30.04.17 Letztes Segeln im April

Der April brachte mehr Regentage als je. Das freute Gärtner, Segler wie uns aber weniger. Zumal es meist lausig kalt war. Wir rechnen uns, wer hätte es erraten? zu den Hedonisten unter den Wassersportlern. Doch auch dieser April hatte attraktive Seiten, weil wir unter anderem gerne dramatische Wolken sehen.

Bald danach fielen Regen- und Graupelschauer.
Foto: W.Kühn


Heute war der von den Wetterpropheten seit einer Woche angekündigte wärmste Tag des Monats. Klar, ein wärmerer Tag konnte in diesem April nicht mehr kommen, schließlich hat er nur dreißig Tage. Aber "Wärme" weckt doch andere Erwartungen, als an die Gelegenheit einen dicken Pullover unter einer gefütterten Segeljacke zu tragen und Handschuhen an den Händen. Aber immerhin, die Sonne schien und es ging mal wieder raus aus dem Hafen. Die Wetterfrösche mögen zwar bei den Temperatur zu hohe Erwartungen geweckt haben, die Windvorhersage war richtig. Und so haben wir uns auf Böen um sieben vorbereitet, zumal wir uns nach einer Operation noch ein wenig schonen müssen.

Manchem mag es merkwürdig erscheinen, wenn ein stäbiges Segelboot unter kleiner Besegelung (Fock und Groß) bei schwachem Wind im Hafen lossegelt. Aber "draußen", hinter der Ecke von Fahrensodde, kamen die ersten Starkwindböen und brachten unser "altes Mädchen" auf Trab. Leider war der Wind sehr unstet. Das mögen schwere Boote wie unseres nicht so gerne. Nimmt der Wind in der Böe schnell zu, braucht es mehr Zeit bis es die zusätzliche Kraft in Geschwindigkeit verwandelt als bei einem leichten Boot. Aber hielt der Wind durch, waren wir mit der Segelführung recht zufrieden. Am Ende hatten wir sechseinhalb Koten auf dem GPS.
Wir waren nicht alleine auf dem Wasser. Auch die meisten modernen Jachten kannten die Vorhersage, segelten mit teils gereffter Fock. Nur zwei drei Regattayachten mit fünfzehn Mann auf der hohen Kante fuhren Vollzeug mit 45 Grad Lage. Sie waren schneller als wir (kein Wunder), aber mehr Höhe machten sie mit ihrer Segelführung auch nicht. Das fanden wir recht erfreulich.




Das ständige Stop and Go der Böen zusammen mit der noch recht frischen Temperatur riet uns nach einer Weile den Heimweg anzutreten. Kaum hatten wir gewendet und damit den Kurs hoch am Wind gegen halben Wind getauscht, war unser Segelvergnügen vollends ungetrübt. Hatten wir eben noch den Jackenkragen hochgeschlagen, fanden wir nun die Temperatur ganz passabel. Erzwangen zuvor lästige Böen mit ihren Winddrehern ständige Korrekturen, konnten wir uns jetzt in Ruhe unterhalten. Schießlich segelten wir auf dem selben Bug bis tief in den Hafen.
Westwind ist für das Anlegen im Museumshafen ideal, rückwärts fährt unser Boot gegen den Wind wie auf Schienen, auch bei niedriger Geschwindigkeit. Kommt der Wind seitlich, treibt es schnell zur Seite. Doch darauf können wir uns leicht einstellen. Kommt der Wind aber genau aus Ost, schralt er stets ein wenig und drückt den Bug mal in in die eine, mal in die andere Richtung. Heute konnten wir noch nicht einmal das Heck sauber in die Box steuern. Just in dem Augenblick, als wir eindrehen wollten nahm der Wind, das himmlische Kind, kräftig zu. Gewöhnt daran, dass die besten Seeleute immer an Land stehen und fachkundig urteilen, nahmen wir einen zweiten Anlauf und legten uns dafür eine Spring auf dem hinteren Poller bereit. Eine Minute danach lagen wir fest und sicher wieder an unserem Liegeplatz.
Alles in Allem: Ein schöner letzter Segeltag im April. Morgen beginnt der Mai. Mal sehen was er uns bringt.