17.08.18 FEUERLAND im Schifffahrtsmuseum

In der Ausstellung im Schiffahrtsmuseum über das Expeditionsschiff FEUERLAND von Günther Plüschow steht das eigentliche Objekt auf der anderen Straßenseite. Dennoch lohnt der Besuch.

FEUERLAND als Modell von Adi Born
Bild aus der Bauzeit der FEUERLAND  
Nach der Rückkehr von seiner letzten Antarktis-Expedition machte uns Arved Fuchs auf ein Schiff aufmerksam das, wie seine DAGMAR AAEN noch in diesen Tagen, Polarregionen bereiste die vor nur 90 Jahren nicht einmal vollständig kartografiert waren. Als die Eiskappen der hohen Breitengrade noch nicht schmolzen, keine Kreuzfahrtschiffe Touristenströme in die Antarktis karrten und es kein Plastik gab, das heute die einst unberührten Gewässer zu Müllkippen der Zivilation herabgewürdigt. 
Diese Spanne der Veränderungen von einst zu jetzt, hat dieses Schiff  überdauert. Wenn wir bereit sind seinem Kielwasser zu folgen, können wir Zusammenhänge in Entwicklungen sehen, die nur scheinbar so weit von einander entfernt sind wie der 54ste Breitengrad Süd, auf dem Ushuaia liegt und der 54ste Breitengard Nord, Koordinate Flensburgs. 
Das Wasserflugzeug als Modell, eine Heinkel HD 24W
mit der Kennung D-1313, der Glückszahl Plüschows


FEUERLAND als Versorgungsbasis
Dieses Schiff heißt FEUERLAND. Es ist nach den Worten von Carola Buchner vom Verein FEUERLAND e.V. von einem ganz besonderen Zauber umgeben, der Menschen berührt und zusammenbringt. Wie anders wäre es zu verstehen, dass Repräsentanten der noch heftig verfeindeten Länder Argentinien und Großbritannien miteinander die Ankunft des Schiffes in Hamburg feierten? 

Aber wir greifen vor, also eines nach dem anderen. 
FEUERLAND als Viehtransporter
Das Segelschiff aus dem Jahr 1927, oder besser gesagt das, was von dem einst see- und eistüchtigen Expeditionsschiff des seinerzeit sehr bekannten Flugpioniers und Expeditionsfliegers erhalten blieb, liegt seit Anfang Mai auf dem Gelände der Museumswerft. Grau verwittert zeigt der imposante Bau die ersten Spuren der beginnenden Restauration, die aus ihm ein vorzeigbares Traditionsschiff machen soll. Schließlich steht die FEUERLAND auf der Liste der beweglichen Denkmäler des Landes Schleswig-Holstein. 
Und tatsächlich muss es einen Zauber geben ohne den das Schiff seine sieben Lebensstufen nicht überlebt hätte. Es hat so ziemlich alles überstanden, womit das letzte Jahrhundert einem Hochseekutter begegen konnte. 
Das beginnt schon mit seiner Vorgeschichte, als der Marineoffizier und -FliegerGünther Plüschow mit seinem Flugzeug und wichtigen Dokumenten aus Tsingtao fliehen konnte, als die von China auf 99 Jahre gepachtete Kolonie Kiautschou des deutschen Kaiserreichs von Japan und seinen verbündeten Engländern eingenommen wurde. Seine spektakuläre Flucht machte ihn damals außerordentlich populär. Wo immer der "Flieger von Tsingtao" auftrat, waren ihm volle Zuhörersäle sicher, seine Bücher und Aufsätze verkauften sich blendend. Der mittlerweile aus dem Militärdienst ausgeschiedener Pilot baute darauf eine neue Zukunft und zwar als Expeditionsflieger. 


