Vom Verein sind große Anstrengungen unternommen worden, den hohen historischen Wert, die Schönheit, die besondere Bedeutung des Historischen Dampfers für unsere Heimatstadt Leer, für die Menschen und das Land an Ems und Dollart, gerade in der heutigen Zeit der Containerschiffe deutlich zu machen."