Aus der Luft konnten die letzten nicht vermessenen und dokumentierten Gebiete der Erde erforscht werden. Eines dieser Gebiete war Feuerland, die Südspitze des amerikanischen Kontinents. Nach jahrelanger Vorbereitung, und Planung ließ er sich 1927 in Büsum ein geeignetes Schiff bauen. Ähnlich wie die DAGMAR AAEN, die zur Zeit auf einer weiteren Reise in Polarregionen unterwegs ist, war das Schiff von Günther Plüschow im wesentlichen ein Fischkutter der Nordsee, besonders stark gebaut, wie jene auch. Er nannte es FEUERLAND, nach dem Ziel seiner Expeditionen. Das Schiff war schwimmende Basis und Versorgungsstation für das Wasserflugzeug, mit dem die eigentlichen Expeditionen unternommen wurden. Nur sehr wenige Schiffen dieser geringen Größe (16,20 Meter Länge) wagten damals die und lange gefährliche Reise. An seinem Bestimmungsort Feuerland sollte das Schiff als Basis für die Erkundungsflüge ins Niemandsland zwischen Argentinien und Chile eingesetzt werden. "Als Tender, Reparaturwerkstatt, Treibstofftransporter, Dunkelkammer zur Entwicklung des Filmmaterials und schwimmende „Schutzhütte“ gegen die eisigen Stürme trug die „Holzpantine“, wie Plüschow sie liebevoll nannte, dazu bei, die Expeditionen zum Erfolg zu führen." (aus: Feuerland, ein Büsumer Fischkutter entdeckt die Welt).
Die erste Reise mit der FEUERLAND konnte erfolgreich beendet werden, Von ihr gibt es beeindruckende Fotografien, die Meteorologen heute noch als Referenz für die Klimaentwicklung nutzen. In seinem Buch "Silberkondor über Feuerland" veröffentlichte er seine Eindrücke von dieser Reise. Noch vor Ende seiner zweiten Expedition im Jahr 1929 musste der Amateurforscher und Abenteurer sein Schiff jedoch verkaufen. Die Expedition kostete Günther Plüschow und seinen Mechaniker Ernst Dreblow auch das Leben. Vom letzten Flug kehrten sie nicht mehr zurück.

Für die FEUERLAND begann das zweite ihrer sieben Leben, von der die
FEUERLAND auf dem Weg zurück nach Hamburg
Ausstellung im Schifffahrtsmuseum  berichtet. Sie verliefen ganz anders als die ersten vier Jahre. Und sie bekam auch einen neuen Namen: PENELOPE. Den sollte sie bis zu Beginn des zweiten Jahrtausends behalten, als ihr letzter Eigner, Bernd Bucher sie entdeckte und ihre Bedeutung für die deutsche Schifffahrtsgeschichte erkannte. Er gab ihr ihren urspünglichen Namen "FEUERLAND" zurück. Die meisten Jahre dazwischen diente das Schiff profanen Aufgaben, und unterscheidet sich dadurch nicht von vielen alten Schiffen aus der selben Zeit, die irgendwann als Steinfischer oder Wohnschiff benutzt wurden. Dennoch wurde PENELOPE-FEUERLAND auch Zeitzeuge der Weltgeschichte im zweiten Weltkrieg, den sie wegen fehlender Ersatzteile als Auflieger noch ruhig verbrachte und ganz heiß während des Falklandkrieges, als Argentinien die britischen Falklandinseln gewaltsam besetzte und Großbritannien sich die Inselgruppe genau so gewaltsam zurück holten. PENELOPE überstand den Beschuss durch eine Fregatte und auch durch einen Harriett-Düsenjäger. 


Jetzt kümmert sich ein  Unterstützerverein um die Zukunft des geschichtsträchtigen Schiffes. Er hat sich die Museumswerft in Flensburg als idealen Ort für die Restauration gewählt und wirbt derzeit Sponsoren ein, die das Projekt finanzieren wollen. Die Ausstellung zur Geschichte dieses Schiffes im Schifffahrtsmuseum ist Teil dieser Bemühung.

Die Ausstellung hat uns sehr angesprochen, die ausgewählten Unterlagen, Bilder, Konstruktionszeichnungen und Texte zeichnen ein interessantes Bild aus den acht Jahrzehnten Schifffahrtsgeschichte, die ja eben auch eine Geschichte der "kleinen" Einheiten ist, die mit ihren Besatzungen Großes geleistet haben.

Die Ausstellung wird am Sonntag, dem 19. August 2018 um 11.30 Uhr eröffnet und endet am 03. März 2019

Das Grußwort der Eröffnung wird Dr. Michael Paarmann, Landeskonservator, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein sprechen und das musikalische Rahmenprogramm gestaltet NORMA, Sängerin und Liedermacherin aus Nordfriesland.